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Full text of "Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden"

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der 


NaturwissensehaftlieheH-Gesellsehaft 


in  Dresden. 


Heransgegeben 

von  dem  Redactions  - Comitö. 


Jahrgang  1898. 


Mit  1 Tafel  und  32  Abbildungen  iui  Text. 


Dresden. 

In  Commission  der  K.  Sachs.  Hofbuchhandlung  H.  Burdach. 

1899.  , 

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Sitzungsberichte 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 

1898. 


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Sitzungsberichte 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 

1898. 

Exchange  Duplicate,  J.  O. 


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L Section  fflr  Zoologie. 


Erst«  Sitzung  am  13.  Januar  1898.  Vorsitzender;  Prof.  Dr.  H. 
Nit  sehe.  — Anwesend  27  Mitglieder. 

Lehrer  CI.  Vogel  spricht  über  Bastardirungsvorgänge  bei  Säuge- 
thieren. 

Director  A.  Schöpf  giebt  im  Anschluss  hieran  Mittheilungen  über 
KreuzungsTersuche  im  Dresdner  zoologischen  Garten  und 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  erwähnt  noch  die  angeblich  in  Südamerika 
häufigeren  und  von  den  Franzosen  „chahin''  gemannten  Kreuzungen  von 
Ziege  und  Schaf. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  spricht  ferner  über  Entwickelung  und 
Wechsel  der  Hörner  bei  der  amerikanischen  Gabelantilope 
{Anülocapra  americana)  und  berichtet  unter  Vorlage  mikroskopischer 
Präparate  über  seine  histologischen  Untersuchungen  ihrer  llornscheide. 


Zweite  Sitzung  am  3.  März  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  II. 
Nitsche.  — Anwesend  26  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  II.  Nitsche  widmet  dem  am  6.  Februar  1898  verstorbenen 
Ehrenraitgliede  der  Isis  Prof.  Dr.  It.  Leuckart  einen  Nachruf.  Die  Ver- 
sammlung ehrt  das  Andenken  des  berühmten  Verstorbenen  durch  Erheben 
von  den  Sitzen. 

Institutsdirector  Th.  Ileibisch  zeigt  und  bespricht  von  Dr.  Th.  Wolf 
gesammelte  und  von  dem  Redner  bearbeitete  Binnenconchy lieu  aus 
Ecuador. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  erläutert  die  Wandelungen,  welche  die 
Linne’sche  Systematik  der  Säugethiere  in  den  verschiedenen  Aus- 
gaben des  „Systema  naturae“  durchgeniacht  hat,  unter  V’orlegung  der 
wichtigeren  Ausgaben  dieses  Werkes  und  eines  in  seinem  Privatbesitz 
befindlichen  C'ollegienheftes  nach  den  Vorlesungen  Linne's  vom  Jahre  1748. 


Dritte  Sitzung  am  5.  Mai  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H.  Nitsche. 
— Anwesend  36  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  spricht  über  die  elektrischen  Fische,  und 
erläutert  seinen  Vortrag  durch  Spirituspräj).arate  und  eine  Tafel. 


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Dr.  J.  Thallwitz  gieht  im  Anschluss  Auskunft  über  die  von  ihm  in 
der  zoologischen  Station  zu  Neapel  beobachtete  Stärke  der  Schläge  des 
Zitterrochens. 

Institutsdirector  Th.  lieibisch  und  I’rof.  Dr.  U.  Kbert  stellen  einige 
in  der  „Zoologie“  von  C.  Haenitz,  Herlin  1880,  8",  beiindliche  Angaben 
über  Purpurschnecke  und  Bandwurm  richtig. 

Institutsdirector  Th.  lieibisch  berichtet  über  die  Einführung  von 
Helix  candicans  im  Pluuenschen  Grunde. 

Helix  (Xerophila)  cnndicane  Eiegl.,  welche  neuerdings  auf  einer  Höhe  neben  dem 
Plauenschen  Uninde  gesammelt  worden  ist,  gehört  ursprünglich  nicht  in  die  sächsische 
Fauna.  Weder  Ros-smaessler  noch  Andere  gedenken  ihrer  in  dieser  Beziehung.  Zur 
Kiklärung  dieses  neuen  Vorkommens  theilt  der  Vortragende  mit,  dass  er  vor  ungefähr 
fjO  Jahren  die  Bekanntschaft  eines  Herrn  Karl  Urust  gemacht  habe,  welcher  die  Koss- 
maessler'sche  Iconographie  eifrig  studirte  und  fieis.sig  darnach  sammelte.  Auf  den  vielen 
Sanimeltouren,  welche  derselbe  ausführte,  prägte  er  sich  auch  die  ßodenformen  und 
deren  Bestandtheile,  wo  seine  Lieblinge  vorkamen,  besonders  ein.  Einstmals,  beim  Be- 
suche des  „Weissen  Berges“  bei  IVag,  faml  er  eine  ähnliche  Bergform  wie  hier  am 
„Plauenschen  Grunde  ' und  fragte  sich  dabei:  Ob  wohl  die  Schnecken,  die  am  „Weissen 
Berge“  Vorkommen,  auch  am  „Plauenschen  Grunde“  leben  können?  Um  eine  bestimmte 
Antwort  auf  seine  Frage  zu  erhalten,  sammelte  er  eine  Menge  Schnecken,  die  er  für 
Helix  ericetorum  Müll,  hielt,  und  siedelte  die.selben  als  Colonisten  auf  der  genannten 
Höhe  an,  wo  sie  noch  heute  lustig  gedeihen. 


II.  Section  für  Botanik. 

Erste  Sitzung  am  20.  Januar  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  O. 
Drude.  — Anwesend  27  Mitglieder,  2 Gäste. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  trägt  vor  über  die  Milchsaft  röhren  der 
Euphorbien,  unter  Vorführung  eines  abgesclmittenen  Busches  aus  dem 
K.  Botanischen  Garten  und  zahlreicher  mikroskopischer  Präparate  von 
EuphoHna  piscatoria  Ait.,  die  letzteren  hergestellt  von  Herrn  11.  Pohle, 
Assistenten  um  botanisclien  Institut  der  K.  Technischen  Hochschule. 

Hieran  schliesst  derselbe  Mittlieilungen  über  den  gegenwärtigen 
Stand  der  Nomenclaturfrage,  insbesondere  über  die  sehr  massvoll 
gehaltene  Erklärung  der  Beamten  des  Berliner  botanischen  Gartens  und 
.Museums. 

Dr.  B.  Schorler  trägt  vor  über  den  Antheil  der  Pflanzen  an  der 
Selbstreinigung  der  Elüsse,  speciell  der  Elbe  bei  Dresden. 

Eine  ausführliche  Untersuchung  Uber  (Uesen  Gegeiistanrt  ist  zunächst  als  Gut- 
achten an  den  Stailtraüi  zu  Dresden  vom  Vortragenden  ergangen  und  wird  weiterhin 
verfolgt  werden.  Dieselbe  licliiidct  sich  auch  an  anderer  Stelle  in  Druck. 


Zweite  Sitzung  am  10.  März  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 
— Anwesend  44  .\litglieder,  2 Gäste. 

Dr.  R.  Walther,  Privatdocent  für  Chemie  an  der  K.  Technischen  Hoch- 
schule, bespricht  den  von  ihm  construirten  neuen  Desinfectionsapparat, 
welcher  geschlossene  Räume  mit  damjtfförinig  zerstäubtem  Eormaidehyd 
zu  erfüllen  bestimmt  ist,  und  theilt  die  von  Dr.  med.  A.  Schloss  manu 


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ausgefülirten  Controlen  über  die  energische  Wirkung  auf  die  lebens- 
fühigsteu  Bakterien  in  Kürze  mit. 

Assistent  R.  Pohle  hat  im  botanischen  Laboratorium  eine  mikro- 
skopische Demonstration  des  Heu-Bakteriums:  Bacillus  mhtilis,  mit 
intensiver  Geisselfärbung  veranstaltet  und  bespricht  das  hierbei  an- 
gewendete Tinctionsverfahren. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  hält,  anknüpfend  an  die  ausführlichen  Mit- 
tbeilungen von  Nobbe  in  der  November-Hauptversammlung  1896,  einen 
kurz  zusammenfassenden  Vortrag  über  die  jetzigen  Anschauungen,  welche 
der  stickstoffsaiumelnden  Thätigkeit  der  in  den  Legurainosen- 
Knöllchen  vegetirenden  Bodenbakterien  gelten,  besonders  über  die 
b’rage  nach  Symbiose  oder  parasitärer  Infection  mit  späterem  für  die 
Ernährung  günstigen  Erfolge. 

Vorgelegt  werden  Prof.  Dr.  Ä.  Fischer  s Vorlesungen  Uber  Bakterien. 


Dritte  Sitzung  am  12.  Mai  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 
— Anwesend  40  Mitglieder,  6 Gäste. 

Dr.  med.  J.  Gründler  hat  mit  20  aufgestellten  Mikroskopen,  unter 
welchen  die  doppelte  Anzahl  auserlesener  Präparate  seiner  selbst  ver- 
fertigten Sammlung  vorgeführt  wird,  einen  grossen  Demonstrationsvortrag 
über  Bacillariaceen  (Diatomeen)  vorbereitet. 

Der  Vortragende  erlSntcrt  das  für  die  Aufbewahrung  tmd  den  Einschluss  der 
Bacillariaceen  Übliche  Verfahren  und  die  Herstellung  der  sogen.  T}'penplattcn,  ver- 
anschaulicht ausserdem  den  Gegenstand  durch  zahlreiche  Tafelwerke  seiner  Privat- 
bibliüthek 

Assistent  R.  Pohle  hält  darauf  eine  zweite  mikroskopische  Demon- 
stration über  den  Beginn  der  Cambium-Thätigkeit  bei  Fopulus 
canadensis,  verfolgt  an  einem  dieser  Beobachtung  im  botanischen 
Garten  gewidmeten  Exemplare  im  April  und  der  ersten  Mai -Dekade 
dieses  Jahres. 

Vorgelegt  werden  von  Herrn  F.  Fritzsche  mehrere  Blüthen-Ab- 
normitäten,  besonders  die  Convaüaria  majalis  tl.  roseo  von  dem  Original- 
Standorte  in  der  Lössnitz,  sowne 

vom  Vorsitzenden  verschiedene  neuere  Werke:  Annals  of  R.  Garden, 
Calcutta;  F.  von  Müller:  Salsolaceous  plants;  Tschirch:  Anatomischer 
Atlas  u.  a.  m. 

III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Erste  Sitzung  am  3.  Februar  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 
Kalkowsky.  — Anwesend  41  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  bespricht  die  Zwillingsbildungen  des  Quarzes’ 
unter  Vorlegung  von  Zwillingen  mit  gekreuzten  Axensystemen  ans  Japan 
und  von  Doppelzwillingen  von  Amethyst  aus  Brasilien  nebst  Präparaten. 

Sodann  bespricht  er  ausführlich  das  Werk  von  Dr.  Alphons  Stübel: 
Die  Vulkanberge  von  Ecuador,  Berlin  1897,  4®. 


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Zweite  Sitzung  am  17.  März  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 
Kalküwsky.  — Anwesend  29  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  macht  zu  der  von  Herrn  W.  Put  sc  her  ausgestellten 
Edelsteinsuite  einige  allgemeine  Bemerkungen  über  den  Begriff  der 
Edelsteine  und  ihren  Werth. 

Dr.W.  Bergt  hält  seinen  angekündigten  Vortrag  über  die  Geologie 
der  Antillen. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  bespricht  die  zweite  Hälfte  der  von  Ober- 
lehrer Dr.  11.  Nessig  als  Prograinmschrift  des  Realgymnasiums  zu  Dresden- 
Neustadt  ausgearheiteten  „Geologischen  Excursionen  in  der  Umgegend 
von  Dresden“. 

Prof.  H.  Engelhardt  legt  vor  den  ersten  Theil  des  zweiten  Bandes 
der  Beschreibung  der  unter  der  Leitung  von  E.  von  Drygalski  1891 — 1893 
ausgeführten  Grönland-Expedition  und 

berichtet  über  seine  neuesten  Untersuchungen  von  Pflanzen  aus 
dem  Polirschiefer  von  SuHoditz  in  Böhmen. 

Dritte  Sitzuug  am  9.  Juni  1898.  Vorsitzender:  Privatdoceut  Dr.  W. 
Bergt.  — .\nwesend  32  Mitglieder  und  Gäste. 

Oberlehrer  Dr.  R.  Nessig  hält  einen  Vortrag  über  Studien  über 
den  Dresdner  Haidesand.  (Vergl.  Abhandlung  II.) 

Dr.  E.  Naumann  berichtet  über  Concretionen  im  Glacialmergel 
von  Sellhu  in  Norwegen  und  von  den  Imatrafällen  in  Finnland. 

Der  Vorsitzende  legt  vor  die  neueste  Arbeit  von  Geh.  Rath  Prof. 
Dr.  11.  B.  Geinitz:  Die  Calamarien  der  Steinkohlenformation  und  des 
Rothliegenden  im  Dresdner  K.  Mineralogisch-geologischen  Museum,  Leipzig 
1898,  4",  und 

macht  im  Anschluss  daran  einige  allgemeine  Bemerkungen  über  die 
Bestimmung  von  Calamiten. 


lY.  Sectioü  für  prähistorische  Forschungen. 

Erste  Sitzung  am  10.  Februar  1898.  Vorsitzender:  Dr.  J.  Deich- 
müller. — Anwesend  27  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  spricht  über  die  sogenannten  Wetzikon- 
stäbo  als  angeblichen  Beweis  für  die  Existenz  des  Menschen  zur  luter- 
glacialzeit  in  der  Schweiz. 

Die  in  den  interalatialcn  Seliieferkidileu  von  Wetzikon  bei  Zürich  gefundenen,  an- 
geblich dnreh  Menschenhand  zngesnitzten  Jlolz.itücke,  welche  Kütiineyer  für  Zeugen 
der  Existenz  des  Menschen  zur  lutcrglacialzeit  in  Europa  erklärte,  sind  nach  den 
neuesten  Untersuchungen  von  C.  Schröter  (Fest.sehr.  d,  natnrforsch.  Des.  Zürich,  ISttü, 
2.  Th. , S.  407  u.  f.)  nur  heransgewitterte  Aeste  von  Eichte  und  Kiefer,  sogen.  ..Honi- 
äste“,  ohne  jede  S|mr  menschlicher  Bearbeitung.  Der  Vortragende  legt  verschiedene 
denirtige,  aus  der  Sammlung  der  K.  E’orstakndemie  Tharandt  stammende  Homä-ste, 
theils  ausgewitterte,  theils  noch  im  Stammholz  sitzende,  vor. 


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Hieran  schliesst  derselbe  Bemerkungen  über  uralte,  bis  heute  im  Nor- 
den und  Osten  von  Europa  erhaltene  Formen  von  Ang elgeräthen,  ver- 
bunden mit  Demonstrationen  und  der  Vorlage  von  Schriften  von  0.  Grimm: 
Der  erste  Fischer  und  die  erste  Angel,  und  von  F.  Trybom:  Angel- 
haken von  Holz  aus  den  Scheeren  von  Norbotten  (Tidning  förldrott.,  No.  24, 
1888). 

Diese  Geräthe,  die  von  den  Karelen  an  den  Nowgorod'schen  Seen  nnd  den  Finnen 
am  Nordende  des  botnischen  Meerbnsens  zum  Fange  grosser  Aalraupen  gebraucht 
werden,  sind  mit  kleinen  lebenden  Fischen  geköderte  Setzangeln  mit  hölzernen  Haken. 
Ein  solcher  Haken  wird  dadurch  hergestellt,  dass  ein  gerades  F'ichten-  oder  Birken- 
ästchen  etwas  ober-  nnd  nnterhalb  der  Stelle,  wo  von  ihm  ein  Seitenzweig  abgeht,  ah- 
geschnitten  nnd  zugespitzt  wird.  Der  gleichfalls  passend  gekürzte  und  gespitzte  Seiten- 
zweig bildet  daun  den  Widerhaken,  an  dessen  Ursprungsstelle  die  Angelleine  angebunden 
wird.  Der  Haken  wird  derartig  in  den  Köderfisch  geschoben,  dass  nur  der  Seiteuzweig 
am  Bauche  nach  hinten  vorra^  und  die  Schnur  in  einer  Schlinge  um  den  Köder  ge- 
legt ist. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  erläutert  noch  den  Bau  der  Fischspeere  und 
die  Art  des  Fischfangs  mit  denselben. 

Dr.  J.  Deicbmüller  berichtet  über  den  Erfolg  der  Eingaben  an  die 
K.  Ministerien,  den  Schutz  der  urgeschichtlichen  Alterthümer  in  Sachsen 
betreffend,  und 

bespricht  einen  zur  Ansicht  ausgestellten  Bronzefund  von  Velem 
St.  Veit  in  Ungarn  unter  Hinweis  auf  die  Beschreibung  dieses  Fundes 
in  den  Mittheil.  d.  Wien,  anthrop.  Ges.  1897,  XVU.  Bd. 


Exeorslon  am  18.  Jnni  1898. 

Unter  Führung  von  Dr.  J.  Deichmüller  besuchten  13  Mitglieder  von 
Niedersedlitz  aus  zunächst  die  zum  Rittergut  Lockwitz  gehörende  Kies- 
grube westlich  der  Niedermühle,  in  welcher  Herdstellen  aus  der  jüngeren 
Steinzeit  mit  den  charakteristischen  Resten  der  Bandkeramik  aufgeschlossen 
sind,  und  später  den  Burgberg  südwestlich  von  Lockwitz,  wo  ein  dort 
angelegter  Steinbruch  Gelegenheit  gab,  Gefässscherben  aus  slavischer 
Zeit  in  reichlicher  Menge  zu  sammeln. 


V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 

Erste  Sitzung  am  17.  Febmar  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  F. 
Foerster.  — Anwesend  63  Mitglieder  und  Gäste. 

Privatdocent  Dr.R.  Walther  spricht  über  Explosivstoffe  und  er- 
läutert seinen  Vortrag  durch  Versuche  und  durch  Vorlage  von  Präparaten. 

Nach  einem  geschicbtlichen  Ueberblick  über  die  Erfindung  des  Schiesspulvers,  seine 
Herstellnng  und  Verbrennungsproducte  (feste  und  gasförmige)  geht  der  Vortragende  von 
diesen  impnlsiven  auf  die  fulminanten  Explosivstoffe  (Knallqnecksilber,  Knallgold, 
Acetylen- Metallverhindongen)  über,  von  denen  das  Knallquecksilber  als  CarbyIo.vim- 
quecitsilber  (C=NO),Hg  in  neuester  Zeit  von  Nef  erkannt  wurde.  Seit  18.'12  nitrirte 
man  Stärke,  Holzfaser  u.  s.  w.  und  gelange  184.o  (Böttger)  ziw  Schiesswolle,  dem 
Vorläufer  des  Jjynamits.  Dieses  Del,  als  Trinitroglycerin  1845  von  Sobrero  entdeckt, 


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»Tirde  1866  durch  Nobel  praktisch  anwendbar  i?emacht  durch  seine  Vereinignns’  mit 
Kieselgnhr.  Hierauf  füllte  die  Entdeckuug  der  Sprcnfflfelatiiie  und  1886  die  des  rauch- 
losen Pulvers  (Schiessbaumwolle  und  Pikrinsäure).  Tecluiischc  Darstellung  der  Seliiesa- 
banmwolle,  ihre  Anwendung  und  Wirkung,  sowie  eine  eingehende  Be.sprechuug  des 
Nitroglycerins  neben  den  Pikraten  bilden  den  Schluss  des  Vortrags. 


Zweite  Sitzung  am  24.  März  1898.  Vorsitzender;  Prof.  Dr.  F. 
Pockels.  — Anwesend  40  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  F.  Pockels  spricht  über  die  bei  Blitzentladungen  vor- 
komnienden  Stromstärken. 

Der  Vortragende  erwähnt  zunächst  die  bisher  vorliegenden  Schätzungen  der  bei 
Blitzschlägen  anftretenden  mittleren  Stromstärken  durch  W Kohlrausch  und  die  Be- 
rechnung der  entladenen  Elektricitätsmenge  durch  E.  Riccke.  Sodatm  bespricht  er 
seine  eigenen  Versuche  über  die  Magneti.sirnng  von  Basaltstäben  durch  nicht  oscillirende 
Batterieentladuugen,  durch  welche  nachgewiesen  ist,  dass  die  remanente  Magneti.simng- 
als  Mass  für  das  Hazimum  der  Entladungsstromstärke  dienen  kann.  Es  wird  ein  solcher 
Versuch  vorgefilhrt,  bei  dem  ein  in  einigen  Centiraetem  Abstand  neben  einer  gerad- 
linigen Strecke  des  Sohliessnngskreises  der  Batterie  liegendes  kurzes  Basaltprisma  durch 
eine  nicht  oscillirende  Entladung  von  1500  Ampen'  nm.vimaler  Stromstärke  .stark  magne- 
tisirt  wurde,  durch  eine  viel  stärkere  oscillirende  Entladung  dagegen  gar  nicht,  ja  sogar 
den  vorhanclenen  Magnetisinns  ganz  verlor.  Da  nun  die  Blitze  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  nicht  oscillirende  Entladungen  sind,  so  glaubt  der  Vortragende,  da.ss  diese  Methode 
auch  zur  Ermittelung  von  deren  Maximal.stromstärke  würde  dienen  können,  indem  man  an 
besonders  exnonirteu  Blitzahli  item  Basaltstäbe  in  geeigneter  Weise  anbrüchte.  In  Er- 
mangelung derartiger  Beobachtungen  konnte  zunächst  nur  eine  rohe  Schätzung  der 
Stärke  von  Blitzschlägen,  welche  an  Waldhäumcn  auf  Basaltbergen  ihre  Spuren  hinter- 
la.ssen  haben,  durch  Slessung  des  mogneti.schea  Momentes  von  am  Fusse.  dieser  Bäume 
gesammelten  Basaltstücken  ansgefilhrt  werden;  es  ergaben  sich  dabei  in  S Fällen  für 
die  Maximalstromstärke  untere  Grenzwerthe  von  64(K)  — 10800  Ampere. 

Der  Vortragende  schliesst  mit  der  an  die  Isis -Mitglieder  gerichteten  Bitte,  ihm 
von  ähnlichen  etwa  in  den  benachbarten  Basaltgehieten  beobachteten  Fällen  Mittheilung 
zu  machen. 

Dr.  M.  T oepler  spriebt  über  die  Sebiebtung  elektrischer  Funken 
und  über  (ileitfit  nken. 

Der  Vortragende  bespricht  zunächst  die  eigenthUmliche  Erscheinung,  dass  bei 
Elektricitätsenthidung  durch  Duft  oder  Gase  die  Intensität  der  Licht-  und  Wärme- 
entwickelung nicht  au  allen  Stellen  der  Entladnugsbahn  (des  Funkens.  Blitzes,  Licht- 
bogens u,  s.  w.)  die  gleiche  ist.  Es  bilden  sich  sogen.  Schichten  (Licht-  oder  Wärme- 
schichten)  aus,  d.  h.  Stellen  grösserer  nnd  kleinerer  Lieht-  und  äVärmcwirkung  folgen 
einiuiiler  in  mehr  oder  minder  grosser  Regelmässigkeit.  Nach  Besprechung  hierher  ge- 
höriger Beobachtungen  von  A.  Toeplcr,  Lehmann,  Kayser,  von  Obermayer  u.  A.  w ird  die 
noch  wenig  beachtete  Erscheinung,  dass  auch  der  Mctalldampf  dünner  (durch  eine 
Batterieentladung  zerstäubter)  Metalldmhte  unter  Umständen  klar  geschichtet  ist,  ein- 
gehender behandelt.  Nach  Projection  von  geschichteten  Mctalldampf-Niiderschlägen 
verschiedener  zerstäubter  Drähte  wird  die  Bildung  von  Gleitfunken  längs  Metallpulver, 
auf  Wasseroberflächen  und  Gipsplatten,  sowie  aut  einseitig  metallisch  helegten  Glas- 
platten (vergl.  hierzu  Ahh.  d.  natnrwissenschaftl.  Ges.  Isis  m Dresden.  1807,  S.  41)  be- 
sprochen. Vortragender  weist  nach,  dass  man  zwei  Arten  von  Gleitfunken  zu  unter- 
scheiden hat;  die  Ausbildung  des  langen  Gleitfnnkenkanales  kann  entweder  ilnrch  eine 
einmal  in  geeigneter  Weise  an  den  Gleitfunkenpolen  anftretcmlc  Potentialdiflerenz 
veranlasst  werden,  oder  auch  dadurch,  dass  letztere  mehrmals  innerhalb  sehr 
kurzer  Zeit  (im  Rhythmus  elektrischer  Oscillationen)  ihr  Vorzeichen  wechselt.  Gleit- 
fuukeu  von  mehr  als  einem  Meter  Länge  werden  zum  Schlüsse  vorgefilhrt. 


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Dritte  Sitzung  am  23.  Juni  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  F. 
Fo erster.  — Anwesend  37  Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  A.  Scblossinaun  spricht  über  die  Milcli  und  ihre  Bedeutung 
als  Nahrungsmittel  und  erläutert  den  Vortrag  durch  Versuche  und 
Vorlegung  von  Präparaten.  (Vergl.  Abhandlung  III.) 

Dr.  A.  Lotternioser  spricht  über  das  colloidale  Quecksilber. 

Anschliessend  an  die  Arbeiten  E.  von  Meyer's  nnd  des  Vortragenden  Uber  colloidales 
Silber  versuchte  Letzterer  auch  Quecksilber  in  colloidaler  Form  zu  gewinnen.  Nach  vielen 
vergeblichen  Versuchen,  dasselbe  durch  Einwirkung  der  verschiedensten  Keductionsraittel 
auf  Qnecksilbersalzc,  namentlich  Quecksilberoxydulnitrat,  zu  gewinnen,  wobei  meist  un- 
lösliches graues  Metall  entstand,  führte  endlich  die  Anwendung  von  Zinnoxydulsalzen 
zum  Ziele.  Znr  technischen  Gewinnung  wird  eine  I.ösung  von  Zinnoxydulnitrat  ver- 
wendet, welches,  mit  einer  Lösnng  von  Quecksilberoxydiiluitrat  versetzt,  eine  tiefbranne 
Flüssigkeit,  die  Lösung  des  coUoidalen  (tnecksilbers,  giebt,  aus  welcher  durch  Ammon- 
citrat dasselbe  in  fester  Form  ausgcsalzen  wird. 

Andere  Zinnoxydulsalze,  namentlich  ZinnchlorUr,  zu  verwenden  bietet  noch  einige 
Schwierigkeiten,  doch  lioflt  der  Vortragende,  durch  fortgesetzte  Versuche  die.selben  zu 
heben.  Zinnoxydulsulfat  erzeugt  einen  tiefbraunen  Niederschlag,  welcher  als  Analogon 
des  Goldpurpurs  des  Cassius  als  ein  basischer  Zinnsalznieilerschlag,  auf  dem  sich  colloidales 
QuecksUber  abgeschieden  liat.  angesehen  wenlen  muss. 

Das  Priiparat,  welches  von  der  Firma  von  Heyden  in  Kadebeul  fabricirt.  wird,  soll 
in  der  Medicin  als  Ersatz  des  gewöhnlichen  l^uecksilbers  dienen;  Versuche  in  die.ser 
Richtung  sollen  in  der  nächsten  Zeit  beginnen.  Das  colloidale  Quecksilber  wird  wegen 
seiner  Löslichkeit  in  Wasser  entschiedene  Vortheile  vor  dem  gewöhnlichen  Quecksilber 
bieten. 


VI.  Section  für  Mathematik. 


Erste  Sitzung  am  10.  Februar  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K. 
liohn.  — Anwesend  13  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  K.  Rohn  spricht  über  Zusammensetzung  von  Beweg- 
ungen und  reguläre  llaumeintheilung. 

Die  reguläre  Raumeinthcilung  oder,  was  damit  gleichbedeutend  ist,  die  reguläre 
Anordnung  von  Punkten  im  Raume  ist  von  grös.ster  Bedeutung  für  die  Erklämng  der 
Molekularstructnr  der  Krystallc.  Um  niidit  die  Grenzflächen  der  Kry.«talle  in  Betracht 
ziehen  zu  müssen,  denkt  man  sich  die  reguläre  Anordnung  der  Punkte  ins  Unbegrenzte 
fortgesetzt;  dann  kann  man  diese  Anordnung  so  definiren,  da.ss  man  sagt:  jeder  Punkt 
des  unbegrenzten  Systems  sei  von  der  Gesammtheit  der  übrigen  Punkte  in  ganz  gleicher 
Weise  umgeben,  wie  jeder  andere.  Darin  liegt  aber  das  .Mittel,  solche  reguläre  Punkt- 
systeme zu  erzeugen ; denn  nach  der  Deflnition  winl  es  Bewegungen  des  Kanmes  in 
sich  geben,  bei  welchen  das  reguläre  Punktsystem  mit  sich  selbst  znr  Deckung  kommt. 
Solcher  Raumbewegnngen  werden  unendlich  viele  existiren  und  zwar  wird  dabei  irgend 
ein  Punkt  des  Systems  in  einen  beliebigen  anderen  übergefUhrt  werden  können.  Um- 
gekehrt kann  man  aus  einem  Punkte  alle  übrigen  Punkte  des  Systems  ableiten,  indem 
man  ihn  alle  jene  Raumhowegungen  aii.-sfUhren  lässt.  Diese  Raiimbewegungeu  bilden 
aber  eine  tiriippe,  d.  h. : Kennt  man  irgend  zwei  Raumbeweguiigen,  welche  das  reguläre 
Punktsystem  mit  sich  selbst  znr  Deckung  hringen,  so  thmi  dies  auch  alle  Jtaum- 
beweguugen,  die  sich  aus  jenen  beiden  durch  Wiederholung  und  Combinatinii  zusammen- 
setzen lassen;  das  liegt  ja  ganz  auf  der  Hand.  Eine  allgemeine  Ranmbeweguiig  lässt 
sich  aber  durch  eine  Schraubenbewegmig  ersetzen.  Gieht  cs  also  irgend  zwei  Schrauhen- 
bewegtungen,  welche  das  reguläre  Punktsystem  in  sich  überfüliren,  so  thiin  ilies  alle 
Schraubenhewegungen , die  ans  jenen  durch  Wiederholung  und  Zusammensetzung  her- 
vorgehen. Mit  anderen  Worten:  Aus  einem  Punkte  erhält  man  alle  Punkte  des  regu- 
lären Systems,  indem  man  ihn  allen  Bewegungen  unterwirft,  die  sich  aus  zwei 
Bchraubüngen  durch  Wiederholung  nnd  Combination  ergeben. 


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Es  wird  nnn  die  Frage  sein,  ob  man  mit  zwei  beliebigen  Schranbnngen  ein  regn- 
läres  Punktsystem  erzengen  kann.  Zum  näheren  Studium  dieser  Frage  wenien  zunächst 
die  Zusammensetzung  und  Zerlegung  von  Bewegungen  in  der  Ebene  (Drehung  und 
Schiebung),  und  sodann  von  Bewe^ngen  im  Baume  (Drehung,  Schiebung  und 
Schraubung)  be.Hprocheu.  Als  die  wicditigsten  Sätze  hierbei  mögen  folgende  beide  her- 
vorgehohen  werden:  1.  Jede  Schraubung  um  eine  Axe  kann  ersetzt  werden  durch  eine 
Schraubung  um  irgend  eine  dazu  parallele  Axe  und  eine  vorausgehende  oder  nach- 
fidgende  Schiebmig;  die  zu  den  Schraubungen  gehörigen  Winkel  smd  gleich.  2.  Zwei 
auitdnanderfolgende  Schraubungen  lassen  sich  durch  eine  einzige  Schraubung  ersetzen; 
Axenrichtung  und  Winkel  der  letzteren  hängen  nur  von  den  Axeurichtungen  und  Winkeln 
der  ersteren  ab.  Diese  Abhängigkeit  ist  die  gleiche,  wenn  man  statt  der  Schraubungen 
drei  Drehungen  um  drei  durch  einen  Punkt  laufende  Axen  nusfilhrt,  wenn  nur  die 
Drchungsaxen  den  bez.  Schraubenaxen  parallel  und  die  Drehungswinkel  den  bez. 
Schranbnngswinkeln  gleich  sind. 

Mit  Hilfe  dieser  Sätze  wird  hierauf  ein  Beweis  von  Schönfliea  entwickelt,  worin 
gezeigt  wird,  dass  man  im  Allgemeinen  aus  zwei  Schraubungen  durch  Zusammensetzung 
stets  beliebig  kleine  Schraubungen  ableitcn  kann,  d.  h.  solche,  die  sich  in  eine  beliebig 
kleine  Schiebung  und  in  eine  beliebig  kleine  Drehung  zerlegen  lassen.  Nur  wenn  die 
Schraubungswiukel  fUr  die  beiden  Schraubungen  ganzzahlige  Theile  von  2 n sind,  lassen 
sich  aus  ihnen  keine  beliebig  kleinen  Schraubungen  ableiten.  Im  ersten  Falle  werden 
die  Punkte  des  regulären  Systems  beliebig  dicht  bei  einander  liegen  Solche  Systeme 
können  aber  nicht  die  Anordnung  der  Moleküle  eines  Krystalls  reprilsentiren , denn  die 
Abstände  dieser  Moleküle  von  einander  werden  zwar  sehr  klein,  aber  immerhin  endlich 
sein.  Es  werden  also  nur  zwei  Schrauhungen,  deren  Winkel  ganzzahlige  Teile  von  2 n 
sind,  zur  Erzeugung  regulärer  Punktsysteme,  wie  sic  die  Molekularstmctur  fordert, 
Verwendung  finden  können.  Daraus  geht  sofort  hervor,  dass  es  auch  reine  Schiebungen 
in  der  Richtung  der  Schraubenaxen  giebt,  welche  das  reguläre  Punktsystem  in  siih 
selbst  überfuhren.  Das  l’imktsystem  lässt  sich  demzufolge  m mehrere  Piinktgitter  auf- 
löisen,  W(d>ei  jedes  Gitter  einer  regulären  Eintheilung  des  Raumes  in  Parallelepipeda 
entspricht.  Diese  Bemerkung  ermöglicht  aber  die  Aufsuchung  aller  regulären  Punkt- 
systeme. 


Zweite  Sitzung  am  14.  April  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K. 
Rohn.  — Anw'esend  9 Mitglieder. 

Dr.  A.VVitting  spricht  über  planimetrische  Constructionen  in 
begrenzter  Ebene. 

Der  Vortragende  führt  zunächst  ein  Beispiel  dafür  an,  dass  bei  sehr  bekannten 
planimetrischen  Elementaraufgalien  nicht  immer  die  einfachsten  mit  Zirkel  und  Lineal 
möglichen  Constructionen  nusgeführt  zu  werden  ptiegen.  Sodann  wird  an  einer  Anzahl 
Fundamentalaufgaben  gezeigt,  wie  eine  exae  t«  Construction  praktisch  möglich  ist,  wenn 
einzelne  der  gegebenen  Punkte  ausserhalb  des  Randes  des  Reissbretts  liegen.  Dabei 
wurde  insbesondere  angenommen,  dass  sich  gegebene  Geraden  in  weiter  Kerne  unter  so 
spitzen  Winkeln  schneiden,  dass  Parallclverschi'elmngen  und  Aehnliehkeitsconstructionen 
ausgeschlossen  werden  müssen.  Den  Schluss  bilden  einige  Aufgaben,  bei  denen  Punkte 
in  unendliche  Entfernung  gerückt  waren. 


Dritte  Sitzung  am  16.  Juni  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K.  Rohn. 
— Anwesend  10  .Mitglieder. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  M.  Krause  spricht  über  Partialbrueh- 
zerlegung  hei  transcendenten  Functionen. 

Gegenstand  des  Vortrags  bildet  ein  Beweis  des  berühmten  Mittag-Leffler'schen 
Theorems  über  die  Zerlegung  der  sogen,  gebrochenen  transcendenten  Functionen.  Zu 
den  elementaren  Begriffiii  der  ganzen  rationalen  und  der  gebrochenen  rationalen 
Function  hat  die  neuere  Functiouciitheorie  zwei  nattirgemässe  Gegenstücke  geschaffen: 
die  Begriffe  der  ganzen  transcendenten  und  der  gebroehenen  transcendenten  Function. 
Nachdem  Weieräfrass  gezeigt  hatte,  dass  jede  ganze  franscendente  Function  mit 
einer  endlichen  oder  unendlichen  .\nzahl  von  Nullstcllen  in  ähnlicher  Weise  wie  eine 


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ganze  rationale  Fnnction  als  ein  Product  von  Ausdrücken  darstellbar  ist,  deren  jeder 
nvir  an  einer  Stelle  verschwindet,  lag  die  Vermuthung  nahe,  dass  jede  gebrochene  trana- 
eendente  Function  sich  ähnlich  wie  eine  gehroehene  rationale  Function  als  eine  Summe 
von  Ausdrücken  darstellen  lassen  werde,  die  im  Endlichen  nur  je  eine  ausserwesentliche 
singuläre  Stelle  besitzen.  Diese  Vermuthtmg  wurde  durch  das  genannte  Theorem  be- 
stätigt — Vortragender  zeigt  nun,  im  Anschluss  an  Betrachtungen,  welche  H.  Burk- 
hardt in  seinem  jüngst  erscliienenen  „Lehrbuch  der  Functiouentheorie“  angestellt  hat, 
dass  der  schwierige  und  umständliche  Beweis,  den  Mittag-Leffler  ursprünglich  für 
sein  Theorem  gegeben  hat,  durch  einen  kürzeren  und  wesentlich  einfacheren  ersetzt 
werden  kann. 

An  der  kurzen  Besprechung,  die  sich  an  den  Vortrag  knüpft,  be- 
theiligen sich  Prof.  Dr.  K.  Rohn  und  Dr.  A.  VVitting. 


Vn.  Hauptversammlungen. 

Erste  Sitzung  am  27.  Januar  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G. 
Helm.  — Anwesend  54  Mitglieder  und  Gäste. 

Oberlehrer  Dr.  H.  Lohmann  spricht  über  Eishöhlen  und  Höhleneis. 

Vortragender  erläutert  an  einer  gros.sen  Zahl  von  Zeichnungen,  Photographien, 
Gips-  und  Paraffinahgüssen  den  Charakter  der  Eishöhlen  und  die  Stmetur  und  Art  der 
Entstehung  de.s  in  denselben  abgelagerten  Eises.  Eine  eingehende  Bearbeitung  dieses 
Gegenstandes  durch  den  Vortragenden  wird  voraussichtlich  in  der  Zeitschrift  des  deutsch- 
österreichischen  Alpenvercins  veröffentlicht  werden. 

Dr.  med.  J.  Grosse  spricht  über  Ctirl  Gustav  Carus  in  seiner 
Bedeutung  für  die  Naturwissenschaften. 

Zum  Schluss  giebt  der  Vorsitzende  eine  kurze  Uebersicht  über  die  bis- 
her erzielten  Erfolge  der  Eingaben,  in  welchen  die  Isis  und  der  K.  Sachs. 
Alterthumsverein  hei  den  K.  Ministerien  um  Schutz  der  vorgeschichtlichen 
Alterthümer  des  Landes  nachgesucht  haben. 

Zweite  Sitzung  am  24.  Februar  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G. 
Helm.  — Anwesend  44  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  des  Verwaltungsraths,  Prof.  H.  Engelhardt,  legt 
den  Rechenschaftsbericht  für  1897  (s.  S.  15)  und  den  Voranschlag  für  1898 
vor.  Letzterer  wird  einstimmig  genehmigt.  Als  Rechnungsrevisoren  werden 
Bankier  A.  Kuntze  und  Architect  R.  Günther  gewählt. 

Geh.  Hofrath  Prof.  L.  Lewicki  spricht  über  das  maschinen- 
technische Laboratorium  der  K.  Technischen  Hochschule. 

Hieran  schliesst  'sich  unter  der  Führung  des  Vortragenden  eine  Be- 
sichtigung dieses  Laboratoriums  und  seiner  Einrichtungen. 

Dritte  Sitzung  am  31.  März  1898.  Vorsitzender:  Prof  Dr.  G.  Helm. 
— Anwesend  24  Mitglieder  und  Gäste. 

Nachdem  der  Rechenschaftsbericht  für  1897  von  den  Rechnungs- 
revisoren geprüft  und  richtig  befunden  worden  ist,  wird  dem  Kassirer 
Decharge  ertheilt. 


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Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner  spricht  über  die  physikalischen  und 
geologischen  Untersuchungen  der  Höhmerwaldseen  und  erläutert 
seinen  Vortrag  durch  zahlreiche  Photographien  und  Zeichnungen. 

Vergl.  hierzu;  Wissenschaft!.  Veröffentlich,  d.  Vereins  für  Erdkunde  zn  Leipzig, 
1898,  Bd.  IV. 


Vierte  Sit2nng  am  28.  April  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  ü. 
Helm.  — Anwesend  31  Mitglieder  und  Gäste. 

Das  K.  Sächs.  Ministerium  des  Innern  wünscht  die  Einreichung  eines 
Entwurfs  einer  kurzen  Belehrung  und  Anweisung  über  die  den  urgeschicht- 
lichen  Alterthümern  zu  widmende  Beachtung  und  Fürsorge.  Mit  der 
Bearbeitung  eines  solchen  Entwurfs  wird  Dr.  J.  Deichmüller  beauftragt. 

Ingenieur  E.  Lewicki  hält  unter  Vorführung  von  Experimenten  einen 
Vortrag  über  Centrifugalguss. 

Vergl.  hierzu;  Zeitsclirift  des  Vereins  deutscher  Ingenieure,  Bd,  XLII. 

An  den  Vortrag  schliesst  sich  eine  kurze  Discussiuu. 


Fünfte  Sitzung  und  Excursiou  am  19.  Mai  1898.  14  Mitglieder 
der  Dresdner  Isis  vereinigten  sich  in  Demitz  bei  Bischofswerda  mit 
fünf  Mitgliedern  der  Bautzner  Schwestergesellschaft  zu  einem  gemein- 
schaftlichen Ausflug  in  das  Granitgebict  der  dortigen  Gegend. 

Nach  Besichtigung  der  dicht  an  der  Haltestelle  Demitz  aufgedeckten 
Gletscherschliffe  und  Rundhöcker  auf  dem  Granit  wanderten  die  Theil- 
nehmer  unter  Führung  des  Herrn  E.  Rodig,  Geschäftsführers  der  Firma 
C.  G.  Kunath,  nach  dem  Klosterbcrg,  um  hier  die  Lagerungsverhältnisse 
und  die  Gewinnung  des  Granits  in  den  ausgedehnten  Steinbrüchen  kennen 
zu  lernen. 

Hieran  schloss  sich  unter  Vorsitz  von  Prof.  H.  Engelhardt  eine 
kui-ze  Hauptversammlung  im  Bahnhofsrestaurant  Demitz,  in  welcher 
verschiedene  geschäftliche  Angelegenheiten  erledigt  wurden. 

Eine  Fusswanderung  nach  Bischofswerda  schloss  den  vom  Wetter 
begünstigten  Ausflug  ab. 


Sechste  Sitzung  am  26.  Mai  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 
— Anwesend  43  .Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  med.  A.  Schlossmann  spricht  über  eine  neue  Art  der  Wohnungs- 
Desinfection  durch  Zerstäuben  von  Formaldehyd  und  führt  den 
hici'zu  beuutzteti  Apparat  in  Thätigkeit  vor. 

Privatdocent  Dr.  W.  Bergt  hält  einen  Vortrag  über  die  Geologie 
von  Schantung  (Iviautschou). 


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Siebente  Sitzung  am  30.  Juni  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G. 
Helm.  ~ .\nwesend  48  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  II.  Engelhardt  legt  vor  und  bespricht  die  „Jubiläumsschrift 
zur  Feier  des  25jährigen  Bestehens  der  Gelsenkirchener  ßergwerksactien- 
gesellschaft  zu  Rheinelbe  bei  Gelsenkirchen“,  Düsseldorf  1898,  4®,  mit 
zahlreichen  Tafeln. 

Prof.  II.  Fischer  hält  einen  Demonstrationsvortrag  über  die 
Westinghouse-Bremse,  an  welchen  sich  eine  kurze  Debatte  anschliesst. 


Yeränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder; 

Am  7.  Februar  1898  starb  in  Leipzig  Geh.  Rath  Dr.  Rudolf 
Leuckart,  Professor  der  Zoologie  und  Zootomie  an  der  dortigen  Uni- 
versität, einer  der  hervorragendsten  und  verdiente.sten  Zoologen  der 
Gegenwart.  Unserer  Gesellschaft  gehörte  der  Verewigte  seit  1869  als 
Ehrenmitglied  an. 

Am  12.  April  1898  starb  in  München  Geh.  Rath  Dr.  Fridolin  von 
Sandberger,  bis  vor  kurzer  Zeit  Professor  der  Mineralogie  und  Geo- 
logie an  der  Universität  Würzburg,  correspondirendes  Mitglied  der  Isis 
seit  1862. 

Am  17.  April  1898  verschied  in  Cambridge,  Mass,,  im  Alter  von 
74  Jahren  Jules  Marcou,  früher  Professor  der  paläontologischen  Geo- 
logie am  Polytechnikum  in  Zürich,  später  Staatsgeolog  der  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika,  bekannt  durch  seine  Forschungen  im  Gebiete 
der  „Dyas“,  Ehrenmitglied  unserer  Gesellschaft  seit  1866. 

Am  22.  April  1898  starb  in  Celle  im  83.  Lebensjahr  Überappellations- 
rath a.  D.  Dr.  Karl  Nöldeke,  bekannt  als  Florist  wie  als  Bearbeiter 
der  hannoverschen  Landesgeschichte,  Ehrenmitglied  der  Isis  seit  1888. 

Am  18.  Juni  1898  starb  in  München  Dr.  Karl  Wilhelm  von  Gümbel, 
K.  Bayerischer  Oberbergdirector  und  Professor  an  der  dortigen  Universität, 
ein  um  die  geologische  Erforschung  Bayerns  hochverdienter  Gelehrter, 
seit  1860  Ehrenmitglied  unserer  Gesellschaft. 

Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Biedermann,  Paul,  Dr.  phil.,  Realgymnasial-Oberlehrer  in  Dresden,  am 
27.  Januar  1898; 

Heinrich,  Karl,  Buclidruckereibesitzer  in  Dresden,  am  24.  Februar  1898; 
Henke,  Rieh.,  Prof.  Dr.,  Conrector  am  .\nnenrealgymnasium  in  Dresden, 
am  27.  Januar  J898; 

Jorre,  Friedr.,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Dresden,  am  30.  Juni  1898; 
von  Laffert,  Rieh.,  Major  in  Dresden,  am  27.  Januar  1898; 

Lewicki,  Ernst,  Ingenieur  und  Adjunct  am  Maschinenbau-Laboratorium 
der  K.  Techn.  Hochschule  in  Dresden,  am  19.  Mai  1898; 
Lottermoser,  Alfr.,  Dr.  phil.,  Assistent  am  anorg.-cheni.  Labonatoriuni 
der  K.  Techn.  Hochschule  in  Dresden,  am  30.  Juni  1898; 


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Mühlfriedel,  Rieb.,  Bezirksschullehrer  in  Dresden,  am  27.  Januar  1898; 
Müller,  Erich,  Ür.  phil.,  Chemiker  in  Dresden,  am  30.  Juni  1898; 
Paulack,  Theodor,  Apotheker  in  Dresden,  am  24.  Februar  1898; 
Prinzhorn,  Job.  Ludw.,  Realschuldirector  in  Dresden,  am  27.  Januar  1898; 
Röhner,  Willi.,  Bezirksschullehrer  in  Dresden,  am  31.  März  1898; 
Scheidhauer,  Rieh.,  Civilingenieur  in  Dresden,  am  19.  Mai  1898; 
Struve,  Alex.,  Dr.  phil.,  Fabrikbesitzer  in  Dresden,  ) ...  , 

Viehmeyer,  Herrn.,  Bezirksschullehrer  in  Dresden,  | 1898 

Wähmann,  Friedr.,  Bezirksschullehrer  in  Dresden,  J 

Aus  den  correspondirenden  in  die  wirklichen  Mitglieder  sind 

übergetreten; 

Menzel,  Paul,  Dr.  med.,  in  Dresden; 

Thallwitz,  Joh.,  Dr.  phil.,  Realschul-Oberlehrer  in  Dresden. 


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Kassenabschluss  der  ISIS  vom  Jahre  1897. 

Position.  Einnahmen.  Position.  Ausgaben. 


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I.  Section  für  Zoologie. 


Tiert«  Sitzung  am  6.  October  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H. 
Nit  sehe.  — Anwesend  40  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  0.  Schneider  überreicht  durch  Vermittelung  des  Vorsitzen- 
den für  die  Bibliothek  der  Gesellschaft  ein  Exemplar  seiner  neuesten 
Arbeit:  Die  Thierwelt  der  Nordsee-Insel  Borkum  unter  Berück- 

sichtigung der  von  den  übrigen  ostfriesischen  Inseln  bekannten  Arten. 
(Sonder-Abdruck  aus  den  Abhandl.,  herausgeg.  vom  naturwissenschaftl. 
Verein  zu  Bremen,  Bd.  XVI,  Heft  1.) 

Lehrer  A.  Jenke  zeigt  verschiedene  von  ihm  im  Zimmer  gezüchtete 
Entwickelungsstufen  der  Blutlaus,  Schizonenra  lanigera,  vor. 

Dr.  P.  Wagner  legt  einige  sogenannte  llillensteine  aus  dem  Starn- 
berger See  vor  und  bespricht  die  augenblicklichen,  noch  nicht  ganz  ge- 
klärten Anschauungen  über  deren  Entstehung,  welche  meist  der  Thätig- 
keit  von  Insectenlarven  zugeschrieben  wird. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  berichtet  über  seine  zoologischen  Reise- 
eindrücke aus  England. 

Der  Vortragende  hat  an  dem  vierten  internationalen  Zoologencongresse,  der  Ende 
Angnst  in  Cainliridge  tagte,  theilgenommen,  dai<  Rothschildmuseum  zu  Tniig,  den  Hirsch- 
park  des  Herzogs  von  Bedfurd,  den  zoologischen  Garten  und  die  grossen  Sammlungen 
zu  London,  sowie  das  Aquarium  in  Brighton  besucht  und  schildert  in  zwangloser 
Plauderei  die  so  gewonnenen  reichen  Eindrücke. 

Dr.  J.  Thallwitz  berichtet  über  das  Vorkommen  des  Ziesels, 
Spermophilus  citillus,  im  sächsischen  Erzgebirge.  (Vergl.  Abhand- 
lung VI.) 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  tbeilt  mit,  dass  er  kürzlich  das  Vorkommen 
d es  Moderlieschens,  Leiicaspius  delineatus,  und  des  Bitterlings, 
Rhodeus  amarus,  in  einigen  der  Moritzhurger  Teiche,  im  Jäger- 
teiche und  oberen  Altenteiche  feststellen  konnte. 

Herr  K.  Schiller  legt  mikroskopische  Präparate  kleiner  Crustaceen 
aus  der  Elbe  vor,  besonders  aus  den  Gattungen  Cyclops  und  Daphnia. 


Fünft«  Sitzung  am  1.  December  1898  (in  Gemeinschaft  mit  der 
Section  für  Botanik).  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H.  Nitsche.  — Anwesend 
32  Mitglieder. 

Dr.  J.  Grosse  überreicht  durch  den  Vorsitzenden  für  die  Bibliothek 
der  Gesellschaft  einen  Abdruck  seines  in  der  Gesellschaft  für  Natur-  und 


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Heilkunde  in  Dresden  gehaltenen  und  in  deren  Jahresberichte  1897 — 98 
veröffentlichten  Vortrags:  Leuckart  in  seiner  Bedeutung  für  die 
Natur-  und  Heilkunde. 

Dr.  J.  Thallwitz  spricht  über  Hydroidpolypen  und  Medusen  des 
Mittelraeeres  und  erläutert  seinen  Vortrag  durch  zahlreiche  mikrosko- 
pische Präparate  und  Wandtafeln.  Er  giebt  ferner  auf  Anregung  von 
Prof.  Dr.  ü.  Drude  Auskunft  über  die  bei  der  Herstellung  der  Präparate 
angewandten  Methoden. 

Anschliessende  Bemerkungen  machen  Prof.  Dr.  R.  Ebert  und  Prof.  Dr. 
11.  Kitsche,  welch’  Letzterer  berichtet,  dass  es  neuerdings  Hickson  ge- 
lungen ist,  auch  bei  Hydroidpolypen  mit  Kalkskelett,  bei  der  so  variabeln 
Gattung  Millepora,  medusoide  und  zwar  männliche  Geschlechtsindividuen 
nachzuweisen. 

Dr.  B.  Schorler  spricht  im  Anschluss  an  R.  Chodat:  fitudes  de  biologie 
lacustre  (Genf  1898)  über  Kalkalgen  des  Süsswassers  und  ihre  Be- 
ziehungen zu  den  sogenannten  „Furchensteinen“. 

Zu  der  noch  nicht  endgiltig  gelösten  Frage  über  die  Entstehung  der 
letzteren  sprechen  Dr.  P.  Wagner,  Prof.  Dr.  H.  Kitsche  und  Prof.  Dr. 
0.  Drude. 


II.  Section  für  Botanik. 


Vierte  Sitzung  am  20.  October  1898  (in  Gemeinschaft  mit  der 
Section  für  Zoologie).  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend 
39  Mitglieder  und  2 Gäste. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  hält  einen  Vortrag  über  die  Resultate  bota- 
nischer Reisen  in  Sachsen  und  Thüringen.  (Vergl.  Abhandlung  V.) 


Die  Reisen  bezweckten  das  .Studium  des  pflanzengeographischen  Charakters  des 
herc.vui8cheu  Lftndergehietes  für  das  vom  Vortragenden  in  Angriff'  genommene  Buch; 
GrumlzUge  der  Pflanzenverbreitnng  im  hereyuischen  Berg-  und  UUgellande,  welches  einen 
Theil  der  in  der  „Vegetation  der  Erde“  von  Englcr-Drade  erscheinenden  (etwa  12) 
pflanzengeo^phischen  Monographien  des  deutschen  Ländergehietes  bilden  wirf. 

Der  V'ortragende  betont  schliesslich  das  Bedttrfiiiss,  zur  Erhöhung  des  Verständ- 
nisses für  da.«  organische  Leben  in  den  uns  zunächst  umgehenden  Ländern  auch  die 
Verbreituugsverhältnisse  der  Thiere  mit  den  getroffenen  pflanzengeographischen  Ein- 
theilungen  in  Vergleich  zu  bringen  und  zu  erproben,  in  wie  weit  deren  Lebensbedin- 
gungen an  die  Existenz  bestimmter  Formationen  geknüpft  sind,  welche  nur  einzelnen 
Landschaften  angehiiren  (z.  B.  steppenartig  bekleidete  Ueröllhänge,  Hochmoore,  Gebirgs- 
wald  u.  s.  w.). 

Dr.  B.  Schorler  berichtet  über  steinzerstörende  Algen,  deren 
Wirkung  Vielen  bis  dabin  als  Spuren  von  thierischer  Thätigkeit  er- 
schienen war. 


Vergl.  auch  die  zoologisch  - botanische  Section  vom  1,  December  d.  J. 


Fünfte  Sitzung  am  8.  December  1898  (Floristenabend).  Vorsitzender: 
Oberlehrer  K.  Wobst  — Anwesend  28  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  O.  Drude  legt  vor  und  bespricht  eingehend  die  Schrift  von 
W.  Meigen:  Die  deutschen  Pflanzennamen,  Berlin  1898,  und  macht  ferner 


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eine  kurze  Mittheilung  über  eine  vortreffliche  süddeutsche  LocalHora  von 
Dr.  R.  Gradmann:  Pflanzenleben  der  Schwäbischen  Alb,  2 Rande, 
Tübingen  1898;  über  dieselbe  soll  später  ausführlicher  berichtet  werden. 

Hierauf  hält  Lehrer  H.  Stiefelhagen  seinen  angeküudigten  Vortrag: 
Neue  Caresr-Formen  und  -Hybriden  und  erläutert  denselben  durch 
viele  von  ihm  selbst  gesammelte  charakteristische  Belegexemplare. 

Zum  Schlüsse  berichtet  Dr.  B.  Schorler  über  Bereicherungen  der 
Flora  Saxonica  und  bringt  die  im  K.  Herbarium  eingegangenen  zahl- 
reichen Pflanzen  zur  Vorlage.  (Vergl.  Abhandlung  VH.) 


lU.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 

Viert«  Sitzung  am  3.  November  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 
Kalkowsky.  — Anwesend  42  Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  W.  Bergt  bespricht  die  Abhandlung  von  H.  Credner;  Die  säch- 
sischen Erdbeben  während  der  Jahre  1889  — 97  (K.  S.  Ges.  d.  Wissensch. 
math.-phys.  CI.  Bd.  24). 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  macht  auf  einen  neuen  Aufschluss  im 
Diluvium  beim  Schnittpunkte  der  Reichenbach-  und  FrankUnstrasse  in 
Dresden  aufmerksam;  derselbe  legt  einige  für  das  K.  Mineralogische 
Museum  neu  erworbene  Mineralien  vor  und  berichtet  über  einige  Verände- 
rungen im  K.  Mineralogisch -geologischen  Museum. 


FQnft«  Sitzung  am  15.  December  1898.  Vorsitzender:  Privatdocent 
Dr.  W.  Bergt.  — Anwesend  32  Mitglieder. 

Oberlehrer  Dr.  R.  Nessig  hält  seinen  angekündigten  Vortrag  über 
Graphit-Vorkommnisse  im  Lausitzer  Granit  südlich  von  Dresden. 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 

Zweit«  Sitzung  am  17.  November  1898.  Voi-sitzender:  Dr.  J.  Deich- 
müller. — Anwesend  28  Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  J.  Deichmüller  hält  einen  Vortrag  über  die  Vorgeschichte 
Sachsens. 

Zar  Vorlage  kommen  hierbei  merovingische  Funde  aus  Skelettgräbem  nud  die  Ab- 
bUdang  eines  Hacksilberfundes  aus  Sachsen. 

Lehrer  H.  Döring  spricht  über  Prähistoriscbes  aus  dem  Mulden- 
thal zwischen  Nossen  und  Rosswein. 

Der  Vortragende  berichtet  Uber  die  von  ihm  auf  einer  prfthistorischen  Excursion 
gewonnenen  Beobachtungen,  welche  sich  auf  die  bereits  von  Premsker  (Blicke  in  die 
vaterländische  Vorzeit  III,  8.  230)  erwähnten  Burgwälle  auf  dem  Uodig  bei  Nossen, 
auf  dem  Burgberg  bei  Uleisberg  und  der  Wunderburg  beiHosswein  erstrecken. 


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Bei  wio<lerholten  Besnelien  der  genannten  Oertlichkeiten  stellte  sich  der  Vortragende 
die  Aufgabe,  auch  andere  liervortretcndc  Höhen  der  Thalgeb&nge  zu  besii-htigen  und 
auf  das  Vorhamiensein  von  Burgwällen  hin  zu  prüfen.  Es  gelang  ihm  hierbei,  ganz 
nahe  bei  Nossen  einen  in  der  Idtteratur  der  Alterthumswissensehaft  noch  unbekannten 
Wall,  der  .selb.st  von  den  nächsten  Anwohnern  nicht  gekannt  war,  anfznfinden.  Die 
Höhe  wird  in  der  Liegend  als  Texeisberg,  Dechantsberg  oder  Diegensberg 
bezeichnet  und  liegt  den  Rnincn  des  Klosters  Altzella  direct  gegenüber. 

Der  Burgwall  liert  auf  steiler  Felshöhe  an  der  Mulde  ca.  50  m über  dem  Wasser- 
spiegel des  Flösse.«.  Die  Felswände  des  Muldenthaies  werden  hier  von  Diabastnffen 
oder  Schal.steinen  gebildet  und  gehören  den  cambrischen  Grüusteinen  an.  Auf  der  direct 
über  einem  Steinbriieh  liegenden  Höbe  wurde  ein  l'JO  Schritt  langer,  nuregelraässig 
geformter  Wall  vorgefunden,  der  den  Innenranm  nach  VV,  N und  O schützt,  während 
nach  S hin  der  Steilabsturz  natürlichen  Schutz  bietet.  Der  Wall  hat  eitle  Höhe  von 
1,5  m und  wird  au  zwei  Seiten  durch  verschlacktes  Gestein  gebildet,  an  der  Nord- 
seitc  dagegen  ist  ein  Erdwall  zn  erkennen.  Es  konnte  leider  wegen  des  dichten  Wald- 
bestande«  nicht  festgestellt  werden,  ob  unter  demselben  der  Sclilackenwall  verborgen 
liegt.  Da.«  .\nfireten  der  vcr.schlackten  Masse  beschränkte  sich  nicht  blos  auf  einzelne, 
aus  verschiedenen  Stücken  znsammengeschraolzene  Klumpen,  wie  mau  sie  auf  Burg- 
wällen fast  überall  findet  und  als  „Burgwallschlacke“  bezeichnet,  sondern  es  ragen  hier 
gemäuerartigo  Schlackenma.ssen  ans  dem  Waldbodeu  hervor,  sodass  man  wohl  die  Anlage 
einen  Schlaekenwall  nennen  darf.  Bisher  sind  innerhalb  des  Königreichs  Sachsen  drei 
derartige  Wälle  aufgefunden  worden  und  zwar  auf  dem  Stromberge  bei  Weissenberg, 
auf  dem  Rothstein  und  auf  dem  Löbauer  Berge.  Die  Annahme,  dass  verschlackte  Wälle 
innerhalb  Sachsen«  nur  in  der  Lausitz  auftreten,  ist  nach  Auffindung  des  Schlacken- 
widU  auf  dem  Texelsherge  bei  Nossen  als  eine  irrige  zu  bezeichnen.  Auf  dem  Walle 
wurden  keinerlei  Artefacte  gefunden. 

ln  einer  Entfernung  von  70  Schritt  nach  N zeigten  sich  zwei  parallele  Wallgräben, 
welche  in  der  Richtung  von  N t)  nach  S W sich  zur  Muldenaue  hiuabsenken.  Die  Ge- 
sauimtlänge  der  Gräben  beträgt  35fi  Sc  hritt.  Die  .\nlage  wird  von  der  Nossen  - Lom- 
matzscher  ßivhidinie  so  geschnitten,  ilass  auf  den  nordöstlichen  Theil  220  Schritt  und 
auf  ilen  südwestlichen  Btö  Schritt  kommen  Die  Tiefe  des  äusseren  Grabens  beträgt 
ca.  2'/.,  m,  die  des  inneren  dagegen  1 m,  Der  zwischen  beiden  Gräben  gelegene  Wall 
ragt  nicht  üImt  das  Niveau  de.s  Wahlbodens  hervor. 

Da  die  hier  beobachtete  Erscheinung  von  den  auf  Bnrgwällen  sonst  vorhandenen 
Wallatilageu  wesentlich  abweicht,  so  ist  eine  sichere  Deutung  zur  Zeit  nicht  möglich. 
Wahrscheinlich  stammt  die  Anlage  nicht  aus  der  nrgeschichtlichen,  sondern  ans  früh- 
geschichtlicher Zeit  und  wurde  nicht  zum  Zwecke  der  Abwehr  von  Feinden,  sondern 
zur  Abgrenzung  idnes  grösseren  Besitzgebietes  angelegt.  Es  könnten  die  parallel  ver- 
laufenden Gräben  demnach  als  eine  Art  Limes  oder  Grenzgräben  betrachtet  werden. 

Derartige  l’arallelgräben  sind  in  der  Gegend  noch  häufig  anzntreffen , z.  B.  zwischen 
Kainmergut  .Altzella  und  der  Chaussee,  an  iler  „.Alten  Zelle“  im  Zellwald  (Semmelflflgeli, 
am  neuen  AVege  nach  Siebenlehn  und  an  der  Grabe  „Ltesegnete  Bergmanns  Hoffnung“ 
in  Obergruna 

Der  Zellwald  bietet  noch  manche  räthselhafte  Erscheinung  und  stellt  sowohl  dem 
Historiker  als  auch  dem  Urge.schichtsforscher  manche  Aufgabe,  deren  Lösung  der  Zu- 
kunft Vorbehalten  bleiben  wird.  Das  reiche  rrkuudenmaterial  ans  dem  Cistercienser- 
kloster  .Altzella  vermag  vielleicht  noch  Uber  die  frUhgeschichtliche  Zeit  jener  Gegend 
einiges  Licht  zu  verbreiten,  soda.ss  ein  Schein  desselben  auch  dem  Brähistoriker  zugute 
kommt.  In  der  Nähe  der  ..Allen  Zelle“  im  Zellwald  fand  der  Vortragende  noch 
8(  herben  von  «iiät.slnvi8chem  Typus. 

Hier  mögen  um  Ufer  des  l’ictschbaches  die  slavischen  Bewohner  bis  ins  zwölfte 
■lahrhundert  gewohnt  haben.  Darauf  deutet  die  älteste  Klosteranlage  hin,  welche  zwischen 
IUI  und  lUö  sich  hier  befand.  Diesen  ersten  Versuch,  den  Wald  zu  lichten  und  das 
Land  anzubauen  und  vor  Allem  die  heidnischen  Bewohner  zu  bekehren,  machten  die 
schwarzen  .Mönche  (also  Brüder  vom  Benedictinerorden).  Tammo  von  Strehla,  der  das 
Stück  Wald  vom  Bisthum  Meissen  zu  Lehen  hatte,  gab  es  unter  Einwilligung  des 
Bischofs  Meginward  an  die  schwarzen  Mönche  ab.  Das  hier  erbaute  Kloster  war  der 
heiligen  Walpurgis  gewidmet,  wurde  aber  wegen  der  Rauhigkeit  der  Gegend  von  den 
Mönchen  bahl  wieder  verlassen. 

Da«  11Ö2  gegründete  Cistercienserkloster  .Vltzella  wurde  an  anderer  Stelle,  näm- 
lich an  der  Mündung  des  Piet.se bbacdies  in  die  Mulde  errichtet,  also  da,  wo  wir  heute 
die  Klosterrnineu  bemerken.  Die  schwarzen  .Mönche,  also  jene  ersten  .Ansiedler 


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hatten  sich  die  Bekehrung  der  Wenden  zur  besonderen  Aufgabe  gemacht. 
Sie  mögen  also  wohl  durch  die  Anwesenheit  der  Slaven  am  Pietschbache  zu  jener 
Niederlassung  im  Zellwald  veranlasst  worden  sein.  — Möpe  es  der  vergleichenden  For- 
schung gelingen,  das  Dunkel,  welches  über  der  Urgescbicbte  dieser  tiegend  liegt,  zu 
durchdringen. 

Zum  Schluss  wird  ein  schönes  Räuchergefäss  aus  dem  Urncnfeld 
von  Stetzsch  aus  der  Sammlung  des  Lehrers  0.  Ebcrt  vorgelegt. 


V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 

TIerte  Sit^nng  am  10.  November  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  F. 
Fo erster.  — Anwesend  50  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  R.  Möhlau  hält  einen  Vortrag  über  neue  .Auwendungs- 
formen der  Cellulose  und  erläutert  seine  Ausfuhningen  durch  Versuche 
und  zahlreiche  Vorlagen. 

Die  neuere  Richtung  der  Textilindustrie  erhalt  ihr  Oeprüge  wesentlich  dadurch, 
dass  sie  die  Cellulosefaser  chemisch  umzuwandeln  sucht  Sie  fiisst  damit  in  erster  Linie 
auf  der  Entdeckung  .lohn  Mercer's,  welcher  zeigte,  da.ss  die  Cellulosefaser  durch  Be- 
handeln mit  Natronlauge  tiefgreifende  Veränderungen  erfährt.  Die  Faser  wird  stärker 
und  kürzer,  ihre  Wand  verdickt  sich,  während  das  Lumen  auf  ein  feines  Capillarrohr 
zusammensehrumpft ; zugleich  ist  aber  auch  ihre  Affinität  gegenüber  Farbstoffen  grösser 
geworden. 

Praktische  Bedeutung  erhielten  die  Mercer'schen  Versuche  zunächst  durch  Deponilly, 
welcher  die  Schrumpfung  der  Baumwollenfaser  bei  Einwirkung  von  Natronlauge  benutzte, 
um  einen  Kreppeflect  der  Gewebe  zu  erreichen.  Es  gelang  ihm.  diesen  Efl'ect  auch  auf 
reinem  Baumwollengewebe  durch  streifenweises  Bedrucken  mit  Natronlauge  zu  erzielen 
unter  Anwendung  einer  entsprechend  anfgetragenen  Reserve  aus  Leinöl  und  Gummi 
arabicum. 

Thomas  und  Prevost  ferner  vermochten  der  Baumwolle  einen  seidenartigen 
Glanz  zu  ertheilcn,  indem  sie  durch  Au.srecken  während  des  Merceri.sireii.s  die  Schrnmpf- 
nng  der  Faser  verhinderten  und  darauf  in  ansgerecktem  Zustande  auswuschen.  Nur 
gewisse  Baumwollsorten  erwiesen  sich  für  diesen  Zweck  geeignet,  namentlich  die  ägyp- 
tische Banmwolle.  Die  nähere  Untersncimng  zeigt,  dass  die  betreffenden  Sorten  eine 
leicht  veränderliche  Cuticula  he.sitzen,  welche  bei  dem  Spannungsprocess  jedenfalls  sich 
mechanisch  loslöst. 

Als  ein  weiteres  Product  der  chemischen  Umwandlung  von  Cellulose  tritt  sodann 
die  Viscose  auf,  ein  lösliches  Cellulosexanthogenat,  welches  sich  heim  Behandeln  der 
Faser  mit  Natronlauge  und  Schwefelkohlenstoff  ergieht.  Dieses  Präparat  lässt  sich 
leicht  beliebig  formen  und  ermöglicht  auch  die  einfache  Herstellung  sogenannter  Opalin- 
artikel, da  sich  auf  Geweben,  welche  mit  Viscose  hedrnekt  wurden,  schon  dnrcli  die 
Trockenwärme  regenerirte  Cellulose  unabwas<-hbar  aus.scheidet. 

Die  von  de  Chardonnet  aus  Collodium  erhaltene  sogeuauute  künstliche  Seide  besitzt 
leider  wenig  Zugfestigkeit,  besonders  im  feuchten  Zustande. 

Als  neuestes  Cellulosepräparat  erscheint  das  Pegamoid,  ein  aus  Nitrocellnlose 
gewonnener  Lederersatz,  sehr  widerstandsfähig  gegen  Wasser  und  Seifen,  infolge  seiner 
glatten  Oberfläche  nicht  schmntzend.  Durch  dünnes  Aufträgen  des  Pegamoids  auf  Ge- 
webe erhält  man  Stoffe  mit  seidenartigem  Glanz,  durch  Aufträgen  einer  dickeren  Schicht 
wachstuchartige  Stoffe. 

Prof.  Dr.  R.  Heger  macht  Mittheilungen  über  zwei  optische  Re- 
obachtungen  in  den  Alpen. 

An  dem  durch  besonders  klares  Wasser  ausgezeichneten  Karersee  erschien  — von 
einem  Boote  ans  gesehen  — iu  sehr  auffälliger  Weise  das  Brechnngsbild  wagerechter 
Stellen  des  Bodens  in  Gestalt  einer  unter  dem  Boote  vertieften  Schüssel  mit  breitem, 
flachem,  dem  Spiegel  rasch  sich  näherndem  Rande.  Die  heim  Durchgang  durch  eine 


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ebene  Grenzfläche  zweier  Mittel  gebrochenen  Strahlen  eines  Punktes  A sind  bekanntlich 
nach  der  Brechung  nicht  mehr  Strahlen  eines  Punktes,  selbst  niebt,  wenn  man  sieh  auf 
Betrachtung  eines  sehr  dünnen  Kegels  beschränkt  (des  in  die  Pupille  gelangenden  Lichtes); 
das  dünne  StrablenbUschel,  das  in  einer  Ebene  enthalten  ist,  die  zur  brechenden  Ebene 
senkreiht  steht,  ergiebt  einen  wesentlich  anderen  Bildpunkt,  als  die  Mantellinien  des 
Umdrehungskegels,  der  den  mittleren  dieser  -Strahlen  als  Mantellinie,  A zur  Spitze  und 
auf  der  brechenden  hibene  einen  Parallelkreis  hat.  Nach  den  Beobachtungen  scheint  das 
Auge  den  erstgenannten  Bildpunkt  zu  bevorzugen. 

Die  andere  Beobachtung  betrifft  das  Auftreten  schöner  Beugungserscheinungen 
beim  Durchgänge  des  Sonnenlichtes  durch  Nadelbäuine,  besonders  beim  Anf-  und  Unter- 
gang der  Sonne.  Erheblich  über  der  Geraden  Sonne-Beobachter  stehende  Bäume  erscheinen 
in  glänzender  (iluth,  anfangs  orangegelb,  mit  bräunlicher  Tönung  der  dichteren  Theile, 
näher  der  Sonne  weissglühend. 

Prof.  Dr.  F.  Pockels  macht  auf  iihiiliclie,  aus  der  Litteratur  bekannte 
Beobachtungen  aufmerksam;  auch  in  unseren  Gegenden  ist  Gelegenheit, 
diese  auffällig  schöne  Erscheinung  wahrzunehmen,  nur  tritt  sie  infolge 
der  geringeren  Reinheit  und  Klarheit  der  Luft  viel  seltener  und  wohl 
kaum  je  so  schön  auf  wie  im  Hochgebirge. 

Pro/.  Ür.  F.  Foerster  berichtet  über  die  Fiinwirkung  von  Chlor 
auf  Alkalien,  insbesondere  über  den  Process  der  Chloratbildung  und 
über  die  Deutung  der  Vorgänge  bei  der  elektrolytischen  Gewinnung  von 
Kaliumchlorat. 


VI.  Section  für  Mathematik. 


Tiei’te  Sitzung  am  13.  October  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K. 
Rohn.  — Anwesend  13  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  K.  Rohn  spricht  über  einige  Eigenschaften  der  Curven 
dritter  und  vierter  Ordnung,  abgeleitet  aus  den  Schnittpunkt- 
systemsätzen. 

In  dem  Vorfrage  werden  zunächst  in  bekannter  Weise  die  Sebnittpunktesystem- 
sätze  für  ebene  Cnrven  abgeleitet,  um  dann  an  einzelnen  Beispielen  zu  zeigen,  wie 
iiiaunigfach  die  Anwendung  derselben  sich  gestalten  kann.  8o  folgt  der  Pa.scal’sche 
Satz  filr  einen  Kegelschnitt  oder  ein  Geradenpaar  daraus.  Ebenso  ergiebt  sich  der 
Satz:  Schreibt  mau  einem  Kegelschnitt  ein  Achteck  ein,  so  schneiden  die  ungeraden 
Seiten  die  geraden  in  acht  Punkten  eines  neuen  Kegelschnitts;  beide  .tchtecke  besitzen 
also  die  nämlichen  ungeraden  und  die  nämlichen  geraden  Seiten.  Noch  verschiedene 
andere  Sätze  über  Kegelschnitte  können  au.s  jenen  Sätzen  abgeleitet  werden. 

Für  die  Curven  dritter  Ordnung  ergehen  sich  mit  ihrer  Hilfe  folgende  Jtesultate. 
Alle  Kegelschnitte  durch  vier  feste  Punkte  einer  Curve  dritter  Ordnung  schneiden  diese 
in  Punktepaaren,  deren  Ve.rbindung.«linien  durch  den  nämlichen  Punkt  auf  ihr,  den  Rest- 
punkt, gehen.  Die  drei  reellen  Wendepunkte  einer  solchen  Cnrve  liegen  auf  einer  Ge- 
mden.  Aus  jedem  Punkt  der  Curve  kann  man  vier  Tangenten  an  dieselbe  legen;  ihre 
Berühning.spunkte  liegen  auf  einem  Kegelschnitt,  der  die  t'nrve  in  jenem  Punkt  berührt- 
Die  Verbinunngslinien  dieser  vier  Berühruiig.spnnkte  schneiden  sich  paarweise  auf  der 
Curve  dritter  Grdming.  Im  S^ecicllen  liegen  die  BerOhruugspunkte  der  drei  Tangenten 
ans  einem  Wendepunkte  auf  einer  Geraden. 

Für  die  Curven  vierter  Ordnung  führen  die  Si  hnittpnnktssysterasätzc  zu  den 
Systemen  von  viermal  berührenden  Kegelschnitten  und  den  Do|ipeltangenten.  Jedem 
System  gehören  sechs  Doppeltangeutenpaare  an,  die  BerUlmmg.spunkte  je  zweier  Paare 
liegen  anf  einem  Kegelschnitt  u,  s.  w. 


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Fünfte  Sitzung  am  8.  December  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K. 
Rolui.  — Anwesend  11  Mitglieder. 

Dr.  H.  Gravelius  spricht  über  einen  Grundgedanken  der  Gyldeu- 
schen  Störu ngstheorie. 

In  einer  kurzen  historischen  Einleitung  werden  die  älteren  Methoden  ziu  Ermitte- 
lung der  ab.soluten  Störungen  der  Planeten  nach  ihren  gnindlegenden  Principien  skizzirt. 
Es  wird  gezeigt,  dals  — ganz  abgesehen  von  der  keineswegs  immer  hinreichend  ver- 
sicherten Convergeuz  dieser  Methoden  — der  Urund  dafür,  dass  diese  Methoden  für 
eine  Darstellung  der  Störungen  auf  50  bis  100  .lahre  hinaus  nicht  ausreichen,  in  dem 
Festhalten  der  Kepler'schen  Bahn  auch  für  die  gestörte  Bewegung  zu  .suchen  ist.  In- 
dem der  Vortragende  eine  Darlegung  der  tiyldön'schen  Integrationamethoden  und  Con- 
vergenzbeweise  für  später  sich  vorbehält,  entwickelt  er,  vom  Begriff  der  periplegmati- 
scheu  Curve  ausgehend,  die  üleichnng  der  absoluten  Bahn  Gylden'a. 

Prof.  Dr.  K.  Ilohu  zeigt  mit  Hilfe  eines  Satzes  von  den  perspectiven 
Figuren  eine  einfache  Methode,  den  Krüniniungskreis  an  einem 
der  fünf  gegebenen  Punkte  eines  Kegelschnitts  zu  con- 
struiren.  Die  Coiistructiou  erfordert  nur  das  Zeichnen  von  Parallelen 
und  Normalen. 


VII.  Hauptversammlungen. 

Achte  Sitzung  und  Exenrsion  am  29.  September  1898. 

Am  Nachmittag  dieses  Tages  besichtigten  20  Mitglieder  die  Hof- 
kunstmUhle  und  Oelfabrik  von  T.  Dienert  in  Plauen  b.  Dr.,  deren 
Einrichtungen  ihnen  in  der  zuvorkommendsten  Weise  durch  Ingenieur 
F.  Pleissnor  erläutert  wurden. 

Hieran  schloss  sich  eine  Hauptversammlung  im  Dathskeller- 
llestiiurant  zu  Plauen,  in  welcher  unter  Vorsitz  von  Prof.  H.  Engel- 
hardt geschäftliche  Angelegenheiten  erledigt  werden  und 

Dr.  J.  Deichmüllcr  die  von  ihm  auf  Veranlassung  des  K.  Ministeriums 
des  Innern  entworfene  „Belehrung  und  Anweisung  über  die  den  urgeschicht- 
lichen  Alterthümern  zu  widmende  Beachtung  und  Fürsorge“,  Dresden  1898, 
vorlegt. 

Neunte  Sitzung  am  27.  October  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G. 
Helm.  — Anwesend  64  Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  med.  A.  Schlossmann  hält  einen  Vortrag  über  seine  Reise  nach 
Spanien  und  erläutert  denselben  durch  eine  grosse  Anzahl  von  Photo- 
graphien und  Projectionsbildeni. 


Zehnte  Sitzung  am  24.  November  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G. 
Helm.  — Anwesend  61  Mitglieder  und  Gäste. 

Zunächst  werden  die  Beamten  der  Gesell.schaft  für  das  .lahr  1899 
gewählt.  (Vergl.  die  Uebersicht  auf  Seite  28.) 

Hierauf  wird  beschlossen.  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  G.  Zeuner  zu  seinem 
70.  Geburtstage  die  Glückwünsche  der  Gesellschaft  durch  den  Vorstand  iti 


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Gemeinschaft  mit  dem  ersten  Secretär  und  dem  Bibliothekar  überbringen 
zu  lassen. 

Geh.  Ilofrath  Prof.  Dr.  M.  Krause  spricht  nun  über  Universität  und 
Technische  Hochschule. 

An  den  Vortrag  schliesst  sich  eine  lebhafte  Debatte. 


Elfte  Sitzung  am  22.  Deeember  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G. 
Helm.  — Anwesend  54  Mitglieder  und  G.äste. 

Der  Vorsitzende  giebt  eine  Uebcrsicht  über  den  gegenwärtigen  Mit- 
gliederbestand der  (iesellschaft,  nach  welcher  die  Zahl  der  wirklichen 
.Slitglieder  gegen  das  Vorjahr  um  19  gewachsen  (z.  Z.  230),  die  der  Ehren- 
mitglieder um  0 (28)  und  die  der  correspondireuden  Mitglieder  um  3 (132) 
zurückgegangen  ist. 

Geh.  Medicinalrath  Prof.  Dr.  Fr.  Renk  hält  einen  Vortrag  über  das 
hygienische  Institut  der  K.  Technischen  Hochschule  und  die  K. 
Centralstelle  für  öffentliche  Gesundheitspflege. 

Per  Vortragende  giebt  einen  kurzen  Ueberblick  über  Geschichte,  Entwickelung 
und  Zweck  beider  jetzt  in  einem  Kaunie  vereinten  und  unter  einer  Direetion  stehenden 
Institute  und  erlUutert  au  einem  au.sgeatellten  Plaue  die  Vertheilung  der  einzelnen  Ab- 
theilungen in  den  beiden  Gescho3.sen  des  Hauses  und  deren  Bestimmung.  Ein  unter 
Führung  des  Vortragenden  unternommener  Kundgang  durch  die  verschiedenen  Raume 
giebt  den  Anwesenden  Gelegeuheit,  Einblick  in  die  Thätigkeit  beider  Institute  zu  nehmen. 


Teränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  7.  August  1898  starb  James  Hall,  Professor  und  Director  des 
New-York  State  Museum  in  Albany,  einer  der  bedeutendsten  amerikani- 
schen Paläontologen,  Ehrenmitglied  der  Isis  seit  1873. 

.\m  25.  September  1898  verstarb  in  St.  Germain-en-Laye  im  Alter 
von  77  Jahren  Gabriel  de  Mortillct,  Professor  und  Subdirector  der 
fäule  d'anthropologie  de  Paris,  correspondirendes  Mitglied  seit  1867. 

Am  15.  October  1898  verschied  in  Dresden  Dr.  Ewald  AlbertGeissler, 
Professor  an  der  K.  Thierärztlichen  Hochschule  und  Apothekenrevisor,  wirk- 
liches Mitglied  seit  1877. 

Am  14.  November  1898  starb  in  Charlottenburg  Oberberghauptmann 
und  Ministerialdirector  a.  D.  Dr.  Albert  Ludwig  Serie,  Ehrenmitglied 
seit  1870. 

Am  8.  Deeember  1898  starb  Maler  Karl  Friedrich  Seidel  in  Wein- 
böhla, wirkliches  Mitglied  seit  1860.  Der  Verewigte  gehörte  in  den  Jahren 
1867 — 68,  1875  — 76  und  1878  — 81  dem  Vorstande  der  Section  für  Botanik 
als  erster  oder  zweiter  Vorsitzender  an  und  hat  verschiedene  botanische 
Beobachtungen  in  unseren  Sitzungsberichten  veröflentlicht,  die  letzte  noch 
im  Jahre  1888  über  Peucedatmm  aeifopodioides. 

Am  10.  Deeember  1898  starb  in  Tharandt  Alfred  Bartel,  Assistent 
am  chemischen  Laboratoriuin  der  K.  Forstakademie,  wirkliches  Mitglied 
seit  1897. 


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27 


Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Baensch,  Wilh.,  Buchdruckerei  und  Vcrlagshandlung  in  Dresden,  am 
24.  November  1898; 

Berger,  Karl,  Dr.  med.  in  Dresden,  am  22.  Decemher  1898; 

Bidlingmaior,  Friedr.,  Assistent  am  physikalischen  Laboratorium  der 
K.  Technischen  Hochschule  in  Dresden,  am  24.  November  1898; 

Dickhoff,  Alphons,  Privatus  in  Blasewitz,  am  27.  October  1898; 

Lehmann,  Georg,  K.  Hofbuchhändler  in  Dresden,  am  29.  September  1898; 

Müller,  Felix,  Prof.  Dr.,  in  Oberloschwitz,  am  24.  November  1898; 

Naumann,  Ernst,  Dr.  phil.,  Assistent  am  mineral.-geologischen  Institut  der 
K.  Technischen  flochschule  in  Dresden,  am  29.  September  1898; 

Osborne,  Wilh.,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Radebeul,  am  24.  November  1898; 

Range,  Ernst  Albert,  K.  Strassen- und  Wasserbauinspector 
in  Dresden, 

Richter,  Wilh.,  Dr.  med.  in  Dresden, 

Schmidt,  Hermann,  Lehrer  in  Dresden,  am  24.  November  1898; 

Sommer,  Karl,  Gymnasiallehrer,  a.  D.  in  Meissen,  am  22.  Deceraber  1898; 

Thoss,  Friedr.  Aug.,  Seminaroberlchrer  in  Plauen  bei  Dr.,  am  29.  Sep- 
tember 1898. 

In  die  correspondirenden  Mitglieder  ist  übergetreten: 

von  Baensch,  William,  K.  Hofverlagshuchhäudler,  in  Stralsund. 


am  27.  October 
1898. 


Freiwillige  Beiträge  zur  GeseUschaftskasse 

zahlten:  Dr.  Amthor,  Hannover,  3 Mk.;  Prof.  Dr.  Bachmann,  Plauen 
i.  V.,  3 Mk.;  K.  Bihliothek,  Berlin,  3 Mk.;  naturwissensch.  Modelleur 
Blaschka,  Hosterwitz,  3 Mk.  5 I’f.;  Privatus  Eisei,  Gera,  3 Mk.;  Berg- 
meister Hartung,  Lobenstein,  5 .Mk.;  Prof.  Dr.  Hibsch,  läebwerd,  3 Mk. 
1 Pf.;  Bürgerschullehrer  Hofmann,  Grossenhain,  3 Mk.;  Apotheker  Dr. 
Imnge,  Werningshausen,  6Mk.  10  Pf.;  Oberlehrer  Dr.  Lohrmann,  Anna- 
berg,  3 Mk.;  Stabsarzt  Dr.  Naumann,  Gera,  3 Mk.;  Oberlehrer  Nau- 
mann, Bautzen,  6 Mk.;  Betriebsingenieur  Prasse,  Leipzig,  3 Mk.;  Dr. 
Reiche,  Santiago,  Chile,  3 Mk.;  Director  Dr.  Reidemeister,  Schöne- 
beck, 3 Mk.;  Prof.  Dr.  Schneider,  Blasewitz,  10  Mk.;  Oberlehrer  Seidel  I, 
Zschopau,  3 Mk.  10  Pf.;  Rittergutspachter  Sieber,  Grossgrabe,  3 Mk.  15  Pf.; 
I'abrikbesitzer  Siemens,  Dresden,  100  Mk.;  Chemiker  Dr.  Stauss,  Ham- 
burg, 3 Mk  ; Oberlehrer  Dr.  Sterzei,  Chemnitz,  3 Mk.;  Privatdocent  Dr. 
Steuer,  .Jena,  3 Mk.;  Prof.  Dr.  Vater,  Tharandt.  3 Mk.  5 Pf.;  Baurath 
Wiechel,  Chemnitz,  3 Mk.  15  Pf.;  Oberlehrer  Wolff,  Pirna,  3 Mk.;  Prof. 
Dr.  Wünsche,  Zwickau,  3 Mk.  — ln  Summa  190  Mk.  61  Pf. 

H.  Warn  atz. 


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28 


Beamte  der  Isis  im  Jahre  1899. 

Torstand. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E,  Kalkowsky. 

Zweiter  Vorsitzender:  Prof.  II.  Engelhardt. 

Kassirer:  Hofhuchhändler  G.  Lehmann. 

Directorium. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky. 

Zweiter  Vorsitzender:  Prof.  II.  Engelhardt. 

Als  Sectionsvorstände: 

Privatdocent  Dr.  W.  Hergt, 

Dr.  J.  Deichinü Iler, 

Prof.  Dr.  ü.  Drude, 

Prof.  Dr.  F.  Förster, 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche, 

Prof.  Dr.  K.  Rohn. 

Erster  Secretär:  Dr.  J.  Deichraüller. 

Zweiter  Secretär:  Institutsdirector  A.  Thümer. 

T erwaltungsrath. 

Vorsitzender:  Prof.  II.  Engelhardt. 

Mitglieder:  1.  Fabrikbesitzer  L.  Guthmann, 

2.  Privatus  W.  Putscher, 

3.  Fabrikant  E.  Kühnscherf, 

4.  Dr.  Fr.  Raspe, 

B.  Prof.  H.  Fischer, 

6.  Fabrikbesitzer  Fr.  Siemens. 

Kassirer:  Hofbuchhändler  G.  Lehmann. 

Bibliothekar:  Privatus  K.  Schiller. 

Secretär:  Institutsdirector  A.  Thümer. 

Meetionsbeamte. 

I.  Section  für  Zoologie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  H.  Nitsche. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  J.  Thallwitz. 

Protokollant:  Institutsdirector  A.  Thümer. 

Stellvertreter:  Dr.  A.  Naumann. 

n.  Section  für  Botanik. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  K.  Wobst. 

Protokollant:  Garteninspector  F.  Le  dien. 

Stellvertreter:  Dr.  A.  Naumann. 


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29 


TTT.  Seotion  für  Uineralogie  und  Geologie. 

Vorstand:  Privatdocent  Dr.  W.  Bergt 
Stellvertreter:  Oberlehrer  Ür.  R.  Nessig. 

Protokollant:  Dr.  H.  Prancke. 

Stellvertreter:  Dr.  E.  Naumann. 

IV.  Seotion  für  Physik  und  Chemie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  F.  Förster. 

Stellvertreter:  Prof.  Dr.  F.  Pockels. 

Protokollant:  Oberlehrer  Dr.  G.  Schulze. 

Stellvertreter:  Dr.  R.  Engelhardt. 

V.  Seotion  für  prähistorisohe  Forsohungen. 

Vorstand:  Dr.  J.  Deichmüller. 

Stellvertreter:  Lehrer  H.  Döring. 

Protokollant:  Lehrer  0.  Ebert. 

Stellvertreter:  Lehrer  A.  Jentsch. 

VI.  Seotion  für  Mathematik. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  K.  Rohn. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  A.  Witting. 

Protokollant:  Oberlehrer  Dr.  J.  von  Vieth. 

Stellvertreter:  Privatdocent  Dr.  E.  N ätsch. 


Redactions  - Comitd. 

Besteht  aus  den  Mitgliedern  des  Directoriums  mit  Ausnahme  des 
zweiten  Vorsitzenden  und  des  zweiten  Secretärs. 


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Bericht  des  Bibliothekars. 


Im  Jahre  1898  wurde  die  Bibliothek  der  „Isis“  durch  folgende  Zeit- 
schriften und  Bücher  vermehrt: 

A.  Durch  Tansch. 

I.  E !•  o p a. 

1.  DentBohland. 

Altenburg:  Naturforschende  Gesellschaft  des  üsterlandes. 

Annaberg -Buchholz:  Verein  für  Naturkunde. 

Augsburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg. 
Bamberg:  Naturforechende  Gesellschaft. 

Bautzen:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  „Isis“.  — Sitzungsber.  und 
Abhandl.,  1896-97.  [Aa  327.] 

Berlin:  Botanischer  Verein  der  Provinz  Brandenburg.  — Verhaudl.,  Jahrg.39. 
[Ca  6.] 

Berlin:  Deutsche  geologische  Gesellschaft.  — Zeitschr.,  Bd.  49,  Heft  3 
und  4;  Bd.  50,  Heft  1 und  2.  [Da  17.] 

Berlin:  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  — 
Verhandl.,  October  1897  bis  Mai  1898.  [G  55.] 

Bonn:  Naturhistorischer  Verein  der  preussiscnen  Rneinlande,  Westfalens 
und  des  Reg.-Bez.  Osnabrück.  — Verhandl.,  54.  Jabrg.,  2.  Hälfte. 
[Aa  93.] 

Bonn:  Niederrheinische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — Sitzungs- 
ber., 1897,  2.  Hälfte.  [Aa  322.] 

Braunschueig:  Verein  für  Naturwissenschaft. 

Bremen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Abhandl.,  Bd.  XIV,  Heft  3; 
Bd.  XV,  Heft  2.  [Aa  2.] 

Breslau:  Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur.  — 75.  Jahresber., 
1897,  mit  Ergänzungsheft  bibliograph.  Inlialts.  [Aa  46.] 

Chemnitz:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 

Chemnitz:  K.  Sächsisches  meteorologisches  Institut.  — Ahhandl.,  Heft  3. 
[Ec  57b.]  — Klima  des  Königreichs  Sachsen,  Heft  5.  [Ec  79.]  — 
Jahrbuch,  Xlll.  Jahrg.,  3.  Abth.;  XIV.  Jahrg.,  l.u.  2.  Ahth.  [Ec  57.) 
Danzig:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Darmstadt:  Verein  für  Erdkunde  und  mittelrheinischer  geologischer 

Verein.  — Notizhh,  4.  Folge,  18.  Heft.  [Fa  8.J 
Donaueschingen:  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der  Baar  und 
der  angrenzenden  Landestheile. 

Dresden:  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — Jahresber.,  1897 — 98. 
[Aa  47.] 


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31 


Dresden'.  Gesellschaft  für  Botanik  und  Gartenbau  „Flora“.  — Sitzungsber. 

und  Abhandl.,  n.  F.,  Jhrg.  1 — 2,  mit  Bücherverzeichniss.  [Ca  26.] 
Dresden:  K.  Mineralogisch -geologisches  und  praehistorisches  Museum.  — 
Mittheil.,  Heft  XIV.  [Db  51.] 

Dresden:  K.  Zoologisches  und  Anthrop.-ethnogr.  Museum.  — Catalog  der 
Handbibliothek.  [Je  117.] 

Dresden:  K.  Oeifentliche  Bibliothek. 

Dresden:  Verein  für  Erdkunde.  — Jahresberichte,  Jahr.  XXVI.  [Fa  6.] 
Dresden:  K.  Sächsischer  Altertumsverein.  — Neues  Archiv  für  Sachs. 
Geschichte  und  Altertumskunde,  Bd.  XIX.  [G  75.]  — Die  Samm- 
lung des  K.  Sachs.  Alterturasvereins  in  ihren  Hauptwerken.  Lief.  1, 
Bl.  I-X.  [G  75b.] 

Dresden:  Oekonoraische  Gesellschaft  im  Königreich  Sachsen.  — Mittheil. 
1892—93,  1897-98.  |Ha  9.1 

Dresden:  K.  Thierärztliche  Hochschule.  — Bericht  über  das  Veterinärwesen 
in  Sachsen,  33.,  37.,  40.  und  42.  Jahrg.  [Ha  26.1 
Dresden:  K.  Sächsische  Technische  Hochschule.  — Bericht  über  die  K.  Sächs. 
Techn.  Hochschule  a.  d.  Jahr  1897 — 98.  [Je  63.]  — Pcrsonalverz.  Nr. 
X— XVIII.  [Je  63b.l 

Dürkheim:  Naturwissenschaftlicher  Verein  der  Ilheinpfalz  „Pollichia“. 
Düsseldorf:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Elberfeld:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Emden:  Naturforschende  Gesellschaft.  — 82.  Jahresbericht,  1896 — 97. 
[Aa  48.] 

Emden:  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer. 
Erfurt:  K.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften.  — Jahrbücher, 
Heft  XXIV.  [Aa  263.] 

Erlangen:  Physikalisch-medicinischeSocietät.  — Sitzungsber.,  29.  Heft,  1897. 
[Aa  212.J 

Frankfurt  a.  M.:  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft. — Bericht 
für  1898.  [Aa  9 a.] 

Frankfurt  a.  M.:  Physikalischer  Verein.  — Jahresber.  für  1896 — 97. 

[Eb  35.] 

Frankfurt  a.  0.:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Regierungsbezirks 
Frankfurt.  — „Helios“,  15.  Bd.  — Societatum  litterae,  Jahrg.  XI, 
Nr.  7 — 12;  Jahrg.  XII,  Nr.  1—4.  [Aa  282.] 

Freiberg:  K.  Sächs.  Bergakademie.  — Programm  für  das  133.  Lehrjahr 
1898-99.  [Aa  323.] 

Freibur^  i.  B.:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Oera:  Gesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaften. 

Giessen:  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde. 

Görlitz:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Abhandl.,  22.  Bd.  [Aa  3.] 
Görlitz:  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Neues  Lau- 
sitzisches  Magazin,  Bd.  73,  2.  Heft;  Bd.  74.  [Aa  64.] 

Görlitz:  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte  der  Oberlausitz. 
Greifswald:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Neu -Vorpommern  und 
Rügen.  — Mittheil.,  29.  Jahrg.,  1897.  [Aa  68.1 
Greifswald:  Geographische  Gesellschaft.  — Jahresber.  Nr.  VI,  II.  Theil, 
1896-98.  [Fa  20.] 

Guben:  Niederlausitzer  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte.  — ■ 
Mittheil.,  V.  Bd.,  Heft  1 — 7.  [G  102.] 


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32 


Güstrow : Verein  der  Freunde  der  Naturgeschicbte  in  Mecklenburg. 

Halle  a.  S.:  Naturforschende  (iesellschaft. 

Halle  a.  S.:  Kais.  Leopoldino-Curolinische  deutsche  Akademie.  — Leopoldina, 
Heft  XXXIIl,  Nr.  12;  Heft  XXXIV,  Nr.  1-11.  [Aa  62.] 

Halle  a.  S.'  Verein  für  Erdkunde.  — Mitteil.,  Jahrg.  1898.  ^Fa  IG.] 
Hamburg-  Naturhistorisches  Museum.  — Jahrbücher,  Jahrg.  XIV',  mit  Bei- 
heft 1—5.  [Aa  276.] 

Hamburg:  Naturwissenschaftlicher  V'ereiu.  — Verhandl.,  IV.  Folge,  5.  Heft. 
1897.  [Aa  293  b.] 

Hamburg:  Verein  für  naturwissenschaftliche  Ünterhaltung. 

Hanau:  W'etterauische  Gesellschaft  für  die  gesammte  Naturkunde. 
Hannover:  Natuihistorische  Geselkschaft.  — Jahresber.,  44. — 47.  Bd. 

[Festschrift.]  [Aa  52.] 

Hannover:  Geographische  Gesellschaft. 

Heidelberg:  Naturhistorisch -medicinischer  Verein. 

Hof:  Nordoberfränkischer  Verein  für  Natur-,  Geschichts-  und  Landes- 
kunde. 

Karlsruhe:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Kassel:  Verein  für  Naturkunde.  — Abliandl.  und  Berichte,  Nr.  42  u.  43. 
[Aa  242.] 

Kassel:  Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde.  — Zeitschr., 
22. — 23.  Bd.  u.  12.  SuppL;  Mittheil.,  Jahrg.  1896—97.  [Fa  21.] 

Kiel:  Naturwissenschaftliclier  Verein  für  Schleswig-Holstein. 

Köln:  Kedaction  der  Gaea.  — Natur  und  Leben,  Jahrg,  34.  [Aa  41.1 
Königsberg  i.  P>-.:  Physikalisch -ökonomische  Gesellschaft.  — Schriiteu, 
38.  Jahrg.,  1897.  [Aa  81.] 

Königsberg  i.  Fr.:  Altertums-Gesellschaft  Prussia.  — Sitzungsber.  Nr.  46, 
1890.  [G  114.] 

Krefeld:  V'erein  für  Naturkunde.  — Jahresber.  II  und  III,  1895—98. 

lAa  329.] 

Landshut:  Botanischer  Verein.  — Bericht  15.  [Ca  14.] 

Lcip^ig:  Natnrforschende  Gesellschaft. 

Leipzig:  K.  Sächsische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Berichte  über 
die  Verhandl.,  mathem.-physikal.  Klasse,  1897,  \'— \H;  1898,  I — V. 
[Aa  296.1 

Leipzig:  K.  Sächsische  geologische  Landesuntersuchung.  — Geologische 
Specialkarte  des  Königreichs  Sachsen:  Sect.  Ostritz-Bernstadt.  Bl.  73; 
Sect.  Hinterhermsdorf- Daubitz,  Bl.  86;  Sect.  Hirschfelde-Ueichenau, 
Bl.  89;  Sect.  Zittau- Oybin -Lausche,  Bl.  107;  Sect.  Bobenneukirch- 
Gattendorf.  Bl.  150,  mit  5 Heften  Erläuterungen.  [De  146.] 

Lübeelc:  Geographische  Gesellschaft  und  naturhistorisches  Museum. 
Lüneburg:  Naturwissenschaftlicher  V'erein  für  das  Fürstentum  Lüneburg. 

— Jahresheft  XIV,  1896—98.  [Aa  210.] 

Magdeburg:  Naturwissenschaftlicher  V'erein.  — Jahresber.  und  .Ahhandl., 
Jahrg.  1896-  98.  [Aa  173.] 

Mannheim:  V'erein  für  Naturkunde. 

Marburg:  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  gesammten  Naturwissenschaften. 

— Sitzungsher.,  Jahrg.  1897.  [.\a  2(>6.] 

Meisse7i:  Naturwissenschaftliche  Gesellschalt  ,.Isis“.  — Beobacht,  d.  Isis- 
Wetterwarte  zu  .Meissen  i.  J.  1897.  [Ec  40.] 


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33 


Münster:  Westfalischer  Provinzialverein  fiir  Wissenschaft  und  Kunst.  — 
25.  Jahresber.,  Jahrg.  1896—97.  [Ca  231.] 

Neisse:  Wissenschaftliche  Gesellschaft  „Philoniathie“.  — Bericht,  25.-28., 
1888  - 96.  [.\a  28.] 

Nürnberg:  Naturhistorische  Gesellschaft.  — Jahresber.  für  1897,  nebst 
.\bhaiull.,  XI.  Bd.  [Aa  5.] 

Offenbach:  Verein  fiir  Naturkunde. 

Osnahriiclc:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — 12.Jahresber.,  1897.  [Aa  177.1 
PUssau:  Naturhistorischer  Verein.  — 17.  Bericht  fiir  1896 — 97.  [Aa  55.] 
Posen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Zeitschr.  der  hotan.  Abtheil., 
4.  Jahrg.,  Heft  3;  5.  Jahrg.,  Heft  1 — 2.  [Aa  316.] 

Regensburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Berichte,  Heft  VI,  1896 — 97. 
[Aa  295.] 

Regensburg:  K.  Bayerische  botanische  Gesellschaft. 

Reichenbach  i.  F.:  Vogtländischer  Verein  für  Naturkunde.  — Mitteil., 
Jahrg.  29.  [Aa  70.] 

Reutlingen:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Schneeberg:  Wissenschaftlicher  Verein. 

Stettin:  ümithologischer  Verein.  — Zeitschr.  für  Ornithologie  und  prakt. 
Geflügelzucht,  Jahrg.  XXII.  [Bf  57.J 

Stuttgart:  Verein  für  vaterländische  Naturkunde  in  Württemberg.  — Jahres- 
hefte, Jahrg.  54.  [Aa  60.] 

Stuttgart:  Württembergischer  Alturtumsverein.  — Württen)berg.  Viertel- 
jahrshefte für  Landesgeschichte,  n.  F.,  6.-7.  Jahrg.  [G  70.] 
Tharandt:  Iledaction  der  landwirtschaftlichen  Versuchsstationen.  — Land- 
wirtsch.  Versuchsstationen,  Bd.  XLIX,  Heft  4 — 6;  L;  LI,  Heft  1. 
(In  der  Bibliothek  der  Versuchsstation  im  hotan.  Garten.) 

Thom:  Coppernicus -Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst. 

Trier:  Gesellschaft  für  nützliche  Forschungen. 

TJltn:  Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften.  — Jahreshefte, 
8.  Jahrg.  [Aa  299.] 

ültn:  Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben. 
Weimar:  Thüringischer  botanischer  Verein.  — Mittheil.,  n.  F.,  11.  Heft. 
[Ca  23.] 

Wernigerode:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Harzes. 

Wiesbaden:  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde.  — Jahrbücher,  Jahrg.  51. 
[Aa  43.| 

Würzburg:  Physikalisch-inedicinische  Gesellschaft.  — Sitzungsber.,  Jahrg. 
1897.  [Aa  86.] 

Zuiclcau:  Verein  für  Naturkunde.  — Jahresber.  1897.  [Aa  179.] 

2.  Oesterreioh-Üngarn. 

Aussig:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 
ßistritz:  Gewerbeschule. 

Brünn:  Naturforschender  Verein. 

Budapest:  Ungarische  geologische  Gesellschaft.  — Földtaui  Közlöny,  XXVII. 

küt.,  11.— 12.  füz.;  XXVHI.  küt.,  1.— 9.  füz.  [Da  25.] 

Budapest:  K.  Ungarische  naturwissenschaftliche  Gesellschaft,  und;  Ungarische 
.Akademie  der  Wissenschaften.  — .Mathemat.  und  naturwissenschaftl. 
Berichte,  Bd.  13.  [Fa  37.] 


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(t)Oz:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steiermark.  — Mittheil.,  Jahrg. 

1897.  [Aa  72.] 

Hermanrntadt  : SiebenbürgischerVerein  für  Naturwissenschaften. — Verhandl. 

und  Mittheil.,  XLYII.  Jahrg.  [Aa  94.] 

J^lo:  Ungarischer  Kai-pathen -Verein.  — Jahrbuch,  XXV.  Jahrg.  [Aa  198.] 
hmshruck:  Naturwisseuschaftlich-mediciiiischer  Verein. 

Klagenfurt-.  Naturhistorisches  Landes -Museum  von  Kärnthen.  — Festschrift 
z.  öOjähr.  Bestehen,  1898.  [Aa  42.] 

Krakau:  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger,  1897,  Nr.  9— 10;  1898, 
Nr.  1-4  und  6-8.  [Aa  302.] 

Laibach:  Musealverein  für  Krain. 

Linz:  Verein  für  N.aturkunde  in  Oesterreich  ob  der  Enns.  — Jahres- 
ber.  19,  26  und  27.  [Aa  213.] 

Linz:  Museum  Francisco-Carolinum,  — 56.  Bericht  nebst  der  50.  Lieferung 
der  Beiträge  zur  Landeskunde  von  Oesterreich  ob  der  Enns.  [Fa  9.] 
Pi'ug:  Naturwissenschaftlicher  Verein  „Lotos“. 

Prag:  K.  Böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Sitzungsher., 
mathem.-naturw.  CI.,  1897.  [Aa  269.1  — Jahresber.  für  1897.  [Aa  270.] 
Prag:  Gesellschaft  des  Museums  des  Königreichs  Böhmen.  — I’amdtky 
archaeologickc,  dilu  XVII,  ses.  4 — 8;  X\'III,  ses.  1 — 2.  [G  71.] 

P-ag:  Lese-  und  Uedehalle  der  deutschen  Studenten. 

Pag:  Ceska  Akademie  Cisafe  Frantiska  Josefa.  — Rozpravy,  Trida  II, 
Rocnik  6.  [Aa  313.]  — Bulletin  international,  classe  des  Sciences 
mathematiques  et  naturelles,  Nr.  IV.  [Aa  313h.| 

P-essburq:  Verein  für  Heil-  und  Naturkunde.  — Vernandl.,  n.  F.,  Heft  9. 
[Aa  '92.] 

Reimenberg:  Verein  der  Naturfreunde.  — Mittheil.,  Jahrg.  29.  [.\a  70. J 
Salzburg:  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde.  — Mittheilungen, 
Bd.  XXXVII  und  XXXVIIl.  [Aa  71.1 
Temcsvür:  Südungarische  Gesellschaft  für  Naturwissenschaften.  — Tennes- 
zettudomanyi  Füzetek.  XXII.  köt.,  füz.  2 — 3.  [Aa  216.] 

P-encsin : Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Trencsiner  Comitates.  — 
Jahresheft,  Jahrg.  XIX — XX.  [Aa  277.] 

TViesi:  Museo  civico  di  storia  naturale. 

Triest:  Societä  Adriatica  di  scienze  naturali. 

Wien:  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger,  Jahrg.  1897, 
Nr.  27;  1898,  Nr.  1—12.  [Aa  11.] 

I17cw:  Verein  zur  Verbreitung  naturwissenscliaftlicher  Kenntnisse.  — 
Schriften,  Bd.  XXXVIH.  [Aa  82.] 

H7(«:  K.  K.  naturhistorisches  llofmuseum.  — Annalen,  Bd.  XII,  Nr.  2—4; 
Bd.  XIII,  Nr.  1.  [Aa  280.] 

117'e«:  Anthropologische  Gesellschaft.  — Mittheil.,  Bd.  XXVII,  Heft  6; 
Bd.  XXVIII,  Heft  1-  4.  [Bd  1.] 

117'eM:  K.  K.  geologische  Ueichsanstalt.  — Verhandl.,  1897,  Nr.  14 — 18; 

1898,  Nr.  1—12.  [Da  16.]  — Ahhandl.,  Bd.  XVII,  Heft  4.  [Da  1.] 
TI7'e?i:  K.  K.  zoologisch-botanische  Gesellschaft.  — Verhandl.,  Bd.  XLVH. 

[Aa  95.] 

117'e«:  Naturwissenschaftlicher  Verein  an  der  Universität. 

H7'e«:  Central -Anstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus.  — Jahr- 
bücher, Jahrg.  1894  und  1897.  [Ec  82.] 


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35 


3.  Rnmänien. 

Bukarest:  Institut  meteorologique  de  Roumanie.  — Annales,  tome  XII,  1896. 
[Ec  75.] 

4.  Schweiz. 

^arait:  Aargauische  naturforschende  Gesellschaft.  — Mitteil.,  Heft  VIII. 
[Aa  317.1 

Basel:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Verhandl.,  Bd.  XII,  Heft  1.  [Aa  86.] 
Bern:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Bern:  Schweizerische  naturforschende  Gesellschaft. 

Chur:  Naturforschende  Gesellschaft  Graubiindens.  — Jahresber.,  n.  F., 
Jahrg.  XXXVI,  XL  und  XLI.  [Aa  51.] 

Frauenfeld:  Thurgauische  naturforschende  Gesellschaft.  — Mitteil.,  Heft  13. 
[Aa  261.]  _ 

Freiburg:  Societe  Fribourgeoise  des  Sciences  naturelles.  — Compte  rendu, 
1893—97.  [Aa  264.] 

St.  Gallen:  Naturforschende  Gesellschaft,  — Bericht  für  1895  — 96.  [Aa  23.] 
Lausanne:  Societe  Vaudoise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  4.  ser., 
vül.  XXXIII,  no.  126;  vol.  XXXIV,  no.  127—129.  [Aa  248.] 
Xeuchatel:  Societe  des  Sciences  naturelles. 

Schaffhausen:  Schweizerische  entoniologische  Gesellschaft.  — Mittheil., 
Vol.  X,  Heft  2—4  [Bk  222.  | 

Sion:  La  Murithienne,  societe  Valaisanne  des  Sciences  naturelles.  — 
Bulletin,  fasc.  XXVI.  [Ca  13.] 

Zürich:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Vierteljahrsschr. , Jahrg.  42, 
Heft  3 — 4;  Jahrg.  43,  Heft  1—3.  [Aa  96.]  — Neujahrsblatt  für  1898. 
[Aa96b.] 

Zürich:  Schweizerische  botanische  Gesellschaft.  — Berichte,  Heft  8.  [Ca  24.] 


5.  Frankreich. 

Amiens:  Societe  Linneenne  du  nord  de  la  France.  — Memoires,  tome  IX, 
1892—98.  [Aa  252b.]  — Bulletin  inensuel,  tome  XIII,  no.  283 — 292. 
[Aa  252.] 

Bordeaux:  Societe  des  Sciences  physiques  et  naturelles.  — Memoires, 
ser.  5,  tome  I — II;  III,  cah.  1;  proces-verbaux,  annee  1896  — 97. 
[Aa  253.] 

Cherbourg:  Societe  nationale  des  Sciences  naturelles  et  mathematiques.  — 
Memoires,  tome  XXX.  [Aa  137.] 

Dijon:  Academie  des  Sciences,  arts  et  belles  lettres.  — Memoires,  ser.  4, 
tome  V.  [Aa  138.] 

Le  Mails:  Societe  d’agriculture,  Sciences  et  arts  de  la  Sarthe.  — Bulletin, 
tome  XXVIII,  fasc.  2 — 3.  [Aa  221.] 

Lgon:  Societe  Linneenne.  — Annales,  tome  43—44.  [Aa  132.] 

Lgon:  Societe  d’agriculture,  d’histoiro  naturelle  et  des  arts  utiles.  — 
Annales,  ser.  7,  tome  4.  [Aa  133.] 

Lyon:  Academie  nationale  des  Sciences,  helles  lettres  et  arts.  — Memoires, 
ser.  3,  tome  4.  [Aa  139.) 

Paris:  Societe  zoologique  de  France.  — Bulletin,  tome  XXII.  [Ba  24.) 

Toulouse:  Societe  Framjaise  de  botanique.  - Bulletin  mensuel,  tome  XIII, 
Nr.  147—156.  [Ca  18.] 


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6.  Belgien. 

Brüssel:  Societe  royale  malacologique  de  Belgique,  — Aiinales,  tome 
XXVIII — ,\XXI,  fase.  1.  IBi  1.]  — Proces-verbaux  des  seances.  tonie 
XXV— XXyil,  Jan.-Juli.  [Bi  4.] 

Brüssel:  Societe  entomologiquc  de  Belgique.  — Annales,  tome  41.  [Bk  13.] 
— Memoires,  tome  VI.  [Bk  13b.j 

Brüssel:  Societe  royale  de  botanique  de  Belgique.  — Bulletin,  tome  XXXVI. 
[Ca  16.] 

Oemlloux:  Station  agronomique  de  l’etat.  — Bulletin,  no.  64  — 65. 

[Hb  75.] 

Lütheh:  Societe  geologique  de  Belgique. 

7.  Holland. 

Gent:  Kniidkundig  Genootschap  „Dodonaea“. 

Gronivijen:  Naturkundig  Genootschap.  — 97.  Verslag,  1897.  (Je  80.] 
Harlan:  Mus6e  Teyler.  — Archives,  ser.  II,  vol.  V,  p.  4;  vol.  VI,  p.  1 — 2. 
[Aa  217.] 

Hartem:  Societe  Hollandaise  des  Sciences.  — Archives  Neerlandaises, 
ser.  II,  tome  I,  livr.  4—5;  tome  II,  livr.  1.  [Aa  257.] 

8.  Luxemburg. 

Luxemburg:  Societe  botanique  du  Grandduche  de  Luxembourg.  — Recueil 
des  memoires  et  des  travaux.  no.  XIII.  [Ca  11.] 

Luxemburg:  Institut  royal  grand-ducal. 

Liuemburg:  Verein  Luxemburger  Naturfreunde  .,Kauna‘-. — Mittheil.,  1897. 
[Ba  26.] 

9.  Italien. 

Brescia:  Ateneo.  — Commentari  per  l'anno  1897.  [.\a  199.] 

Catania:  Accademia  Gioenia  di  scienze  naturale.  — Atti,  ser.  IV,  vol. 

10 — 11.  — Bollettino,  fase.  L,  LH  — LIV.  [Aa  149.] 

Florenz:  R.  Instituto.  — Sect.  f.  Physik  und  Naturgescli.,  Bd.  19—21; 

Sect.  f.  Medicin,  7.  Publicat.  [Aa  229.] 

Florenz:  Societä  entomologica  Italiana.  — Bullettino,  anno  XIX.  [Ilk  193.1 
Mailand:  Societä  Italiana  di  scienze  naturali.  — Atti,  vol.  XXXVII, 
fase.  2—3.  [Aa  150.] 

Mailand:  R.  Instituto  Lombardo  di  scienze  e lettere.  — Rendiconti,  ser.  2. 

vol.  XX.X.  [.\a  161.]  — -Meinorie,  vol.  XVIII,  fase.  2-5.  [Aa  167.] 
Modena:  Societä  dei  naturalisti. 

lüdua:  Societä  N’eneto  Trentina  di  scienze  naturali.  — Bullettino,  tomo  VI, 
no.  3.  [Aa  193  b.] 

Fai-nia:  Redazione  del  Bullettino  di  paletnologia  Italiana.  — Bullettino, 
ser.  III,  anno  XXIII,  no.  7 — 12;  anno  XXIV,  no.  1 — 3.  [G  54.] 

IHsa:  Societä  Toscana  di  scienze  naturali.  — Processi  verbali.  vol.  X 
(22.  XI.  96—4.  VH.  97;;  vol.  XI  (28.  XI.  97—1.  V.  98).  [Aa  209.] 

Rom:  Accademia  dei  Lincei.  — Atti,  Rendiconti,  ser.  5,  vol.  V — VII, 
2.  sem.,  fase.  1 — 10.  [Aa  226.] 

Rom:  R.  Comitato  geologico  d’Italia. 


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37 


Turin:  Societä  meteorologica  Italiana.  — Bollettino  mensualc,  ser.  II, 
vol.  XVII,  no.  9—12;  vol.  XVffl,  no.  1=3.  [Ec  2.] 

Venedig:  R.  Instituto  Veneto  di  scieuze,  lettere  e arti. 

Verona:  Accaderaia  di  Verona.  — Memoire,  ser.  III,  vol.  LXXIII,  fase.  1 —2. 
[Ha  14.] 


IQ.  Qrossbritannien  und  Irland. 

Dublin:  Royal  geological  society  of  Irland. 

Edinburg:  Geological  Society.  — Transactions,  vol.  VII,  p.  3.  [Da  14.] 
Edinburg:  Scottish  meteorological  society.  — Journal,  3.  ser.,  no.  13 — 14. 
[Ec  3.1 

Olasgow:  Natural  history  society.  — Transactions,  vol.  V,  p.  L [Aa  244.] 
Glasgow : Geological  society. 

Manchester:  Geological  society.  — Transactions,  vol.  XXV,  p.  12—15, 
20-21.  [Da  20.1 

Neucastle-upon-Tgne:  Tyneside  naturalists  field  club,  und:  Natural  history 
society  of  Nortlmmberland,  Durham  and  N'ewcastle-upon-Tyne.  — 
Nat.  history  transactions,  vol.  XIII,  p.  2.  [Aa  126.1 


IL  Schweden,  Norwegen. 

Bergen:  Museum.  — Aarbog  for  1897.  [Aa  294.] 

Christiania:  Universität.  — Universitets- Programm  for  2.  sem.  1894. 
[Aa  251.] 

Christiania:  Foreningen  til  Norske  fortidsmindesmerkers  bevaring.  — Aavs- 
beretning  for  1896.  [G  2.]  — Kunst  og  liandverk  fra  Norges  fortid, 
2.  Reihe,  2.  Heft.  [G  71.] 

Stockholm:  Entomologiska  Föreningen.  — Entomologisk  Tidskrift,  Arg.  18. 
[Bk  12.1 

Stockholm:  K.  Vitterhets  Historie  och  Antiqvitets  Akademien.  — Antiquarisk 
Tidskrift,  Del  XVI,  4.  [G  1.35.]  — Mänadsblad,  1894.  [G  135a.] 
Tromsoe:  Museum.  — Aarsberetning  1894.  [Aa  243.1 
üpsala:  The  geological  Institution  of  the  university. . — Bulletin,  vol.  III,  p.  2 
(no.  6},  1897.  [Da  30J 


12.  Russland. 

Ekathariuenburg : Societe  Ouralienne  d’amateurs  des  Sciences  naturelles.  — 
Bulletin,  tome  XVI,  livr.  5^  tome  XVH;  tome  XIX,  livr.  L [Aa  269.] 

Helsingfors:  Societas  pro  fauna  et  flora  fennica. 

Kharkow:  Societe  des  naturalistes  ä l’universite  imperiale.  — Travaux, 
tome  XXXI  u.  XXXII.  [Aa  224.] 

Kiew:  Societe  des  naturalistes.  — Memoires,  tome  XIV,  livr.  2^  tome  XV, 
livr.  1—2.  [Aa  298.] 

Moskau:  Societe  imperiale  des  naturalistes.  — Bulletin,  annee  1897,  no.  2 — 4; 
annee  1898,  no.  L [Aa  1.34.1 

Odessa:  Societe  des  naturalistes  de  la  Nouvelle-Russie. — Memoires,  tome 
XXI,  p.  ^ tome  XXII,  p.  L [Aa  256.] 

Petersburg:  Kais,  botanischer  Garten.  — Acta  horti  Petropolitani,  toni.XIV, 
fase.  2.  [Ca  10.] 


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38 


Petersburg:  Comite  geologique.  — Bulletins,  vol.  XVI,  no.  3 — 9;  vol.  XVII, 
no.  1 — 5;  supplem.  au  tome  XVI.  [Da  23.]  — Memoires,  vol.  XVI,  no.  1. 
[Da  24.]' 

Petersburg:  Physikalisches  Centralobservatorium.  — Annalen,  Jahrg.  1896. 
[Ec  7.] 

Petersburg:  Academie  imperiale  des  Sciences.  — Bulletin,  nouv.  Serie  V, 
tome  VII,  no.  2 — 5;  tome  VIII,  no.  1 — 4.  (Aa  315.] 

Petersburg:  Kaiserl.  Russische  mineralogische  Gesellschaft.  — Verhandl., 
2.  Ser.,  Bd.  35.  pa  29.] 

Riga:  Naturforscher-Verein.  — Korrespondenzblatt,  XL — XLI.  [Aa  34.] 


II.  m e r i k £1. 

1.  Nord-Amerika. 

(Canada,  Vereinigte  Staaten,  Mexiko.) 

Albang:  New  York  state  museum  of  natural  history. 

Baltimore:  John  Hopkins  university.  — University  circulars,  vol.  XVII, 
no.  134  — 136.  [.4a  278.]  — American  journal  of  mathematics,  vol.XIX; 
XX,  no.  1—3.  [Ea  38.]  — American  Chemical  journal,  vol.  XIX,  5 — 10; 
vol.  XX,  no.  1— 7.  [Ed  60.]  — Studies  in  histor.  and  politic.  Science, 
ser.  XV,  no.  6—12;  ser.  XVI,  no.  1 — 9.  [Fb  125.]  — American  journal 
of  philology,  vol.  XVIII;  XIX,  1.  [Ja  64.] 

Derkeleg:  University  of  California.  — Departement  of  geology,  Register 
f.  1896—97.  [Da  31.]  — Agriculturial  experiment  Station,  bull.  116 — 
119;  report  of  1895—96.  [Da  31b.] 

Boston:  Society  of  natural  history.  — Proceedings,  vol.  XXVIII,  p.  1 — 12. 
[Aa  111.] 

Boston:  American  acailemy  of  arts  and. Sciences.  — Proceedings,  new  ser., 
vol.  XXXII — XXIII;  XXXIV,  1.  — Memoirs,  vol.  V,  no.  3.  [Aa  170.] 
Buffalo:  Society  of  natural  Sciences.  — Bulletin,  vol.  V,  no.  5;  vol.  VI,  no.  1. 
[Aa  185.1 

Cambridge:  Aluseum  of  comparative  zoology.  — Annual  report  for 
1896 — 1897.  — Bulletin,  vol.  XXVIII,  no.  4 — 5;  vol.  XXXI,  no.  5 — 7; 
vol.  XXXII,  no.  1 — 8.  [Ba  14.] 

Chicago:  Academy  of  Sciences. 

Chicago:  Field  Columbian  Museum.  — Publications  12  — 13,  21 — 28. 
[Aa  324.] 

Davenport:  Academy  of  natural  Sciences. 

Halifax:  Nova  Scotian  institute  of  natural  "Science.  — Proceedings  and 
transactions,  2.  ser.,  vol.  II,  p.  3.  [.Aa  304.] 

Lawrence:  Kansas  University.  — Quarterly,  seriesA:  Science  and  mathe- 
raatics.  vol.  VI,  no.  2;  vol.  VH,  no.  3.  [Aa  328.] 

Madison:  Wisconsin  Academy  of  Sciences,  arts  and  letters.  — Transactions, 
vol.  XI.  [Aa  206.] 

Mexiko:  Sociedad  cientifica  „Antonio  Alzate“.  — Memorias  y Revista, 
tomo  X,  cuad.  5 — 12;  tomo  XI,  cuad.  1—8.  [Aa  291.] 

Milwaukee:  AVisconsin  natural  history  society. 

Montreal:  .N'atural  history  society.  — The  canadian  record  of  Science, 
vol.  VH,  no.  6 — 7.  [Aa  109.] 


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NewSaven:  Connecticut  academy  of  arts  and  scicnces. 

New-Tork:  Academy  of  Sciences.  — Annals,  vol.  IX,  no.  6 — 12;  vol.  X; 

vol.  XI,  no.  1—2.  [Aa  101.]  — Transactioiis,  vol.  XVI.  [Aa  258.] 
New -York:  American  museum  of  natural  history. 

New-  York:  State  geologist. 

Phüaddphia:  Academy  of  natural  Sciences.  — Proceedings,  1897,  p.  II— III; 
1898,  p.  L [Aa  117.1 

Ftiiladelphia:  American  pnilosoplucal  society.  — Proceedings,  vol.  XXXV, 
no.  153;  vol.  XXXVl,  no.  155-  156;  vol.  XXXVII,  no.  157.  [Aa  283.] 
Philadelphia:  Wagner  free  Institute  of  Science.  — Transactions,  vol.  V. 
[Aa  290.] 

Philadelphia:  Zoological  society.  — Aunual  report  26.  [Ba  22.] 
Bochester:  Academy  of  Science. 

Bochester:  Geological  society  of  America. 

Salem:  Essex  Institute.  — Bulletin,  vol.  XXVI,  no.  7—12;  vol.  XXVII; 

vol.  XXVIII,  no.  1 — 6;  vol.  XXIX,  no.  1 — 6.  [Aa  163.] 

San  Francisco:  California  academy  of  Sciences.  — üccasional  papers, 
vol.  V.  [Aa  112  b.] 

St.  Louis:  Academy  of  Science.  — Transactions,  vol.  VII,  no.  17—20; 
vol.  VIII,  no.  1 — 7.  [Aa  125.1 

St.  Louis:  Missouri  botanical  garden.  — 3.  annual  report,  1892.  [Ca  25. 
Topeka:  Kansas  academy  of  Science.  — Transactions,  vol.  XV.  [Aa  303. 
Toronto:  Canadian  institute.  — Proceedings,  5.  ser.,  vol.  I,  p.  4—6;  Supplem. 

to  vol.  V,  p.  1.  [Aa  222.]  — Transactions,  vol.  V,  p.  2.  [Aa  222  b.] 
Tufts  College:  Studios,  no.  V.  [Aa  314.] 

Washington : Sniithsouian  institution.  — Report  of  the  U.  St  nat  museum, 
1893-95.  [Aa  120  c.] 

Washington:  United  States  geological  survey.  — XVH.  annual  report,  1895 
bis  1896,  p.  1—2.  [De  120a.]  — Bulletin,  no.  87,  127,  130,  135—148. 
(De  120b. ] — Monographs,  vol.  XXV— XXVHI  mit  Atlas.  [De  120c.] 
Wusiiingtofi:  Bureau  of  education. 

Washington:  Geograph,  and  geolog.  survey  of  the  Rocky  mountain  region. 


2.  Süd-Amerika. 

(Argentinien,  Brasilien,  Chile,  Costarica.) 

Buenos-Aires:  Museo nacional.  — Communicaciones,  tomo  I,  no.l.  [Aa  147b.] 

Buenos- Aires:  Sociedad  cientifica  Argentina.  — Anales,  tomo  XLIV, 
tomo  6—6;  tomo  XLV;  tomo  XLVI,  entr.  1 — 4;  Inhaltsveraeichniss 
d.  B.  1-40.  [Aa-  230.] 

Cordoha:  .Academia  nacional  de  ciencias.  — Boletin,  tomo  XV,  entr.  4. 
[Aa  208  b.l 

Montemdeo:  Museo  nacional.  — Anales,  fase.  I — III,  VHI — IX.  [Aa  326. 

Bio  de  Janeiro:  Museo  nacional. — Revista,vol.I(=Archivos,vol.  IX).  [Aa211. 

San  Jos6:  Institute  fisico-geografico  y del  museo  nacional  de  Costa-Rica.  — 
Informe  1897—98.  [Aa  297.] 

Sao  Paido:  Commissao  geographica  e geologica  de  S.  Paulo.  — Boletim, 
1897,  no.  10—14  lAa  305  a.] 

La  Plata:  Museum.  — Revista,  tomo  VIII.  [Aa  308.] 

Santiago  de  Chile:  Deutscher  wissenschaftlicher  Verein. 


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40 


III.  A.sien. 

Batavia-.  K.  iiatuurkundige  Vcrecniging.  — Xatuurk.  Tijdsclirift  voor 
Neilerlamlscli  Indie,  Deel  57.  — IJoekweiken,  1897,  [Aa  250.] 

Calcutta:  Cxeologiciil  survcy  of  liidia. — Ueconls,  vol.  XXX,  no.  4.  [Da  11.] 
— Menioirs,  vol.  XXV;  XXVI;  vol.  XXVII,  p.  2.  [Da  8.]  — Palaeon- 
tologica  Indica,  Ser.  XV,  vol.  1,  p.  1,  vol.  2,  p.  1;  Ser.  XVI,  vol.  1, 
p.  1-3.  [Da  9.] 

Tokio:  Deutsche  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Osta.sÜMis.  — 
Supplem.;  Khmann,  Japan.  Sprichwörter,  Th.  II — IV.  [.Aa  187.] 


IV.  Aiiüstralien. 

Melhoiirne:  Mining  departmont  of  Victoria  — Anmial  report  of  the  sccretiuw 
for  Ulines,  1897.  [Da  21.] 


13.  Durch  Geschenke. 

Aquila:  Zeitschrift  für  Ornithologie,  .lahrg.  II — IV.  [I3f  68.] 

Baden  b.  Zürich:  Kin  römischer  Militärhospital  in  Daden  bei  Zürich. 

(Gesch,  des  Herrn  Dr.  Grüudler.)  [G  143.] 

Boettijer,  ().:  Katalog  der  Ueptiliensamuilung  ini  Museum  der  Sencken- 
bergischen  naturfoi-schenden  Gesellschaft  in  Frankfurt  a.  M.  II.  Teil. 
(Schlangen).  [Bg  28b.] 

Brandcii,  TI'.;  Verzeichniss  der  in  der  Provinz  Hannover  vorkomnienden 
Uefassptlanzen.  1897.  [Cd  117.] 

Calcutta:  Pamir  boundari  Commission.  — Report  nn  the  natural  history 
resiilts.  1898.  [.Ab  86.] 

Cctitral-Comnih.'iion,  k.  k.,  für  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst- 
und  historischen  Denkmale:  Normative  und  Berichte.  Wien  1895,  1897. 
[G  142.] 

Clemen,  P.:  Die  DenkmalpHege  in  der  Rheinproviiiz.  1896.  [G  141.] 
Conklin,  K.:  The  embryology  of  CT'ejüdula.  1H97.  (Bin  57.] 

Credner,  JL:  Die  sächsischen  Erdbeben  während  der  .Jahre  1889  — 97. 
Sep.  1898.  [De  137  h.] 

Dathv,  E.:  Bemerkungen  zum  schlesisch-sudetischen  Erdbeben  vom  11.  .luni 
1895.  Sep.  18!)8.  [De  196i.] 

Dauhrve,  .4.;  Sein  Leben  und  seine  Werke.  A on  Bertrand,  1896.  [.Ib  77.1 
France,  li.:  Der  Organismus  der  Craspedomonaden.  Seji.  1897.  [Bin  58.] 
Friedrich,  ().:  Die  geologischen  Verhältnisse  der  Umgebung  von  Zittau. 
Progr.  1898.  [De  109  b.] 

Oehirqsvercin  für  die  Sächsische  Schweiz:  Uelicr  Berg  und  Thal,  237 — 244. 
[Fa  19.] 

Oeinitz,  K.:  Mittheil.  a.  d.  (irossherzogl.  .Mecklenburgischen  geologischen 
Landesanstalt.  Mergellager  in  Samigobieten.  Sep.  1898.  [Dc217e.] 
Gra.s’,  O.:  Zäkladove  theoreticke  astronomie.  1897.  [Ea  45.] 

Hannover:  Provinzial-Musenm.  — Verzeichniss  der  vorhandenen  Säuge- 
thiere  und  Vögel.  [Bf  71  u.  72.] 


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41 


Hauser,  O,:  Das  Auiphitbeater  Vindoiiissa.  1898.  [G  189.] 

Kohaiit,  !{.:  Die  Libellen  ünganis.  189G.  [Bk  242.[ 

Krii,  M.:  Ueber  die  Quartärzeit  in  Mäbren.  Sep.  1898.  [De  238.] 
Kurh'inder,  J.\  Erdniagnetiscbc  Messungen  in  Ungarn  in  den  Jahren  1892 
bis  1894.  [Lc  88.] 

Laube,  G.:  Die  geologischen  Verhältnisse  des  Mineralgehietes  von  Giess- 
hübel-Sauerbrunn.  [De  140  f.] 

Leuicki,  E.:  Ueber  Centrifugalguss.  Sep.  1898.  (Hb  127.1 
Haiden,  J.:  Botanic  gardeus  and  doinains  in  Sydney.  [Cu  118.] 
Mindesmaerker  fra  oltidon.  — National  müsset,  1.  afd.  Koppenh.ogen,  1891 
bis  1896.  [G  136.] 

Ncssiij,  ir.  R.\  Geologische  Excursionen  in  der  Umgegend  von  Dresden. 
Brogr.  II.  Teil,  1897.  [De  236.] 

Osirishlatt:  Der  Lange.  1.  Jahrg.  1861,  1 — 6;  2.  Jahrg.  1862,  14;  3.  Jahrg. 
1863,  16—21,  24-25;  5.  Jahrg.  1866,  27-28.  (Gesell,  des  Herrn 
Geh.  Rath  Prof.  Dr.  Geinitz.)  [Ja  78.] 

Baleif/h:  Elisha  Mitchell  scientific  society,  — Journal,  vol.  XIV.  [Aa  300.] 
&do7iique:  Bulletin  annuaire  de  la  Station  raeteorologique  pres  du  Gymnas 
pour  Tannee  1897.  [Ec  89.] 

Sars,  G.:  An  account  of  the  Crustacea  of  Norway,  vol.  II,  p.  9 — 12.  [Bl  29b.[ 
Schneider,  O.:  Die  Tienvelt  der  Xordsee-Insel  Borkum.  Sep.  1898.  [Bk  63.' 
tkJiube,  Th.:  Die  Verbreitung  der  Gefässptlanzeii  in  Schlesien.  [Cd  116. 
Stossich,  M.:  Saggio  di  una  Fauna  elmintologica  di  Trieste  e Provincie 
contermini.  Sep.  1898.  [Bm  64hb.] 

Templc,  R.:  Thierschutzt'reumiliche  Besprechungen.  1897.  [Bb  62.] 
Töpler,  M.\  Geschichtete  Entladung  in  freier  Luft.  Sep.  1897.  [Eb  44c.] 
Verein  zur  Erhaltung  der  Denkmäler  der  Provinz  Sachsen.  Janresber.  1 
bis  HI,  1894-96.  [G  140.1 

Voretzsch,  M.:  Die  Stätte  des  Herzogi.  Ernst- Realgymnasiums  in  Alten- 
burg. Sep.  [Aa  69. 1 

Weher,  Fr.:  Die  Hügelgiüber  auf  dem  bayrischen  Lechfeld.  Sep.  1898. 
[G  138.] 

Weber,  Fr.:  Zur  Frage  der  keltischen  Wohnsitze  im  jetzigen  Deutschland. 
Sep.  1897.  [G  138a.] 

Wilisch,  E.:  Zur  Vorgeschichte  des  Oybin.  1897.  [G  137.] 


C.  Durch  Kauf. 

Abhandlum/en  der  Senckenbergischen  naturforschenden  Gesellschaft, 
Bd.  XJüI,  Heft  1—2;  Bd.  XXIV,  Heft  1-3.  [Aa  9.] 

Anzeiger  für  Schweizer  Alterthümer,  Jahrg.  XXX,  Nr.  2 — 4;  XXXI,  Nr.  1 —3. 
1-]  . . 

Anzeiger,  zoologischer,  Jahrg.  XXI,  Nr.  549 — 576.  [Ba  21.J 
Bronn's  Klassen  und  Ordnungen  des  Thierreichs,  Bd.  III  (Alollusca),  Lief. 
.30— .34;  Supph,  Lief.  1 1 — 20;  Bd.  IV  (Vennes),  Lief.  56—58;  Supph, 
Lief.  5—13;  Bd.  V,  Abth.  2 (Crustacea),  Lief.  47—52;  Bd.  VI,  Abtli.  4 
(Aves),  Lief.  50—52;  Abth.  5 (Mammalia),  Lief.  51 — 53.  [Bb  54.] 
Hedtdgia,  Bd.  37.  [Ca  2.1 

.Tahrbuch  des  Schweizer  Alpcnclub.  Jahrg.  33.  [Fa  5.| 

Monatsschrift,  deutsche  botanische,  Jahrg.  16.  [Ca  22.] 

Nachrichten,  entomologische,  Jahrg.  14.  [Bk  235.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 


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42 


Natur,  Jahrg.  46.  [Aa  76.1  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 

Polaeonto^raphical  society,  London,  vol.  L — LL  [Da  10.] 

Prähistorische  Blätter,  Jahrg.  X.  [G  112.1 

Wochenschrift,  naturwissenschaftliche,  Bd.  XIII.  [Aa  311.]  (Vom  Isis-Lese- 
zirkel.) 

Zeitschrift  fiir  die  gesammten  Naturwissenschaften,  Bd.  70,  Nr.  3 — 6; 

Bd.  71,  Nr.  1—3.  [Ca  98.] 

Zeitschrift  für  Meteorologie,  Bu.  16.  [Ec  66j 

Zeitschrift  fiir  wissenschaftliche  Mikroskopie,  Bd.  XIV,  Heft  3 — 4;  Bd.  XV, 
Heft  1 — 2.  [Ee  16.] 

Zeitschrift,  Oesterreichische  botanische,  Jahrg.  48.  [Ca  8.] 

Zeitung,  botanische,  Jahrg.  66.  [Ca  9.] 

Abgeschlossen  am  31.  December  1898. 

C.  Schiller, 
Bibliothekar  der  „Isis“. 

Zu  besserer  Ausnutzung  unserer  Bibliothek  ist  für  die  Mitglieder  der 
„Isis“  ein  Lesezirkel  eingerichtet  worden.  Gegen  einen  jährlichen  Beitrag 
von  3 Mark  können  eine  grosse  Anzahl  Schriften  bei  Selbstbeförderung 
der  Lesemappen  zu  Hause  gelesen  werden.  Anmeldungen  nimmt  der  Biblio- 
thekar entgegen. 


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Abhandlungen 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 

1898. 


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IV.  Ueber  ein  Doppeltrogrefractoiueter  und  Unter- 
suchungen mit  demselben  an  Lösungen  von  Bromcad- 
niluin,  Zucker,  Di-  und  Tricliloressigsäure  sowie  deren 

Kaliuinsalzen. 

Von  Wilhelm  Hallwaohs. 


§ 1.  Einleitnng. 

Vor  einiger  Zeit  habe  ich  eine  Differentialmethode  mit  streifender 
Incidenz  zur  Bestimmung  der  Unterschiede  der  Lichtbrechungsverhältnisse 
von  Losungen  beschrieben*).  Diese  Methode  eignet  sich  insbesondere  für 
verdünnte  Lösungen  und  gestattet  Brechungsunterschiede  bis  zu  etwa 
3X10“*  hinab  mit  grosser  Genauigkeit  auszuwerthen,  also  in  einem 
Gebiet  zu  arbeiten,  welches  sonst  nur  mit  dem  Interferentialrefractor  zu 
erreichen  ist.  Sie  füllt  eine  Lücke  aus,  zwischen  dem  mit  letzterem 
ohne  unbequem  grosse  Streifenzahlen  oder  zu  dünnen  Flüssigkeitsschichten 
zu  durchraessenden  Gebiet  und  demjenigen,  welches  mit  den  gewöhnlichen 
Prismen-  oder  totalrefractometrischen  Methoden  genügend  grosse  Ab- 
lenkungen ergiebt. 

Früher  konnte  ich  die  Methode  nur  durch  wenige  Versuche  stützen. 
Inzwischen  ist  dieselbe  von  Herrn  Tornoe  in  die  technische  Bieranalyse 
eingeführt  worden**).  In  letzter  Zeit  habe  ich  die  .Müsse  gefunden  die 
Methode  weiter  zu  verfolgen  und  durch  Messungen  damit  völlig  sicher 
zu  stellen.  F'rüher  war  1.  c.  das  Um  füll  verfahren  angewendet  worden, 
weil  gerade  nur  zwei  geeignete  Planplatten  zur  Verfügung  standen.  Unter 
Anwendung  von  drei  Planplatten  lässt  sich  das  Umfüllen  vermeiden,  indem 
statt  dessen  der  Trog  von  entgegengesetzten  Seiten  her  beobachtet  wird. 


*)  W.  Hallwachs,  Wied.  Ami.  .iO,  1893,  p.  577. 

**)  W.  Hallwachs,  H8.  Naturtorschervcra.  1898,  II,  1,  p.  Al;  II.  Toriiüe, 
.Spectrometrisch-aräomctrische  Bieranalyse  initHilfe  des  Differentialpriäma'a  von  Hallwaehs. 
Zeitschr.  für  das  ge.sammtc  Brauwesen  (Mlinehcn.  Olde.nhoarg)  XX,  1897;  E.  Prior, 
Bayerisches  Brauerjournal  (Nürnberg,  Tilmmel)  VII.  1897,  p.  1K9;  s.  a.  Pharmaceuthiche 
Centralhalle  (Berlin,  täpringer)' .'18,  1897,  p.  871.  Herr  Tomöe  hat  Tafeln  berechnet, 
welche  gestatten,  direct  aus  den  mittelst  meiner  Methode  gewonnenen  Ablesungen  und 
dem  aiäometrisch  bestimmten  specifischeii  (lewicht  der  Biere  .Alkohol-  und  Extractgehalt  zu 
entnehmen  Diese  Tafeln  sind  im  Verein  mit  einem  von  Herrn  Tomöe  zum  vorliegenden 
Zweck  möglichst  einfach  coustruirteu  Spectrometer  und  Doppeltrog  von  Schmidt  & Uaensch 
für  iätiö  M.  zu  beziehen. 


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50 


Dieses  zweite  Verfahren  benutzte  schon  Herr  Tornöe,  der  sich  für  seine 
Zwecke  mit  einem  Trog  aus  Spiegelglas  begnügen  konnte.  Die  grösste 
Schärfe  der  Heohachtungen  ergieht  sich,  wenn  sowohl  umgefüllt  als  auch 
bei  jeder  Füllart  von  entgegengesetzten  Seiten  beobachtet  wird. 

Das  Folgende  geht  einerseits  auf  die  Methode  seihst  weiter  ein,  giebt 
die  Theorie  des  Umdrehverfahrens,  Untersuchungen  über  den  Genauigkeits- 
grad, den  Temperatureinfluss  u.  s.  w.,  andererseits  sucht  es  durch  geeignete 
Wahl  der  Messobjecte  eine  Vervollständigung  meiner  frülieren  Unter- 
suchungen über  Lichtbrechung  und  Dichte  zu  liefern*).  Dieser  Gegen- 
stand erhielt  in  letzter  Zeit  .weitere  b’örderung  durch  Arbeiten  von 
Dijken**)  in  derselben  und  solche  von  Leblanc  und  Rohland***)  in 
ähnlicher  Richtung. 


§ 2.  Versuchsanordnnng.j) 

Die  Glasplatten  für  den  Doppeltrog  lieferte  Steinheil  j j).  Während 
Stirn-  und  Rückplatte  (B.  u.  C.  Fig.  1),  welche  aus  dickerem  Glas  bestehen 
können,  so  gut  waren,  dass  ihr  Keilwinkel  unter  0,.V'  hli^b,  dem  kleinsten 
mit  meinen  Mitteln  noch  erkennbaren  Betrag,  hatte  die  nothwendigerweise 
dünnere  Scheidewand  einen  solchen  von  4".  Durch  geeignetes  Ausschneiden 
dieser  Platte  aus  dem  Ganzen  wurde  erstrebt,  die  brechende  Kante  mög- 
lichst horizontal  zu  stellen,  was  soweit  gelang,  dass  in  einem  Horizontal- 
schnitt der  Keilwinkel  nur  noch  1,3"  betrug  (s.  p.  61).  Das  Zusammen- 
kitten des  Troges,  dessen  weitere,  aus  Spiegelglas  bestehende  Platten 
ebenfalls  von  Steinheil  herrührten,  besorgte  ich  selbst  und  verwendete 
dabei  theilweise  Asphalt,  da  das  früher  verwendete  Wachs  und  Colophonium 
bei  Temperatuiänderungen  zuweilen  ahspringt,  was  Aenderungen  der 
Trogwinkel  veraiilasste.  Hart  gewordener  Asphaltlack  mit  etwas  Chloro- 
form dickflüssig  in  der  Wärme  ungerührt,  kittete  ausserordentlich  constant. 
Der  Winkel  y (Fig.  1)  zwischen  Stirn-  und  Rückplatte  betrug  z.  B. 
Januar  1898  4'  2",  August  1898  wieder  4'  2".  Da  der  Nonius  des  Spectro- 
metersttf)  ^0"  angab  und  5"  im  Allgemeinen  zu  schätzen  gestattete,  ist 
die  Ueliereinstimmung  beider  Werthe  zum  Theil  Zufall. 

Um  die  erforderliche  Temperaturconstanz  zu  erhalten,  befand  sich 
das  Spectrometer  in  einem  fensterlosen  Zimmer  des  Sockelgeschosses, 
welches,  rings  von  anderen  Zimmern  umgehen,  keine  .kussenwand  besass. 
Die  Temperatur  hielt  sich  viel  constanter  wie  in  den  „Räumen  für  constante 
Temperatur“  im  Keller,  welche  ich  früher  a.  a.  0.  benutzte.  Ueber  Nacht 
traten  nur  Aenderungen  von  0,i“  ein.  Durch  Heizen  der  einen,  Lüften 
der  anderen  umliegenden  Zimmer  und  Oett'nen  der  geeigneten,  vom 
Beobachtungsraum  zu  diesen  führenden  Thüren  Hess  sich  die  Temperatur 
auch  während  des  Arheiteus  halten. 

•)  W.  Hallwach.s,  (iiitt,  Nadir.  1892,  Nr.  9;  Wieil.  Aun.  17,  1892,  p.  380; 
50,  1893,  p.  577;  53,  1894.  ji.  1;  55.  1895,  p.  282. 

•')  Dijken,  De  Hiileuulairrcfnictie  van  verdnnile  Zontoplossingcn.  Diss.  Groningen 
(Hoitsema)  1897;  a.  ferner  Borgesiu«,  Wied.  Ann,  .5-1.  1895,  p 221. 

*••)  Lehlanc  und  Koliland,  Zeitschr.  f.  phy.s.  Cheni.  XIX,  2,  1896,  p.  261;  s.  a. 
Leblanc,  1.  c IV,  1889,  p.  55:1 

f)  S.  n.  Wied  Ann,  60,  1893,  p.  689  und  581. 

+■{•)  Trüge  ans  prima  Glas  winl  derselbe  zu  ca.  90  M.  inol.  Kittung  (Asphalt)  liefern. 
-j-+f)  Das  Spcctrumeter  hatte  mir  Herr  A.  Toepler  die  Freundlichkeit  zu  leiben, 
wofür  ich  ihm  auch  hier  meiueu  besten  Dank  auaspreehe 


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51 


Eine  Nische  von  120  cm  Höhe  ging  nach  einem  der  Nebenzimmer 
durch  eine  60  cm  starke  Wand  hindurch.  Vom  Beobacbtungsraum  schloss 
dieselbe  ein  Glasfenster,  vom  Nebenraum  ein  Holzladen  ab.  ln  der 
Nische  befand  sich  oben  eine  Glühlampe,  welche  den  Beobachtungsraum 
erleuchtete,  und  in  der  Höhe  des  Spectrometers  die  Natriumflamme  für 
die  Versuche.  Letztere  wurde  mit  Na  Br  gespeist,  um  auch  bei  sehr 
geringen  Brechungsdiflerenzen  die  genügende  Lichtstärke  zu  erhalten. 

Zur  Reinigung  des  mit  Klebwachs  auf  dem  Spectrometer  befestigten 
Troges  dienten  wie  früher  Scblauchpipetten,  zum  Urarühren  kleine  Federchen. 
Alle  zu  verwendenden  Flüssigkeiten  wurden  vor  der  Einfüllung  auf  die 
Temperatur  des  Beobachtungsraumes  gebracht,  gewöhnlich  dadurch,  dass 
sic  über  Nacht  darin  standen. 

Die  Temperaturbestimmung  der  Flüssigkeiten  geschah  gewöhnlich 
mit  einem  in  ’/io>  zuweilen  mit  einem  in  Grad  gethoilten  Thermometer. 
Im  Allgemeinen  lag  ein  Deckel  auf  dem  Trog.  Zwei  am  Rande  des 
letzteren  aufgehängte  Blenden  schlossen  die  eine  Troghälfte  vorn , die 
andere  hinten  gegen  das  Licht  ab,  z.  B.  im  Fall  der  Fig.  1,  bei  Beobachtung 
von  Sj  aus  die  linke  Hälfte  von  B und  die  rechte  von  C.  Namentlich 
bei  kleinen  Brechungsdifferenzen  ist  der  dadurch  ei-zielte  Schutz  des 
Beobachters  gegen  Blendung  unerlässlich.  Bei  den  Nonienablesungen 
lieferte  ein  Glühlämpchen  das  Licht. 


§ 3.  Theorie  des  llmdrehnngsverfahrens. 

Der  folgende  Paragraph  enthält  die  Herleitung  der  Beziehung  zwischen 
den  mittelst  des  „Umdrehuugsverfahrens“  (s.  nächster  Absatz)  beobachteten 
Winkeln  und  der  Brechungs- 
difierenz  der  beiden 
Flüssigkeiten  unter  Berück- 
sichtigung der  Unvoll- 
kommenheit des  Paral- 
lelismus zwischen  Stirn- 
und  Rückplatte,  sowie  der 
Keilförmigkeit  und  der 
Orientirungsfehler  der 
Scheidewand.  Auch  der  im 
.■Mlgemeinon  zu  vernach- 
lässigende Einfluss  von  Keil- 
förinigkeit  der  Stirn-  und 
Rückplatte  gelangt  zur  Be- 
sprechung. Die  an  der 
Gruudformel 


n — n„  = 


*). 


n-l-n, 

welche  auch  hier  gilt,  anzu- 
bringenden Correctionen  fallen,  wenn  auch  die  Herleitung  derselben  nicht 
ganz  kurz  abgemacht  werden  kann,  schliesslich  doch  sehr  einfach  aus. 


*)  AVieit.  Ann.  50,  1893,  p.  577. 


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52 


Beim  „Umdrehungsverfahren“  tritt  zuerst  das  Licht  von  L,  aus 
(Fig.  1)  in  die  mit  Wasser  (bozw.  der  Flüssigkeit  mit  n,,)  gefüllte  Zelle  D 
und  dann  in  die  Scheidewand  A ein.  Der  letztere  streifende  Strahl  ist 
in  der  Figur  eingezeichnet.  Das  auf  unendlich  stehende  Fernrohr  wird 
zuerst  auf  die  in  der  Richtung  Sj  auftretende  Grenze  zwischen  hell  und 
dunkel  eingestellt  und,  nachdem  sodann  die  Lichtquelle  nach  L^  verbracht 
ist,  auf  die  in  der  Richtung  S,  erscheinende  Grenze.  Statt  die  Lichtquelle 
zu  verstellen,  dreht  man  einfacher  das  ganze  Spectroineter  auf  seinem 
Zapfen  so  herum,  dass  die  Richtung  L.  von  der  Lichtquelle  bestrichen 
werden  kann.  Während  dessen  muss  der  Trog  mit  seinem  Theilkreis 
bezw.  seinen  Nonien  fest  verbunden  bleiben. 

Es  ist  aufzusuchen  die  Beziehung  des  gemessenen  2^.  Sj  S,  zu  den 
Winkeln  und  welche  diese  Richtungen  mit  den  Normalen  Nh  und  No 
der  Rück-  und  Stirnplatte  machen,  und  der  Zusammenhang  von  «j  und 
mit  dem  Brechungsunterschied  n — n„  der  in  E und  1)  befindlichen 
Flüssigkeiten. 

Es  mögen  bezeichnen  (vergl.  Fig.  1): 

y den  sehr  kleinen  Winkel  zwischen  den  möglichst  parallel  auf- 
zukitteuden  Platten  B und  C;  er  ist  positiv  gerechnet,  wenn  seine 
Spitze  nach  der  Zelle  mit  dem  grösseren  Brechungsexponent  n 
hin  liegt  (wie  in  der  F’igur  gezeichnet),  anderenfalls  ist  er  negativ; 

d den  Keilwinkel  der  Scheidewand  A;  für  denselben  berücksichtigt 
die  folgende  Rechnung  Werthe  von  1 — 5".  Feinste  Planplatten 
haben  zwar  geringere  Winkel,  aber  nur  bei  genügender  Dicke, 
die  für  die  Scheidewand  des  Temperaturausgleichs  halber  nicht 
anwendbar  ist; 

fj,  f,,  den  Üeberschuss  der  Winkel,  welchen  die  Scheidewand 
mit  der  Stirn-  und  Rückplattc  bildet,  über  90"; 

N den  Brechungsexponent  der  Scheidewand; 
n,  u„  den  höheren  bezw.  den  tieferen  der  Brechungsexponenten  der 
beiden  Flüssigkeiten;  in  unserem  Falle  bezieht  sich  n„  auf  Wasser; 

ß,  und  ß,  die  Winkel,  welche  die  Grenzstrahlen  S,  und  S4  mit  der 
Normale  Nc  bezw.  Nn  bilden; 

N'  die  Abkürzung  für  yN^ — 
den  ^ Sj  S^. 

Dann  ist,  wie  früher  hergeleitet*) 

1)  sin  ß,  = ^1  — j y" n‘^  — (n„  — N'  d)  - + (n„  — N'  d). 

Mittelst  entsprechender  flerleitung  würde  sich  finden: 

2)  sin  o,  = — 2*^  y n* — (n,,  + N'  d)  = -f  f,  (n„  -f  N'  d). 

Aus  der  Figur  folgt: 

3)  *,  + »4  + y = 0,  sowie  -f  — j-  = 0, 
letzteres  wird  später  gebraucht. 

Indem  wir  die  Summe  der  Gleichungen  1)  und  2)  bilden,  vernach- 
lässigen wir  erstens  das  unter  der  Wurzel  auftretende  Glied  von  der 

*;  Formel  7 a in  Wied.  Anu.  .50,  1893,  p.  .582. 


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63 


Ordnung  ferner  das  Glied  N'd  — e,),  welche  bei  einem  d von  selbst 
6"  und  VVerthen  e von  selbst  10'  zusammen  nur  einen  Fehler  liefern,  der 
höchstens  3,fiX10’®  des  Ganzen  beträgt,  nämlich  dann,  wenn  die 

geringsten  zu  messenden  n — n„  (etwa  0, 00027)  vorliegen.  Ebenso  sind  ^ 

und  ^ gegen  die  1 zu  vernachlässigen,  wodurch  sich,  für  den  Extrem- 

fall,  dass  die  t auf  10'  ansteigen.  n — iin  erst  um  8 Milliontel  seines 
Werthes  ändert.  Die  Erreichung  einer  solchen  Genauigkeit  würde  ver- 
langen, dass  die  Winkel  auf  0,a",  die  Temperaturdilferenzen  der  Trog- 
hälftcn  auf  0,0015”  bekannt  wären  und  zwar  für  mittlere  Werthe  von 
n — n„  z.  B.  0,02.  Für  grössere  n — n,  würde  proportional  damit  die 
Genauigkeit  der  Winkelmessungen  steigen  müssen,  die  der  Temperatur- 
bestimmung fallen  dürfen. 

Mit  diesen  Vernachlässigungen  erhalten  wir  durch  Addition  von  1) 
und  2)  unter  Berücksichtigung  von  3) : 

sin  -f-  sin  n„  y = n*  — nj  -f-  2 n„  d N'  -j-  ”y/n®  — n’  — 2 n„  d N'. 

Nach  Einführung  der  halben  Summe  und  Differenz  der  Winkel  und 
Quadriren  ergiebt  sich,  wenn  noch  zur  Abküi7,ung 

1 ' 9 


gesetzt,  und  das  Glied 

nJ  (fl  + fl)  * = f 


vernachlässigt  wird: 

4)  4 sin’a  cos’f  4 n^  y sin  a cos  s = 2 (n’— n’) 


InJcTN'»! 


Hierin  kann  cos  f im  zweiten  Glied  gleich  1 gesetzt  werden;  ebenso 
cos  des  ersten  Gliedes,  denn  nach  Subtraction  von  1)  und  2)  erhält  man: 


5) 


C — ^*0 


d 

sin  u 


Danach  nimmt  f*,  der  Betrag,  um  welchen  cos^t  von  der  Einheit 


y _ 

abweicht,  z.  B.  bei  einem  guten  Trog  (sj<2';  ' d < 1,,5")  W'erthe 

zwischen  0.08X  10~®  und  0,2  X 10~®,  bei  einem  schlechten  Trog  (f,  = 10'; 
y = 5';  d = 5")  Werthe  von  2,5  bis  3,5X10-®  an.  Der  durch  die  Ver- 
nachlässigung bewirkte  Fehler  ist  an  sich  schon  sehr  klein,  wird  aber 
überdies  zum  Theil  noch  durch  die  oben  vorgenommeue  Vernachlässigung  der 

Grössen  corapensirt. 

4> 


Auf  der  rechten  Seite  der  Gleichung  4)  entsteht  aus  der  Klammer 
nach  dem  Ausziehen  der  Wurzel  der  Ausdruck 


2 1 


n’d^vn 

(n’ — iC)’! 

Bei  einer  schlechten  Scheidewand,  d = 5",  bewirkt  die  Vernachlässigung 
des  Correctionsgliedes  in  dieser  Klammer  absolut  genommen  im  Maximum, 
nämlich  bei  den  vcrdünnte.stcn  der  messbaren  Lösungen,  nur  eine  .\enderung 


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54 


um  4 — 5 Einheiten  der  siebenten  Decimale  des  Brechungsverhältnisses, 
bei  einer  guten  Scheidewand,  J = 1,5",  eine  solche  von  2 — 3 Einheiten 
der  achten  Decimale,  so  dass  diese  Vernachlässigung  ebenfalls  vorzu- 
nehmon  ist. 

Kach  Einführung  der  erwähnten  Vereinfachungen  erhalten  wir  dann: 


6 a) 


n— n„ 


sinV  , 
— i h 

n + no 


y sin  «. 


Diese  Formel  setzt  voraus,  dass  sich  die  Flüssigkeit  mit  dem 
grösseren  Brechungscsponent  n in  der  Troghälfte  befindet,  welche  nach 

der  Spitze  des  Winkels  y zu 
liegt  (Fig.  2).  Ist  umgekehrt 
derartig  eingefüllt,  dass  n nach 
der  üeffnung  von  y liegt,  so 
tritt  eine  Ablenkung  u'  ein 
(Fig.  3),  und  /i  in  der  Formel  Ga) 
erhält,  da  y sein  Zeichen 
wechselt,  ebenfalls  entgegen- 
gesetztes Zeichen.  Es  ergiebt 
sich  also: 

sinV 

6b)  n-n.=  ^_p---,,. 


geschlossenen  2^  (f  , bezw.  nach 
Winkel  hat  man  (Fig.  1,  2 und  3): 


Die  Beobachtung  liefert  nun 
nicht  direct  u und  sondern 
den  von  S,  und  S^  ein- 
ümfüllung  einen  ^ <f'.  lür  diese 


/7y.Ä 


8) 


2 sin  ce  cos  « 


7 a)  2 ß = 180  — (f  — y 
7b)  2ß’=  180  — y'  -l-y. 

Da  hiernach  die  beob- 
achteten Winkel  doch  eine 
Correction  erfordern,  ist 
es  bequemer  auch  die  in  6) 
vorkotnmende  Correction 
/I  statt  am  Kesultat  am 
abgclesenen  Winkel  anzu- 
bringen. Diese  Correction 
des  Winkels  heisse  Ja 
bezw.  dann  ist 

nach  6) 

d'(. 


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Es  soll  nun 


n, 


B5 


J (n- 


-no)  = =t/(  = ± " ysinc 

n + Ofl  ' 


gemacht  werden,  wo  sich  das  obere  Vorzeichen  auf  Fall  a (Fig.  2),  das 
untere  auf  b (Fig.  3)  bezieht.  Dann  findet  sich: 

Ju  — + ; Aa'  = — ^ ^ • 

n '•  2 COS  Ci 


2 COS  a 

Nennen  wir  den  wegen  ii  corrigirten  Winkel  or„ 


so  ist 


1 or,.,,p,  =■«  -f  J«  = 

180- y 

Y 

2“  ^ 

~ 2 

Vcos « / 

1 f/* r/'  _l_  Ar/^ 

180  — 9;' 

Y 

( . _ A 

1 **  c«>rT  **  

2 

2 

\cOS  C4  ) 

Für  kleine  Werthe  von  « nimmt  die  Correction  den  einfachen  Werth 

± — y,  speciell  falls  n„  sich  auf  Wasser  bezieht  ±-w-  an,  so  dass  in 

•c  b 


letzterem,  häufigsten  Fall 

_180  — y y 

«cnrr  — + g , 


Y 

6 


ist.  «corr  und  a'rorr  würden  bei  absolut  richtiger  Beobachtung  einander 
gleich  sein,  ihr  Unterschied  liefert  daher  ein  Urtheil  über  die  Genauigkeit 
der  Beobachtungen;  y lässt  sich  natürlich  mit  grosser  Genauigkeit  direct 
bestimmen. 

Unter  Einführung  von  erhalten  wir  als  Schlussfonnel 


10) 


u — 


n„  = 


sin  *^corr 

n + n,;' 


wo  Cf  der  beobachtete  Winkel,  y der  Trogwinkel  ist  (s.  pag.  52), 
und  das  obere  Vorzeichen  gilt,  falls  die  Flüssigkeit  mit  n nach 
der  Spitze,  das  untere,  falls  sie  nach  der  Oeffnung  des  y hin 
liegt  (Fig.  2 und  3). 

Genauigkeit  der  F'ormel.  Die  weitere  Ueberrechnung  der  Fehler 
zeigt,  dass  sämmtliche  cingeführten  Vernachlässigungen  im  Zusammen- 
wirken das  Resultat  n — n„  nur  um  1 — 2 Milliontel  seines  Werthes  bei 
sehr  guten  Trögen  (<•  = 2';  y = 2';  d = 1,5"),  um  1 bis  2Xl()-‘  bei  schlech- 
teren Trögen  (e  = 10';  y = 6';  d=5")  beeintlussen.  Zur  Erzielung  letzterer 
Genauigkeit  müssten  indess  die  IVinkel  auf  einige  Zehntelsecunden  scharf 
beobachtet  sein,  was  sich  n.atürlich  nicht  erreiclicn  lässt.  Die  einfache 
Schlussformel  10)  berücksichtigt  daher  alle  Correctionen,  welche 
erforderlich  sind,  um  keine  den  Beobachtungsfehlern  gegenüber 
in  Betracht  kommenden  Fehler  in  n — n„  zu  veranlassen. 

Wird  für  die  nämlichen  Flüssigkeiten  auf  beide  Weisen,  a und  b, 
beobachtet,  so  liefert  6a)  und  Gb),  da  sich  it  weghebt: 

sinV  -4-  sin*«' 

'‘~”«-^~2  (n  + nj^‘ 


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50 


Berechnen  wir  abkürzend: 

, (180-y)  + C180-y') 

2a=a-\-a= ’ ' 

A 


2<?  = 


so  ergiebt  sich  durch  Vereinigen  der  beiden  Sinus,  wenn  der  im  Laufe  der 
Rechnung  bei  sin’ä  auftretende  Factor  1 + \ — l)  gleich  1 ge- 

setzt  wird: 


11) 


sin* ff 

■ "“ir+liV 


Die  soeben  eingeführte  Vernachlässigung  ist  zulässig,  wie  nach  Aus- 
rechnung von  sin®«' — -sin®«  aus  6a)  und  Gb),  welches 


r = - 

' 3 cos  u 

liefert,  leicht  erhellt. 

Einfluss  der  Keilföruiigkeit  von  Stirn-  und  Rückplatte. 
Dieser  Einfluss  kann  hei  nicht  zu  starker  .\bw'eichung  vom  l'latiparallelismus 
immer  vernachlässigt  werden  Hat  nämlich  die  Platte,  durch  welche  der 
Strahl  austritt,  deii  Keilwinkel  rf',  so  wird  die  beobachtete  Ablenkung  « 
unrichtig  um 

->  = ± d'  "^/n® -f  tg®«  (N*—  1). 

Die  Wurzel  durchläuft  von  fz  = 0 bis  tf  = 46®  die  Werthe  von  1„5 
bis  1,9,  so  dass  also  die  beobachteten  Winkel  um  1,6  bis  1,9  Xd'  zu  gross, 
bezw.  bei  umgekehrter  Lage  des  Keils  zu  klein  ausfallen. 

«)  Bei  der  Umfüllmethode  fallt,  falls  nur  die  Flächen  der  Platten 
eben  sind,  der  Fehler  ganz  heraus,  weil  nach  Vertauschung  der  Flüssig- 
keiten der  entgegengesetzt  gleiche  Fehler  eintritt. 

/i)  Bei  dem  Ümdrehverfahren  fällt  unter  derselben  Voraussetzung  der 
Fehler  heraus,  wenn  noch  Stirn-  und  Rückplatte  denselben  Keilwinkel 
haben  und  entgegengesetzt  liegen.  Sind  im  letzteren  Fall  die  Keilwinkel 
verschieden  (d' und  d"),  so  ist  der  Fehler  1,5  bis  1,9  (d' — d")  und  liegen 
selbst  die  Kanten  nach  dereelben  Seite,  so  wird  der  Fehler  immer  erst 
1,5  bis  1,9  (d'-f-  d").  Da  bei  meinen  Platten  die  d weniger  als  0,5"  betragen, 
betrüge  der  Fehler  nur  1,5"  in  diesem  ungünstigsten  Fall. 

Bei  schlechteren  Platten  wird  man  die  Ablenkung  eines  geeigneten 
Objectes  (Spalt)  beobachten,  welche  bei  Zwischenschaltung  des  leeren 
Troges  entsteht,  sie  giebt  den  Fehler  bei  §^)  für  kleine  2^  u direct  an,  für 
gi'ossere  wäre  sie  mit  den  angegebenen  Factoren  zu  berechnen,  z.  B.  für 
1 9 

ß = 45“  mit  — = 1,27;  für  30®  mit  1,09;  für  15“  mit  1,02  zu  multiphciren. 
Ii5 


§ 4.  Genauigkeit  der  Methode. 

Zur  Beurtheilung  der  Genauigkeit  der  Methode  diente  eine  Reihe  von 
Bestimmungen  mit  verdünnten  wässrigen  Lösungen  gegen  Wasser,  bei 
welchen  alle  vier  Einstellungen  S^,  Sj,  S,,  Sj  zur  Aufnahme  gelangten. 
Indem  dann  z.  H,  an  Sj  S^  und  Sj  Sj  die  Correctionen  des  vorigen  Paragraphen 


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67 


(s.  Gleichung  9)  angebracht  wurden,  ergab  der  Grad  der  Uebereinstiinmung 
der  beiden  daraus  erhaltenen  Werthe  «corr  und  a'corr  einen  Massstab  für 
die  Genauigkeit. 

Der  zur  Correction  erforderliche  Winkel  y findet  sich  aus  directer 
Messung  mittelst  gespiegeltem  Fadenkreuz  mit  genügender  Genauigkeit. 
Während  beim  Umdrehverfahren  die  Correction  die  Ordnung  y sin  « hat, 
hat  sie  beim  Urafüllverfahren  die  Ordnung  S (ohne  den  Factor  sin  a). 
Die  directe  Bestimmung  des  nur  nach  wenig  Secunden  zählenden  Winkels  S 
reicht  deshalb,  aussergewöbnlich  feine  Hilfsmittel  ausgenommen,  hier  nicht 
aus.  Man  benutzt  deshalb  das  Verfahren  selbst  zur  Ermittelung  von  d, 
wobei  sich  unter  Anwendung  geeigneter,  mittlerer  Werthe  von  n — n„  leicht 
d in  bOfacher  Vergrösserung  einer  scharfen  Messung  darbietet,  so  dass 
die  Methode  zur  Bestimmung  des  Keilwinkels  von  Planplatten  sehr 
gut  ist. 

Die  in  der  folgenden  Tabelle  mitgetheilten  Messungen  wurden  mit 
verdünnten  Tri-  und  Dichloressigsäurelösungen  gegen  Wasser  ausgeführt, 
sie  finden  später  weitere  Verwendung.  Die  beiden  ersten  Spalten  ent- 
halten die  beobachteten  Werthe  — und  , die  dritte  Spalte 

die  nach  9)  anzubringende  Correction.  Der  darin  vorkommende  Winkel  y 
betrug  4' 2"  (s.  § 2);  für  a in  der  Correction  dient  natürlich  der  un- 
corrigirte  Werth  davon.  Spalte  4 und  5 enthalten  die  mittelst  Spalte  3 
erhaltenen  Werthe  die  sechste  Spalte  giebt  die  Differenzen  der  jeweils 
zusammengehörigen  «,  in  der  letzten  Spalte  finden  sich  die  zugehörigen 
Werthe  n — n,.  Die  Sicherheit  der  Einstellung  auf  die  Grenze  wächst  mit 
Vergrösserung  von  n — n„. 


Tabelle  I. 


180-9> 

180 -ijc' 

2 

2 

1»43'  Si" 

1»44'27" 

2®  25' 21" 

2»  26' 48  .9" 

3»25'47,s" 

3»  26'  62, s" 

4«49'44.(i" 

4»  51'  2,  j" 

H»49'38.j" 

8*30'63.2" 

9»  87  56,0" 

9®  39'  0,6" 

13»3«'48,o" 

13®  36'  13,6" 

1«  32' 40,9" 

1®34'  2ji" 

2«  9' 20,9" 

2®  10'  39,6" 

3»  0'529" 

3®  2' 149" 

6»51'88,o" 

6®62'49..9" 

U ”»  -l) 

Ja  = . 

ffeorr 

f^rOTT 

1, 

1 

n — no 

1 

i 

1 

Q(,«corr-«<orr^  ' 
« 1 

1 40.4" 

1®  13' 

■ "^'1 

43,1."  ' 

1®  13' 

46,6" 

-1,4" 

0,0003414 

1 40.4" 

2®  26' 

I.1" ; 

2«  26' 

81" 

- 

-3,4" 

6766 

1 40,7" 

3»  26' 

28,-/' 

3®  26' 

11,6" 

-j 

h8o" 

13487 

41.o" 

4"  60' 

259" 

4»  50' 

21,j" 

H 

-2,3" 

Ü867 

419" 

6®  50' 

20.n" 

6»  6»»' 

11,/' 

H 

hl./' 

5306 

42,6" 

9®  38 

37.6" 

iy'38' 

18,o" 

H 

-9,h" 

10478 

44,(." 

13»  36' 

32,9" 

13»  3.6' 

28,6" 

H 

- 2.0" 

0,tr.»0553 

40,4" 

1®33' 

21,3" 

i»3;i' 

21,9": 

_ 

-O.3" 

0, 0002765 

40,4" 

2®  10' 

1.!" 

2®  iY 

69,s" 

-I- 1.0"  1 

5350 

40,e" 

1 3®  1' 

33.1" 

3®  r 

3,3,1." 

- 

-0,4" 

1(M46 

41,s" 

5®  .62' 

19,7"  1 

5»  52' 

89" 

+ B.4" 

0,003918 

Man  wird  bei  Messungen  nach  dieser  Methode  gewöhnlich  nur  eine 
der  beiden  Bestimmungen,  a oder  vornehmen.  Die  Abweichung  eines 
dieser  Werthe  von  ihrem  Mittel  giebt  also  ein  Mass  des  für  gewöhnlich 

zu  erwartenden  Fehlers,  sie  ist  gleich  ''’elcher  Werth  jetzt  unter 


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58 


Jf(  verstanden  wird.  Wir  haben  dann  für  den  J«  entsprechenden  Felder 
in  (n  — n„): 

I J (n  — n„)  = Ju  und 

121  I “ + ''0 

j J (n  — n„) 2 Ju 

n — n»  tg  « 

Damit  ergiebt  sich  aus  der  obigen  Tabelle,  dass  J (n — n„)  im  Durch- 
schnitt 1,46X10~®  beträgt,  dass  also  der  Drechungsexponent  relativ  zu 
Wasser  bis  auf  etwa  1X10~®  seines  Werthes  gefunden  wird.  Diese 
Genauigkeit  reicht  nahe  au  diejenige  heran,  welche  bei  den  schärfsten 
Dichtebestimmungen  von  Lösungen  erreicht  wurde*),  ausserdem  überstreicht 
die  Methode  ein  Intervall  der  n — n^,  welches  einerseits  in  das  Gebiet 
des  Interferentialrefractors,  andererseits  in  das  der  gewöhnlichen  Prismen- 
und  totalreflectometrischen  Methoden  eingreift. 

Was  andererseits  die  relative  Genauigkeit  betrifft,  so  betrügt  dieselbe  im 
Durchschnitt  etwa  4X  i0~*.  Zur  quantitativen  Beurtheilung  der  Werthe  Ja 
der  Tabelle  I möge  die  Bemerkung  dienen,  dass  in  jedes  Ja  sechs  Spec- 
trometereinstellungen  eingeheii:  je  zwei  für  »/,  <p'  und  y.  Da  die  directe 

Messung  180 — (f  und  180 — (/’,  d.  h.  2a  und  2a'  giebt,  während  Ja  = — 

ist,  würden  also,  falls  sich  die  einzelnen  Kinstellungsfehler  im  Zusammen- 
wirken addiren.  Ja  ein  Viertel  von  vier  iMnstelliingsfehlern  haben,  oder 
der  Fehler  von  Ja  würde  etwa  dem  einer  Einstellung  gleich  kommen. 
Daran  fügt  sich  dann  noch  der  durcli  y bewirkte  Fehler,  der  aber  sehr 
klein  ist,  da  y nur  mit  etwa  seinem  sechsten  Theil  auf  das  Resultat  wirkt. 

Nun  gab  der  Nonius  des  Spectrometers  direct  20",  im  Allgemeinen 
waren  5"  zu  schätzen,  aber  ein  Ablesefehler  von  10"  ist  wohl  auch 
öfters  unterlaufen,  besonders  auch  weil  an  manchen  Stellen  der  Theilung 
die  letzte  Schätzung  von  der  Beleuchtungsweise  der  Theilung  nicht  ganz 
unabhängig  war.  Die  Winkelwertho  gingen  gewöhnlich  aus  2 — 3,  bei  der 
zweiten  und  achten  Bestimmung  der  obigen  Tabelle  aus  5 Eiuzeleinstellungcn 
hervor.  Nimmt  man  dies  hinzu,  so  ergiebt  sich,  dass  die  Werthe  von 
Ja  etwa  bis  zu  5"  hin  durch  die  Ablesefehler  des  Spectrometers  erklärt 
werden  könnten. 

Hierzu  kommen  nun  noch  die  Fehler  beim  Einstellen  auf  die  Grenze 
und  die  Temperaturfehler,  über  letztere  s.  ^ 5.  Berücksichtigt  man  dies, 
so  erklären  sich  die  Werthe  Ja  der  Tabelle  nicht  nur,  sondern  die  Fehler 
bei  kleinen  Wertben  von  Jn  erweisen  sich  als  geringer  wie  wegen  der 
ungenaueren  Einstellung  auf  die  Grenze  l)ei  verdünnteren  Lösungen 
erwartet  werden  kann.  Bei  Jn  unterhalb  0,oo3  würde  ein  feineres  Spec- 
trometer  zwecklos  sein,  bei  den  concentrirteren  Lösungen,  bei  denen  die 
Grenzeinstellung  äusserst  scharf  ist,  würde  dadurch  an  Genauigkeit  noch 
gewonnen  werden  können.  Der  verhältnissinässig  grosse  Werth  von  Ja 
in  der  sechsten  Reihe  der  Tabelle  beruht  wohl  auf  einer  kleinen  Unschärfe 
der  Tbeilstriche;  im  Beobachtungsjournal  ist  ..Ablesungsschwierigkeit  des 
Nonius“  notirt,  der  verhältnissinässig  grosse  Werth  von  u aber  erst  bei 
der  leider  nur  sehr  viel  später  möglichen  .Ausrechnung  bemerkt  worden, 

K.  Kohli  auscli  u.  W.  Iliillwnchs,  Wied.  Aun.  äa,  1S94,  p.  14. 


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69 


als  eine  Wiederholung  der  Beobachtung  nicht  mehr  möglich  und  auch 
für  die  anderen  Zwecke  der  Beobachtungen  (s.  § 8)  nicht  erforderlich  war. 

Als  Beleg  für  die  Genauigkeit  der  Einzelbeobachtungen  mögen  zunächst 
die  Einzelwerthe  der  Versuchsreihe , welche  der  ersten  Beobachtung  der 
Tabelle  (Jn  = 3,4KlO*‘)  entspricht,  mitgetheilt  werden,  aus  welchen 
zugleich  der  Gang  der  Beobachtungen  ersichtlich  ist. 


Tabelle  II. 


tll’o 

t Lötung 

Stellung 

Nr.  der 
Ablefiang 

Nonius  I 

Nonius  II 

12,2.V 

12,25" 

S. 

1 

85“  49' 10" 

265“  48' 30" 

2 

49'  8" 

48' 30" 

S. 

1 

262“  19' 55" 

82“  20' 27" 

2 

20'  10" 

20' 45" 

1 

85"  49' 25" 

265“  48' 37" 

2 

49' 22" 

48' 35" 

12,ü9" 

12.71“ 

ümgel'UUt 

12,22“ 

12,20" 

Sr 

1 

82  “24'  5" 

262“  23' 25" 

2 

2.T45" 

23'  5" 

Sg 

1 

265“49'10" 

85“49'  .38" 

2 

49' 20" 

49'48" 

S. 

1 

82  "23' 45" 

262“  22' 55" 

2 

23' 52" 

23'  5" 

12,51“ 

12,54" 

Daraus  würde  sich  ein  mittlerer  Einstellungsfehler  von  etwa  9"  er- 
geben. Ueber  die  Berücksichtigung  der  Temperatur  siehe  § 5. 

Als  zweites  Beispiel  diene  die  letzte  Beobachtung  von  Tabelle  I,  wo 
Ju  etwa  den  zehnfachen  Werth  wie  im  vorigen  Falle  hat,  und  die  Ein- 
stellungen wegen  der  grösseren  Lichtstärke  viel  schneller  von  statten  gehen 
und  wohl  auch  genauer  sind.  Die  zusammengehörigen  Paare  von  Minuten 
und  Secunden  anzugeben  ist  ausreichend.  Man  erhält: 


19'55"jl9'10"  i33’35"  .M'K/'  .•«>'40"  35'l(r  18''Z8"  li«  0"| 

6' ,5" 

49"  52"  49' 5" 

• 48"'  5"  1 »r  5";  40"  10"'  25"|lH'5<r 

5" 

4(4" 

1 0" 

Je  4 Zahlen  entsprechen  derselben  Trogstellung,  der  Verticalstrich 
dazwischen  trennt  die  Werthe  der  beiden  Nonien,  liier  bleibt  der  mittlere 
Fehler  einer  Einstellung  etwas  unter  4".  Genauere  Abschätzung  als  auf 
5",  wie  sie  in  den  vorigen  .\ngaben  enthalten  sind,  haben  nur  unter- 
geordneten Werth,  da  der  Nonius  direct  20"  liefert. 

Es  ist  erforderlich,  für  sehr  helles  Licht,  namentlich  bei  den  ver- 
dünntesten Lösungen,  .Sorge  zu  tragen,  auch  gelingt  es  erst  nach  einiger 
Uebung,  die  Einstellungen  bis  zu  der  aus  den  angegebenen  Zahlen  ersicht- 
lichen Schärfe  zu  treiben.  Bei  den  Vorversuchen  waren  die  drei  ersten 
Lösungen  der  Tabelle  I zur  Einübung  schon  einmal  bestimmt  worden. 
Dabei  unterschieden  sich  die  Einzelablesungen  erheblich  mehr.  Es  wird 


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iiidess  zum  Urtheil  darüber,  wie  weit  ein  ungeübter  Beobachter  kommt, 
dienen,  wenn  die  damals  erhaltenen  Wertlie  hier  aufgeführt  werden. 


Viirverauche 
1“44'  0” 
2»  25'  54" 
3“  26’  25" 


Haiiptversuche 
1“  43'  45" 
2"  26'  5" 
3"  26'  20" 


Man  sieht,  dass  es  bereits  zu  Anfang,  um  den  ungünstigsten  Fall  zu 
nehmen,  kleine  n — n^,  z.  B.  3,4X10'^  so  genau  zu  messen  möglich  war, 
dass  die  Differenz  von  dem  schliesslich  erhaltenen  Werth  nur  “ j beträgt. 

Es  möge  noch  darauf  hingewiesen  werden,  dass  es  besser  ist,  mit 
breitem  als  mit  schmalem  Licht  zu  arbeiten.  Eine  geeignete  Drehung 
des  ganzen  Spectrometers  bewirkt  nämlich,  dass  sich  das  Licht  auf  einen 
beliel)ig  schmalen  Streif  zusammenzieht,  der  auf  der  einen  Seite  von  der 
Einstellungsgrenze  und  dem  anschliessenden  dunkeln  Gebiet,  auf  der  andern 
Seite  von  einem  durch  Ahblendung  verdunkelten  Gebiet  begrenzt  wird. 
Das  mit  der  Einstcllungsgrenze  endigende  dunkle  Gebiet  erscheint  dann 
zwar  schwärzer,  aber  die  Grenze  ist,  da  auch  der  beleuchtete  Theil  dunkler 
ist,  weniger  scharf,  wodurch  die  Einstellung  unsichrer  wird.  Bei  möglichst 
ausgebreitetem  und  hellem  Licht  diesseits  der  Grenze  scheint  zwar  .\nfaugs 
infolge  von  Blendung  die  Grenze  matter,  indess  ist  sie  schärfer  und  ge- 
stattet bessere  Einstellung. 

Die  Bestimmung  von  d,  auf  welche  zu  Anfang  dieses  Paragraphen  ver- 
wiesen wurde,  möge  jetzt  erläutert  werden.  Gleichung  9)  der  früheren 
Arbeit*)  giebt; 


n— i'o 


sin*a 
n-f  n„ 


wo 


• = — d [l  — (n  — n,,)]  (X'—  V sin  «)■ 


a bedeutet  hier  den  halben  Winkel,  welchen  S,  und  8.3  der  Fig.  1 
dieser  hier  vorliegenden  Arbeit  einschliessen.  Analog  würde  man  für  den 
halben  Winkel  zwischen  S,  und  S^,  der  mit  ct'  bezeichnet  werden  möge, 
erhalten 


* n -j-  n„ 

Durch  Subtraction  beider  Gleichungen  findet  sich  durch  eine  einfache 
llechnung 

, sin  («-{-«') 

V = (0:  — n ) / -p-  -r  > 

äln-t-n^) 

oder  wenn  man  den  vorher  angeführten  Werth  von  v einsetzt: 


13)  ^ «' — K sin(«-l-a') 

^ (n-f  nfli  ^ (n  — n„l)  (X'—  ’ sin  n) 

Fällt  d positiv  aus,  so  liegt  die  Spitze  des  Keilwinkels  nach  derjenigen 
Platte  zu,  aus  welcher  die  den  ^ a'  bildenden  Strahlen  Sj  und  Sj  aus- 


•)  Wied.  Anii.  .")0,  18ti3,  p.  ,"i83. 


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61 


treten  (in  Fig.  Platte  B),  fällt  J negativ  aus,  so  liegt  sie  nach  der  andern 
Platte  zu. 

Die  Formel  zeigt,  dass  a — « für  stärkere  Lösungen  sehr  klein  wird, 
so  dass  die  Ablesefehler  erheblichen  Einfluss  gewinnen,  für  schwächere 
Lösungen  sind  zwar  die  Werthe  «' — a grösser,  aber  die  Einstellungsfehler 
auf  die  Grenze  ebenfalls.  Zur  Bestimmung  von  d eignen  sich  daher 
mittlere  Lösungen  am  besten,  etwa  solche,  welche  Minute  für  u' — a 
geben.  Dem  entsprechend  findet  sich  aus  der  dritten,  vierten  und  zweit- 
letzten Bestimmung  von  Tabelle  I (für  die  letzte  Lösung  wurden  <p  und 
nicht  unmittelbar  hintereinander  bestimmt,  inzwischen  war  der  Trog  weg- 
genommen gewesen,  so  dass  a und  «'  nicht  zu  ermitteln  sind),  für  S die 
Werthe  1,34",  1,35"  und  1,Z4",  im  Mittel  l,3l",  hei  der  Verwerthuiig  aller 
Bestimmungen  der  Tabelle  1 findet  sich  1,4"  für  den  Mittelwerth. 

Benutzt  man  diese  Werthe  von  d zur  Berechnung  der  Correction  r. 


so  finden  sich  die  Abweichungen  der  berechneten  Werthe 


von  den 


beobachteten  für  die  Bestimmungen  unter  Tabelle  I (ohne  die  letzte  Lösung) 
nach  der  dortigen  Reihenfolge  zu: 


-10,5";  -11,8";  +0,5";  +l,i";  +1,6";  -0,s";  +2,3";  -0,8";  -3, 5";  +3,o" 


woraus  der  Genauigkeitsgrad  von  Neuem  entnommen  werden  kann  und 
eher  noch  etwas  höher  wie  früher  bewerthet  würde. 


§ 6.  Temperatureinflüsse. 


Zweierlei  Temperaturcon-ectionen  sind  zu  erörtern,  erstens  die  durch 
Unterschiede  der  Temperatur  in  den  beiden  Troghälften,  zweitens  die  durch 
Aenderung  der  Gesammtteinperatur  veranlassten.  Die  ersteren  bleiben 
meist  sehr  klein,  um  sie  richtig  zu  messen,  müsste  eine  thermoelektrische 
Temperaturmessung  eingerichtet  werden.  Von  der  Erstrebung  der  damit 
zu  erreichenden  Vergrösserung  der  Genauigkeit  konnte  ich  in  den  meisten 
Fällen  bei  meinen  Versuchen  abstehen.  Ist  ß der  Temperaturcoefficient 
des  Brechungsexponenteu  n„  (z.  B.  für  Wasser  bei  12„5“,  meine  Beobachtungs- 
temperatur, gleich  — 6 X 10^®)  und  t — 1„  die  Temperaturdifl'erenz  der 
beiden  Troghälften,  so  würde  sich  n„  bei  (ler  Verbringung  der  Flüssigkeit 
mit  n„  auf  die  Temperatur  t vermehren  um 

Jn„  = ^(t— g. 

Die  damit  verknüpfte  Aenderung  von  « wäre  (siehe  auch  p.  58  Formel  12): 


14) 


J«  = - (t-t„). 

sin  2 « ' " 


Für  jedes  0,oi“,  um  welches  die  Temperatur  von  Flüssigkeit  tiefer 
ist,  wie  die  von  n,  ist  daher  a um  einen  Betrag  zu  vermehren, 

hezw.  bei  höherer  Temperatur  zu  vermindern,  der  sich  für  unser  Temperatur- 
intervall aus  folgender  Tabelle  für  verschiedene  Werthe  von  a ergiebt: 

«=1.5"  3 6 12  24 

= 6,3"  3,1  1,6  0,8  0,46. 

Bei  meinen  Beobachtungen  heben  sich  diese  Correctionen  im  Mittel- 
werth von  a fast  überall  bis  auf  sehr  kleine  Beträge  heraus.  Bei  den 


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62 


verdünntereu  Lösungen  wurden  sie  indess  augebraclit,  insbesondere  für 
die  Bildung  der  im  vorigen  I’aragrapb  zur  Beurtheilung  der  Genauigkeit 

angegebenen  Werthe  “ Die  Correctionen  sind  an  jeder  einzelnen  Ein- 

Stellung  S nieht  erst  an  den  daraus  resultirenden  Winkeln  (Sj  S»;  180 — S, 
u.  8.  w.)  anzubringen,  wobei  etwas  Voreicbt  wegen  des  Vorzeichens  notb- 
wendig,  zu  berücksichtigen  ist,  dass  die  « die  ^ der  S mit  den  Platten- 
normalen bedeuten. 

Die  Abnahme  der  Brecbungsdifferenz  mit  steigender  Gesammttemperatur 
wurde  für  die  untersuchten  Substanzen  beobachtet.  Aus  Gleichung  6 a) 
und  7a)  ergicbt  sich: 

15)  _*  = ^ lO'T  “ü)  = ^ ^ 'f 

n — n„  dt  tg « (1 1 ’ 

wo  X die  Bezeichnung  für  den  Temperaturcoefticienten  ist,  und  worin  statt 
(f  natürlich  auch  <f,'  genommen  werden  kann. 

Die  Bestimmung  ist  einfach  auszuführea,  indem  man  den  mit  Deckel 
ver.sehenen  Trog,  nach  Vornahme  einer  Messung  nach  dem  Umdreh- 
verfahren in  einem  Kaum  von  tieferer  Temperatur,  in  ein  Zimmer  von 
höherer  Temperatur  verbringt  und,  sobald  er  letztere  angenommen,  eine 
neue  Bestimmung  macht. 

Auf  diese  Weise  ergab  sich  (u„  bezieht  sich  immer  auf  Wasser)  für 

X 


Trichloressigsäure,  t»  = 8,  zwischen 
11  ^ 1 e ^1  11 

Dichloressigsäure , r = 0,2, 

11  1 *’  liOi 

Zucker,  ii  = 2,.'>fj, 

Bromcadinium,  jji=0,52. 


12,4  und  17,6**  (•!</ 
12, ö „ 17,6"  (% 
bei  12,5" 

11  12„ä" 

11  17i8" 

11  18,6" 


3' 17")  2,18- 10-s 
6'  3")  2,08- 10- » 
2,69  10-s 
3,03  • 10-» 
0,95 -IO-» 
1,30-  10-=>. 


Alle  Beobachtungen  an  den  verschiedenen  Lösungen  eines  Körpers 
sind  mit  diesen  Tem])eraturcoefficienteu  auf  dieselbe  Temperatur  reducirt 
worden.  Dabei  fanden  die  Correctionen  wieder  direct  an  den  beobachteten 
Winkeln  statt,  welche  um 

Jf/  = X ( t — t.v), 

wo  t die  Beobaclituugs-,  t.N  die  Normaltemperatur,  vergrössert  wurden. 

Während  der  Ausführung  der  verschiedenen  Einstellungen  an  einer 
l,ösung  geht  die  Gesammttemperatur  langsam  etwas  in  die  Höhe,  etwa 
0,2 — 0,3“,  wodurch  die  Einstellungen,  wie  sich  aus  den  vorstehend 
gegebenen  Temperaturcoefticienten  tindet,  Aenderungen  von  einigen 
Secunden,  bei  den  concentrirtesten  Lösungen  etwas  mehr  (bis  12"  im 
Ma.ximum)  erleidet.  In  den  meisten  Eällen  ist  durch  die  Anordnung  der 
Beobachtungen  schon  für  die  Elimination  dieses  Teraper.atureinllusses 
gesorgt,  indem  z.  B.  erst  Sj  dann  S,,  dann  nochmals  S,  ermittelt  wmrde. 
Durch  .Anbringung  der  Temperaturcorrection  an  den  einzelnen  Beobachtungen 
ergab  sich  eine  Controle,  welche  fast  immer  zeigte,  dass  die  angegebene 
Anordnung  genügte. 

Im  üebrigen  wurden  nicht  nur  die  an  einem  Elüssigkeitspaar  gewonnenen 
ff<  und  (/',  sondern  wie  erwähnt  siimmtliche  der  nämlichen  Substanz  zu- 
gehörigen .Messungen  auf  eine  gemeinsame  Mitteltemperatur  reducirt. 

Vielleicht  Hesse  sich  die  Genauigkeit  durch  Auweiidung  eines  Bades 
noch  etwas  vergrössem. 


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63 


§ 6.  Heber  die  Abhängigkeit  des  BrechuugsTermögens  von  Lösungen 
Tou  der  Concentration. 

ln  einigen  früheren  Arbeiten  habe  ich  mich  mit  der  Abhängigkeit 
der  Lichtgeschwindigkeit  in  verdünnten,  wässerigen  Lösungen  von  deren 
Concentration  bescliäftigt  Es  zeigte  sich,  dass  die  molecularen  Brechungs- 
differenzen t’Jn,  wo  i’  die  Verdünnung  der  Lösung,  Jn  die  Brechungs- 
exponentdifferenz bedeutet,  auch  bis  in  sehr  grosse  Verdünnungen  hinein 
nocli  in  vielen  Fällen  stark  ansteigen*j. 

Da  die  grössere  oder  geringere  Stärke  dieses  Anstieges  im  Allgemeinen 
mit  der  Dissociation  der  Lösungen  parallel  lief  (1.  c.  p.  394),  lag  es  nahe, 
diese  für  die  Erklärung  herauzuziehen.  Indess  war  auch  der  Verlauf  des 
Molecularvolumens  mit  der  Verdünnung  zu  beachten,  welcher  zunächst 
für  so  verdünnte  Lösungen  noch  nicht  hatte  beobachtet  werden  können. 
Nachdem  er  bekannt  geworden  war**),  ergab  sich  das  Resultat***):  „der 
Gang  in  den  Werthen“  von  vJii  ist  „durch  den  Gang  des  sogenannten 
Molecularvolumens  bedingt:  die  Diclitigkeit  ist  es  im  Wesentlichen,  auf 
die  sich  constitutive  Einflüsse  (Dissociation)  geltend  machen,  das  Bfechungs- 
vermögen  wird  von  ihnen  nur  sehr  wenig  berührt.“  Letzteres  behielt 
nämlich  noch  einen  Rest  von  Zunahme,  der  indess  sehr  klein  war,  etwa 
1*0  bei  Anwendung  der  R'-Forinel.  Es  fr.igte  sich,  oh  dieser  Rest  noch 
weiter  erklärbar  sein  würde.  Es  konnte  die  mit  der  Verdünnung 
fortschreitende  Dissociation  einen  Einfluss  haben,  aber  es  konnten  auch 
andere  Umstände  einwirken,  denn  es  ergaben  z.  B.  auch  Lösungen  von 
Körpern,  die  sich  niclit  dissociiren,  wie  z.  B.  von  Zucker,  einen  Anstieg, 
auch  ist  das  Brechungsvermögen  von  Mischungen  nicht  aufeinander 
reagirender  Flüssigkeiten  aus  dem  Brechungsvermögen  der  Coraponenten 
nur  annäherungsweise  zu  berechnen  u.  A.  m.  Es  hat  sich  eben  bei  allen 
einschlägigen  Untersuchungen  gezeigt,  dass  das  Brechungsvermögen,  nach 
welcher  der  dafür  aufgestellten  Formeln  es  auch  l)erechnet  werden  mag, 
zwar  die  Aenderungeii  der  chemischen  Natur  wiederspiegelt,  aber  doch 
nur  als  annäherndes  Mass  dafür  betrachtet  werden  kann,  da  es  eine  nur 
annäherungsweise  nicht  vollständig  von  anderen  Einflüssen  befreite  Grösse 
istf).  Jene  nur  auf  etwa  1"„  bei  den  R',  2"/o  den  R-Werthen 
anwachseiiden  Reste  des  Anstieges  vom  Brechungsvermögen  Hessen  nun 
irgend  einen  Schluss  darauf,  ob  einer  der  erwähnten  Ursachen  in  hervor- 
ragender Weise  der  Anstieg  zuzusr,hreil)en  sei,  niclit  zu,  somit  war  das 
Resultat  jener  Versuche,  dass  der  Anstieg  mit  der  Verdünnung  „nahezu 
durch  die  Dichteänderungen  erklärt“  werde,  dass  die  letzteren  die  oben 
genannten  Constitutionsänderungen“,  des  Dissociationsgraiies,  „wieder- 
spiegeln, während  das  Brechungsverniögen  von  ihnen  einen  Fänfluss  von 
sicher  deutbarer  Grösse  nicht  erleidetft)-“ 

Dabei  blieben  es  offene  Fragen,  ob  die  Dissociation  vielleicht  doch 
einen  directen  Einfluss  hätte,  der  aber  quantitativ  zu  gering  wäre,  um  in 
den  beobachteten  Fällen  erkennbar  zu  sein  und  wenn  dies  der  Fall  war. 


*)  W.  Iliillwachs,  (tütt.  Naohr.  1H92,  Nr,  9;  Wied.  Ann.  17,  1892,  p.  391. 

**)  F.  Kotilranscli  und  \V.  Hallwae.hs,  (lütt  Nadir.  1893,  p 350;  Wied  Auii. 
60.  189.3,  p.  118;  53,  1894,  p.  14;  F.  Kohlrausch,  Wied.  .4nn.  56,  1893,  p.  18.5. 

•••)  Wied.  Ami.  50,  1893,  p .587 
f)  s a.  p.  79  Aiiincrkiiiig  **•). 
f-fj  Wied  Ann.  53,  1894,  p.  1 und  2. 


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64 


ob  es  vielleicht  einzelne  Jonen  gebe,  welche  beim  Uebergang  in  den 
neutralen  Zustand  eine  Aenderung  des  Brechungsvennögens  von  beträcht- 
licherer Grösse  bewirkten.  Ein  Einfluss  derselben  auf  den  Gang  des 
Brechungsvermögens  bei  fortschreitender  Verdünnung  konnte  etwa  erkennbar 
werden,  wenn  sich  Lösungen  damit  bilden  Hessen,  welche  in  dem  Gebiet 
zwischen  den  mit  den  optischen  Methoden  erreichbaren  grössten  Ver- 
dünnungen und  nicht  allzu  grossen  Concentrationen,  bei  denen  andere 
Complicationen  in  Aussicht  standen,  ihren  üissociationsgrad  genügend 
änderten. 


§ 7.  Versuche  von  Herrn  Dijken. 

Eine  grössere  Anzahl  von  Beobachtungen  der  Brechungsdiflerenz 
und  des  Molecularvolumens  von  Lösungen  bis  zu  stärkeren  Verdünnungen 
hinab,  hat  inzwischen  Herr  Dijken*)  veröffentlicht.  Dieselben  liefern  das 
mit  dem  meinigen  übereinstimmende  Resultat,  dass  das  Brechungs- 
vermögen „bij  verschillende  graad  van  dissociatie  bijna  constant  blijft“. 

Die  optischen  Grössen  hat  Herr  Dijken  mittelst  des  luterferential- 
refractors  unter  Anwendung  eines  Flüssigkeitscompensators  bestimmt. 
Mit  letzterem  hatte  schon  vor  einiger  Zeit  Herr  Borgesius  gearbeitet**), 
aber,  wie  ich  früher  darlegte***),  keine  zu  weiteren  Schlüssen  genügend 
genaue  Resultate  erhalten.  Herr  Dijken  hat  eine  sehr  beträchtliche 
Fehlerquelle  dabei  nachgowiesen,  nämlich  dass  Herr  Borgesius  das  Wasser 
in  dem  Flüs.sigkeitstrog  nicht  regelmässig  erneuerte.  Herr  Dijken  zeigt 
p.  42  und  43  durch  Versuche,  dass  dann  zu  kleine  Werthe  iur  n — n„ 
erhalten  werden , da  natürlich  das  Wasser  Verunreinigungen  sowohl  vom 
Trog  als  von  der  Umgebung  aufnimmt.  Da  der  Gang  in  den  Werthen 
für  die  moleculare  Brechungsdifferonz  bei  Dijken  ganz  normal  ist  und  mit 
dem  früher  von  mir  beobachteten  gut  überoinstimmt,  dürfte  der  erwähnte 
Fehler  in  den  meisten  Fällen  die  Abweichung  der  Resultate  des  Herrn 
Borgesius  grösstentheils  erklären , so  dass  sich  die  Einwände  gegen  diese 
Methode  vermindern  und  man  im  Allgemeinen  sagen  kann,  dass  Herr 
Dijken  den  Flüssigkcitscompensator  brauchbar  gemacht  hat. 

Es  bleibt  bestehen  eine  Vergrösserung  der  Fehler  im  Vergleich  mit 
meinen  früheren  Beobachtungen,  welche  aus  zu  geringer  Troglänge  hervor- 
gehen. Dijken  vertauscht  nur  35  mm  lange  Flüssigkeitsschichten,  während 
ich  210  mm  dazu  benutzte,  so  dass  er  nur  den  sechsten  Theil  der  Streifen 
erhält  und  das  zu  bearbeitende  Gebiet  nur  bis  zum  sechsten  Theil  der 
Verdünnung  hinab  erstrecken  kann.  Es  wird  demgemäss  angegeben  (p.  26), 
dass  für  XIDNO*  Lösung  mit  einem  f;  = 128  (n  — n„  = 0,76  X 10^*)  nur 
4 — 5 Streifen  am  Fadenkreuz  vorübergehen  und  die  Messungen  dadurch 
weniger  genau  sind,  so  dass  dann  grössere  Tiefe  der  Flüssigkeit  vor- 
zuziehen ist.  Da  nun  aber  mit -anderen  Methoden  (s.  § 1 — 6 dieser  Arbeit) 


*)  1).  Dijken,  De  Moleculairrefractie  vun  ventunde  Zoiitoplossingen , tiriminsen, 
lloitsemn,  lHil7;  s.  a Ztschr.  ph.v»,  Clieni  24,  1867,  ji.  81,  wo  indess  Theil«  der  Arbeit 
nur  im  Auszug  mitgetlieilt  sind,  weshalb  im  B'idgendcni  die  Seiten  der  Originalablmndlung 
eitirt  werden.  Beobachtet  sind  an  je  etwa  8 (’oneentnitionen.  « — l bis  e=128, 
NID  NO»;  NH‘C1-,  (XH*)‘SOL  K CI;  ■/,  Mg(XO=)ä;  V,Jlg8l>‘;  ‘'jMgCl«;  ’/iZnCXOVi 
Va  Zn  CI*. 

**)  Borgesius,  Wied.  Ann.  54,  1895,  p.  221. 

••*)  Wied.  Ann.  55,  1895,  p.  282. 


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G3 


bis  zu  sehr  grossen  Verdünnungen  (entsprechend  etwa  n — n„  = 3X10“^), 
die  lirechungsdifferenzen  viel  einfacher  und  schneller  wie  mit  dem  Inter- 
ferentialrefractor  bestimmbar  sind,  wäre  dieser  gerade  für  die  äussersten 
Verdünnungen  auszubilden,  also  auf  griissere  Zellenlänge  des  Flüssigkeits- 
compensators  hin  zu  arbeiten.  Vielleicht  möchten  aber  dann  durch  die 
Schwierigkeit,  die  Temperatur  in  dem  ganzen  Apparat  constant  zu  halten, 
grössere  Fehler  entstehen.  Wenigstens  fand  sich  bei  meiner  früheren 
Anordnung  eine  grössere  Uohrlängc  als  etwa  200  mm  zwecklos*). 
Hinsichtlich  Temperaturausgleich  und  Constanz  war  diese  aber  dem 
Flüssigkeitscompensator  überlegen,  indem  Wasser  und  Lösung  nur  durch 
eine  dünne  Platinwand,  statt  durch  dicke  Glasplatten  und  eine  Flüssigkeits- 
schicht, getrennt  waren  und  sich  die  Flüssigkeiten  innerhalb  einer  ge- 
schlossenen Röhre  mitten  in  einem  grossen  Wasserbad  von  6 Liter  Inhalt 
befanden,  während  der  Trog  des  Compensators  wohl  nur  etwa  ’/s  Liter 
fasst.  D.ass  man  den  Compensator  auf  200  mm  Länge  zu  bringen  ver- 
mag, ist  mir  der  TemperatureinÜüsse  halber  daher  zweifelhaft,  wenigstens 
so  lange  nicht  sehr  umfangreiche  Anordnungen  getroffen  werden. 

Die  früher  hcrvorgehobcno  Schwierigkeit,  dass  bei  sehr  geringer 
Streifeuzahl  die  Streifen  breit  und  verwaschen  werden,  eliminirt  Herr 
Dijken  dadurch,  dass  er  für  Krechungsditferenzen,  die  kleiner  als  6X10~‘ 
sind,  die  Phasenditferenz  nicht  durch  Null  hindurchschlägt,  sondern  durch 
Drehung  der  einen  Uefractorplatte  einen  anderen  Theil  des  Streifensystems, 
wo  dann  die  Streifen  schärfer,  wenn  auch  schmäler  werden,  ins  Gesichts- 
feld des  Fernrolirs  bringt.  Die  Einstellung  ist  dann  genauer. 

Ein  Hauptvortheil  des  Flüssigkeitscompensators  besteht  darin,  dass 
die  Vertauschung  der  Flüssigkeiten  ohne  den  Zeitverlust,  welchen  das 
ümfüllen  mit  sich  bringt,  geschieht,  so  dass  sie  öfters  wiederholt  und 
dadurch  die  Genauigkeit  gesteigert  werden  kann. 

Die  Differenzen  der  Beobachtungsteraperaturen  bei  den  verschiedenen 
Conccntrationcn  derselben  Substanz  sind  bei  Dijken  sehr  gross.  Sie 
steigen  auf  nahezu  7 Grad  an,  während  ich  früher  ihre  Beschränkung 
auf  einige  Zehntel  Grad  für  nöthig  fand;  dazu  kommt,  dass  gerade  wo 
die  stärksten  Temperaturditferenzen  eintreten,  die  Temperaturcoeflicienten 
von  n — n„  nicht  bestimmt  sind. 

Wenn  nun  auch  nicht  überall  die  grösste  Genauigkeit  erreicht  ist, 
so  liefern  doch  die  Beobachtungen  des  Herrn  Dijken  [.Mg(NO“)^  vielleicht 
ausgenommen]  ein  sehr  brauchbares  Material. 

Was  .Mg(N'()=‘)2  betrifft,  so  findet  sich  von  v=l  bis  i»==128  eine 

Abnahme  von  R,  dem  Brechungsvermögen  nach  der  ” ^ Formel,  von 

nicht  weniger  als  8“/„,  während  alle  anderen  sowohl  von  Herrn  Dijken 
als  auch  von  mir  ausgeführten  Bestimmungen  eine  Zunahme  liefern  und 
zwar  von  etwa  2“„  im  Maximum.  Mau  darf  wohl  vermuthen,  dass  dies 
abnorme  Resultat  auf  Fehlern  in  den  Werthen  des  Molecularvolurnens 
beruht.  Denn  bei  den  Sulfaten,  sowohl  nach  F.  Kohlrausch  und  mir, 
wie  aucli  bei  den  Chloriden,  nach  Dijken,  haben  Zink  und  .Magnesium 
einen  ganz  analogen  Verlauf  der  Curven,  welche  die  .M(decularvolumina 
als  Function  der  Concentration  darstellen.  Bei  den  Nitraten  findet  aber 

•)  Wied.  Ann.  47,  18Ö2,  p.  384. 


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GG 


Dijken  einen  durchaus  verschiedenen  Verlauf.  Zugleich  ist  die  Abnahme 
des  Molecularvolumens  im  Intervall  von  r = 1 bis  v = 128  grösser  als 
ilie  irgend  eines  der  bisher  in  diesem  Intervall  beobachteten  Körper  und 
dazu  haben  sich  die  stärksten  Aeuderungen  bisher  bei  den  Säuren  ergeben, 
während  die  Salze  viel  kleinere  Aenderungen  zeigen.  Die  Resultate  mit 
Mg  (NO*)®  sind  also  sowohl  hinsichtlich  der  R-\Vertlie,  als  auch  hin- 
sichtlich der  Molecularvolumina  ohne  Vergleich.  Bei  der  Beachtung,  die 
ein  so  abweichendes  Verhalten  erforderte,  wäre  eine  Wiederholung  dieser 
Versuche  sehr  zu  wünschen. 

Hinsichtlich  der  Dichtebestimmungen  ist  noch  auf  eine  Ungenauigkeit 
hinzuweisen.  Die  Kiuzeltemperaturen  weichen  von  der  Mittelteinjieratur 
für  die  Lösungen  einer  Substanz  um  Beträge  ab,  die  0,5 — 1“,  bei  einer 
Substanz  sogar  mehr  als  2®  erreichen.  F.  Kohlrausch  und  ich  haben 
es  bei  unseren  Versuchen  für  nöthig  gefunden,  die  Temperatur  auf 
einige  0,oi"  constant  zu  halten.  Der  Eintluss  der  Teinperaturschwankungen 
könnte  durch  eine  grössere  Anzahl  von  Ansdehnungscoefticienten- 
bestimmungen  corrigirt  werden.  Solche  Bestimmungen  hat  nun  Herr 
Dijken  fast  durchaus  für  ein  beträchtlich  höher  liegendes  Temperatur- 
intervall, als  dasjenige,  über  welches  corrigirt  werden  muss,  gemacht; 
ebenso  werden  dio  Reductionen  des  Gewichts  des  Glaskörpei's  in  Wasser 
alle  mit  einem  Mittelwerth  des  Ausdehnungscoefticienten  ausgeführt,  ohne 
Rücksicht  auf  die  Lage  des  Correctionsintervalls.  Dadundi  treten  beträcht- 
liche Fehler  auf.  Zum  Beispiel:  Bei  .Mg(NO'*j®  ist  das  Gewicht  in  Wasser 
von  15,13®  auf  16,00®  zu  reduciren.  Dafür  würde  sich  mit  dem  zugehörigen 
ai,,„=l,5(iX10^^  und  einem  «oia.,  = 0,2ti  10'^  eine  Correction  von  18,5“« 

ergeben,  während  Dijken  mit  einem  mittleren  l'einperaturcoefficienten 
20,1"«  berechnet,  was  volle  Unterschied  macht.  Aehnlich  wie  bei 

diesem  Beispiel  mit  Wasser  ist  es,  wie  es  scheint,  bei  den  Lösungen, 
deren  Ausdehnungscoefticienten  noch  überdies  immer  nur  an  der  con- 
centrirtesten  ermittelt  wunlon,  was  hier  der  grossen  Teinperaturintervalle 
wegen,  über  die  corrigirt  werden  muss,  nicht  genügt.  Dadurch  entstehen 
beträchtliche  Fehler  für  die  .Molecularvolumina;  so  wünle  z.  B.,  wenn 
man  die  richtigen  einsetzt,  letzteres  für  die  dritte  .Mg  (NO®)-  Lösung 
(p.  54)  um  eine  Fänheit  anders  ausfallcn. 

S;  8.  Unter.siichnng  der  Abhängigkeit  des  Brerhimgsverniögens  von 
der  Concentration  bei  wässerigen  Lösungen  von  Broincadniinni, 
Zucker,  Di-  und  Trieliloressigsäure  und  deren  Kaliunisalzen. 

A.  Bromcad niiuin. 

Bei  den  im  ersten  Theil  erwähnten  Untersuchungen  wählte  ich  die 
Substanzen  so,  dass  gleichzeitig  die  5j  G letzter  Absatz  erwähnte  Fnige 
nach  dem  eventuellen  (luaiititativen  llervortreten  einzelner  .Ionen  geprüft 
werden  konnte.  Diese  Wahl  konnte  nach  vorhandenen  Untersuchungen 
über  die  .\eiiderung  des  Brecliimgsvermögen.s  bei  der  N'eutndisation 
getrotleri  werden*).  Die  Arbeit  des  Herrn  Le  Blanc  hatte  ich  schon 

')  Ostwftlcl,  .Tuum.  piakt.  Clum.  (XF)  IS,  |S7S,  p.  32S;  ],e  Ulaiic,  Zeitschr. 
phjä.  t’hem.  4,  IHSO,  p.  5.')3;  Le  IltLiiic  und  Kuhlaud,  Zeitsehr.  phjs.  t'hem.  19,  189tj, 

p.  201. 


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67 


früher*)  erwähnt  und  auch  seine  Beobachtungen  an  H*S0‘  zum  Ver- 
gleich herangezogen.  In  dieser  Arbeit  stiess  ich  bei  einer  Nachrechnung 
einiger  Angaben  wiederholt  auf  Fehler**),  so  dass  ich  mich  zunächst 
darauf  beschränken  musste,  eine  Revision  des  Zahlenmaterials  von  Herrn 
Le  Blanc  als  wünschenswerth  zu  bezeichnen.  Dies  ist  nun  in  dankens- 
werther  Weise  durch  die  Herren  Le  Blanc  und  Rohland  1.  c.  geschehen, 
die  meisten  Bestimmungen  wurden  wiederholt,  so  dass  man  sich  nur 
an  die  neue  Arbeit  zu  halten  hat***),  ln  dieser  Arbeit  werden  die 
Differenzen  der  Aequivalentrefractioueu  von  Säuren  und  ihrem  N'a-Salz, 
sowie  von  Salzen  und  anderen  Salzen  untersucht,  wobei  die  Substanzen 
so  gewählt  sind,  dass  sie  sehr  verschiedenen  Dissociationsgrad  zeigen. 
Durch  Vergleich  jener  Differenzen  für  sehr  stark  und  sehr  schwach 
dissociirte  Substanzen  kann  dann  ein  directer  Einfluss  von  Dissociation 
wahrscheinlich  gemacht  werden.  Die  Unterschiede  dieser  Differenzen 
sind  im  Allgemeinen  klein,  so  dass  wegen  bestehender  Nebeneinflüsse 
(s.  p.  74,  75,  79)  auf  den  Einfluss  der  Dissociation  nicht  mit  voller 
Sicherheit  geschlossen  werden  kann. 

Nur  in  einem  Falle  kommt  eine  grössere  Differenz  vor,  welche  einen 
völlig  einwandfreien  Nachweis  für  die  Einwirkung  der  Dissociation  geben 
würde:  einer  Differenz  der  Aequivalentrefractionen  stark  dissociirter 

Bromide  und  Jodide  von  11,4  steht  nämlich  gegenüber  eine  Differenz 
zwischen  dem  schwach  dissociirten  Brom-  und  Jodcadmium  von  nur 

•)  Wied.  Auii.  öd,  1S04,  p.  11. 

•*)  So  auch  Herr  Di.jken  I.  c.  p.  60. 

***)  Le  Blanc.  Zeitschr.  plija.  Chem,  19,  1896,  p.  262,  Aniuerkc,  ,.AlIe  in  Betracht 
komniendcn  Daten  koinnieu  in  dieser  .Arbeit  vor,  ao  dass  auf  die  Tabellen  meiner 
früheren  .Arbeit  nicht  mehr  zurückgeKriifen  werden  darf.“  In  dieser  Anmerkiing  sagt 
Ilerr  Le  Blanc  auch,  dass  er  die  Behalte  der  verschieden  concentrirten  Jei.'iunKeu  einer 
imd  derselben  Substanz,  einzeln  durch  Titriren  erhalten  hat.  Da  die  relative  Richtigkeit 
der  Conccntratiouen  durch  Verdimuen  mit  Messkolben  und  Pipette  weit  schärfer  erhalten 
werden  kann,  wie  durch  Titraticni,  werden  durch  die  Einzeltitration  vermeidbare  Fehler 
in  die  Goucentrationsverhältnisse  eingefUhrt.  Man  sollte  die  relativen  Verdünnungen 
daher  für  sich  bestimmen  und  das  Resultat  der  Titrationen  zu  einem  Mittel  vereinigen. 
Hätte  ich  aus  der  Arbeit  des  Herrn  Le  Blanc  entnehmen  können,  da.ss  dic.s  nicht  ge- 
schehen ist,  so  würde  ich  natürlich  keine  Muthmassungen  Uber  den  Grund  der  gefun- 
denen IrrthOmer  gemacht,  insbesondere  diese  nicht  inFehlern  der  Dichtigkeitsbestimmungen 
gesucht  haben.  — Auf  p.  268  1.  c.  werden  meine  Beobachtungen  an  H*S()‘,  HOI  und 
Weinsäure  niitgetheilt,  aber  nur  die  AR-Werthe  angegeben,  dazu  wird  eine  Stelle  aus 
einer  früheren  Arbeit  von  mir  {AVied.  Ami.  58,  1894,  p.  lil)  citirt,  welche  sich  auf  die 
R'-Werthe  bezieht.  Da  der  im  Original  vorhaiideiio  Biichstabe  R'  im  Oitat  irrthUmlich 
wcggeblieben  i.st,  in  den  Zahlen  hingegen,  wie  erwähnt,  gerade  umgekehrt  die  R'-Werthe 
weggebliebeii  sind,  so  erscheint  meine  Behauptung  ganz  ungereimt.  Ferner  ist  innerhalb 
des  citirten  Satzes  meiner  früheren  Arbeit  eine  Verweisung  auf  eine  Anmerkung,  welche 
besagt;  „sollten  sich  diejenigen  Substanzen  des  Herrn  Le  Blanc,  welche  ich  nicht 
untersucht  habe,  anders  verhalten,  wie  die  mitersuclitcn,  so  wären  sie  hier  auszunehtnen“. 
Ich  hätte  gewünscht,  dass  diese  zu  dem  Satze  gehörige  .Anmerkung  mit  ihm  erwähnt 
worden  wäre,  weil  ans  ihr  hervorgeht,  dass  ich  die  Eveiitnaliiät  von  Siib.stanzeii  mit 
anderem  A'erhalten  anerk.annte.  — Ilerr  Le  Blanc  macht  mir  .sodann  den  A’orwnrf.  dass 
ich  seine  Resultate  nicht  versucht  hätte  mit  den  ineinigen  in  Einklang  zu  bringen. 
Wie  erwähnt,  habe  ich  seine  Versuche  aiiH^SO*,  die  sich,  bis  auf  die  22  “ „ige  Liwuiig, 
bei  welcher  ein  Fehler  vorliegon  musste,  zu  meinem  Zwecke,  iiäiiilicli  ilen  Gang  der 
molcciilarcn  Brecliungsdiflerenz  bei  Coneentrationsänderungeii  auf  seine  Ursachen  znrück- 
zuführen,  verwertlien  Hess,  p.  12  I.  c.,  anfgenomnien.  Sie  ergaben  dasselbe  Resultat  wie 
meine  eigenen  Beobachtungen.  Auf  die  übrigen  Versuche  hatte  ich  auch  die  .Absicht 
einztigehcn,  stiess  aber,  indem  ich  dies  versuclitc,  sofort  und  wiederholt  auf  IrrthUnier, 
so  dass  ich  nicht  weiter  kam,  und  nur  den  Wunsch  auf  Revision  der  Beobachtungen 
aussprecheii  konnte.  Diese  ist  nunmehr  inzwischen  erfolgt. 

** 


Digilized  b,  '"'ooglt 


68 


6,8  Einheiten.  Die  Differenz  ist  4,8  bei  ilireiu  Bestehen  würden  secundäre 
Einflüsse  den  Schluss  auf  Einwirkung  der  Dissociation  nicht  mehr  stören. 
Die  Herren  Le  Blanc  und  Uohland  geben  an  (p.  281):  „diese  Salze,  in 
sehr  verschiedener  Verdünnung  untersucht,  müssen  (ebenso  wie  bei  Dichlor- 
essigsäure)  mit  steigender  Dissociation  ihr  Brechungsvermögen  ändem“. 
Gelegentlich  des  ersten  Theils  dieser  Arbeit  habe  ich  das  Brcchungs- 
verraögen  von  Bromcadmiuinlösungen  in  Wasser  für  verschiedene  Concen- 
trationen  untersucht,  konnte  aber  die  Versuche  von  Herren  Le  Blanc  und 
Rohland  an  Br-  Cd  nicht  bestätigen  und  gelangte  schliesslich  dazu  zu 
vermuthen,  dass  sie  auf  einem  Irrthura  beruhen,  der  wohl  darin  besteht, 
dass  der  l’rocentgehalt  an  krystallisirtem  statt  an  wasserfreiem  Salz  in 
die  Rechnung  eingesetzt  wurde. 

Zunächst  theile  ich  meine  eigenen  Versuche  mit.  Das  Cd  Br“  war 
von  Gehe  & Co.,  frisch  bezogen  und  zeigte  keine  Verwitterung.  Unter 
Rücksicht  axif  4 Molecüle  Krystallwasser  ergab  sich  aus  der  Herstellung, 
durch  Abwägen  von  Substanz  und  Wasser,  der  Gehalt  meiner  Original- 
lösung zu  35,84 Das  spec.  Gewicht  derselben  fand  ich  s-'^  = 1,4231, 
den  Ausdehnungscoefticienten  a = 4,«yi0-*.  Mit  Hülfe  dieser  beiden 
letzten  Daten  erliält  man  aus  den  Angaben  von  Grotrian*)  einen  Procent- 
gehalt von  36,14,  der  mit  dem  obigen  gut  übereinstimmt.  Nach  den  An- 
gaben von  Kremers**)  über  specifisches  Gewicht  und  Procentgehalt  würde 
sich  36,7  finden,  was  bis  auf  1,5", o mit  Grotrian  übereinstimmt,  wobei  zu 
berücksichtigen,  dass  Kreiners  nur  drei  Decimalen  giebt. 

Bei  den  folgenden  Resultaten  habe  ich  den  nach  Grotrian  erhaltenen 
Werth  36,1  zu  Grunde  gelegt,  da  seinen  Angaben  eine  Analyse  zu  Grande 
liegt,  während  ich  mich  darauf  beschränkte,  durch  Ab  wägen  von  Substanz 
und  Wasser  eine  Controle  zu  erhalten;  überdies  sind  die  spccifischen  Ge- 
wichte von  Grotrian  sehr  zuverlässig. 

Aus  der  Originallösung  ergaben  sich  durch  Verdünnen  mittelst  selbst 
naehgeaichter  Pipetten  und  Messkolben  vier  verdünntere  Lösungen,  deren 
Brecliungsdifferenz  und  deren  Dichte  beobachtet  und  zur  Berechnung  des 
Brechungsverniögens  verwendet  wurden. 

Die  Bestimmung  von  n — n„  erläutert  § 1 — 5,  hinsichtlich  der  Re- 
duction  auf  gemeinsame  Temperatur  siche  speciell  § 5,  wo  auch  der 
Temporaturcoefficient  von  n — n„  angegeben  ist.  Die  Bestimmung  der 
specifischen  Gewichte  erfolgte  in  der  früheren  Weise***)  mit  der  Abänderung, 
dass  als  Aufhängefaden  ein  matter  Platindraht  von  ' mm  Dicke  zur 
Verwendung  kam  f ).  Das  Volum  des  Ghuskörpers  betrug  etwa  80  ccm, 
sein  Gewicht  in  Wasser  3,2  bis  9,,5g,  ersteres  ohne,  letzteres  mit  der  grösseren 
von  zwei  Platinzulageu,  welche  die  Bestimmung  der  concontrirteren  Lösungen 
möglich  machten. 

Die  Ausdehnungscoefticienten  berechnete  man  aus  dem  oben  an- 
gegebenen der  Ausgangslösung  unter  der  Annahme,  dass  « — «uto  <ler 
Goncentration  proportional  sei.  Diese  Annahme  lieferte  z.  B.  für  die  ver- 


*)  Urotrinn,  Wictl.  Anu.  18,  1883,  p.  liK). 

••)  Ivremcrs,  l’ogg.  .\nn.  104,  1858,  p.  182;  .Viigiibcn  und  Citat  nach  Urotrian, 
1.  c.,  p.  187. 

**•)  F.  Kohlrausch  und  W.  Halhvachs,  Wied.  .4im.  63,  18!)4,  p.  14. 
y)  F.  Kohl  rausch,  Wied.  Aun.  50,  1895,  p.  180. 


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(!9 


dünnteste  Lösung  bei  18,  i“  eine  Gewichtszunahme  des  Glaskörpers  in 
der  Lösung  von  13,2  mg  pro  Grad,  während  die  directe  Bestimmung 
13,15  mg  ergab. 

Für  die  Verdünnung  v der  Originallösung  [Liter  auf  Grammäquivaleut 
’i»  Cd  Br®]  folgt  aus  den  p.  68  gegebenen  Werthen  nach  Ileduction 
auf  18,50°  i’ori*  = 0,26426.  Aus  dieser  Zahl  und  den  Inhalten  der  Kolben 
und  Pipetten  finden  sich  die  in  Tabelle  III  angegebenen  Verdünnungen. 

Die  sich  entsprechenden  optischen  und  Dichtehestiramungen  fanden 
immer  an  ein  und  derselben  Lösung  statt. 

In  den  folgenden  Tabellen  bedeuten: 
t,,  t die  Mittelteraperatur  und  die  Versuchstemperatur. 

= — 1^  siehe  Gleichung  9)  p.  55,  Trogcorrection. 

Jat  = -^tgaJt  siehe  Gleichung  15)  und  7a),  Temperaturcorrection. 

ttcrr  den  mit  beiden  Correctionen  versehenen  in  Gleichung  10)  einzu- 
führenden Winkel. 

V,  n — n„  Verdünnung  bezw.  BrechungsdiiTerenz  gegen  Wasser, 

9 siehe  p.  52. 


Tabelle  III. 

Cd  Br’;  t„  = 18,50“. 


u IS.5« 

t 

180  — 9 

I 

Jfty 

1 

i 

*^eorr 

1K,50® 

n — no 

l,a590 

18,21“ 

11“  58' 46.0" 

+ 

43,9"! 

— 8.5"  ' 

11“ 

59'  21" 

0,016082 

1 

19,08“ 

58'21,2"| 

i 

1 

4,2438 

18,41“ 

i 6“  1'  0,o"' 

+ 

41,2"; 

— 1,3" 

6“ 

1'  40" 

0,004128 

17,008 

18,44" 

3"  1'  6,o" 

+ 

40,6"  1 

— <>.■*''  1 

3" 

1'46"  j 

1 0,(H)10470 

34,059 

18,46“ 

1 2“  8'  20,8" 

+ 

40,4"  1 

- 0,2"  ' 

2“ 

9'  1" 

1 0,(KK)5277 

Die  nächste  Tabelle  giebt  die  specifischen  Gewichte:  T ist  die  Be- 
obachtungstemperatur, g das  Gewicht  in  Flüssigkeit,  g^orr  das  auf  18,5oo“ 
corrigirte  Gewicht,  s J|].’  das  specifische  Gewicht  bei  18,5“  bezogen  auf 
W’'asser  gleicher  Temperatur,  f/  das  Molecularvolumen 

y ='^-1000  V (s-l)‘), 

wo  A das  Aequivalentgewicht,  Q die  Dichtigkeit  des  Wassers  bedeutet. 


')  Wied.  .lim.  53,  16!)4,  p.  3 und  .37. 


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70 


Tabelle  IV. 

Br''  Cd  = 135,9«;  ^ = 136, i«;  t„  = 18,5o". 


l'lsi” 

T 

g 

gforr 
18.5*  (lici. 

18.5 

” 18..5  ^ ) 

ttes. 

1000 

t.(s-l) 

V<8.5" 

Glaskilrper 
in  IDO 

n,«.««" 

3,2a572 

3,29625 

- 

— 

— 

Glask.  4*  Pt- 
Zula^^^e  in  H*0 

17,05«“ 

9,31594 

9,32.565 

O.iki.34219**) 

(17.G56«) 

0,00.34208 

(18,50®) 

_ 

— 

34,059 

17,7«-“ 

3,0099« 

3,<K)811'^ 

(17,(i5<i») 

116,51 

19,65 

— 

18.516  " 

3,01982 

3,01915 

0.)K)34219 

116..55' 

17,00« 

18,048“ 

2,74433 

2.74191 

0,(KHiSI,55 

116,42 

19,74 

4,2438 

18,504" 

1,08717 

1 ,08095 

0,02728:1 

115,78 

20, '18 

1,0590 

18,310“ 

0,53775 

0„541.37 

0, 108078 

114,45 

21,71 

0,2342« 

19,40“ 

1»,4 

J‘,1.4 

= 1,42.54 

0,4260 

112,67 

23,59 

Aus  (len  Wertlien  vorstehender  beider  Tabellen  ergiebt  sich  nun  die 
Aerjuivalentrefraction  All  nach  der  Gleichung 

All  = 1000  u (n  — n„)  + >;  ***), 

ö 

und  AR'  nach  der  ara  gerade  citirten  Ort  p.  4 gegebenen  Formel.  « be- 
deutet den  Dissociationsgrad.  Alle  einzelnen  Werthe  sind  auf  18,50“  roducirt. 


'rabell 

e V. 

V 

1000 

g (n  - n„) 

's  V 

AU 

All' 

u 

1,0590 

17,030 

7,237 

24,267 

13,96« 

0,16 

4,2438 

17„520 

6,79.3 

24,3 13 

14,003 

0,29 

17,008 

17,80« 

6,,580 

24,39 

14,04 

0,46 

34,059 

17,973 

6,643 

■24,52 

14,11 

0,54 

Die  Vergrösserung  von  All  mit  steigender  Concentration  beträgt  1 "o 
und  ist  etwa  von  derselben  Grössenordnuog,  wie  in  den  früher  beobachteten 

*)  VQ  d.  h.  Volum  des  ( 1 laskörjttrs  x Wasserdichte  bei  18,ri“  ist  bei  Versuch  7) 
81,a-si  g;  bei  Versuch  «)  5)  iin<l  4)  SO.msi  g;  bei  ^■e^such  3)  für  ly.avi®  80,nisi  g. 

Die  obere  Zahl  gilt  für  17, «.'ic",  die  untere  ist  ilaraus  durch  Ueduetion  auf  18,5® 
mittelst  re — re  H'o  — 1.5  X IO-®  entstanden.  Für  gti»o  wunte  3,es'itj  — 0,47  ~ 3, JS5S5  be- 
nutzt, da  allgemein  die  Gewichtsstücke  auf  luftleeren  Kaum  redneirt  sind. 

**•)  Wied.  .knn.  53,  1894,  p.  3. 


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71 


Fällen.  Bei  Zuekerlösung  von  gleichem  Procentgelialt  wächst  AR  absolut 
genommen  um  0,.^),  also  um  mehr  als  Cd  Br*,  procentisch  um  0,4"/„,  also 
weniger.  Im  Allgemeinen  müsste  man  annehmen . dass  sich  ein  Einfluss 
der  Dissociation  darin  zeigt,  dass  AR  um  einen  bestimmten  numerischen 
Betrag  geändert  wird,  so  dass  die  absoluten  Beträge  zu  vergleichen  wären. 
Aber  auch  beim  Vergleich  der  relativen  wird  man  bei  der  Kleinheit  der 
Unterschiede  zwischen  Zucker  und  Bromcadniium  einen  Schluss  auf  directen 
Einfluss  der  Dissociation  auf  AR  nicht  wagen  können. 

Vergleichen  wir  nun  mit  den  angegebenen  Werthen  die  von  Le  Blanc 
und  Rohlund  1.  c.  p.  282.  Sie  ÜTiden  für  .\R  28,.^3  und  28.«6,  für  AR' 16.68 
und  16,86,  welche  Werthe  sich  um  17  " j,  von  den  nieinigcn  unterscheiden, 
ganz  abgesehen  davon,  dass  die  zwei  .Angaben,  w'elche  für  Lösungen  von 
noch  nicht  20  verschiedener  Coneentration  gelten,  untereinander  um 
mehr  als  einen  l’rocent  abweichen. 

Um  die  Ursache  davon  aufzuklären,  mögen  in  folgender  Tabelle  die 
von  Le  Blanc  und  Rohland  für  Cd  CB,  Cd  Br*  und  Cd  J*  Lösungen  beob- 
achteten specifischen  Gewichte  und  l’rocentgehalte  zusammengestellt  werden 
mit  den  aus  denselben  specifischen  Gewichten  nach  Grotrian  und  Kremers 
folgenden  Gehalten: 


Tabelle  VI. 


Substanz 

?0 

Zu  s®’  gehö 

rige  "„Gehalt  nach 

(Le  Blanc)  Le  Blanc 

Grotrian 

Kremers 

Cd  CP 

1,0H82 

8,91 

7,78 

8,(» 

Cd  Br- 

1,1!)78 

18,06 

M.67 

14,6 

Cd ’P 

1,1666 

21,:i9 

17,.ii 

17,3 

1,0982 

10,97 

10,88 

11,1 

n 

1,1562 

16,53 

16,58 

16,8 

Die  Interpolation  dieser  tiehalte  aus  den  Angaben  von  Grotrian  ge- 
schah so,  dass  seine  s auf  s und  dann  mit  dem  genügend  genau 
bekannten  Ausdehnungscoefficienten  gegen  Wasser  (« — nH«o)  auf  die  von 
Le  Blanc  angegebenen  s umgerechnet  wurden.  Aus  diesen  ergab  sich 
die  wegen  ihrer  geringen  Aenderungen  mit  der  Coneentration  zum  Inter- 


poliren  geeignetste  Grösse  lg 


s— 1 
ps  ’ 


welche  mittelst  der  aus  Le  Blanc’s 


s 1 

Beobachtungen  folgenden  Werthe  von  dann  p lieferten  (p  = Proccnt- 

gehalt).  Diese  Interpolirform  ist  sehr  scharf,  so  dass  sie  bei  den  Gehalten 
Fehler  von  auch  nur  einer  Einheit  der  dritten  Decimale  nicht  veranlasst. 


Aus  der  Tabelle  ergieht  sich:  erstens  stimmen  Grotrian  und  Kremers 
miteinander  durchgängig  überein,  auch  hinsichtlich  meiner  Originallösung 
war  dies  der  Fall  und  der  für  diese  von  mir  durch  Abwägen  von  Substanz 
und  Wasser  ermittelte  Controlwerth  stimmte  ebenfalls  damit;  zweitens: 
die  Werthe  von  Le  Blanc  und  Rohland  weichen  für  die  beiden  ersten  Sub- 


•)  Da  Kremers  nur  drei  Dccimalcn  giebt,  haben  die  Gehalte  eine  Stelle  weniger. 


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7-2 


stanzen  weit  ab,  um  14 “o  bei  Cd  CI-,  um  23  bei  Cd  Br’,  sie  stimmen 
indess  bei  Cd  J’  vollkommen  mit  denen  der  anderen  Beobachter  überein. 

Dies  Ergebniss  liefert  den  Fingerzeig  zur  Erklärung  der  .\bweichungen : 
J’Cd  enthält  kein  Krystallwasscr,  Br’Cd  und  d'-Cd  thun  dies.  Offenbar 
ist  dies  von  Herren  Le  Blanc  und  Uohland  übersehen  und  in  die  Rech- 
nung der  Gehalt  an  krystallisirtem  Salz  eingesetzt  worden.  Denn  miilti- 
plicirt  man  die  von  ihnen  angegebenen  l’rocentgehalte  mit 

Br’  Cd  272,0  „ 

Br^f+'4H’  Ö “ 344,1  ~ 

so  ergeben  sich  die  Zahlen  14,28  und  10,91,  wodurch  Uebereinstimmung 
bis  auf  2,3  bezw.  2,(i"/„  mit  (irotrian  und  Kremers  erreicht  ist.  Für 
CF  Cd  würde  sich  unter  der  Annahme  von  2 .Molecülen  Krystalhvasser 
7,45  l’rocent  ergeben,  was  ebenfalls  mit  Grotrian  und  Kremers  viel  besser 
übereinstimmt*). 

Da  der  Grund  des  Irrthums  wohl  klar  liegt,  sind  im  Folgenden  die 
Werthe  an  Cd  Br’  in  der  Weise  umgereclmet,  dass  mau  die  von  l.e  Blanc 
und  Rohlaud  angegebenen  Brocentgehalte  p'  auf  Gehalte  an  w^asserfreiera 
Salz  p durch  Slultiplication  mit  0,7906  umrechnete.  Dann  ergiebt  sich 


Bromcadmium. 


(|>  — Ho)s»" 

B' 

KKK) 

HXMJ 

P 

t' 

9 

r(n  — n„) 

0,o2ai 

18,06 

14,28 

0,838 

115.6 

20,6 

17,0 

0,0250 

21,39 

16,91 

0,691 

115,0 

21,2 

17,3 

Ein  Vergleich  mit  Tabelle  V zeigt,  dass  die  Werthe  All  nunmehr 
mit  den  von  mir  gefundenen  genügend  übereinstimmen,  so  dass  also  die 
Annahme,  der  Krystallwassergehalt  sei  übersehen  worden,  zu  allseitiger 
Uebereinstimmung  sowohl  hinsichtlich  der  Dichten  mit  Grotrian  und 
Kremers  als  auch  hinsichtlich  der  optischen  Beobachtungen  mit  mir  führt 

Auf  p.  67,  08  wurde  nun  erwähnt  dass  das  quantitativ  hervorstechendste 
Resultat  von  Herren  Le  Blanc  und  Rohland  darin  besteht,  dass  sie  für 
die  Differenz  der  AR-Werthe  von  .lod-  und  Bromcadraium  den  Werth 
6,8  finden,  während  sie  für  stark  dissociirte  balze  11,4  erh.alten,  so 
dass  also  ein  Unterschied  von  nicht  weniger  als  4,6  Einheiten  bestünde. 
Dieser  Unterschied  fällt  nun  nach  der  vorstehend  erläuterten  Berichtigung 
der  Brocentgehalte  weg,  an  die  Stelle  von  6,s  tritt  35,,3,,  — 24,]g  = ll,2o. 
was  mit  dem  für  stark  dissociirte  Salze  gefundenen  Werthe  so  gut  über- 
einstiimnt,  wie  nur  irgend  gefordert  werden  kann.  Für  Cd  J’  ist  hier  der 
Werth  von  Le  Blanc  und  Rohland  direct  eingesetzt,  da  derselbe  nach 
p.  71  und  72  keine  stärkeren  Fehler  vermuthen  lässt. 

Legt  man  bei  den  Cd  CB  Werthen  die  Dichten  von  Le  Blanc  und  Rohland 
zu  Grund  und  berechnet  daraus  den  Brocentgehalt,  so  findet  sich  daraus 
AR  = 18,t.  Die  Difierenz  der  AR-Werthe  für  Cd  CB  und  Cd  J’,  welche 


*)  Die  .\ngaben  für  ücn  Knstnilwassergehalt  von  CiU'l*  .«ehwanken  in  der  Litteratur. 


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73 


jene  Verfasser  zu  15,5«  angeben,  würde  sich  dadurch  auf  16,6  erhöhen, 
dem  für  stark  dissociirte  \Verthe  nach  Le  Blanc  und  Rohland  17,4  zu 
vergleichen  ist.  Die  Differenz  dieser  beiden  Werthe  ist  zu  klein,  als 
dass  man  unter  Rücksicht  auf  die  Genauigkeit  der  Beobachtungen  und 
die  Unsicherheit  im  Wassergehalt  des  Ausgangsmaterials  etwas  daraus 
schliessen  könnte.  Hätte  sich  die  oben  angegebene  Differenz  von  4,« 
Einheiten  für  die  Bromid- Jodid  Difl'erenz  der  Cadmium-  und  der  sehr 
stark  dissociirten  Salze  andererseits  bewahrheitet,  so  wäre  zwingend  zu 
schliessen  gewesen,  dass  die  Cd-Jonen  beim  Uebergang  aus  dem  neutralen 
in  den  dissociirten  Zustand  ihre  Refraction  ändern.  Mit  dem  Verschwinden 
der  Differenz  fällt  auch  das  Resultat  weg. 

Die  für  die  übrigen  schwach  dissociirten  Salze  gefundenen  Differenzen 
in  den  Differenzen  von  AR  gegenüber  stark  dissociirten  Salzen  1.  c.  p.  282 
sind  zu  klein,  als  dass  man,  besonders  wegen  der  weiter  unten* ••))  zu  be- 
sprechenden Fehlerquellen  (Concentrationseinlluss,  Differenzen  der  Differenzen 
von  Differenzen),  weitere  Schlüsse  ziehen  könnte. 


B.  Zuckerlösungen. 

Da  die  in  dieser  Arbeit  verwendeten  Lösungen  im  Allgemeinen  eine 
etwas  grössere  Concentration  besassen,  wie  die  früher  untersuchten,  fanden 
zur  Orieutirung,  wie  gross  etwa  der  Anstieg  von  AR  bei  einem  Nicht- 
elektrolyten sein  möchte,  wieder  Beobachtungen  an  analog  concentrirten 
Zuckerlösungen  statt. 

Die  Concentration  der  Originallösung  wurde  aus  ihrem  specifischen 
Gewicht  nach  den  früheren  Bestimmungen  von  F.  Kohlrausch  und  mir  unter 
Berücksichtigung  der  Zahlen  von  Gerlach  ermittelt  und  das  Molecular- 
volumen  der  übrigen  Lösungen  ebenfalls  diesen  früheren  Versuchen 
entnommen. 

Die  folgende  Tabelle  enthält  zunächst  das  Ergebniss  der  optischen 
Versuche  (über  die  Bezeichnung  s.  p.  69),  sodann  die  aus  der  genannten 
Quelle  stammenden  Werthe  von  ferner  die  moleculare  Brechungs- 

dift'erenz  und  die  Aeciuivalentrefraction.  Die  J«;-  sind  mit  dem  § 5 
gegebenen  x berechnet. 


Tabelle  VII. 
Zucker;  1^=17,76'’. 


V I7.1H"  j 

t 1 

1 

180  — 7) 
2 ■ 

^ .'/fr.i 

Jftt 

! «corr  (I7,7(/’) 

n-n„ 

1 , llHK)  I 4 

, l.'(n-n«)| 

2,5C47 

17,7(1» 

13«  5'28,r" 

— 1.8" 

13«  16'  12" 

0,019137 

70,1»  1 49.01  119,19 

17,(i6» 

17.m"  : 

H»2K'51,j" 

+ 41,4"! 

— 1.4" 

6«  29'  31" 

0,00478« 

0,0011971 

69.m  49,73  '119,17 

41,3h7 

3«  13'  43,4" 

, 4-  t".n" 

— 0.»" 

3»1.3'23" 

69,88  1 49,55  ' 1 19.43 

KJ, 012 

17,7fS» 

2«  16'  52, c" 

1 -f  40,4" 

± 

2»  17' 33" 

0,0005999 

69,87  ' 49,83  1 1 19,09 

Meine  früheren  Beobachtungen  über  Zuckerlösungen**)  ergeben  unter 
Benutzung  meiner  optischen  Werthe  und  der  Ausdohnungscoefäcienten 


*)  S.  p.  80. 

••)  Wied.  Ann.  53,  1891,  p.  9. 


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74 


von  Marignac,  wenn  man  für  die  beiden  concentrirteren  und  die  beiden 
verdünnteren  Lösungen  je  das  Mittel  niniint,  bei  i'=24  AI{=119.;)0  und 
bei  t = 680  AR  = 119,56.  Diese  Wertlie  reilien  sich  in  die  der  Tabelle 
genügend  ein.  Die  Tabelle  zeigt,  dass  die  Aequivalentrcfractiou  beim 
Uebergang  von  einer  nahezu  l.H“/„  Lösung  zu  einer  von  um  etwa 

0,6  Kinheiten  steigt.  Dies  giebt  einen  Anhaltspunkt  für  die  Urössenordnung 
des  Betrags,  um  welchen  die  Aequivalentrefraction  einer  Lösung  aus  anderen 
Gründen  als  wegen  Dissociation  aasteigen  mag. 

Einen  directen  Einfluss  der  Dissociation  auf  die  Aequivalentrefraction 
durch  den  Anstieg  der  letzteren  zu  begründen,  liegt  also  gegenwärtig  die 
Möglichkeit  nicht  vor,  wenn  bei  wachsender  Verdünnung  in  den  angegebenen 
Grenzen  der  Anstieg  nur  von  der  Grössenordnung  von  0,5  Einheiten  ist. 
Die  etwa  20  von  mir  und  von  Herrn  Dijken  untersuchten  Körper  in 
wässeriger  Lösung  zeigen  keinen  grösseren  Anstieg , so  dass  sich  also  bei 
diesen  ein  erkennbarer  Einfluss  der  Dissociation  auf  das  Brechungs- 
vermögen nicht  ergiebt*). 

Herr  Le  Blanc  hat  Versuche  gemacht,  aus  welchen  in  gleicher  Weise 
folgt,  dass  die  nicht  durch  Dissociation  erklärbaren  Einflüsse  auf  die 
Aequivalentrefraction  noch  grössere  Beträge  erreichen  können,  diese  bis 
zu  zwei  Einheiten  zu  ändern  vermögen.  So  ergab  z.  B.  CdJ-  in  Aceton 
eine  um  eine  Einheit,  KJ  in  Aceton  eine  um  zwei  Einheiten  grössere 
Aequivalentrefraction  wie  in  Wasser.  Dabei  ist  noch  besonders  bemerkens- 
werth,  dass  die  dissociirte  wässerige  Lösung  den  kleineren  Werth  liefert, 
während  doch  nach  den  übrigen  Versuchen  des  Herrn  Le  Blanc  der 
directe  Einfluss  der  Dissociation  eine  Vergrösserung  bewirkt.  Unter  diesen 
Umständen  wird  man  zu  keinem  anderen  Schluss  gelangen  können,  als 
dass  sowohl  die  Anstiege  der  Aequivalentrefraction  bei  wachsender  Ver- 
dünnung als  auch  die  bei  der  Neutralisation  mit  verschieden  dissociirten 
Säuren  auftretenden  Differenzen  nur  mit  grösster  Vorsicht  zu  weiteren 
Schlüssen  über  den  Einfluss  der  Dissociation  benutzt  werden  können. 


C.  Di-  und  Trichloressigsäure  sowie  deren  Kaliumsalze. 

Das  einzige  Jon,  welches,  nach  den  bisherigen  Untersuchungen  zu 
schliessen,  beim  Uebergang  aus  dem  neutralen  in  den  dissociirten  Zu.stand 
seine  Refraction  etwas  beträchtlicher  ändert,  scheint  der  Wasserstoff  zu 
sein.  13  Säuren  sind  von  Herrn  Le  Blanc  und  Rohland  1.  c.  untersucht 
auf  die  Differenz  ihrer  Aequivalentrefraction  mit  derjenigen  ihres  Natrium- 
salzes  und  ergeben  einen  Anstieg  dieser  DiÜerenz  um  etwa  zwei  Einheiten, 
wenn  man  sie  in  umgekehrter  Reihenfolge  des  für  halhnormale  Lösungen 
gütigen  Dissociationsgrades  der  Säure  durchläuft. 

Es  tritt  die  Frage  auf,  ob  sich  in  dem  bei  der  Verdünnung  ein- 
tretenden Anstieg  des  molecularen  Brechungsvermögens,  der,  wie  wir  sahen, 
im  Allgemeinen  durch  den  Verlauf  des  Molecularvolumens  erklärt  wird, 
vielleieht  wenigstens  beim  H-.Ion  ein  Einfluss  der  Dissociation  noch  er- 
kennen lasse,  ob  dort  etwa  nach  Berücksiclitigung  der  .\enderuug  des 
.Molecularvolumens  noch  eine  genügend  grosse  .Aemleruug  des  molecularen 

•)  S.  auch  .\imioikmi!;  ***)  )i.  7!t. 


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75 


Brecliungsvermögens  bestehen  bliebe,  um  trotz  des  Vorhandenseins  des 
erwälinten  Nebeneinflusses,  den  wir  kurz  Concentrationseinfluss  nennen 
wollen,  noch  einen  einwandfreien  Schluss  zuzulassen. 

Zur  Beantwortung  dieser  Frage  können  die  bereits  in  den  ersten 
Paragraphen  zum  Theil  verwendeten  Versuche  an  Trichlor-  und  Dichlor- 
essigsäure  dienen.  Darauf,  dass  gerade  die  letztere  hier  die  meiste  Aus- 
sicht bietet,  hat  schon  Herr  Le  Blanc  hingewiesen. 

Zunächst  mögen  die  Versuche  an  den  genannten  Körpern  mitgetheilt 
werden.  Ich  habe  dieselben  bis  zu  grossen  Concentrationen  fortgesetzt, 
obwohl  bei  diesen  Concentrationseinflüsse  auf  die  Aeiiuivalentrefraction 
im  Allgemeinen  stärker  wirken  werden,  so  dass  es  nicht  möglich  ist,  den 
Kinfluss  der  Dissociation  daneben  einigermassen  sicher  zu  bestimmen. 
Diese  concentrirteren  Lösungen  sollten  dann  beim  Vergleich  mit  den  ver- 
dünnteren  einen  Aidialtspunkt  fiir  den  Concentrationseinfluss  liefern. 

Die  folgenden,  die  Resultate  der  Messungen  enthaltenden  Tabellen 
sind  ira  Allgemeinen  ebenso  angeordnet,  wie  die  § 8 für  Cd  Br®  gegebenen. 
Da  bei  Di-  und  Trichloressigsiiure  alle  vier  Einstellungen  genommen,  nicht 
nur  a,  sondern  auch  a'  (siehe  p.  54)  beobachtet  worden  war,  ergaben  sich 
die  ßcurr  einfach  als  deren  .Mittel.  Die  Keduction  auf  12,5"  war  hier  bereits 
an  den  Einzelbeobachtungen  bewirkt  worden. 


Tabelle  VIII. 

Trichloressigsäure,  Dichtebeobachtungen. 
t^,=  12,50“;  CC1‘>C0®H=  163,35;  Q = 0,(«W4«;  A,Q  = 163,44. 


V 1J,5“ 

T 

g 

1 ßeorr 

8 — 1 
® 12, i 

1000 

tt(s— 1)  1 

9'  l»4i® 

OO 

12,fi36“ 

' 3,23610 

’ 3,23457 

, 

— 

— 

62,»i 

12,792" 

3,13108 

.3,12833 

0,IX)1311 

82,5 

' 80,9 

CC*) 

12,5liO" 

•3.23517 

3,2.3422 

— 

— 

— 

31,49 

12.529" 

3,02487 

.3,02419 

0,002592 

81,60 

81,64 

15,725 

12, .530" 

2.61639 

2,61.5,2 

0,IK)51I44  ' 

81,21 

82,23 

7,873 

12, .529" 

2,40113 

2,40051 

0,010286 

80,99 

82,45 

3,930 

12,501"  : 

1,57121 

1,57096 

0,020524 

80,66 

; 82,78 

Pt  Zulage**) 
in  H*0 

12,5o" 

1,59108  ' 

1 

1, .59084 

j 

— 

j 

1,9081 

12.4144" 

1 

1,51776  1 

1,51600 

0,040767 

80,23 

83,21 

0,9814  1 

12,7o" 

8 = 1,08092 

0,06094 

79,43 

84,01 

0,19«7t>  j 

12.f50" 

S = 1,36124 

0,36133  ' 

71,10 

92,34 

*1  Kin  Stückchen  Platimlraht  war  verloren.  .Ausserdem  tiefand  .sich  von  hier  ab 
von  zwei  durch  sehr  dünnen  Pt  Draht,  der  durch  die  Klüssigkeitsobcritäche  ging,  ver- 
bundenen Platinringen,  in  deren  einen  der  (ilaskürpcr.  in  deren  anderen  der  zur  Wagsehale 
führende  Dniht  eingehiingt  war.  der  anilere  wie  beim  ersten  Versuch  innerhalb  der 
Flü.ssigkeit.  Deshalb  neue  Wägung  in  Il'U. 

ülaskörper  erhielt  eine  Platinbesehwening,  so  da,ss  das  Gewicht  in  Wasser 
von  12, 5o"  nun  + l,rs«wi  = d.uers»  wurde. 


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76 


Tabelle  IX. 


Trichloressigsäure,  Optische  Heobachtungen;  12, .Vi“. 


t'  13^“  j 

j «corr  13.5» 

n — iio 

1 1000 
l'’0>-no) 

1 

j '^8  1 

AU  1 

I 

AR' 

rt 

62,9« 

1“  43'  50"*) 

0,000.3419 

21,53 

[ 26,97 

48,50 

28,72 

0.9« 

31,49 

2“  26'  0" 

O,000(i758 

21,27s 

! 27,28, 

48,5«  i 

28,77 

0,9.3 

15,725 

.3“  26' 22" 

0,0018490 

1 21,21, 

27,4  lo 

48,62 

28,81 

0.91 

7,873 

4“  50'  24" 

0,ooo2««7 

20,99- 

27,48, 

48,48 

28,73 

i 0,88 

3,930 

6“  50'  16" 

0,0tXi.530« 

20,8.5, 

27,59, 

48,44 

28,71 

i 0,81 

1,!)Ö81 

9“  38'  28" 

O,0t)10478 

27,73, 

48,36 

28,65 

1 0,71 

0,9814 

13®  .35' 2,3" 

0,0020547 

20,16, 

28,00 

48,16 

28,.52 

, 0,54 

0,1967« 

28»  55' 69" 

0,8.5059 

16,73, 

30,78  1 

47,52  j 

28,14 

0,Ot> 

Von  den  benutzten  Lösungen  wurde  gelegentlich  auch  das  Leit- 
Termögen  k für  die  hier  benutzten  tiefen  Temperaturen  bestimmt.  Aus 
den  Curven  für  das  moleculare  Leitvermögen  A ergab  sich  unter  Mit- 
benutzung der  Curven,  welche  nach  Ostwald’s  für  25“  gütigen  Werthen 
construirt  wurden,  A^.u^=292.  Damit  sind  die  Dissociationsgrade  a 
berechnet.  Die  Bestimmungen  der  Leitvermögen  mögen  hier  Platz  finden. 


Tabelle  X. 

Trichloressigsäure,  Leitvermögen,  12,.%“. 


t’rt.5“ 

“o’‘ 

t 

10’ k 

10’ k 

ia,5" 

ISX" 

a 

62,96 

0,2514 

12,45® 

4,405 

4,415 

277,4 

0,9,55 

31,49 

0,3167 

12,31 

8,62 

8,646 

272,3 

0,933 

16,725 

0„3991 

12,71 

16,97 

16,92 

266,1 

0,911 

3,9:io 

0,f>;i37 

12,79 

60,52 

60,25 

236,9 

0,811 

1,968 

0,7980 

12,57 

105,4 

105,3 

207,4 

0,711 

0,9814 

l,<Xt« 

12,52 

161,7 

161,6 

158,6 

0,545 

0,1968 

1,719 

12,55 

87,5 

87,4 

17,21 

0,o56 

Tabelle  XI 

Dichlores 

sigsäure 

!,  Dichtebeobachtungen 

. 

t„=  12,50® 

; A=CC1-HC0’H 

= 128,91 

; = 128,98;  Q = 

= 0,99948. 

V 

12.5 

1000 

t3j,S“ 

T 

g 

Scott 

s ,,  —1 

12,5 

r(s-l) 

CO**) 

12,560® 

3f2.3517 

3,23422 

— 

— 

— 

64,4 

1 2,515 

3,15608 

3, 1,5550 

0,000971 

62,6 

66,4 

32,18 

12  „539 

3,07913 

3,07837 

0,001923 

61,89 

67,09 

16,068 

12,497 

2,92904 

2.92862 

0,003771 

60,59 

68,39 

4,017 

12,580 

2,05283 

2,0,5176 

0,014593 

58,62 

70.36 

1,0054***; 

1 12,528 

0,2.5589 

0,2-5537 

0,O,5t>338 

56,63s 

72,34 

0,20110 

13,42 

1 = 1, 

25321 

0,2.5;)89 

52,90 

76,08 

*)  Pie  Werthe  sind  der  Tabelle  auf  |>.  57  entnommen,  in  einigen  Fallen,  wo 
zwei  Versuchsreihen  ausgefiihrt  woidcn  waren,  siehe  y.  BO,  wurde  denm  Mittel  henUtzt, 
wodurch  sich  die  in  der  7.,  hezw.  hei  der  c = 1 Losung  in  der  6.  Peeimale  eintretenden 
kleinen  .\endeniugen  erklären. 

**)  8iehe  Talielle  VUI  und  p.  75  .Anmerkung  *). 

•**)  (ilasköriier  mit  l’t-Zulage  gebraucht,  siehe  l>.  75  Anmerkung  **). 


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77 


Tabelle  XII. 

Dichloressigsäure,  Optische  Beobachtungen;  12,50®. 


r i!,.v 

u 

corr 

i2,!y 

n — n„ 

KXK) 

r(n— nj 

vU 

AR 

AR' 

a 

64,40 

1® 

33' 

22"*) 

0,(KX)276,5 

17,74 

22,14 

39,88 

23,62 

0,81 

32,18 

2® 

10' 

13" 

0,0005377 

17,30 

22,36 

39,67 

23,50 

0,77 

16,068 

3® 

1' 

34" 

0,(XII0446 

16,785 

22,797 

39„58 

23,48 

0,69 

4,017 

5® 

52' 

15" 

0,003918 

15,738 

23,458 

39,19 

23,30 

0,43 

1,0054 

11« 

26' 

14" 

0,014664 

14.743 

24,113 

38,86 

23,12 

0,23 

0,2üllü 

24® 

50' 

7" 

0,064589 

12,987 

25,360 

38.35 

22,80 

0,025 

Tabelle  XIII. 


Diehlo 

ressigsäure,  Leitv 

ermögen;  12,50® 

l'lS.5» 

mV« 

t 

10®  k 

10®  k 

i. 

u 

284 

0,0920 

12.39 

0,2160 

0,2164 

277,3 

0,934 

64,40 

0,2495 

12.38 

3,773 

3,780 

243,4 

0,813 

4,017 

0,6290 

12,54 

31.80 

31,78 

127,6 

0,431 

2,011 

0,7923 

12,71 

48,15 

48,01 

96,5 

0,330 

1,005 

0,9982 

12,43 

65,91 

65,98 

66,3 

0,229 

0,2011 

1,707 

12„58 

37,71 

37,67 

7,67 

0,025 

Analog 

wie  oben  für  C CP’CO*H  angegeben  ist. 

fand  sich 

. = 

Tabelle  XIV. 

Kaliumsalze  der  beiden  Säuren. 

-r  T . 1000  A 

•'la-v  1 gri  gimT  S,.  — 1 r(9_i)  ^ SPx 

CCl®CO*K  7,852  12,040®  2,08444  3,23577  0,014205  111,.54  201„59  90,05 

CCl^HCO’K  7,921  ,554  2,28149  3,23512  0,011766  93,22  1 67,13  73,91 


180 — tp 


Ja., 


Jut 


1000 

»0  «(n— u,,) 


AR  AK' 


CCFCO’K  12,(4”  5"  4'.33"  +41,o"  +3,3"  5”  5'17"  0,(k»2946  23,130  63,15  31,49 
CCPHCO’K  „55  4'’42'25"+41,ü  +1,2"4“43'  7"  0,oo2r,3o  20, o85  44,72  26,46 


Der  Gehalt  der  Lösungen  beruht  aufTitrining  mit  0,i  KOH  Lösung. 
Bei  C Cl*CO’H  ergab  letztere  bei  etwa  ' normalen  Säurelösung  t’jy.  = 
15,724,  bei  einer  etwa  normalen  Lösung  = 3,93.53.  Berechnet  man 
aus  diesen  Werthen  den  Gehalt  der  Originallösung,  aus  welcher  alle  anderen 
durch  Verdünnen  mit  Pipette  und  Messkolben  hervorgingen,  so  findet  sich 
dafür  i',2»  = 5,082  bezw.  5,076.  Die  Wertlie  stimmen  bis  auf  l,2®/oo  überein; 
der  erstere  derselben  wurde,  da  er  auf  umfangreicheren  Beobachtungen 
beruht,  zu  Grund  gelegt.  Aus  dem  Gewicht  der  zur  Originallösung  ver- 
wendeten Substanz  (Kahlbaum)  und  dem  Lösungsvolumen  fand  sich 
ti,y>  = 5,054,  was  in  guter  Uebereinstimmung  mit  dem  obigen  ist. 


*)  Siehe  p.  76  Anmerkung  *). 


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78 


Für  CC1*HC0*H  ergab  die  Titrirung  der  etwa  ’ Uisung  für  die 
Originallösung  t’is.,«  = 0,2012.  während  aus  der  Herstellung  0,2005  folgt. 
Der  erstere  \Verth  war  in  den  Tabellen  anzuwendon. 


Den  Gehalt  der  K- Salzlösungen  lieferte  deren  Herstellung.  Eine  der 
Säurelüsungen  wurde  mit  KO II  scharf  ncutralisirt,  der  Haltbarkeit  wegen 
eine  Spur  Säure  zugesetzt  und  dann  auf  gemessenes  Volum  aufgefüllt. 

Den  Temperaturreductionen  der  optischen  Beobachtungen  liegen  die 
X des  § 5 zu  Grunde.  Die  für  die  Dichtereductionen  erforderlichen  Aus- 
dehnungscoefficienten  wurden  bestimmt  und  ergaben; 


Tabelle  XV. 


10*« 

t 

C CP  CO- 11 

0,197 

7,17 

12,6" 

3,93 

1.17 

12, h" 

11 

G3,0 

1,17 

12,6" 

CCFHCO’H 

0,201 

7.1 

12,5" 

-1,02 

1,16 

12„5« 

CCPCO’K 

7,8.') 

L.il 

12,4" 

CCPHCOMv 

7,92 

1.50 

12„5" 

Was  den  Vergleich  mit  meinen  früheren  Beobachtungen  betrifft,  so 
ist  zu  berücksichtigen,  dass  jetzt  ein  viel  grösseres  Conceutrationsintervall 
benutzt  ist.  Dadurch  wird,  wie  sicli  aus  dem  Folgenden  ergiobt,  schon 
wegen  des  Concentratiouseiuflusses  ein  Ansteigen  der  Aequivalentrefraction 
bewirkt.  Bescliränkt  man  sicli  auf  das  früher  benutzte  Intervall,  so  ist 
der  Anstieg  von  B,  procentiscli  genommen,  etwa  so  gross,  wie  früher  bei 
Schwefelsäure,  indess  bleibt  er  jetzt  aber  auch  in  den  li'-Werthen  bestehen. 
Absolut  genommen,  ist  er  etwa  so  gross,  wie  früher  bei  Zucker,  bei  dem 
jedoch  der  Grösse  der  Molecularrefraction  wegen  der  .absolute  Betrag  der 
Aeuderung  nur  mit  geringer  Genauigkeit  bestimmt  werden  kann. 

Um  etwas  darüber  schliessen  zu  können,  inwieweit  der  aus  den  Tabellen 
ersichtliche  Anstieg  der  Refraction  mit  der  Verdünnung  von  der  Dissociatiou 
abhängt,  mögen  zunächst  die  Refractionsuuterschiede  zwischen  Salz  und 
Säure  für  gleich  dissociirte  Lösungen  von  Salzsäure,  Di-  und  Trichlor- 
essigsäure  zusammengestellt  werden.  Der  erste  Absatz  der  Tabelle  enthält 
die  von  Herrn  Le  Blanc  und  Rohland  gegebenen  Werthe,  die  folgenden 
wesentlich  auf  meinen  Bestimmungen  beruhende.  Die  Bezeichnungen  sind 
die  oben  gebrauchten. 


Tabelle  XVI. 


a 

AR 

Diffe- 

AR' 

Diffe- 

Säure 

Xa-Salz 

Säure  Xa-.Salz 

renz 

Säure 

Na- Salz 

renz 

HCl*) 

1 0,65 

0.66 

14,5 

15.9 

1.4 

8.18 

0,23 

0,76 

CCPCO-'H 

1 0,65 

0,71 

48.1 

50.2 

2,1 

28„52 

29.68 

l,n 

CCFH  CO’ 11 

1 0,13 

0,66 

.38,8 

41,6 

2,8  i 

23.11 

24..50 

1,39 

•)  Dieser  erste  Tlicil  der  Tabelle  nach  Le  Blanc  und  Rohland. 


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79 


a 

All 

Difle- 

AR' 

Diffe- 

Säure 

K - Salz 

Säure 

K-8alz 

renz 

Säure 

K - Salz 

renz 

C CPCODI 

0,81 

47,.->2 

53,14 

5,62 

28,14 

31.49 

3,35 

C CP  11  CO"  11 

1» 

9«, 42 

44,78 

6,36 

22,84 

26,46 

3,62 

HCl*) 

0,21 

0.81 

I l,2(i 

19,04 

4,78 

8,;4o 

11.18 

2,88 

CCPCO’H 

n 

47,72 

53.11 

5,42 

28,27 

31.49 

3,22 

CCTIICO  II 

1» 

38,82 

44.78 

5,96 

23,12 

26,46 

3,34 

II  CI 

0,*)5 

0,81 

14.5 

19,04 

4, .54 

8.48 

11,18 

2,70 

ccp’coni 

1 V 

48,29 

53,14 

4,85 

28,62 

31,49 

2,87 

CCPIlCü-lI 

•■i 

»J 

39,5 

44,78 

5,28 

23,49 

26,46 

2,97 

HCl 

' 0,81 

0,81 

14,44 

19,04 

4,60 

8,43 

11,18 

2,75 

CCFCOHI 

48,44 

53,14 

4,70 

28,71 

31,49 

2,78 

C CP  H CO- 11 

39,88 

44,78 

4,j)o 

23,62 

26,16 

2,81 

IPSO***) 

0,75 

)} 

11,(14 

16.59 

4j75 

9,60 

6,74 

2,86 

Aus  der  Tabelle  sind  die  für  eine  Reihe  gleicher  Dissociationsgrade 
bestehenden  Kefractionsdiffereuzen  der  drei  Säuren  gegen  ihr  Kaliumsalz 
zu  ersehen.  Sie  sind  bei  sehr  grosser  Dissociation  (grosser  Verdünnung) 
für  die  verschiedenen  Säuren  einander  fast  gleich,  werden  aber  mit  ab- 
nehmender Concentration  immer  ungleicher.  Bei  20  " „ Dissociation  unter- 
scheiden sie  sich  für  Salz-  und  Dichloressigsäure  um  1,2  Einheiten.  Daraus 
ergiebt  sich  wieder  eine  quantitative  Schätzung  des  Conceutratioiisein- 
flusses***),  derselbe  ist,  falls  bei  andern  Substanzen  ähnliche  Aenderungen 
eintreten,  wie  bei  den  obigen  drei  Säuren,  von  gleicher  ürössenordnung 
wie  ein  wahrscheiidich  bestehender  Einfluss  der  Dissociation. 

Dass  der  letztere  besteht,  dass  er  zur  Erklärung  eines  Theiles  des 
Anstieges  der  Aequivalentrefraction  jedenfalls  bei  der  Dichloressig.säure 
sehr  wahrscheinlich  herangezogen  werden  muss,  ist  ebenfalls  aus  der 
Zusammenstellung  ersichtlich.  Wenn  darüber  wegen  des  verhältnissmässig 
grossen  Concentrationseindusses  noch  Zweifel  Zurückbleiben  könnten,  so 
heben  sich  diese  bei  einer  Vergleichung  mit  den  für  Essigsäure  früher 
gefundenen  Werthen,  bei  denen  innerhalb  der  Verdünnungen  von  1 bis  100 
eine  Constanz  der  21,4.5  betragenden  Aequivaletitrefraction  bis  auf  0,02 
Einheiten  uachgewiesen  werden  konnte.  Von  solchen  Einflüssen,  welche 

*)  Die  Werthe  für  HCl  nach  I.e  Jllunc.  die  für  KCl  nach  Düken. 

**i  Für  U*.S0‘  ans  eisrenen  Werthen  für  diese  Säure,  uuit  Wcilhen  von  Ilemi 
Dijken  für  XH,Ci  und  KCl  berechnet. 

•**i  Den  Umstand,  dass  auf  die  Wertlie  AR  liezw.  AH'  noch  iinbekannte  Einiiü.sse. 
hier  Concentrationseinlfttsse  genannt,  wirken,  hielt  ich  lieitn  Abfn.ssen  früherer  .■\rbeiten 
für  allgemein  bckiinut  und  beschrankte  mich  deshalb  auf  die  Untersuchung  möglichst 
verdünnter  l.ösungen.  Ich  wies  auf  denselben  (z.  R.  Wied.  .\nn.  5.1,  1894.  p.  11)  mit 
den  Worten  hin:  . . . „andererseits  ist  ja  ilie  Unveriinderliclikeit  des  Ilrechuugsvermögens 
auch  sonst  nur  annäherungsweise  vorhanden  und  zu  erwarten."  Zu  diesen  Worten  fügt 
Herr  Dijken  nicht  in  »einer  Dis.«ertation,  aber  in  dem  Auszug  derselben  in  Ztschr. 
jihys.  Chem.  1.  c.  die  Bemerkung,  du.ss  sie  ihm  nicht  klar  seien.  .\us  dem  Obigen  ist 
ersichtlich,  was  ich  damit  gemeint  habe.  Uehrigens  m'öchte  iih  hinznfügen,  dass 
Herr  Dijken  meine  Schlüsse  in  seiner  Dis.sertation  zwar  genügend  vollständig  oitirt, 
dass  dieselben  in  dem  erwähnten  Auszug  aber  infolge  des  Zusammenstreichens  meine 
Auschauiutg  nicht  mehr  genügend  wietK'rgeben. 


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80 


mit  der  Dissociation  weder  direct  noch  indirect  zusammeiihänpen,  dürfte 
aber  bei  der  Essigsäure  aucli  noch  etwas  constatirbar  sein  müssen, 
wenn  sie  bei  ilireii  Cblorsubstitutionsproducten  eine  grössere  Rolle  spielen 
würden. 

Wenn  sich  also  die  Schlüsse  der  Herren  Le  Blanc  und  Rohland  in 
einem  der  beiden  von  ihnen  angegebenen  Fällen,  beim  Bronicadmiuin, 
als  irrthümlich  erwiesen  haben,  so  erbalten  wir  in  dem  anderen,  bei 
Dichloressigsäure,  durch  den  Verlauf  der  Ae<juivalentrefractiou  bei  Ver- 
änderung der  Conceiitration  eher  eine  Bestätigung  derselben.  Der  II  nimmt 
sehr  wahrscheinlicher  Weise  eine  quantitative  Ausnahmestellung  in  der 
Richtung  ein,  dass  bei  ihm  die  Dissociation  genügend  grossen  Kintluss 
auf  die  Aequivalentrefraction  hat,  um  auch  trotz  sich  überlagernder  anderer 
Einwirkungen  wahrgenommen  werden  zu  können. 

Hinsichtlich  der  Frage,  von  welcher  Art  der  „ConcentrationseinHuss“ 
ist,  folgt  zunächst  aus  den  Beobachtungen  mit  Zucker,  d.ass  er  jedenfalls 
zum  Theil  mit  der  Dissociation  auch  indirect  nicht  zusammenhängt,  zum 
Theil  könnte  er  aber  auch  von  der  Dissociation  mit  veranlasst  sein, 
indem  beispielsweise  eine  von  der  Conceiitration  abhängige  Wechsel- 
wirkung zwischen  Jonen  und  Lösung,  welche  einen  EinRuss  auf  die 
Aequivalentrefraction  hätte,  bestehen  könnte. 

Was  die  Quantität  des  Einflusses  der  Dissociation  auf  das  Brecliungs- 
vermögen  des  II  betrift't,  so  lässt  sich  darüber  weder  aus  den  hier  ange- 
gebenen Versuchen  noch  aus  denen  der  Herren  Le  Blanc  und  Rohlaud 
etwas  schliesseu,  da  über  den  Concentrationscinfluss  genügende,  quantitative 
Annahmen  nicht  gemacht  werden  können.  Die  Messungen  an  den  Essig- 
säuren würden  für  den  Uebergang  vom  undissociirten  in  den  vollständig 
dissociirten  Zustand  etwa  O.h  Einheiten  ergeben  (für  AR').  Bei  Salzsäure 
kann  ein  ähnlicher  Vergleich,  wie  der  mit  Essigsäure,  nicht  herangezogen 
werden.  Wenn  man  aber  die  Werthe  für  Salzsäure  überblickt  und  mit  denen 
für  Essigsäure  vergleicht,  so  sieht  man  sich  zu  der  im  vorigen  Absatz 
angegebenen  Folgerung  gedrängt,  so  dass  für  die  Dissociirung  des  II 
ein  von  der  Substanz,  in  welclier  er  enthalten  ist,  unabhängiger  Werth 
der  Steigerung  der  Aequivalentrefraction,  vielleicht  gar  nicht  zu  erhalten 
ist  (d.  h.  e.xperimentell  könnte  ein  constanter  und  ein  variabeler  Theil 
untrennbar  sein),  was  ja  mit  der  Dissociationstheorie  keinen  Widerspruch 
bildet. 

Bei  weiteren  Versuchen  etwa  die  verschiedenen  Einflüsse  zu  trennen, 
dürfte  es  augezeigt  sein  zu  berücksichtigen,  dass  die  Schlussweise  des  Herrn 
Le  Blanc  auf  Wertlien  beruht,  welche  DitVerenzen  von  Difterenzen  von 
Differenzen  sind.  Es  handelt  sich  ja  um  die  Unterschiede  der  .\equivaleiit- 
refractionsdifferenzen  von  Säure  und  zugehörigem  Salz.  Die  Aeiiuivaleut- 
refractionen  bilden  aber  selbst,  wie  aus  der  p.  7ü  citirten  Formel  ersicht- 
lich ist,  die  Summe  zweier  Diflerenzen,  nämlich  der  molecularen 
Brechungsdifferenz  und  des  Molectilarvolumens,  welch’  letzteres  die 
Differenz  des  Volumens  von  Lösung  und  darin  befindlichem  Wasser  dar- 
stellt. Daraus  folgt,  dass  für  weitere  Bestimmungen  die  schärfstoii 
Methoden,  insbesondere  auch  für  die  optischen  Bestimmungen,  Diff'erential- 
methoden,  anzuwenden  sind.  Ferner  wäre  zu  berücksichtigen,  dass  der 
Schlussweise  des  Herrn  Le  Blanc  wesentlich  durch  die  systematische  Folge 
der  untersuchten  Verbindungen  Wahrscheinlichkeit  verliehen  wird,  so  dass 
es  erwünscht  ist,  die  Zahl  der  untersuchten  Säuren  zu  vermehren. 


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S1 


Schliesslich  möge  noch  darauf  hingewiesen  werden,  dass  die  Durch- 
sicht der  Tab.  XVI  zeigt,  dass  die  R'-Werthe  den  Concentrationseinfluss 
besser  eliminiren  wie  die  It-\Verthe*). 

Zusammenstellung  der  Resultate.  Es  ist  die  Theorie  des 
Umdrehverfahrens  bei  der  Differentialmethode  mit  streifender  - Incidenz 
des  Verfassers  gegeben  und  zwar  unter  Berücksichtigung  der  VVinkelfehler 
des  Trogs  und  der  Abweichungen  <!er  Platte  vom  Planparallelismus.  Die 
Genauigkeit  der  Methode  ist  e.\periraentell  nachgewiesen,  die  Brechungs- 
differenzen lassen  sich  bis  auf  etwa  1,5  Eiidieiten  der  sechsten  Decimalo 
bestimmen.  Die  untere  Grenze  der  erreichbaren  n — n„  ist  etwa  3X10-^ 
wobei  man  noch  über  '/i  **/o  Genauigkeit  hat.  Der  Einfluss  der 
Temperatur  auf  die  Beobachtungen  und  die  daraus  entspringenden 
Temperaturcorrectionen  sind  dargelegt. 

Die  Frage  nach  der  Abhängigkeit  des  Brechungsvermögens  von  der 
Concentration,  insbesondere,  ob  sich  dabei  ein  Einfluss  der  Dissociation 
zeigt,  ist  dahin  zu  beantworten,  dass  ein  solcher  Einfluss  von  sicher  deut- 
barer Grösse  im  Allgemeinen  nicht  vorhanden  ist,  dass  etwa  bestehende 
Aenderungen  zu  klein  sind,  um  sicher  gedeutet  werden  zu  können. 
Die  Zunahme  der  Breohungsdifl’erenz  mit  wachsender  Verdünnung  findet 
im  Allgemeinen  eine  Erklärung  durch  den  Gang  der  Dichte.  Dass  der 
H wahrscheinlicher  Weise  hiervon  eine  Ausnahme  bildet,  worauf  Herr 
Le  Blanc  geschlossen  hat,  wurde  bestätigt.  Ueber  die  Grösse  des  Einflusses 
lässt  sich  nichts  Sicheres  aussageu,  da  der  sich  überlagernde  Concentrations- 
einfluss von  derselben  Grössenordnung  ist.  Der  hei  Bromcadmium  von 
Herren  Le  Blanc  und  Rohland  gefundene  grosse  Einfluss  der  Dissociation, 
der  einzige  Fall,  in  dem  der  Concentrationseinfluss  gegenüber  dem  anderen 
verschwändet,  und  der  somit  einen  einwandfreien  Schluss  gestattet  hätte, 
beruht  auf  einem  Irrthum. 

*)  S.  auch  Wied.  .\nn.  53,  189-t,  p.  11. 

December  1898. 


Technische  Hochschule  Dresden. 


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V.  Resultate  der  floristisclien  Reisen  in  Sachsen  und 

Thüringen.*) 

Von  Prof.  Dr.  O.  Drude. 


In  der  Festsitzung  unserer  Gesellschaft  am  14.  Mai  1885  hatte  ich 
die  Ehre,  als  wissenschaftliches  Vortragstheina  „Sachsens  ptlanzengeo- 
graphischen  Charakter“  zu  behandeln;  eine  Anmerkung  im  Referat  über 
diese  Sitzung  besagt,  dass  von  einer  Drucklegung  dieses  Vortrages  ab- 
gesehen werden  sollte  in  Hinsicht  auf  die  geplante  Erweiterung  des  ganzen 
Gegenstandes  zu  einer  grösseren,  durch  Karten  erläuterten  Abhandlung. 

Dreizehn  Sommer  sind  inzwischen  in  das  Land  gegangen,  und  jeder 
fügte  wesentliche  Hausteine  zu  der  Lösung  jener  Aufgabe  hinzu.  Vom 
Jahre  1888  an  .stellte  das  Ministerium  des  Cultus  und  üft'entlichen  Unter- 
richts einen  besonderen  Etat  für  die  Vorbereitungen  zu  einer  „Flora 
Sa.\onica“  dem  botanischen  Institut  zur  Verfügung,  so  dass  die  vielen 
nothwendigen  E.\cursionen  und  weiteren  Reisen  gleichzeitig  mit  dessen 
Assistenten  veranstaltet  und  auch  der  Samralungsdiener  zur  Unterstützung 
beim  Sammeln  und  Trocknen  der  Helegexemplare  herangezogen  werden 
konnten.  Dr.  C.  Reiche,  Dr.  Naumann  und  Dr.  H.  Schorler  traten  so 
der  Reihe  nach  in  den  Dienst  der  schönen  Aufgabe,  in  unserem  Herbarium 
zunächst  einmal  eine  grosse,  das  nächstliegende  Landesinteresse  berück- 
sichtigende Sammlung  zusammenzubringen  und  die  speciellen  Ausarbei- 
tungen vorzubereiten  in  einer  consequent  durchgeführten  Etikettirung  und 
Aktenführung;  Dr.  Schorler,  nunmehr  als  Custos  unserer  bosnischen 
Sammlungen  an  der  Technischen  Hochschule,  übernahm  dann  si)äter  auch 
die  zeitraubende  Abtheilung  der  niederen  Sporenpflanzen  und  hat  häufig 
der  botanischen  Section  Proben  seiner  andauernden  Untersuchungen  luit- 
getheilt.  258  Tage  habe  ich  pcrsöidich  in  meinen  Floreunotizbüchern 
verzeichnet  als  solche,  die  ich  in  den  ganzen  .Jahren  mit  pflanzengeogra- 
phischem Studium  des  hercynischen  Florenbezirks  zwischen  Weser  und 
Lausitzer  Neisse  in  freier  Natur  zugebracht.  Tage  genussreich  und  arbeits- 
voll zugleich,  die  das  volle  Gefühl  einer  harmonischen  Hefriedigung  zurück- 
gelassen haben,  indem  sie  zeigten,  dass  auch  in  unseren  gut  durchforschten 
Gauen  die  .\rbeit  für  den  Naturforscher  nicht  aufhört,  dass  im  Gegentheil 
jede  neue  Idee  dazu  zwingt,  die  alten  Pfade  der  Vorgänger  wieder  zu  be- 
treten und  die  Naturvorgäuge  in  neuem  Lichte  wiederum  an  der  Quelle  zu 

*)  Vortrag,  gehalten  in  der  botanisch -zoologischen  Section  der  naturwissenschaft- 
lichen Gesellschaft  Isis  in  Dresden  am  20.  October  I8f)S. 


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8.-! 


beobachten.  Zugleich  enthält  eine  solche  pflanzengeographische  Landes- 
durchforschung die  Grundzüge  über  die  Vertheilung  der  Gunst  und  Ungunst 
in  der  Bodencultur.  — Die  grössere  „pflanzengeographische  Abhandlung“ 
über  Sachsen  und  Thüringen  ist  nunmehr  im  Werden;  sie  soll  einen  Band 
des  grossen,  von  mir  in  Gemeinschaft  mit  A.  Engler-Berlin  unter  dem 
Titel  „Vegetation  der  Erde“  in  Einzelbearbeitungeu  herauszugebenden 
Werkes  bilden.  Im  Augenblicke,  wo  der  ganze  Stoff  zur  ausführlichen 
Verarbeitung  herangezogen  wird,  drängt  es  mich,  unserer  Section  in 
freierer  Weise  über  die  leitenden  wissenschaftlichen  Principien  kurze 
Mittheilung  zu  machen. 

Wenn  heute  naturwissenschaftliche  Reisen  und  Ausflüge  unternommen 
werden,  so  hängen  die  zu  erwartenden  Resultate  wesentlich  von  den  Ideen  ab, 
die  auf  den  Schienengleisen  der  Eisenbahn  in  die  Natur  hinausgetragen  wer- 
den, von  den  wissenschaftlichen  Vorbereitungen,  die  dafür  getroffen  sind, 
von  den  Zwecken,  die  als  Beohachtungsziele  vorschweben,  ln  floristischer 
Beziehung  gab  es  in  alten  Zeiten  nur  eine  Mauptriclitung,  die  der  Species- 
systematik;  in  neuer  Zeit  ist  die  geographisch-biologische  Forschung  als 
selbständiges  und  neues,  sich  in  mannigfache  Aufgaben  theilendes  Gebiet 
dazugeküininen.  Wenn  ich  mit  meinen  wissenschaftlichen  Reisebegleitern 
hauptsächlich  der  letzteren  Richtung  zu  dienen  mir  vorgenominen  hatte, 
so  geschah  das  in  Erkenntniss  der  veränderten  Anschauungen  über  das 
w'andelbare  Wesen  der  ISpecies,  w'elchc  nur  auf  dem  Umwege  der  zweiten 
Richtung  erfolgreicher  Forschung  weichen  können,  während  die  ältere 
Herbarium -Richtung  der  einfachen  diagnostischen  Definition  unter  Hinzu- 
fügung eines  Namens  in  vielfacher  Hinsicht  zur  Belastung  und  Verwirrung 
der  höheren  Ziele  in  der  Naturbeschreibung  beiträgt.  Jedenfalls  stehen 
sich  die  beiden  Richtungen  niclit  fremdartig  gegenüber,  sondern  ergänzen 
sich  zu  einer  nothwendigen  Einheit  und  durclidringen  sich  gegenseitig; 
dass  ausserdem  die  ältere  Speciessystematik  das  Grundgerüst  der  ganzen 
F'lora  liefert,  an  dessen  correctein  Ausbau  und  Verbessern  unausgesetzt 
w eitergearbeitet  werden  muss,  ist  so  selbstverständlich,  wie  etwa  die  An- 
lehnung von  Geschichtsforschern  an  die  nackten,  in  den  Geschichtstabellen 
überlieferten  Namen  und  Jahreszahlen,  welche  gleichwohl  nicht  das  Wesen 
der  Geschichte  ausmachen.  Zudem  muss  betont  werden,  djiss  die  Weiter- 
entwickeluug  des  schwierigen  Speciesbegriff’s  auf  Reisen  viel  weniger  ge- 
fördert werden  kann,  als  durch  Versuche  in  botanischen  Gärten  und  durch 
analytische  Vergleiche  im  Herbarium,  wozu  allerdings  eine  fornienreiche 
Sammlung  unermüdlich  zusammengetragen  sein  will.  Und  wie  dies  unsere 
Absicht  war,  davon  legt  das  sächsisch-thüringische  Herbarium  im  bota- 
nischen Institut  Zeuguiss  ab,  welches  sich  aus  den  unbedeutenden  An- 
fängen weniger  Fascikel  unter  Mitwirkung  so  mancher  eifriger  Floristen 
im  Lande  zu  einer  ansehnlichen  Sammlung  vergrössert  h.at. 

Es  musste  sich  also  darum  handeln,  durch  eigene  Beobachtungen  den 
grösseren  floristischen  Bezirk  zu  erkennen,  der  Sachsen  und  Thüringen  ein- 
schliesst,  dessen  Grenzen  festzusetzen  und  eine  naturgemässe  häntheilung 
seiner  einzelnen  Glieder  vorzunehmen.  Dies  konnte  nur  geschehen  auf 
Grundlage  der  natürlichen  Bestände  oder  Vegetations-Formationen 
sammt  ihren  hervorragenden  „Leitpflanzen“,  wie  dieselben  in  der  Isis- 
Festschrift  vom  Jahre  1885  (S.  81)  erklärt  sind. 

Es  ist  die  grössere  floristische  Einheit  gefunden  worden  in  der  Zu- 
sammenfassung eines  „hercynischen  Florenbezirkes“,  welcher  sich 

«• 


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vom  Lausitzer  Gebirge  bis  zu  den  westlichen  Wasserscheideu  der  Weser 
gegen  das  rheinische  Gebiet  eretreckt,  im  Norden  den  Harz  mit  seinem 
ganzen  Vorlande  Braunschweig — Magdeburg  umfasst,  als  Südgrenze  den 
grossen  zusammenhängenden  Gehirgswall  Lausitzer  Bergland  — Erzgebirge  — 
Eichtelgehirge  — EraTikenwald — Thüringer  Wald  nimmt,  dabei  aber  den  am 
Fichtelgebirge  angeknoteten  Böhmerwald  als  südöstlichste  Zunge  mit  ein- 
schliesst,  und  endlich  im  Südwesten  als  Grenzmark  gegen  Franken  und 
den  Khein  die  basaltische  Itliön  zum  Eckpfeiler  wählt,  so  class  das  vom 
Thüringer  Becken  nicht  ahzutrennende  Werraland,  von  Meiningen  an  bis 
herüber  zur  Fulda,  mit  eingeschlossen  wird.  Dieser  hercynische  Bezirk 
nimmt  noch  Theil  an  den  gemeinsam  um  die  Alpen  herum  gruppirten  und 
zum  Theil  von  ihnen  ausstrahlcnden  l'rtanzenheständen  der  Berg-  und 
Hügelregion;  er  hat  demnach  grössere  Beziehungen  zum  Süden  als  zum 
Norden  und  macht  gegen  die  norddeutsche  Niederung  Front  mit  seinem 
Grenzwall  von  Hügelketten  aus  den  Trias-,  Jura-  und  Kreideschichten  von 
Hannover  bis  Magdeburg.  Besonders  deutlich  ist  die  Grenze  gegen  den 
deutschen  Nordwesten,  gegen  die  sogenannte  „nordatlantische  Niederung“; 
von  den  1564  im  hercynischen  Florenbezirk  zusammenkominenden  Arten 
an  Blüthenptlanzen  und  Farnen  kann  man  nur  ungefähr  die  Hälfte  noch 
zum  wirklichen  Besitz  dieses  nordwestlichen  Deutschlands  rechnen,  wie 
allerdings  auch  ebenso  unter  den  1564  hercynischen  Arten  nicht  wenige 
sind,  welche  nur  als  äusserste  Vorposten  und  gleichsam  verschlagene  Stand- 
orte an  einzelnen  Stationen  mitgezählt  sind  und  als  fremdartige  Zuzügler 
erscheinen. 

Das  hercynische  Berg-  und  Hügelland  ist  demnach  in  seinem  Floren- 
charakter wesentlich  mitteldeutsch  und  tlieilt  daher  viele  Eigenschaften 
mit  seinen  östlich  und  westlich  angrenzenden  Nachbargauen,  zwischen 
welche  es  sich  wie  ein  Keil  hineinschieht  und  naturgemäss  Verbindungs- 
glieder in  den  Grenzlandschaften  erzeugt.  Im  Osten  hat  es  den  sudeti- 
schen  Florenbezirk,  im  Westen  den  rheinischen  zum  Nachbarn;  die  Sudeten 
haben  mit  ihrer  karpathischen  Verwandtschaft  zugleich  eine  viel  stärkere 
Entwickelung  von  Formationen  des  oberen  Berglandes,  als  irgend  eines 
der  hercynischen  Gebirge;  sogar  schon  in  den  niederen  Uegionen  stecken 
ganz  neue  Areale,  wie  das  grünlich  blühende  Veratrum  allnim  Jedem  zeigt, 
der  vom  Jeschken  ausgehend  d.as  der  Lausitz  angrenzende  Isergebirge 
betritt.  Und  am  Bhein  nehmen  I’tlanzenarten  des  Südwestens  ihre  Grenze 
(z.  B.  Acer  mompeasulumim  uiul  R-unus  Mulialeb),  welche  im  hercynischen 
Hügellande  nur  noch  als  CulturpHanzen  der  geschützten  Hügelregion  ge- 
deihen. 

Der  hercynische  Bezirk  ist  am  besten  in  seinen  Borgwald-  und  Hügel- 
formationen ausgeprägt,  während  z.  B.  die  Wasserpflanzen -Formationen 
eine  unbedeutendere  Holle  spielen.  Selbstverständlich  herrschen  ähnliche 
Verhältnisse  in  den  sudetisciicn  und  rheinischen  G.aucn,  doch  in  vielfach 
geänderter  Zusammensetzung  und  Ausprägung;  besonders  aber  muss  die 
Erwägung,  dass  die  von  dem  sächsisch-thüringischen  Grenzwall  umschlos- 
senen und  mit  dem  Harz  im  Nonien  zu  neuem  Gebirge  aufgethürmten 
Landschaften  eine  geographische  Einheit  bilden,  in  der  die  Eigenschaften 
des  Beckens  von  den  Gebirgen  selbst  abhängen,  den  Grundgedanken  zu 
dieser  hercynischen  Gru[)penhildung  liefern,  und  dann  wird  die  Anglicdc- 
rung  des  Böhmerwaldes  im  Süden  und  die  des  Werra- Fulda-Weserlaudes 
im  Westen  zur  weiteren  Nothwendigkeit,  um  zu  der  einfachsten  Dreithei- 


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lung  des  mitteldeutschen  Berg-  und  Hügellandes  iin  vorhingenannten  Sinne 
zu  gelangen.  In  diesem  hercynischen  Bezirke  erfreuen  sich  nun  die  Berg- 
wälder  überall  des  Besitzes  von  Acer  Pi-eudojilatanm,  alle  mit  Ausschluss 
des  Harzes  auch  noch  der  Abies  pcctinata,  überall  ist  Sambucus  racemosa 
Cliarakterstraueh,  vielfach  auch  Loniccra  ni(jru\  die  Massenstaude  Stmecio 
nemoremis,  d;is  wogende  Gehiilm  von  Calnmaijrostis  Hallerüina,  die  Rudel 
von  Atropa  Belladonna,  im  westlichen  Theil  die  ungeheuren  Massen  von 
Digitalis  purjnirea:  sie  alle  zeigen  den  hercynischen,  gen  Norden  scharf 
abschliessenden  h’lorencharakter  an.  In  den  Hügelformationen  herrscht 
neben  der  allgemeinen  Salvia  pratensis  auch  S.  verticillata,  selten  auch 
S.  silvestris;  die  Teucrinm  - Arten  spielen  zumal  auf  Kalkboden  eine  im- 
posante Rolle;  Ornithogalum  nmbellatam  blüht  in  Masse  auf  den  Hügel- 
wiesen und  Meiim  athanianticnm  bildet  im  Berglande  fast  überall  die 
Zierde  torfiger  Wiesen;  von  den  unteren  Hainen  bis  zu  den  kahlen  Berg- 
gipfeln hinauf  steigeti  die  Rudel  von  Lazuln  nemorosa  (albida),  und  in 
manchen  östlichen  Gauen  ist  Carex  brizoides  wie  in  Süddeutschland  eines 
der  gemeinsten,  ganze  Hainbestände  dicht  erfüllenden  Riedgräser:  auch 
diese  enden  alle  mit  N'ordgrenzen  gegen  die  Niederung  oder  verlieren  sich 
nach  dorthin  unregelmässig.  Es  fehlt  aber  in  dieser  gedrängten  Skizze  an 
Raum,  um  in  die  tloristischen  Einzelheiten  tiefer  einzudringen. 

Die  Frage  drängt  sich  dagegen  von  selbst  als  eine  von  hervorragen- 
der Bedeutung  auf:  wie  sieht  es  mit  der  inneren  Gliederung  des  ganzen 
Florenbezirkes  aus?  Sind  etwa  nur  Berg-  und  Hügellandschaften  zu  unter- 
scheiden, oder  drückt  sich  ein  weiterer  Unterschied  in  deren  Lage  nach 
O.,  W.  oder  S.  aus?  Diese  Frage,  die  Abgrenzung  natürlicher  Landschaften 
im  Ganzen,  w'ar  selbstverständlich  eine  der  wichtigsten  Aufgaben  für  die 
pflanzengeographische  Durchforschung  und  hat  zu  der  Aufstellung  von 
14  „Landschaften“  (oder  Territorien)  geführt,  deren  Namen  nachher 
folgen  werden.  Wovon  hängt  diese  innere  Gliederung,  ilie  Beschaffenheit 
iler  einzelnen  Theile  ab?  Drei  Hauptfactoren  lassen  sich  dafür  angeben: 

a)  Der  Einfluss  der  verschiedenen  Floreneleinente,  welche  zur  Be- 
siedelung zur  Verfügung  standen,  und  je  nach  südöstlicher,  nord- 
östlicher, südwestlicher  o<ler  nordwestlicher  Lage  der  Landschaft 
nicht  unerheblich  verschieden  waren;  in  dieser  Lage  muss  sich 
zugleich  der  Einfluss  des  sudetischen,  böhmischen,  fränkischen 
oder  rheinischen  Nachbarbezirkes  ausdrücken.  Hierbei  handelt 
es  sich  also  haui)tsächlich  um  den  Einfluss  der  postterfiären  und 
postglacialen  Entwickelung,  die  Ablagerungen  von  Löss  für  steppen- 
artige Formationen  (und  es  ist  sicher,  dass  die  östlichen  Genossen- 
schaften von  Meissen  bis  Magileburg  alle  auf  Bodensorlen  mit 
gewissen  gleichmässigen,  staubig-trockenen  Eindruck  hervorrufen- 
den Eigenschaften  Vorkommen);  die  Erklärung  der  Relicte  fällt 
hier  hinein. 

b)  Der  Einfluss  der  Höhenlage  und  des  davon  abhängigen  Klimas 
nach  den  beiden  wichtigsten  liebeln  der  Vegetationsprocesse,  Wärme 
und  Nässe.  Bei  400  — 500  m Höhe  beginnt  an  Nordhängen  im 
-Allgemeinen  die  Bergzone,  bei  1100 — 1300  m endet  die  letztere 
mit  dem  Fichtenwalde  und  es  beginnt  ein  schwacher  Anfang  von 
subalpiner  Zone,  welche  zu  Ende  ist,  ehe  sie  zum  ordentlichen 
•Ausdruck  gelangen  konnte.  In  diesem  Mangel  der  Entwickelung 
einer  besonderen  llochgebirgsrcgion  liegt  ein  wesentlicher  herey- 


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H(! 


nischer  Charakter;  ihm  ist  die  im  Grossen  und  Ganzen  herrschende 
Einförmigkeit  in  den  dichten  Eichtenbeständeii  der  Bergkämme 
zuzuschreiben,  die  sich  nur  einmal  da  ändert,  wo  ein  Hochmoor 
ausgebreitet  liegt,  oder  wo  für  hochgelegene  qucllige  Schluchten 
und  geröllführende  Berghaiden  genügender  Platz  vorhanden  ist. 
c)  Der  Eintluss  des  Bodens,  in  seiner  Zusammenwirkung  mit  Ver- 
witterung, Insolation  und  Befeuchtung,  welche  dem  Boden  erst 
die  eigentliche  Bedeutung  verleihen.  Die  Bodenarten  sind  iin 
hercynischen  Bezirke  in  allen  möglichen  Abstufungen  von  Ur- 
gesteinen, paläozoischen  Grauwacken,  Thon-  und  Kieselschiefern, 
in  der  .Abwechselung  von  Buntsandstein  und  Muschelkalk  in  den 
Triaslandschaften,  seltener  mit  Keupersandsteinen,  in  Quadersand- 
steinen, diluvialen  Geschieben  und  endlich  in  mächtigen  Basalt- 
erhebungen und  Porphyrmassen  vertreten;  bis  zu  einem  gewissen, 
mit  floristischem  Takt  einzubaltenden  Grade  sind  einzelne  Land- 
schaftsgrenzen sehr  wohl  mit  bestimmten  geognostischen  Boden- 
klassen in  Uebereinstimmung  zu  bringen;  oft  ist  aber  eine  rein 
orographische  Linie  wichtiger  als  das  Auftreten  einer  anderen 
geologischen  Formation. 

Das  waren  die  wesentlichen  Gesichtspunkte,  welche  an  der  Hand  der 
nöthigen  Hilfsmittel  auf  unseren  Botanisirreisen  den  Leitfaden  für  die 
Florenaufnahmen  bildeten  und  welche  mit  den  wirklich  Vorgefundenen 
Beständen  in  Uebereinstimmung  zu  bringen  waren.  Und  welche  Viel- 
heit in  diesen  Beständen!  Gleichen  sich  schon  die  Wiesen  selten,  wie 
viel  weniger  noch  der  Wald  in  seiner,  je  nach  Banmarten  wechselvollen 
Zusammensetzung.  Hierüber  kann  ich  heute  um  so  rascher  hinweggehen, 
als  ich  schon  früher  (Isis  1888,  S.  68)  eine  .ausführliche  Formationsliste 
von  den  hercynischen  Landschaften  .als  Krgebniss  der  <larauf  gerichteten 
Untersuchungen  entworfen  habe.  Dieselbe  ist  aber  vielleicht  noch  etwas 
zu  mannigfaltig,  was  eher  zu  Schwierigkeiten  in  der  Verwendung  führt 
.als  das  Gegentheil;  daher  gebe  ich  hier  eine  kurze,  handlichere  Zusamraen- 
ziehung  unter  Anführung  mancher  charakteristischer  Pflanzcnartcn  als 
Beispiele.  Diese  Zus.aramenziehung  entspricht  einer  biologischen  Gliede- 
rung der  Standorte  nach  dem  geringsten  Maasse. 

Die  10  hercynischen  Formationsgruppen  in  charakteristischer 
Ausprägung.  (Höhenangaben  im  Mittel.) 

I.  AVälder,  trocken,  100  — 500  m (CaTjiimis,  TiUa,  Betula,  Quercus, 
Fagus).  — (Aor  cainjuvtre,  L.  Xglosteiim). 

II.  Wälder,  bruchig,  80  — .800  m {Ahntti!  Fraiinus,  Quercus,  Car- 

piniis).  (Frangida!  Angelica  silvestris  :);). 

III.  a)  Wälder,  montan,  500 — 1200  in  {Ahies,  Fagus,  Acer  Pseudoplal., 

Picea).  — {Sambucus  racemosa,  Loniccra  nigra). 
b)  Quellflur.  (Chrgsosplenium,  Chaernphgllum  hirsutum.  — Mul- 
gedium  alpiuum  600 — 1200  m). 

IV.  Kiefernhaidewald.  {Pnus  silvestris,  Betula).  {Crdluna,  Saro- 

thumnus,  Gnaphal.  dioicum). 

V.  Hain-,  Fels-  und  Geröllfluren  auf  dysgeogen-pelit.  Boden. 
(Bosaceae:  Crataegus,  Bosa , Pnnius  spinosa,  Cotoneaster, 
Aroma,  Sorhus  Aria.) 


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87 


150 

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c) 


VI. 


VII. 


VIII. 


IX.  a) 

b) 

X. 


Kalk:  Bupleurum  falcatum,  Sesleria,  Clematis  Vitalba.  Gen- 
tiana ciliata.  — Die  TeMcnxw-Gruppe. 

Silicat  und  indifferent:  Anthericum , Lactnca  perennis.  Carex 
hamilis,  Puuced.  Cei'varia.  {Puls,  pratensis,  Potcnlilla  arenaria). 

montan- subalpin:  Diantlms  caesius.  Woodsia  ilvensis.  Saxifrai)a 
decipiens.  Aster  aljnntts.  — Andreaea!  Gi/rophora  und  Um- 
hilicaria. 

Wiesen,  a)  100  — 500  m (Cirsium  oleraceim,  Geranium pratense, 
Carum  und  Heradeum,  Crcpis  l/iennis). 
b)  600— 1200  m (Meum  alliamanticum,  Geranium  silva- 
ticum,  Crepis  succisifolia,  Cirsitim  heterophijUum). 

Moore,  a)  Caricetum  ohne  Sphai/na  und  Vaccinium  Oxijcoccus. 

Erioph.  pohjstachpum ; Carex  vulgaris,  panicea  etc.), 
b)  Sphagncta  mit  Erioph.  vaginatum,  Vaccinia!  Cal- 
luna.  — (Phius  montana,  Andromeda,  Empctrum  etc.) 

Herghaide  und  Borstgrasmatte.  (Callitna  und  Vitis  idaea! 
Calamagrostis  HaUcriana!  Nardus!  Luzula  sudetka.  Jtmcus 
squarrosas.  Empetrum.  Trientalis.  Cetraria). 

Binnengewässer-(Ufer-  und  Wasserpflanzen-) Formationen. 

Salicomia  - Salzsümpfe. 

Culturfo  rmationen;  Unkräuter,  Brachpflanzen,  Ruderalpflanzen. 


Nach  dem  Auftreten  dieser  Formationsgruppen  in  besonderer  ört- 
licher .\usgestaltung  („Facies“)  und  mit  besonderen  oder  allgemein  durch- 
gehenden Lcitpflauzen  versehen,  bestimmen  sich  die  Charaktere  der  14 
Landschaften  im  hercynischen  Florenbezirk.  Um  von  ihrer  Bestaudesab- 
wechselung  eine  flüchtige  Skizze  zu  zeichnen,  versetzen  wir  uns  in  die 
Eindrücke  einer  Botanisirfahrt  durch  einen  grossen  Theil  unseres  Gebietes 
und  verlassen  die  uns  am  genauesten  bekannten  Gefilde  im  Dresdner  Elb- 
thal zu  raschem  Aufstieg  auf  die  Höhen  des  Erzgebirges  bei  Oberwiesen- 
thal und  Gottesgab.  Hier,  an  den  Abhängen  des  Fichtel-  uml  Keilherges, 
finden  wir  die  Formationen  F.  lila  und  HIb,  VI  b,  Vllb  und  VIII,  während 
fast  alles  Andere  fehlt.  Die  Quellflur  erhält  ihre  besondere  Ausprägung 
liier  durch  Streptopus,  Bergwald  und  Borstgrasmatte  durch  Homoggne. 
während  Mulgedium  und  liatiunculus  aconitifolius  als  gemeinsame  her- 
cynische  Bestandtheile  auftreten;  Udieudizeria,  Carex  limosa,  Betula  nana, 
tinertia  und  die  dichten  Bestände  von  Pinus  montana  und  Betula  carpathica 
machen  die  Hochmoore  besonders  interessant. 

Ira  raschen  Wechsel  der  Unterholzflora  in  den  Bergwäldern  steigen 
wir  am  Südabhang  des  Gebirges  von  unseren  1200  m überragenden  Höhen 
herab  und  treflen  hier,  in  voller  Sonuenwirkung,  schon  bei  relativ  bedeu- 
tenden Höhen  (über  600  m)  in  den  zahlreichen  die  Gebüsche  durchsetzen- 
den Trauben  goldgelber  Blüthen  von  Cgtisus  nigricans  die  obersten  Merk- 
zeichen von  F.  \ b,  während  rasch  Meum  athamantkum  nebst  Hrnfcn  montana 
auf  den  Bergwiesen  abnimmt  und  schwindet.  Nicht  lange  dauert  es  und 
Balvia  pratensis  tritt  dafür  an  deren  Stelle,  auf  kahlen  Felsen  erblühen 
die  Nedum-Arten,  Labiaten  häufen  sich  und  bei  Hauenstein  oberlndb  der 
Eger  ist  Campanula  glomerata  ein  gemeiner  Bestandtheil  der  Haine.  Das 
Egerthal  tritt  hier  ein  in  das  böhmische  Mittelgebirgsland;  wir  eilen  strom- 
auf nach  den  Höhen  des  Kaiserwaldes,  wo  uns  (wie  im  Elstergebirge)  in 
Erica  camea  und  Pulygala  Chamadmxus  zwei  am  Fichtelgebirgsknoten 


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H8 


allein  im  (jebiet  auftretende  nordalpiue  Arten  aufstossen,  hier  als  selt- 
sames Beigeraisch  zu  der  unteren  Stufe  der  Bergwälder,  im  Schutze  mäch- 
tiger Weisstannen  und  Fichten.  Ueber  Eger  geht  es  zum  Fichtelgebirge 
hinauf,  über  Pingtticula  und  Meum  führende  Bergwiesen,  zum  alten  Moor 
am  Fichtclsee  im  Bereich  hochstämmiger  Pinus  montana.  Im  Südosten 
schimmern  die  Kuppen  des  tannenreichen  Böhmerwaldes  herüber,  auf 
denen  das  gemeine  Mcum  athamanticum  durch  beschränkteres  .\uftreten 
von  Liijustimni  Mutellhia  ersetzt  wird.  Wir  wollen  aber  unsere  botanische 
Reise  nordwärts  fortsetzen  und  wählen  als  Wegweiser  die  Thüringer  Saale. 
Ihre  Quelle  hat  sie  7ÜB  m hoch  unter  dem  Granitwall  des  Waldsteins  und 
von  hier  bis  zu  ihrer  Einmündung  in  die  Elbe  durchströnit  sie  wechsel- 
volle Landschaften  in  anziehender  Abwechselung  der  Ilauptformatiouen. 
Die  Saale  ist  von  allen  hercynischen  Flüssen  der  bedeutungsvollste,  weil 
sie  der  hercynischen  Flora  durchaus  treu  bleibt;  die  reizvollen  Abschnitte 
des  Elbe-  und  Weser-Stromthales,  soweit  sie  unserem  Beziike  angehören, 
enthalten  die  Marksteine  der  östlichen  und  der  westlichen  Hügelformationen 
an  ihren  beiderseitigen  Ufern,  aber  die  Saale  bezeichnet  in  ihrem  mit 
vielen  Krümmungen  nordwärts  gerichteten  Laufe  selbst  eine  der  wichtig- 
sten Scheiden  von  östlichen  und  westlichen  Formations-Ausprägungen,  wenn 
auch  der  eine  und  andere  Florencharakter  bald  hier,  bald  ila  über  den 
Fluss  herübergreift  und  sich  seiner  ganzen  Gehänge  bemächtigt.  Zuerst 
greift  der  östlich-montane  Florencharakter  nach  West  herüber:  Piwinthes, 
Ariincus,  in  den  Gebüschen  Ci/tisus  nifp'icans,  finden  sich  zahlreich.  In 
den  schluchtenartigen  Engpässen  von  Burgk  und  Ziegenrück  bis  Saalfeld 
ist  die  F.  Vc  mit  Diantliiis  caesius,  Woodsia  üvvnsis  und  Aater  (djiinus 
recht  hübsch  vertreten,  und  bei  Ziegenrück,  wo  der  Saalespiegel  nur  noch 
etwa  300  m Höhe  besitzt,  trifft  sich  ein  merkwürdiges  Gemisch  von  Berg- 
waldarten {Diyitalis  purpurca,  Lonicera  7iiyra,  Anincus)  mit  IIügeli)fianzen 
wie  Digitalis  amhigua,  Sedum  rupestre  und  Anthemis  tinctoria,  welche 
stromabwärts  bald  zahlreichere  Genossen  finden.  Einen  lehrreichen  For- 
raationswechsel  kann  man  sich  vor  .\ugen  führen,  indem  man  von  Ziegen- 
rück aus,  da  w'o  die  Saale  sich  westwärts  nach  Saalfeld  wendet,  um  als- 
bald in  den  Triasschichten  nordwärts  umzubiegen  und  dann  nach  Osten 
zurückzukehren,  quer  über  das  zwischenliegende  Gefilde  nach  Ranis-Bössneck 
zu  marschirt,  wo  schon  der  hier  auftretende  Zechsteingürtel  ganz  neue 
Yegetationsbilder  schafft,  und  nun  von  Bössneck  weiter  nordwärts  auf  die 
Saale  zustrebt,  die  man  in  ca.  170  m Höhe  bei  Orlamünde  wieder  erreicht. 
Und  wie  findet  man  sie  wieder!  Breite  Wiesenthäler  an  einer  Seite  des 
Stromes,  bedeckt  mit  F.  Via,  an  der  anderen  Seite  die  Steilmauern  rothen 
Sandsteines,  und  an  diesen  im  Gebüsch  oder  in  den  Felsspalten  eine  ge- 
wöhnliche warme  Hügelfiora  der  Gruppe  Vb  mit  Conyza  als  Leitptlanze, 
d.arin  schon  Isatis  tinctoria.  Aber  über  Orlamünde  steigen  auf  dem  breiten 
Sockel  des  Buntsandsteines  spitzere  Kuppen  von  Muschelkalk  auf,  die  sich 
schon  aus  der  Ferne  durch  hellen  Schimmer  verrathen;  ihr  Schotterboden 
ist  mit  zerstreut  stehenden,  ganz  kurzen  Kiefern  überdeckt,  dazwischen 
ganz  kahle,  sonnenheisse  Stellen:  hier  wogt  im  Winde  eine  kleine  Steppe 
von  Melica  ciliata  und  im  Geröll  ist  anstatt  des  Thymian  Alles  erfüllt 
von  Teutrium  Chamaedrys-,  Antherkum  ramosum  wetteifert  an  Häufigkeit 
mit  Bupleurumfalcatum  und  in  den  Ligustrum-  wie  Cbrnits-Büschen  klettert 
w'eithin  die  Clematis  V’italhn.  Da  ist  zum  ersten  .Male  auf  diesem  unserem 
Reisewege  die  Vollentwickelung  der  F.  Va  uns  entgegen  getreten  und  sie 


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8i) 


bezeichnet  nebst  den  humusreichen  Buchenwäldern  mit  vielerlei  neuen  Arten 
den  Charakter  des  Thüringer  Beckens  am  schönsten. 

Wir  folgen  der  Saale  bis  zur  ünstrutmündung  nahe  Freyhurg;  neue 
Arten  beginnen  hier  sich  zu  zeigen,  seltenere  Areale  reichen  bis  hierher. 
Der  fest  anstehende  Kalk  wird  spärlicher;  Geschiebe  treten  dazwischen, 
Porphyrhügel  umsäumen  das  Flussbett  bei  Halle:  hier  sind  die  Uferhöhen 
bei  Wettin  und  Rothenburg  durch  eine  ganz  andere  Variante  der  Hügel- 
formationen bekleidet,  südöstliche  Arten  sind  häufig  wie  im  böhmischen 
Mittelgebirge;  Sei‘eli  Hippomarathrum  giebt  den  Ton  an,  weniger  häufig 
zu  sehen  stimmen  Astrayalns  exscapus  und  Oxytropis  pilosa  in  dieselbe 
Melodie. 

Wir  wählen  den  letzten  Nebenfluss  der  Saale  von  Westen  her,  die 
Bode,  zu  einer  erneuten  Bergwanderung  zum  Harz.  Sie  führt  uns  aus 
dem  Hügelgelände  mit  Steppencharakter  und  Abhängen  voll  fliegender 
Grannen  der  Stipa  capillata  heraus  in  die  Engpässe  eines  steilen  Gebirgs- 
thales,  wo  an  200  m hohen  Granitwänden  Saxifraya  decipiens,  spärlich 
auch  Aster  alpinus  den  Montancbarakter  verratben,  während  die  geringe 
Durchschnittshöhe  den  Arten  von  F.  Vb  (wie  Allitim  fallax)  die  Ansiede- 
lung auch  noch  gestattete.  Aus  dem  Bodekcssel  wandern  wir  zu  den 
schweigsamen  Hochwäldern  des  Oberharzes,  bis  uns  der  kleiner  werdende 
Bach  stromauf  bis  zum  Brockenfelde  geleitet  und  nordwärts  hinauf  zum 
Vater  Brocken  selbst,  durch  die  letzten  mit  dem  Sturme  kämpfenden 
F’ichten  auf  die  kahle  Höhe  mit  ihrer  Berghaide.  Keine  Homoyyne,  kein 
Streptopiis  ist  hier  zu  sehen,  wohl  aber  dieselben  Rosetten  von  Athyrium 
alpestre  wie  am  Keilberge,  und  — ein  neuer  Reiz  an  dieser  Stelle  — die 
Brockenblume  mit  ihren  zu  „Hexeubesen“  verwandelten  Früchten,  Pidsa- 
tilla  alpina,  und  neben  richtigem  Hieracium  cdpinum  auch  eine  beson- 
dere Abart  des  H,  niyrescens.  W'ie  hier  die  ’F.  VHl  in  anderer  Ausprä- 
gung durch  neue  Artgenossenschaft  erscheint,  so  auch  die  Moore,  die 
Fichtenwälder.  Betida  nana  wird  hier  an  ihren  seltenen  Stellen  fast 
erstickt  von  den  grossen  Rasen  des  Scirpus  {Trichophoram)  caesjnlosus, 
aber  kein  Sumpfkiefergehüsch  unterbricht  den  graugrünen  Ton  des  Moores 
mit  den  weissen  Köpfen  von  Eriophorum  vayinatum.  In  den  Wäldern  kein 
E^enanthes,  kein  Thalictrnm  aquUeyifoUum  oder  Anmcus,  keine  Euphorhia 
dtdds;  aber  bei  Andreasherg  tritt  uns  zuerst  auch  hier  in  En.  amyydaloides 
eine  Art  des  W^estens  entgegen,  Digitalis  purjmrea  erfüllt  alle  Gehänge, 
in  den  Quellgründen  wächst  Midyvdiim  mit  Eaminculus  aconitifolius  wie 
in  allen  hercynischen  Gebirgen. 

Durch  den  Hildesheimischen  Gau  lenken  wir  zur  Weser;  Rudel  von 
Bosa  arvensis  auf  Aengern  mit  Spiranthes  autumnalis  sind  wohl  der  Auf- 
merksamkeit werth,  noch  mehr  auf  den  Kalkhöhen  bei  Holzminden  und 
Höxter  die  seltene  Dolde  Siler  trilohiim.  Weniger  reiche  Bergwälder  der 
unteren  Stufe  geleiten  uns  die  Weser  aufwärts  bis  zu  der  Stätte,  wo  Werra 
und  Fulda  sich  zum  Hauptstrom  vereinigen,  und  diese  beiden  w'estlichsten 
Ströme  führen  uns  durch  das  Casseler  und  Meininger  Land  bis  zu  den 
Südwestgrenzen  unserer  Ilercynia.  Zunächst  lockt  uns  die  W'erra  in  dem 
Bereich  zwischen  Eisenach  und  Witzenhausen,  wo  sie  in  prächtigen  Win- 
dungen um  den  Ringgau  herum  durch  die  Schichten  der  Trias  bricht  und 
westwärts  ihres  Thaies  den  mächtigen  Basaltklotz  des  Meissner  zum 
Wächter  hat.  Zwischen  quellenreichen  Buntsandsteinwaldungen  wechselt 
hier  die  Landschaft  mit  Steilniaucrn  von  Muschelkalk,  einer  neuen  präch- 


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90 


tigen  Entfaltung  von  F.  Va  in  ähnlicher,  doch  anderer  Zusammensetzung 
wie  an  der  Saale.  Amelanchier  krönt  mit  Sorhis  Aria,  Cormis  mas  und 
Cotoncuster  viele  Steilhiinge,  Lanerpitium  und  Libanotis  sind  häufige 
Charaktenlolden,  Aster  Amdlus  mischt  sich  mit  Linum  tenuiflorum. 

Und  so  können  wir  zum  Schluss  den  südwestlichen  Eckpfeiler,  die 
Rhön,  betreten,  ein  Gebirge  mit  schon  weit  mehr  südlichem  Anstrich  als 
irgend  eines  der  anderen.  Denn  hier  fehlt  auch  bei  Erhebungen  über 
900  m der  montane  hercynische  Fichtenwald,  nur  das  untere  Glied  von 
F.  lila  mit  vorwaltender  Ruche  ist  entwickelt,  und  in  deren  Schatten 
wächst  hier  Jitnuinadus  aconitifolius  mit  Aconitum  Li/coctonnm  und  Cen- 
taurea  montana,  zeigen  sich  die  schönen  Blüthensträusse  von  Campanula 
latifoUa  und  ganze  gesellige  Unterwuchsbestände  von  Lunaria  rediviva. 
An  einzelner  Stelle  ist  Fleurospcrmum  austriamm  üppig  entwickelt,  wie 
in  der  Tatra  oder  dem  Gesenke;  die  weiten  Rasenflächen  sind  bis  hoch 
hinauf  auf  die  Höhen  mit  Ibunclla  grandißora  geschmückt.  Aber  auch 
hercynische  Moore  sind  eingestreut  in  820  ra  Höhe  und  nahe  den  obersten 
Kuppen  der  östlichen  Gebirgserhebung,  monoton  und  nicht  so  pflanzen- 
reich  wie  die  ersten  auf  unserem  Reisewege,  doch  durch  Carex  limosci 
und  iicheuchzeria  ihnen  verwandt;  Sumpfkiefer  fehlt,  nur  Empetrum  mit 
Andromeda  sind  neben  den  nie  fehlenden  Restandtheilen  der  F.  VHb 
eben  so  häufig,  und  es  fehlt  auch  nicht  an  den  Krüppelgehölzen  der 
Sumpfbirken. 

So  können  wir  vom  Gipfel  des  Kreuzberges  aus,  der  besser  als  die 
waldlose  Wasserkuppe  djis  Aushalten  der  Buche  im  Gemenge  mit  Fichte 
und  Tanne  zeigt,  hinüberschauen  auf  die  Thalzüge  der  fränkischen  Saale 
und  wir  vei-steheu  bei  der  Geringfügigkeit  der  Erhebungen,  welche  deren 
Wasserscheide  gegen  die  Werra  bilden,  wie  an  der  Ostflanke  der  hohen 
Rhön  die  fränkische  Flora  ihre  Sendlinge  nordwärts  ausbreiten  konnte  bis 
zum  südlichen  Hannover  und  mit  ostwärts  gerichteter  Abschwenkung  auch 
theilwcise  in  das  Thüringer  Becken,  wo  immer  die  Gesteinsbildiing  vor- 
nehmlich des  Muschelkalkes  die  für  wärmere  Hügel])flanzen  erforderlichen 
Plätze  bot.  Das  böhmische  Mittelgebirge  gab  seine  Sendlinge  an  die 
Lausitz  und  das  Dresdner  Elbthal  ab,  das  Frankenland  an  die  von  Werra 
und  Fulda  durchströmten  Lande. 

Fassen  wir  nun  entsprechende  Wahrnehmungen  im  ganzen  hercyui- 
schen  Bezirke  zusammen  zu  einer  Gliederung  des  (>anzeu,  so  ergeben 
sich  als  ziemlich  natürlich  folgende  14  Landschaften : D,as  Weserland, 
Braunschweiger  Land,  Werra-  und  Fuldaland  mit  der  Rhön,  das  Thüringer 
Becken,  das  Land  der  unteren  Saale,  das  Land  der  Weissen  Filster  (Gera- 
Leipzig),  das  vogtländische  Berg-  und  Hügelland  mit  dem  Frankenwalde, 
das  sächsische  Muldenland,  das  Hügelland  der  mittleren  Elbe  (Pirna-Strehla), 
das  Lausitzer  Hügel-  und  Bergland;  diesen  zehn  L.andschaften  mit  vor- 
wiegendem Charakter  der  Hügel-  und  niederen  Bergzone  gesellen  sich 
nunmehr  noch  die  vier  hercynischen  bedeutenderen  Ilergländer  zu:  der 
Harz,  Thüringer  Wald,  das  Erzgebirge  und  der  Böhmer  Wald.  Sie  liefern 
die  kleineren  Einheiten  für  Schilderung  der  ptlanzengeographischen  For- 
mationen, für  die  Untersuchungen  der  Wanderung  und  Fiorenbesiedelung 
nach  Beurtheilung  der  geologischen  Entwickelung  und  der  Arealstudien 
(siehe  .Anhang!),  oder  für  die  ganz  andere  ökologische  Seite  der  Forschung, 
welche  die  Mittel  zu  prüfen  hat,  mit  denen  die  einzelnen  Arten  sich  an 
ihren  oft  heiss  umstrittenen  Standorten  zu  erhalten  vermögen. 


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Von  grosser  Bedeutung  würde  es  sein,  wenn  die  zoologischen  Facli- 
genossen  in  unserer  Gesellschaft  nach  den  von  der  Pflanzengeographie 
gelieferten  Grundzügen  die  Verhreitungsverhältnisse  der  heimischen  Thier- 
welt und  deren  Abhängigkeit  entweder  direct  von  bestimmten  Vegetations- 
forniationen,  oder  aber  von  den  gleichen  zwingenden  Verbreitungsursachen 
in  Hinsicht  auf  Areal  und  geologisches  Aushreitungsvermögen,  zu  ent- 
sprechenden Bildern  verarbeiten  wollten,  ln  manchen  Fällen,  wie  z.  B. 
bei  der  Verbreitung  des  Hamsters  und  ähnlicher,  erscheint  es  schon  jetzt 
nicht  schwierig;  in  anderen  Fällen  werden  wahrscheinlich  die  Resultate 
je  nach  ThierUassen  verschiedenartig  ausfallen  und  da  wären  vielleicht 
die  Schnecken  und  die  Schmetterlinge  zunächst  mit  einander  zu  ver- 
gleichen. 


Anhang. 

• Die  Arealstudien,  die  Zugehörigkeit  der  charakteristischen  Arten 
bestimmter  Formationen  zu  verschiedenen  Verbreitungsgruppen,  bilden 
den  streng  pflanzengeographischen  Theil  der  im  Vorhergehenden  kurz  an- 
gedeuteten Formationsschilderungen.  Nach  einem  weiteren  Vortrage  in 
der  botanischen  Section  der  Isis  am  9.  Februar  1899  über  diesen  Gegen- 
stand sei  daher  zur  Ergänzung  des  ersten  Vortrages  noch  Folgendes  hier 
kurz  angeführt: 

Die  Areale,  welche  für  die  Mehrzahl  der  Arten  in  einzelnen  Ländern 
geschlossene  Figuren  bilden  und  von  deren  Rändern  aus  sich  noch  als 
„sporadische  Standorte“  in  weiteren  Umkreisen  ausdehnen,  werden  zweck- 
mässiger Weise  nach  besonderen  Typen  zusainmengefasst.  Die  für  Deutsch- 
land gütigen  Typen  umfassen  sowohl  geschlossene  Areale,  wie  z.  B.  das 
Areal  der  Buche  und  Tanne  in  wichtigen  Autheilen,  als  auch  sporadische 
Standorte  jenseits  der  Grenzen  nordischer,  östlicher,  westlicher  und  süd- 
licher Hauptareale,  wie  z.  B.  derjenigen  von  Lmnaea  horealis,  Adonis  vcr- 
nalis,  Erica  cinerea  und  Rata  graveolens.  Nach  der  Form  und  Lage 
dieser  Areale,  welche  Deutschland  theils  mit  der  geschlossenen  Hauptfigur, 
theils  nur  mit  den  sporadischen  Standorten  erreichen  und  durchsetzen, 
unterscheideich  für  das  ganze  in  „Deutschlands  Pflanzengeographie“,  Bd.  I 
durchmusterte  Gebiet  von  3020  Blüthenpflanzenarten  24  Typen,  welche 
ich  zur  leichteren  Kennzeichnung  mit  einer  abgekürzten  Signatur  versehe; 
dabei  bedeuten  die  Buchstaben: 

H.  Hochgebirge  (Alpen,  Karpathen,  ausstrahlend  auf  die  Mittelgebirge), 
E.  Europa,  bezw.  europäischer  Antheil  borealer  Areale, 

M.  Mitteleuropa  im  Sinne  des  Florengebietes, 

B.  Boreal,  d.  h.  von  weiter  nördlicher  Verbreitung, 

U.  Uralisch,  d.  h.  für  Europa  besonders  von  Westsibirien  und  dem  nord- 
östlichen Russland  herkommend, 

Po.  Pontisch,  d.  h.  mit  dem  Hauptareal  in  den  südrussischen  Steppen 
vorkommend, 

P.  Pontisch  im  weiteren  Sinne,  d.  h.  mit  dem  Hauptareal  auf  das  untere 
Donaugebiet  fallend, 

Atl.  Atlantisch,  NAtl.  Nordatlantisch, 

W.  Westeuropäisch  in  der  Bergregion  Pyrenäen  — Rhein  etc.  und 
A.  Arktisch,  d.  h.  in  Island  — Grönland  — Spitzbergen  vorkominend. 


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Diese  Arealtypen  und  Abkürzungen  sind  auf  mitteleuropäische  Pflanzen- 
geographie  zugeschnitten  und  würden  für  andere  Gebiete  zweckmässig 
anders  zu  fassen  sein;  sie  schliessen  gleichzeitig  bestimmte  Vegetations- 
linien in  sich,  z.  B.  den  bekannten  Gegensatz  pontischer  Areale  mit  nord- 
westlichen, und  atlantischer  Areale  mit  südöstlichen  Vegetationslinien. 

Die  deutschen  Arealtypen  mit  ihren  Signaturen  sind  in  der  folgen- 
den Liste  zusammengestellt  und  durch  bequem  vorliegende  Beispiele  ge- 
kennzeichnet; diejenigen,  welche  für  den  hercynischen  Florenbezirk  von 
Bedeutung  sind,  erhalten  Fettdruck. 

ME‘  Fagns  silratka:  engeres  Mitteleuropa. 

ME'  Ahiuti  ghitinosa:  Mitteleuropa,  erweitertes  Gebiet. 

Mm  Abtes  pedinata,  Acer  Pseudopintanus:  engeres  montanes  Areal 

von  dem  den  Alpen  vorgelagerten  Theile  Mitteleuropas. 

S Castanea,  Ostrya:  Südeuropäische,  Deutschland  im  SW.  und  SO. 
berührende  Areale. 

Mb'  Picea  excelsa:  erweitertes  mitteleuropäisch -boreales  Areal. 

MbA  Vaccinium  Vitis  idaea:  das  Fichtenareal  Mb'  bis  zum  arktischen 
Gebiet  erweiternd. 

HU  Cemhra,  Larix:  mitteleuropäische  Hochgebirge  und  uralisches 
Europa,  das  Areal  disjunct,  d.  b.  durch  einen  breiten  Länderraum 
getrennt. 

H'  Widfenia  carinthiaca:  auf  die  Alpen  als  Endemismen  beschränkte 
Areale. 

II'  tdaxifraga  carpathica,  perdnram:  auf  die  Karpathen  als  Endemis- 
inen beschränkte  Areale. 

H"  lihododcndron  ferrugineum,  hirsutum.  — Pidsatilla  alpina,  Hoino- 
ggne:  alpin-karpathische,  auch  sonst  weiter  in  den  Hoch-  und 
.Mittelgebirgen  des  Gebietes  Mm  verbreitete,  den  Harz  nach 
Norden  nicht  überschreitende  .^rcale. 

Stcertia  peretinis:  dem  Areal  wie  unter  II’  gesellen  sich  noch 
sporadische  Standorte  in  der  atlantisch -baltischen  .Niederung  zu. 

H'  linnutiadus  aconitifoUus:  das  Arc.al  wie  unter  11’  ist  auf  Skan- 
dinavien ausgedehnt,  wo  die  .Moutanarten  in  tieferen  Regionen 
wiederkehren. 

A H IJrgas  octopetalu : ein  der  Haujitsache  nach  arktisch-circumpolares 
Areal  ist  gleichzeitig  auf  die  in  11’  bozeiclineten  Gebirge  ausgedehnt 
(nicht  auf  die  Niederung). 

-\E'  Pcdicularis  sudetica:  ein  arktisches  Areal  hat,  durch  weite  Länder- 
rätiine  getrennt,  in  den  mitteleuropäischen  Gebirgen  beschränkte 
Standorte  und  ist  nicht  alpin-verbreitet. 

AE'  Bdula  nana:  ein  arktisches  Areal  von  weiter  nordeuropäischer 
Hauptfigur  durchsetzt  mit  nach  S.  abnehmenden  sporadischen 
Standorten  die  baltische  und  mitteldeutsche  Flora  bis  zu  den 
Alpen. 

BU'  Chamaedaphue  calgculata:  boreale,  in  Europa  uralische  Are.ale 
schliessen  mit  einer  westlichen  Vegetationslinie  vor  den  Arealen 
ME'  beziv.  Mm  ab. 

HF'  Heiirospermum  aiistrianini:  die  gleichen  Areale  durchsetzen  Mittel- 
europa weit  gen  W. 


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WM  in  Digitalis  purjmrea,  Meum  athamanticion:  westeuropäische  Berg- 
areale, welche  von  den  Pyrenäen  bezw.  Central  Frankreich  an  über 
die  den  Uhein  begleitenden  Bergländer  bis  in  die  bercyniscben 
Berge  ausgedehnt  sind,  die  Alpen  aber  nur  berühren  oder  aus- 
scbliessen. 

Atl  Aquifoliam:  Areale  des  ganzen  südwestlichen  Europas. 

NAtl  Erica  Tetralix,  Mgrica  Oale:  Areale,  welche  ihre  Hauptfigur  an 
der  Atlantischen  Küste  von  Frankreich  — Holland  — England  be- 
sitzen. 

Po*  Jurinea  cyanoides:  politische  Areale  von  enger  Ausbreitung  nach  W. 

Po*  Stipa  pennata,  capillata:  pontische  Areale  von  weiter  Ausbreitung 
nach  W.,  zugleich  auch  in  der  nördlichen  Mediterranregion  ver- 
breitet. 

PM*  Daphne  Blagayana:  endemische  Arten  des  westpontischen  Be- 
zirkes, welche  von  Serbien  — Bosnien  aus  die  Ostalpen  berühren. 

PM*  Cytisns  nigricans:  weite  Areale  desselben  Bezirkes,  deren  Haupt- 
figur vom  südwestlichen  Russland  bis  zum  östlichen  Deutschland 
reicht  und  die  russischen  Steppen  am  Don  ausschliesst. 

Diese  Arealtypen  lassen  sich  nun  zur  Ermittelung  des  eigentlichen 
pflanzengeographischen  Charakters  der  Formationen  benutzen,  indem  man 
sowohl  auf  die  Arten  achtet,  welche  deren  Grundton  ausraacheii,  als  be- 
sonders auf  die  charakteristischen,  als  „Leitpflanzen“  bezeichneten  Arten. 
(Siehe  Festschrift  der  Isis  1885,  S.  81  u.  flg.)  Wenn  wir  z.  B.  die  Areale 
der  in  den  Abhandlungen  unserer  Gesellschaft  1895,  S.  47  aufgeführten 
Formationsglieder  unserer  Elbhügel -Flora  daraufhin  j)rüfen,  so  ergiebt 
sich  eine  Hauptmasse  von  politischen  und  westpontischen  Arealen  der 
Gruppe  Po*  und  P.M*,  kein  einziges  atlantisches  oder  arktisch -boreales. 
Diese  letzteren  sind  dagegen  in  den  Gebirgsformationen  zahlreich  vor- 
handen, von  denen  ich  hier  zunächst  eine  Probe  aus  den  quelligen  Matten 
und  Hochmooren  des  Erzgebirges  am  Fichtel-  und  Keilberge  mittheile. 

Zusammenstellung  von  Charakterarten  aus  der  Formationsgruppe  Vllb 
und  VIII  des  oberen  Erzgebirges  nach  typischen  Arealformen. 

AH  (Dr(/os- Typus)  Streptopus  amplexif alias. 

AE*  Betula  nana  unil 'i*  airpathica,  Empetrum  yiigrum,  Andromeda 
polifulia,  Vacciniiim  Oxycoccus  und  idiginosum,  Gymnadenia  albida. 

BU*  (P/ei«'osperwi»m-Typus.)  Sdmirhzeria palustris,  Carex  limosa  *ir- 
rigtia,  C.  paaciflora,  Trientalis  europaea. 

H*  Ran  unculus  aconitif alias  *plalanif alias,  Peucedanum  (Sect. 
Imperatoria)  Ostruthium. 

H*  Swertia  perennis. 

H*  (Pulsatüla  rtfpma-Typus)  Homoyyne  alpina,  Pinus  montana  'uli- 
ginosa. 

WMm  Me  um  athamanticum. 

MbA  Vaccinium  Vitis  idaea,  Jancus  sqaarrosus. 

Mb’  (P'cea- Typus)  Vaccinium  Myrtillus,  Arnica  montana^. 

ln  dem  oberen  Erzgehirgswald  derselben  Landschaft  am  Fichtel-  und 
Keilberge  treten  bekanntlich  auch  als  Charakterpflanzen  Homogyne  alpina 
mit  Trientalis  ein;  dennoch  ist  es  für  die  Homogyne  wohl  nicht  zweifel- 
haft, dass  sie  ursjirünglich  zu  den  Mattenformatiouen  der  Gebirge  gehört, 


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94 


während  wir  in  Trientalis  vielleicht  eine  ursprünglich  nordische  Waldpflanze 
vor  uns  haben  könnten.  Lassen  wir  aber  diese  beiden  Arten  bei  Seite 
und  stellen  ohne  sie  eine  Reihe  von  Charakterarten  des  oberen  Erzgebirgs- 
waldes  zusammen,  so  erhalten  wir  folgende  Typen: 

H»  Ra  nunculus  aconitifolius,  Athyrium  alpestre,  lAizula  silvatica. 
Mm  (A6ies-Typus)  Cliaerophyllum  hirmtnm,  Lonicera  nigra,  Prcnanthes 
pnrpurca. 

Mb'  Picea  excelsa,  Pirola  unifiora,  Sorbus  aumparia,  Polyyonaium 
vertidllatam,  Melampyrum  süvaticum.  — 

Diese  kurzgefassten  Beispiele  mögen  genügen,  um  die  pflanzengeo- 
graphische Charakteristik  der  Formationen  durch  die  Arealformen  der 
Leitpflanzen  zu  erläutern.  Wie  man  sieht,  kommt  es  darauf  an,  bei 
solcher  pflanzengeographischer  Analyse  sich  an  die  natürlichen  Einheiten 
zu  halten  und  diese  sind  in  den  V egetationsforinationen  gegeben.  Nicht 
um  eine  summarische  Statistik  handelt  es  sich,  wie  man  sie  nach  einem 
Florenkataloge  von  Sachsen  entwerfen  könnte,  sondern  um  den  Hinweis 
darauf,  dass  sich  entwickelungsgeschichtlich  verschiedenartige  Ele- 
mente in  demselben  Lande  dadurch  zusammengefunden  haben,  dass 
dieses  Land  verschiedenen  Formationen  geeignete  Besiedelungs-  und  Er- 
haltungsbedingungen hot. 


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VI.  lieber  das  Vorkommen  des  Ziesels  ln  Sachsen. 

Von  Dr.  J.  Thallwitz. 


Ueberall,  wo  man  das’  Ziesel  {Spermophilus  citülm  L.)  als  Bürger 
der  deutschen  Fauna  aufgeführt  findet,  knüpft  sich  daran  die  einschränkende 
Bemerkung,  dass  es  nur  in  Ostdeutschlaml  heimisch  sei.  Weiter  östlich 
reicht  sein  Verhreitungsbezirk  allerdings  bis  Sibirien.  Als  europäische 
Heimathländer  des  Ziesels  sind  insbesondere  Schlesien,  Polen,  Oesterreich, 
Ungarn  und  Russland  verzeichnet.  Neuerdings  machte  Prof.  Wiesbaur 
in  den  „Mittheilungen  des  nordböhmischen  Excursionsclubs“,  1894,  Heft  3 
Angaben  über  die  V'erbreitung  und  Benennung  des  Ziesels  im  nordwest- 
lichen Böhmen.  Er  konnte  feststellen , dass  Spermophilus  citillus  fast  in 
der  ganzen  Nordhälfte  Böhmens  verbreitet  ist.  Obwohl  auch  dort  das 
Ziesel  in  der  Niederung  häufiger  ist,  fehlt  es  doch  in  den  Bergen  nicht 
und  ist  selbst  auf  dem  Erzgebirge  heimisch.  Es  sei  wahrscheinlich,  meint 
Wiesbaur,  dass  das  Thier  auch  jenseits  der  sächsischen  und  bayrischen 
Grenze  noch  verkomme,  und  dass  es  überhaupt  weiter  westwärts  ver- 
breitet sei,  als  bisher  angenommen  wird.  In  Th.  Reibisch’s  „Verzeichniss 
der  Säugethiere  Sachsens“  {Isisbericht  1869,  S.  86 — 89)  ist  die  Lausitz 
als  einziger  Fundplatz  angeführt. 

Es  interessirte  mich,  naehzuforschen,  ob  das  Ziesel  anderwärts  in 
Sachsen  noch  anzutreffen  sei,  und  ob  sich  insbesondere  Wiesbaur's  Ver- 
rauthung  bestätige,  dass  der  Verbreitungsbezirk  des  Thieres  die  Erzgebirgs- 
grenze  nach  Sachsen  zu  überschreite.  Unter  freundlicher  Beihilfe  des 
Herrn  Oberförsters  a.  U.  Lasse  aus  Lauenstein  gelang  es  festzustellen, 
dass  das  Ziesel  in  der  Gegend  der  Orte  Oelsen,  Oclsengrund,  Breitenau, 
Liebenau,  sowie  auch  um  Lauenstein  sich  vorfindet  und  daselbst  durchaus 
nicht  selten  ist.  Um  Oelsengrund  und  auf  Breitenauer  Flur  hat  Ober- 
förster Lasse  selber  in  kurzer  Zeit  30  Stück  mit  Hilfe  von  Klappfallen 
gefangen,  die  er  in  der  Nähe  der  Baue  auf  Halden  und  Feldrändern 
aufstellte,  wobei  er  Schoten  als  Lockspeise  benützte.  Der  Landbevölkerung 
der  oben  genannten  Orte  ist  das  Ziesel  unter  dem  Namen  ,,Kritschel“ 
wohlbekannt,  einem  Namen,  den  es  nach  Wiesbaur  in  einigen  Gegenden 
Nordböhmens*)  ebenfalls  führt.  Auch  bei  uns  wird  das  Thier  als  Getreide- 
schädling von  der  Bevölkerung  verfolgt.  Gewiss  wird  sich  schliesslich 
herausstellen,  dass  das  Ziesel  in  Sachsen  noch  anderwärts  vorkommt, 

*)  In  Bühmen  führt  es  noch  die  l,oralnamen  Tritschel.  Sislich,  Erdhundel,  Rätzel, 
nirgend.«  aber  scheint  es  hier  wie  dort  ,.JCiesel“  genannt  zn  werden. 


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doch  habe  ich  trotz  wiederholter  Bemühung  Belege  über  sein  Vorkommen 
in  anderen  Gegenden  bisher  nicht  erlangen  können. 

Nachdem  ich  dies  niedergeschrieben,  erhielt  ich  von  Herrn  Cantor 
Böhme  in  .Markersbach  bei  Pirna  noch  die  briefliche  Mittheilung,  dass 
auch  auf  Hellendorfer  Feldern  das  Ziesel  anzutreffcn  ist  und  insbesondere 
im  Sommer  1894  sehr  häutig  dort  gefangen  wonlen  ist.  Cantor  Böhme 
fing  selbst  innerhalb  dreier  Tage  auf  einem  Brachfelde  fünf  dieser  Nager 
in  von  ihm  gelegten  Schlingen.  In  den  folgenden  Jahren  konnte  er  keine 
neuen  Baue  auffinden,  doch  versichern  ihn  Personen,  welche  das  Thier 
genau  kennen,  einzelne  Ziesel  letztes  Jahr  auf  dortiger  Flur  gesehen 
zu  haben.  Dass  solche  um  Bienhof  und  Peterswald  jenseits  der  liUndes- 
grenze  vielfach  gefangen  und  getödtet  werden,  war  auch  Herrn  Lasse 
bekannt.  Vielleicht  gelingt  es  Herrn  Böhme  in  diesem  Jahre,  mir  doch 
noch  ein  Kxemplar  aus  der  Gegend  von  Markersbach  und  Hellendorf  zu 
übermitteln. 


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VII.  Bereicherungen  der  Flora  Saxonica  im  Jahre  1898. 

Von  Dr.  B.  Schorler. 


Auch  in  diesem  Jahre  sind  wieder  eine  Anzahl  bemerkenswerther 
Pflanzenfuiide  in  unserem  engeren  Vaterlande  gemacht  worden,  darunter 
auch  einige  Arten,  die  für  das  Gebiet  neu  sind.  Neben  verschiedenen 
Adveutivpflanzen,  die  in  der  folgenden  Liste  durch  das  übliche  f hervor- 
geboben  wurden,  sind  hier  besonders  Helianthemum  guttatum  Mill.  und 
Spergularia  echinosperma  Cel.  zu  neunen,  üie  erstere,  eine  südliche,  resp. 
südwestliche  Form,  ist  in  Mitteleuropa  recht  selten,  die  letztere,  von 
Celakovsky  ursprünglich  als  Varietät  von  Sp.  rubra  aufgestellt,  ist  wohl 
bisher  nur  vielfach  übersehen  worden.  Die  meisten  Funde  wurden  im 
Elbhügellande  gemacht  und  Belegexemplare  von  den  Findern,  die  in  der 
Liste  bei  jeder  Art  angegeben  sind,  in  daukeuswerther  Weise  dem  Herbarium 
der  Flora  Saxonica  zur  Verfügung  gestellt 

Equisetum  hiemale  L.  var.  Schleicheri  Milde.  Elbthal : auf  Kiesbänken  im 
alten  Elbbette  unterhalb  der  Niederwarthaer  Brücke,  cop.  (Stiefelhagen). 

Woodsia  ilvensis  Babington*  rufidula  Aschers.  Lausitz:  am  Tollenstein 
bei  Wamsdorf  i.  B.  (Hofmann). 

Idiegopteria  Rohertianum  A.  Br.  Dresden:  zwischen  Neundorf  und  Lang- 
hennersdorf auf  Kalkblöcken.  In  derselben  Schlucht  wächst  Carex 
maxima  (Stiefelhagen). 

Änthericum  Liliago  L.  Wurzen:  Hohburger  Berge  (Müller). 

Juncus  tenuis  Willd.  Dresden:  Kiefernhaine  nördlich  vom  Lössnitzgrundc 
und  Wegrand  bei  Lindenau.  cop.  (Drude,  Stiefelhagen). 

Fotamogeton  obtusifolius  M.  et  K.  Dresden:  bei  Steinbach  in  den  Tümpeln 
von  Lehmgruben  (Stiefelhagen).  — Grossenhain:  bei  Skassa  (Müller). 

— trichoides  Cham,  et  Schldl.  Dresden:  Volkersdorf  im  oberen  Waldteich, 
cop.  (Stiefelhagen). 

Carex  paradoxa  Willd.  Rochlitz:  bei  Tautenhain  (Schorler). 

Cyperu»  fusctts  L Dresden:  in  diesem  Jahre  bei  Loschwitz,  Saloppe, 
Gehege,  Uebigau  und  Kötzschenbroda  auf  Elbschlamm  nicht  selten 
(Stiefelhagen). 

■\ Fhalaris  trwncata  Guss.  Dresden:  auf  einem  Schuttplatze  bei  Plauen, 
spärlich  (Dr.  Wolf). 

t — paradoxa  L.  Dresden:  sandiges  Elbufer  gegenüber  Uebigau  (Dr.  Wolf). 

Panicuin  capillare  L.  Dresden:  bei  Kötzschenbroda  am  sandigen  Elbufer 
unter  Weiden  (Fritzsche). 


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t Polamoi/cton proUfpmm  Lam.  (N’ach  der  Bestiinmuag  von  (lackel.)  Dresden: 
sandiges  Klbufer  gegenüber  Uebigau  mit  Eragrostis  major  und  E.  tm’nor, 
Pünicum  capülare  etc.  (Stiefelhagen). 

Melica  unijlora  Retz.  Wurzen;  Ilohburger  Berge  (Müller). 

\ Eragrostis  major  Host.  Dresden:  sandiges  Elbufer  gegenüber  Uebigau 
mit  Solanum  rostratum,  Diplotaxis  etc.  (Stiefelhagen), 
f — minor  Ilost.  Dresden:  1898  am  ganzen  Elbufer  von  Pirna  bis  Meissen 
vereinzelt  (Stiefelhagen). 

Olgceria  distans  Wahlbg.  Meissen:  Schuttplatz  in  Cölln  (Stiefelhageii). 

Fcstuca  sciuroides  Roth.  Riesa:  bei  Zeithain  nicht  selten  (.Müller). 

Bromus  erectus  Huds.  Meissen:  Trockene  Hügel  zwischen  Schieritz  und 
Piskowitz  (Stiefelhageii). 

f — unioloides  Humb.  Kth.  Dresden:  Schuttplätze  unter  der  Marienbrücke, 
spärlich  (Dr.  Wolf). 

t — squarrosus  U.  Dresden;  ini  Gehege  (Müller), 
t — commutatus  Schrad.  Dresden:  im  Gehege  (Müller). 

Polggomim  minus  Huds.  Dresden:  bei  Brockwitz  und  Volkersdorf.  Hier 
auch  eine  sehr  üppige  Form  von  P.  minus,  die  mit  dem  Reichen- 
bach’schen  P.  multispicatum  übereinstinimt  (Stiefelhagen). 

■f  — orten  täte  E.  Dresden;  Elbufer  unterhalb  Uebigau  unter  Weiden 
(Sticfelhagen). 

jKochia  scoparia  L.  Dresden:  Elbufer  gegenüber  Uebigau  in  nur  einem 
üppigen  Exemplare.  Die  Art  ist  schon  1890  einmal  am  Neustädter 
Elbquai  gefunden  worden  (Stiefelhagen). 

Chenopodium  ficifolium  Sm.  Dresden:  von  Pirna  bis  Meissen  am  Elbufer 
unter  Weiden  nicht  selten  (Stiefelhagen). 

— album  X Vulvaria.  Diesen  bisher  wohl  noch  nicht  beobachteten  Bastard 
fanden  Dr.  Wolf  und  Stiefelhagen  auf  Schuttplätzen  an  der  Marieu- 
brücke  unterhalb  Dresden  unter  den  Eltern.  Die  Pflanze  war  fast 
meterhoch,  sehr  üppig,  aber  die  ßlüthenstände  verkümmert  und  un- 
fruchtbar. Blätter  zwischen  denen  der  Eltern,  dem  C.  opidifolium 
sich  nähernd.  Geruch  genau  wie  C.  Vulvaria. 
jAmarantus  albus  L.  Dresden:  Elbufer  gegenüber  Uebigau  (Stiefelhagen). 
Der  in  den  tsis-.\l)handlungeu  1897,  2. 11.  erwähnte  Amarantus  Silvester, 
welcher  als  neuer  Bürger  der  Flora  Saxonica  angegeben  war,  stellte 
sich  beim  Vergleich  mit  den  Arten  des  Kg.  Herbariums  auch  als  die 
nordamerikanische  Art  A.  albus  heraus.  An  dem  ersten  Standort 
Meissen:  unterhalb  der  Knorre,  war  sie  auch  in  diesem  Jahre  noch 
zu  finden. 

t — paniculatus  L.  Dresden;  Elbkies  zwischen  Kötzschenbroda  und  Meissen 
(Stiefelhagen). 

Spi  rgularia  echinosperma  Cc\ak.  Dresden:  bei  Loschwitz  (Dr.  Wolf).  Ein 
für  Sachsen  neuer  Fund,  der  die  bisher  weit  von  einander  entfernten 
Standorte  in  Böhmen  und  Wittenberg,  resp.  der  Altmark  (Billberge 
und  Arneburg)  einander  etwas  näher  bringt.  Kommt  wahrscheinlich 
auch  an  anderen  Stellen  des  Elbufers  vor,  ist  aber  bis  jetzt  über- 
sehen worden.  (Näheres  über  diese  Art  s.  b.  Ascherson  und  Gräbner 
in  Ber.  d.  d.  Botan.  Ges.  1893,  S.  516.) 

Cerastium  brach gpetal um  Desp.  Im  ganzen  Meissener  Gebiet  auf  trockenen 
Hügeln  überall  zu  finden,  bei  Zadel  copiös  (Stiefelhagen). 


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m 


Silcne  Otites  Sm.  Riesa:  bei  Gohlis  und  Glaubitz,  hier  in  und  an  den 
Steiiibrüchcn  mit  Potentilla  cinerea,  Carex  humüis,  Phleam  Boehmeri 
und  Festuca  Myurm.  Auch  weiter  nördlich  ausserhalb  Sachsens  bei 
Mühlberg.  Hier  mit  Jurinea,  Stachys  rccta,  Bismtella  lueviyata  und 
Alysmm  montanum  (Müller). 

NiyeUa  arvensis  L.  Riesa:  bei  Gohlis  auf  einem  Brachfelde  häufig  (Müller). 

Nasturtium  armoracioides  Tausch.  Meissen:  am  Elbufer  bei  Meissen  und 
Zehren  (Stiefelhagen). 

•f  Sisymlirium  Columnac  L.  Dresden:  Plauenscher  Gnind,  auf  Schuttplätzen 
am  Hohen  Stein.  Stiefelhagen  beobachtete  diese  Art  nicht  nur  an 
dem  angegebenen,  sondern  zahlreichen  anderen  Standorten,  auch  bei 
Meissen.  Sie  hält  sich  jedoch  überall  nirgends  lange  und  gewinnt 
nicht  so  an  Ausdehnung  wie  Sisyfnhriam  Simwistrum.  Auch  ist 
auffallend,  dass  die  Schoten  sehr  häufig  nicht  recht  zur  Entwickelung 
gelangen. 

i Erysimum  repandum  L.  Dresden:  Plauenscher  Grund  auf  Schultplätzen 
auf  dem  Hohen  Stein  schon  seit  mehreren  Jahren  (Stiefelliagen). 

t — odoratum  Ehrh.  Dresden:  Elbufer  im  Grossen  Gehege  (Stiefelliagen). 

Alyssim  montamim  L.  Riesa:  bei  Gohlis  (.Müller).  Auch  ausserhalb  der 
Grenze  bei  Mühlberg  mit  der  folgenden  Art. 

Biscutella  laeviyata  L.  Riesa:  bei  Gohlis.  War  bisher  auch  nur  aus  der 
Umgebung  von  Dresden  und  Meissen  bekannt  (Müller). 

fLepidium  pcrfoUatum  L.  Dresden:  in  Coswig  auf  Schutt  (Stiefelhagen), 
an  der  Spitzgrundmühle  bei  Coswig  (Müller). 

Bapistrum  perenne  All.  Dresden:  Plänerkalkhügel  au  der  Leutewitzer 
Windmühle  mit  Lepidium  perfoliatum,  doch  nur  vereinzelt  (Stiefel- 
hagen). 

t — ruyosum.  A\L  Dresden:  Altstädter  Elbquai,  selten  und  stets  nur  ver- 
einzelt auftretend,  auch  im  Plauenschen  Grunde  und  im  Grossen 
Gehege  (Stiefelhagen). 

Helianthennim  yuttatum  Mill.  Riesa:  unweit  Gohlis  bei  Zeithain.  In 
lichtem  Kiefernwald  auf  sandigen  begrasten  Boden  mit  Helianllmiium 
vidgare,  Helichrynum  armariam,  Centaurea  panicuJatu,  Jasione 
Montana  und  Biscutella  laeviyata.  Neu  für  Sachsen  (Müller).  Viel- 
leicht findet  sich  diese  interessante  Art  zwischen  Elsterwerda,  dem 
nächsten  aussersächsischen  Standorte,  und  Riesa  auch  noch  ander- 
weitig. 

Hypericum  pulchrum  L.  üschatz;  Striesaer  Haide  (Müller). 

Halva  rotundifolia  L.  Dresden:  auf  Schuttplätzen  unter  der  Marionbrücke, 
ira  Plauenscheu  Grunde  und  verschiedenen  anderen  Standorten.  Um 
Dresden  gar  nicht  selten,  aber  bis  jetzt  übersehen  (Dr.  Wolf),  zwischen 
Loschwitz  und  der  Saloppe  im  Elbkies  sehr  üppig  (Stiefelliagen). 

Geranium  divaricatum  Ehrh.  Wünsche  giebt  als  Standorte  für  diese  Art 
nur  Schwarzeuberg  und  Wolkenstein  an.  Sie  kommt  jedoch  auch 
noch  bei  Dohna  (1890  Prof.  Drude)  und  Dresden  bei  Zitzschewig 
1893  (Fritzsche)  vor. 

Pötentilla  arenaria  Borkh.  Riesa:  unweit  Gohlis  bei  Zeithain  (.Müller). 

Ulex  europaeus  L.  Dresden:  bei  Königsbrück  an  der  Waldstrasse  zwischen 
Schwepnitz  und  Cosel  (Stiefelliagen).  Ob  augepfianztV 

Lotus corniculatus  L.  var.  tenuifoUus  Rchb.  Dresden:  zwischen  Dresden  und 
Plauen  an  mehreren  Stellen  in  einer  aufgelasseuen  Gärtnerei  (I)r.  Wolf). 


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lOÜ 


Hrola  umbellata  L.  Dresden;  bei  Königsbriick  zwischen  Cosel  und  Gute- 
born im  Kiefemwalde  sparsam  (Stiefelhagen), 
t Solanum  rostratum  Dum.  Dresden:  Sandflächen  am  Elbufer  gegenüber 
Uebigau,  hier  schon  1889  einmal  gesammelt  (Stiefelhagen).  Ist  bis- 
her aus  Sachsen  nur  von  Bautzen  bekannt,  wo  ihn  1893  und  94 
Neumann  beobachtete.  (Verbreitung  etc.  s.  bei  Ascherson  in  Naturw. 
Wochenschr.  1894,  Nr.  2,  u.  1896,  S.  177). 

Verbascum  jyhoeniceum  L.  Riesa:  unweit  Gohlis  bei  Zeithain  (Müller). 
Diese  interessante  Art  wurde  in  diesem  Jahre  am  22.  September  1898 
in  wenigen  blühenden  Exemplaren  von  Stiefelhagen  auf  Elbkies  ober- 
halb Kötzschenbroda  gesammelt. 

Linaria  Elatine  Mill.  Dresden:  am  Wiudberg  bei  Deuben.  Hier  schon 
seit  1889  (Stiefelhagen). 

Melampijrum  cristatum  L.  Meissen;  VValdschlag  bei  Naundörfel  bei  Cölln 
mit  Rosa  gallica  und  Potentilla  alba.  cop.  (Stiefelhagen). 

Stafhys  recta  L.  Mühlberg:  hei  Weinberge  an  der  Elbe  (Müller). 

Teucrium  Dotrys  L.  Dresden:  an  der  Elbe  bei  Kötitz  unter  Elaeagnus- 
Sträuchern  (Stiefelhagen  i. 

\ Ambrosia  artemisiifolia  L.  Dresden;  am  Elbufer  auf  Geröll  bei  Kötzschen- 
broda, ca.  20  kräftige  Exemplare  (Fritzsche). 
f — trifida  L.  Dresden:  am  Elbufer  bei  Kötzschenbroda  unter  Weiden  in 
nur  einem  Exemplar  (Fritzsche). 

t Artemisia  Toumefortiana  Rchb.  Dresden:  bei  Striesen  auf  dem  Brach- 
land einer  aufgelassenen  Gärtnerei  (Dr.  Saupe). 

Anthemis  austriaca  Jacq.  Dresden:  alljährlich  am  Elbufer  von  Pirna  bis 
Meissen  vereinzelt  auftretend,  z.  B.  bei  Pirna,  Tolkewitz,  Loschwitz, 
Gehege,  Serkowitz  und  Kötzschenbroda  (Dr.  Wolf,  Stiefelhagen). 

— rttihenica  MB.  Tritt  auch  von  Dresden  bis  Meissen  .am  Elbufer  oft 
mit  der  vorigen  zusammen  sporadisch  auf.  Wurde  1898  von  Dr.  Wolf 
und  Stiefelhagen  beobachtet  bei  Tolkewitz,  Uebigau,  Briesnitz,  Gohlis, 
Kötzschenbroda  und  Kötitz.  An  dom  Standort  im  Birkenwäldchen 
scheint  sie  in  den  letzten  Jahren  verschwunden  zu  sein. 

Cirsium  lanceolatum  Scop.  var.  nemoralc  Rchb.  Leipzig:  in  der  Lauer 
(Müller). 

Cirsium  canum  palustre.  Meissen:  n.asse  Aue,  unter  den  Eltern  (Stiefel- 
hagen). 

Thrincia  hirta  Roth.  Dresden:  am  Karauschenbruch  an  der  Grossenhainer 
Strasse  sehr  häufig,  auch  bei  Steinbach  (Stiefelhagen). 


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ym.  Sardinische  Tertiärpflanzen.  11. 

VoB  Prof.  H.  Engelhardt. 


Im  Jahre  1897  gab  ich  in  Heft  II  unserer  Abhandlungen  ein  Ver- 
zeichniss von  Tertiärpflanzen,  welche  von  Herrn  Prof.  Lovisato  in 
Cagliari  auf  Sardinien  gesammelt  worden  waren.  Bei  dem  Interesse,  das 
fossilen  Pflanzen,  welche  aus  weniger  durchforschten  Gebieten  stammen, 
entgegen  gebracht  wird,  halte  ich  es  für  meine  Pflicht,  mich,  wenn  auch 
in  aller  Kürze,  über  die  zu  verbreiten,  welche  mir  in  zweiter  Sendung 
von  derselben  Insel  zukamen. 

Mittleres  Eocin. 

Aus  dem  feinkörnigen  Sandstein  von  Bacu-Abis  (Gonnesa,  Cagliari): 

Sahal  maior  Ung.  sp.  Die  untere  Seite  eines  Fächerstücks  mit  Spindel 
und  Blattstiel.  Der  stachellose  Blattstiel  ist  bis  zur  Länge  von  15  cm 
vorhanden,  3 cm  breit,  fein  gestreift;  die  dreieckige,  spiessförmig  in  den 
Fächer  eindringende  Bhachis  reichlich  5 cm  lang;  die  Blattstrahlen  sind 
bis  zur  Länge  von  10  cm  erhalten , am  Grunde  schmal  (die  unteren  am 
meisten,  die  oberen  breiter),  nach  vom  erweitert,  stark  gefaltet,  die  Längs- 
nerven deutlich  sichtbar. 

Darunter  befindet  sich  in  schräger  Lage  ein  ebenfalls  flacher  Blatt- 
stiel, auf  dessen  einem  Theile  die  Spindel  des  oben  beschriebenen  Blattes 

auflagert.  Er  ist  sogar  4 cm  breit.  Auf  der  einen  Seite  desselben  zeigen 

sich  Strahlen  aus  der  mittleren  Partie  eines  Fächers,  der  derselben  Art 
zugerechnet  werden  muss,  auf  der  anderen  solche,  die  vielleicht  hierher 
zu  ziehen  sind. 

Ein  zweites  Stück  von  geringerer  Grösse.  Der  Blattstiel  ist  nur  bis 
zur  Länge  von  6 cm  erhalten  und  3 cm  breit,  die  Spindel  4 cm  lang;  die 

Strahlen  zeigen  eine  Länge  bis  5 cm.  Alle  Theile  sind  von  Kohlen- 

substanz, die  am  vorigen  Stücke  nur  stellenweise  zu  sehen  ist,  geschwärzt. 

Ein  Fächerstück  von  9 starkgefalteten  Strahlen,  das  man  leicht  zu 
Sahal  Lamanonis  Brongn.  sp.  rechnen  könnte,  aber  der  zahlreicheren  Nerven 
wegen  wohl  hierher  zu  ziehen  ist. 

Stücke  eines  Fächers,  dessen  Strahlen  1,5 — 2 cm  breit  waren  und  die 
Nervatur  ausgezeichnet  sehen  Hessen. 

Ein  solches  von  13  Strahlen  mit  ausgezeichnet  erhaltener  Nervatur. 

Eine  wenig  gut  erhaltene  Fächerpartie. 


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Flabelia)  ia  latiloba  Heer.  Es  sind  nur  neben  einander  hegende 
Strahlenstucke  eines  zerfetzten  Fächers  vorhanden,  nicht  Spindel,  nicht 
Stiel.  Dieselben  zeigen  eine  Breite  von  3 cm,  in  der  Mitte  einen  starken 
Mittelnerven,  dem  eine  Menge  sehr  deutlich  sichtbarer  Längsnerven 
parallel  laufen.  Die  Faltung  ist  gering. 

Dazu  kommt  noch  ein  kleineres  Fächerstück,  das  hierher  gehören 
dürfte. 

Ein  grösseres  Stück  Blattstiel,  an  dessen  Grunde  sich  einige  Dornen 
zeigen,  welche  auf  eine  dritte  Palmcnart  {ChamacropsT)  hinweisen.  Neben 
ihm  einige  nicht  bestimmbare  Blattfetzen. 

Sonst  noch  BlattstUcke,  die  Palmen  angehören  können,  aber  mit 
Sicherheit  nicht  zu  diesen  gezogen  werden  dürfen. 

Ein  Stammstück  von  15  cm  Breite,  54  cm  Länge  und  2 cm  Dicke 
liegt  in  zusammengepresstem  Zustande  vor.  An  der  Aussenseite  ist  es 
von  dicht  an  einander  liegenden,  senkrecht  verlaufenden  Gefässbündeln 
bedeckt.  An  einigen  Stellen  sieht  man  darunter  schräg  verlaufende. 
Das  Innere  zeigt  nur  feinen  Sandstein,  der  wohl  als  Ausfüllungsmasse  des 
ausgefaulten  Inneren  anzusehen  ist.  Dasselbe  gehört  wahi-scheinlich  einer  der 
Palmenarten  an,  von  denen  Blattstücke  gefunden  worden  sind.  Bestimmteres 
lässt  sich  wegen  der  ungenügenden  Erhaltung  des  Ganzen,  die  eine 
mikroskopische  Untersuchung  nicht  zulässt,  nicht  sagen. 

Ein  Stamm  stück,  von  dem  nicht  gesagt  werden  kann,  zu  welcher 
Familie  oder  Gattung  es  gehöre.  Es  zeigt  unter  dem  weicheren  Aeusseren 
einen  harten  cylindrischen  Kern  von  elliptischem  Durchmesser. 

Ein  Staramstück  von  geringerem  Durchmesser,  das  an  der  Ober- 
fläche Gefässbüudel  zeigt. 

Juylans  acuminata  A.  Braun.  Neben  einem  sehr  verdrückten  Blatt- 
fetzen liegt  eine  wohl  erhaltene  flach  gerunzelte  Frucht  dieser  Art. 
Länge  2 cm,  Breite  1,6  cm.  — Ein  Blatt,  dem  die  Sjjitze  fehlt  und  das 
sich  am  einen  Rande  etwas  verletzt  zeigt.  Es  gehört  der  Form  latifolia 
an,  ist  ain  Grunde  spitz  und  hat  in  der  Mitte  G — 7 cm  grösste  Breite. 
Wahrscheinlich  betrug  die  Länge  13 — 14  cm.  Nervillen  sind  gut  sichtbar. 

Terra  Segada  (Gonnesa,  Cagliari): 

Stücke  mit  Blätterdetritus. 

Tongrien  oder  Aqnitanien. 

Aus  dem  Sandstein  von  Nurri  (Prov.  Cagliari): 

Ein  fossiler  Rest,  von  dem  mir  nur  das  in  VVasserfarben  ausgeführte 
Bild  vorlag.  Es  steckt  iti  einem  50  cm  breiten  und  gegen  30  cm  hoben 
Steinblock  und  dürfte  wohl  zu  Bainbusa  zu  rechnen  sein.  Es  ist  reichlich 
40  cm  lang,  8 — 9 cm  breit  und  an  drei  Stellen  geknickt  oder  ganz  ge- 
brochen. Das  Innere  erweist  sich  da,  wo  die  obere  Halnipartie  verloren 
gegangen,  so  dass  die  Infolge  von  Quetschung  unmittelbar  darunter 
liegende  untere  sichtbar  wird,  als  hohl,  nicht  ausgefüllt.  Der  Halm  hat 
die  Dicke  eines  lebenden  Bambus  von  gleicher  Grösse.  Zw'ei  Knoten  sind 
sichtbar,  am  einen  auch  der  Ansatz  eines  Blattes. 


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Ein  unbestimmbares  Ast-  oder  Stiuiunstück,  dem  die  Spitze  fehlt, 
von  6 cm  Länge.  Es  ist  an  dem  einen  Ende  3,4  ctn  breit,  am  anderen 
nach  der  einen  Richtung  1,8  cm,  nacli  der  anderen  l,i  cm  breit  und  an 
der  Oberfläche  mit  6 mm  von  einander  entfernten,  wenig  hervortretenden 
Längsstreifen  versehen.  Das  Innere  bildet  feiner  Sandstein. 

Langhien. 

Aus  dem  Thonmergel  von  Biugia  Fargeni  (Fangana,  Cagliari): 

Ein  Rindenstück  mit  Ausfüllungen  von  sich  dicht  an  einander 
reihenden  Larvengängeu.  Dieselben,  im  Durchmesser  von  2 — 4 mm, 
machen  zuerst  eine  Biegung,  laufen  dann  geraile  aus,  um  sich  darauf 
wieder  umzubiegen. 

Sonst  waren  noch  vorhanden  Stücke  mehrerer  Arten  von  Cylindrites, 
ein  Stück  versteinertes  Holz  und  aus  dem  Sandstein  von  Fesdas  de  Fogu, 
der  zahlreiche  Einschlüsse  von  Chalcedon  zeigt,  eine  nicht  vollständig 
erhaltene  Muschelschale  (Pecten?). 


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Abhandlungen 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 

1898. 


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I.  (üeschlchtete  Danerentladung  in  freier  Lnft  (Büschel 
lichtbogen)  nnd  Righi’sclie  Kngelfunken. 

Von  Dr.  Max  Toepler. 

(Mit  Tafel  I.) 


An  anderem  Orte*)  habe  ich  angegeben,  wie  man  leiebt  geschichtete 
elektrische  Entladungen  in  freier  Luft  erhalten  kann  und  zugleich  nach- 
gewiesen, dass  die  Gesetze  der  Schichtenbildung  ähnlich  sind  denen  der 
bekannten  Schichtung  des  sogenannten  Anodenlichtes  in  stark  evaeuirten 
Kohren. 

Ich  stellte  mir  nun  die  Aufgabe,  erstgenannte  geschichtete  Entladungs- 
art in  ihrer  Gestalt  und  Earbenanordnung  der  einzelnen  Lichtschichten  über 
einen  möglichst  grossen  Druckbereich  zu  verfolgen.  Es  zeigte  sich  hier- 
bei, dass  im  ganzen  Bereiche  von  Atmosphärendruck  his  zu  0,oi  cm  Queck- 
silberdruck abwärts  eine  einheitliche  Beschreibung  der  in  Rede 
stehenden  Erscheinung  möglich  ist,  worüber  im  Nachfolgenden  be- 
richtet wird.  Es  wird  sich  dabei  zeigen,  dass  eine  von  Herrn  A.  Wüllner**) 
beobachtete  Form  der  Ruhmkortfentladung,  sowie  eine  von  Herrn  A.  Righi***) 
eingehend  untersuchte  stark  verlangsamte  Eutladungsart  grosser  Leydener 
Batterien  (von  ihm  „Kugelfunken“  genannt)  mit  der  von  mir  behandelten 
geschichteten  Entladung  identisch  sind,  nur  beschränken  sich  die  Unter- 
suchungen von  Herrn  Wüllner  und  Herrn  Righi  auf  Drucke  zwischen  6 
und  1 cm.  Die  nähere  Beschreibung  der  Lichterscheinungen  im  Uebergangs- 
gebiete  zwischen  Kugelfunken  und  der  bekannten  gewöhnlichen  geschich- 
teten Entladung  (in  Geisslerröhren  bei  niedrigstem  Drucke)  wird  ergeben, 
dass  in  demselben  Rohre  bei  gleichem  Drucke  je  nach  der 
Stromstärke  beide  schichtenbildenden  Entladungsarten  auf- 
treten  können. 

Bei  der  bedeutenden  Veränderlichkeit  der  Schichtenstellung  je  nach 
der  Stromstärke  ist  sowohl  die  Ruhmkorff-  als  auch  die  (durch  Widerstände 
im  Schliessungskreise  stark  verlangsamte)  Batterieentladung  zur  Unter- 
suchung der  Schichtung  wenig  geeignet,  da  bei  beiden  die  Stromstärke 
während  jeder  einzelnen  Entladung  variirt.  Ich  habe  daher  in  vorliegender 
Notiz  von  diesen  Hilfsmitteln  abgesehen  und  einfach  den  directen  Strom 


*)  M.  Toepler,  Wied.  Ann.  6.%  1897,  p.  109. 

**)  A Wllllner,  Fogg.  Ann.  .Inbelhand  1874,  p.  32. 

•••)  A.  liiglii,  Lnm.  Electr.  42,  1891,  p.  501  n.  (i04;  Mcm.  Acend.  Bol.  189.5,  p.  446. 


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einer  60  plattigen  Toepler'schen  Maschine  benutzt*).  Der  Maschinenstrom 
ist  bei  Einschaltung  grosser  Flüssigkeitswiderstäude  als  nahe  constant  zu 
betrachten;  auch  ist  seine  mittlere  Intensität,  wie  bekannt,  innerhalb  recht 
weiter  Grenzen  unabhängig  von  der  Spannungsdifferenz  der  Maschinen- 
pole, er  bot  also  für  meinen  Zweck  ganz  besonders  günstige  Verhält- 
nisse. 

Die  Art  des  entstehenden  Entladungsvorganges  in  einer  im  Stromkreise 
befindlichen  Funkenstrecke  hängt  ausser  von  der  mittleren  Stromstärke 
vor  Allem  ab  von  der  Grösse  und  Anordnung  eingeschalteter  Widerstände, 
der  Schlagweite,  dem  Drucke  der  Luft  im  Schlagraume  und  der  Tempe- 
ratur in  letzterem.  Die  Entladung  kann  dem  zeitlichen  Verlaufe  nach 
ausgesprochen  discontinuirlich,  nahe  continuirlich  oder,  soweit  zu  er- 
kennen, continuirlich  sein**);  eine  scharfe  Grenze  zwischen  diesen  Eiit- 
ladungsarten  gieht  es  freilich  nicht  In  vorliegender  Arbeit  wird  nun  fast 
ausschliesslich  die  Schichtenbildung  bei  nahe  continuirlicher  Entladung 
(Dauerentladuug)  behandelt  werden;  als  nahe  continuirlich  glaube 
ich  die  untersuchte  Art  von  elektrischen  Lichtbogen,  abgesehen  von  anderen 
Gründen,  deshalb  bezeichnen  zu  dürfen,  weil  sie,  wie  man  im  rotircnden 
Spiegel  erkennt,  zumeist  zwar  aus  einer  zeitlich  mehr  oder  minder 
zusammengedrängten  Reihe  von  Partialentladungen  bestand,  zwischen 
denen  jedoch  der  Lichtbogen  nie  ganz  erlosch  (vergl.  z.  B.  Phot  17). 
Seine  Intensität  schwankte  nur  zwischen  mehr  oder  minder  einander  an 
Lichtstärke  nalie  kommenden  Leuchtmaximis  und  Minimis  ***). 

Herr  0.  Lehmann  unterscheidet  bekanntlich f)  vier  Tj’pen  der  (leuch- 
tenden) Entladung  durch  Gase,  Glimm-,  Büschel-,  Streifen-  und  Funken- 
entladung. Will  man  eine  Zuordnung  vornehmen,  so  hätte  man  die 
geschichtete  Dauerentladung  (nahe  continuirliche  Entladung) 
und  demnach  auch  die  Uighi’schen  Kugelfunken  als  specielle 
Fälle  der  Büschelentladung  aufzufassen;  man  würde  sie  dann 
zweckmässigerweise  als  „Büschellichtboigen“  z u bezeichnen  haben. 
Ich  halte  es  jedoch  für  möglich,  dass  bei  eingehenderem  Studium  die 
nahe  continuirliche  Entladungsfonn  den  Weg  zu  einer  einheitlichen 
Beschreibung  aller  Entladungsformen  durch  Luft  zeigen  wird. 

Um  eine  klare  und  richtige  Auffassung  der  Lichterscheinungen  zu 
erleichtern,  glaubte  ich,  soweit  es  möglich  war,  besonderes  Gewicht  auf 
eine  Ergänzung  dos  Textes  und  seiner  Figuren  durch  photographische 
Darstellungen  legen  zu  müssen.  Ich  habe  deshalb  von  meinen  mehr  als 
400  Einzelaufnahmen  der  Entladungen  die  am  meisten  charakteristischen 
auf  der  beigegebenen  Tafel  No.  I mitgethcilt  Ein  V'erzeichniss  der  Photo- 
gramme mit  Angaben  über  zugehörige  Einzelheiten  findet  sich  am  Schlüsse 

*)  Nnr  wo  die  .Stromstärke  der  benutzten  Maschine  nicht  voll  ansreicht,  habe  ich 
ganz  vorübergehend  zur  langsamen  Batterieentladung  gegriflVn. 

**)  Ob  es  im  strengsten  Sinne  continuirliche  Entladung  selbst  dim-h  verdünnte 
Oase  Überhaupt  gieht,  ist  bekanntlich  noch  immer  zweifelhalt. 

**•)  .Schaltet  man  in  den  Schliessungskreis  einer  grös.seren  Influenzmaschine  hinter- 
einander ein  üeisslerrohr  und  eine  Punkenstrecke,  so  erhält  man  in  erstcrem  keine 
.Schichtenbildung,  solange  in  der  Funkenstrecke  der  Maschinenstrom  in  F’orm  einer  Reihe 
zeitlich  getrennter  Einzeltünken  übergeht  (vergl.  E.  Wiedemann,  W'ied.  Ann.  20,  18S3, 
p.  760).  Schichtung  im  Geis.sleiTohre  trat  aber  in  der  Regel  mit  dem  Augenblicke  ein, 
in  dem  in  der  Eunkenstrecke  an  Stelle  der  Einzelfnnken  nahe  continiürlicbe  Entladung 
zur  Ausbildung  kam;  dies  n'qhtfertigt  gleichfalls  die  Bezeichnung  .nahe  continuirlich“. 

f)  i).  Lehmann,  Wied.  Ann.  U,  1860,  p.  687;  22,  1884,  p.  305. 


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der  Abhandlung.  Es  sei  jedoch  schon  hier  vorausbemerkt,  dass  die  Photo- 
gramme 1 bis  16,  23  bis  31  und  36  bis  45  Lichterscheinungen  wiedergeben, 
M'elche  bei  constautem  Drucke  und  constanter  Stromstärke  beliebig 
lange  (stundenlang)  nahe  ungeändert  dauernd  die  gleichen  bleiben. 
Die  Photographien  1 bis  11  zeigen  derartige  Dauererscheinungen  in 
freier  Luft,  desgleichen  12  bis  16  in  Glasröhren  bei  Atmosphärendruck, 
23  bis  31  bei  etwa  5 cm  Druck,  36  bis  45  schliesslich  bei  niedrigsten 
Drucken  unter  0,03  cm).  Die  Photogramme  17  bis  21  geben  geschichtete 
Batterieentladungen  in  freier  Luft  wieder. 

Die  Lichterscbeinungen  in  unmittelbarer  Nähe  der  Kathode  sind  bei 
höheren  Drucken  wegen  ihrer  geringen  räumlichen  Ausdehnung  nur  auf 
Üriginal-Photogrammen  klar  zu  unterscheiden*).  Es  sei  daher  schon  hier 
ein  für  alle  Mal  bemerkt,  dass  bei  nahe  continuirlicher  Entladung  (ganz 
wie  bei  den  bekannten  Lichterscheinungen  in  Geisslerröhren)  bei  allen 
Drucken  an  der  Kathode  auftreten: 

der  dunkele  (Goldstein’s)  Kathodenraum, 

das  helle  Kathodenlicht, 

der  Trennungsraum**)  (Faraday’s  Dunkelraum), 

auf  letzteren  folgten  dann  die  übrigen  Lichter,  deren  Beschreibung  Auf- 
gabe der  vorliegenden  Arbeit  sein  wird. 

I.  Nahe  continnirliche  Entladung  (Büschellichtbogen)  ln  freier  Luft 

Im  Vergleiche  zu  den  Lichterscheinungen  in  sehr  verdünnten  Räumen 
erscheint  die  geschichtete  Entladung  in  freier  Luft  als  ein  räumlich  sehr 
zusammengedrängtes  Gebilde.  Besonders  der  interessanteste  Tbcil,  das 
Eunkengebiet  in  der  Nähe  des  negativen  Poles,  ist  so  zusammengeschrumpft, 
dass  eine  genaue  Beobachtung  desselben  schwer  ist.  Wir  denken  uns  da- 
her die  für  die  Beobachtung  günstigste  Versuchsanordnung  hergestellt: 
negativer  Maschinenpol,  metallische  Leitung,  negative  Polspitze  — Eunken- 
strecke  mit  Halbleiter  (Basaltplatte)***)  — positive  Polspitze,  metallische 
Leitung,  positiver  Maschinenpol. 

1.  MetaUspitse  Kathode  — Halbleiter  Anode. 

Liegt  der  Halbleiter  an  der  positiven  Metallspitze  an,  so  beobachtet 
man,  solange  der  Schlagraum  zwischen  ihm  und  der  negativen  Polspitze 
klein  ist,  bei  wachsender  Stromstärke  Folgendes: 

Bei  geringer  Stromstärke  tritt  an  der  Metall- Kathode  zunächst  der 
bekannte  negative  Büschel  auf,  bestehend  aus  hellster  weissvioletter  Aus- 


•)  Von  den  Reprodnetionen  auf  Taf.  I lässt  Phot.  21  manche  Details  recht  gnt 
erkennen. 

••)  Diese  Bezeichnungen  sind  von  E.  Wiedemann  eingefühlt;  vergl.  Wied.  Ann. 
20,  18«3,  p.  7.57. 

*•*)  Die  Vorzüge  speciell  des  Basaltes  bestehen  darin,  dass  in  ihm  ein  gegen 
Zerstörung  widerstandsfähiges,  leitendes  .5Iaterial  (Magnetit)  in  kleinsten  Tlieilen  gleich- 
mHssig  vertheilt  ist,  während  in  dem  sonst  auch  recht  geeigneten  Schiefer  die  Kohle- 
theilcnen  rasch  verbrennen.  Auch  zwischen  Metallkathode  und  einer  Alkoholoberfläche 
als  Anoile  erhielt  ich  schön  geschichtete  Kugelfunken.  Selbst  vorgeschaltete  (Jcissler- 
rohre  können  die  Ausbildung  geschichteter  nahe  continuirlicher  Entladung  in  freien 
Luftstrecken  begünstigen. 


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trittsfläche  (dem  hellen  Kathodenlichte)  und  dem  von  ihm 
durch  einen  verwaschenen  dunklen  Trenuungsraum  geschie- 
, denen  Büschel  (Fig.  1).  Aus  der  Mitte  des  Letzteren  wächst 
‘ bei  gesteigerter  Stromintensität  eine  rosa  gefärbte  Licht- 
spitze heraus  (Fig.  2),  welche  bei  weiter  vermehrter  Strom- 
stärke nach  dem  Halbleiter  zu  sich  verlängert.  Die  Ober- 
tiäche  des  Halbleiters,  d.  h.  die  Anode,  zeigt  unterdessen 
+ folgende  Lichteiitwickelung.  Aus  einer  violetten  Lichthaut 
(Phot.  1)  wächst  ein  violetter  Lichtpilz*)  heraus  (Fig.  3).  Trifft 
bei  grösserer  Stroiniutensität  der  positive  LichtpUz  mit  der 
negativen  Lichtspitze  zusammen,  so  weicht  er  ihr  aus 
-t-  (Fig.  4 und  Phot.  2).  Diese  Deformation,  sowie  die  Rotation, 
welche  der  deformirte  Lichtpilz  bei  weiter  vermehrter 
Stromstärke  um  die  negative  Lichtspitze  zuweilen  aus- 
führt (Fig.  5 und  Phot.  3)  dürfte  durch  den  von  der  nega- 
tiven  Polspitze  ausgehenden  heissen  Luftstrom  veranlasst 
werden.  Schbesslich  verschmelzen  die  beiden  Theile  der 
Lichterscbeinung  (Fig.  6 sowie  Phot.  4 und  5);  hierbei 
wird,  soviel  sich  erkennen  Hess**),  die  Lichtspitze  zur 
_|_  ersten  Schicht,  d.  h.  zum  zweiten  Lichte  (das  helle  Kathoden- 
licht als  erstes  gezählt),  der  Lichtpilz  zur  zweiten  Schicht, 
d.  h.  zum  dritten  Lichte.  Der  Abstand  des  dritten  Lichtes 


von  der  Kathode  nimmt  mit  weiter  gesteigerter  Strom- 

I stärke  erst  rasch,  dann  langsamer  alJ  (Phot.  6,  7 und  8 

zeigt  dies  bei  grösserer  Schlagweite***);  hierbei  ändert 
sich  auch  die  Färbung  der  einzelnen  Dauerfunkeutheile  in  der  Weise,  dass 
die  Lichts])itze  (resp.  erste  Schicht)  ziegelrot  he,  der  Lichtpilz  (resp. 
zweite  Schicht)  dagegen  karminrothe  Färbung  annimmtf). 

Der  geschilderte  allmähliche  Uebergang  aus  BUschelentladung  in 
die  nahe  continuirliche  Hess  sich  nur  bei  der  hier  angegebenen  Versuchs- 
anordnung und  nur  bei  kleinen  Schlagweiten  (unter  0,5  cm)  beobachten. 
Im  Allgemeinen  tritt  bei  successiver  Stromvermenrung  zunächst  ein  Funkeu- 
strom  an  die  Stelle  der  Büschelentladung  und  erst  bei  wesentHch  höherer 
Stroniintensität  geht  die  zeitlich  discontinuirliche  Funkenfolge  in  Dauer- 
entladung über.  Letztere  erscheint  dann  sogleich  in  dem  der  Poldistanz 
und  Stromstärke  entsprechenden  Entwickclungsstadium  (Phot.  9 zeigt  ver- 
grössert  dieses  SUdiuru  für  2 cm  Schlagweite).  Die  längsten  Dauer- 
funken, die  ich  erhalten  konnte,  waren  ca.  8 cm  lang  (Phot  10  zeigt 
verkleinert  Dauerentladung  bei  5 cm  Scblagweite,  ver^l.  auch  Phot.  11). 
Die  Lichtgestalt  langer  Funken  difl'erirt  von  der  kurzer  nur  insofern,  als  zu 


*)  Der  obere  Theil  des  Pilzes  kann  sich  bei  constant  erhaltenem  Strome  von 
dem  Stiele  ablösen  ntid  nach  der  Kathode  zu  in  Bewegung  setzen,  wobei  er  rasch  ver- 
blasst; das  neu  entstehende  Pilzende  kann  dies  wiederholen  u.  s.  f.  (Vergl.  hierzu 
Abschnitt  8 und  Fig.  18.) 

••)  Dieser  Uebergang  bedarf  noch  eingehenderer  Untersnehnng;  wahrscheinlich 
liegen  genau  genommen  die  Verhältnisse  nicht  immer  ganz  so  einfach,  wie  hier  ge- 
schildert ist. 

♦♦•)  Ueber  die  Abhängigkeit  des  Kathodenabstandes  des  zweiten  Lichtes  von 
der  Stromstärke  vergl.  das  Ende  des  sechsten  Abschnittes. 

t)  Besonders  deutlich  tritt  dieser  Unterschied  der  Färbung  bei  niedrigeren  Gas- 
drücken hervor.  Man  kann  diese  Färbung  als  typisch  für  Luft  (bei  mittleren  Strom- 
stärken) auschen.  Vergl.  such  0.  Lehmann,  Zciuchr.  f.  phys.  Chemie,  XVIII,  p.  104. 


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der  ersten  karminrothen  Schicht  noch  weitere  hinzutreten,  einfache  Wieder- 
holungen der  ersten.  Es  erscheint  mir  daher  zweckmässig,  die  Schichten- 
zählung nicht  mit  dem  oben  als  ziegelroth  (in  Luft)  gekennzeichneten 
Lichte  zu  beginnen,  sondern  mit  der  ersten  karminrothen  Schicht 

Die  vollständige  Lichtgestalt  der  Dauerentladung  zerfällt  also  in: 
[Metallkathode]  helles  weissviolettes  Kathodenlicht  mit  Trennungsraum 
— zweites  (ziegelrothes)  Licht  — drittes,  karminrothes  Licht,  eventuell  in 
eine  Anzahl  karminrother  Schichten  zerfallend  — Änodeudonkelraum  — 
zahlreiche  aequivalente*)  positive  Gliinmlichtpunkte  [Halbleiter], 

Für  die  Schichtung  des  karminrothen  Lichtes  gilt  nun: 

Die  Schichten  haften  an  der  Kathode;  (genauer  in  Hinsicht 
auf  Abschnitt  4 und  7:  Die  Schichten  des  negativen  Antheiles 
haften  an  der  Kathode;  bei  Schlagweitenvergrösserung  treten 
mehr  und  mehr  neue  Schichten  aus  der  ausgezeichneten  Stelle 
resp.  dem  dunklen  Anodenraume  hervor,  und  umgekehrt  ver- 
schwinden sie  daselbst  bei  Schlagweitenverkleinerung). 

Mit  wachsender  Stromstärke  verringert  sich  sowohl  der 
Abstand  der  ersten  (karminrothen)  Schicht  von  der  Kathode,  als 
auch  der  gegenseitige  Schichtenabstand;  bei  constauter  Schlagweite 
treten  demnach  zu  den  schon  vorhandenen  neue  Schichten  aus  der  Anode 
(genauer:  aus  der  ausgezeichneten  Stelle  resp.  dem  Anodendunkelraume) 
hervor. 

Die  Schichten  sind  wahrscheinlich  völlig  aequidistant,  wenn 
die  Entladungsbahn  gleich  breit,  d.  h.  die  Stromdichte  auf  derselben  die 
gleiche  bleibt**). 

Die  Schichten  wenden  in  freier  Luft  der  Kathode  stets  die  abgekugelte, 
der  Anode  die  zugespitzte  Seite  zu  (vergl.  Phot.  B bis  11  sowie  19;  Phot.  12 
bis  16,  Schichten  in  Glasröhren  zeigend,  gehören  nicht  hierher). 

Während  der  Dauerentladung  herrscht  in  der  Nähe  der  Funkenbahn 
eine  starke  Luftbewegung  von  der  Kathodenspitze  nach  dem  Halbleiter 
hin.  Mit  dem  bekannten  Schlierenapparate  meines  Vaters  erkennt  man, 
dass  sich  an  die  Kathodenspitze  ein  Kegel  heisser  Luft  ansetzt,  dessen 
Spitze  das  helle  Kathodenlicht  ist.  In  der  Nähe  der  Kegelachse  befindet 
sich  der  Dauerfunken,  d.  h.  der  leuchtende  Theil  des  gesummten  Entladungs- 
vorganges. Bei  Anwendung  momentaner  Beleuchtung  konnte  ich  mit  dem 
Schlierenapparate  erkennen,  dass  in  den  leuchtenden  Dauerfunken- 
tbeilen  (karminrothen  Schichten)  eine  höhere  Temperatur 
herrscht  als  in  den  dunklen  Zwischenräumen***). 

Im  langsam  rotirenden  Spiegel  erscheint  der  Dauerfunken  meist  als  mattes 
Lichtband,  welches  von  hellen  Partialentladungen  durchsetzt  ist  (vergl.  die 
Einleitung).  Man  bemerkt  nun  folgende  auffallende  Thatsache.  Die  Bilder 
der  Partialentladungen  stehen  um  so  schiefer  im  Lichtbande,  je  rascher  der 
Spiegel  rotirt;  der  Sinn  der  Neigung  hängt  vom  Sinne  der  Spiegel- 


*)  „Aeqoivalent“  in  dem  Sinne,  als  sie  zusammen  eine  einzige  ansgedehntere 
Olimmlläcbe  ersetzen. 

♦*)  Da  bei  (iegenOberstellung  von  Metallspitze  und  Halbleiter  die  Strombahn  sich 
nach  dem  Halbleiter  zu  öffnet  und  somit  die  Stromdichte  abnimmt,  so  drängen  sich  die 
Schichten  meist  nach  der  Metallspitze  zu  etwas  zusammen.  Siehe  Pliot.  17,  18,  19,  20. 
(Dies  gilt  sowohl,  wenn  letztere  Kathode  als  auch,  wenn  sic  Anode  ist). 

***)  Die  Temperatur  im  Dauerfunken  ist  nicht  unerheblich;  Siegellack  schmilzt  und 
entzündet  sich  au  ihm  wie  in  einem  Kerzenlichte,  dünne  Glasfäden  werden  geschmolzen. 


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tlrehung  ab.  Dies  scheint  darauf  hinzuweisen*),  dass  das  Aufleuchten 
der  einzelnen  Schichten  jeder  Partialentladung  nicht  gleichzei- 
tig, sondern  (von  der  Kathode  ausgehend)  nach  einander  erfolgt 

2.  Motallspitze  Anode  — Halbleiter  Kathode. 

War  die  Metallspitze  Anode,  lag  also  der  Halbleiter  an  der 
negativen  Metallspitze  an,  so  änderte  sich  der  Charakter  der  Licht- 
erscheinungen nur  insofern,  als  es  nicht  möglich  war,  auch  bei  schwachen 
Strömen  Üauerentladungen  zu  erhalten.  Vielmehr  trat  bei  allmählicher 
Stromstärkenvermehrung  selbst  bei  kleinen  Polabständen  der  Daucrfunkeu 
plötzlich  in  voller  Ausbildung  an  die  Stelle  der  discontinuirlichen  Funken- 
folge. Figuren  7,  8 und  9 geben  verschiedene  Formen  der  discontinuir- 
lichen Entladung,  Figuren  10,  11  und  12  der  Dauerentladung.  Letztere 
zeigt  auch  hier  von  der  Kalliode  (Halbleiter)  ausgehend  den  Trennungs- 
raum, einen  ziegelrothen  (paraboloidischen)  Lichtstumpf  (oder  auch  mehrere, 
aequivalente,  in  einander  zusaminentliessende)  und  das  karminrothe  Licht. 

Hemerkenswerth  fürdas  Verständniss  der  Analogien  der 
Lichterscheiuungen  in  freier  Luft  und  in  gasverdünnten 
lläumen  ist  es,  dass,  wie  Fig.  11  andeutet,  manchmal 
vor  dem  karminrothen  Lichtkolben  nach  der  Kathode 
zu  noch  ein  ziegelrothes  Lichtwölkchen  erscheint; 
zuweilen  ist  dieses  auch  mit  dem  ziegelrothen  Licht- 
paraboloide  durch  eine  lichtschwache  Brücke  ver- 
bunden (Fig.  12).  Das  ziegelrothe  Licht  kann  also  in 
zwei  lichtstärkste  Theile,  einen  am  Trennungsraume 
und  einen  zweiten  am  karminrothen  Liebte  zerfallen. 

Bei  Verlängerung  der  Funken  gilt  hier  dasselbe 
wie  oben;  es  treten  auf  der  Funkenbahn  Wieder- 
holungen der  ersten  karminrothen  Schicht  auf.  Diese 
Schiehten  haften  bei  Schlagweiten  vergrös- 
serung  an  der  Anode,  oder  vielmehr  mit  Hinweis 
auf  Abschnitt  7 au  der  ausgezeichneten  Stelle, 
welche  sich  hier  stets  nahe  am  Halbleiter  ausbildete. 

Die  Lichterscheinungen  der  Dauerentladung 
unterscheiden  sich  also  nicht  wesentlich,  wenn  der 
Halbleiter  Kathode  oder  wenn  er  Anode  ist. 

Natürlich  kann  man  aiich  zwischen  zwei 
Halbleitern  geschichtete  Dauerentladung  erhalten. 

Für  die  richtige  Auffassung  der  zeitlich  disconti- 
nuirlichen Entladung  ist  noch  hervorzubeben,  dass 
sich  das  karminrothe  Licht  offenbar  schon  bei 
dieser  angedeutet  findet  in  dem  Stiele  des  bekannten  positiven 
Lichtpinsels  (siehe  Figuren  7 bis  9**). 

*)  Leider  wird  die  Deutung  von  Beobachtungen  im  rotirenden  Spiegel  ausser  durch 
hiliifige  Unregelmässigkeiten  auch  dadurch  erschwert,  da.ss  auch  hei  grösserer  Schlagweite 
die  Dauerfunkenbahn  oft  rotirt,  und  zwar  beschreibt  sic  hierbei  einen  Kegelmantel,  dessen 
Spitze  in  dem  hellen  Kathodenlichte  liegt.  Der  Einliuss  der  Luftbewegung  infolge  der 
Spicgeldrehiing  war  leicht  (durch  eine  zwlschengcschobene  Glasplatte)  anszuschliesscn. 

'*)  Die  Eärbung  des  hellen  Stieles  in  Fig.  7— i)  ist  karminroth  bis  violettroth,  des 
lichtschwächeren  Tbeiles  violcttblau  bis  blau.  Eine  der  Fig.  9 gleichende  Entladungs- 
fomi  (gewundene,  halb  roth  und  blau  gefärbte  Liehtfäden)  tritt  bei  niederen  Drucken 
häutig  auf  , vergl.  Abschnitt  9 und  l’hotogr.  23  und  iA. 


Fig.  7-9. 


+ 


+ 


+ 


Fig.  10—13. 

-I — 


-f 


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9 


3.  Halbleiter  mitten  im  Scblagraume. 

Steht  ein  plattenformiger  Halbleiter  frei  mitten  zwischen  zwei 
gleichbeschaffenen  Metallpolen,  so  dass  links  und  rechts  je  ein 
Zwischenraum  bleibt,  so  bilden  sich  natürlich  zwei  Funken  aus,  deren 
einer  Metall  als  Kathode,  Halbleiterplatte  als  Anode  hat,  der  andere  um- 
gekehrt Nur  bei  Anwendung  sehr  starker  Ströme  erhielt  ich  hier  ausnahms- 
weise beiderseits  Dauerfunken.  Diese  zeigen  dann  das  Aussehen  wie 
Fig.  6 und  10  combinirt  Die  Entladung  erfolgt  also  in  diesem  Falle  voll- 
ständigster Ausbildung  nach  dem  Schema:  [Metallkathode]  helles  Kathoden- 
licht mit  Trennungsraum,  — zweites  (ziegelrothes)  Licht  — drittes  eventuell 
geschichtetes  (karminrothes)  Licht,  — Anodendunkelraum,  — zahlreiche 
aequivalente  Änodenglimmstellen  [Halbleiter]  zahlreiche  aequivalente  helle 
Katbodenlichter  mit  zugehörigen  Treuuungsräumen  — zu  einem  zusammen- 
lliessende  aequivalente  zweite  (ziegelrothe)  Lichter,  — drittes,  karmin- 
rothes, eventuell  geschichtetes  Licht  — Anodenglimmen  [Metallanode]. 

In  der  Hegel  erhält  man  jedoch  nach  der  Seite  der  Metallkathode 
bei  Weitem  leichter  Dauerentladung  als  auf  der  anderen  Seite,  auf  letzte- 
rer tritt  meist  discontinuirliche  Entladung  auf;  wir  haben  daher  meist 
etwa  Fig.  8 mit  Fig.  6 combinirt*).  Hieraus  erklärt  es  sich,  dass  der 
Anblick  des  positiven  und  negativen  Antheiles  meist  sehr  verschieden  ist 
(Vergl.  Fig.  1,  2 und  3 meiner  Eingangs  citirten  Arbeit  in  Wied.  Ann.) 

4.  Haften  der  Sobiohten  an  den  Elektroden. 

Der  Satz,  dass  alle  Schichten  an  einer  Elektrode  haften,  hat  nur  als 
Grenzfall  volle  Giltigkeit.  Bei  Dauerfunken  zwischen  Metallelektroden 
tritt  dagegen  in  der  Regel  der  Fall  ein,  dass  ein  Theil  der  Schichten  an 
der  Kathode,  ein  andrer  jedoch  bis  zu  einem  gewissen  Grade  an  der 
Anode  haftet**).  Aber  auch  bei  Anwendung  eines  Halbleiters  als  Anode 
kann  man  derartige  Entladungen  erhalten.  Bei  Phot.  11  war  z.  B.  die 
Versuchsanordnung  folgende:  positiver  Maschinenpol,  grosser  Wasserwider- 
stand, Metallspitze,  2 cm  starke  Basaltplatte,  — Funkenstrecke  — Messing- 
polspitze, negativer  MaschinenpoL  Um  die  successive  Entwickelung  der 
Lichterscheinungen  bei  geänderter  Schlagweite  in  einem  Bilde  zu  erhalten, 
wurde  die  Kathodenspitze  während  der  Aufnahme  continuirlich  zurück- 
gezogen, und  zugleich  die  photographische  Platte  langsam  senkrecht  zur 
Funkenrichtung  verschoben.  Das  so  entstandene  merkwürdige  Photo- 
gramra  11  zeigt,  dass  hierin  der  That  nicht  alle  Schichten  sich  mit  der 
bewegten  Kathode  verschoben  haben. 

Da,  wie  Eingangs  erwähnt,  die  mittlere  Stromstärke  (bei  gleichmässigem 
Gange  der  Maschine)  unabhängig  von  der  Schlagweite  ist,  so  zeigt  Phot.  11, 
dass  für  die- an  der  Kathode  haftenden  Schichten  der  Satz  gilt:  Der  Ab- 
stand der  Schichten  von  der  Kathode  ist,  bei  gleichbleibender 
Stromstärke,  unabhängig  von  der  Schlagweite  des  Dauerfunkens. 

P'ür  die  Beurtheilung  des  Wesens  der  Schichtenbildung  ist  die  That- 


*)  Dieser  Unterschied  steht  im  Einklänge  mit  den  Versiichsergebnissen  von  G.  Wiede- 
mann und  Hilhlmann  über  da.s  verschiedene  Ausströmen  positiver  und  negativer  Elektri- 
zität. Vergl.  Wied.,  Elektr.,  Bd.  IV,  S.  462.  1885. 

*•)  Es  ist  dies  wahrscheinlich  eine  analoge  Erscheinung,  wie  sie  bei  Entladung  in 
einzelnen  Funken  in  der  Kegel  eintritt,  nämlich  der  Zerlall  jedes  Funkens  in  einen 
positiven  und  einen  negativen  Antheil;  vergl.  hierzu  Abschn.  7. 


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10 


Sache  von  hoher  Wichtigkeit,  dass  (wie  Phot.  11  dreimal  wiederholt  er- 
kennen lässt)  zwei  Schichten  ohne  Weiteres  ganz  allmählich  aus 
einer  entstehen  oder  umgekehrt  verschmelzen  können*).  Dies 
deutet  darauf  hin,  dass  die  Schichten  keineswegs  als  eine  Art 
stehender  Schwingungen  aufzufassen  sind.  Auf  weitere  Erechein- 
ungen,  die  in  demselben  Sinne  sprechen,  werden  wir  hei  der  Lcuchtmassen- 
bildung  in  gasverdünntcn  Räumen  stosseu. 

6.  Entladung  in  Olasrohren. 

Ganz  besonders  schön  ausgehildet  waren  die  Lichterscheinungen, 
manchmal  bei  Dauerentladung  in  engen  (mit  der  freien  Luft  communi- 
cirenden)  Glasröhren.  Phot.  12  bis  lü  zeigen  die  hier  auftretende  Gestalt 
und  Ausbildung  der  einzelnen  Lichter  in  einem  5 mm  w'eiten  Glasrohre 
bei  etwa  5 cm  Distanz  der  Metallpolspitzen,  wenn  in  den  Schliessungskreis 
ein  grosser  Basalt-  oder  Alkoholwideretand  eingeschaltet  war.  Hier  nahmen 
die  karminrothen  Schichten  schon  ganz  das  Aussehen  an,  welches  sie,  wie 
wir  sehen  werden,  auch  in  Glasröhren  bei  nur  geringem  Luftdrucke  zeigen 
(vergl..  hierzu  z.  B.  Phot.  29  bis  31). 

Die  Photogramme  12  bis  16  sind  aufgenommen  bei  je  etwas  vermehrter 
Stromstärke;  die  Erscheinung  beginnt  (Phot.  12)  mit  zeitlich  getrennt  das 
ganze  Rohr  erfüllenden  Lichterscheinungen,  welche  beim  Anwachsen  der 
Stromstärke  in  geschichtete  Danereutladung  (Phot.  13  bis  16)  übergeht.  Ein 
V'ergleich  der  Phot,  13,  14  und  15  lässt  die  allmähliche  Umwandlung 
einer  Schicht  in  zwei  durch  Stromstärkenvermehrung  erkennen 
(ganz  analog  wie  oben  bei  Phot.  11  durch  Schlagweitenvergrüsserung). 

Das  Glasrohr  erwärmte  sich  beim  Stromdurchgange  jedesmal  in  kurzer 
Zeit  so  sehr,  dass  bald  die  ganze  Entladung  weiterhin  durch  das  leitend 
gewordene  Glas  erfolgte. 

Fig.  13  zeigt  in  schematischer  Zeichnung  die  Lichtentwickelung  in 

Fig.  13. 

K ^ ~~  A 

flb|  C|  Cg  Cg 

Glasröhren  bei  Atmosphärendruck;  es  folgen  nach  einander: 

(nach  Goldstein’s  Dunkelraum  zunächst) 

a = helles  Kathodenlicht, 

(dann  Trennungsraum,  hierauf) 

b,  = erstes  Lichtinaximura  des  zweiten  ziegelrothen  Lichtes, 

(lichtschwaches  Gebiet) 

bj  = zweites  Maximum  des  zweiten,  ziegelrothen  Lichtes, 

c, ,  Cj  und  Cj  drei  Schichten  des  dritten,  karminrothen  Lichtes. 

Fig.  13  kann  als  typisch  betrachtet  werden  für  die  nahe  continuir- 

liche  Entladung  in  Glasröhren  (auch  bei  niedrigeren  Drucken)**). 


*)  Bemerkenswerth  ist  auch,  lia.ss  ein  zur  Erde  abgeleiteter  Draht  (abgesehen  von 
einer  Atilenkuug  der  Fniikenl)shn)  in  der  Umgebung  seines  dem  Dauerfunken  auf  etwa 
0,05  cm  genäherten  freien  Endes  eine  dunkle  Stelle  in  der  Funkenbahn  erzeugt,  ohne 
den  Dauerfunken  zu  zerstören ; auf  diese  Weise  läs.st  sich  z.  B.  eine  Schicht  des  Dauer- 
funkens während  der  Drahtaiinäliernng  in  zwei  Hälften  zertheilcn. 

••)  Zu  berücksichtigen  ist  freilich,  dass  diese  Lichtge.stalt  sich  etwas  ändert,  je 
nach  der  specicllen  Lage  der  ausgezeichneten  Stelle  in  ihr  (vergl.  Abschnitt  7 und  12). 


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11 


6.  Verlangsamte  Batterieentladving. 

Unter  den  zeitlich  discontinuirlichen  Entladungen  in  einzelnen  Funken 
steht  der  nahe  continuirlichen  wohl  am  nächsten  die  (in  der  1.  c.  von  mir 
angegebenen  Weise)  stark  verlangsamte  Entladung  grosser  Leyde- 
ner Batterien.  Jede  derartige  Entladung  besteht  (ähnlich  dem  kurzen 
Iluhmkorfffunken)  aus  einem  die  Entladung  einleitenden  Initialfunken  und 
dem  darauf  folgenden  nahe  continuirlichen  langsamen  Ahdiessen  der  Elek- 
tricität  mit  rasch  abnehmender  Stromintensität  in  der  sogenannten  Aureole; 
schliesslich  erlischt  der  langsame  Funken  und  nach  einiger  Zeit  setzt  eine 
neue  Entladung  mit  einem  neuen  Initialfunken  ein.  Die  Abnahme  der 
Stromintensität  während  jeder  langsamen  Entladung  erklärt  es,  dass  die 
zu  Beginn  derselben  dicht  gedrängten  Schichten  während  jeder  Entladung 
mehr  oder  minder  auseinander-,  von  der  Kathode  abrücken.  Phot.  17 
zeigt  derartige  stark  verlangsamte  Batterieentladungen  (Metallkathode, 
Basaltanode),  Phot.  18  eine  weniger  verlangsamte  (zwischen  Metallelektro- 
den*). 

Ist  bei  kleineren  Schlagweiten  die  Stromzuführung  hinreichend  ergiebig, 
um  Dauerentladung  zu  geben,  so  kann  auch  die  Batterieentladung  nur  der 
Dauerentladung  die  Strombahn  öffnen;  für  letztere  dient  die  Batterie 
weiterhin**)  nur  noch  als  stromregulirendes  Sammelbecken.  Phot.  19  zeigt 
einen  solchen  Uebergang  einer  langsamen  Batterieentladung  in  Dauer- 
entladung; zugleich  erkennt  man  hier  besonders  deutlich  die  Auflösung 
der  Entladung  in  geschichtete  Partialfunken. 

Als  eine  dritte  Form  langsamer  Batterieentladungon  kann  man  schliess- 
lich diejenigen  auffassen,  bei  denen  unter  sehr  grosser  Rückstandsbildung 
die  Reihe  der  Partialentladungen  ahbricht,  noch  ehe  die  mittlere 
Stromstärke  der  Entladung  wesentlich  abgenommen  hat,  d.  h.  ehe  sich 
die  Schichtenstellung  im  Schlagraumc  geändert  hatte.  Nur  solche  nach 
Kurzem  abbrechende  Entladungen  können  natürlich  auf  photographischen 
Platten,  die  während  der  Aufnahme  ruhten,  Photogramme  mit  klarer 
Schichtung  hervorrufen  (vergl.  Phot.  20). 

Trotz  der  Inconstanz  der  Stromstärke  langsamer  Batterieentladungen, 
wird  man  letztere  für  das  Studium  der  geschichteten  Entladung  zunächst 
kaum  ganz  entbehren  können,  da  die  in  ihnen  auftretenden  (hohen 
Spannungen  und  zugleich)  grossen  Stromstärken  auf  anderem  Wege  nur 
sehr  schwer  zu  erreichen  sind.  So  konnte  ich  nur  an  langsamen  Batterie- 
entladungen (vergl.  Phot.  21,  eine  Vergrösserung  des  betreffenden  Theiles 
einer  langsamen  Batterieentladung  nach  Art  von  Phot.  17)  constatiren,  dass 
sich  das  lichtschwache  ziegelrothe  Licht  mit  abnehmender 
Stromstärke  der  Kathode  resp.  dem  hellen  Kathodenlichte  nähert, 
während  (wie  im  ersten  Abschnitte  schon  angegeben)  die  karminrothen 
Schichten  sich  gleichzeitig  von  der  Kathode  entfernen. 


•)  Bei  Phot.  17, 18,  19  und  21  war  die  photographische  Platte  während  der  Aufnahme 
gleichmäasig  schnell  (je  circa  1 cm  pro  Seennde)  bewegt  worden;  bei  Phot.  20  ruhte  die 
Platte  während  der  Aufnahme.  .\uf  Phot.  18  und  21  erkennt  mau  deutlich  den  Initial- 
funken.  Derselbe  besteht,  soweit  meine  Phutogramme  erkennen  la.s.sen,  aus  dem  hellen 
Kathüdenlichte,  dem  (sehr  verwaschenen)  Trennungsraum  und  einer  in  der  Kegel  mige- 
schichteten  Lichtsänle.  In  Phot.  21  Uegt  die  Kathode  unten,  sonst  links. 

**)  Nattlrlii-h  ist  stets  gleichmässiger  Gang  der  stromgebenden  Maschine  während 
der  Versuche  vorausgesetzt. 


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12 


7.  Metallelektroden  ohne  Halbleiter;  ausgezeiohnete  Stelle*)  der 

Entladung. 

Stehen  sich  zwei  Metallelektroden  in  grösserer  Entfernung  als  Kathode 
und  Anode  gegenüber,  so  bildet  sich  hei  genügender  Potentialdifferenz 
auf  ersterer  der  bekannte  negative  Büschel,  auf  letzterer  der  in  der  Regel 
gestielte  positive  Lichtpinsel. 

In  ihnen  lassen  sich  meist  nur  folgende  Lichttheile  der  Dauerentladung 
wiedererkennen:  [Metallkathode]  helles  Kathodenlicht  mit  Trennuugsraum 
— zweites,  hier  meist  violett,  nicht  ziegelroth  gefärbtes  Licht  — . . . . 
[Luftschicht  ohne  Licht]  ....  — drittes  (karminrothes)  Licht,  d.  h.  Stiel 
des  positiven  Pinsels  — Anodenglimmen  [Metallanodej. 

Bei  dem  Nähern  der  Elektroden  bleibt  (Widerstände  im 
Schliessungskreise  vorausgesetzt)  das  dunkle  Luftstück,  welches 
gcwissermassen  die  Rolle  eines  Halbleiters  (einer  gasförmigen  Zwischen- 
elektrode) in  der  Funkenbahn  spielt,  auch  hei  nahestehenden  Elektroden 
erhalten.  Jeder  einzelne  verlangsamte  Funken  resp.  der  Dauerfunken 
zerfällt  deutlich  in  zwei  Theile,  in  einen  negativen  und  in  einen  positiven 
Antheil  (vergleichbar  dem  negativen  und  dem  positiven  Büschel);  der 
erhöhten  Stromdichte  entsprechend,  ist  hier  jedoch  die  Ausbildung  der 
Lichter  eine  vollkommenere.  Man  erkennt  jetzt: 


pietallkathode] 

helles  Kathodenlicht  mit  Trennungsraom  ...» 

zweites  (ziegelrothes)  Licht InegativerFunkenantheil, 

drittes  (karminrothes)  Licht  resp.  seine  Sclüchten  ) 

schmale  dunkle  Luftschicht  (ausgezeichnete  Dunkelstelle), 

drittes  (karminrothes)  Licht,  weist  ungeschichtet  | 

[Metallanode]. 

Folgen  eine  Reihe  verlangsamter  Einzelentladungen  rasch  hinter  ein- 
ander, oder  geht  der  Funkenstrom  in  Dauerentladung  über,  so  kann  die 
sich  ausl)ildende,  heftige,  von  den  Elektroden  ahgewandte  Bewegung 
erhitzter  Luft  einen  wesentlichen  Einfluss  auf  die  Gestalt  der  F'unken- 
bahn,  sjjeciell  auch  auf  Lage  und  Ausbildung  der  ausgezeichneten  Dunkel- 
steile  zwischen  positivem  und  negativem  Antheile  haben.  Dies  lässt 

sich  durch  folgendes  Experiment  zeigen. 
Zwei  Metallspitzen  seien  einander  bei  a 
— — ■ , und  c (Fig.  14)  gegenübergestellt.  Die  Ent- 

' V.  fernungen  ah,  bc,  cd,  da,  seien  je  ca.  2 cm, 

dann  geht  der  Funkenstrom  (resp.  der 
Dauerfunken)  von  a über  b nach  c.  Der 
negative  Antheil  reicht  von  c bis  b,  der 
positive  von  a bis  b.  Bei  b liegt  die  aus- 
gezeichnete Dunkelstelle  zwischen  dem  posi- 
tiven und  negativen  Antheile,  wohl  zu 
unterscheiden  von  dem  bei  c angedeuteten 
dunklen  (Goldstein’schen)  Kathodeninum 
und  dem  gleichfalls  bei  c angegebenen 
Trennungsraum  (dem  Faraday’schen  Dunkel- 
raume  zwischen  Kathoden  und  Anodenlicht 





\ 


*)  Vergi.  Wiedemaun,  Elektr.  IV,  §§816,  861,  868  und  1012. 


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13 


in  hochverdünnten  Geisslerrohren).  Hierbei  kann  jeder  der  beiden  Antheile 
für  sich  mehr  oder  minder  klar  geschichtet  sein,  ln  der  Verlängerung 
von  ab  und  cb  kann  man  je  einen  warmen  Luftstrom  fühlen  (welcher 
z.  B.  im  Stande  ist,  bis  auf  ca.  2 cm  von  b entfernt  Wachs  zu  schmelzen*). 
Am  bezeichnendsten  ist  aber  folgende  Erscheinung.  Bewegt  man  die 
Kathode  c parallel  sich  selbst  langsam  nach  d hin,  so  verschiebt  sich 
auch  mit  ihr  der  negative  Antheil  cb  parallel  sich  selbst,  während  der 
positive  Antheil  successive  kürzer  und  kürzer  wird.  Schliesslich  ver- 
schwindet letzterer  ganz,  wenn  die  Kathode  die  Stelle  d erreicht  bat;  von 
d nach  a findet  jetzt  geradlinig  Entladung  nur  negativen  Charakters 
statt.  Gerade"  umgekehrt  verschwindet  der  negative  Antheil,  wenn  die 
Kathode  von  c nach  b hin,  oder  die  Anode  von  a nach  d hin  sich  selbst 
parallel  verschoben  werden.  Stehen  sich  die  Elektroden  direkt  gegen- 
über, sind  also  die  Gebläse  unter  180“  gegeneinander  gerichtet,  so  liegt 
die  ausgezeichnete  Stelle  bald  hier  bald  dort  auf  der  Funkenbahn,  meist 
bekanntlich  näher  der  Kathode  als  der  Anode.  Mit  dem  Schlierenapparate 
erkennt  man,  dass  auch  hier  die  ausgezeichnete  Dunkelstelle  stets 
dort  liegt,  wo  die  beiden  warmen  Luftströmungen  aufeinander 
treffen.  Hierdurch  erst  gewinnen  wir  volles  Verständniss  der  in  den 
vorigen  Abschnitten  geschilderten  Lichtgestalten  bei  nahe  continuirlicher 
Entladung  unter  Anwendung  von  Ilalbleiterelektroden. 

Eine  spitze  Metallelektrode  begünstigt  mechanisch  und  elektrisch  die 
Ausbildung  des  zugehörigen  Gebläses,  eine  plattenförmige  Ilalbleiter- 
elektrode  erschwert  sie. 

Dies  giebt  uns  einen  Anhalt,  wo  wir  in  den  behandelten  Lichter- 
scheinungen die  ausgezeichnete  Stelle  zu  suchen  haben. 

Fehlt  das  positive  Gebläse  ganz,  so  erkennen  wir  die  ausgezeichnete 
Stelle  wieder  in  dem  in  diesem  Falle  meist  zu  beobachtenden  auffallend 
ausgedehnten  Anodendunkelraume  zwischen  Anodenglimmen  und 
den  karminrothen  Schichten  des  negativen  Autheiles.  Das  Anodenglimmen 
ist  der  letzte  Rest  des  unterdrückten  positiven  Antheiles  (vergl.  Phot.  17, 
19,  20  und  21). 

Fehlt  das  negative  Gebläse  ganz,  so  finden  wir  die  ausgezeichnete 
Stelle  meist  als  einen  ausgedehnten  Dunkelraura  wieder,  welche  zwischen 
der  letzten  karminrothen  Schicht  des  positiven  Antheiles  und  dem  ziegel- 
rothen  Lichte  des  negativen  liegt;  von  letzterem  bleibt  also  nur  die  helle 
Austrittsfläche  und  das  ziegelrothe  Licht  erhalten  (vergl.  Fig.  10).  Häufig 
freilich  ist  in  diesem  Falle  die  ausgezeichnete  Stelle  nur  wenig  markirt, 
wie  bei  Fig.  11  und  12. 

Oft  verschmelzen  auch  die  Lichter  beider  Antheile  continuirlich  in 
einander**),  wobei  jedoch  die  ausgezeichnete  Stelle  nur  scheinbar  ver- 
schwindet. Ihr  Vorhandensein  und  ihre  Lage  ist  dann  nur  indirect 
z.  B.  aus  dem  Verhalten  der  Lichttheile  bei  Aenderung  der  Schlagweite 
(wie  in  Phot.  11  Abschn.  4)  oder  der  Strorasstärke  (wie  in  Phot.  13  bis  16 
Abschn.  5)  zu  erkennen;  auch  der  Schlierenapparat  kann  hier  gute  Dienste 
leisten. 


*)  Besonders  bequem  und  deutlich  lassen  sich  die  beiden  Luftstriime  (des  positiven 
und  des  negativen  Funkenantheiles)  natürlich  mit  dem  Sehliereuapiiunite  beobachten. 

*•)  Hierher  gehört  n,  A.  Fig.  5 und  6 sowie  Phot.  4 bis  mit  10;  in  Fig.  3 und  4 
sowie  in  Phot.  2 und  3 gehörte  der  Liuhtpilz  sicher  zum  positiven  Antheile,  die  wenig 
markirte  ausgezeichnete  Stelle  liegt  hier  zwischen  ihm  und  dem  ziegelrothen  Lichte. 


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14 


Das  letzte  Beispiel  und  vor  Allem  das  Auftreten  der  ausgezeichneten 
Stelle  auch  in  luftverdiinnten  Bäumen  (wo  von  heftigen  Luftströmungen 
kaum  die  Rede  sein  kann,  vergl.  Abschn.  12)  zeigt,  dass  zwar  in  freier  Luft 
die  Lage  der  ausgezeichneten  Stelle  durch  Luftströmungen  beeinflusst 
wird,  dass  jedoch  elektrische  Vorgänge  ihre  Ausbildung  veranlassen. 

Die  ausgezeichnete  Stelle  zwischen  negativem  und  positivem  Antheile  ist 
vielfach  untersucht  worden.  Sie  lässt  sich  bekanntlich  sogar  bei  immer 
weniger  verlangsamten  Entladungen  beobachten,  bis  weit  in  den  Be- 
reich nichtoscillirender  Funkenentladung  hinein.  Es  liegt  demnach 
nahe,  das  oben  angegebene  Schema  der  Lichterfolge  auch  hier  als  das  zu 
Gninde  liegende  anzuselien,  wenn  auch  die  Lichterscheinuhg,  wohl  infolge 
ihrer  Helligkeit,  keine  Unterschiede  mehr  auf  der  Funkenbahn  zeigt,  und 
solche  nur  noch  an  den  verschiedenen  Wärme  Wirkungen  längs  derselben 
(z.  B.  mittels  des  Schlierenapparates)*)  nachweisbar  sind.  Selbstverständlich 
kann  man  jedoch  bei  dem  hervorragend  mitbestimmenden  Einflüsse  von 
Zufälligkeiten  auf  die  Funkenbildung  bei  dieser  bis  ins  Einzelne  gehende 
Regelmässigkeit  nicht  erwarten. 

Ganz  besonders  deutlich  lässt  sich  bekanntlich  die  ausgezeichnete 
Stelle  oft  in  den  Russspuren  erkennen,  welche  Funken,  längs  berusster 
Glasplatten  entlang  schlagend,  hinterlassen*).  Nach  Beobachtungen  meines 
Vaters  kann  man  sogar  das  Auftreten  eines  augenförmigen  Russgebildes 
an  der  ausgezeichneten  Stelle  als  Kriterium  dafür  betrachten,  dass  die 
Russspuren  gebende  Entladung  soeben  nicht  mehr  oscillircnd,  sondern 
gleichgerichtet  (jedoch  noch  ohne  Partialfunkenbildung)  erfolgte;  Phot.  22 
zeigt  in  natürlicher  Grösse  das  Bild  einer  derartigen  Russspur  mit  aus- 
gezeichneter Stelle.  Die  Unzulänglichkeit  unserer  Kenntniss  über  das 
Wesen  der  ausgezeichneten  Stelle  und  über  den  Einfluss  ihrer  Lage  in 
der  Funkenbahn  auf  die  Lichterscheinung  der  elektrischen  Entladung  ist 
sicher  das  llaupthinderniss,  welches  uns  noch  immer  von  einer  einheitlichen 
Auffassungsweise  der  letzteren  (und  zwar  nicht  nur  bei  höheren  Drucken) 
fernhält. 

n.  Nahe  continuirliche  Entladnng  (Bascheilichtbogen)  in 
verdünnter  Luft. 

Mit  abnehmendem  Drucke  nimmt  die  Längendimension  der  Lichter 
rasch  zu,  und  nur  in  langen  Rohren  lassen  sich  infolge  dessen  bei  niederen 
Drucken  alle  Lichter  vollkommen  ausgebildet  erhalten. 

Da  in  dem  Druckbereiche  von  76  cm  bis  ca.  5 cm  hinunter,  soviel 
ich  beobachten  konnte,  der  Charakter  der  Lichterscheinungen  sich  in  regel- 
mässiger Weise  stetig  ändert,  so  genügt  es,  für  die  vorliegende  qualitative 
Untersuchung  die  Ausbildung  der  Lichter  zu  schildern,  wie  wir  sie  bei 
Drucken  um  5 cm  wiederfinden.  Erst  bei  weiter  abnehmendem  Drucke 
treten  dann  wesentliche  Complicationen  ein. 

Um  mich  möglichst  davor  zu  schützen,  auf  Nebenerscheinungen  Ge- 
wicht zu  legen,  welche  nur  von  dem  Einflüsse  der  Rohrwand  herrühren, 
habe  ich  die  Entladung  in  verschieden  weiten  Rohren  beobachtet.  Freilich 
konnte  ich  in  weiten  Rohren  manche  der  erwarteten  Erscheinungen  bei 
Dauerentladuug  selbst  mit  der  benutzten  öOplattigen  Toepler’schen 
Maschine  nur  schwer  oder  überhaupt  nicht  erhalten. 


*)  A.  Toepler,  Wien.  AcaU.  Anz.  1874,  Nr.  1,4,  p.  lOö;  Pogg.  Ann.  134,  p.  191. 


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15 


8.  Bohr  A. 

In  einen  15  cm  weiten  60  cm  hoben  Glascylinder  (Fig.  15)  führte  von 
oben  durch  eine  1 cm  starke  Glasplatte  ein  Messingstab  (umhüllt  von 
einer  den  Elektricitätsaustritt  verhindernden  Glasröhre),  dessen  Ende_  eine 
Messingkugel  trug.  Den  Luftabschluss  unten  bewirkte  eine  2 cm  starke 
Schieferplatte.  Eine  gut  functionirende  Wasserstrahlpumpe  hielt  den 
Innenraum  constant  auf  dem  Maximum  der  von  ihr  geleisteten  Verdünn- 
ung (ca.  3 cm). 

Die  höchst  mannigfachen  Lichterscheinungen,  welche  man  hier  beobach- 
ten kann,  sind  Vergrösserungen  der  entsprechenden  bei  Atinosphärendruck. 

Speciell  die  bei  nahe  continuirlichem  Stromdurchgange  auftretenden 
Entladungsforinen  sind  denen  in  freier  Luft  (z.  B.  Fig.  3)  ganz  ähnlich, 
^ergl.  Fig.  16 — 19  in  ’/g  natürlicher  Grösse  und  Fig.  20  in  '/j  natürlicher 
Grösse.) 


Ist  die  Schieferplatte  Anode  und  steht  ihr  die  negative  Messingpol- 
kugel auf  ca.  5 cm  nahe,  so  erscheint  eine  ca.  1 qcm  grosse  Fläche  der 
Schieferplatte  von  hellen  violetten  Glimralichtpunkten  bedeckt,  üeber 
diesen  schwebt,  wenn  der  mittlere  Strom  1/3000  Amp.  überschritt,  eine 


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16 


sehr  lichtschwache  ziegelrothe  Lichtmasse.  Wird  die  Polkugel  auf  15  cm 
Abstand  zurückgezogen  (vergl.  Fig.  16),  so  erhebt  sich  über  der  Schiefer- 
platte eine  ca.  1 cm  breite  kamiinrothe  Lichtsäule  mit  karminrothem  End- 
knoten; letzterer  ist  von  einem  schwachen,  ziegelrotheu  Lichte  umhüllt. 
Wird  der  negative  Pol  bis  ca.  40  cm  von  der  Schieferplatte  entfernt 
(Fig.  17  und  18),  so  erhebt  sieb  die  positive  kamiinrothe  Lichtsäule  etwa 
10  cm  hoch  mit  ca.  2 cm  dickem  Endknoten.  Bei  starkem  Strome  bewegt 
sich  letzterer  langsam  auf  und  nieder  und  kann  sich  auch  von  der  Lichtsäule 
ganz  loslösen  (Fig.  17),  ja  bei  weiter  vermehrter,  con  sta  nt  e r mittlerer  Strom- 
stärke stösst  diese  Lichtsäule  successive  eine  Reihe  gleicher  Lichtkugeln  von 
sich,  welche  langsam  nach  oben  der  Kathode  zuschweben*,)  hierbei  jedoch 
je  immer  lichtschwächer  werden,  bis  sie  ganz  verschwinden,  wenn  sie  etwa 
die  Hälfte  des  Weges  zum  negativen  Pole  zurückgelegt  haben  (Fig.  18). 
Diese  Erscheinung  vollzieht  sich  innerhalb  eines  sehr  lichtschwachen,  ziegel- 
rothen  Lichteylinders. 

Die  Lichterscheinungen  am  negativen  Pole  sind  bekannt;  sie  bestehen 
aus  hellem  Kathodenlichte  mit  Trennungsraume  und  dem  ziegelrothen 
Lichtparaboloide;  diese  Lichter  waren  zusammen  etwa  0,ö  cm  lang. 

Ist  der  Schiefer  Kathode  (Fig.  19),  so  erhebt  sich  über  einer  grossen 
Zahl  aequivalenter  violetter  Lichtpunkte  (dem  hellen  Kathodenlichte)  eine 
bis  zu  6 cm  hohe,  1 cm  breite  ziegelrothe  Lichtsäule  von  paraboloidischer 
Begrenzung  (Fig.  19).  Unter  Umständen  bildet  sich  auch  über  jeder  ein- 
zelnen hellen  Kathodenschicht  je  das  zugehörige  ziegelrothe  Theilparaboloid 
aus  (Fig.  20);  diese  Paraboloide  convergiren  dann  nach  einem  gemeinsamen 
lichtlosen  Mittelpunkte  und  es  gewährt  einen  eigenartigen  Anblick,  wie 
sich  alle  bei  zufälliger  Lagenänderung  des  lichtlosen  Centrums  gemein- 
sam hin-  und  herneigen;  diese  Erscheinung  beweist,  dass  auch  die  unsicht- 
bare, lichtlose  Entladung  zwischen  den  Lichtem  an  den  Elektroden  nur 
auf  verhältnissmässig  schmaler  Bahn  erfolgt. 

Aus  der  (Metall-)  Anode  wuchs  hier  das  nur  ca.  1 cm  lange  karmin- 
rothe  Anodenlicht  keulenartig  heraus  (Fig.  19);  an  das  knotige  Ende  setzte 
sich  auch  hier  eine  sehr  lichtschwache  ziegelrothe  Lichtsäule  an. 

Der  ausgedehnte  Dunkelraum  zwischen  den  Lichtern  än  der  Kathode 
und  denen  an  der  Anode  entspricht  offenbar  der  ausgezeichneten  Stelle 
des  siebenten  Abschnittes. 

Zu  voller  Ausbildung  der  Lichterscheinungen  reichte  der  Maschinen- 
stroin  nicht  aus ; mit  grossen  Batterien  konnte  ich,  wie  zu  erwarten,  auch 
hier  ganz  wie  in  freier  Luft  langsame  Entladungen  mit  mehreren  (je  etwa 
5 cm  langen  und  0,5  cm  breiten)  karminrothen  Schichten  erhalten. 


9.  Rohr  B. 

Als  ich  . bei  Drucken  um  2 cm  an  Stelle  des  16  cm  weiten  Rohres 
ein  solches  von  3 cm  Weite  und  82,8  cm  Abstand  der  beiden  Kupfer- 
polspitzon  benutzte,  erhielt  ich  den  oben  beschriebenen  ähnliche  Licht- 
erscheinungen. Diese  bildeten  sich  meist  in  der  Achse  des  Rohres  aus 
und  füllten  den  Querschnitt  desselben  noch  an  keiner  Stelle. 

*)  Derartige  bei  coustanter  Stromstärke  wandernde  Leuchtkugeln  konnte  ich  hei 
Atinosphärendruck  nur  ganz  ausnahmsweise  (vergl.  Anmerkung  zu  Ahschn.  1)  heobachten; 
hier  waren  sie  oft  und  leicht  zu  erhalten. 


Cicru^lc 


17 


Die  Photogramme  23  bis  27,  aiifgenommen  bei  immer  grösseren  aber 
je  constanten  mittleren  Stromstärken  (und  je  6 Secunden  Belichtung), 
zeigen  die  zu  besprechenden  Lichterscheinuugen. 

Auf  das  helle  Kathodenlicht  mit  Dunkelraum  folgt  auch  hier  das  erste 
Lichtmaximum  des  zweiten,  ziegelrothen  Lichtes,  diese  Lichter  sind  jedoch 
auf  den  Photogrammen  wegen  ihrer  geringen  räumlichen  Ausdehnung  nicht 
von  einander  zu  unterscheiden*).  Nach  dem  ausgedehnten  lichtschwachen 
Theile  des  ziegelrothen  Lichtes  lolgt  dann,  als  lange  ziegelrothe  Lichtsäule, 
dessen  zweites  Lichtmaximum. 

Als  auffallendster  Lichttheil  folgte  schliesslich  das  hier  sehr  helle 
dritte,  karminrothe  Licht.  Charakteristisch  war  auch  hier  für  dieses  Licht 
sein  pilzartiges,  der  Kathode  zugekehrtes  Ende.  Photogramm  28  zeigt  das 
Grenzgebiet  zwischen  ziegelrothem  und  karminrothem  Lichte  nochmals, 
jedoch  nur  mit  1 Sec.  Belichtung,  um  den  bedeutenden  Helligkeitsunter- 
schied beider  Lichttheile  deutlich  zu  machen. 

Vorübergehend  konnte  ich  auch  schon  in  diesem  Rohre  einen  Zerfall 
des  karminrothen  Lichtes  in  (drei)  ruhende,  klare  Schichten  — Leucht- 
massen, Lichtwolken  — erhalten. 

Die  Photogramme  23  bis  28  zeigen  aber  auch  folgende  interessante 
Thatsache;  man  sieht,  dass  das  karminrothe  Licht  schon  bei  ausgesprochen 
zeitlich  discontinuirlichen  Entladungen,  auf  Funkenbahnen,  welche  sonst  von 
einer  Schichtung  noch  keine  Spur  zeigen  (vergl.  Phot.  23  und  24),  deutlich 
zu  erkennen  ist.  In  all  den  Fällen,  in  denen  in  gasverdünnten  Räumen  die 
discontinuirliche  Entladung  aus  Lichtfäden  besteht,  die  je  aus  einem  blauen 
Theile  nach  der  Kathode  zu  und  einem  röthlichen,  violettrothen  oder 
karminrothen  nach  der  Anode  hin  bestehen,  müssen  wir  in  dieser  Zwei- 
theilung einen  Ansatz  zur  Ausbildung  des  zweiten  und  dritten  Lichtes 
erkennen,  mit  der  angegebenen,  den  veränderten  Verhältnissen  ent- 
sprechenden Farbentönung.  Der  rothe  Theil  der  Lichtfäden  in  (engen) 
Glasröhren  und  niederen  Drucken  entspricht  hiernach  und  nach  den 
Bemerkungen  in  Abschn.  2 dem  Stiele  des  positiven  Büschels  in  freier 
Luft**). 

10.  Bohr  C. 

Bei  constanter  Stromstärke  absolut  ruhende  Schichten  des  dritten 
karminrothen  Lichtes  (Righi’sche  Leuch tmassen  — „masse  luminose“) 
erhielt  ich  im  Druckbereiche  um  5 cm  mit  den  verfügbaren  Stromiutensi- 
täten  erst  in  einem  noch  etwas  engeren  Rohre  als  dem  ira  vorigen  Ab- 
schnitte benutzten. 

In  dem  hier  verwendeten  2,3  cm  (ira  Lichten)  weiten  Rohre  standen 
sich  im  Abstande  von  61,5  cm  als  Elektroden  zwei  Aluminiumscheiben 

*)  Das  erste  Lichtmaiinuini  des  ziegelrothen  Lichtes  zeigte  hier  oft  einen  eigen- 
thilmlichen  Zerfall  in  dichtgedrlngtc  Schichten,  Untcrahtheilungen.  jp- 

Stromvennehrung  begünstigte  diese  seenndäre  Schichtung,  welche 
sich  am  hellsten  und  deutlichsten  nach  dem  Trennungsrauin  zu  aus- 
bildete.  Fig.  ZI  zeigt  (vergriissert)  diese  Krscheinung.  An  der 
Metallkathodp  K liegt  zunächst  das  helle  KathiMlenlieht,  in  etwas 
grösserer  Entfernung  folgt  das  in  Rede  stehende  geschichtete  ziegel- 
rothe Licht.  Der  Abstand  der  ersten  Schicht  des  letzteren  von  der  Kathode  nahm 
zu  mit  zunehmender  Strom.stärke. 

*•)  Die  karminrothe  Lichtsäulc  zeigt  die  Tendenz  spiraliger  Anordnung  mit  conti- 
nnirlicher  Rotation  (auf  welche  hier  nicht  eingegangen  werden  soll),  man  sieht  sic  in 
Phot.  23  bis  27  angedeutet. 

« 


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18 


gegenüber,  den  Rohrquerschnitt  fast  vollständig  ausfullend.  Um  auch 
schon  hei  schwachem  Strome  und  höheren  Drucken  nahe  continuirliche 
Entladung  zu  erhalten,  war  auch  hier  der  Kathode  ein  (kleiner)  Flüssigkeits- 
Widerstand  vorgeschaltet. 

Bei  Drucken  oberhalb  5,5  cm  wurde  das  Rohr,  wenn  überhaupt,  nur 
von  zeitlich  getrennten  (discontinuirlichen)  Funkenentladungen  durchsetzt. 
Bei  einem  Drucke  von  5,3  cm  und  schwachem  Strome  war  die  Entladung 
auch  noch  discontinuirlich;  jeder  Funken  bestand  (ganz  wie  im  vorigen 
Abschnitte  behandelt)  aus  einer  blauen  Hälfte  nach  der  Kathode  zu  und 
einer  rothen  Änodenhälfte.  Bei  Stroravermehrung  erschienen  dann  die 
analogen  Lichterscheinungen  wie  Phot  23  bis  27,  nur  waren  sie  hier  licht- 
schwächer und  unvollkommen  ausgebildet''). 

Wurde  (nach  Erreichung  des  Stadiums,  welches  Phot.  27  entsprach) 
die  Stromstärke  weiter  vermehrt,  so  schnürte  sich  der  der  Kathode  nächste 
Theil  des  karminrothen  Lichtes  ab  und  bildete  eine  bei  constantem  Strome 
absolut  ruhende  Schicht,  eine  Righi’sche  Leuchtmasse.  Zugleich  zerfiel 
der  übrige  Theil  des  karminrothen  Lichtes  in  eine  Reihe  von  Leucht- 
massen; letztere  ruhten  aber  bei  constantem  Strome  keineswegs,  vielmehr 
stiess  die  Anode  beständig  Leuchtmassen  von  sich,  welche,  nach  der  Ka- 
thode zu  eilend,  in  dem  Augenblicke  erloschen,  wo  sie  die  erste,  ruhende 
Leuchtmasse  erreichten. 

War  der  Strom  weiter  verstärkt  worden,  so  bildete  sich  zwischen  der 
ersten  ruhenden  Leuchtmasse  und  der  Anode  eine  zweite,  gleichfalls  ruhende 
Leuchtmasse  aus.  Die  von  der  Anode  aus  wandernden  Massen  erloschen 
jetzt  beim  Erreichen  der  zweiten  ruhenden  Leuclitmasse. 

Dieser  Process  wiederholte  sich  bei  abermaliger  passender  Stroraver- 
mehrung; eine  dritte  Leuchtmasse  wurde  fest,  sodass  schliesslich  das 
61,5  cm  lange  Rohr  bei  constantem  Strome  drei  (oder  mehr)  beliebig  lange, 
absolut  ruhig  stehende  Leuchtmassen  zeigte  (vergl.  Phot.  31  **). 

Ging,  nachdem  sich  die  drei  ruhenden  Schichten  gebildet  hatten, 
längere  Zeit  ein  constanter,  möglichst  starker  Strom  durch  das  Rohr,  so 
wurden,  offenbar  im  Zusammenhänge  mit  den  Temperaturverhältnissen, 
die  ruhenden  Leuchtmassen  immer  stabilere  Gebilde.  Wurde  jetzt  die 
Stromstärke  successive  geändert,  so  erschienen  wandernde  Schichten  nur 
vorübergehend.  Es  galten  jetzt  folgende  Sätze: 

Die  ruhenden  Lcuchtmassen  sind  nahe  aequidistanL 

Die  Leuchtintensität  der  Leuchtmassen  ist  bei  den  von  der 
Kathode  fernsten  am  geringsten  (vergl.  Phot.  30  und  31). 

Mit  zunehmender  Stromstärke  nimmt  sowohl  der  Abstand 
der  ersten  ruhenden  Leuchtmasse  von  der  Kathode,  als  auch 
der  Abstand  je  zweier  ruhender  Leuchtmassen  von  einander  ab. 
Mit  abnehmender  Stromstärke  verschwand  daher  eine  Leuchtmasse  nach 
der  anderen  in  der  Anode;  im  Schlagraum  bilden  sich  nur  so  viel  ruhende 
Leuchtraassen  aus,  als  der  Stromstärke  entsprechend  zwischen  Anode  und 
Kathode  Platz  haben. 

Es  sind  das  dieselben  Sätze,  die,  wie  nachgewiesen  wurde,  auch  für 
die  Schichteubildung  in  freier  Luft  Geltung  haben. 


•)  Besonders  lichtschwach  war  hier  meist  der  zweite  Theil  des  ziegelrothen  Lichtes. 
•*)  Wurde  das  Kohr  C in  geeigneter  AV>ise  vorgewärmt,  ao  erfolgte  in  ihm  auch 
schon  hei  Lntcken  von  9 cm  und  mehr  die  Bildung  ruhender  Leuchtma.s.sen. 


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19 


Phot.  29,  30  und  31  (aufgenonimen  mit  je  6 Secunden  Beleuchtungs- 
dauer) zeigen  für  5,3  cm  Druck  geschichtete  Entladung  (Kugelfunken)  mit 
ruhenden  Leuchtmassen  bei  je  constantem  Strome  und  zwar  Phot.  29 
bei  kleinster  (ca.  1/2000  Amp.),  Phot  30  bei  grösserer  und  Phot  31  bei 
grösster  (ca.  1600  Amp.)  Stromstärke. 

Das  zweite  Lichtmaximum  des  ziegelrothen  Lichtes  war  im  benutzten 
Rohre  meist  sehr  lichtschwach*),  das  erste  dagegen  sehr  deutlich; 
dieses  entfernt  sich  (ebenso  wie  bei  Atmosphärendruck,  vergl.  Abschn.  6) 
mit  wachsender  Stromstärke  von  der  Kathode.  Auch  das  helle 
Kathodenlicht  mit  Trennungsraum  war  scharf  ausgebildet**). 

11.  Nahe  oontinuirliohe  Entlsdxmg  (Büsohelliohtbogen)  und  ‘ 
Blghi’sohe  KugelfUnhen. 

Die  Lichterscheinungen  der  untersuchten  Entladungsart  zeigen  also 
vom  Atmosphärendruck  bis  zu  5 cm  herab  genau  die  gleichen  charak- 
teristischen Gestaltseigenthümlichkeiten  und  die  gleiche  Anordnung  der 
Lichter,  zeigen  auch  qualitativ  die  gleiche  Abhängigkeit  von  der  Strom- 
stärke. 

Ueber  die  hier  von  mir  behandelte  Eutladungsart  liegen  meines 
Wissens  bisher  nur  zwei  eingehendere  Untersuchungen  vor,  nämlich  die 
schon  Eingangs  erwähnten***)  von  A.  Wüllner  und  A.  Righi,  beide  für  den 
Druckbereich  um  5 cm.  Dass  die  von  mir  behandelte  „nahe  continuirliche“ 
Entladungsart  (Dauerfunken,  Büschellichtbogen)  mit  der  von  genannten 
Beobachtern  untersuchten,  von  A.  Righi  als  „Kugelfunken“  bezeichneten, 
identisch  ist,  lehrt  ohne  Weiteres  ein  Vergleich  meiner  Phot.  29,  30  und 
31  mit  den  von  Righi  mitgetheilten  Abbildungen. 

Bei  der  hier  untersuchten  geschichteten  Entladungsart  (Righi’schen 
Kugelfunken)  mit  Leuchtmassen  erfolgt  der  Elektricitätsfluss  zwischen  den 
Elektroden  oflfenbar  streckenweise  fast  lichtlos  auf  breiter,  streckenweise 
mit  Lichtentwickelung  auf  enger  Bahnt).  Diese  Bahnverengerung  kann 
sehr  weit  gehen,  und  man  hat  wahrscheinlich  jede  Lcuchtmasse  aufzufassen 
als  einen  Funken  zwischen  lichtlosen  Räumen,  Gaselektroden  ff).  Die 
Leuchtmässenbildung  besteht  also  in  einem  Zerfalle  des  Gesammtfunkens 
in  mehr  oder  minder  ausgedehnte  Theilfunken  (gewissermassen  unter  Ein- 
fügung gasförmiger  Zwischenelektroden  ftt)-  Hieraus  erklärt  sich  unge- 


•)  Daher  ist  auch  auf  Phot.  29  l)is  81  die  ziegelrothe  Lichtsänle  nicht  zu  sehen. 
Es  sei  gleich  hier  voransgreifend  bemerkt,  dass,  wohl  aus  demselben  Grunde,  auch  auf 
den  Phot ogrammen  von  Righi  die  ziegelrothe  Lichtsänle  fast  ausnahmslos  fehlt; 
dagegen  findet  sie  sich  deutlich  wiedergegehen  auf  der  Zeichnung  von  Wüllner, 
1.  c.  Taf.  I,  Fig.  4. 

**)  Wegen  ihrer  Kleinheit  ist  die  Lichterfolge  an  der  Kathode  auf  den  Phot.  29 
bis  31  nicht  klar  zu  unterscheiden. 

••*)  Vergl.  die  Litteraturangabe  in  der  Einleitung.  Zur  nahe  continuirlichen  Ent- 
ladungsart gehören  auch  die  Entladungsformen,  welche  0.  I.ehmaim,  Zeitschr.  f.  phjs. 
Chemie  18,  107,  1895  beschreibt;  jedoch  war  hierbei  die  Schlagweite  zu  klein  im  Ver- 
hältnisse zu  dem  geringen  Drucke  und  zu  der  grossen  Rohrweite,  als  dass  sich  Leucht- 
massen hätten  bilden  können;  dagegen  ist  bei  diesen  Formen  die  ausgezeichnete  Stelle 
gut  zu  erkennen. 

f)  Die  Glasfluorescenz  um  die  Orte  des  Lenchtens  in  der  Rohrachse  täuscht  leicht 
bei  erster  Betrachtung. 

fi)  Die  elektrische  Ladung  der  tilaswand  ist  bei  engen  Rohren  ebenfalls  zu  be- 
rücksichtigen. 

ttt)  VergL  die  ähnliche  Deutung  von  Righi,  Lura.  EL  42,  1891,  [i.  618. 


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20 


zwungen  die  Möglichkeit  des  leichten  Verschmelzens  zweier  Schichten 
(vergl.  Abschnitt  4),  sowie  die  Mehrzahl  der  Erscheinungen,  welche  im 
folgenden  Abschnitte  behandelt  werden  sollen.  Um  speciell  das  Wandern 
der  Schichten  mit  oder  gegen  den  elektrischen  Strom  zu  erklären,  braucht 
man  nur  anzunehmen,  dass  durch  die  Leuchtmassen  um  ein  Geringes 
weniger  resp.  mehr  Elektricität  in  der  Zeiteinheit  fliesst  als  durch  die 
dunklen  Zwischenräume. 

12.  Qegeneinander  wandernde  IieuohtmaBsen. 

In  den  vorangegangenen  Abschnitten  sind  wir  fast  ausschliesslich  Licht- 
erscheinuugen  begegnet,  deren  Theile  ihre  Lage  im  Schlagraume  bei  con- 
stanter  Stromstärke  und  constantem  Drucke  constant  heibebalten.  Ganz 
anderen  Verhältnissen  begegnete  ich  jedoch  (bei  dem  zuletzt  benutzten 
llohre  C)  in  dem  Druckbereiche  zwischen  4,6  cm  und  0,8  cm.  Sank  der 
Druck  nämlich  unter  4,6  cm,  so  wurde  mehr  und  mehr  der  Zustand  im 
Rohrinnern  labil  in  Bezug  auf  das  Entstehen  von  Leuchtmassen.  Zur 
Ausbildung  ruhender  Leuchtmassen  kam  es  hier  überhaupt  nicht  mehri 
oder  nur  ganz  vorübergehend. 

Zunächst,  bei  Drucken  um  4 cm,  bildete  das  zweite  Lichtmaxiraum 
des  ziegelrotheu  Lichtes  wie  bei  höherem  Drucke  noch  eine  zusammen- 
hängende lange  Lichtsäule*).  Die  bei  constanter  Stromstärke  rasch 
wandernden  Schichten  des  karminrothen  Lichtes  Hessen  sich  aber  nicht 
mehr  durch  Stromvermehrung  fest  machen**);  sie  erloschen  auch  hier, 
sobald  sie  das  Ende  der  ziogelrothen  Lichtsäule  erreichten. 

Bei  möglichst  starkem  constanten  Strome  trat  nun  noch  eine  weitere 
höchst  beraerkenswerthe  Complication  der  Leuchtmassenbildung  ein.  Bei 
constantem  Strome  beobachtete  ich  folgende  sich  beliebig  oft  in  nahe 
gleichen  Zeiten  wiederholende  Erscheinung.  Das  der  Anode  zugekehrte 
Ende  des  ziegelrothen  Lichtes  rückte  nach  der  Anode  zu  vor,  schliesslich 
löste  sich  von  der  ziegelrothen  Lichtsäule  ein  Säulenstück  (von  nicht 
immer  gleicher  Länge***)  ab,  welches  sich  langsam  nach  der  Anode 
zu  in  liewegung  setzte,  während  das  neue  Ende  der  ziegelrothen  Licht- 
säule nach  der  Kathode  zu  zurUckschnellte.  Phot.  32  bis  35  zeigen  das 
der  Anode  zugekehrte  Ende  der  ziegelrothen  Licbtsäulc  in  verschiedenen 
Stadien  des  Losreissens  langsam  der  Anode  zuwandernder  Leuchtmassen. 

Man  kann  den  Process  der  Losreissung  von  Leuchtmassen  beschleu- 
nigen oder  auch  unter  Verhältnissen,  bei  denen  er  noch  nicht  spontan 
erfolgt,  hervorrufen,  indem  man  mit  der  Hand  von  der  Kathode  nach  der 
Anode  zu  an  der  ziegelrothen  Lichtsäule  längs  des  Glasrohres  entlang 
streicht  f);  die  so  erzeugte  Schicht  setzt  dann  ebenso  wie  eine  selbständig 
gebildete  beim  Wegziehen  der  Hand  ihren  Weg  nach  der  Anode  zu  fort. 


*)  Es  kam  sogar  vor,  da.ss  das  ziegelrotlie  Licht  sieh  bis  auf  etwa  5 cm  der 
Anode  näherte,  also  beinahe  60  cm  lang  war. 

**)  Die  Wanderungsgeschwiudigkeit  nahm  zn  mit  wachsender  Stromstärke.  Bei 
sehr  raschem  tVandem  modilicirtc  .sich  die  Gestalt  der  Leuchtmassen  etwas;  diese 
wurden  mehr  und  mehr  a.symmetrisch  und  ihr  voraiiaeilendc.s  Ende  kugelte  sich  pilzartig  ab. 

•**)  Das  bei  gleichem  Drucke  und  gleicher  Stromstärke  sich  ablösende  Säulenstilck 
war  5 bis  ZO  cm  lang;  die  ganze  Ijic.hf.säiilo  des  ziegelrothen  X/ichtes  kann  man  daher 
auch  auffassen  als  eine  ruhende  Lenchtmasse  von  grosser  l.,änge|  welche  die  Fähigkeit 
besitzt,  sich  beliebig  zu  theih  n. 

f)  Die  Ura.Hpanunng  mit  der  Hand  wirkt  analog  einer  Rohrverengemng  in  dem 
Sinne,  als  die  letztere  nach  Itighi  die  Aushibiiing  einer  l.euchtschicht  erleichtert. 


Digitiz=ri '-xk 


21 


bis  sie  auf  eine  der  von  der  Anode  ihr  entgegenkommenden  Leuehtmassen 
des  karminrothen  Lichtes  trifft*). 

Wir  haben  also  zwei  Schaaren  von  Leuchtmassen,  die  eine 
zeigt  von  der  Kathode  langsam  fortwandernde,  die  andere  von 
der  Anode  aus  der  ersteren  rasch  entgegeneilende  Leucht- 
massen. Es  bildeten  sich  also  ganz  wie  bei  Atmosphärendruck  (vergl. 
Abschnitt  4)  zwei  von  einander  unabhängige  Systeme  von  Schichten,  nur 
ruhten  dort  die  Schichten  (bei  ruhenden  Elektroden),  hier  wandern  sie; 
es  kann  demnach  hier  wie  dort  die  Entladung  als  in  einen 
positiven  und  negativen  Antheil  (je  mit  selbständiger  Schichten- 
bildung) zerfallend  angesehen  werden**).  In  dem  Zusammentreff- 
punkte der  gegen  einander  wandernden  Leuchtmassen  erkennen  wir  dem- 
nach die  ausgezeichnete  Stelle  (vergl.  Abschn.  7)  wieder. 

Besonders  auffallend  war  es  hierbei,  dass  sich  beim  Aufeinandertreffen 
zweier  Schichten  weder  mit  blossem  Auge  noch  im  rotirenden  Spiegel 
irgend  welche  Eigenthümlichkeit  zeigte;  zwei  aufeinandertreffende 
Leuchtmassen  verschmelzen  zunächst;  die  verschmolzene  Licht- 
säule verkürzt  sich  mehr  und  mehr  und  verschwindet  schliess- 
lich spurlos***). 

Die  Ausgleichstelle,  bis  zu  welcher  die  von  der  Anode  aus  wandernden 
Leuehtmassen  nach  der  Kathode  zu  Vordringen,  rückt  sowohl  mit  wach- 
sender Stromstärke,  als  auch  mit  wachsender  Verdünnung  immer  weiter 
nach  der  Kathode  zu  vor;  der  negative  Antheil  der  Entladung  verkürzt 
sich  dem  entsprechend.  Mit  abnehmendem  Drucke  verwischen  sich  die 
Lichterscheinungen  und  bei  Drucken  unter  0,8  waren  zwar  bei  schwachem 
Strome  noch  deutlich  ruhende  Leuehtmassen  zu  erkennen,  diese  flössen  je- 
doch bei  Stromvermehrung  (ohne  deutliche  Ausbildung  wandernder  Schichten) 
in  einander  und  verschmolzen  schliesslich  zu  einer  homogenen  Lichtsäule. 


13.  Letzte  Spuren  der  nahe  continuirliohen  Entladungsart. 

Die  (irenzverhältnisse  zwischen  nahe  continuirlicher  Entladung  und  dem 
bekannten  Phänomen  der  zeitlich  continuirlicken  Entladung  in  (leisslerrohren 
hat  mau  sich  etwa  folgenderraassen  zu  denken.  Die  Grenzstromstärke,  bei 
der  soeben  die  letztgenannte  (continuirliche)  Entladungsai't  auftritt,  nimmt 

*)  Oft  genügte  ein  Bewegen  der  Hand  schon  im  Abstande  von  10  cm  vom  Kohre,  um 
eine  derartig  fortschreitende  .sinxessive  Entladung  auszniiisen;  man  sieht,  in  wie  hohem 
Grade  die  Entwickelung  der  Lichtphänomene  von  äusseren  Umständen  abhängig  sein  kann. 

**)  Zu  genauerer  Untersuchung  müssten  wohl  die  Elektroden  in  den  Kohren  ver- 
schieblich gemacht  werden,  anch  müsste  der  Eiuliiiss  der  Anordnung  des  Widerstandes 
im  Stromkreise  beriick.sichtigt  werden. 

**')  Auf  die  vielfachen  Eigenthümlichkeiten  der  wamlemden  Leuehtmassen  einzu- 
gehen, würde  zu  weit  führen;  es  sei  nur  noch  auf  einige  si(rher  zu  beobachtende  That- 
sachen  hingewiesen.  Die  Wandemngsgeschwindigkeit  der  von  der  Katliode  wegwan- 
demden  Leuehtmassen  war  stets  geringer  als  diejenige  der  entgegenkommenden.  Bei 
höheren  Drucken  zeigten  erstere  mehr  ziegclrothe,  letztere  mehr  karminrothe  Färbung; 
mit  abnehmendem  Drucke  verschwand  bald  ilieser  Farbenunterschied  (bei  den  hier  be- 
nutzten höheren  Drucken  spielt  der  Quccksilherdampf  hez,  der  Sclüchtenfärbung  noch 
keine  wesentliche  Kolle).  Es  kam  vor,  dass  das  ganze  Kohr  bis  znr  Anode  hin,  nur 
Lenchtmassen  enthielt,  die  von  der  Kathode  w e g wanderten ; erlölgte  dies  Wandern 
hinreichend  langsam  (ca.  1 cm  per  Secunde),  so  konnte  man  deutlich  erkennen,  da.ss 
die  Lenchtmassen  nicht  in  der  Anode  allmählich  untertauchten,  sondern  je  ganz  succes- 
sive  an  der  Grenze  eines  erst  hierdurch  bemerkbar  werdenden  (bis  zu  2 cm  langen) 


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22 


rasch  ab  mit  abnehmendem  Drucke*).  Das  Stromstärkengebiet  der  nahe 
continuirbchen  Entladungsart  wird  daher  mit  abnehmendem  Drucke  immer 
schmäler  und  unterhalb  0,8  cm  geht  die  discontinuirliche  Entladung  bei 
successiver  Stromverstärkung  meist  direct  in  die  continuirliche  über.  Einen 
bestimmten  Druck  (oder  Druckbereich),  welcher  etwa  die  Grenze 
zwischen  Schichtenbildung  durch  Leuchtmassen  und  der  gewöhnlichen 
Schichtung  des  Anodenlichtes  niedrigster  Drucke  bildet,  giebt  es  nicht 
Ich  konnte  vielmehr  selbst  hei  so  geringen  Drucken,  bei  denen  das 
Anodenlicht  schon  längst  in  der  bekannten  Weise  deutlich  geschichtet 
war,  in  der  Kegel  noch  die  nahe  continuirliche  Entladungsart  unzweifel- 
haft erkennen,  wenn  ich  nur  auf  die  Lichterbildung  bei  sehr  schwachen 

Strömen  mein 


Augenmerk  rich- 
tete. Hierbei  bin 
ich  auf  manche 
eigenthümUche 
Erscheinungen  ge- 
stossen,  von  denen 
die  bemerkens- 
wertheste  im  Fol- 
genden geschildert 
ist. 

Bei  einem  Drucke 
von  0,007  cm  Hg.  er- 
hielt ich  im  Rohre 
C folgende  Licht- 
entwickelung. 

Bei  sehr  schwa- 
chem mittleren 
Strome  ruhte  nahe 
der  Anode  in  der 
Rohrachse  eine 
Licbtsäule , deren 
freies  Ende  (vergl. 
den  Pfeil  der 
Fig.  22)  nach  der 
Kathode  hin  rhyth- 
misch aufzuckte. 
Bei  etwas  stärkerem  Strome  war  zu  erkennen  Goldstein’s  Dunkel- 
raum, helles  Kathodenlicht  mit  ziemlich  ausgedehnten  Glimmlichtstrahlen 


Fig.  22. 
Fig.  23. 


Fig.  24. 


Fig.  25. 


Fig.  2 6. 


Fig.  27. 


Fig.  28. 


Fig.29. 


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cxxinrx: 

Anodcndnnkelriuimes  verschwanden.  (Die  Lenchfmaasen,  welche  nach  der  Kathode  zn 
wandern,  kamen  dagegen  direct  ans  der  Metallanode  heraus.)  Die  Ausbildung  eines 
ausgedehnten,  scharf  begrenzten  Anodendunkelraumes  scheint  demnach 
nur  stattzufinden,  wenn  der  negative  Entladungsantheil  bis  nahe  zur 
Anode  heranreicht.  Dasselbe  war  auch  bei  nahe  eontinuirlicher  Entladung  in  freier 
Luft  zu  beobachten  (vergl.  Phot.  17,  und  20  mit  11).  Der  Anodendunkelraum  dürfte 
also  hier  (vergl.  Abschn.  7)  der  ausgezeii  hneten  Stelle  entsprechen.  Die  Anode  selbst 
zeigt  auch  hier  ganz  wie  im  analogen  Falle  bei  Atmosphäreudruek  zahlreiche  Anoden- 
glimmpunkte. d.  b.  den  letzten  Best  des  positiven  Antheiles. 

*)  VergU  die  Zahlenangaben  von  Hittorf,  Wied.  Ann.  20,  1883,  p.  722.  Es  wird 
jedoch  sicher  miiglich  sein,  bei  allen  Drucken  die  einzelnen  Entladnngsarten  ganz  all- 
mählich in  einander  überzuführen,  wenn  man  nur  die  Versuchsbedingungeh  geeignet  wählt. 


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23 


(a  in  Figur  23)*)  und  Trennungsraum,  eine  äusserst  matte  ziegelrothe  Licht- 
säule (b),  eine  matte  rothe  ruhende  Leuchtmasse  (c)  imd  nach  der  Anode 
zu  eine  Lichtsäule  (d)**).  Es  war  also  die  nahe  continuirliche  Ent- 
ladungsart bei  einem  Drucke  unter  0,oi  cm  noch  sicher  zu  be- 
obachten! Näherte  ich  in  diesem  Stadium  die  Hand  oder  ein  Stück 
abgeleitetes  Stanniol  (S  in  Figur  24  und  25)  dem  Rohre,  so  bildete  sich 
im  Rohre  auf  der  abgewandten  Seite  eine  Leuchtmasse,  ganz  wie  bei 
höheren  Drucken;  diese  zerfiel  aber  hier  in  eine  Reihe  von  Schichten 
(vergL  Fig.  24  und  25).  Diese  lichtschwache  secundäre  Schichtung  ähnelte 
der  Schichtenbildung  des  bekannten  Anodenlichtes,  ist  aber  mit  dieser 
keineswegs  zu  verwechseln. 

Bei  stärkerem  Strome  erschien  plötzlich  die  helle,  rosa  gefärbte 
Säule  des  bekannten  Anodenlichtes  (Figur  26);  es  zeigte,  der  Verdünnung 
entsprechend,  schon  deutlich  seine  bekannte  üeisslerrohr- Schichtung. 
Zwischen  seiner  ersten  Schicht  und  der  Kathode  blieb  aber  deutlich  ein 
lichtschwaches  ziegelrothes  Lichtwölkchen  (w)  zu  erkennen***).  Näherte 
ich  jetzt,  wie  oben,  Hand  oder  Stanniol  (S  in  Figur  27,  28  und  29), 
so  wui'de  die  Säule  des  bekannten  Anodenlichtes  nur  wenig  beeinflusst, 
um  so  mehr  aber  das  ziegelrothe  Lichtwölkchen.  Hierbei  zeigte  sich,  dass 
diese  Lichtwolke  nur  ein  Theil  einer  die  Anodenlichtsäule  mindestens 
20  cm  weit  durchdringenden,  von  dieser  aber  so  gut  wie  unabhängigen 
Lichterscheinung  war.  Durch  Nähern  des  Leiters  S Hess  sich  auch  jetzt 
noch  (ganz  wie  in  Figur  24  und  25)  aus  der  Rohnnitte  an  die  entgegen- 
gesetzte Rohrwand  eine  geschichtete  Lichtsäule  drängen  (Figur  27  und  28), 
ganz,  als  ob  die  ihrerseits  geschichtete  Anodenlichtsäule  gar  nicht  vor- 
handen wäre.  Durch  Verschieben  des  Leiters  längs  des  Glasrohres  liess 
sich  constatiren,  dass  das  vom  Leiter  bewegte  Schichtensystem  stets  die 
erste  Schicht  gegenüber  der  Berührungsstelle  des  Leiters  ausbildete;  dass 
an  dieser  ersten  Schicht  nach  der  Anode  zu  eine  ganze  Reihe  (10  bis  15) 
weitere  aequidistante  Schichten  hingen,  welche  bei  einer  durch  Bewegung 
des  Leiters  veranlassten  Verschiebung  der  ersten  Schicht  sämmtlich  mit- 
genommen wurden,  dass  diese  lichtschwache  zweite  Schichtung  auch  vor- 
handen war  bei  Abwesenheit  des  Leiters  und  dass  die  lichtschwachen 
Schichten  in  diesem  Falle  meist  zusammenfielen  mit  den  Schichten  des 
Anodenlichtes  (mit  Ausnahme  der  ersten,  der  schwachen  Lichtwolke). 

Es  hatte  demnach  ganz  den  Anschein,  als  ob  zwei  von  einander  un- 
abhängige, gegen  äussere  Einflüsse  verschieden  empfindliche  Lichters<;hei- 
nungen , jede  mit  selbständiger  Schichtung,  sich  durchdrängen.  Mehr- 
maliges Lufteinlassen  in  das  Rohr  und  erneutes  Auspumpen,  Vorschalten 
von  Widerständen  an  Anode  oder  Kathode,  Ableitung  von  Kathode  oder 
Anode  zur  Erde,  alles  dies  änderte  die  Erscheinung  nicht  wesentlich. 
Durch  Stromstärkenvermehrung  bis  zu  1/600  Ampere  konnte  freilich  die 


*)  Fig.  22  und  23  sind  etwa  in  ’/s  nnt.  Grösse,  Fig.  24  bis  29  etwa  in  V,  nat.  Grösse 
schematisch  gezeichnet,  jedoch  ohne  genaue  Innehaltung  der  relativen  Grössenverhältnisse 
der  Lichter. 

•*)  Auch  Uchtschwache,  verwaschene,  wandernde  Leuchtmassen  waren  in  diesem 
Stadium  (im  rotirenden  Spiegel)  ab  und  zu  zu  bemerken. 

*♦*)  Mit  der  ersten  Anodenschicht  war  das  lächtwülkchen  keineswegs  zu  verwechseln; 
es  war  wesentlich  lichtschwächer  als  alle  Anodenschichten,  auch  stand  es  von  der  ersten 
derselben  weiter  ab  als  die  Anodenschichten  unter  einander.  Auch  sonst  zeigte  die 
Lichtwolke  besondere  Kigenthiimlichkeiten. 


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24 


Scliichtenzahl  des  Geissler’schen  Anodenlichtes  vermehrt,  die  eigenthüm- 
liche  lichtschwache  zweite  Entladungserscheinung  aber  nicht  zum  Erlöschen 
gebracht  werden.  Beobachtungen  im  rotirenden  Spiegel  schienen  darauf 
hinzudeuten,  dass  beide  Entladungsarten  zeitlich  rasch  alterni- 
rend  im  Uohr  auftraten. 

Bei  Verdünnungen  unter  O.oi  cm  nimmt  die  Ausdehnung  und  Licht- 
intensität der  Glimmlichtstrahlen  rasch  zu,  ebenso  die  Glasfluorescenz, 
(erzeugt  durch  die  alle  Schichten  allmählich  durchdringenden  Kathoden- 
strahlen). Im  Glanze  dieser  Lichterscheinungen  verschwindet  zuerst  das 
(ziegelrothe)  Lichtwölkchen,  dann  auch  das  mehr  und  mehr  verblassende 
geschichtete  Anodenlicht,  schliesslich  erstrahlt  das  ganze  60  cm  lange 
Glasrohr  im  blendenden  hellgrünen  Fluorescenzlichte  und  sendet  seiner 
ganzen  Länge  nach  die  bekannten  Itüntgenstrahlen  aus. 

Trotz  der  in  diesem  Abschnitte  geschilderten  und  anderer  weniger 
interessanten  Complicationen  der  Erscheinungen  ist  es  kaum  zweifelhaft, 
dass  die  nahe  continuirliche  Entladungsart  (Kugclfunken,  Büschellicbtbogen) 
und  die  gewöhnliche  continuirliche  Geisslerrohrentladung  sich  ohne  üu- 
stätigkeit  ineinander  überführen  lassen,  dass  beide  Entladungen  derselben 
Art  sind. 

Die  gewöhnlich  auftretende  Anndeidichtsäule  der  continuirlichen  Ent- 
ladung ist  wahrscheinlich  aufzufassen  als  eine  Lcuchtmasse  (resp.  auch 
nach  den  Angaben  am  Schlüsse  des  12.  Abschnittes  als  mehrere  vollständig 
ineinander  geHossene  Leuchtmassen)  des  positiven  Antheiles.  Der  aus- 
gezeichneten Stelle  entspricht  dann  das  Gebiet  zwischen  der  Anodonlicht- 
säulo  und  dem  ziegelrothen  Lichtwölkchen,  wir  haben  also  dieselbe 
Entladungsform  vor  uns,  welche  Fig.  10  Abschnitt  2 für  den 
Elektricitätsdurchgang  durch  Funkenstrecken  in  freier  Luft 
zeigt.  Fehlt,  wie  es  wohl  in  der  Kegel  der  Fall  ist,  das  ziegelrothe 
Licht  ganz,  so  fallen  Trenuuugsraum  und  ausgezeichnete  Stelle  zusammen. 
Bei  der  Entladung  in  freier  Luft  (Fig.  10)  bildete  sich,  wie  schon  an- 
gegeben, die  ausgezeichnete  Stelle  immer  in  nahe  gleichem  Abstande  von 
der  Halbleiterkathode  aus,  das  positive  kanninrothe  Licht  endigte  stets 
in  gleicher  Entfernung  von  der  Kathode;  das  .\nalogon  hierzu  ist  die  von 
Faraday  bemerkte  Thatsache,  dass  die  Anodenlichtsäule  (in  gasverdünnten 
Käumen)  bei  Verschieben  der  Elektroden  stets  in  nahe  demselben  Abstande 
von  der  Kathode  endigt. 

In  Abschnitt  7 wunle  nun  gezeigt,  dass  die  Entladungsform  der 
Fig.  10  nur  ein  Specialfall  einer  allgemeineren,  vollständigeren  ist,  deren 
Schema  sich  gleichfalls  in  Abschnitt  7 angegeben  findet.  Wir  haben 
demnacb  anzunebmen,  dass  auch  die  gewöhnliche  Geisslerrohrentladung 
(ebenso  wie  ihr  Analogon  Fig.  10)  nur  ein  (in  der  Regel  auftretender) 
specieller  Fall  einer  ganzen  Anzahl  möglicher  Eutladungsformen  ist*), 
deren  Lichtcrbildung  sich  auf  das  .\bschnitt  7 angegebene  allgemeinere 
Schema  zurückführen  lässt.  Letzteres  würde  freilich  noch  durch  einige 
erst  in  gasverdünnten  Räumen  zu  beobachtende  Einzelheiten  zu  er- 
gänzen sein. 

*)  Welche  Entla<lungKf()rm  Rpccicll  bei  lien  Beotjachtmieen  im  Abschiiin  13  mit 
der  gewöhiiliehcii  alteniireml  auftiat,  muss  (luhiin;estcllt  bleiben.  Mehrere  Schichten- 
svHtcnie  bei  (leii.ielbeii  Dmekbciliiignnfren  beobachtete  auch  V.  Felix;  vcrgl.  Sitzungsber. 
lies  uaturwiss.  Vereins  f.  Schleswig-Uulsteiu,  Ud.  XI,  1H!*6,  p.  21. 


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25 


Der  Zerfall  der  Anodenlichtsäule  in  die  bekannten  Anodenschichten 

Ö.  Phot.  3G — 45)  ist  nur  ein  specieller  Fall  der  oft  zu  beobachtenden 
ache,  dass  ausgedehntere  Lichter  leicht  in  Unterabtheilungen  zer- 
fallen (wie  es  z.  B.  Fig.  21  für  das  erste  Lichtniaximum  des  ziegelrothen 
Lichtes  zeigt;  vergl.  vor  Allem  auch  Fig.  24).  Diese  Schichtung  des 
(Geissler’schen)  Anodenlichtes  ist  nach  den  verschiedensten  Seiten  durch- 
forscht. Der  Vollständigkeit  halber  sei  durch  Phot.  36  bis  45  für  das 
Rohr  C die  Abhängigkeit  der  Stellung  dieser  Schichten  von  Druck  und 
Stromstärke  illustrirt*);  zugleich  wollte  ich  durch  den  Anblick  letzterer 
Photogramme  im  Vergleiche  mit  Phot  29,  30  und  31  den  grossen  Unter- 
schied zwischen  dem  Zerfalle  der  üesammtentlailung  in  Leuchtmassen  und 
der  Schichtung  des  Anodenlichtes  anschaulich  hervortreten  lassen. 

Beiden  Schichtenbildungen  (Leuchtmassen  und  Anodenschichten)  sind 
gemeinsam : 

Die  Abnahme  der  Ausbildungsschärfe  der  Schichten  mit 
zunehmender  Entfernung  von  der  Kathode. 

Die  Aequidistanz  der  Schichten. 

Die  Abnahme  des  Abstandes  benachbarter  Schichten  mit 
wachsender  Stromstärke. 

Dagegen  unterscheiden  sich  beide  Schichtungsarten  dadurch,  dass 
bei  höheren  Drucken  die  erste  der  alsdann  entstehenden  Leuchtraassen 
(von  der  Kathode  aus  gezälilt)  mit  wachsender  Stromstärke  sich  der 
Kathode  nähert,  während  die  erste  Anodenschicht  der  bei  niederen  Drucken 
entstehenden  Lichterscheinung  sich  mit  wachsender  Stromstärke  von  der 
Kathode  entfernt  (vergl.  Phot.  29  bis  31  mit  36  bis  40). 

In  dem  Druckbereiche,  in  welchem  beide  Schichtungserscheinungen 
zugleich  auftreten,  besitzen  die  „Leuchtraassen“  viel  grössere  (ca.  die 
10  fache)  Längenausdehnung  als  die  Anodenschichten. 

Januar  1898. 

Physikalisches  Institut 
der  K.  Technischen  Hochschule  zu  Dresden. 


*)  Es  war  hierlipi 


No.  des  Phot. 

38 

37 

3M 

;i9 

40 

41 

42 

43 

44 

46 

Druck  in  cm  Hg 
Mittl.  Strom.st. 
in  Tausentel 

0,019 

0,019 

0,019 

0,019 

0,019 

O,0027 

0,0027 

ü,0027 

0,0027 

O,0027 

Ampere 

0,n 

0,50 

I 

0,8S 

i,18 

1,42 

0,31 

0,58 

0,80 

liH 

1,51 

Bei  allen  Photogrammen  (3G  bis  4.'j)  war  die  Expositionszeit  die  gleiehe,  je  ca. 
5 Seennden. 

Da  bei  Stromvermehmng  der  Abstand  der  ersten  Anodenschicht  von  der  Kathode 
zn-,  der  Abstand  der  Schichten  unter  einander  jedoch  abninimt,  so  rückt  zwar  die  erste 
Anodenschicht  bei  Stromvemiehning  von  der  Kathode  ab,  gleichzeitig  kommen  jedoch 
ferner  stehende  Schichten  der  Kathode  näher  (vergl  in  Phot.  41  bis  4.Ö  die  Lagen- 
ändemng  der  ersten  etwa  mit  der  zehnten  Schicht,  beide  von  der  Kathode  aus  ge- 
zählt). 


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26 


Erklärung  zn  Tafel  I. 


No. 

Ver- 

Druck  in 

Abschn., 

Phot.-Pl. 

Art  der 

der  Photo- 

grösser- 

cm 

Kathode  Anode 

indem  da^ 

während 

Ent- 

grapbie 

ung 

Queok- 

1 

Phot,  be- 

der  Auf- 

laduug 

(GeRennt.  I) 

Silber 

handelt  ist 

nähme 

1 bis  5 

2 

ca.  70 

Messingsp.  Basaltpl. 

1 

mhend 

1 nahe  con- 

6 bis  9 

2 

1 

1 tinuirl. 

10 

0,70 

«•  « 

1 

(Entldg.  in 

11 

0,70 

••  n 

4 

bewegt 

1 freier  Luft 

12  bis  10 

0,70 

ca.  70 

Messingsp.  Jb-ssingsp. 

5 

mhend 

i.  Glasrohr 

17  bis  19 

0,63 

ca.  70 

MeotiDgkugel  ßasaltpl. 

H 

bewegt 

1 Verlang». 

20 

0,76 

. Scbicferpl. 

0 

mhend 

I Battofieraü. 

21 

U 

. Basaltpl 

0 

bewegt 

(ln  freier  La  fl 

22 

1 

■ 



7 

— 

Zi  bis  28 

0,188 

ca.  4 

Kupfersp.  Kupfersp. 

9 

mhend 

)nahc  eont. 

29  bis  Bl 

0,1SS 

5,3 

Alnm.-Pl.  Alum.-Pl. 

10 

^ Entl.  bei 

32  bis  35 

ca.  4 

12 

J Luftverd. 

30  bis  40 

0yl67 

0,01» 

" i ^ 

13 

40  bis  4.Ö 

0,167 

0,oo»7 

1. 

13 

" 

Alle  Photogi'amrae  geben  elektrische  Entladungen  in  Luft  wieder. 
Die  Kathode  liegt  in  allen  Photogrammen  links  (nur  in  Phot  21  unten, 
in  Phot.  22  oben).  Die  jo  zusammengehörigen  Phot.  1—  5,  6 — 8,  12 — 16, 
23—27,  29—31,  36—40,  41 — 45  zeigen  Lichterscheinungen  je  unter 
sonst  gleichen  Umständen  nur  hei  schrittweise  vermehrter  Stromstärke. 


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II.  Studien  über  den  Dresdner  Haidesand. 

Von  Oberlehrer  Dr.  H.  STessig. 


Wenn  es  heute  nicht  mehr  zweifelhaft  erscheint,  dass  die  ausgedehnten 
Ählagerungen  sandiger  Sedimente,  sowohl  im  Dresdner  Elbthalkessel,  wie 
am  Abfalle  und  auf  der  Lausitzer  Hochfläche  selbst,  den  Fluthen  der 
diluvialen  Elbe  zuzuschreiben  sind,  so  wissen  wir  doch  über  die  Herkunft 
des  klastischen  Materials,  über  die  Antheiluahme  von  eruptiven  und  von 
Schichtgesteinen  der  näheren  und  weiteren  Umgehung  noch  recht  wenig.  Im 
Allgemeinen  begnügt  man  sich  damit,  die  Beisteuer  zur  Sandbildung  den 
im  heutigen  Stromgebiet  der  Elbe  anstehenden  Felsarten  zuzuschreiben, 
obwohl  viele  dieser  Gesteine,  z.  B.  die  Lausitzer  Granite,  nach  ihrem  grusigen 
Zerfall  und  nach  Abrollung  der  discreten  Gesteinspartikel  so  wenig 
charakteristische  Bestandtheile  liefern,  dass  man  sie  aus  dem  wirren  Durch- 
einander der  Sandkörner  nicht  mehr  auf  ihr  Ursprungsgebiet  zurückführen 
kann.  Was  vom  Granite  gilt,  lässt  sich  auch  von  dem  archäischen  Grund- 
gebirge sagen,  welches  bei  der  jedenfalls  ganz  erheblichen  Erosion  der 
Wasserläufe  im  Quellgebiet  der  Elbe  angeschnitten  und  nach  der  Zer- 
störung als  von  granitischen  Zerfallproducten  nicht  unterscheidbares  Ge- 
trümmer den  Schwemmgebilden  einverleibt  worden  ist.  Es  erscheint  dem- 
nach geradezu  unmöglich,  die  im  Elbsande,  Thalsande  und  Haidesande 
vorherrschenden,  gewöhnlichen  Quarze,  das  relativ  widerstandsfähigste 
Material  dieser  Bildungen,  auf  Granit  oder  Gneiss  zurückzuführen.  Anders 
steht  es  mit  den  spärlicheren  Quarzen  von  grauer  bis  graublauer,  ja  bis- 
weilen Cordierit-ähnliclier  Färbung,  bei  denen  es  möglicherweise  gelingen 
wird,  das  Ursprungsgebiet  zu  ermitteln.  Es  dürften  die  grauen  bis  rauch- 
grauen Quarze  zumeist  aus  dem  Granitit  oder  einglimmerigen  Granit  der 
Lausitz  und  des  lliesengebirgsmassivs,  die  mehr  Cordierit-ähnlichen*)  aus 
dem  nur  in  untergeordneteren  Partieen  im  Granitit  vorkommenden,  zwei- 
glimmerigen  Granit  stammen.  So  beobachtete  Jokely**)  Cordierit- ähnliche, 
blaugraue  Quarze  im  Granit  von  Hohenwald  und  Wetzwalde  im  Isergebirge, 
und  mir  gelang  es,  solche  ganz  charakteristische  Quarze  zu  entdecken  in 
einer  Probe  von  rothliegenden  Conglomeraton,  die.  ich  aus  Schlesien,  von 
dem  am  Bober  gelegenen  Frauenberge  zwischen  Löwenberg  und  Lähn 


*)  ErlHuternngen  za  dergeologischenUebcrsichtskartc  von  Schlesien,  von  Dr.  Georg 
Güricn.  Breslau  1890,  S.  9 und  13. 

•*)  Jahrliucli  der  geologischen  Reich.sanstalt  18.o9,  S.376;  vergl  auch  Zirkel: 
Petrographie  11,  S.  7. 


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28 


erhielt.  Diese  Mineralkörner  sind  mit  Sicherheit  auf  die  Hirachherger 
Graniteinlagerung  zurückzuführen.  Im  Gegensatz  hierzu  fehlen  die  blauen 
Quarze  in  einer  Probe  des  Rothliegenden  vom  „Rothen  Berge“  zwischen 
Löwenberg  und  Ilagendorf,  da  Granit  in  der  Umgebung  nicht  auftritt. 
Noch  günstiger  wie  für  diese  grauen  und  graublauen  Quarze  scheinen  die 
Verhältnisse  für  die  in  den  Sanden  so  auffälligen,  gelblichen  und  rosen- 
rotheu  Körner  dieses  Minerals  zu  liegen.  Sie  finden  sich  nicht  nur  in  den 
recenten  Flusssanden  des  Elhstromes,  sondern  auch  in  den  diluvialen 
Thal-  und  Haidesanden,  ja  sie  bilden  einen  oft  recht  häufigen  Bestandtheil 
vieler  grobkörnigen  Quadersandsteine,  besonders  des  Brongniarti-Hori- 
zontes.*)  Massenhaft  konnte  ich  dieselben  im  verwitterten  Sandstein 
des  mittleren  Gipfels  der  Kaiserkrone,  im  Quader  oberhalb  des  Schramm- 
thores  und  an  anderen  Orten  nachweisen. 

Was  zunächst  die  Färbung  dieser  Körner  anbetrifft,  so  scheint  die 
rosenrothe  Farbe  bewirkt  zu  werden  durch  Titanoxyd-haltiges  Eisenoxyd, 
welches  die  ganze  .Mineralmasse  gleichmässig  durchtränkt,  auf  feinsten 
Haarrissen  und  Mikrospaltcn  infiltrirt  erscheint.  Daher  erklärt  es  sich 
auch,  dass  eine  Behandlung  mit  Säuren  keine  Entfärbung  zur  Folge  hatte. 
Um  nun  zu  entscheiden,  oh  etwa  ein  Gehalt  an  Bitumen  die  Färbung 
bewirkt,  wurden  rothe  Quarzkörner  im  Gebläsefeuer  geglüht,  aber  keine 
Zerstörung  der  färbenden  Substanz  erzielt,  im  Gegentheil,  die  gelblichen 
Quarze  wurden  durch  das  Glühen  zu  rosenrothen,  eine  Erscheinung,  die 
uns  erkennen  lässt,  dass  das  gelbfärbende  Pigment  Eisenoxydhydrat  ist, 
welches  durch  Wasserverlust  in  Eisenoxyd  übergeht. 

Woher  stammen  nun  diese  charakteristischen  Bestandtheile  der 
schüttigen  Sande  wie  der  cementirten  Sandsteine?  Dass  diese  Körner  in 
die  diluvialen  Sande  zumeist  erst  aus  zerstörten  Quadersandsteinen  gelangt 
sind,  ist  bei  der  weiten  Verbreitung  derselben  in  solchen  Felsarten  und  bei 
der  ausgiebigen  und  noch  heute  fortgesetzten  Erosion  dieses  cretaceischen 
Schichtcncomplexes  leicht  einzusehen,  anders  steht  es  mit  der  Frage,  von 
woher  diese  farbigen  Mineralkörner  in  die  Sandsteine  gelangt  sind.  Nimmt 
man  die  geologischen  Karten  der  Sudeten  und  des  Böhmerlandes  zur  Hand, 
überhaupt  des  Elbstromgebietes,  so  erkennt  man,  dass  die  Urgesteine, 
Gneiss-  und  (ilimmcrschiefer  zumal,  ebenso  der  Granit  grosse  zusammen- 
hängende Areale  eiunehmen,  dass  aber  die  Sedimentärforraationen  in  mehr 
oder  minder  zerschlitzten  und  isolirten  Lapiien  und  Fetzen  erscheinen. 
Dies  gilt  namentlich  von  den  Bildungen  der  oberen  Kreide,  weniger  von 
denen  der  Uenomanstufe,  besonders  aber  noch  von  dem  Rothliegenden  und 
dem  Silur.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  alle  diese  Formationen  einst 
zusammeidiängende  Gesteinsfelder  gebildet  haben,  dass  aber  eine  gewaltige 
Erosion  und  Abtragung  sie  auf  die  heute  noch  vorhandenen  Reste  reducirt 
hat.  Am  greifbarsten  ist  die  Ausnagung  der  cenomanen  Felsgebilde  im 
Gebiet  der  Ileuschouer,  wo  die  Adersbacher  und  Weckelsdorfer  Felslabyrinthe 
eine  verständliche  Sprache  reden.  Die  Formation  nun,  welche  infolge  ihrer 
beträchtlichen  Abtragung  namentlich  in  Frage  kommt,  wenn  es  sich  darum 
handelt,  für  unsere  rothen  Elbquarze  die  Heimath  zu  ermitteln,  ist  das 
Rothliegende.  Es  findet  sich  am  Nordabfalle  des  Riesen-  und  Eulengebirges 
im  Verein  mit  dem  Zechstein  in  vielen  isolirten  Fetzen  erhalten,  füllt  im 


*)  Sect.  Königstein,  S.  12;  I.sisberichte  1895,  S.  78,  und  1897,  3.27. 


' / C'iooglc 


29 


Süden  den  Innenraum  der  Waldenburger  Kohlenmulde*)  aus,  in  dessen 
Mitte  es  vom  Kreidegebirge  überdeckt  wird,  und  greift  dann  bei  Schatzlar 
über  das  Carbon  in  einem  inselartigen  Reste  über,  der  letzte  Zeuge  der 
einst  zwischen  dem  nordböhmischen  Uothliegenden  und  dem  der  ülatzer 
Mulde  vorhanden  gewesenen  Verbindung.  Hier,  wo  eine  intensive  Erosion 
den  Zusammenhang  zerstörte,  fiiesst  heute  ein  Nebenfluss  der  Elbe,  die  bei 
Josephstadt  in  die  Elbe  sich  ergiessende  Äupa,  die  unterhalb  Trautenau 
noch  Zuflüsse  aus  dem  Rothliegenden  - Rest  von  Schatzlar  und  dem  der 
Waldenburger  Carbonnmlde  empfängt.  In  Nordböhmen  bildet  das  von  der 
Aupa  und  Elbe  durchflossene  Rothliegende  eine  breite  Zone,  die  zwischen 
Iser  und  Aupa  auf  dem  krystallinischen  Schiefermantel  der  Riesengebirgs- 
Granitellipse  aufruht  Hier,  meine  ich,  hat  man  den  Ursprung  vieler  Be- 
standtheile  des  Quaders  und  der  Thal-  und  Haidesande,  vielleicht  auch  die 
Heimath  unserer  farbigen  Quarze  zu  suchen.  Die  Gesteine,  welche  daselbst 
das  Rothliegende  aufbauen,  sind  rothe  Sandsteine  und  Conglomerate, **) 
und  von  den  letzteren  wird  berichtet,  dass  sie  namentlich  aus  Quarzen 
bestehen.  Auch  das  Gebiet  des  Rothliegenden,  welches  sich  nördlich  von 
Pilsen  ausdehut  und  von  der  Berauii  durchflossen  wird,  dürfte  mit  seinen 
Zerstörungsproducten  zur  Sandbildung  des  Elbstromes  beigetragen  haben, 
zugleich  mit  den  silurischen  Kieselschiefern,  die  im  Berauner,  Rakonitzer 
und  Leitmeritzer  Kreis  von  der  Uslawa,  Rakonitza  und  Beraun  aufge- 
nommen und  in  die  Elbe  eingeschwemmt  worden  sind,  in  deren  jüngsten 
Geröllabsätzen  sie  so  häufig  erkennbar  sind.***)  Wir  haben  bisher  das 
Rothliegende  nur  für  die  Mitbildung  der  Quader-  und  Diluvialschichten  in 
Anspruch  genommen,  doch  sind  auch  von  einem  böhmischen  Geologen, 
Herrn  Prof.  Hibschf)  Gerölle  und  Geschiebe  aus  dem  Rothliegenden  im 
Tertiär  (Oligocänsande)  erkannt  und  ein  Transport  aus  dem  Osten  des 
Böbmerlandes  nach  dem  Elbgebiet  angenommen  worden. 

Selbstverständlich  haben  auch  die  vom  Ostabhange  des  Böhmerwaldes 
und  vom  mährischen  Hügelland  herabkommenden  Zuflüsse  des  Elbstromes 
sieb  an  der  Schutt-  und  Geröllabfuhr  betheiligt,  doch  kommen  dieselben  aus 
Gebieten,  wo  fast  ausschliesslich  archäische  Schichten  abgetragen,  also  keine 
charakteristischen  Gesteinstrümmer  geliefert  wurden.  Bei  der  ausseror- 
dentlichen Mächtigkeit  der  noch  vorhandenen  Kreideformation  muss  auf 
eine  ganz  gewaltige  Abtragung  in  den  archäischen  Gebieten  sowohl,  wie  im 
Bereich  der  paläozoischen  Formationen  geschlossen  werden,  die  in  der  meso- 
zoischen Zeit  fortgesetzt,  in  der  Zeit  des  Diluviums  ihr  Maximum  erreichte 
und  die  z.  B.  in  der  heutigen  sächsischen  Schweiz  fast  den  ganzen  Ueber- 
quader  abtrug,  der  sicher  einst  in  grösserer  Ausdehnung  den  Oberquader  be- 
deckte. In  der  Richtung  der  Elbthalspalte  wurde  die  Erosion  weiter  ge- 
führt, bis  bei  Niedergrund  die  Grundschwelle  des  Lausitzer  Granites  erreicht 
und  das  cafionartige  Elbthal  fertiggestellt  wurde.  Leider  ist  es  mir  bisher 
noch  nicht  gelungen,  geeignete  Proben  des  Rothliegenden  vom  Südfusse 
des  Sudetenzuges  zu  erhalten,  um  die  Frage  nach  der  Herkunft  der  rosen- 
rothen  Quarze  endgültig  zu  entscheiden,  immerhin  aber  hat  die  Prüfung  der 
schon  erwähnten  Proben  des  Rothliegenden,  wie  es  in  der  Umgebung  von 

*)  G.  Gürich,  a.  a.  (),  S.  90  ; Creilner:  Geologie,  8.  Anfl.,  1897,  S.  510, 

•*)  G.  G ürich,  a.  a.  0.  S.  91. 

*•*)  F.  Zirkel:  Petrographie  III,  S.  545. 

f)  .1.  K.  Hibach:  Geologische  Karte  des  bShmisiheii  Miltelgebirge.s,  Blall  I 
(Tetachen),  8.27;  Blatt  III  (Bensen),  8.  9,  10. 


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Löwenl)erg  entwickelt  ist,  die  Abstammung  der  fraglichen  Mineralkörner 
aus  dieser  Formation  höchst  wahrscheinlich  gemacht.  Vor  einer  Täuschung 
hat  man  sich  bei  diesen  Untersuchungen  zu  hüten.  Die  feinkörnigen  Trümmer- 
gesteine, wie  sie  auch  in  unserem  Döhlener  Becken  Vorkommen  und  im 
Profil  des  Windbergesund  des  Backofenfelsens  aufgeschlossen  sind,  enthalten 
gleichfalls  zahlreiche  durch  eisenschüssigen  Detritus  pigmentirte  Quarze, 
doch  hier  durchdringt  das  färbende  Eisenoxyd  meist  nicht  das  Mineral- 
korn, sondern  überzieht  es  nur  als  abwaschbare  oder  durch  Säure  ent- 
fernbare Haut. 

Die  Betheiligung  der  rothen  und  gelben  Quarze  an  der  Zusammen- 
setzung der  diluvialen  und  recenten  Sande  des  Elbthales  ist  meist  eine 
solche,  dass  von  einem  Einflüsse  auf  die  allgemeine  Färbung  dieser 
schüttigen  Sedimente  nicht  wohl  geredet  werden  kann.  Der  Farbenton 
wird  vornehmlich  bestimmt  durch  die  überwiegenden  grauen  und  weissen 
Quarze  und  die  anderen  Gesteinspartikel,  unter  denen  die  gerundeten 
Grusbrocken  des  Lausitzer  Granites  bisweilen  eine  hervorragende  Rolle 
spielen,  ln  der  Hauptsache  wird  die  Färbung  durch  einen  mehr  oder 
minder  starken  Gehalt  von  Eisenoxydhydrat  bedingt,  der  den  Sanden  eine 
gelbliche  Farbe  verleiht.  Neben  diesem  vorherrschenden  Farbenton  sind 
es  besonders  noch  zwei  Färbungen,  die  unser  Interesse  erregen,  einmal 
die  intensiv  dunkelrothbraune  Pigmeutirung,  wie  sie  im  Bereich  des 
Eisenborngrundes  und  in  der  Sandstufe  südlicb  vom  Wolfshügel  entwickelt 
ist,  und  eine  fast  schneeweisse,  an  Oligocänsande  erinnernde  Beschaffenheit. 
Die  chemische  Prüfung  der  rothbraunen  Sande  ergab,  dass  die  als  Pigmeut- 
haut  die  Sandkörner  überziehende  Schicht  vorzugsweise  aus  Eisenoxyd 
und  etwas  Manganoxyd  besteht.  Woher  rührt  aber  der  starke  Eisengehalt 
dieser  Sedimente?  Nun  der  Name  Eisenborubach  verräth  uns  schon,  dass 
er  seinen  Ursprung  an  einem  Orte  hat,  wo  eisenhaltiges  AVasser  dem  Boden 
entquillt,  und  damit  sind  wir  zugleich  in  ein  Gebiet  unseres  Haideplateaus 
verwiesen,  in  dem  mir  die  Lösung  der  interessanten  Frage  nach  der  Her- 
kunft des  Eisenpigmentes  in  schöner  Weise  gelungen  ist. 

Wie  bekannt,  enthält  unsere  Haide  zwischen  dem  der  Elbe  zuge- 
wandten Steilrande  und  dem  erst  in  Lausitzer  Richtung  eingeschuittenen, 
dann  in  die  zwischen  dem  Meissner  und  Lausitzer  Massiv  vorhandene  Ver- 
werfungskluft einleiikenden  Priessnitzbache  ein  zerlapptes  Sumpfgebiet. 
Das  granitische  Grundgebirge  weist  vielfach  Senkungen  und  flach  mulden- 
förmige Vertiefungen  auf,  die  meist  miteinander  communiciren.  Vereinzelt 
heben  sich  Rücken  und  Buckel  des  Grundgebirges  aus  dem  flachen  Sumpf- 
lande heraus,  so  <lass  es  dadurch  seinen  zerlappten  Charakter  gewinnt. 
In  früheren  Zeiten  jedenfalls  fast  abflusslos,  wird  es  jetzt  durch  eine  Anzahl 
kleiner  Rinnsale,  welche  die  granitische  Randschwelle  durchsägt  haben, 
nach  der  Elbe  zu  durch  das  verlorene  Wasser,  den  Eisenbornbach,  den 
Gutebornliach,  den  Mordgrund-  und  den  Loschwitzbach  entwässert.  Auch 
nordwärts,  nach  der  Priessnitz  zu  findet  eine  theilweise  Entwässerung 
statt.  Wenn  nun  durcli  die  muldenförmigen  Depressionen  des  Granites 
die  Gelegenheit  zur  Bildung  von  Moorgebieten  gegeben  war,  so  wurde  sie 
factisch  bewirkt  durch  die  Verwitterung  dieses  Gesteines,  dessen  Zer- 
setzungsrückstände bekanntlich  Wasser  undurchlässige  Thone  sind.  Dieser 
mechanisch-chemische  Umwandlungsprocess  Hess  aber  auch  Minerallösungen 
entstehen,  die  thcils  durch  die  natürlichen  Abzugskanäle  fortgeführt,  theils 
im  Sumpfgebiet  zurückgehalten  wurden  und  dort  Mineralstofie  zur  Aus- 


31 


Scheidung  brachten.  Ein  solcher  Bestandtheil  ist  das  Eisen.  Vergleicht 
man  chemische  Analysen  von  Graniten  im  frischen  und  im  angewitterten, 
schliesslich  im  verwitterten  Zustande,  so  erkennt  man  sofort  eine  relative 
Anreicherung  der  Kieselsäure,  der  Thonerde  und  des  Eisens,  während  der 
Alkaliengehalt  schnell  abnimmt.  Zum  Vergleich  dienen  drei  Analysen  des 
Granites  vom  Hauzenberg  bei  Passau.*) 


I. 

II. 

III. 

Si  0,  . . . 

Frisch: 

Verwittert: 

Gefüge  gelockert 

. 73,13 

73,71 

73,78 

A1,U,  . . 

. 10,50 

10,78 

11,61 

Fbj  Oj  . . 

. 3,16 

3,18 

3,76 

Mg  0 . . . 

. 1,12 

0,82 

0,99 

K,0  . . . 

. 9,04 

8,51 

7,07 

Na-  0 . . . 

. 1,80 

0,92 

0,33 

H,U  . . . 

. 0,46 

0,92 

1,76. 

Diese  Zunahme  namentlich  des  Eisenoiydgehaltes  unter  gleichzeitiger 
Abnahme  des  Gehaltes  von  Eisenoxydul  wurde  neuerdings  von  der  geo- 
logischen Landesuntersuchung  des  Grossherzogthums  Hessen  am  Granit 
von  Weinheim**)  beobachtet.  In  unserer  Haide,  wo  in  den  Depressionen  die 
Verwitterung  des  Granites  grosse  Fortschritte  gemacht  und  thonige  Lagen 
im  Grunde  geschaffen  hat,  sind  nun  die  Bedingungen  für  die  Abfuhr  der 
durch  die  Granitverwitterung  geschaffenen  Rückstände  verschieden.  Stellen- 
weise wird  nach  der  Vergrusung,  d.  h.  nach  dem  schüttigen  Zerfall  der 
Felsart,  das  zersetzte  Gestein  schnell  seiner  leicht  abschlämmbaren  Be- 
standtheile,  wie  der  Glimmerblättchen  beraubt,  es  verliert  beim  Abrollen 
der  Grusbrocken  in  den  Rinnsalen  alsbald  die  braune,  auf  hohen  Eisen- 
gehalt deutende  Färbung,  und  die  in  kürzester  Frist  abgerollten  Körner 
erscheinen  dann  als  Bestandtheile  des  Sandes  in  den  Bächen.  Ein  Ort, 
wo  man  dies  auf  einer  Strecke  von  wenigen  Metern  beobachten  kann,  ist 
der. Wassergraben  zur  Rechten  der  Strasse,  die  von  der  Haidemühle  auf- 
wärts nach  der  Hofewiese  führt.  Nicht  immer  aber  gelangen  die  Ver- 
witterungsproducte  gleich  in  schnellfliessende  Gewässer.  In  den  Sumpf- 
regionen schwängern  sich  die  stagnirenden  Wasser  mehr  und  mehr  mit 
Mineralsolutionen  und  es  kommt  alsbald  zum  Absatz  dieser  Producte, 
namentlich  der  Eisenverbindungen  gewöhnlich  direct  auf  dem  in  der  Zer- 
setzung begriffenen  Granitgesteiue,  dessen  Feldspath,  mehr  noch  dessen 
Glimmer  das  Eisen  geliefert  haben.  So  kommt  es  zur  Bildung  von  Braun- 
eisen, und  wo  organische  Säuren  mitwirken,  zur  Bildung  von  Raseneisen- 
stein,***) während  das  in  Lösung  bleibende  und  vom  fliessenden  Wasser 
Weggefährte  Eisen  sich  entweder  in  den  von  den  Abflussrinnen  durch- 
schnittenen Sandschichten  ahsetzt  und  dieselben  dann  roth  färbt  oder  durch 
die  Lebeusthätigkeit  von  Mikroorganismen  allmählich  ausgeschieden  wird. 

Es  ist  mir  gelungen,  in  der  Umgebung  des  Flügel  C,  zwischen 
Schneise  16  und  14,  wo  man  in  diesem  Frühjahr  gerodet  und  neue  Culturen 
angelegt  hat,  die  Verwitterung  des  Granites,  der  hier  übrigens  von  einem 
schönen  Schriftgranitgang  durchsetzt  zu  werden  scheint,  die  Eisenab- 


•)  Zirkel;  Petrographie  II,  S 31. 

**)  Urläntemngen  zur  geol.  Karte  des  Grossherzogthums  Hessen,  IV.  Lieferung: 
Blätter  Zwingenherg  und  Bensheim,  S.  42. 

**•)  Vergl.  Section  Pillnitz,  S.  56. 


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Scheidung  in  Form  von  Brauneisen  und  Raseneisen  nachzuweisen.  Wir 
sehen  hier  den  übrigens  nicht  aufgeschlossenen,  sondern  nur  in  Form  von 
zahlreichen  Fragmenten  im  Moorboden  eingebetteten  Granit  mit  einer 
eisenschüssigen  Verwitterungskruste  auftreten,  die  sich  bei  fortschreitender 
Zersetzung  verdickt  und  auf  welcher  alsbald  kleine  Inkrustate  von  Braun- 
eisen sich  zeigen,  bis  endlich  hei  dem  schaligen  und  schüttigen  Zerfall  des 
alterirten  Gesteines  das  Eisenerz  die  restirenden  Granitkenie  und  den 
sandigen  Schutt  verkittet  und  in  mehr  oder  minder  dicken,  schwammigen 
Lagen  im  Boden  zur  Ausscheidung  gelangt.  Was  hier  von  dem  Eisen- 
gehalt in  das  Bereich  der  Abflussrinnen  gelangt,  erscheint  alsbald  als 
schmierig  rostbrauner  Belag  auf  dem  Boden  der  leise  sickernden  und  träge 
rinnenden  Wasseradern.  Die  chemische  Untersuchung  der  Brauneisenerze 
ergab  neben  dem  Eisenoxyd  nur  einen  schwachen  Gehalt  von  Manganoxyd, 
ein  Umstand,  der  seine  Erklärung  darin  findet,  dass  die  Granite  über- 
haupt entweder  gar  kein  Mangan  oder  nur  Spuren  desselben  enthalten. 
Bekannt  ist  ein  Mangangehalt  eigentlich  nur  von  britischen  Graniten. 
Auffällig  bleibt  nun  noch,  dass  gerade  in  diesem  Sumpfgebiet,  wo  die 
färbenden  Eisensolutionen  Alles  durchdringen,  ganz  schneeweisse  Haide- 
sande  verkommen,  und  zwar  entweder  auf  breiten,  höher  liegenden  Moor- 
rücken oberflächlich  oder  in  den  Ahflussrinnen  schnellfliessender  Ge- 
wässer. Hier  ist  es  das  schnell  zu  Thal  rinnende  Wasser,  auf  höher  ge- 
legenen Moorrücken  das  aufschlagende  Regenwasser,  welches  den  Eisen- 
schuss rasch  auswäscht  und  Quarze  und  Granitkörner  ohne  Brauneisen- 
steinhaut zurücklässt. 

Interessant  ist  hier  ein  Vergleich  mit  der  rasch  fliessenden  Priessnitz. 
Zum  Zwecke  der  Wasserversorgung  der  Militäranstalten  der  Albertstadt 
hat  man  vor  Kurzem  drei  Bohrlöcher  unten  im  Grunde  zwischen  der 
„Neuen  Brücke“  und  der  „Kücheubrücke“  geschlagen,  aber  in  den  durch- 
teuften Sandeu  keine  oder  nur  unbedeutende  Spuren  von  Eisenschuss 
beobachtet.  Die  Bohrlöcher  stehen  bei  26,50  m Tiefe  im  kiesigen  Haide- 
sande, der  neben  zahlreichen  rosenrothen  und  gelben  Quarzen  in  den  Kies- 
lagen auffällig  viel  Geschiebe  von  böhmischen  Basalten  aufwies,  zum 
Zeugniss  dafür,  dass  auch  hier  die  diluvialen  Gewässer  böhmisches  Ge- 
schiebeinaterial  zum  Absatz  brachten. 


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III.  Ueber  die  Bedeutung  der  Milch  als  Nahrungsmittel. 

Von  Dr.  med.  Arthur  Sohlossmaim. 


Unter  Milch  versteht  man  ein  Secret  des  thierischen  Körpers,  das 
von  gewissen  Thierarten,  nämlich  den  Säugethieren,  und  zwar  im  Allgemeinen 
nur  von  den  weiblichen  Individuen  dieser  Klasse  und  auch  nur  in  gewissen 
Entwickelungsphasen  ausgeschieden  wird.  Das  Organ,  dem  die  Secretion 
der  Milch  zukoromt,  sind  bekanntlich  die  Brustdrüsen,  die  im  Anschluss 
an  die  der  Befruchtung  folgenden  Vorgänge  während  der  Schwanger- 
schaft resp.  Trächtigkeit  sich  successive  entwickeln  und  so  in  der  Lage 
sind,  nach  der  Geburt  dem  jungen  Individuum,  das  bisher  direct  alles 
zu  seinem  Aufbau  Nöthige  von  der  Mutter  bezogen  hatte,  wenigstens  in- 
direct  noch  eine  gewisse  Zeit  in  ähnlicher  Weise  als  Nahrungsquelle  zu 
dienen.  Die  Ernährung  des  eigenen  Jungen,  das  ist  also  die  Aufgabe  der 
Milch  eines  jeden  Individuums  und  dieser  seiner  Aufgabe  vermag  die 
Milch  einer  jeden  Thierart  auch  vollständig  gerecht  zu  werden,  denn  die  , 
Milch  jeder  Thierart  enthält  alles  das,  was  das  betreffende  Junge  zum 
Aufbau  seines  Körpers  sowie  zum  Unterhalt  seiner  vitalen  Functionen 
wenigstens  für  eine  gewisse  Zeit  seines  Lebens  bedarf.  Hierüber  lässt  ja 
schon  die  tägliche  rirfahrung  gar  keinen  Zweifel  aufkommen,  die  uns 
immer  von  Neuem  zeigt,  wie  durch  die  Milch  des  mütterlichen  Organismus 
das  junge  Säugethier  und  allen  voran  der  junge  Mensch  in  seiner  Ent- 
wickelung gefördert  wird.  Da  somit  die  Milch  jeder  Säugetliierart  für 
kürzere  oder  längere  Zeit  Individuen  derselben  Klasse  als  einzige  Nahrung 
dient  und  auch  genügt,  so  müssen  wir  die  Milch  als  ein  Nahrungsmittel 
im  allerweitesten  Sinne  dieses  Wortes  auffassen.  Ja,  kein  anderes  Nahrungs- 
mittel kann  sich  der  Milch  in  dieser  Beziehung  an  die  Seite  stellen,  da 
keins  im  Stande  ist,  für  sich  allein  genossen  dauernd  dem  Menschen  in 
irgend  einer  Phase  seines  Lebens  alles  das  zuzuführen,  was  er  zur  Ver- 
richtung der  ihm  obliegenden  Lebensthätigkeiten  bedarf.  Ist  die  Milch 
ein  vollständiges  Nahrungsmittel,  das  den  Anforderungen  des  Säuglings 
als  einzige  Nahrung  ganz  genügt,  so  muss  sie  auch  alles  enthalten,  was 
zur  Unterhaltung  des  thierischen  Lebens  erfahrungsgemäss  unbedingt 
nöthig  ist,  uämlich  Wasser,  Eiweiss,  Fett,  Kohlehydrate  und  anorganische 
Salze,  denn  aus  diesen  Bestandtheilen  setzt  sich  ja  bekanntlich  der  thierische 
Körper  zusammen,  und  da  fortgesetzt  einzelne  Theile  dieser  Substanzen 
zu  Grunde  gehen  und  ausgeschieden  werden,  so  muss  eben  für  ihren 
Ersatz  Sorge  getragen  werden.  Dieser  fundamentalen  Anforderung  wird 
also  die  \Ulch  in  vollem  Maasse  gerecht,  indem  sie  alle  diese  Bcstand- 


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34 


theile  enthält.  Ich  füge  liier  gleich  ein,  dass  das  quantitative  Verhältniss, 
in  dein  die  verschiedenen  llestandtlieile  der  Milch  zu  einander  stehen,  ein 
sehr  verschiedenes  ist,  je  nachdem  von  welchem  Säugethiere  die  Milch 
stammt;  ja,  auch  bei  ein  und  derselben  Thierart  ist  ganz  abgesehen  von 
individuellen  oder  durch  die  Ernährung  bedingten  Verschiedenheiten  die 
Zusammensetzung  quantitativ  keine  ganz  gleichmässige,  sondern  je  nach 
der  seit  der  Geburt  des  Jungen  verflossenen  Zeit  in  gewissen  Grenzen 
differirend.  Auf  die  Bedeutung  dieser  Thatsachen  komme  ich  nochmals 
zurück. 

Die  Milch  aller  Thierarten  ist  eine  weissliche  bis  weisslich- gelbe 
Flüssigkeit,  die  zum  grössten  Tbeile  aus  Wasser  besteht  und  die  übrigen 
Bestandtheile  theils  gelöst,  theils  in  suspendirtem  Zustande  enthält.  Be- 
trachten wir  zunächst  den  Wassergehalt,  so  ist  derselbe  bei  den  ver- 
schiedenen Thierarteii  ganz  besonderen  Schwankungen  unterworfen  und 
übt  natürlich  auf  Farbe  und  Coiisistenz  der  Milch  einen  ganz  hervor- 
ragenden Einfluss  aus.  So  enthält  z.  B.  die  Milch  des  Delphins  nur  etwa 
48  ®/p  Wasser,  während  bei  den  uns  vorwiegend  interessirenden  Miloharten, 
nämuch  der  Kuhmilch  und  etwa  noch  der  Frauenmilch,  auch  vielleicht 
noch  der  Ziegen-  und  Eselsmilch  der  Wassergehalt  ein  bedeutend  höherer 
ist  und  zwischen  86  und  90  “ „ schwankt  (siehe  auch  Tabelle  auf  Seite  38). 

In  dem  das  Constituens  der  Milch  bildenden  Wasser  gelöst  finden 
sich  die  Kohlehydrate,  die  anorganischen  Salze  und  ein  Theil  der  stick- 
stoffhaltigen Substanzen.  Von  Kohlehydraten  findet  sich  in  der  Milch 
aller  uns  interessirenden  Thierarten  ein  und  dasselbe  und  zwar  nur  dieses 
eine,  nämlich  der  Milchzucker.  Der  Milchzucker  gehört  zu  der  Klasse  der 
Disaccharide  und  es  ist  eine  jedenfalls  auffällige  und  bis  jetzt  noch  nicht 
genügend  erklärte  Thatsache,  warum  die  Milch  gerade  ausschliesslich  einen 
, ilepräsentanten  dieser  Zuckerart  enthält  an  Stelle  der  sonst  im  Thierkörper 
verbreiteteren  Monosaccharide.  Diese  Thatsache  wird  um  so  auffallender, 
wenn  wir  berücksichtigen,  dass  der  Milchzucker  im  Organismus  des  jungen 
Individuums  erst  wieder  in  Monosaccharide  gespalten  wird,  ehe  er  zur  Ver- 
brennung gelangt.  Es  zerfällt  der  Milchzucker  dabei  in  seine  beiden 
Componenten,  in  Galactose  und  De.xtrose.  Somit  findet  in  der  Milchdrüse 
zunächst  eine  Synthese  statt;  denn  unzweifelhaft  wird  der  Milchzueker 
daselbst  aus  den  He.\osen  des  Blutes  aufgebaut,  und  dieses  synthetische 
l’roduct  wird  im  jugendlichen  Organismus  sofort  wieder  gespalten.  Man 
könnte  nun  daran  denken,  dass  die  Bindung  der  beiden  Uexosen  als  ein 
Vorgang  aufzufassen  sei,  der  dazu  dient,  dem  jugendlichen  Organismus  Spann- 
kräfte zuzuführen  derart,  dass  durch  die  Spaltung  des  Milchzuckers  mehr 
tVärmequellen  zugeführt  würden,  als  wie  wenn  einfach  die  beiden  Uexosen 
direct  consumirt  würden.  Diese  von  mir  ursprünglich  gehegte  Anschauung 
ist  jedoch  eine  irrige,  denn  wie  mir  Herr  l’rofessor  Ostwald,  au  den  ich 
mich  als  die  auf  diesem  Gebiete  hervorragendste  Capacität  wandte,  freund- 
lichst  mittheilte,  beträgt  die  Verbrennungswärme  der  Galactose  6586  Calorien, 
die  der  Dextrose  6646  Calorien,  in  Summa  also  13  232  Calorien,  die  des 
Milchzuckers  13  259  Calorien  (alles  auf  ein  Gramm  Molekulargewicht  be- 
rechnet). Es  wird  somit  also  beim  Zerfall  des  .Milchzuckers  eine  geringe 
Wärmemenge  gebunden,  da  diese  aber  nur  2 pro  Mille  von  der  gesammten 
Verbrennungswärme  bidrägt,  so  kommt  sie  praktisch  nicht  in  Betracht. 
Dahingegen  weist  mich  l’rofessor  Ostwald  auf  ein  anderes  Moment  hin,  das 
in  der  That  sehr  beachtenswerth  ist  und  uns  den  Schlüssel  für  die  bc- 


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35 


sprochene  Erscheinung  an  die  Hand  geben  dürfte.  Es  liegt  ja  die  Noth- 
wendigkeit  vor,  dass  der  mütterliche  Organismus  den  Milchzucker  aus  dem 
Blute  aufspeichern  muss,  da  ja  die  Zellen  der  Brustdrüse  und  das  diese 
umspülende  Serum  während  der  Ruhezeiten,  während  der  Zeiten  also,  in 
welchen  Anforderungen  an  die  Drüse  nicht  gestellt  werden,  dafür  besorgt 
sein  müssen,  alle  die  Stoffe,  die  bei  der  Milchausscheidung  von  Nöthen  sind, 
in  grösserer  Menge  in  Vorrath  bereit  zu  stellen.  Der  Organismus  des  Kindes 
hat  umgekehrt  die  Aufgabe,  den  Milchzucker  der  Verdauung  zugänglich 
zu  machen.  Da  nun  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  Milchzucker  schwerer 
dissociirt  als  seine  Bestandtheile,  so  ist  seine  Bildung  in  der  Milchzelle 
ein  ebenso  nützlicher  Vorgang  als  seine  Spaltung  im  Darme  des  Kindes. 
Was  die  Menge  an  Milchzucker  anbetriff't,  die  in  den  verschiedenen  Milch- 
arten enthalten  ist,  so  steht  die  Frauenmilch  obenan  mit  einem  Gehalt 
von  6,  ja  sogar  häufig  noch  höherem  bis  zu  7 ®/„  reichendem  Gehalt, 
während  die  Kuhmilch  nur  3,5—4  "L  aufzuweisen  hat;  Ziege  und  Esel 
stehen  in  dieser  Beziehung  zwischen  Kuh  und  Mensch.  An  anorganischen 
Bestandtheilen  übortrifft  die  Kuhmilch  ganz  bedeutend  die  der  anderen 
Hausthiere  sowie  des  Menschen;  ihr  nahe  steht  die  Ziege,  es  folgen  Esel 
und  Mensch.  Der  Gehalt  an  Salzen  beeinflusst  im  Speciellen  ebenso  wie 
die  Gesammtzusammensetzung  der  Milch  überhaupt  die  Entwickelung  des 
jungen  Individuums  und  so  konnte  erst  vor  Kurzem  Pröscher*)  in  Bunge's 
Laboratorium  zeigen,  wie  der  Aschengehalt  und  die  Gewichtszunahme 
in  einem  ganz  eclatanten  Verhältniss  zu  einander  stehen.  Dabei  ergiebt 
sich  Folgendes:  Es  verdoppelt  sein  Gewicht  von  der  Geburt  ab 

der  Mensch  in  180  Tagen,  Asche  der  menschlichen  Milch  2,2 
das  Pferd  „ 60  „ Aschengehalt  der  Milch  . . 4,1 

das  Rind  „ 41  „ „ „ „ . . 8,o 

der  Hund  „ 8 „ „ „ „ . . 13,1  pro  Mille. 

In  ähnlicher  Weise  habe  ich**)  bereits  vor  geraumer  Zeit  auf  den 
Zusammenhang  zwischen  der  Zusammensetzung  der  Milch  und  der  Ent- 
wickelung der  verschiedenen  Thierarten  hinweisen  können. 

Gelöst  finden  sich  endlich  in  der  Milch  gewisse  stickstoffhaltige  Be- 
standtheile der  Milch,  so  in  erster  Linie  die  sogenannten  Extractivstoffe, 
die  wohl  in  keiner  Milch  fehlen  und  die  direct  aus  dem  Blute  stammen. 
Erwähnenswerth,  weniger  durch  die  Wichtigkeit,  die  sie  für  den  Werth 
der  Milch  besitzen,  als  durch  die  Regelmässigkeit  ihres  Vorkommens,  sind 
Harnstoff,  Kreatin  und  Kreatinin.  Ungleich  bedeutungsvoller  sind  die- 
jenigen stickstoffhaltigen  Substanzen,  die  in  der  Milch  gelöst  enthalten 
sind  und  sich  unbedingt  nur  zu  den  Eiweisskörpern  rechnen  lassen.  Es 
enthält  nämlich  die  Milch  aller  Thiere,  soweit  man  bisher  dieselbe  darauf- 
hin untersucht  hat,  ebenso  wie  die  der  Frau  ausser  dem  Hauptmilch- 
eiweisskörper, dem  Casein,  noch  andere  Eiweissköq)er,  die  sich  gerade  in 
Bezug  auf  die  Art  und  Weise,  wie  sie  in  der  Milch  enthalten  sind,  von 
diesem  unterscheiden.  Das  Casein  nämlich  ist  nicht  eigentlich  in  der 
Milch  gelöst,  es  ist  vielmehr  in  derselben  in  einem  Zustande  enthalten, 
den  man  als  den  der  colloidalen  Quellung  bezeichnen  kann.  Gerade  in 
neuester  Zeit  haben  ja  derartige  colloidale  Körper  das  Interesse  der 


*)  Zeitsebr.  für  physiol.  Chemie,  Bd.  XXIV. 

•*)  Zeitsebr.  für  physiol.  Chemie,  Bd.  XXII. 


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Chemiker  in  hohem  Grade  erregt  und  ich  brauche  nur  an  die  Mittheilungen 
der  Herren  Professor  von  Meyer  und  l)r.  Lottermoser  in  dieser  Gesell- 
schaft über  das  von  ihnen  dargestellte  colloidale  Silber  und  Quecksilber 
zu  erinnern.  Nun,  ganz  ähnlich  scheint  die  Sache  sich  bei  dem  Casein 
zu  verhalten,  auch  dieses  findet  sich  in  einem  colloidaleu  Zustande  in  der 
Milch.  Neben  dem  Casein  enthält  nun  die  Milch  noch  andere  Eiwoiss- 
körper,  die  im  Gegensatz  hierzu  wirklich  gelöst  sind.  Es  sind  dies 
Globulin  und  vor  Allem  ein  Albumin,  also  ein  Körper,  der  dem  Serum- 
albumin des  Blutes  und  dem  Ovalbumin  des  Hühnereies  sehr  nahe  steht 
und  mit  diesen  die  Eigenschaft  gemein  hat,  bei  höheren  Temperaturen 
zu  coaguliren,  andererseits  aber  sehr  leicht  resorbirbar  zu  sein.  In 
Bezug  auf  das  Verhältniss,  in  dem  Casein  zu  dem  gelüsten  Eiweiss  steht, 
finden  sich  nun  ganz  eclatante  Unterschiede  zwischen  den  verschiedenen 
Milcharten.  Wenn  auch  so  manches  in  dieser  Beziehung  noch  strittig 
ist,  so  lassen  sich  doch  zwei  Thatsachen  als  fest  erwiesen  annehmen, 
erstlich  einmal,  dass  die  Milch  aller  Thierarten  unmittelbar  nach  der 
Gebm’t  des  Jungen  wesentlich  mehr  an  gelöstem  Eiweiss  im  Verhältniss 
zum  Gesammteiweiss  enthält,  als  in  späteren  Stillperioden.  Das  geht  so 
weit,  dass  die  Milch  der  ersten  Tage  oder  Wochen  so  viel  gelöstes  Eiweiss 
und  zwar  im  Speciellen  gerade  Lactalbumin  enthält,  dass  dieses  seine 
Eigenschaft,  bei  Erliitzung  zu  gerinnen,  auf  die  gesammte  Milch  überträgt. 
Wenn  Sie  also  eine  solche  .Milch  sieden,  so  gerinnt  dieselbe  in  feinen 
Klocken.  Man  benennt  eine  solche  Milch,  die  sich  auch  anderweit  in 
Bezug  auf  ihre  Zusammensetzung  noch  wesentlich  von  der  der  späteren 
Milchporiode  unterscheidet,  Colostrum.  Die.ser  colostr.ale  Zustand  der  Milch 
hält  bei  den  verachiedenon  Thierarten  verschieden  lange  an,  im  Allgemeinen 
etwa  10  Tage  in  maxiino.  Es  nimmt  alsdann  der  Gehalt  an  Lactalbumin 
ganz  wesentlich  ab.  Als  zweite  Thatsachc  in  dieser  Beziehung  müssen 
wir  aber  daran  festhalten,  dass  keine  andere  Milchart  relativ  im  Verhältniss 
zum  Gesammteiweiss  soviel  Albumin  dauernd  enthält  als  die  Frauenmilch. 
Hierin  ist  einer  der  Hauptunterschiede  zwischen  Frauen-  und  Kuhmilch 
begründet,  hierin  liegt  aber  auch  die  Ursache  zu  der  ebenso  bedauerlichen 
als  bisher  durch  nichts  aus  der  Welt  zu  schaffenden  Thatsache,  dass 
S.äuglinge  die  Kuhmilch  um  so  viel  schlechter  vertragen  als  die  Mutter- 
milch. Der  Grund  für  diese  Thatsachen  wird  uns  leicht  verständlich, 
wenn  wir  uns  vergegenwärtigen,  welche  Schicksale  denn  die  Eiweisskörper 
der  Milch  bei  ihrer  Verdauung  im  thierischen  Organismus  erleiden.  Wenn 
die  Milch  in  den  Magen  kommt,  so  gelangt  dieselbe  nämlich  zur  Gerinnung. 
Diese  Gerinnung  beruht  dar.auf,  dass  das  Casein  ausgefällt  wird  und  zwar 
kommt  diese  Ausfällung  durch  zwei  Momente  zu  Stande,  einmal  nämlich 
durch  die  saure  Keaction  des  Magensaftes,  die  in  erster  Linie  durch  den 
Gehalt  an  Salzsäure  desselben  bedingt  ist,  und  zweitens  durch  die  Gegen- 
wart eines  durch  die  Magendrüsen  abgeschiedenen  Fermentes,  des  Lab- 
fermentes,  dem  eben  die  merkwürdige  Eigenschaft  zukommt,  die  Gerinnung 
des  Caseins  herbeizuführen.  Wenn  Sie  den  Labmagen  eines  Kalbes  mit 
Glycerin  ausziehen  und  sich  auf  diese  Weise  eine  Lablösung  beschaffen, 
oder  wenn  Sie  ein  getrocknetes  Stück  Kalbsniagen  in  eine  beliebig  grosse 
Monge  Milch,  in  .5 — 10  Liter  werfen  und  die  -Milch  etwa  eine  halbe  Stunde 
auf  Körpertemperatur  — 37  Grad  Celsius  — erwärmen,  so  gerinnt  die  ge- 
sammte Milch  zu  einem  dicken  Kuchen,  über  dem  eine  durchsichtige 
Flüssigkeitsschicht,  das  Milchseium,  steht,  das  aus  dem  Wasser,  den  Kohle- 


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hydraten,  den  Salzen  sowie  dem  gelüsten  Eiweiss  besteht,  während  das 
ganze  Casein  ausgefällt  ist  und  eben  den  vorerwähnten  Kuchen  bildet. 
Aehnlich  wohl,  aber  nicht  gerade  analog,  ist  das  Schicksal  der  Milch  im 
Magen  des  lebenden  Thieres,  nur  kommt  es  hier  nicht  zur  Bildung  eines 
zusammenhängenden  Coagulums,  vielmehr  bewirkt  die  motorische  Kraft 
des  Magens,  dass  der  Inhalt  desselben  bei  der  V’erdauung  fortgesetzt  be- 
wegt wird,  es  bilden  sich  dabei  also  statt  eines  zusammenhängenden 
Gerinnsels  zahlreiche  kleine.  Die  Grösse  und  die  Festigkeit  dieser  Ge- 
rinnsel ist  nun  einerseits  eine  recht  verschiedene  je  nach  der  Milchart, 
denn  offenbar  ist  das  Casein  der  verschiedenen  Milcharten  nicht  ein  und 
derselbe  Körper,  sondern  es  sind  chemisch  verschiedene,  wenn  auch  zu 
einer  grossen  Familie  gehörige  Körper.  Die  verschiedenen  Caseinarten 
haben  aber  die  Eigenschaft,  verschieden  zu  gerinnen,  und  zwar  gerinnt 
am  feindockigstcn  das  Casein  der  Frauenmilch,  während  das  der  Kuh- 
milch im  Gegensatz  hierzu  sehr  compacte,  zähe  Gerinnsel  bildet.  Aber 
noch  durch  andere  Umstände  wird  die  Gerinnungsart  des  Caseins  beeinflusst. 
So  bängt  dieselbe  wesentlich  von  dem  Fettgehalt  der  Milch  mit  ab,  indem 
die  Coagula  um  so  feinflockiger,  um  so  zarter  werden,  je  mehr  Fett  in 
der  Milch  enthalten  ist.  Der  weit  verbreitete  Glaube,  dass  eine  magere 
Milch  leichter  zu  verdauen  ist  als  eine  fette,  ist  daher  in  dieser  Allgemein- 
heit gefasst  als  Irrthum  zu  bezeichnen.  Weiter  hängt  die  Gerinnungsart 
des  Caseins  von  der  procentualcn  Menge  ab,  die  dieselbe  an  Casein  ent- 
hält. Eine  Milch,  die  wenig  Casein  enthält  oder  bei  der  der  Case'ingebalt 
durch  Verdünnen  herabgesetzt  worden  ist,  wird  immer  feinflockiger  aus- 
gescbieden  werden  als  eine  mit  höherem  Caseiugehalt.  Endlich  spielt  in 
gleicher  Richtung  auch  die  Gegenwart  von  gelöstem  Eiweiss  eine  bedeu- 
tende Rolle.  Aus  allen  diesen  Punkten  ist  ersichtlich,  dass  die  Frauen- 
milch vor  der  Kuhmilch  — ich  will  mich  auf  die  Gegenüberstellung  dieser 
beiden  Milcharten  beschränken  — in  jeder  Beziehung  den  Vortheil  der 
feineren  Caseingerinnung  voraushaben  muss.  Denn  einmal  enthält  die 
Frauenmilch  ein  Casein,  das  schon  an  und  für  sich  ungleich  feiner 
gerinnt,  dann  enthält  die  Frauenmilch  noch  nicht  einmal  ganz  1 "/o 
Casein,  während  die  Kuhmilch  gegen  3 % aufzuweisen  hat,  ferner 
ist  die  Frauenmilch  relativ  viel  fettreicher,  denn  dieselbe  schwankt  in 
ihrem  Fettgehalt  zwischen  3 und  4 während  unsere  Marktmilch 
selten  viel  über  3 enthält,  endlich  aber  finden  wir  in  der  Frauen- 
milch ganz  bedeutende  Mengen  gelösten  Eiweisses,  während  die  Kuh- 
milch hierin  sehr  arm  ist.  So  sind  denn  alle  Bedingungen  gegeben, 
ilie  dazu  führen  müssen,  dass  die  I’rauenmilch  im  kindlichen  Magen  sehr 
fein  und  zartflockig  gerinnt,  während  die  Kuhmilch  in  zähen  compacten 
Coagulis  durch  den  Magensaft  niedergeschlagen  wird.  Die  Art  der  Milch- 
gerinnung ist  aber  von  allergrösstem  Einfluss,  denn  die  Ausscheidung  in 
Coagulis  bedeutet  ja  nur  den  ersten  Schritt  bei  der  Verdauung,  müssen 
doch  nunmehr  die  Milchgerinnsel  ordentlich  von  den  Säften  des  Magens 
und  des  Darmes  durchtränkt  wenlen  und  die  Caseinflocken  wieder  gelöst 
und  in  solche  Eiweisskörper  übergeführt  werden,  die  sich  zur  directen 
.Aufsaugung  durch  die  Drüsen  des  Darmes  eignen.  Es  ist  aber  ohne 
Weiteres  leicht  verständlich,  dass  eine  feine  zarte  Caseinflocke  leichter 
von  den  Verdauungssäften  angegrifieu  und  gelöst  werden  kann,  als  ein 
zähes  dickes  Coagulum.  Der  Vortheil  der  Frauenmilch  vor  der  Kuhmilch 
ist  somit  ein  doppelter,  erstlich  enthält  dieselbe  einen  namhaften  Theil 


• -lugle 


ea  C“ 


38 


ihres  Eiweisses  gar  nicht  als  Casein,  sondern  als  Albumin,  und  dieser 
Eiweisskörper  braucht  gar  nicht  erst  coagulirt  und  wieder  gelöst  zu  werden, 
sondern  kann  direct  im  Magen  und  Darm  aufgesaugt  werden,  andererseits 
wird  das  Casein  der  Frauenmilch  bei  der  Verdauung  des  Kindes  feiner 
ausgeschieden  und  rascher  und  vollständiger  wieder  gelöst.  Ungelöste 
Eiweissmassen,  die,  um  verdaut  zu  werden,  lange  im  Darme  weilen  müssen, 
bilden  aber  eine  grosse  Gefahr  für  das  betretl'ende  Individuum,  da  es 
alsdann  leicht  zur  Fäulniss  und  zur  Zersetzung  der  im  Darmkanal  stagni- 
renden  Eiweissmassen  kommen  kann,  ilie  zu  den  schwersten  Erscheinungen, 
zu  langwierigen  Darmkatarrhen  und  dem  erschreckenden  Hilde  der  Kinder- 
cholera zu  führen  vermögen.  Der  Verdauungsapparat  des  Menschen  und 
vor  Allem  der  des  Kindes,  ist  eben  von  dem  des  Thieres  — hier  des 
Kalbes  — wesentlich  verschieden  eingerichtet.  Wer  je  den  mächtigen  Magen 
eines  neugeborenen  Kalbes  und  dasselbe  Organ  eines  jungen  Kindes  ge- 
sehen hat,  dem  wird  es  auch  völlig  selbstverständlich  erscheinen,  dass 
eine  Aufgabe,  die  von  dem  ersteren  spielend  gelöst  wird,  von  dem  letzteren 
nicht  verlangt  werden  kann,  und  dass  jeder  Versuch  zu  dauernden  Schä- 
digungen führen  muss.  Von  der  Darreichung  unverdünnter  Kuhmilch  ist 
man  denn  auch  wenigstens  bei  jüngeren  Säuglingen  völlig  abgekommen 
und  versucht  auf  mancherlei  mehr  oder  weniger  zweckmässige  Art  und 
Weise  die  Unterschiede  zwischen  Kuh-  und  Frauenmilch  auszugleichen, 
deren  Erörterung  an  dieser  Stelle  uns  freilich  zu  weit  führen  würde. 


Durchschnittliche  Zusammensetzung  der  Milch  in  Procent: 


Frau 

Kuh 

Ziege 

Esel 

Fett  .... 

3,5 -4,0 

3,0  — 3,6 

3,6  — 4,0 

0,3  — 1,0 

Eiweiss  . . . 

0.8 — 1.2 

3,0  — 3,6 

2,8— 3,8 

1,2— 1,8 

Milchzucker 

6,0 — 7,0 

3,5 — 4,5 

4,0— 4,5 

4,6  — 6,5 

Salz  .... 

0,25 

0,70 

0,70 

0,35 

Wasser  . . . 

88—89 

87—88 

GO 

1 

00 

88—89 

M’'as  das  Fett  der  Milch  nnbetrifft,  so  ist  es  in  derselben  in  feinsten 
kleinen  Tröpfchen  suspendirt  und  keineswegs  in  gelöstem  Zustande.  Um 
das  in  der  Milch  suspendirte  Fett  zu  lösen,  ist  es  nöthig,  die  feine  aus 
Eiweiss  bestehende  Membran,  die  jedes  dieser  nur  mikroskopisch  wahr- 
nehmbaren Fetttröpfchen  umgiebt,  zu  lösen,  was  durch  eine  geringe  Menge 
von  Säure  oder  Uauge  mit  Leichtigkeit  geschehen  kann.  Alsdann  kann 
man  das  .Milchfett  in  Aether  oder  Amylalkohol  lösen  und  seine  Menge 
gewichtsanalytisch,  volumetrisch  oder  aerometrisch  feststellen.  Wie  schon 
erwähnt,  beträgt  der  Fettgeh.alt  unserer  Marktmilch  in  der  Hegel  3 “L, 
bei  geeigneter  Fütterung  gelingt  es  aber,  eine  Kuhmilch  zu  erzielen,  die 
ungleich  fettreicher,  die  4,  ja  5 Fett  enthält.  Die  Frauenmilch  enthält 
in  der  Regel  3’/«  — 4%  Fett,  doch  spielt  auch  hier  die  Ernährung  eine 
wichtige  Rolle.  Etwa  gleich  in  Hezug  auf  den  Fettgehalt  kommt  der 
Frauenmilch  der  Fettgehalt  der  Ziegenmilch,  während  die  Fiseismilch,  die 
eine  veraltete  Lehranschauutig  für  der  Muttermilch  sehr  ähnlich  hielt,  von 
dieser  aber  sich  mehr  als  irgend  eine  andere  Milchart  unterscheidet,  kaum 
1 " häutig  sogar  noch  viel  weniger  Fett  enthält  und  sich  somit  als  völlig 
ungeeignet  zur  Ernährung  von  Säuglingen  erweist,  für  die  schon  der  hohe 


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Preis  hinderlich  sein  würde.  In  Bezug  auf  die  Art,  in  der  sich  das  Fett 
in  der  Milch  findet,  wäre  noch  zu  erwähnen,  dass  die  Fettkügelchen 
am  kleinsten,  dass  die  Vertlieilung  derselben  am  feinsten  in  der  Frauen- 
milch ist,  während  die  Milch  aller  übrigen  Thierarten  grössere  Fett- 
tröpfchen enthält. 

Die  Zusammensetzung  der  Milch  lässt  es  ohne  Weiteres  als  verständ- 
lich erscheinen,  dass  die  Ausnutzung,  die  die  Milch  im  menschlichen  Ver- 
dauungskanal erfahrt,  eine  ganz  vorzügliche  ist.  Das  letzte  Wort  über 
diese  i'rage  ist  zwar  noch  nicht  gesprochen,  doch  lässt  sich  so  viel  mit 
Sicherheit  sagen,  dass  in  vielen  Fällen,  vor  Allem  dann,  wenn  keine  allzu 
reiche  Zufuhr  statthat,  der  Säugling  die  Muttermilch  nahezu  ideal  ausnutzt, 
das  heisst,  dass  alle  in  der  Nahniug  enthaltene  Energie  auch  seinem  Organis- 
mus zu  Gute  kommt  und  nicht  unverbraucht  wieder  ausgeschieden  wird. 
In  ganz  besonderem  .Maassstabe  gilt  dies  für  die  Kohlehydrate,  nicht  viel 
weniger  für  das  Eiweiss,  während  von  Salzen  und  Fett  sich  mitunter 
etwas  grössere  Mengen  in  den  Stühlen  wiederfinden,  doch  dürfte  nur 
ausnahmsweise  der  V^erlust  mehr  als  10  betragen,  wenn  die  Er- 
nährung eine  genau  beobachtete  war.  Etwas  schlechter,  immerhin  aber 
noch  ausgezeichnet  wird  die  Kuhmilch  vom  Kinde  wie  vom  Erwachsenen 
ausgenutzt.  Während  aber  für  das  Kind  die  Milch  als  einzige  Nahrung 
genügt,  ja,  während  der  ersten  Monate  seines  Lebens  sogar  seine  einzige 
Nahrung  bilden  muss,  wenn  anders  man  seine  Lobensaussichten  nicht  ge- 
fährden will,  kann  man  einen  Erwachsenen  nicht  dauernd  rationell  mit 
Milch  ernähren,  wie  eine  kurze  Betrachtung  der  einschlägigen  Verhältnisse 
uns  ohne  Weiteres  erkennen  lässt.  Ein  erwachsener  arbeitender  Mann 
bedarf  täglich,  um  die  Ausgaben  seines  Stoffwechsels  zu  decken,  105  Gramm 
Eiweiss,  50  Gramm  Fett  und  400  — 500  Gramm  Kohlehydrate.  Diese  be- 
nöthigten  105  Gramm  Eiweiss  würden  sich  in  3'/a  Liter  Milch  finden  (pro 
Liter  3 ®/„  Eiweiss  gerechnet),  mit  diesen  3'  „ Liter  Milch  würde  der  Be- 
treffende auch  105  Gramm  Fett  consumiren,  an  Kohlehydraten  jedoch  kaum 
140  Gramm  aufnehmen.  Nun  enthalten  ja  die  3'/.^  Liter  Milch  statt  der 
benöthigten  50  Gramm  Fett  deren  105,  also  55  Gramm  mehr,  und  diese 
55  Gramm  Fett  entsprechen  etwa  125  Gramm  Kohlehydrat,  da  1 Gramm 
Fett  9,3  Calorien,  1 Gramm  Kohlehydrat  4,1  Calorien  ausmacht,  und  bei 
der  Ernährung  des  Erwachsenen  eine  Vertretung  der  einzelnen  Nahrungs- 
mittel in  gewissem  Grade  nach  ihrem  Calorienweithe  möglich  ist.  Immer- 
hin würden  dem  mit  3 Liter  Milch  genährten  Individuum  noch  140  bis 
240  Gramm  Kohlehydrat  fehlen.  Es  müsste  somit  hierfür  eine  entsprechende 
Menge  Brot  mitgenossen  werden.  Eine  ausschliessliche  Milchernähruug 
hat  übrigens  den  Nachtheil  für  Erwachsene,  dass  sich  gegen  den  ausschliess- 
lichen Gennss  von  Milch  in  Bälde  ein  Widerwille  einstellt.  Ist  eine  aus- 
schliessliche Milebernährung,  abgesehen  vom  frühen  Kindesalter,  .also  un- 
rationell und  verwerflich,  so  ist  doch  die  Milch  ein  ganz  vorzügliches  und 
überaus  wohlfeiles  Hilfsmittel  bei  der  Ernährung  und  verdiente  als  solches 
sogar  noch  viel  mehr  Beachtung,  als  ihr  hier  bei  uns  zu  Theil  wird. 
Ganz  besonders  in  der  Form  der  milchhaltigen  Mehlspeisen,  wie  man 
solche  in  Oesterreich  und  auch  in  Süddeutschland  geniesst,  kann  dieselbe 
für  die  Tafel  von  Arm  und  Reich  empfohlen  werden.  Wie  billig  man  in 
der  Milch  Nährstoffe  zu  kaufen  bekommt,  zeigt  folgende  Rechnung:  Für 
eine  Mark  erhält  man  circa  6 Liter  Milch  mit  180  (Jramm  Eiweiss,  180  Gramm 
Fett  und  mit  240  Gramm  Kohlehydraten.  Für  dasselbe  Geld  erhält  man 


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40 


1 Kilo  Ochsenfleisch  und  dabei  sogar  blos  eine  geringe  Qualität,  und  mit 
diesem  Kilo  mageren  Ochsenfleisches  210  Gramm  Eiweiss,  17  Gramm  Fett 
und  so  gut  wie  gar  keine  Kohlehydrate.  Hierbei  ist  pro  Pfund  Rindfleisch 
nur  50  Pf.  gesetzt,  was  entschieden  doch  bei  den  heutigen  Fleischpreisen 
zu  niedrig  gegriffen  sein  dürfte. 

Aus  dem  eben  Angeführten  geht  hervor,  welclie  Bedeutung  die  Milch 
als  Nahrungsmittel  hat,  und  lässt  es  erklärlich  erscheinen,  dass  der  Milch- 
consum  ein  ganz  bedeutender  ist,  und  die  Milchgewinnung  und  der  Ver- 
kehr und  Handel  mit  Milch  eine  Ausdehnung  angenommen  hat,  die  der 
ferner  Stehende  in  der  Regel  wohl  unterschätzen  dürfte.  So  consumirt 
Dresden  — ich  entnehme  diese  Zahlen  einer  sehr  lesenswerthen  Schrift 
des  Herrn  Dr.  Pfund  — täglich  etwa  90000  Liter  Milch,  von  denen  5600 
in  der  Stadt  selbst  producirt  werden,  33000  Liter  werden  per  Wagen  von 
den  umliegenden  Ortschaften  eingeführt  und  51000,  also  der  bei  Weitem 
grösste  Theil,  kommt  per  Bahn,  also  wie  man  wohl  annchmen  kann,  aus 
dem  weiteren  Umkreise  der  Stadt.  Dabei  erweist  sich  Dresden  durchaus 
nicht  als  eine  stark  Milch  consumirende  Stadt,  da  ja  pro  Tag  und  Kopf 
noch  nicht  einmal  ein  Drittelliter  verbraucht  wird. 

Ein  derartiger  Consumartikel,  als  den  wir  somit  die  Milch  betrachten 
müssen,  wird  natürlich,  umsomehr  als  sehr  zahlreiche  und  ökonomisch 
schwache  Hände  bei  Gewinnung,  Transport  und  Verkauf  in  Betracht  kommen, 
menschlicher  Habsucht  als  willkommenes  Ausnutzungsobject  dienen,  und 
in  der  That  giebt  es  kein  Nahrungsmittel,  das  so  oft  verfälscht  oder 
minderwerthig  in  den  Handel  gebracht  wird,  deshalb  ist  die  Aufmerksam- 
keit der  Behörden  schon  seit  langer  Zeit  auf  den  Wandel  und  Handel  der 
Milch  gerichtet. 

Fassen  wir  zunächst  die  Verfälschungen,  denen  die  Milch  ausgesetzt 
ist,  ins  Auge,  so  ist  als  die  häutigst  vorkommende  diejenige  anzuseheu, 
die  durch  Wasserzusatz  das  Volumen  der  Milch  vermehren,  und,  da  ja 
allgemein  nach  volumetrischen  Maassen  gekauft  wird,  somit  die  zu  er- 
zielende Einnahme  erhöhen  will.  Der  Nachweis  des  erfolgten  Wasser- 
zusatzes kann  mit  grossen  Schwierigkeiten  verknüpft  sein,  vorausgesetzt, 
dass  der  Milchfälscher  vorsichtig  zu  Werke  geht,  was  ja  glücklicherweise 
nicht  der  Fall  zu  sein  pflegt.  So  vennag  der  Nachweis  von  Salpetersäure, 
die  sich  im  Brunnenwasser  fast  ausnahmslos  findet,  während  sie  der  reinen 
Milch  stets  fehlt,  schon  zur  Erkennung  des  Wasserzusatzes  hinzuführen. 
An  und  für  sich  wird  ja  ein  Wasserzusatz  zur  Milch  sogar  häufig  nöthig 
sein,  wenn  man  dieselbe  zum  Beispiel  kleinen  Kindern  geben  will,  und 
natürlich  kann  man  einer  Mutter,  die  ihrem  Säugling  die  .Milch  ent- 
sprechend verdünnt,  keine  Fälschung  vorwerfen.  Die  Benachtheiligung 
aber,  die  der  Milchkäufer  durch  den  Wasserzusatz  seitens  des  Milch- 
producenten oder  seitens  des  Milchhändlers  erfährt,  liegt  einmal  darin, 
dass  die  werthvollen,  der  Ernährung  dienenden  Bestandtheile  hierdurch 
verdünnt  werden,  der  Käufer  somit  weniger  davon  erhält,  als  er  in  dem 
Glauben,  reine  Milch  zu  erhalten,  bezahlt.  Andererseits  ist  das  zu- 
gesetzte Wasser  aber  meist  von  recht  frngwünliger  Güte  und  Reinheit 
und  kann  so  direct  zu  Gcsundheitsschädiguugen  führen.  Da  sich  ein  be- 
deutenderer Wasserzusatz,  besonders  wenn  derselbe  zu  an  und  für  sich 
schon  nicht  sehr  guter  Milch  erfolgt,  sich  leicht  durch  die  durchsichtige 
bläuliche  Farbe  der  so  behandelten  Milch  verräth,  so  wird  nicht  selten 
durch  Zusatz  von  Stärke,  Mehl  oder  sogar  von  Gyps  die  Farbe  wieder 


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41 


aufgebessert.  Natürlich  ist  der  Nachweis  dieser  Körper  unschwer  zu  er- 
bringen. 

Eine  weitere  und  wohl  die  allerhäufigste  betrügerische  Manipulation, 
der  die  Milch  unterworfen  wird,  ist  die  des  Abrahmens.  Bekanntlich  ist 
die  Sahne,  das  Milchfett  das  relativ  Werthvollste  an  der  ganzen  Milch, 
da  diese  ja  in  ihrer  Verarbeitung  zu  Butter  sowie  in  ihrer  Verwendung 
als  Sahne  und  Schlagsahne  viel  begehrt  ist.  Es  liegt  also  sehr  nahe, 
dass  man  die  Milch  durch  Abschöpfen  des  sieh  oben  abscheidenden 
Fettes  von  einem  Theil  ihrer  werthvollsten  Nährsubstanzen  beraubt.  An 
und  für  sich  ist  ein  derartiges  Vorgehen  durchaus  nichts  Ungerechtes  und 
geschieht  in  allen  Molkereien,  ja  die  moderne  Technik  hat  sogar  vortreff- 
liche Apparate  ersonnen,  mit  Hilfe  deren  es  möglich  ist,  das  Fett  aus  der 
Milch  so  gut  wie  vollständig  abzuscheiden.  Die  so  mit  Centrifugen  ent- 
fettete Milch  nennt  man  Magermilch.  Unbedingt  nöthig  und  zu  verlangen 
ist  es  nun  aber,  dass  der  Käufer  der  Milch  genau  weiss,  ob  er  sämmt- 
liche  von  vornherein  in  der  Milch  befindliche  Bestandtheile  der  Milch  auch 
wirklich  erhält  oder  ob  solche  derselben  entnommen  worden  sind.  Daher 
fordert  mit  Recht  die  Behörde,  dass  jedes  Milchgefäss  eine  genaue  Be- 
zeichnung trägt,  ob  in  derselben  Magermilch  oder  Vollmilch  enthalten  ist. 
So  kann  sich  der  Käufer  genügend  orientiren  und  entweder  eine  Milch 
erstehen,  die  nur  einen  Theil  der  naturgemäss  in  ihr  vorkommenden  Nähr- 
stoffe enthält,  oder  aber  eine,  die  in  dieser  Beziehung  vollwerthig  ist. 
Der  Kauf  von  Magermilch  bedeutet  übrigens  keinen  Nachtheil,  sondern 
vielmehr  sogar  einen  Vortheil  für  den  Käufer  und  ist  daher  armen  Leuten 
anzurathen,  denn  der  Marktpreis  der  Magermilch  ist  im  Verhältniss  zu  den 
darin  enthaltenen  Nährstoffeinheiten  ein  geringerer,  wie  die  folgende  Er- 
wägung zeigt:  Ein  Liter  Vollmilch  enthält  in  30  Gramm  Fett  273  Calorien,  in 
30  Gramm  Eiweiss  123  Calorien  und  in  46  Gramm  Milchzucker  184  Calorien, 
zusammen  680  Calorien;  ein  Liter  centrifugirte  Magermilch  enthält  etwa 
3 Gramm  Fett  entsprechend  27  Calorien,  wieder  30  Gramm  Eiweiss  mit 
123  Calorien  und  46  Gramm  .Milchzucker  mit  187  Calorien,  zusammen 
333  Calorien.  Es  enthält  also  die  Magermilch  etwa  66  % ‘l^r  in  der  Voll- 
milch zu  findenden  Nährstoffe  in  Calorien,  der  Preis  derselben  ist  jedoch 
nur  wenig  mehr  als  ein  Drittel  der  Vollmilch,  da  nach  der  Regel  für  einen 
Liter  gute  Vollmilch  18,  für  einen  Liter  Magermilch  nur  7 Pf.  gezahlt 
werden.  Die  Magermilch  ist  somit  nicht  nur  aljsolut,  sondern  auch  relativ 
billiger  als  die  Vollmilch.  Freilich  muss  das  dabei  weniger  verabreichte 
Fett  auf  andere  Weise  dem  Organismus  zugeführt  werden.  Ganz  anders 
ist  die  Entrahmung  natürlich  zu  beurtheilen,  wenn  dieselbe  ohne  Vorwissen 
des  Käufers  geschehen  ist,  wie  dies  überaus  häufig  vorkoramt.  F^s  sind 
daher  gesetzliche  Bestimmungen  getroffen,  die  der  Entrahmung  der  Milch 
Einhalt  gebieten  sollen.  Doch  leiden  alle  hierauf  abzielendcn  Maassregeln 
unter  der  Schwierigkeit,  sie  exact  durchzuführen.  Da  nämlich  der  Fett- 
gehalt bei  verschiedenen  Kühen  — und  um  Kuhmilch  handelt  es  sich  ja 
so  gut  wie  ausschliesslich  — nach  Rasse  und  Emährungsart  äusserst  ver- 
schieden ist,  so  lässt  sich  natürlich  keine  Zahl  finden,  die  wirklich  als 
stricte  Grenze  aufgefasst  werden  kann,  bis  zu  der  der  Fettgehalt  in  minimo 
sinken  darf.  An  verschiedenen  .Orten  ist  diese  Grenze  verschieden  hoch 
angenommen,  hier  bei  uns  beträgt  dieselbe  zur  Zeit  3 °/^.  Fintbält  also 
eine  Milch  weniger  als  3 Fett,  so  wird  angenommen,  dass  dieselbe  ent- 
weder abgerahmt  oder  mit  Wasser  verdünnt  worden  ist.  Nach  beiden 


42 


Seiten  liin  wird  diese  Annalime  freilich  im  einzelnen  Falle  falsch  sein 
können.  Einmal  steht  es  nämlich  demjenigen  Milchproducenten  oder  Milch- 
händler, dessen  Milch  etwa  3*/i — 4“/„  oder  mehr  Fett  enthält,  frei,  seine 
Milch  his  auf  einen  Fettgehalt  von  3%  abzurahmen,  ohne  dass  er  für 
diese  That  Entdeckung  oder  Strafe  zu  erwarten  hat,  andererseits  kann 
es  aber  auch  Vorkommen,  dass  eine  Milch  wirklich  nur  2,9  oder  sogar 
noch  weniger  Fett  enthält,  ohne  dass  irgend  ein  betrügerischer  Eingriff 
erfolgt  ist,  und  der  Betreffende  kann  somit  in  den  falschen  Verdacht  der 
Milchpanscherei  kommen.  Die  Controle  der  Milch  erfolgt  hier  durch  Beamte 
der  Wohlfahrtspolizei,  die  alle  diejenigen  Milcharten,  die  ihnen  verdächtig 
erscheinen,  der  Behörde  zur  Vornahme  der  chemischen  Analyse  anzuhalten 
haben.  Zur  vorläufigen  Bestimmung  des  Fettgehaltes  an  Ort  und  Stelle  der 
Entrahmung  dienen  calorimetrische  Methoden,  verbunden  mit  der  Bestim- 
mung des  specitischen  Gewichts.  Alle  diese  Methoden  sind  vollkommen  un- 
genügend und  cs  steht  zu  erhoffen,  dass  seitens  der  Wohlfahrtspolizei 
nunmehr  eine  neue  zur  Einführung  gelangt,  die  allen  Anforderungen , die 
man  an  eine  marktpolizeiliche  stellen  darf,  genügt,  und  zwar  sowohl  in 
Bezug  auf  die  Einfachheit  und  Schnelligkeit  in  der  Ausführung,  als  auch 
in  Bezug  auf  die  Genauigkeit.  Es  ist  dies  die  Gerber’sche  Methode,  die 
vermittelst  einer  IlugersholTschen  Centrifuge  volumetrisch  den  Fettgehalt 
der  Milch  ermittelt.  Es  werden  zu  diesem  Zwecke  in  bestimmten  graduirten 
Messgefässen  11  Cubikeentimeter  .Milch  mit  10  Cubikeentimeter  concentrirter 
Schwefelsäure  versetzt  und  hierdurch  die  Eiweisskörper  zunächst  ausgefällt 
und  alsdann  wieder  zur  Lösung  gebracht;  hierauf  wird  1 Cubikeentimeter 
Amylalkohol  zugesotzt,  der  das  Fett  in  durchsichtiger  Flüssigkeit  löst,  und 
das  Gemisch  gut  centrifugirt.  Man  vermag  in  kuraerZeit  den  Fettgehalt  direct 
abzulesen.  Die  ganze  Methode  gestattet,  eine  grosse  Anzahl  von  Bestimmungen 
zu  gleicher  Zeit  vorzunehmen,  und  ich  kann  aus  vielen  Hunderten  von  Unter- 
suchungen, die  ich  auf  diese  Weise  mit  der  Milch  verschiedener  Thierarten 
vorgenommen  habe,  bestätigen,  dass  die  Bestimmung  eine  überaus  genaue 
ist,  die  mit  den  gewichtsanalytisch  gefundenen  Uesultaten  sehr  gut  überein- 
stimmt. 

Die  Abrahmung  der  Milch  hat  uns  schon  darauf  hinweisen  lassen, 
dass  manche  Milch  nur  sehr  wenig  Fett  enthält;  und  solche  Milch,  die  von 
vornherein  sehr  fettarm  ist,  müssen  wir  als  minderwerthig  bezeichnen. 
Statt  im  Melkeimer  verdünnen  nämlich  manche  Milchproducenten  die  Milch 
schon  im  Euter  des  Thieres,  indem  sie  demselben  eine  wasserreiche,  an 
festen  Bestandtheilen,  vor  Allem  an  Fett  arme  Xahrung  gewähren.  Auf 
diese  Weise  bringen  sie  die  Kühe  dahin,  viel,  aber  fettarme  .Milch  zu  geben. 
Die  Grossconsumenten  wissen  sich  nun  neuerdings  sehr  gut  gegen  derartige 
.Manipulationen  zu  schützen,  indem  sie  die  .Milch  nicht  mehr  per  Liter, 
.sondern  nach  dem  gelieferten  Fett  bezahlen.  Sie  untersuchen  jeden  Tag 
auf  die  vorhin  angedeutete  Weise  die  zur  Ablieferung  gebrachte  .Milch  und 
bezahlen  dieselbe  je  n.ich  ihrem  Fettgehalte  mit  höherem  oder  geringerem 
l’reise.  Eine  immer  weitere  Verbreitung  dieser  Maassnahmen  lässt  er- 
hoffen, dass  die  Landwirthe  mehr  und  mehr  auch  in  ihrem  Interesse 
darauf  sehen  werden,  eine  fetthaltige  Milch  zu  produciren. 

Als  minderwerthig  ist  ferner  ausnahmslos  alle  Milch  zu  bezeichnen, 
die  von  kranken  Thiercn  stammt.  Dem  Laien  erscheint  dies  eigentlich 
ganz  selbstverständlich,  doch  ist  man  in  Wirklichkeit  noch  sehr  weit 
davon  entfernt,  diese  Forderung  des  Hygienikers  anzuerkennen.  Ja,  vor 


,.jglc 


43 


nicht  langer  Zeit  hat  ein  Oekonom  in  der  vom  preussischen  Ministerium 
zur  Besprechung  dieser  Fragen  zusammengerufenen  Commission  erklärt, 
dass  bei  Durchfühning  einer  solchen  Forderung  die  Landwirthe  es  sich 
wohl  überlegen  würden,  weiter  Milch wirthschaft  zu  betreiben.  Diese 
Behauptung  entbehrt  jeder  Berechtigung,  denn  diejenigen  Oekonomen, 
die  ausschliesslich  gesundes  Vieh  zur  Milchgewinnung  benutzen,  machen 
hierbei  brillante  Geschäfte.  Betrübend  ist  allerdings  die  Thatsache,  dass 
es  in  ganz  Deutschland  wohl  kaum  ein  Dutzend  Ställe  giebt,  in  denen 
nur  gesundes  Vieh  steht.  Bei  den  meisten  Ställen  leiden  ein  Drittel,  die 
Hälfte  oder  noch  mehr  Thiere  an  der  Perlsucht,  dieser  der  Tuberkulose 
des  Menschen  entsprechenden  Krankheit,  welche  in  gar  nicht  zu  seltenen 
h'ällen  auch  wirklich  auf  diese  Weise  eben  durch  den  Genuss  der  rohen, 
von  perlsüchtigen  Thieren  stammenden  Milch  auf  den  Menschen  übertragen 
wird.  Ebenso  können  auch  die  Erreger  anderer  Seuchen  auf  den  Menschen 
überschlcppt  werden. 

Ebenfalls  als  minderwerthig  ist  alle  diejenige  Milch  zu  bezeichnen, 
die  nicht  sauber  gemolken  und  nicht  zweckentsprechend  aufbewahrt  wird. 
Schon  was  die  Reinlichkeitsverhältnisse  in  den  Ställen  anbclangt,  so  be- 
kommt man  da  manchmal  fast  Unglaubliches  in  Bezug  auf  Unreinlichkeit 
zu  sehen.  Ein  Herkules  würde  da  an  der  Möglichkeit  einer  Säuberung 
verzagen.  Der  Volksmund  rechnet  übrigens  hiermit  schon  als  einer  fest- 
stehenden Thatsache  und  nennt  eben  einen  besonders  schmutzigen  Ort 
einen  Stall.  Dieses  Vomrtheil  zu  widerlegen  ist  der  erste  Schritt  auf  dem 
Wege  der  Besserung. 

Es  ist  nämlich  eine  durch  die  Erfahrung  immer  wieder  bestätigte 
Thatsache,  dass  durch  Unsauberkeit  bei  der  Gewinnung  und  der  Auf- 
bewahrung der  Milch  die  Haltbarkeit  derselben  naebtheilig  beeinflusst  wird. 
Es  kommen,  wenn  man  nicht  die  nöthigen  Vorsichtsmaassregcln  bewahrt, 
in  die  von  Haus  aus  keimfreie  Milch  zahlreiche  Mikroorganismen  hinein, 
die  sich  in  dem  für  ihre  Entwickelung  sehr  geeigneten  Nährboden,  zumal 
wenn  die  Aussentemperatur  hierzu  günstig  ist,  schrankenlos  vermehren. 
Hierbei  findet  eine  Veränderung  statt,  die  der  regelmässig  im  Nlagen  ein- 
tretenden bis  zu  einem  gewissen  Grade  ähnelt;  nämlich  auch  durch  die 
Vermehrung  der  Mikroorganismen  kann  es  zu  einer  Gerinnung  der  Milch 
kommen,  indem  der  Milchzucker  in  Milchsäure  gespalten  wird.  Ist  auf 
diese  Weise  eine  bestimmte  Menge  Milchsäure  entstanden,  so  kommt  es 
durch  dieselbe  ebenso  zur  Gerinnung  der  Milch,  wie  durch  die  Salzsäure 
des  Magens.  Andere  Keime  wieder,  die  durch  Uusauberkeit  in  die  Milch 
gelangen  können,  sind  noch  verhängnissvoller  gerade  dadurch,  dass  sie 
keine  Säurebildner  sind;  sie  vermehren  sich,  ohne  zur  Gerinnung  zu  führen. 
Gerade  die  Gerinnung  der  Milch  ist  aber  auch  dem  Laien  ein  deutlicher 
Hinweis  darauf,  dass  die  betreffende  Milch  verdorben  ist.  Im  Uebrigen 
ist  es  ja  bekannt,  dass  auch  eine  sauer  gewordene  Milch  sich  sehr  gut 
zur  Nahrung  eignen  kann  und  von  manchen  Menschen  sehr  gern  genommen 
wird.  Gefährlich  ist  aber  jede  angesäuerte  Milch  für  kleine  Kinder,  die 
auf  den  Genuss  derselben  schwer  zu  erkranken  pflegen.  Für  diese  und 
ebenso  für  Erwachsene  kann  aber  eine  nicht  sauere  Milch  auch  im  höchsten 
Grade  schädlich  sein,  wenn  dieselbe  die  vorhin  erwähnten  anderen  Keime 
enthält.  Von  der  Zahl  der  Mikroorganismen,  die  sich  in  der  Kuhmilch 
finden,  wenn  diese  nicht  sauber  gemolken  worden  ist,  kann  sich  der  mit 
diesen  Verhältnissen  nicht  Vertraute  kaum  eine  Vorstellung  machen.  So 


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44 


kann  es  Vorkommen,  dass  in  einer  Milch,  die  noch  nicht  einmal  so  weit 
verdorben  ist,  dass  sie  durch  Gerinnung  Jedermann  als  minderwerthig  ins 
Auge  füllt,  im  Cubikcentiraeter  15  Millionen  Keime  enthalten  sind.  Ausser 
den  Keimen  enthält  jedoch  eine  unsauber  gemolkene  Milch  auch  noch  eine 
beträchtliche  Menge  anderer  directer  Verunreinigungen.  Auf  diese  That- 
sache  ist  zuerst  von  einem  Mitgliede  unserer  Gesellschaft,  Herrn  Professor 
Renk,  mit  dem  nöthigen  Nachdruck  hingewiesen  und  zugleich  eine  Methode 
ausgesomien  worden,  mit  Hülfe  derselben  es  leicht  gelingt,  die  Menge  des 
Milchschmutzes  zu  bestimmen.  Es  ist  nun  die  Ptlicht  des  Milchproducenten, 
uns  eine  Milch  zu  liefern,  die  möglichst  wenig  Keime  und  möglichst  wenig 
.Milchschmutz  enthält.  Die  ideale  Forderung,  ganz  keimfreie  und  reinliche 
Milch  zu  erhalten,  würde  sich  ja  doch  vorläufig  noch  nicht  realisiren  lassen, 
den  guten  Willen  hierzu  konnte  man  aber  wenigstens  verlangen.  Die  Ställe 
müssten  luftig  gebaut  sein,  und  ebenso  wie  unsere  W ohnungspolizei  darauf 
sieht,  dass  in  keinem  Raume  mehr  Menschen  zusammengepfercht  werden, 
als  hygienisch  gedacht  darin  Platz  haben,  ebenso  müsste  jedem  Landwirth, 
der  die  Milch  seiner  Kühe  zu  Markt  bringen  will,  genau  vorgezeichnet 
sein,  wie  geräumig  und  wie  hoch  sein  Stall  sein  muss.  Ebenso  erwächst 
der  liehörde  meines  Erachtens  die  Ptlicht,  die  Entwässerungs-  und  Ent- 
kothungsvorrichtungen  zu  überwachen.  Mindestens  einmal  am  Tage  ist  der 
helle  geräumige  Idealstall  sorgfältig  zu  reinigen.  Vor  dem  Melken  sind 
die  Euter  der  Thiere  abzuwaschen,  desgleichen  die  Hände  des  Melkenden 
sorgfältigst  zu  säubern.  Das  übliche  schmutzige  Kostüm,  das  die  Schweizer 
oder  Kuhmägde  dabei  zu  tragen  pflegen,  vermag  den  Appetit  auf  die  so 
gemolkene  Jlilch  auch  nicht  zu  erhöhen  und  die  Haltbarkeit  der  Milch 
nicht  günstig  zu  beeinflussen.  Man  wird  dem  melkenden  Personal  zweck- 
entsprechend weisse  Kittel  zum  Anziehen  geben  und  schliesslich  auch  noch 
dafür  Sorge  tragen,  dass  die  Kuh  nicht  mit  ihrem  Schwänze  die  Milch  zu 
verunreinigen  vermag.  Die  ersten  Striche  lässt  man  nicht  in  den  Melk- 
eimer, sondern  in  ein  e.vtra  Gefäss,  da  diese  ersten  Portionen  der  Milch 
noch  die  in  den  Milchgängen  sitzenden  Unreinlichkeiten  mit  enthalten. 
Dieselbe  kann  an  die  Schweine  verfüttert  werden  oder  ist  sofort  abzu- 
kochen, um  dann  auch  noch  für  menschlichen  Gebrauch  geniessbar  zu  sein. 
Die  (Jefässe,  in  welche  hinein  gemolken  wird,  müssen  peiulichst  sauber,  wenn 
möglich  durch  Auskochen  oder  Sterilisiren  im  Dampfe  keimfrei  gemacht 
sein.  Die  gemolkene  Milch  ist  sofort  ziizudecken  und  andauernd  zugedeckt 
zu  halten,  auch  das  Umschütten  in  andere  Gefässe  möglichst  zu  vermeiden. 
Aeusserst  wichtig  ist  ferner,  dass  die  .Milch  sofort  nach  dem  Melken  nach 
.Möglichkeit  abgekühlt  wird,  jedenfalls  soll  die  Temperatur,  auf  der  sie 
erhalten  wird,  nicht  über  8 Grad  Celsius  liegen,  denn  es  entwickeln  sich 
bei  einer  derartig  niedi-igen  Temperatur  die  eventuell  doch  in  die  Milch 
gelangten  Keime  gar  nicht  oder  doch  nur  spärlich  und  langsam.  Auch 
beim  Transport  in  das  Haus  des  Abnehmers  und  bis  zum  (Jonsum  soll  die 
.Milch  authmernd  auf  gleicher  Temperatur  erhalten  werden.  Eine  so  ge- 
wonnene .Milch — natürlich  unter  der  Voraussetzung,  ilass  sie  ausschliess- 
lich von  gesunilen  Thieren  stammt,  ist  als  tadellose  Milch  zu  bezeichnen 
und  könnte  innerhalb  24  Stunden  nach  der  erfolgten  Gewinnung  anstands- 
los von  Gross  und  Klein  sogar  in  unabgekochtcin  Zustande  genossen  werden. 
Freilich  in  der  Wirklichkeit,  da  wirtl  es  heute  wohl  kaum  irgendwo  eine 
Milch  geben,  die  diesen  idealen  .■tnforderungen  entspricht.  Ich  freilich 
für  meine  Person  zweifle  nicht  daran,  dass  wir  noch  einmal  hierzu  ge- 


C.oo>ilc 


45 


langen  werden.  Wie  viel  Zeit  bis  daliin  vergehen  wird,  wie  viele  Tausende 
von  Kindern  vorher  noch  zu  Grunde  gehen  werden,  bis  man  durch  Schaffung 
der  nöthigen  Tliierseuchen-  und  Milchhandelsgesetze  die  erwünschte  Sicher- 
heit hierin  schaffen  wird,  das  steht  dahin.  An  unermüdlichen  Mahnern 
wird  es  nicht  fehlen.  Natürlich  wird  es  nicht  möglich  sein,  all  den  auf- 
gestellten Forderungen  auf  einmal  gleich  Geltung  zu  schaffen.  Zweierlei 
thut  aber  eiligst  Noth;  einmal  nämlich,  dass  wenigstens  diejenige 
Milch,  die  unter  dem  Namen  Kindermilch  verkauft  wird,  im 
Wesentlichen  den  oben  aufgestellten  Grundsätzen  entsprechend 
gewonnen  werden  muss;  denn  jetzt  bedeutet  die  Bezeichnung 
Kindermilch  vielfach  weiter  nichts,  als  dass  das  betreffende 
Product  theurer  ist  als  andere  Milch.  Zum  anderen  aber 
müssten  staatliche  oder  städtische  Musterställe  eingerichtet 
werden,  in  denen  den  Landwirthen  gezeigt  wird,  wie  man  eine 
ideale  Milch  gewinnen  kann,  und  aus  denen  nicht  nur  für  die 
entsprechenden  Krankenanstalten  eine  einwandfreie  Milch  ge- 
wonnen wird,  sondern  auch  die  ärmeren  Bevölkerungsschichten 
mit  einem  tadellosen  und  preiswerthen  Product  besonders  zum 
Zwecke  der  Säuglingsernährung  versorgt  werden  könnten.  Da 
ja  viele  Städte  Landbesitz  haben,  ist  der  Gedanke  jedenfalls 
ausführbar. 

Heute  sind  wir  nun  noch  sehr  weit  davon  entfernt,  diese  Idealmilch 
zu  einem  Idealpreise  uns  im  städtischen  Musterstall  holen  zu  können,  wir 
müssen  also  erwägen,  wie  wir  uns  vor  den  Gefahren  schützen  können,  die 
uns  aus  dem  Genüsse  weniger  subtil  gewonnener  Milch  drohen.  Bis  zu 
einem  gewissen  Grade  giebt  uns  nun  das  Abkochen  und  noch  mehr  das 
Sterilisireu  eine  relative  Sicherheit,  da  ja  bei  einer  höheren,  dom  Siede- 
punkt nahe  liegenden  Temperatur  die  meisten  Mikroorganismen  zu  Grunde 
gehen.  Freilich  verliert  die  Milch  durch  das  Kochen  und  Sterilisiren  in 
ganz  beträchtlichem  Grade  an  Nährwerth.  Ganz  neuerdings  hat  man 
übrigens  auf  einem  dem  Kochen  gerade  entgegengesetzten  Wege  eine  Ver- 
besserung der  einschlägigen  V'erhältnisse  erstrebt,  indem  man  die  Milch 
unmittelbar  nach  dem  Melken  zum  Gefrieren  gebracht  hat.  Dadurch 
kann  man  die  Milch  auch  beliebig  lauge  haltbar  machen  und  milcharme 
Gegenden  durch  die  Milch  aus  milchreichen  Gegenden  entsprecliend  ver- 
sorgen. In  einer  sehr  geschickten  Weise  benutzt  die  Firma  Gehr.  Pfund 
bereits  diese  V'erbesserung  der  Molkerei-Technik,  indem  sie  in  die  Milch, 
die  sie  auf  ihren  Wagen  zu  den  Kunden  fahren  lässt,  solche  Stücken  ge- 
frorene Milch  hineinwirft.  Hierdurch  wird  die  Temperatur  der  Milch 
herabgedrückt  und  die  Wahrscheinlichkeit  ihres  Verderbens  herabgesetzt. 

Ich  bin  am  Schlüsse  meiner  Auseinandersetzung;  sollte  dieselbe  den  Er- 
folg haben,  dass  Sie  mit  mir  die  enorme  Wichtigkeit  der  Milch  als  Nahrungs- 
mittel anerkennen,  und  dass  Sie  Jeder  von  seiner  Stelle  aus  die  Bc.sserung 
besserungsbedürftiger  Zustände  in  Bezug  auf  Gewinnung  und  Vertrieb 
derselben  erstreben  wollen,  so  hat  dieselbe  in  vollstem  Maasse  ihren 
Zweck  erreicht. 


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Iler 

Naturwissenschaft! iehen  Gesellschaft 


in  Dresden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redactions-Comite. 


Jahrgang  1899. 


Mit  Alibiliiungen  im  Text. 


Dresden. 

In  Commission  der  K.  Sachs.  Ilofbiiclihandlung  H.  Biinlacli. 

I 000. 


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Inhalt  des  Jahrganges  1899. 


Verzeichnis»  der  Mitf^Iieder  S.  I. 

Dr.  meil.  Friedrich  Theiie  -j-  S.  V. 

A.  Sitzungsberichte. 

I.  Section  für  Zoologie  S.  3 und  19.  — Kalkowsky,  E.;  Nene  LiUerutur  S.  19.  — 
Kuntzc,  A.:  Vorlagen  8.3.  — Nitsclie,  H.:  Morphologie  der  Mnndwerkzeugc  bei 
den  Insecten  8.  3;  Bau  der  Lungen  und  Gefangenleljen  des  Chiunäleon,  Einschleppung 
japanischer  Laubhenschreckeu,  Fra.ss  des  Fi<  htenne.«twicklcr.s  S.  4;  zoologische  Reise- 
eindrücke aus  Ungarn,  Bosnien  und  der  Herzegowina  S.  19;  neue  Litteratnr  S.  19.  — 
Putscher,  W.:  vVirlagen  S.  4.  — Reibisch,  Th.:  Elektrische  Erscheinungen  an 
einer  Land.schnei:ke  S.  3;  Knochenbau  des  Chamäleon  S.  4.  — Thallwitz,  J.:  Kampf 
zwischen  Käfern,  Hydrobiologie  der  Elbe  S.  3;  Befruchtung  und  Zelltheorie  S.  19.  — 
Geschenk  für  die  Bibliothek  S.  3. 

II.  Section  für  Botanik  S.  4 und  19.  — Drude,  0.:  Areale  der  Leitplianzen  in  den 
PHanzenformationen  Sachsens  und  Thüringens  S.  4 ; die  Petersburger  Gartenbau- 
Au.sstellung,  Referat  über  Schimper:  „Pflanzengeographie  auf  physiologischer  Grund- 
lage“, neue  Litteratnr  S.  5;  Thätigkeit  der  biogeographischen  .Section  des  VII.  inter- 
nationalen Geographeutagfs  zu  Berlin  8.  20,  mit  Bemerkungen  von  \V.  Bergt.  — 
.Schorler,  B.:  Das  Plankton  der  Elbe  liei  Dresden  S.  19.  — Stiefelhagen,  H.: 
Vorlagen  frühblühender  Pflanzen  8.  4,  mit  Bemerkungen  von  F.  Ledien  und 
A.  Thümer.  — Auffordening  zum  .Sammeln  sächsischer  Moorhölzer  S.  B. 

III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  5 und  20. — Bergt.  W. : Musclielkalk- 
brüche  von  Rüdersdorf  8.5;  Uber  vulkanischen  Staub,  über  Moldawite  8.6;  Vor- 
kommen von  Turmalingranit  bei  Miltitz  8.21;  neue  Litteratnr  S.  5,  6 und  20.  — 
Engelhardt.  H.:  Neue  Kreidepttanze  ans  Sachsen,  tertiäre  Pflanzen  von  Sardinien 
und  ans  der  Rhön.  Bestimmung  fossiler  Palmenreste.  Thoneinlagerungen  unter  dem 
Haidesand,  neue  Litteratnr  8 3.  — Franckc,  H.:  Neue  Mineral  Vorkommnisse  8.20. 
— K alkowsky,  E.;  Natur  und  Entstehung  des  Chilisalpeters  8.5;  paläozoische  Korallen 
aus  Nordamerika  S.  20.  — Naumann,  E.:  Tektonische  Störungen  der  triadischen 
Schichten  bei  Kahla  8.21.  — Nessig,  R.:  Rechtselbische  Bohrlöcher,  Aufschlnss 
im  Syeuitconglomerat  und  Leopardensandstein  bei  Coschütz  8.6.  — Nit  sehe.  H. ; 
Verbreitung  des  Fischreihers  in  Sachsen  und  ihre  Beziehung  zu  Urstrorathälern 
8.20.  — Siegert,  L.:  Urströme  in  Norddeutscbland  8.20.  — Wagner,  P. : Erd- 
pyramiden, neue  Litteratnr  8.  3. 

IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen  8.  3 und  21.  — DeichmUller.  .1.: 
lieber  die  Büste  einer  Frau  aus  dem  Pfahlbau  Auvernier.  neue  Enverbungen  der  K.  Prä- 
historischen Sammlung  8.7;  Urnenfnnde  bei  Klein  - Zschachwitz  und  am  Bahnhof 
Klotzsche,  neue  Litter.Uur  8.  22;  Vorlagen  8.  7 und  22.  — Döring.  H.;  Der 
Burgwall  von  Arkona,  Vorlagen  8.7.  — Kalkowsky.  E.;  Ueber  das  Hakenkreuz 
(Sva.stika)  8.21,  mit  Bemerkungen  von  A.  Pcuckert.  — Nobbe,  F.:  Vorgeschicht- 
liche Funde  im  K.  Forstgarten  zu  Tharandt  S.  6.  — Osborne,  W.;  Das  Alter  des 
Menschengeschlechts,  Vorlagen  8.  7.  — Excursion  nach  Heriiisdorf  und  Klotzsche  8.  7 
und  nach  Klein -Zschachwitz  8.22. 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie  .S.  8 und  22.  — Drossbach,  G.  P.:  Die  industrielle 
Verwerthung  der  Elemente  der  Ger-  uud  Zirkongruppe  8.  22.  — Hcmpel,  W.:  Leber 
Kryoihcmie  8.  8.  — Heutschel,  W.:  Die  chmnischen  Grundlagen  des  Pflanzenbaues 
.S.  2.'l.  — Kelling,  G.:  Physikalische  Methoden  znr  Imtersnchnng  des  Magens  und 


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IV 


«lor  Speiseröhre  S.  9.  — Müller,  K.:  Elcktroljtisibes  Verfahren  zur  Herstellung 
ehlor-,  brom-  und  jodsanrer  Salze  S.  9.  — Rehenstorff,  A.;  Neue  Versuche  und 
Apparate  für  den  physikalischen  Unterricht  S.  10.  — Schlossmann,  A.:  Entwickelung 
der  Heilkunde  unter  dem  Einfluss  von  Physik  und  Chemie  S.  9.  — Uhlmann,  P.;  Die 
eporhemachend-sten  Fort.schritte  der  Theerfarben-Industrie  seit  1890  S.  8. 

VI.  Secttoii  fUr  Mathematik  .S.  10  und  24.  — Müller,  K.:  Ueher  Wiukeltlieilunp- 
curvin  und  Krci.stheilungsgleichungen  S.  24.  — Rohn,  K.:  Anwendung  der  Schnitt- 
imnkt.syslem.siitze  auf  die  elieuen  Curven  4.  Ordnung  S.  10;  die  .Viiordnung  der  Kiystall- 
molekeln  S.  24.  — Wittin g,  A.:  Die  Constructionen  von  Mascheroni  mit  dem 
Zirkel  S.  11. 

VII.  Ilauptversammlongen  S.  11  und  25.  — V'eräudeningen  im  Mitgliederbestände  .S.  14 
und  2fi.  — Beamte  im  .fahre  1900  .S.  28.  — Reehenschaftabericht  für  1898  S.  13  und  1«.  — 
Voranschlag  für  1899  S.  13  und  14.  — Uehergabe  der  Kasse  S.  13;  freiwillige  Beiträge 
zur  Kasse  S.  27.  — Bericht  des  Bibliothekars  .S.  30.  — Dr.  med.  Friedrich  Theil  e ■{■ 
S.  25  — Drude,  O.:  Pflanzengeogiaphisehe  Betrachtungen  ül)or  Klima  und  Flora  der 
Eiszeit  in  Mitteleuropa .S.  13.  — Ehert , R.:  Zusammenhang  von  Wald  und  Niederschlags- 
mengen S.  2«.  — Engels,  H.:  Das  neue  Flussbaulaboratorium  der  K.  Technischen 
Hochschule  S.  14.  — Uravelius,  H.:  Vertheilung  des  Regens  auf  der  Erde  S.  11.  — 
H e 1 m . U. : Statistische  Beobachtungen  biologischer  Erscheinungen  S.  1 1 . — H e m p e 1 . W. ; 
Ent.stehung  der  Golderzlagerstätten  in  den  Propyliien  S.  13;  die  Argongruppe  und  das 
Vorkommen  von  Oasen  in  Üesteinen  S.  20.  — Kalko  wsky , E. ; Zur  Oeologie  des  Ooldes 
S.  13;  neue  Litteratur  S.  25.  — Pattenhausen,  B.;  Wissenschaftliche  Begründung  des 
metrischen  Syatenm  S.  14.  — Petrascheck,  W. : p'aciesbildungen  im  Gebiete  der 
sächsischen  Kreidefonnation  S.  25.  — StUbel,  A.:  Die  Vulkauberge  von  l'olombia 
S.  25.  — Treu,  G.;  Galton's  Ertimlnng,  auf  dem  Wege  photographischer  Registrirnng 
zu  einer  Darstellung  von  Typen  des  menschlichen  Antlitzes  zu  gelangen  S.  12.  — 
Wagner,  P.:  Die  Schneeverhältnisse  des  Bayrischen  Waldes  S.  26. 


B.  Abhaiidlunjs^en. 

Bergt,  W. : Das  erste  Anhydritvorkommiiiss  in  Sachsen  (und  Böhmen).  S.  88. 
Deichmüller,  J.:  Neue  Urnenfelder  aus  Sachsen.  I.  II.  Mit  Abbildimgen.  S.  23  und  85. 
Nessig,  R.:  .Neue  Tiefbohrungen.  .S.  16. 

Nobhe,  F.:  Ueher  die  Funde  antiker  Bronzen  im  akademischen  Forstgarten  zu 
Tharandt.  S.  19. 

.Schlimpert,  X.  M.:  Hosenformen  der  Umgebung  von  Meissen.  S.  3. 

Petrascbeck,  W.;  Studien  über  Faciesbildungen  im  Gebiete  der  .sächsischen  Kreide- 
formation. Mit  14  Abbildungen.  8.  31. 


Die  Autoren  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 
Allhandlungen. 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  .Sitzungsberichten  auf 
besonderen  Wunsch  25  Sonder- Abzüge  gratis,  eine  grössere  Anzahl  gegen  Erstattung 

der  Herstellungskosten. 


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t 

Dr.  med.  Friedrich  Tlieile. 

Am  16.  August  cl.  J.  ist  der  letzte  der  Männer,  welche  vor 
nunmehr  66  Jahren  unsere  naturwissenschaftliche  Gesellschaft 
Isis  gegründet  haben,  Dr.  med.  Friedrich  Theile  in  Lockwitz  in 
die  Ewigkeit  abgerufen  worden. 

Friedrich  Theile  wurde  am  12.  Juli  1814  in  Chemnitz  geboren,  wohin 
die  Mutter  von  Dresden  zu  den  Eltern  gezogen  war,  nachdem  der  Vater 
als  Feldproviantbeamter  der  sächsischen  Armee  den  Verbündeten  nach 
Frankreich  gefolgt  war.  Kaum  ein  Jahr  alt  verlor  der  Knabe  schon  die 
Mutter,  ohne  dass  diese  den  Gatten  wiedergesehen  hatte,  der  erst  im 
Herbst  1815  aus  Frankreich  nach  Dresden  zurückkehrte.  Hier  zuerst  im 
grosselterlichen  Hause  erzogen  fand  das  Kind  nach  der  Wiederverehelichung 
des  Vaters  in  der  zweiten  G.attin  desselben  eine  treufürsorgende  Mutter. 
Den  ersten  Unterricht  genoss  er  in  einer  Privatschule,  vom  zehnten  Jahre 
an  besuchte  er  die  Kreuzsehule,  welche  er  18.82  als  Abiturient  verliess. 
Die  Pedanterie,  welche  damals  das  Gymnasium  beherrschte  und  den 
Schüler  wohl  in  die  grammatikalischen  Kegeln  des  Latein  und  Griechisch, 
nicht  aber  in  den  Geist  der  alten  klassischen  Schriftsteller  eiuweihtc, 
hatte  ihn  nicht  befriedigt,  sein  Sinn  verlangte  nach  Naturwissenschaften 
und  bestimmte  ihn,  das  medicinische  Studium  zu  ergreifen. 

Zunächst  besuchte  Friedrich  Theile  drei  Jahre  lang  die  zur  Ausbildung 
von  .Militärärzten  bestimmte  chirurgisch-medicinische  Akademie  in  Dresden. 
In  die  Zeit  dieses  Dresdner  Studiums  fällt  die  Gründung  unserer  Gesell- 
schaft; am  13.  December  1833  versammelten  sich  zwölf  Herren,  unter 
ihnen  auch  Friedrich  Theile,  um  über  die  Statuten  einer  neuzubegründenden 
Gesellschaft  für  Naturkunde  zu  berathen,  aus  welcher  in  der  Folge  unsere 
naturwissenschaftliche  Gesellschaft  Isis  hervorging.  In  einer  der  ersten  vier 
monatlichen  Versammlungen  der  neubegründeten  Gesellschaft  hielt  Theile 
einen  Vortrag  über  die  physiologischen  und  physischen  Farben. 

Zur  Fortsetzung  seiner  Studien  bezog  er  1835  die  Universität  Leipzig, 
wo  er  sich  auch  mit  der  d.amals  verpönten  Homöopathie  beschäftigte  und 
an  seinem  eigenen  Körper  die  Wirkungen  homöopathischer  .Arzneimittel 
erprobte.  Mit  eisernem  Fleisse  gal)  er  sich  seinen  Studien  hin,  von  den 
Ausschreitungen  des  Studentenlebens  hielt  er  sich  fern.  Botanische  Studien 
führten  ihn  oft  in  die  nähere  und  weitere  Umgebung  der  Universitäts- 
stadt; das  lebhafte  Interesse  auch  an  den  technischen  Errungenschaften 
der  damaligen  Zeit  veranlasste  ihn  sogar  zu  einer  Fusswanderung  nach 


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vr 


Nürubcrg,  um  die  von  dort  nach  Fürth  erhaute  erste  deutsche  Eisenhalin 
zu  sehen  und  zu  hefalircn.  Nach  drei  Jahren  sddoss  er  18B8  seine 
Studien  in  Leipzig  ah  und  machte  mit  günstigem  Erfolge  sein  Doct('r- 
examen.  Die  von  ihm  verfasste  Dissertation  hehandelt  die  Wirkungen  des 
Kellerhalses;  „De  viribus  Daphnes  Mezerii  nonnulla“. 

Seine  Liehe  zum  Landleben  bestimmte  ihn,  sich  als  Arat  auf  dem 
Lande  niederzulasson,  um  mit  der  ärztlichen  Praxis  auch  den  Betrieb  der 
Landwirthschaft  verbinden  zu  kiinnen.  Zur  Erlangung  der  hierzu  nöthigen 
Kenntnisse  wählte  er  sich  zunächst  das  Rittergut  Rottwerndorf  hei  Pirna 
zum  Aufenthalt,  wohin  ihm  auch  seine  ihm  kurz  zuvor  angetraute  üattin 
Pauline  geh.  Rinnehösel  aus  Leipzig  folgte.  Zwei  Jahre  wurden  so  in 
Rottwerndorf  verlebt,  bis  sich  1840  Gelegenheit  hot,  ein  seinen  Wünschen 
entsprechendes  Landgut  in  Lungwitz  hei  Kreischa  zu  erwerben.  Trotzdem 
die  Rewirthschaftung  dieses  und  des  später  hinzugekauften  N'aehhargutes 
seine  Thätigkeit  stark  in  -■Vnspruch  nahm,  fand  Theile  noch  Zeit,  auch 
helehrcnd  auf  seine  Umgehung  einzuwirken.  Die  von  ihm  ins  Lehen  ge- 
rufenen allmonatlichen  Ahcndunterhaltungen  versammelten  in  seinem  Hause 
die  Nachbarn  zur  Resprechung  kirchlicher  und  ])nlitischer,  wie  natur- 
wissenschaftlicher und  landwirthschäftlicher  Fragen.  Zur  Hebung  dieses 
regen  geistigen  Verkehrs  wurde  Ostern  184(>  von  ihm  ein  anfänglich  ge- 
schriebenes „Kreischaer  Wochenblatt“  herausgegehen,  welches  seit  Anfang 
1847  als  „Kreischaer  Dorfzeitung“,  von  1848  an  als  „Vaterländische 
Dorfzeitung“  gedruckt  erschien,  ln  dieser  Zeitung,  welche  auch  dem  1846 
von  Theile  gegründeten  Kreischaer  Turnverein  als  \'ereinsorgan  diente, 
wurde  iler  in  jenen  .\hendnnterhaltiingen  begonnene  gegenseitige  Gedanken- 
austausch in  geeigneter  Weise  fortgesetzt  und  nach  Gewährung  der  Press- 
freiheit auch  die  Politik  zum  Gegenstand  der  Resprechungen  gemacht. 
In  der  ersten  Nummer  der  „Vaterländischen  Dorfzeitung“  legte  Theile 
sein  politiscdies  Glauhenshekenntniss  nieder,  aus  welchem  hervorgeht,  dass 
der  später  so  vielfach  mit  Unrecht  angefeiudete  .Mann  mit  Ueherzeugung 
und  Entschiedenheit  sich  gegen  die  republikanische  Staatsverfassung  aus- 
sprach und  für  die  Erhaltung  der  constitutionell  monarchischen  Staats- 
form eiutrat.  Das  Vertrauen  seiner  .Mitbürger  berief  ihn  zunächst  in  das 
Amt  des  Gemeindevorstandes  für  Lungwitz  und  1848  als  Abgeordneter 
in  die  erste  Kammer  des  sächsischen  Landtages. 

Der  schwere  Uonflict,  in  welchen  Dr.  Theile  durch  seine  Retheilignng 
an  der  Volkserhebung  dos  Jahres  1849  mit  der  Regierung  gerieth,  zog 
ihm  eine  mehrjährige  Freiheitsstrafe  zu,  die  er  in  Waldheim  verhüsste. 
Hier  wurde  ihm  gestattet,  sich  schriftstellerisch  zu  beschäftigen,  von  hier 
aus  leitete  er  auch  schriftlich  die  Erziehung  seiner  beiden  Kinder  Hedwig 
und  Uonrad,  wie  die  Rewirthschaftung  seiner  mit  Reschlag  belegten  Güter. 

In  den  Jahren  nach  seiner  Rückkehr  in  den  Familienkreis,  1854 — 1862, 
widmete  sich  Dr.  Theile  in  erster  Linie  der  Verwaltung  seiner  beiden 
Güter,  ergriff  aber  auch  jetzt  wieder  jede  Gelegenheit,  durch  Wort  und 
Schrift  die  Volksbildung  zu  fördern;  nebenbei  arbeitete  er  als  Lehrer  der 
Naturwissenschaften,  der  Mathematik  und  des  Turnens  in  Dippoldiswalde 
und  gab  N’eranlassuug  zur  Gründung  eines  Localmuseums  für  Dippoldis- 
walde und  Umgehung,  welches  aber  später  mangels  eines  geeigneten  Leiters 
wieder  oinging. 

Die  vom  Staate  und  der  Stadt  Dresden  erhobenen  grossen  Schaden- 
ans])rüche  uiul  die  Verheirathung  seiner  Tochter,  durch  woh'he  ihm  eine 


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VII 


wesentliclie  Stütze  in  der  llewirthschaftuiig  seiner  (iüter  verloren  ging, 
veranlassten  ilin,  sein  Ilesitzthuni  in  Lungwitz  zu  veräussern  in  der  Ab- 
sicht, die  ärztliche  Praxis  wieder  aufzunehmen.  Zu  diesem  Zwecke  be- 
suchte der  nun  48  Jahre  alte  Mann  nochmals  drei  Semester  von  1862  bis  1864 
die  inedicinischen  Kliniken  und  Vorlesungen  an  der  Universität  Leipzig,  im 
Sommersemester  1864  die  Kliniken  von  Oppolzer,  Skoda,  Hebra  u,  A.  in  Wien, 
und  siedelte  Ende  September  1864  als  Arzt  nach  Lockwitz  über.  Seine  Liebe 
zu  anderen  Wissenschaften  und  die  Neigung,  als  Lehrer  für  die  Ver- 
breitung namentlich  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse  im  Volke  zu  wirken, 
veranlassten  ihn  aber,  als  Lehrer  der  Naturwissenschaften  am  Institut  des 
Fräulein  von  Schcpke  in  Dresden,  als  Gemeinderathsmitglied  in  Lockwitz 
wie  als  Vortragender  in  verschiedenen  Vereinen  von  Lockwitz  und  Um- 
gegend thätig  zu  sein,  seine  ärztliche  Wirksamkeit  trat  mehr  und  mehr 
zurück. 

Im  Jahre  1877  traf  ihn  und  seine  Gattin,  die  ihm  in  schweren  und 
frohen  Stunden  immer  treu  und  liebevoll  zur  Seite  stand,  ein  schwerer 
Schlag  durch  den  Tod  seines  einzigen  Sohnes  Conrad,  der  als  Thierarzt 
auf  einem  Rittergute  in  Preusseu  lebte. 

Seit  1880  bis  Anfang  1899  widmete  sich  Dr.  Theile  fast  au.sschliesslich 
der  Redaction  des  vom  Gebirgsverein  für  die  Sächsische  Schweiz  heraus- 
gegebenen Vereinsorgans  ,,Ueber  Berg  und  Thal“,  in  welcher  Zeitschrift 
er  auch  mit  Vorliebe  die  Ergebnisse  seiner  wissenschaftlichen  Thätigkeit 
niederlegte.  Diese  Aufsätze  legen  Zeugniss  von  seinen  vielumfassenden 
Kenntnissen  ab;  mit  Vorliebe  arbeitete  er  für  die  Ortskunde,  daneben 
beschäftigten  ihn  geologische  Fragen,  wie  die  Eiszeit  und  die  Entstehung 
der  Kantengeschiebe,  der  sogenannten  Dreikantner,  deren  Ausbildung  er 
durch  gegenseitige  Abreibung  kugeliger  und  eiförmiger  Geschiebe  in  der 
Grundmoräne  der  diluvialen  Gletscher  zu  erklären  suchte.  Von  seinem 
grossen  Interesse  für  Botanik  zeugt  der  Garten,  welcher  sein  Wohnhaus 
in  Lockwitz  umgiebt;  liier  entwickelten  sich  unter  seiner  sorgsamen  Pflege 
zahlreiche  fremde  und  einheimische  Pflanzen,  und  man  konnte  ihm  eine 
grosse  Freude  hereiten,  wenn  man  ihn  um  eine  seiner  Seltenheiten  bat, 
die  er  gern  und  willig  abgab. 

1885  ernannte  ihn  unsere  Gesellschaft  Isis  aus  Anlass  ihres  fünfzig- 
jährigen Bestehens  zum  Ehrenmitgliede.  Zu  wiederholten  Malen  ist  er 
dann  in  unseren  Versammlungen  erschienen  und  hat  in  unserem  Kreise 
sein  geologisches  Lieblingsthema,  die  Entstehung  der  Dreikantner,  welchem 
er  bis  zu  seinem  Ende  fortgesetzte  Aufmerksamkeit  zuwendete,  in  Vor- 
trägen behandelt. 

1888  feierte  Dr.  Theile  in  möglichster  Stille  sein  fünfzigjähriges  Doctor- 
jubiläum,  beglückwünscht  von  Behörden  und  Vereinen,  und  1894  in  geistiger 
und  körperlicher  Frische  im  Kreise  der  Seinen  den  80.  Geburtstag,  bei 
welcher  Gelegenheit  ihm  auch  unsere  Gesellschaft  ihre  Glückwünsche  durch 
eine  Abordnung  darbringen  liess. 

Nachdem  Dr.  Theile  Anfang  April  1899  trotz  seines  hohen  Alters 
seine  Redactionsgcschäfte  noch  selbst  in  Dresden  erledigt  und  sich  in  ver- 
schiedenen Bibliotheken  Unterlagen  für  seine  schriftstellerische  Thätigkeit 
geholt  hatte,  erlitt  er  am  16.  .April  d.  J.  in  l'olge  zu  grosser  körperlicher 
Anstrengungen  bei  Arbeiten  in  seinem  Garten  einen  Schlaganfall,  von  dem 
er  sich  nicht  wieder  vollständig  erholen  konnte.  .Am  16.  August  1899  früh 


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VIII 


^|^b  Uhr  setzte  ein  erneuter  Sclilaganfull  seinem  arbeitsreichen  Lehen 
ein  Ziel. 

Am  19,  August  d.  J.  fand  sein  Begrähniss  auf  dem  stillen  Friedhofe 
in  Lockwitz  statt,  nachdem  zuvor  der  Ortsgeistliche  am  Sarge  des  Ver- 
ewigten inmitten  des  sein  schlichtes  Heim  umgehenden  Blumengartens  in 
erhellenden  Worten  die  trefHichen  Charaktereigenschaften  des  Dahin- 
geschiedenen  geschildert  hatte.  Die  herzliche  Theilnahme  zahlreicher 
Freunde  aus  allen  Lehens-  und  Berufskreisen,  von  Vereinen  und  Körper- 
schaften aus  Dresden  und  Lockwitz  legte  ein  beredtes  Zeugniss  von  der 
Liebe  ab,  welche  der  Verewigte  unter  seinen  Freunden  und  Mitbürgern 
genossen  batte. 

Mit  voller  Ueberzeugung  können  wir  die  Worte  wiederholen,  die  ihm 
der  Gebirgsverein  in  seinem  Vereinsorgan  „Ueber  Berg  und  Thal“  nach- 
gerufen hat:  „Das  ganze  Lehen  des  Verstorbenen  war  nur  dem  Dienste 
Anderer  gewidmet.  Nie  arbeitete  er  für  sich  selbst;  selbstlos  und  be- 
scheiden fand  er  sein  grösstes  Glück  in  der  Beglückung  Anderer.  Darum 
war  er  hochgeachtet,  geliebt  und  verehrt  in  den  weitesten  Kreisen.  Er 
hatte  keinen  Feind.“ 


Sein  für  alles  Wahre,  Gute  und  Schöne  stets  empfänglicher  Geist, 
seine  grosse  Liebe  für  die  Menschheit  sichern  ihm  ein  bleibendes  An- 


denken. 


J.  Deichmüller. 


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Verzeichniss  der  Mitglieder 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden 


im  Jnni  1899. 


Berichtiijnngon  bittet  man  an  den  Spcretär  der  Gesellsdmft, 

d.  Z.  l’rof.  Dr.  J.  V.  DoIehmUIler  in  Ilrenden,  K.  Mineral.- geolonisclies  Museum  im 

Zwinger,  zn  richten. 


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Inhalt  des  Jahrganges  1899. 


A.  Sitzungsberichte. 

I.  Sectlon  für  Zoologie  S.  3 und  19.  — Jenke,  A.:  Vorlagen  von  Schizoneura  lanigera 
8.  19.  — Nitache,  H.;  Entwickelung  nnd  Wechael  der  Hörner  bei  der  amerikanischen 
Gabelantilope,  Linnö'sche  Systematik  der  Sängethiere,  elektrische  Fische,  K.  Leuckart  •{• 
S.  3;  zoologische  Reiseeindrücke  ans  England,  Vorkommen  von  Leveaspius  delineatus 
und  Khodeu$  amarus  8.  19.  — Reibisch,  Th.:  Binnenconchylien  aus  Ecuador  8.3; 

Einfühning  von  Helix  eandicane  im  Planenachen  Grunde  8.  4; und  R.  Ebert: 

Berichtigungen  ,S.  4.  — Schiller,  K.:  Vorlagen  von  Cyclops  und  Daphnia  S.  19. — 
Schorler,  B.:  Kalkalgen  des  Süsswa-asera  nnd  ihre  Beziehungen  zu  den  sogenannten 
Fnrehensteinen  S.  2il,  mit  Bemerkungen  von  0.  Drude,  H.  Nitsche  und  P.  W agner. 

— Thallwitz,  J.:  Stärke  der  Schläge  de.a  Zitterrochens  S.  4;  Vorkommen  von  Sper- 
mophilus  cilillus  im  sächsischen  Erzgebirge  S.  19;  über  Hydroidpolypen  und  Medusen 
des  Mittelmeeres  S.  20,  mit  Bemerkungen  von  R.  Ebert  und  H.  Nitsch  e.  — Vogel,  CI.; 
Bastardirungsvorgänge  bei  Sängethieren  S.  3,  mit  Bemerknn^n  von  U.  Nitsche  und 
A.  Schöpf.  — Wagner,  P.:  üeber  Rillensteine  S.  19.  — Geschenke  für  die  Biblio- 
thek S.  19. 

n.  Sectlon  fOr  Bottinik  S.  4 nnd  20.  — Drude,  0.;  Milchsaftröhren  der  Euphorbien, 
gegenwärtiger  Stand  der  Nomenclaturfrage  8.  4;  stickstoffsammelnde  Thätigkeit  der 
Bodenbakterien  S.  5;  Resultate  botanischer  Reisen  in  Sachsen  und  Thüringen  S.  20; 
neue  Littcratur  S.  5 nnd  20.  — Fritzsche,  F.:  Vorlagen  von  Blttthen-Abuormitüton 
S.  5 — Oründler,  J.:  Ueber  Bacillariaceen  8.  5.  — Pohle,  R.:  Demonstration 
des  Heu  - Bakteriums,  Beginn  der  Cambium- Thätigkeit  bei  Populua  canadensis  S.  h. 

— Schorler,  B.:  -\ntheil  der  Pflanzen  an  der  Selbstreinigung  der  Flüsse  S.  4;  stein- 
zerstörende Algen  8.  20;  Bereicherungen  der  Flora  Saxonica  S.  21.  — Stiefel- 
hagen, H.;  Neue  Carc.i-- Formen  nnd  Hybriden  S.  21.  — Walther,  R.:  Neuer 
Desinfectionsapparat  für  geschlossene  Räume  S.  4. 

III.  Sectlon  für  Mineralogie  nnd  Geologie  S.  ö nnd  21.  — Bergt,  W.:  Geologie 
der  Antillen,  Bestimmung  von  Calamiten  S.  ö;  neue  Eitteratur  S.  K und  21.  — Engel- 
hardt, H. : Pflanzen  ans  dem  Polirschiefer  von  Sniloditz,  neue  Litteratur  S.  6.  — 
Kalkowsky,  E.;  Zwillingsbildungen  des  Quarzes  S.  5;  Begriff  und  Werth  der  Edel- 
steine S.  6;  neuer  Aufschluss  im  Diluvium  in  Dresden,  Vorlagen  S.  21;  neue  Litte- 
ratur S.  5 und  f).  — Naumann,  E. : Concretionen  im  Glacialmergel  S.  ti.  — Nessig,  R : 
Studien  Uber  den  Dresdner  Haidesand  S.  6;  Graphit-Vorkommnisse  im  Lausitzer  Granit 
bei  Dresden  S.  21. 

IV.  Sectlon  für  prähistorische  Forschungen  S.  K und  21.  — Deichmüller,  _J.- 
Schutz  der  vorgeschichtlichen  Alterthttmer,  Brouzefnnd  von  Velem  St.  Veit  S.  7;  Vor- 
geschichte .Sachsens,  mit  Vorlagen  8.  21.  — Döring,  H.:  Prähistorisches  aus  dem 
Muldenthal  zwischen  Nossen  und  Ros.swein  ,S.  21.  — Ebert,  O.:  Vorlagen  S.  23.  — 
Nitsche,  H. ; Die  sogen.  Wetzikonstäbe  S.  fi;  uralte  Formen  von  Angelgeräthen, 
über  Fisch.speere  S.  7.  — Exenraion  nach  Lockwitz  S.  7. 

V.  Sectlon  für  Physik  und  Chemie  S.  7 und  23  — Foerster,  F. : Einwirkung  von 
Chlor  auf  Alkalien  8.  24.  — Heger,  R.:  Optische  Beobachtungen  in  den  Alpen 
8.  23,  mit  Bemerkung  von  F.  Pockels  ,S  il  — Lottermoser,  A.:  Das  collmdale 
Quecksilber  S.  9.  — Möhlau,  R.:  Neue  Anwendungsfurmen  der  Cellulose  S.  2.3.  — 
Pockels,  F. : Die  bei  Blitzentladungen  vorkommenden  Stromstärken  8.  H.  — Schloas- 
mann,  A.:  Die  Milch  nnd  ihre  Bedeutung  als  Nahrungsmittel  S 9.  — Toepler,  M : 
Schichtung  elektrischer  Funken  nnd  über  Gleitfnnken  S.  8.  — Walther,  R.:  Ueber 
Explosivstoffe  S.  7. 


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IV 


VI.  Sectlon  für  Mathematik  S.  9 und  24.  — Gravelins,  H.:  Grundgedanken  der 
GyldSn'schen  Stömngstheorie  S.  25.  — Krause,  M : Partialbruclizerlegung  bei  trans- 
cendenten  Functionen  S.  10.  — Rohn,  K.:  Zusammensetiung  von  Bewegungen  und 
reguläre  Raumeintheiinng  S.  9;  Kigenschaften  der  Gurren  d.  und  4.  Ordnung  S.  24 ; 
Methode  der  Construction  des  Krllmmungskreises  an  einem  der  fünf  gegebenen  Punkte 
eines  Kegelschnitts  ,S.  2.5.  — Witting,  A.:  Planimetrische  Constructionen  in  be- 
grenzter Ebene  S.  10. 

Yll.  HaoptTersammlnngeii  S.  11  und  25.  — Veränderungen  im  Mitgliederbestände  S.  10 
und  2ti.  — Beamte  ira  .Tahre  1899  S.  28.  — Rechenschaftsbericht  für  1897  S.  11  und  15. 
— Voran.schlag  für  1998  S 11.  — Freiwillige  Beiträge  zur  Kas.se  S 27.  — Bericht 
des  Bibliothekars  S.  90.  — Massregeln  zum  Schutz  der  vorgeschichtlichen  AlterthUmer 
S.  II,  12  und  25.  — G.  Zeuner's  70.  Geburtstag  S.  25.  — Bergt,  W.;  Geologie  von 
Schantun^ (Kiautschon) S.  12.  — Engelhardt,  H.:  Neue Litteratur  S.  13. — Fiacher,H.: 
Die  Wesfinghouse  - Bremse  S.  13.  — Grosse,  J.:  Garl  Gustav  Carus  in  seiner  Be- 
deutung für  die  Naturwissenschaften  S.  11.  — Krause,  M. : Uebcr  Universität  und 
Technische  Hochschule  S.  20.  — Lewicki,  E.:  Ueber  Centrifwalguss  S.  12.  — 
Lewicki,  L.:  Das  maschinentcchnische  Laboratorium  der  K.  Tcchn.  Hochschule 
,S.  11.  — Lohmann,  H.:  Ueber  Eishöhlen  und  Höhleneis  S.  11.  — Renk,  F.:  Das 
hygicinische  Institut  der  K.  Teehn.  Hochschule  und  die  K.  Centralstelle  für  öffent- 
liche Gesundheitspflege  S.  28.  — Schlossmann,  A.:  Nene  Art  der  Wohnungsdea- 
infection  S.  12;  Reiseschilderungen  ans  Spanien  S.  26.  — Wagner,  P. : Physikalische 
und  geolo^sche  Untersuchungen  der  Böbmerwaldseen  S.  12.  — Excursionen  nach 
Demitz  bei  Bischofswerda  S.  12  und  nach  Planen  b.  Dr.  8.  25. 


B.  Abhandlungen. 

Drude,  0.:  Resultate  der  floristischen  Reisen  in  Sachsen  und  Thüringen.  S.  82. 
Engelhardt,  H.:  Sardinische  Tertiärpflanzen.  II.  S.  101. 

Hallwachs,  W.;  Ueber  ein  Doppeltrogrefractometer  und  Untersuchungen  mit  dem- 
selben an  Lösungen  von  Bromcadmium,  Zucker,  Di-  und  Trichloressigsänre 
sowie  deren  Kalinmsalzen,  mit  3 .Abbildungen.  S.  49. 

Nessig,  R.:  Studien  über  den  Dresdner  Haidesand.  S.  27. 

Schlossmann,  A.;  Ueber  die  Bedeutung  der  Milch  als  Nahrungsmittel,  fi.  33. 
Schorler,  B.:  Bereicherungen  der  Flora  Saxonica  im  Jahre  1898.  S.  97. 

Thallwitz,  J. : Ueber  das  Vorkommen  des  Ziesels  in  Sachsen.  S.  95. 

Toepler,  M. ; Geschichtete  Danerentladung  in  freier  liuft  (ßüschellichtbogen)  uml 
Righi’sche  Kugelfunken,  mit  Tafel  I und  29  Abbildungen.  S.  3. 


Die  Autoren  »ind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 
Abhandlungen. 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  auf 
besonderen  Wun.sch  25  Sonder-Abzüge  gratis,  eine  grössere  Anzahl  gegen  Erstattung 

der  Herstellungskosten. 


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I.  Wirkliche  Mitglieder. 

A.  in  Dresden.  j.hr  der 

Aufnahmn. 

1.  AlTenslebpn,  Ludw.  Osc.  von,  Landschaftsmaler,  Kaitzerstr.  7 .....  . 1895 

2.  Baenach,  Willi.,  VerlaKsbuidihandlmig  und  Buchdrnckerei,  Waiseiihansstr.  34  1898 
'3.  Barth,  C'urt,  T>r.  phil.,  Chemiker  an  der  städtischen  (jasanstalt,  Kitnigshrücker- 

strasse  97  1899 

4.  Banmeren  G.  Hermann,  Privatns,  Holbeimstr.  38 1852 

5.  Beck,  F.  Heinr.,  Bczirksschiillehrcr,  Mathildenstr.  60  1896 

6.  Becker,  Herrn.,  Dr.  med.,  Pragerstr.  46  1897 

7.  Beiger,  Gottl.  Und.,  BUrgerschnllehrer,  Wittenbergerstr.  67  1893 

8.  Berger,  Carl,  Dr.  med.,  Striivestr.  9 1898 

9.  Besser,  C.  Emst,  Professor  a.  D.,  LSbtanerstr.  24  1863 

10.  Beyer,  Th.  Washington,  Ma.schinenfabrikant,  Grossenhainerstr.  9 1871 

11.  Biedermann,  Paul,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Annenschule.  Rabenerstr,  7 1898 

12.  Bley,  W.  Carl,  Apothekenverwalter  am  Stadtkrankenhause,  Friedrichstr.  39  . 1882 

13.  BSttger,  Adolf,  Healschnloberlehrer,  Seidnitzerstr.  14 1897 

14.  Bose,  C.  Mor.  von,  Dr.  phil.,  Chemiker,  Leipzigerstr.  11 1868 

15.  Bothe,  F.  Alb.,  Dr.  phil.,  Professor,  Conrector  an  der  Dreiklinigschule,  Tieck- 

strasse  9 1859 

16.  Calberla,  Gnst.  Mor.,  Privatus,  BUrgerwiese  8 1846 

17.  Calberla,  Heinr.,  Privatus,  Biirgerwiese  8 1897 

18.  Crnslns,  Georg,  Dr.  phil.,  Privatu.s,  Lindenga.s.se  24 1888 

19.  Clippers,  Friedr.,  Kaufmann,  Comeniusstr.  43  1896 

20.  Delchmilller,  Job.  Vict.,  Dr.  phil.,  Professor,  Dircctorial- Assistent  am 

K.  Mineral. -geolog.  Museum  nebst  der  Prahistor.  Sainmlnng,  Fürstenstr.  64  1874 

21.  Düring,  Herrn.,  Bü^ersehullehrer,  Keissigerstr.  19 1885 

22.  Doerlng,  Carl,  Bezirksschnllehrer,  Cottaerstr.  7 1899 

23.  Drude,  Osc.,  Dr.  phil.,  (ich.Uofrath,  Professor  an  der  K. Technischen  Hochschule 

und  Dircctor  des  K.  Botanischen  Gartens,  StUbel-Allee  2 1879 

24.  Ebert,  Gust.  Kob.,  Dr.  phil.,  Professor  am  VitztUum’schen  Gymnasium, 

Gr.  Plauenschestr.  15 1863 

25.  Ebert,  Otto,  Lehrer  an  der  Tanhstnmmen- Anstalt,  Llibtanerstr.  9 . . . . 1885 

26.  Ehneia,  Osc.  Max,  Vemiessungs- Ingenieur,  Zinzendorfstr.  6t)  . . . . . 1893 

27.  Engelhardt,  Bas.  von,  Dr.  phil.,  Kais.  Rnss.  Staatsrath,  Astronom,  Liebig- 

stra.sse  1 • 1884 

28.  Engelhardt,  Herrn.,  Professor  an  der  DreikBnigschnle,  Bautznerstr.  34 . . . 1865 

29.  Fickel,  Job.,  Dr.  phil,  Professor  am  Wettiner  Gymnasium.  Fürstenstr.  65 . . 1894 

30.  Fischer,  Hugo  Kob.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule,  Sclinorr- 

strasse  67  1879 

31  Flachs,  Rieh.,  Dr.  med.,  Pragerstr.  21 1897 

32.  Foerster,  J.  S.  Friedr.,  Dr.  phil,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Wertlerstr.  23  1895 

33.  Freude,  Aug.  Bnino,  Bürgerschullehrer,  Bcrlinerstr.  8 1889 

31.  FVeyer,  Carl,  Bürgerschnllehrer,  Tittinaniistr.  25  1896 

,35.  Friedrich,  Eilm.,  Dr.  med.,  lundcngasse  20 1865 

36.  Frölich,  Gust.,  K.  Hofarchitekt  und  Hof  hauinspector,  Ludwig  Kichterstr.  9 . 1888 

37.  Galewsky,  Eug.  Eman.,  Dr.  med.,  Waisenhans.str.  21 18i)9 

38.  Gebhardt,  Mart,  Dr.  phil,  Realgymna.siallehrer  an  der  Annenschule,  Winckel- 

raannstr.  47  1894 

*• 


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IV 

Jfthr  dpr 
Aufofthtn^. 

3H.  (ieinitz,  C.  Lcop.,  Bürean-Assistont  an  den  K.  SSclia.  StaatsUahnen,  I.iudenau- 

Btraase  10 1886 

40.  Glseke,  Carl,  Privatus,  Franklinstr.  9 1893 

41.  draTelina,  Harry,  I)r.  phil.,  Astronom,  Profes.sor  an  der  K.  Technischen 

Hochschale.  Beissigerstr.  13 1897 

42.  OroBse,  C.  Joh.,  lir.  med.,  Chcranitzerstr.  ,53  1893 

43.  Grab,  Carl,  .8tabsapotheker  a.  D.,  Hasseslr.  6 1890 

44.  (ilrUndler,  .Joh.,  Dr.  med.,  Comeniusstr.  31 1897 

45.  GOhne,  Herrn.  Beruh.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Dreikönigachule,  Ji%'ei-str.  28  1896 

46.  Günther,  Rud.  Biedemi.,  Dr.  med.,  (leh.  Rath,  Präsident  des  K.  Landes- 

medicinal- Collegiums,  Eliasstr.  22  1873 

47.  Gnthmann,  Louis,  Fabrikbesitzer,  Pragerstr.  34  . _ 1884 

48.  Häiiel,  l’aul,  Chemiker,  Hertelstr.  29 ’ 1899 

49.  Uallwachs,  Wilh.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochaclmle, 

Schweizerstr.  14 1893 

60.  Hartig,  C.  Emst,  Dr.  ])liil..  Geh.  Regierungsrath,  Professor  an  di^r  K.  Tech- 

nischen Hochschule,  Winckelnianustr  31 1866 

61.  Hartmaun,  Alb.,  Ingenieur,  Reichenbachstr.  11 1896 

62.  Uefelmann,  Kud.,  l)r.  phil.,  Chemiker,  .Sehreibergasse  6 1884 

53.  Heger,  Gust  Rieh.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K Technischen  Hochschule  nud 

am  Wettiner  Gymnasium,  W’inckelmannstr.  37  1868 

64.  Heinrich,  Carl,  Ilui  hdruckereibesitzer,  .Vieritzstr  14 1898 

66.  Helm,  Georg  Fenl,,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Techni.schen  Hochschule, 

Winckelmannstr.  27 1874 

66.  Hempel,  Waith.  .Matthias,  Dr.  phil..  Geh.  Hofrath,  Piofessor  au  der  K.  Tecli- 

uisehen  Hochschule,  Zelle.schestr.  44  1874 

67.  Henke,  C.  Rieh.,  Dr.  phil.,  Professor,  Conrcctor  an  der  Annensehule,  Linilenan- 

strassc  9 1898 

68.  Hering,  C.  Adolph,  Berg-  und  Hiitten-ingenieur,  Gutzkowstr.  lü 1893 

69.  Hertnrig,  Theod.,  Bergdirectnr  a.  1).,  .Stephanienstr.  26  1888 

(X),  Hirt,  F.  Roh.,  Stadtrath  a.  D.,  Fabrikbesitzer,  Btirgenviese  1 1886 

61.  Hofniann,  Alei.  Emil,  Dr,  phil..  Geh.  Hofrath,  Giithestr.  6 1866 

62.  Hofmann,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Rittergntshesitzer,  Eliasstr.  31 1883 

63.  Hoyer,  (’.  Emst,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  1.  Realschule,  Schnbertstr.  29  1897 

64.  Hübner,  Georg,  Dr.  ])hil.,  Apotheker,  .Am  Markt  3 und  4 1888 

65.  Hupfer,  Paul,  Dr.  phil.,  Lehrer  an  der  öfl'enlliehen  Handelslehranstalt,  Loth- 

riiigerstr.  4 1896 

66.  Jani,  F.  Herrn.,  Privatus,  Kiiiiigstr.  17 1871 

67.  Jenke,  Andreas,  Bezirkssehullehrer,  Circusstr.  10 1891 

68.  Jentseh,  .loh.  Ang.,  Bezirksschullehrer,  Ei.senbergerstr.  13 188.5 

69.  Ihle,  Carl  Herrn.,  Oberlehrer  am  K.  Gymna-sinm  zu  Neustadt,  Kamenzerstr.  9 1894 

70.  Kämnltz,  Max,  Chemiker,  Bautznerstr.  79  1894 

71.  Küseberg,  Mor.  Rieh.,  Dr.  phil.,  Institntslehrer,  Kl.  Planensehest r.  29  . . . 188ti 

72.  Kalkonsky,  Emst,  J)r.  phil.,  Profe.ssor  an  der  K.  Technischen  Hochschule 

und  Direetor  des  K.  Mincr.-geidog.  Museums  nebst  der  Prähistor.  Sammlung, 
Franklinstr.  32  1894 

73.  Kavser,  Agnes,  Sanilätsraths-Wittwe,  Terrassenufer  3 1883 

74.  Keil,  Rieh.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Annensehule,  Lindenanstrasse  12  . 1873 

75.  Kelling,  E m.  Georg,  Dr.  med.,  Cliristianstr.  30  1899 

76.  Klein,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Profes.sor  am  Vitzthnm’schen  Gymnasium,  Grosse 

Plauenschestr.  13 186;{ 

77.  Klette,  Alphons.  Privatus,  Residenzstr.  18 1883 

78.  Klette,  Emil,  Privatus,  Elsasserstr.  2 1893 

79.  König,  Clem.,  Professor  am  K.  Gymnasium  zu  Neustadt,  Katharineiistr.  16.  1890 

80.  Kopeke,  Clausa,  Geh.  Rath.  Strehlencrstr.  23  1877 

81.  Krause,  Mart.,  Dr.  phil..  Geh.  Hofrath,  Professor  au  der  K.  Techni.schen  Hoeh- 

seliiile,  Kaitzer.str.  12 1888 

82.  Krone,  Herrn.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hoch.schule,  .loscphinenstr.  2 18,52 

Hi).  KUhnseherf,  Emil,  Fabrikbesitzer,  Gr.  Plauen-schestr.  20  1866 

84.  Kuntze,  F.  Alb.  Artli.,  Bankier,  Hohestr.  4 1880 

83  LangsdorlT,  Carl  Alex,  von,  Geh.  Oekonoraicrath,  Professor  an  der  K.  Thier- 

ärztlichen  lloehsehiile,  Franklinstr.  22  1885 

86.  Ledebnr,  Haus  Ein.  Freiherr  von,  Friedensrichter,  IJhlandstr.  6 . ...  18K5 

87.  Ledien,  F'ranz,  Garten-IusiK’ctor  am  K.  Botanischen  Garten,  .StUhel-Allec  2 1889 


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V 


Jahr  der 
Aufoabme. 

88.  Lehmann,  F.  Georg,  K.  Hofbachhändlcr,  Albrechtstr.  22  1898 

89.  Leuner,  F.  Oac.,  Ingenieur,  Franklinstr.  84  1885 

90.  Lewlcki,  .1.  Leonidas,  Geh.  Hofrath,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hoch- 

schule, Zelleschestr.  29  1875 

91.  Littrow,  Arth,  von,  Dr.  phil.,  SecretSr  des  landwirthschaftl.  Kreisvereins, 

Gr.  Planen.schestr.  21 1891 

92.  Lohmann,  H-aiis,  Dr.  uhil.,  Oberlehrer  an  der  Annenschule.  Schnorratr.  82  . 1896 

93.  Lotternioser,  C.  A.  Alfred,  Dr.  phil.,  Assistent  an  der  K Technischen  Hoch- 

schule, Zelleschestr.  31 1898 

94.  Lndwlg,  J.  Herrn.,  liezirksschullehrer,  Wintergartenstr.  58  1897 

95.  Meinert,  Eng.,  Dr.  jnr.,  Moltkeplatz  3 1895 

96.  Meissner,  Herra.  Linus,  BUrgerschullehrer,  Löbtauerstr.  24 1872 

97.  Menzel,  Paul.  Dr.  raed.,  Mathildenstr.  46  1894 

98.  Meyer,  Ad.  Benih.,  Dr.  med.,  Geh.  Hofrath,  Direetor  des  K.  Zoolog,  und 

Anthrop.-ethnogr.  Musenms,  Wiencrstr.  43  1875 

99.  Meyer,  Emst  von,  Dr.  phil.,  Geh  Hofrath,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule,  Lessingstr.  6 1894 

100.  Modes,  Henn.,  Ingenieur,  Antonstr.  18 1887 

101.  Mühlan,  Rieh.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

.Semperstr.  I 1895 

102.  Mollier,  Kob.  Rieh.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Gutzkowstr.  29  1897 

K^.  Morgenstern,  Osc.  Wold.,  Oberlehrer  an  der  Annenschule,  Ohemnitzerstr.  21  1891 

104.  Miihlfrledel,  Rieh.,  Bezirksschul-Oberlchrer,  Haydnstr.  9 1898 

105.  Mttller,  C.  Alb.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  ilffentlichen  Handelslehrunstalt, 

Mathildenstr.  66  1888 

106.  Müller,  Herrn.  Otto,  Forstasses.sor,  Sohnorrstr.  12 1896 

107.  Müller,  Mas  Erich,  Dr.  phil.,  Chemiker,  Wasastr.  15 1898 

108.  >’fttsch,  Emil,  Dr.  phil.,  Privatdocent  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Gluckstr.  6 1896 

109.  Kanmann,  C.  Amo,  Dr.  phil.,  Assistent  am  K.  Botanischen  Garten  und  Lehrer 

an  der  Gartcnbauschule,  Ziillnerstr.  7 1889 

110.  Tianmann,  Emst,  Dr.  phil.,  Assistent  am  K.  lliner.-geolog  Museum,  Holbein- 

str.isse  17 1898 

111.  Jiessig,  Roh.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  au  der  Dreikünigschule,  Martin  Lntherstr.  6 1893 

112.  Kledner,  dir.  Franz,  Dr.  med.,  Olicrmediciualrath,  Stadtbezirksarzt,  Winckel- 

mannstrasse  33  1873 

113.  Nowotny,  Franz,  Ober- Finanzrath  a.  D.,  Chemnitzerstr.  27  1870 

114.  Ostermaier,  .Joseph,  Kaufmann,  Gcrok.str.  45 1896 

115.  Pattenhansen,  Berah.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule  und 

Direetor  des  K.  Mathem.-physikal.  8alon.s.  Eisenstuekstr.  43  1893 

116.  Panlack,  Theml.,  Apotheker,  Pani  Gerhardtatr.  4 1898 

117.  Pestei,  Rieh.  Martin,  Mechaniker  und  Optiker,  Hanptstr.  1 und  3 . . . . 1899 

118.  Penckert,  F Adolf.  Institntslehrer,  Seilergasse  2 1873 

119.  Pockels,  Fricdr.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Sedanstr.  8 1896 

120.  Pütsrhke,  .Tul..  Techniker,  Gärtnerga.s.se  5 1882 

121.  Pohle,  Rieh.,  Assistent  an  der  K.  Technischen  Hochschule,  .Schweizerstr.  12  1897 

122.  Polscher,  A.,  Zahnklinstler,  Prager.str.  13 1897 

123.  Prinzhorn,  Joh.  Lndw.,  Direetor  einer  T,ehr-  und  Erziehungsanstalt  für 

Knaben,  Ferdinandstr.  17  1896 

124.  Pntscher,  .1.  Wilh.,  Privatns,  Bergstr.  44  1872 

125.  Rabenhorst,  G.  Ludw.,  Privatu.«,  Stolpenerstr.  8 1881 

126.  Range,  E.  .Albert,  Strassen-  und  Wasserbau-Inspector,  BUrgenviese  8 . . 1898 

127.  Raspe,  Frledr.,  Dr.  pbil.,  Chemiker,  Terra.ssenufer  3 1880 

128.  RebenstorlT,  Herrn.  Alb.,  Oberlehrer  beim  K.  Cadcttencoriis,  Priessnitzstr.  2 18it5 

129.  Reichardt,  Alex.  Wilibald,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  Wettiner  Gymnasium, 

Chemnitzerstr.  35  1897 

130.  Renk,  Frledr.,  Dr.  med..  Geh.  Medi<’inalrath,  Professor  an  der  K.  Technischen 

Hochschule  und  Direetor  der  Centralstelle  für  öfl'entliche  Gesundheitspflege, 
Residenzstr.  10 1894 

131.  Richter,  C.  Wilh.,  Dr.  med.,  Hiihnelstr.  1 1898 

1.32.  Risch,  Osc.,  Privatns,  Gutzkowstr.  10 1893 

1.33.  Röbner,  C.  Willi.,  Bezirksschnllehrcr,  Elisenstr.  16 1898 


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VI 


J4br  d«r 
Aufokbrne. 

184.  Robn,  Carl,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule,  Liehig- 

strasse  18 1885 

1.85.  Sslbacli,  Franz,  Ingenieur,  Victoriastr.  3 1895 

13fi.  Schaedc,  Benno,  Amtsgerichtsrath  a.  D.,  Uhlanilstr.  24  1891 

137.  Schanz,  Alfr.,  Dr.  med.,  Georgplatz  11 1897 

138.  Scheele,  Curt,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  Wettiner  Gvmuasinm,  Keichenbach- 

1 ^*^03 

139.  Schiller,  Carl,  Privatus,  Bautzner.«tr.  49  1872 

140.  Schlossmann,  Arth.  Herrn.,  Dr.  med.,  I’rivatdocent  an  der  K.  Technischen 

Hochschule,  Franklinstr.  7 1896 

141.  Schmidt^  Herrn.,  Bezirkssi  hnllehrer.  Schumannstr.  29  1898 

142.  Schneider,  Bernh.  Alfr,  Dr.  phil.,  Corpsstabsapotheker,  Bietschelstr.  14 . . 1895 

143.  SchSpf,  Adolf,  Betriebsilirector  des  Zoologischen  Gartens,  Thiergartenstr.  1 1897 

144.  Schorler,  Bernh.,  Dr.  phil.,  Kealschullehrer  nud  Assistent  an  der  K.  Tech- 

nischen Hochschule,  Haydnstr.  5 1887 

145.  Schulze,  Georg,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Dreikönigschule,  Markgrafen- 

strasse 34  1891 

146.  Schulze,  .lul.  Ferd.,  Privatus,  Liebigstr.  2 1882 

147.  Schuster,  Osc.,  Generalmajor  z.  D.,  Sedanstr.  1 18ti9 

148.  Schweissinger,  Otto,  Dr.  phil.,  Apotheker,  Dippoldiswaldaetjdatz  3 . . . 1890 

149.  Schwotzer,  Mor.,  Btirgerschullebrer,  Kl.  l’hmenschcstr.  12 1891 

150.  Seyde,  F.  Ernst,  Kaufmann,  Strehlenerstr.  29 1891 

151.  Slegert,  Theod.,  Professor,  Antonstr.  16 1895 

152.  Siemens,  Friedr.,  Civil -Ingenieur  und  Fabrikbesitzer,  Liebigstr.  4 . . . . 1872 

1.53.  Slemers,  Auguste,  Privata,  Schnorrstr.  45  1872 

154.  Slemers,  Florentine,  TonkUnstlers  Wittwe,  Schnorrstr.  45  1872 

155.  Steuer,  Wilibald  Ferd.,  Privatus,  Unterer  Kreuzweg  3 1889 

166.  Stlefelhngen,  Hans,  Bezirks.schullehrer,  LUttichaustr.  13 1897 

157.  Stopp,  Paul,  Bankbeamter,  .Schiissergasse  4 1895 

158.  Streit,  Willi.,  Verlagsbuch-  und  Kunsthilndler,  llhlandstr.  8 1897 

159.  Stresemann,  Kich.  Theod.,  Dr.  phil.,  Aiiolheker,  Kesideuzstr.  42  ....  1897 

160.  Struve,  Alex.,  Dr.  phil , Fabrikbe.sitzer,  Stnivestr.  8 1898 

161.  StUbel,  Mor.  Aluhons,  Dr.  phil.,  Geolog,  Feldgasse  lo 1856 

162.  Süss,  P.,  Dr.  phil.,  Assistent  an  der  K.  Teehni.'‘cheii  Hochschule,  Behrischstr.  1 1899 

163.  Teicbmann,  Balduin,  Major  a.  D.,  Wieneiatr.  26  1895 

164.  Tempel,  Paul.  Oberlehrer  am  K.  Gymnasium  zu  Neustadt,  Markgrafenstr.  37  1891 

165.  Tballwltz,  Job,,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  II.  llealschnlc,  Sehiiorrstr.  70  . 1888 

166.  Thiele,  Henn.,  Dr.  phil.,  Chemiker,  Winckelmannstr.  27  1895 

187.  Thonuer,  Franz,  l’nvatus,  Uhlandstr.  9 1896 

168.  Toepler,  Ang„  Dr.  phil.  et  med..  Geh.  llofratli,  Profes.sor  au  der  K.  Technisehen 

Hoehsehnle,  Winckelmannstr.  43  1877 

169.  Toepler,  Maximilian.  Dr.  phil.,  Assistent  an  der  K.  Teehui.sehen  Hochsi  hule, 

Wincki  ImannstT.  43  1896 

170.  Ulbricht,  F.  llich.,  Dr.  phil.,  Finanz-  und  Baurath,  Professor  an  der  K.  Tech- 

nischen Hia  hsehnle,  Strehlenerstr.  43  1885 

171.  Umlauf,  Carl.  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der.  Dreikouigsclmle,  Sehillerstr.  40 . 1897 

172.  Vetters,  Carl  W.  E,.  em.  BUrgersehul- Oberlehrer,  Gorlilzerstr.  28  ....  1865 

173.  Vlehmeter,  Hugo,  Bczirkssehullehrer,  Beissigerstr.  21 1898 

174.  Vieth,  Job.  von,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  K.  Gymnasium  zu  Neustadt,  Arndt- 

strasse  6 1884 

175.  A'ogel,  G.  Clem.,  Bezirksschnllehrer,  Liiidcnanstr.  25  1891 

176.  Vogel,  J.  Carl,  Fabrikhesitzer.  Leuhnitzerstr.  14 1881 

177.  Vorländer,  Herrn.,  Privatus,  Parkstr.  2 1872 

178.  IVähmuiiii,  Friedr.,  Bezirkssihullelirer,  Fürstcuplatz  1 1898 

179.  Wagner,  J’aul,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  I.  Kealsehnle,  HUlderstr.  9 . . 1897 

180.  Walther,  Beinhohl,  Dr.  phil.,  l’rofessor  an  der  K.  Technischen  Hoehsehnle, 

Schnorrstr.  40  189.5 

181.  AVeber,  Friedr.  Ang„  Imstitiitslehrer,  Circusstr.  34  186.5 

182.  Weigel,  Johannes,  Kaufmann.  Marienstr.  12 1894 

183.  Welssliach,  Kob.,  Geh.  Jlofrath,  Professor  .m  der  K.  Technischen  Hochschule, 

Schnorrstr.  5 1877 

184.  Werther,  Johannes,  Dr.  med.,  Amalienstr.  23 1896 

185.  B'ilkens.  Carl,  Dr.  i>hil.,  Direetor  der  Steingtitfahrik  von  Villeroy  it  Bwb. 

Leipzigerstr.  4 1876 


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VII 


.lahr  iler 
All  fDahmo. 

IS6.  Wlnthropp.  JJeilson,  Privatns,  Wienerstr.  32 189ö 

187.  WittlD^,  Alex.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Krenzschnle,  Residenzstr.  32  . 1886 

188.  Wobst,  Carl,  Oberlehrer  an  der  Annen.schule,  Ammonstr.  78  1868 

189.  WollT,  Ernst,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  K.  Cadettencorp.s,  Weintranbenstr.  11  1896 

190.  Worjrltzky,  Eng.  Georg,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Kreuzsehule,  Pestalozzi- 

strasse 10 18!H 

191.  Zeoner,  Gust.,  Dr.  phil..  Geh.  Rath,  Professor  a.  D.,  'Winekelmannstr.  25  . 1874 

192.  Zielke,  Otto,  Apotheker,  Altmarkt  10 1899 

193.  Zipfel,  E.  Aug.,  Oberlehrer  und  Dirigent  der  II.  städtischen  Fortbildungs- 

schule, Zöllnerstr.  7 1876 

194.  Zschsu,  E.  Fehgtt.,  Professor  a.  D.,  Zwickanerstr.  44  1849 

193.  Zschuppe,  F.  Aug.,  Finanz -Yermessungs- Ingenieur,  Holbeinstr.  15  . . . 1879 


B.  insserhalb  Dresden. 

196.  AUenkirch,  Gust  Mor.,  Dr.  phil.,  Realschullehrer,  in  Plauen  b.  Dr , Coschützer- 

strasse  39 ' 1892 

197.  Beck,  Ant.  Rieh.,  Porstassessor  in  Tharandt 1896 

198.  Bergt,  Waith.,  Dr.  phil,  Privatdocent  an  der  K.  Technischen  Hochschule 

und  Assistent  am  K.  Mineral.- geolog.  Museum,  in  Plauen  b.  Dr.,  Bienert- 
strasse.  19 1891 

199.  Boxberg,  Georg  von,  Rittergutsbesitzer  auf  Rehnsdorf  bei  Kamenz  . . . 1883 

200.  Büttner,  Gust.  Ad.,  Forst^'ärtner  in  Tharandt 1896 

201.  Carlowitz,  Carl  von,  K.  Kammerherr,  Majoratsherr  auf  Liebstadt  ....  1885 

202.  Contractor,  Noshirvan,  Student  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt  . . 1899 

203.  Degenkolb,  Herrn.,  Rittergutsbesitzer  auf  Rottwerndorf  bei  Pirna  ....  1870 

204.  DiekbolT,  Alphous,  l’rivatus  in  Bla.sewitz,  Forsthausstr.  5 1898 

205.  Dressier,  Heinr.,  Seminar-Oberlehrer  in  Plauen  b.  Dr.,  Reisewitzerstr.  30  . 1893 

20<>.  Drossbacb,  G.  P.,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Deuben 1897 

207.  Engelhardt,  Rnd.,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Radebeul,  Leipzigerstr.  2 . . . 1896 

208.  Erancke,  Hugo,  Dr.  phil.,  Mineralog  in  Planen  b.  Dr.,  Kathhaus.<tr.  5 . . . 1889 

209.  Fritzscbe,  Foix,  Privatus  in  Kötzschenbroda.  Moritzburgerstr.  2 . . . . 1890 

210.  Günther,  Osw.,  Chemiker  in  Blasewitz,  Weststr.  1 1899 

211.  Günther,  Rieh.,  Architekt  in  Blasewitz,  Forsthausstr.  7 1891 

212.  Ilühle,  H.,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Kadebeul,  Albcrtstr.  20  1897 

213.  Jacob]',  Julius,  K.  llofjuwelier  in  Blasewitz,  Einser  Allee  12 1882 

214.  Jentzscb,  Albin,  Dr.  phil.,  Fabrikbesitzer  in  Kadebeul,  Friedrich  August- 

strasse 4 1896 

213.  Kesaelmeyer,  Carl,  Privatgelehrter  in  Altrinchaiii,  Cheshire 1863 

216.  Krntzscb,  Herrn.,  K.  ObeiTörster  in  Hohnsteiii 1894 

217.  Lewickl,  Emst,  Ingenieur,  Adjmiet  an  der  K.  Technischen  Hochschule,  in 

Plauen  b.  Dr,  Bernhardstr.  20 1898 

218.  Müller,  Felix,  Dr.  phil.,  Profes.sor  a.  I).  in  l/oscliwitz,  Ueinrichstr.  12.  . . 1898 

219.  Müller,  Rnd.  Lndw.,  Dr.  med.  in  Blasewitz,  Friedrich  Augiistslr.  25  . . . 1877 

220.  Osborne,  Wilh.,  Privatus  in  Serkowitz,  AVasastr.  1 1876 

221.  Osborne,  AAMlb,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Serkowitz,  Wasastr.  1 1898 

222.  Reibisch,  Tlieod.,  Privatlehrer  in  l’lauen  b.  Dr,  Bieuertstr.  24  1851 

223.  Beheldhauer , Rieh.,  Civil- Ingenieur  in  Klotz.schc- Königswald,  Richard 

Wagnerstr.  16 1898 

224.  Schrelter,  Br,  Bergdirector  a D.  in  Berggic.sshUhcl 1883 

225.  Sehnnke,  Th.  Huldreich,  Dr.  phil.,  Seminaroberlehrer  in  Blasewitz,  Waldpark- 

Strasse  2 1877 

226.  Seidel,  T.  J.  Rudolf,  Kunst-  und  Handelsgartncr  in  Laubegast,  Uferstr.  7 . 1899 

227.  Somme^  Carl,  Gymnasiallehrer  a.  D.  in  Meissen,  Bismarckplatz  ....  1898 

228.  Tboss,  Fr.  Aug.,  Seminarobcriehrer  in  Plauen  li.  Dr,  Hohestr.  56  ...  . 1898 

229.  Tbümer,  Ant.  Jul.,  Institutsdircetor  in  Blasewitz,  Residenzstr.  12  ...  . 1872 

230.  Weber,  Rieh.,  Apotheker  in  Königstein  a.  E 189.3 

231.  Wolf,  Curt,  Dr.  med.,  K.  Polizeiarzt  in  Planen  b.  Dr,  Reisewitzerstr.  22  . 1894 

232.  Wolf,  Theod.,  Dr.  phil..  Privatgelehrter  in  Plauen  b.  Dr.,  Hohestr.  15  . . 1891 


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vm 


II.  Ehrenmitglieder  . J>br  der 

Aufnabme, 


1.  Agasslz,  Alex.,  Dr.  phil.,  Cnrator  a.  D.  des  Museum  of  Coiuparalive  Zoology  in 

Cambridge,  Mass 1877 

2.  Corns,  Jul.  Vict.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  UniversitSt  in  Leipzig  . . . 1869 

3.  Credner,  Herrn.,  Dr.  phil.,  Geh.  Bergrath,  Professor  an  der  üniversitSt  und 

Director  der  geologischen  Landesuntersuchung  des  Königreichs  Sachsen  in 

4.  Flügel,  Felix.  Dr.  phil.,  Vertreter  der  Smithsonian  Institution  in  Leipzig  . 18.55 

5.  Galle,  J.  O.,  Dr.  phil..  Geh.  Kegieruiigsrath,  Professor  a.  D.  in  Potsdam  . . 1866 

6.  Gelnltz,  Hans  Bnino,  Dr.  phil..  Geh.  Bath,  Professor  und  Director  a.  D.  des 

K.  Mineral.-geolog.  Museums  nebst  der  I’rähistor.  Sammlung  in  Dresden, 
Lindenaustr.  10 (18^)1894 

7.  Haughton,  Rev.  Sam.,  Professor  am  Trinity  College  in  Dublin 1862 

8.  Jones,  T.  Rupert,  Professor  a.  D.  in  London 1878 

9.  KSIIieker,  Alb.  von,  Dr.,  Geh.  Rath,  Professor  an  der  Universität  in  Würzbnrg  1866 

10.  Laube,  Gust..  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Prag 1870 

11.  Ludwig,  Friedr..  Dr.  phil..  Professor  am  Gvinnasium  in  Greiz.  . . . (1887)1895 

12.  Magnus,  Pani,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Berlin 1895 

13.  Mereklin,  (^arl  von,  Dr„  Geh.  Rath,  in  Petersburg 1868 

14.  Möhl,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Professor  in  Kassel 1875 

15.  Nltsene,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Profe.ssor  an  der  K.  Forstakadeinie  in  Tharandt  . 1893 

16.  Jiostiz-Wallwilz,  Herrn,  von,  Dr.,  Staatsminister  a.  D.  in  Dresden,  Kai.ser 

Wilhelmsplatz  10 1869 

17.  Omboni,  Giov.,  Professor  an  der  Universität  in  Padua 1868 

18.  Silva,  Mig.  Ant.  da,  Professor  an  der  Ecole  centrale  in  Rio  de  Janeiro  . . 1868 

19.  Stäche,  Guido,  Dr.  phil.,  K.  K.  Oherbergrath , Director  der  K.  K.  Geolo- 

a-ia  /v  x o«-»  * 


^IMIUCU  rVCK.UBnilMttiL  III  «V  ICH 

20.  Theile,  Friedr.,  Dr.  med.  in  Lockwitz  (Mitstiftcr  der  Isis) 1885 

21.  Tscherinnk,  (ist..  Dr.,  Hofrath,  Professor  an  der  Universität  in  Wien  . . . 1869 

22.  Yerbeek,  Rogier  D.  M.,  Dr.  phil.,  Director  der  geologischen  Landesuntersuchung 

von  Niederländisch-lndicn  in  Buiteuzorg 1886 

23.  Vlrchow,  Rnd.,Dr.  ined..Geh.  Medicinalrath,  Professor  an  der  Universität  in  Berlin  1871 

24.  Wolf,  Frz.,  Dr.  phil.,  Professor,  Realschnldirector  in  Rochlitz 1893 

25.  Zeuner,  Gust.,  Dr.  phil..  Geh.  Rath,  Profes.sor  a.  D.  in  Dresden,  Winckelmann- 

strasse  25  1874 

‘26.  Zirkel,  Ferd.,  Dr.  phil..  Geh.  Bergrath,  Professor  an  der  Universität  in  Leipzig  1893 


III,  Correspondirende  Mitglieder. 


1.  Albert!,  Osc.  von,  Berganilsreferendar  in  Freiberg 1890 

2.  Amthor,  C.  E.  A.,  Dr.  phil.,  in  Hannover '.  . 1877 

3.  Ancona,  Cesare  de,  Dr.,  Professor  am  R,  Institnto  di  .stndi  superiori  in  Florenz  1863 

4.  Ardissone,  Frz.,  Dr.  phil.,  Professor  an  dem  Technischen  Institut  und  der 

Ackerbauschnle  in  liailaiifl 1880 

6.  Artzt,  .Ant.,  Vermessungs  ingenieur  in  Plauen  i.  V 1883 

6.  Ascherson,  Paul,  Dr.  pliil..  Professor  an  der  Universität  in  Berlin  ....  1870 

7.  Itachinann,  Ewald,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Realschule  in  Plauen  i.  V.  . 1883 

8.  Baensch,  William  von,  Privatus  in  Stralsund 1886 

9.  Haessler,  Herrn.,  Director  der  Strafan.stalt  in  V'oigtsberg 1866 

10.  Baldanf,  Rieh.,  Bergdirector  in  Dux 1878 

11.  Baltzer,  A.,  Dr.  phil.,  Professor  au  der  Universität  in  Bern 188.3 

12.  Bernbardi,  ,Ioh.,  Landhatiinspector  in  Altenlmrg 1891 

13.  Bibliothek,  Königliche,  in  Berlin 1882 

14.  Blanford,  Will.  T.,  Esqu.,  in  Loinlon 1862 

15.  Blaschka,  Rud.,  naturwisscnsch.  Modelleur  in  Hosterwitz 1880 

16.  Bloebniaiin,  Rud.,  Dr.  phil.,  Physiker  am  Marine-Laboratorium  in  Kiel  . . 1890 

17.  Boniblcci,  Luigi.  Profe.ssor  an  der  Universität  in  Bologna 1869 

16.  Brusina,  Spiiidion,  Profe.ssor  au  der  Universität  in  Agram 1870 

19  Bnrean,  Ed..  Dr..  Professor  am  nafnrhi.stor.  Mnsenm  in  Paris 1868 

20.  Canestrini,  G.,  Profe.ssor  au  der  Universität  in  Padua 1860 


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IX 


.I*hr  der 
Aufnahme. 

21.  Carstens.  C.  Dietr.,  Ingenieur  in  Varel 1874 

22.  Conwentz,  Hugo  Wilh.,  Dr.  phil.,  Professor,  Director  des  Westprenss.  Pro- 

vincialrauseums  in  Danzig 1886 

23.  Danzig,  Emil,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  Healschnle  in  Rochlitz  ....  1883 

24.  Datbe,  Emst,  Dr.  phil.,  K.  Prenss.  Lajidesgeolog  in  Berlin 1880 

25.  Dittmarsch,  A.,  Berg.schuldirector  in  Zwickan 1870 

26.  Döll.  Ed.,  Dr.,  Oherrealschnldirectür  in  Wien 1864 

27.  Dass,  Bruno,  Dr.  phil.,  Doccnt  am  Kais.  Polytechnikum  in  Riga 1888 

28.  Dzlednszjrcki.  Wladimir  tlnif,  in  Lemberg 1852 

29.  Eisei,  Koh.,  Curator  des  städtischen  Museums  in  Gera 1857 

30.  Fischer,  Aiig.,  Kaufmann  in  Pösneck 1868 

31.  Flohr,  Conrad,  Amtsgerichtsrath,  Amtsrichter  in  Leipzig 1879 

32.  French,  C.,  Esqn , Govemement  Entomologist  in  Mellmurne 1877 

33.  Frenzei,  A.,Dr.  phil.,  Lehrer  an  der  Bergschule  iiudK.  HUttenchemiker  in  Freiberg  1872 

34.  Frlederirh,  A.,  Dr.  mcd.,  S.anität.srath  in  Wernigerode 1881 

36.  Friedrich,  Osc.,  Dr.  phil..  Professor,  Conrector  am  Grmnasinm  in  Zittau  ! 1872 

36.  Fritsch,  Ant.,  Dr.  med.,  Professor  an  der  Universität  und  Custos  am  böhmi- 

schen Landcsmuscum  in  Prag 1867 

37.  (landry,  Alb.,  Dr.,  Merabrc  de  llustitut,  Professor  am  uaturhistorischeu 

Museum  in  Paris 18»i8 

38.  fJeheeb,  Adelb..  Apotheker  in  Geisa 1877 

39.  Geinitz,  Frz.  Eiig.,  Dr.  phil , Professor  an  der  Universität  in  Rostock  . . . 1877 

40.  Gonnermann,  Max,  Dr.  phil.,  Apotheker  und  Chemiker  in  Rostock  . . . 1865 

41.  Groth,  Paul,  Dr.  phil,  Professor  an  der  Universität  in  München 1865 

42.  Härtung,  11.,  liergmei.ster  in  Lohenstein- 1867 

43.  Helm,  Alb.,  Dr  phil.  Professor  an  der  Universität  und  am  Polytechnikum  in  Zürich  1872 

44.  Heine,  Ferd  , K.  Domänenpächter  und  Klo.stergutsbesitzer  auf  Hadmersleben  186.3 

45.  Hennig,  Georg  Rieh.,  Dr.  phil,  Docent  am  Kais.  Polytechnikum  in  Riga  1888 

46.  Herb,  .Salinendirector  in  Traunstein 1862 

47.  Hrrrmann,  Wilh.,  Dr.  theol.  et  phil,  Professor  an  der  Universität  in  Marburg  1862 

48.  Hlbsch,  Enmnuel,  Dr.  phil,  l'rofesaor  an  der  Höh.  Ackerbauschule  in  Lieb- 

wenl  bei  Tetschen I8R5 

49.  Hilgard,  W.  Eng.,  I’roft'ssor  an  der  Universität  in  Berkeley.  Californien  . . 1869 

50.  Hilgendorr,  Frz  , Dr.  phil,  Professor,  Custos  am  K.  zoolog.  Museum  iu  Ih-rlin  1871 

51.  Hirzel,  Heinr.,  Dr.  phil,  Professor  a.  D.  in  Leipzig 1802 

,52.  Hofmann,  Hmn.,  Biirgerschullehrer  in  Gros.senhain 1894 

53.  Hflbncr,  Ad.,  Oberhüttenmeister  anf  der  Halsbrückner  Hütte  bei  Freiberg  . 1871 

54.  HnU,  Ed.,  Dr.,  Professor  iu  London 1870 

55.  Isral'l,  A.,  Schulrath.  Scminanlirector  n D.  in  Zschopau 1868 

56.  Issel,  Arth.,  Dr.,  l’rofessor  an  der  Universität  in  Genua 1874 

57.  Jentzsch,  Alfr.,  Dr.  phil,  Professor  an  der  Universität  und  Director  des 

Ostpreuss.  Provincialniuseums  in  Königsberg 1871 

58  Kcsselmeyer,  Wilh..  in  Manchester 1863 

59.  Kirbach,  Fr.  Paul,  Dr.  phil,  Oberlehrer  an  der  Realschule  in  Mei.ssen  . . 1894 

60.  Klein,  Herrn.,  Herausgeber  der  „Gaea“  in  Köln 1865 

61.  Köhler,  Emst.  Dr.  phil,  .Scouinaroberlehrer  a.  D.  in  Schueeberg 1858 

62.  König  von  Warthansen,  Wilh.  Rieh.  Freiherr  von,  Kamnutrhetr  auf  Wart- 

hsusen bei  Hiberach 1855 

63.  Kornbaber,  Andreas  von,  Dr.,  Professor  am  Polytechnikum  in  Wien  . . . 18,57 

6-t.  Kosmabl.  Friedr.,  K.  Oberförster  a D.  in  Lange'hrück 1882 

65.  Krebs,  Willi.,  Privutgelehrter  in  .-Vltona 1885 

Wi.  Krieger,  W.,  Lehrer  in  Königstein 1888 

67.  KUhn,  E.,  Dr.  phil,  Schulrath,  Bezirk.sschulin.spector  in  Leipzig 1865 

68.  Kyber,  Arth.,  Chemiker  in  Riga 1870 

69.  Lange,  Theml.,  Dr.  phil,  .äpotheker  in  Werningshausen 1890 

70.  lainzi,  Matthaeus,  Dr  med.,  in  Rom 1880 

71.  Lapparent,  Alb.  de,  Ingenieur  des  mines,  Professor  in  Paris 1868 

72.  Lefevre,  Tbeod.,  Dr.,  in  Brüssel 1876 

73.  Le  Jolis,  Aiig.,  Dr.  phil,  Direetor  der  Soeiitä  nation.  des  Sciences  natiir.  et 

matbfm.  in  Cherbourg 1866 

74.  Leonbardt,  Otto  Emil,  Seminaroberlehrer  in  Nossen 18fl0 

7.5.  Ia>hrmann,  Emst,  Dr.  phil,  Oberlehrer  am  Realgyimmsinm  in  .\nnaberg  1892 

76.  LDttke,  Job.,  Fabrikbesitzer  in  Hamburg iHHl 

77.  Mayer,  Charles,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Zürich 1869 


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X 


Jahr  der 
Aufaahme. 

78.  Xehnert,  Ernst,  Dr.  phil.,  Seminaroberlehrer  in  Pirna 1882 

79.  Menzel,  Carl,  Oberbergrath,  Hergamtarath  in  Ereiberg  . 1869 

80.  MBller,  Valerian  von,  wirkl.  Staatarath,  Oberberghanptmann  in  Petersburg . 1869 

81.  Nascliold,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Fabrikbesitzer  in  Au.ssig 1866 

82.  Kaumann,  Ferd.,  Dr.  med.,  Jlarinestab.sarzt  a.  D.  in  Gera 1889 

83.  Tianmann,  Herrn.,  Oberlehrer  an  der  Kealschule  in  Bautzen 1884 

84.  Nenbert,  Gust.  Ad.,  Hofrath,  Profe.ssor  a.  D.  in  Klotzsche -Königswald  . . 18.57 

85.  Sobbe,Friedr.,Dr.  phil.,  Geh.Hofrath,Prof.anderK.Forstakadeuiie  in  Tharandt  1864 

86.  Pabst,  Mor.,  Dr.  phil.,  Professor,  Conrector  am  Kealgymnasium  in  Chemnitz  1866 

87.  Pabst,  Wilb.,  Dr.  phil.,  Cnstos  der  naturhistor.  Sammlungen  in  Gotha  . . 1881 

88.  Papperitz,  Erwin,  Dr.  phil..  Professor  an  der  K.  Bergakademie  in  Freiberg  1886 

89.  Peschei,  Emst,  Lehrer  in  Nttnehritz 1899 

90.  Petermann,  A.,  Dr.,  Director  der  Station  agronomique  in  Gembloux  . . . 1868 

91.  Pigorlni,  L.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  und  Director  des  Museums 

Kircherianum  in  Rom 1876 

92.  Prasse,  Emst  Alfr.,  Betriebsingenienr  a.  D.  in  Leipzig 1866 

93.  Rehmann,  Antoni,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Lemberg  ....  1869 

94.  Reiche,  Carl,  Dr.  phil.,  in  8antia§:o,  Chile 1886 

95.  Reidemeister,  C.,  Dr.  phil.,  Fabnkdirector  in  Schönebeck 1884 

96.  Richter,  Cour.,  Realschnllehrer  in  Aue 1895 

97.  Schimumy,  Paul  Rieh.,  Lehrer  in  Lommatzsch 1894 

98.  Schllenen,  H.  L.  von.  Oberst  z.  D.  in  Radebeul lSt>2 

99.  Schlimpcrt,  Alfr.  Mor.,  Apotheker  in  Cölln  bei  Meissen 1893 

100.  Schneider,  Ose.,  Dr.  phil.,  Professor  a.  D.  in  Bla.sewitz 1863 

101.  Schnorr,  Veit  Hanns,  Professor  a.  D:  in  Zwickau 1867 

102.  Schreiber,  Paul,  Dr.  phil.,  Professor,  Director  des  K.  Sächs.  Mcteorolog. 

Instituts  in  Chemnitz 1888 

103.  Scott,  Dr.  phil.,  Director  der  Meteorological  Office  in  London 1862 

104.  Seidel,  Osc.  Mor.,  Seminaroberlehrer  in  Zschopau 18R3 

105.  Seidel,  Heinr.  Bemh.,  Seminaroberlehrer  in  Zschopau 1872 

106.  Seldlltz,  Georg  von,  Dr.  phil.,  in  Ludwigsort  bei  Königsberg  i.  Pr.  ...  1868 

107.  Sieber,  Georg.  Kittergutspächter  in  Grossgrabe  bei  Kamenz 1879 

108.  Sonntag,  F.,  Privatns  in  Berlin 1869 

109.  Stauss,  Waith.,  Dr.  phil.,  Ch«niker  in  Hamhurg 188.5 

110.  Stephani,  Franz,  Kaufmann  in  Leipzig 1893 

111.  Sterzei,  Joh.  Trang.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  an  der  I.  höheren  Mädchenschule 

in  Chemnitz 1876 

112.  Steuer,  Alei.,  Dr.  phil.,  Privatdocent  an  der  Universität  in  Jena  ....  1888 

113.  Steven.son,  J(jhn  .1.,  Profe.ssor  an  der  University  of  the  City  in  New-York  1892 

114.  Stossich,  Mich.,  Profes.sur  in  Triest 1860 

115.  Temple,  Kud.,  Director  des  Landesversicherangsamtes  in  Pesth 1869 

116.  Ulbricht,  R.,  Dr.  phil.,  Professor  a.  D.  in  Dahme 1884 

117.  Ulrich,  George  11.  F.,  Dr  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Dnnedin, 

Nen-Seeland 1876 

118.  Vater,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Foratakademie  in  Tharandt  1882 

1 19.  Vetters,  K.,  Dr.  phil.,  Lehrer  an  den  Tccbniscbcn  Stjiatalehranstalten  in  Chemnitz  1 884 

120.  Voigt,  Bernh.,  Steuerrath,  Bezirks.steuerinspeetor  in  Chemnitz 18t!7 

121.  Voretzscli,  Max,  Dr  phil.,  Oberlehrer  am  Herzogi.  Erast-Realgymnasium  in 

Altenburg 1893 

122.  Waagen,  Wilh.  Heinr.,  Dr.  phil.,  Oberbergrath,  Professor  an  der  Universität 

in  Wien ' . 1877 

123.  Wartmann,  B.,  Dr.  mi^d.,  Professor  in  St.  Gallen 1861 

124.  Weinland,  Dav.  Friedr.,  Dr.,  in  Hohen  Wittlingen  bei  Urach 1861 

125.  Welse,  Aug.,  Buchhalter  in  Ebershach 1881 

126.  Welemensky,  Jac.,  Dr.  med.  in  Prag , 1882 

127.  Wentzel,  Gg.  Alb.,  K Hofgärtner  a.  D.  in  Pillnitz 1871 

128.  White,  Charles,  Dr.,  Curator  am  National -31u.seum  in  Washington  . . . 1893 

129.  Wiechel,  Hugo,  Baiiratli,  Betriebsinspector  in  Chemnitz 1880 

13<».  Wiesiier,  Jul.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Wien 1868 

131.  WollT,  F.  A.,  Seminaroherlehrer  in  Pirna 188:1 

132.  W'lliische,  F.  Otto,  Dr.  phil.,  Professor  am  Gymnasium  in  Zwickan  . . . 1869 

133  Zimmerninnii,  Osc , Dr  phil.,  Prtifessor  am  Realgymnasium  in  Chemnitz  . 188t) 


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Sitzungsberichte 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 

1899. 


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I.  Section  für  Zoologie. 


Erste  Sitznngani  2.  Februar  1899.  Vorsitzender:  Prof.Dr.  H.  Nit  sehe. 
— Anwesend  27  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  überreicht  für  die  Bibliothek  der  Gesellschaft 
ein  Exemplar  seines  jüngst  erschienenen  Buches:  „Studien  über  Hirsche“, 
Heft  I. 

Institutsdirector  Th.  Iteibisch  berichtet,  dass  neuerdings  an  einer 
Landschnecke  elektrische  Erscheinungen  beobachtet  worden  seien. 

Dr.  J.  Thallwitz  schildert  einen  von  ihm  beobachteten  Kampf 
zwischen  zwei  Käfern. 

,Ini  Spiitxommcr  1898  Lciuerkte  ich  an  einem 'WaldrÄmlchcn  bei  Pirna  einen  zwischen 
dem  Oras  <lahineilenden  und  auf  meinen  Standort  zukommenden  Carabmi  aurahts.  Kaum 
znfiillig  auf  ihu  aufmerksam  geworden,  sah  ich,  wie  das  Thier  von  einem  Xecrophorus 
vespillo  angegriffen  wurde,  der  es  von  der  .Seite  her  antiel.  Da  sieh  der  Laufkäfer  kurze 
Zeit  darauf  nicht  mehr  regte,  fasste  ich  ihn  und  sah,  dass  er  eine  klaffende  Wunde 
uuterseits  hinter  dem  ersten  Brustring  aufwies  Wenn  der  Laufkäfer  clie  schwere 
Schädigung  auch  wahrscheinlich  vorher  anderswo  davongetragen  hat,  so  erschien  mir 
der  hastige  Angritf  des  Secropbcfrus  auf  ein  lebendes  Iiisect,  noch  dazu  auf  einen 
Carabus,  immerhin  als  eine  merkwürdige  Sache,  zumal  mich  der  umgekehrte  Fall  viel 
weniger  verwundert  hätte  “ 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  bespricht  in  einem  längeren  Vortrage  die 
Morphologie  der  Mundwerkzeuge  bei  den  Insecten  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  saugenden. 


Zweite  Sitzung  am  6.  April  1899.  Vorsitzender:  Dr.  J.  Thallwitz.  — 
Anwesend  20  Mitglieder. 

Dr.  J.  Thallwitz  hält  einen  Vortrag:  Zur  Hydrobiologie  der 
Elbe,  in  dem  er  den  Bau,  die  Entwickelung  und  die  Lebensart  der  in 
der  Elbe  vorkommenden  niederen  Krebse,  besonders  die  der  Blattfuss-, 
Muschel-  und  Spnltfusskrebse,  d.  h.  der  Phyllopoden,  Ostracoden  und 
Copepoden  behandelt.  Zur  Erläuterung  dienen  von  ihm  selbst  angefertigte 
Tafeln  und  mikroskopische  Präparate.  Einschlägige  Litteratur  wiial  vor- 
gelegt. 

Bankier  A.  A.  Kuntze  legt  eine  mit  Schildläusen  (wahrscheinlich  der 
Gattung  Afyiilasjris  angehörig)  besetzte  Apfelsine  vor. 


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4 


Dritte  Sitznn?  am  1.  Juni  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H.  Kitsche. 
— Anwesend  28  .Mitglieder. 

HerrM'.  Putsch  er  lässt  zunächst  den  genauen  Katalog  seiner  Mineralien- 
sammlung circuliren  und  zeigt  ein  in  seinem  Garten  aus  Samen  gezogenes 
Exemplar  von  Aquilcffia  vulgaris  vor,  dessen  Bliithen  merkwürdig  miss- 
gebildet und  vergrünt  sind. 

Institutsdirector  Th.  Reibisch  erläutert  an  einem  sehr  schönen 
Chamäleon-Skelett  die  besonderen  Eigenthümlichkeiten  des  Knochen- 
baues dieser  Gruppe. 

Prof.  Dr.  H.  Kitsche  schliesst  hieran  einige  Bemerkungen  über  den 
Bau  der  Lungen  und  das  Gefangenleben  dieses  Thieres. 

Prof.  Dr.  H.  Kitsche  berichtet  über  die  Einschleppung  einer 
japanischen  ungetiügelten  Laubheuschrecke  {lihaphidophorus  marmo- 
rahis)  durch  Eier.  Die  vorgelegten  Exemplare  stammen  aus  zwei  Glas- 
häusern in  Mittweida  in  Sachsen  und  Bückeburg. 

Derselbe  schildert  schliesslich  in  längerem  Vortrage  den  1897  und 
1898  über  fast  alle  sächsischen  Staatswaldungen  verbreiteten  Prass  des 
Pichtennestwicklers,  OrapJiolitha  tedeUa. 

Besonders  hervorznheben  ist,  dass  in  einigen  Revieren  dieser  Fras.s  durch  einen 
inseetentildtenden  Pilz,  durch  die  (jewühulich  nur  nnf  Kohlweisslingsranpen  vorkommende 
pAitomophthora  radicans  sein  Ende  fand. 


II.  Section  für  Botanik. 


Erste  Sitzung  am  9.  Februar  1899.  Vorsitzender:  Geh.  Ilofrath 
Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend  36  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  hält  einen  Vortrag  über  die  Areale  der  Leit- 
pflanzen in  den  Pflanzenformationen  Sachsens  und  Thüringens. 

Derselbe  bildet  die  Fortsetzung  des  am  ao.  October  1898  vor  der  Gesellschaft  ge- 
haltenen Vortrages  und  ist  in  seinem  wesentlichsten  Inhalte  in  den  Abhandlungen  der 
Isis,  Jahrgang  1898,  S.  91,  als  „Anhang“  zu  demselben  gedruckt. 

Lehrer  II.  Stiefelhagen  legt  unter  anderen  vom  Herbste  her  bis 
jetzt  unausgesetzt  weiterblühenden  llerbstpflanzen  Aruhis  alhida  als  frühen 
Frühlingsblüber  dieses  merkwürdig  milden  M'inters  vor,  mitgebracht 
von  Cossebaude. 

Garteninspector  F.  Ledien  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  den  sibiri- 
schen Frühblüher  Rhododendron  chrgsanthinn  im  botanischen  Garten. 

Institutsdirector  A.  Thümer  berichtet,  dass  Oalantlms  seit  Mitte 
J.anuar  in  Blasewitz  blühe. 

Zweite  Sitzuug  vom  13.  April  1899  fim  liörsaale  des  K.  Botanischen 
Gartens).  Vorsitzender:  Geb.  llofratb  Prof.  Dr.  O.  Drude.  — Anwesend 
22  Mitglieder  und  15  Gäste.  — Der  Sitzung  ist  eine  demonstrative  „Monats- 
versaminlung“  im  K.  Botanischen  Garten  um  5 Uhr  Kachmittags  voraus- 
gegangen. 


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o 


Prof.  Dr.  0.  Drude  bespricht  das  neu  erschienene,  höchst  anregend 
geschriebene  und  glänzend  ausgestattete  Werk  von  Prof.  Dr.  Schimper: 
„Pflanzengeographie  auf  physiologischer  Grundlage“,  beleuchtet  dessen 
Stellung  und  den  in  ihm  gebotenen  Fortschritt  zu  Grisebach’s  „Vegetation 
der  F.rde“,  sowie  zu  dem  in  jüngerer  Zeit  von  Warming  herausgegebenen 
„Lehrbuch  der  ökologischen  Pflanzengeographie“,  und  erklärt  unter  De- 
monstration geeigneter  Pflanzen  der  Gewächshäuser  die  Tendenz  des  Werkes 
an  einzelnen  herausgcgriffenen  Capiteln,  um  auf  das  Studium  desselben 
hinzu  wirken. 

Eine  von  Prof.  Dr.  H.  Conwentz,  Danzig,  als  Geschenk  eingegangene 
Broschüre  über  das  Vorkommen  der  Eibe  in  Deutschland  wird  vor- 
gelegt und  die  Bitte  des  Verfassers  mitgetbeilt,  dass  zu  seinen  Unter- 
suchungszwecken Proben  sächsischer  Moorhölzer  gesammelt  und  an  ihn 
gesendet  werden  möchten.*) 


Dritte  Sitzung  am  15.  Juni  1899  (im  Kalthause  des  K.  Botanischen 
Gartens).  Vorsitzender;  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude.  — Anwesend 
30  Mitglieder  und  2 Gäste.  — Der  Sitzung  ist  wiederum  eine  „Monats- 
versammlung“ um  5 Uhr  Nachmittags  vorangegangen,  doch  mussten  sich 
die  geplanten  Besichtigungen  wegen  anhaltenden  Regens  auf  die  Gewächs- 
häuser beschränken. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  hält  einen  Vortrag  über  die  Petersburger 
Gartenbau-Austeilung  vom  16. — 27.  Mai  d.  J.,  zu  welcher  ihn  ein 
Auftrag  des  K.  Ministeriums  des  Innern  als  Vertreter  des  sächsischen 
Gartenbaues  entsendet  hat,  legt  Photographien  jener  Ausstellung  im  Tau- 
rischen P.alais  vor,  und  bespricht  die  allgemeinen,  auf  das  strengere  Klima 
begründeten  Verhältnisse  des  russischen  Gartenbaues. 


III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 

Erst«  Sitzung  am  16.  Februar  1899.  Vorsitzender:  Privatdocent 
Dr.  W.  Bergt.  — Anwesend  38  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  macht  .an  der  Hand  einer  Probenummer  auf  die  in 
Spemann’s  Verlag  erscheinende  naturwissenschaftliche  Zeitschrift  „Mutter 
Erde“,  im  Einzelnen  .auf  einen  darin  enthaltenen  Aufsatz  über  die  geo- 
logischen Verhältnisse  Norddeutschlands  aufmerksam  und  knüpft 
daran  einige  Bemerkungen  über  die  interessanten  .Muschelkalkbrüche 
von  Rüdersdorf  bei  Berlin,  in  denen  für  den  Berliner  Geologentag  im 
Herbst  1898  Gletschertöpfe,  Gletscherschlitfe  und  ein  tiefes  Gletscherthal 
von  hervorragender  Schönheit  freigelegt  worden  waren. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  hält  den  .angekündigten  Vortr.ag  über  Natur 
und  Entstehung  des  Chilisalpeters  mit  Vorführung  von  Gesteiiis- 
proben  und  Lichtbildern. 

*)  Vielleicht  hat  die  Verbreitung  dieser  Bitte  durch  den  Druck  Erfolg;  zur  Ver- 
mittelung erbietet  sich  der  Vorstand  der  botanischen  .Section  (Drude,  Wobst). 


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Prof.  H.  Engelhardt  berichtet  über  eine  neuentdeckte  Kreide- 
pflaiize,  ikissafras  Oeinitzi  Engelh.,  aus  dem  cenomanen  Quadersandstein 
von  Eutschütz,  über  neue  tertiäre  Pflanzen  von  Sardinien*)  und 
über  die  Bestimmung  von  fossilen  Palmenresten  im  Allgemeinen. 


Zweit«  Sitzung  am  20.  April  1899.  Vorsitzender:  Privatdocent 
Dr.  W.  Bergt.  — Anwesend  26  Mitglieder. 

Dr.  \V.  Bergt  hält  einen  Vortrag  über  vulkanischen  Staub  und 
veranschaulicht  denselben  durch  Proben  und  mikroskopische  Präparate. 

Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner  spricht  über  Erdpyramiden  unter  Hin- 
weis auf  die  Schrift  von  Chr.  Kittlcr:  „Ueber  die  geographische  Ver- 
breitung und  Natur  der  Erdpyrainiden“,  Inaug.-Diss.  Erlangen  1897. 

Dr.  W.  Bergt  spricht  unter  Vorlage  von  Moldawiten  und  ähnlichen 
Bildungen  über  Suess:  „Ueber  den  kosmischen  Ursprung  der  Moldawite.“ 

Dritte  Sitzung  am  22.  Juni  1899.  Vorsitzender:  Privatdocent  Dr.  W. 
Bergt.  — Anwesend  22  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  legt  mit  kurzer  Besprechung  das  Werk  von  0.  Herr- 
manu;  „Steinbruchindustrie  und  Steinbruchgeologie“  und  den  Katalog  der 
Mineraliensammlung  des  Herrn  W.  Putscher  zur  Einsicht  vor. 

Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner  macht  auf  das  neu  erschienene  Werk  von 
Gürich:  „Das  Mineralreich“  aufmerksam. 

Oberlehrer  Dr.  K.  N'essig  giebt  einen  Bericht  über  rechtselbische 
Bohrlöcher  (vergl.  Abhandlung  II)  und  weist  auf  einen  verbesserten 
Aufschluss  im  Syenitconglomerat  und  Leopardensandstein  bei 
Coschütz  hin. 

Prof.  11.  Engelhardt  macht  einige  ergänzende  Bemerkungen  über 
Thoneinlageruugen  unter  dem  Haidesand,  legt  eine  Arbeit  von 
U.  Zeiller  über  SteinkohlenpHanzen  vor  und  berichtet  über  neue  tertiäre 
Pflanzen fundo  in  der  Uhön. 

Dr.  W.  Bergt  ergänzt  seinen  früheren  Vortrag  über  die  Moldawite 
und  führt  Präparate  natürlicher  Gläser  vor. 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 

Erste  Sitzung  am  19.  Januar  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  J.  Deich- 
müller. — Anwesend  26  Mitglieder. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  F.  Nobbe  spricht  über  vorgeschichtliche 
Funde  im  K.  Forstgarten  zu  Tharandt.  (Vergl.  Abhandlung  III.) 

In  der  sich  an  den  Vortrag  anschliessenden  Debatte  wird  namentlich 
die  Frage  erörtert,  ob  diese  Funde  als  Depotfunde  oder,  falls  sich  in  der 

*)  Vergl.  Abliandl.  I.^is  1898,  S.  101. 


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Nähe  des  Fundortes  in  urgeschichtlicher  Zeit  eine  Cultusstätte  befunden 
haben  sollte,  als  Opfergaben  anzusehen  seien. 

Herr  W.  Osborne  legt  eine  Bronzefibel  aus  dem  La  Tene-Griiber- 
felde  von  Iludnikersee  bei  Graudenz  und  ein  Feuersteingeräth  von 
der  Insel  Seeland  vor  und 

referirt  über  einen  von  John  Evans  auf  der  Jahresversammlung  der 
Gesellschaft  zur  Beförderung  der  Wissenschaften  zu  Toronto  gehaltenen 
Vortrag  über  das  Alter  des  Menschengeschlechts. 

Prof.  Dr.  J.  Deichmüller  bringt  zur  Ansicht  einen  in  der  rauhen 
Fuhrt  bei  Diesbar  aus  der  Elbe  gebaggerten  Steinhammer,  in  dessen 
fast  vollendetem  Bohrloch  noch  der  wohlerhaltene  Bohrkern  steht, 

sowie  das  Bruchstück  eines  Steinbeils,  ein  topfartiges  Gefäss  mit  drei 
warzenförmigen  Ansätzen  und  eine  Anzahl  Gefassscherhen  mit  Stichband- 
verzierungen,  welche  aus  einer  Niederlassung  der  jüngeren  Stein- 
zeit im  Dorfe  Ilöderau  stammen. 

Zweite  Sitzung  am  16,  März  1899.  Vorsitzender:  Prof  Dr.  J.  Deich- 
müller. — Anwesend  15  .Mitglieder. 

Prof  Dr.  J.  Deichmüller  spricht  über  die  als  „Frau  von  Auver- 
nier“  bekannte  Büste,  welche  von  Prof  Dr.  J.  Kollmann  in  Basel  durch 
Aufträgen  der  IVeichtheile  auf  den  Schädel  einer  Frau  aus  dem  Pfahlbau 
Auvernier  hergestellt  worden  ist 

Lehrer  H.  Döring  hält  einen  Vortrag  über  den  Burgwall  von 
Arkona  auf  Bügen  und  legt  Photographien  und  Fundgegenstände  von 
demselben  vor. 

Derselbe  bringt  ferner  zur  Ansicht  ein  Steinbeil  von  Stönzsch 
bei  Pegau,  ein  Flachbeil,  einen  Spinnwirtel  und  einen  bandverzierten 
Gefässscherben  aus  neolithischen  Herdstellen  in  der  fiscalischen  Kies- 
grube von  Wiederau  bei  Pegau,  sowie  eine  Anzahl  Gefässreste  von  dem 
ßurgwall  bei  Altoschatz. 

Unter  letzteren  befinden  sieh  auch  solche  von  germanischem  Typus,  welche  darauf 
hindeuteu,  dass  dieser  Burgwall  vielleicht  bereits  in  vurslavischer  Zeit  errichtet  worden  ist. 

Prof  Dr.  J.  Deichmüller  berichtet  über  neue  Erwerbungen  der 
K.  Prähistorischen  Sammlung: 

Von  Steinhach  hei  Radeburg  erhielt  die  Sammlung  einen  Lappeneelt  aus 
Bronze,  ans  dem  beim  Kasernenhau  zu  Kamenz  aufgedeckten  (irfiberfelde  eine 
grosse  Anzahl  z.  Th.  wohlerhaltener  Gefilsse,  deren  Formen  den  jüngeren  Lausitzer 
Typus  zeigen  und,  wie  die  spärlichen  Eisenbeigaben,  beweisen,  dass  dieses  Gräberfeld 
in  den  letzten  Jahrhunderten  vor  Chr.  angelegt  worden  ist. 

Excursion  am  10.  Juni  1899  zur  Besichtigung  einer  angeblichen 
vorgeschichtlichen  Opferstätte  bei  Hermsdorf  zwischen  Klotzsche  und 
Königsbrück  und  eines  Burgwalls  bei  Klotzsche.  — Zahl  der  Theil- 
nehmer  9. 

Pie  nur  wenige  Minuten  sttdiieh  Hermsdorf  dicht  am  Wege  nach  Lansa  gelegene 
sogenannte  Opfer  stätte  ist  eine  flache  natürliche  Bodenerhebung  ohne  jede  Spur  künst- 
licher Erhöhung  oder  Umwallnng,  welche  von  einer  regellosen  Anhäufung  grosser  Stein- 
blöcke gekrönt  wird.  Das  zur  letzteren  verwendete  Material  sind  theils  kantige  Bruch- 


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stücke  des  den  Untergrund  bildenden  Lausitzer  Granits,  theils  abgeroUte  Blöcke  be- 
nachbarter contactmetaniorphischer  Grauwacken  und  nordischer  Granite  oder  erzgebirgisch- 
böhmischer  GranitiHirphvre  und  Basalte,  wie  sie  im  Diluvium  der  Umgebung  nicht  selten 
sind.  Dass  dieser  Steinban  in  vorgeschichtlicher  Zeit  errichtet  und  der  Platz  als  Opfer- 
Stätte  benutzt  wonien  sei,  dürfte  sich  nach  dciuirtlichen  Verhältnissen  kaum  bew  eisen  la.ssen. 

Der  östlich  des  Bahnhofs  Klotzsche  über  dem  Steinbruch  auf  dem  linken  Ufer  iles 
Priessnitzbaches  befindliche  Burgwall,  welcher  schon  auf  der  ans  dem  16,  .lahrhundert 
stammenden  Oeder'schen  Karte  als  Burgstadl  bezeichnet  wird  (vergl.  Sitzungsber.  Isis 
1897,  S.  7),  ist  ein  ans  Granitstücken  errichteter  Wallrest,  dessen  Alter  jedoch  mangels 
jeglicher  Fnndstücke  noch  unsicher  ist. 


V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Erste  Sitzung  am  12.  Januar  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.F.  Foerster. 
— Anwesend  198  Mitglieder  und  Gäste. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  W.  Hempel  hält  einen  Vortrag  über  Kryo- 
chemie. 

Der  Vortragende  erörtert  zunächst  die  Fortschritte,  welche  Theorie  und  e.vperimen- 
telle  Hilfsmittel  erfuhren,  bis  rann  zu  der  heute  im  technischen  Ma.saslabe  möglich  gewor- 
denen V'ertlUssigung  der  früher  für  „permanent"  gehaltenen  Gase,  zumal  der  ßestandtheile 
der  atmosphärischen  Luft,  gelangen  konnte.  Die  Liiide'sche  Maschine  erlaubt  heute, 
flüssigen  Sauerstoff  in  beliebiger  Menge  zu  erzeugen.  Mit  Hülfe  eines  voni  Vortragenden 
selbst  nach  den  bei  dieser  Maschine  l>efolgten  Gnindsälzen  construirlen  .Apparates  wurde 
flüssiger  Saiierstoft'  in  reichlichem  Masse  hergestellt  und  dnreh  eine  Reihe  sehr  an- 
schaulicher Versuche  dargethan,  welche  Wirkungen  durch  eine  Emieilrigung  der  Tem- 
peratur auf  diejenige  des  siedenden  Sauerstoffs  hervorgebracht  werdmi  können ; es  wurde 
z.  B.  Ozon  als  indigoblauc  Fiüs,sigkeit  aus  ozonisirtcr  Luft  niedergeschlagen  nn<l  die 
grosse  Reactionsträgheit  bei  gewöhnlicher  Temperatur  explosionsartig  auf  einander 
wirkender  .Stoffe,  wie  Brom  und  Kalium,  gezeigt.  Die  Chemie  bei  niederen  Tempera- 
turen, die  Krvochemie,  ist  nun  aber  auch  bei  erlieblich  über  dem  Siedepunkte  des  Sauer- 
stoffs liegenden  Temperaturen  noch  so  gut  wie  unerforscht.  So  bietet  z.  B.  die  durch 
Kintragen  fester  Kohlensäure  in  Aether  verhältnismässig  leicht  zn  erhaltende  Temperatur 
von  — ■ft'’  der  Forschung  noch  ein  weites  Feld.  Der  Vortragende  hat  es  sich  an- 
gelegen sein  lassen,  die  Hiilfsmittel  zn  suchen,  die  man  zur  Aufrechterhaltnng  so 
niedriger  Temperaturen  zweckmässig  verwendet.  Er  hat  gefunden,  dass  ähnlich  guter 
Kälte.schutz  wie  durch  das  Vaciium  der  Dewar'schen  Köhren  auch  durch  Einpacken  der 
die  kalte  Flü.ssigkcit  enthaltenden  Geftissc  in  Eiderdaunen,  oder  billiger  in  gut  ge- 
trocknete, Schafwolle  zu  erreichen  ist.  Mit  solchen  Mitteln  arbeitend,  hat  er  flüssige 
Kohlensänrc  mit  Wasser  wie  mit  .Alkoholen  zu  starren  Verbindungen  vereinigen  können. 
Die  Bedeutung  dieser  sauren  Aether  und  des  Uvdrates  der  Kohlensäure  ffir  das  Ver- 
ständuiss  des  merkwürdigen  Unterschieds  zwischen  der  Festigkeit,  mit  der  einerseits 
die  natürlichen  kidilensaurcn  Wasser  und  der  echte  Champagner  ihre  Kohlensäure  znrück- 
halten,  und  der  Leichtigkeit,  mit  der  künstliches  Selterwasser  oder  .Schaumwein  das 
eingepresste  Kohleusäuregas  wieder  entlassen,  wird  am  Schluss  des  mit  grossem  Beifall 
anfgenommenen  Vortrages  erörtert. 


Zweite  Sitzung  am  2.  Mürz  1899.  Vorsitzender;  Prof.  Dr.  F'.  F^oerster. 
— Anwesend  50  .Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  P.  Uhlinann  spricht  über  die  epochemachendsten  F'ort- 
schritte  der  Theerfiirben- Industrie  seit  1890. 

Der  Vortragende  bespricht  zunächst  nach  einigen  historischen  Bemerkungen  die 
Bedeutung  des  Indigos  als  Farbstoff  und  schildert  des.sen  Verwendung  und  künstliche 
Darstellung  unter  Vorlegung  zahlreicher  i’räparate  und  Atnsfärlinngen  nebst  Druik- 
nmstern  Im  zweiten  Theile  seines  Vortrages  wendet  er  sieh  dann  zu  der  enormen 
Bedeutung,  welche  die  grosse  Gruppe  der  Azolärhstofte  in  Färberei  und  Zeugdnick  cr- 


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lanift  haben,  und  illustrirt  deren  Fixirung  und  Erzeugung  auf  der  Fager  durch  viel- 
fache Experimente,  um  dann  zu  den  erst  in  neuerer  Zeit,  zuerst  von  Vidal,  entdeckten 
gchwefelhaltigcm  Farbstoffen  üherzugehen,  wie  sie  neuerdings  auch  in  den  deutschen 
Faliriken  im  grossen  Massstabe  dargestellt  werden,  um  mit  einem  kurzen  statistischen 
Uelierblick  über  Import,  Export  und  Fabrication  zu  schliessen. 

Xächstdem  spricht  Dr.  E.  Müller  über  ein  elektrolytisches  Ver- 
fahren zur  Herstellung  chlor-,  brom-  und  jodsaurer  Salze. 

Nach  einer  Erliinterung  und  Vorführung  der  Verfahren  und  der  Apparate,  mit 
, deren  Hülfe  man  elektrolytische  Vorgiinge  an  unlilslichen  Elektroden  verfolgen  kann, 
erörtert  der  Vortragende  <lie  Schwierigkeiten,  welche  die  Herstellung  chlor-,  brom-  und 
jodsaurer  Salze  durch  Elektrolyse  der  Lösungen  von  Chloriden,  Bromiden  und  Jodiden 
entgegenstehen.  Diese  sind  vor  allen  Dingen  darin  zu  suchen,  dass  die  durch  die  anodi- 
schen Vorgänge  in  der  Lösung  erzeugten  Hnlogcnsauerstoflverbindungen  mehr  oder 
weniger  leicht  an  der  Kathode  wieder  zu  den  Halogeniden  reducirt  werden.  Es  ist 
dem  Vortragenden  gelungen,  im  eiufachchromsauren  Kali  einen  Stoff'  zu  finden,  der,  in 
kleiner  Menge  dem  Elektrolyten  zugesetzt,  die  kathodische  Reduction  fast  ganz  aus- 
schliesst.  Auf  diese  Weise  gelingt  es,  Bromate  und  .Iipdate  elektrolytisch  mit  einer 
über  iW/olichen  Strom-  uml  Materialansbeute  herznstellen 

An  der  sich  hieran  anschliessenden  Debatte  betheiligen  sich  Geh.  Hof- 
rath Prof.  Dr.  W.  Hcinpcl,  Prof.  Dr.  F.  Foerster  und  der  Vortragende  selbst. 

Dritte  Sitzung  am  4.  Mai  1899.  Vorsitzender;  Prof.  Dr.  F.  F oerster. 
— Anwesend  59  Jlitglieder. 

Privatdocent  Dr.  A.  Schlossniann  spricht  über  die  Entwickelung 
der  Heilkunde  unter  dem  Einfluss  von  Physik  und  Chemie. 

Der  Vortragende  schildert  einleitend  den  tiefen  Stanil  der  Medicin  zu  Anfang 
unseres  .lahrhunderts.  da  die  Diagnose  eine  rein  speciilative  war  und  die  Behandlung 
der  Krankheiten  wesentlich  in  der  Verabreichung  möglichst  zusammengesetzter  Arzneien 
bestand:  ferner  ilie  Einflüsse  des  Mesmerismus,  des  Spiritismus  und  der  Homöopathie. 
Erst  mit  der  syntheti.scheu  Darstellung  des  Harnstoffes  durch  Wühler  im  Jahre  1828 
begann  eine  neue  Epoche,  die  alte  Lehre  von  der  Lebenskraft  fiel,  und  clas  (lesetz  von 
der  Erhaltung  der  Kraft  wurde  auch  fiir  den  Aufljau  der  modernen  Meilicin  grundlegend, 
die  nun  erst  zu  einer  selbständigen  Wissen.schaft  hcranwuchs. 

Für  die  Erkennung  der  Krankbeiti'n  wurden  namentlich  die  phy.sikalischen  Methoden 
der  Percussion,  der  .\useultation , der  Thernnimetrie  und  der  Beidiachtung  des  Pulses 
dienstbar  gemacht.  Es  folgte  ilie  Erfindung  des  Augenspiegels  durch  ILlmholtz  und 
daran  anschliesscnil  die  Ausbildung  von  Methoden  zur  Beleuchtung  des  Kehlkopfes,  des 
Magens,  der  Blase  u.  s.  w.  Auch  die  Elektricität  konnte  in  den  Dienst  der  Diagnostik 
treten,  da  sich  die  Keizbarkeit  der  Muskeln  und  Nerven  gegenüber  dem  .Strome  in 
verschiedenen  abnormen  Zuständen  als  verschieden  berausstellte.  Für  manche  Fälle 
»Tirde  die  Bestimmung  iles  specitisehen  Gewichts,  z.  B.  des  Urins,  uni’rlässlich.  Endlich 
brachte  die  Entdeckung  der  X-Strahlen  für  einen  ganzen  Kreis  von  Erkrankungen  ein 
unentbehrliches  Erkennungsmittel.  Die  Chemie  leistete  nicht  minder  wichtige  Dienste 
durch  Stofi'wechseluntcrsuchungen,  durch  Untersiubung  des  Blutes  bei  einer  ganzen 
Reihe  von  Krankheiten,  besonders  bei  Vergiftnngsersebeinnugen. 

Beide  Wissenschaften  wirkten  aber  auch  fördernd  auf  dem  Gebiete  der  Therapie. 
Der  Physik  entsprangen  namentlich  die  Methoden  der  Elektrotherapie,  il(>r  mechanischen 
und  der  pneumatischen  Behandlungsweise,  während  die  Chemie  eine  Unzahl  wirksamer 
chemischer  Verbindungen  der  Medicin  zur  Verfügung  stellte. 

Von  grosser  Bedeutung  endlich  waren  auch  die  Vortheile,  welche  aus  der  An- 
wendung der  iihysikalischen  Üntersuchiingsmethoden  für  die  Verhütung  der  Krankheiten 
erwuchsen.  Als  die  wichtigste  Hülfe  aber,  welche,  Physik  und  Chemie  der  Medicin  ge- 
leistet haben,  ist  die  zu  betrachten,  dass  sie  ihr  methodisch  den  Weg  gewiesen  haben, 
eine  exacte  Naturwissenschaft  zu  werden. 

Im  Anschluss  an  den  Vortrag  macht  Dr.  med.  G.  Kolling  einige 
Mittheilungen  über  physikalische  Methoden  zur  Untersuchung  des 
Magens  und  der  Speiseröhre. 


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Oberlehrer  H.  A.  Rebenstorff  spricht  über  einige  neueVersuahe 
und  Apparate  für  den  physikalischen  Unterricht. 

Der  Vortragende  zeigt,  wie  man  beim  Lnftleermachen  eines  Kolbens  durch  Ans- 
kochen das  Wasser  durch  den  Dampf  selbst  aus  dem  Kolben  entfernen  kann.  Es  gelingt 
dies  durch  Anfügen  einer  langen  Glasröhre,  welche  naih  schnellem  Umkebren  des 
Kolbens  den  Druck  so  herabsetzt,  dass  das  Wasser  weiterkocht,  lii.s  iler  Kolben  leer  ist. 

Hierauf  wird  do.s  Motlell  einer  Dampfstrahlpumpe  vorgefilhrt  (Zeitschr.  für  den  phys. 
und  ehern.  Unt.  1K99,  S.  18).  Es  ist  leicht  herstellbar,  enthiilt  keine  durchbohrten  Korke 
und  gcestattet,  wahrend  de.s  Hctriebes  der  Dampfröhre  <iic  beste  Stellung  zu  gel»en.  Zu 
Imziehen  durch  die  Glasbläserei  von  Eichhorn.  Dre.sdcn,  Mittelstrasse.  • 

Nach  VorfUhning  einiger  Versuche  mit  Tauchern  (Zeitschr.  f.  d.  phvs.  und  ehern. 
Unt.  1898,  S.  213  — 221)  wird  der  neue  Apparat  für  Wärmeleitung  des  ifolzes  gezeigt. 
Derselbe  besteht  aus  einer  Holzpyramide  mit  in  der  Achse  gelegenem  Dampfrohr  und 
äusserem  thermoskopisehen  Earbmantel.  Mit  dem  Farbentlicrmoskop  (zu  l>eziehen  von 
G.  Ijoronz,  Chemnitz,  Sehillerstrasse)  wird  auch  die  Wärmeentwickelung  beim  Er- 
starren des  überkalteten  Schmelzflusses  von  Natriumaeetat  nachgewiesen  und  gezeigt, 
wie  man  zu  verfahren  hat,  um  mit  einem  farbenthcrmo.skopischen  l’apierstreifen  eine 
Temperaturerhöhung  sichtbar  zu  machen,  welche  den  Umwandlungspunkt  des  Silber- 
quei  k.silberjodids  (4ö®)  noch  nicht  erreichL 

Zu  Mittheilungen  über  die  Vorführung  der  Funkentelegraphie  im  Unterricht  über- 
gehcuil,  zeigt  der  Vortragende  einen  leicht  ans  Alumininmbilie  herzn.stellenden  Cohärer 
von  bedeutender  Emptindlichkeit,  berichtet  über  andere  Cohärerarten  und  erläutert  ein 
neues  Verfahren,  die  bei  der  Funkentelegraphie  so  störenden  Welten,  welche  von  dem 
elektromagnetischen  .\bklopfer  ausgehen,  wirkungslos  zu  machen.  Der  Cohärer  wird 
hierbei  nur  am  einen  Ende  und  zwar  federnd  befestigt,  während  am  anderen  Ende  sich 
ein  leicht  lösbarer  Platineontaet  betindet.  Mit  der  Mitte  des  Cohärers  ist  der  Hammer 
einer  elektriseheii  Klingel  durch  einen  dünnen  Faden  verbunden,  den  man  durch  Aus- 
einanderrücken der  Apparate  so  amspannt,  dass  der  federnde  Cohärer  durch  das  An- 
schlägen des  Hammers  mitbewegt  und  dailiirch  ahgeklopft  winl,  dass  er  gegen  ein  sehr 
nahe  angebrachtes  Widerlager  schlägt,  lieiin  Zurückspringtui  wird  er  zum  zweiten 
Mal  erschüttert.  Die  störenden  Wellen  treden  dann  nur  in  solchen  Augenblicken  auf, 
in  denen  der  Cohürerstromkreis  geöffnet  ist,  sodass  für  die  Zuleitung  der  Wellen  durch 
die  zum  Relais  führenden  Drähte  der  eine  ausser  Betracht  kommt.  Auch  die  Erregung 
durch  die  Wellen  in  dem  zum  befestigten  Uohärereude  führenden  Draht  ist  bei  offenem 
Cohärerstromkreis  nicht  vorhanden,  wenn  vor  dem  Cohärer  ein  langer,  dünner  Draht 
(am  besten  ein  Galvanoskop  von  etwa  100  Ohm)  eingeschaltet  ist.  Man  kann  auch 
statt  des  Cohärer  und  Relais  verhimlendeu  Drahtes  zwei  Leitungen  zur  Erde  anwenden. 
Die  in  zweiter  Linie  mögliche  Erregung  des  Cohärers  durch  akimtische  Einwirkimg 
der  Klingel  wird  infolge  des  grösseren  Abstandes  zwischen  beiden  Apparaten  gehindert; 
es  ist  indessen  rathsam,  zwei  getrenut  stehende  Tische  zur  Aufstellung  zu  benutzen. 
Bei  dem  mitgetheilteu  Verfahren  ist  es  möglich,  mit  den  empfindlichsten  Cohärern  zu 
arbeiten,  sodass  nach  dem  Berichte  iles  Vortragenden  die  schwachen  Fmiken  eines 
Elektrophors  innerhalb  i'ines  grossen  Zimmers,  sowie  hinter  einer  5 m entfernten  Thür 
ausreichten,  die  Klingid  zum  jedesmaligen  Anschlägen  zu  bringen. 

Der  V'ortragende  macht  ferner  <laranf  aufmerksam,  dass  man  in  bequemer  Weise 
einen  Ebonitelektrophor  iladureh  sehr  stark  elektrisiren  kann,  dass  man  ihn  wie  einen 
Coudensator  und  zwar  den  Deckel  negativ  von  der  Influenzmaschine  aus  ladet 

Aluminiumstriche  auf  Glas  besitzen  ein  erhebliches  Leitnugsvermügen,  welches 
durch  starke  elektrische  Wellen  sehr  herabgesetzt  wird. 


VI.  Section  für  Mathematik. 


Erste  Sitzung  am  19.  Januar  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  Iv.  Rohn. 
— Anwesend  10  Mitglieder. 

Prof.Dr.  K.  Rohn  spricht  über  die  Anwendung  der  Schnittpunkt- 
systemsätze auf  die  ebenen  Kurven  4.  ürdnung. 


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Es  wenlen  die  63  Systeme  der  einhüllenden  Kegelschnitte,  die  28  Doppeltangenten 
und  gewisse  Qruppimngen  derselben,  sowie  ihrer  Berührungspunkte  behandelt. 


Zireite  Sitzung  am  20.  April  1899.  Voreitzender:  Prof.  Dr.  K.  Rohn. 
— Anwesend  8 Mitglieder. 

Dr.  A.  Witting  spricht  über  die  Constructionen  von  Mascheroni 
mit  dem  Zirkel. 

Nach  einigen  historisch-litterarischcn  Bemerkungen  über  die  in  älterer  und  neuerer 
Zeit  gemachten  Versuche,  planimetrische  Constructionen  entweder  bloss  mit  dem  Lineal, 
oder  bloss  mit  dem  Zirkel  auszuführen,  setzt  der  Vortragende  die  Constructionen  aus- 
einander, durch  welche  Mascheroni  eine  Reihe  von  Grnndaufgaben  der  Planimetrie  unter 
ausschliesslicher  Benutzung  des  Zirkels  zu  lösen  gelehrt  hat.  Insbesondere  werden  die 
Aufgaben  behandelt,  einen  gegebenen  Kreisbogen  zu  halbircn,  einen  Kreis  sowie  eine 
Strecke  in  eine  gegebene  Anzahl  gleicher  Theile  zu  zerlegen,  eine  Strecke  zu  verviel- 
fachen, Strecken  zu  addiren  sowie  zu  subtrahiren,  an  einen  Kreis  in  einem  gegebenen 
l’eripheriepnnkte  die  Tangente  zu  legen  u.  a. 


Vn.  Hauptversammlungen. 


Erste  Sitzung  am  26.  Januar  1899.  Vorsitzender:  Prof  Dr.  E. 
Kalkowsky.  — Anwesend  64  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof  Dr.  G.  Helm  spricht  über  statistische  Beobachtungen 
biologischer  Erscheinungen. 

Der  Vortrag  geht  von  den  zahlreichen  Beobachtungen  Lndwig's  (Botan.  Cbl.  189.Ö  ff.) 
über  die  Zahl  der  Strahlcnblttthen  bei  Chri/sanihemum  Tjeuc.  ans,  um  zunächst  im  All- 
gemeinen das  Eigenartige  biologischer  Massenerscheinnngen  zn  erläutern.  Als  derartige 
Ma-ssenerscheinnngen  werden  nicht  nur  in  den  anthropometrischen  Untersuchungen  die 
Eigenschaften  des  menschlichen  Körpers  aufgefasst,  sondern  es  fügen  sich  auch  die 
menschlichen  Handlungen  dieser  Betrachtungsweise,  wie  schon  SUssmilch's  „Göttliche 
Ordnung“  1741  in  weitem  Umfange  darlegte.  Die  besonders  durch  (iuetelet's  zahlreiche 
Arbeiten  hervorgerufenen  Bedenken  metaphysischer  Natur  berührt  der  Vortrag  nur,  um 
dann  sogleich  das  Tbatsächliche,  allen  Massenerscheinungen  Gemeinsame  zu  beschreiben. 

Vor  Allem  wird  über  das  Individuum  Nichtwi.sseu  constatirt,  wenn  ein  Vorgang 
als  Massenerscheinung  aufgefasst  winl ; nicht  die  Höhe  dieses  Individnnms  vor  mir  oder 
»eine  Todesgefabren  sind  bekannt,  sondern  die  Höhe  etwa  des  Sachsen,  die  Sterblichkeit 
der  säebsiseneu  weiblichen  Bevölkerung  bilden  den  Gegenstand  der  Untersuchung.  Daher 
stehen  die  Massenersebeinungen  in  der  innigsten  Beziehung  zum  Wahrschcinlichkeits- 
begriff,  er  ist  es,  der  (etwa  wie  der  Eni^rgiebegriff  die  Verändemngen  in  der  Natur)  die 
ganze  Gesaramtheit  der  Miuiseiierscheinnngun  imispannt,  ohne  d.ass  deswegen  für  einzelne 
Gebiete,  wie  etwa  die  Beobachtung.sfehler,  besondere  Begriffsbildungen  neben  der  Wahr- 
scheinlichkeitsauftassnng  unberechtigt  oder  ausgeschlossen  wären. 

Es  ist  nämlich  in  allen  seinen  Anwendungen  das  Wesentliche  des  in  logischer 
Hinsicht  aus  dem  disjunctiven  Urtheil  hervorgegangenen  Wahrscheinliehkeitsbegriffes, 
da.ss  elementare  Einzelfälle  des  Vorganges,  auf  den  er  aiigewendet  wird,  abgezählt 
werden  können,  die  zwar  individuell  verschieden  sind,  jedoch  so.  dass  ihre  Unterschiede 
uns  unbekannt  bleiben  oder  als  unbekannt  betrachtet  werden,  sodass  diese  Einzelfälle 
als  ^leichmöglich  erscheinen.  Wenn  die  Wahrscheinlichkeit,  mit  einem  Wüi-fel  eine 
besüinmte  Nummer  zu  werfen,  als  V«  angegeben  winl,  so  wird  damit  über  keinen  ein- 
zelnen Wurf  etwas  ausgesagt  als  das  Negative,  dass  wir  über  die  individuellen  Be- 
dingungen dieses  einzelnen  Wurfs  nichts  wissen.  Dagegen  enthält  die  Angabe  ’/o  eine 
Eigenschaft  des  Würfels,  und  der  Würfel  ist  es  gerade,  der  das  bei  allen  einzelnen 
Würfen  Unveränderliche  darstellt.  Ihm  entspricht  in  den  Massenerscheinnngen  socialer 
Natur  der  sociale  Körper,  in  den  biologischen  Massenerscheinnngen  etwa  der  Species- 


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begriff;  allgemein  der  Typna.  So  kommt  es  denn  bei  den  Anwendungen  des  Wahr- 
scheiulichkeitsbegriffs  im  Grunde  genommen  nicht  auf  die  grosse  Zahl  der  Einselfiille 
an,  wie  so  oft  behauptet  wird,  sondern  vielmehr  auf  die  Gleichgültigkeit  der  Einzel- 
falie,  die  allerdings  im  Allgemeinen  um  so  mehr  gewährleistet  erscheint,  je  grösser  die 
Anzahl  der  Einzelfälle  wird. 

Wie  nun  nach  der  Wahrscheinlichkeitstheorie  bei  Versnoben  über  den  wiederholten 
Eintritt  eines  Ereigni.sses  von  nnveränderlicher  Wahrscheinlichkeit  .sieh  die  möglichen 
Häutigkeitszahlen  nach  dem  bekannten  mathematischen  Gesetze  der  Fehlerkurve  um 
den  wahrscheinlichsten  Fall  vertheilen,  so  müssen  auch  die  Versuche  über  eine  Massen- 
erscheinung dieses  Gesetz  der  Vertheilung  um  den  wahrscheinlichsten  Fall  zeigen, 
wenn  die  einzelnen  Versuchsreihen  unter  denselben  Bedingungen  stehen,  also  der  Typus, 
auf  den  sie  sich  beziehen,  unverändert  derselbe  bleibt.  Eine  Massenerscheinung  soll 
eine  einfache  Massenerscheinnng  oder  einfache  statistische  Erscheinung  heissen,  wenn 
sie  diese  theoretisch  ideale  Vertheilung  der  Wahrscheinlichkeitstheorie  zeigt.  Eine 
solche  einfache  Erscheinung  ist  z.  B.  die  Höhe  der  Schulkinder  gleichen  Stammes,  Alters 
und  Geschlechts  (Geissler  und  Uhlitzsch,  Zeitschr.  K.  stat  Bur.  1888),  während  sich 
offenbar  die  Höhen  einer  aus  Erwachsenen  und  Kindern  gemischten  Personengnippe 
keineswegs  um  die  mittlere  Höhe  der  Wahrscheinlichkeitskurve  gemäss  vertheüen 
würden. 

Schon  eine  einfache  statistische  Erscheinnng  erfordt  rt  zu  ihrer  Beschreibung  zwei 
Angaben : neben  dem  mittleren,  durchschnittlichen  oder  wahrscheinlichsten  Wertne  muss 
ein  Mass  für  die  Streuung  der  Versuchsergebnisse  um  ihn  angegeben  werden,  etwa  die 
wahrscheinliche  oder  die  uurchschnittlicbe  oder  die  mittlere  Abweichung,  das  Präcisions- 
ma.ss  Oller  die  Dispersion.  Hierbei  wird  zur  Erläuterung  auf  Galton’s  Apparat  hin- 
gewiesen, bei  dem  Schrot  aus  einem  Trichter  durch  Keilien  von  Drahtstiften  hindurch- 
mllt,  die  wie  beim  Tivolispiel  angeordnet  sind ; die  Sebrotkörner  hänfen  sich  schliesslich 
nach  einer  Wahrscheinlichkeitskurve  an,  und  die  Streuung  ist  um  so  grösser,  je  grösser 
das  Kaliber  des  Schrots  im  Vergleich  zum  Abstande  der  Stifte  ist. 

Im  Allgemeinen  aber  wird  eine  Massenerscheinuiig  nur  durch  möglichst  voll- 
ständige Angabe  der  ganzen  Vertheilungskurve  beschrieben,  z.  B.  durch  Angaben  nach 
Galton’s  percentiler  Skala.  (Vergl.  Gei.ssler,  Allg.  slatist.  Archiv  1892.) 

Wie  weit  eine  Massenerscheinnng  vom  Charakter  einer  einfachen  Erscheinung  ab- 
weicht, haben  Fechner  (Collectivmasslehre,  1897),  Levis  (Massenerscheinungen.  1877)  und 
Galton  (Inijuiries  into  human  faculty,  1883  und  Natural  inheritance,  1889)  untersucht. 
Jedenfalls  ist  die  Statistik  meist  unliewusst  bestrebt,  die  Erscheinungen  der  Natur  und 
des  socialen  Lebens  in  einfache  statistische  Erscheinungen  zu  zerlegen  und  ihre  Frage- 
stellungen auf  diese  zn  richten.  Mehr  ins  Bewusstsein  wird  dieses  Verfahren  der 
Analyse  gehoben,  wenn  man  aus  biologischen  Massenerscheinungen,  die  unregelmässige 
Vertheilung,  z.  B.  zwcigipfelige  Varia! ionskurven  zeigen,  geradezu  auf  Vermi.schung 
mehrerer  Species  oder  Typen  scbliesst,  ja  sogar  diese,  wie  bei  de  Vries'  ZUchtungs- 
versuehen,  rein  darzu.stellen  vermag,  wonach  die  einfache  Massenerscheinung  den  reinen 
Typus  charakterisirt.  (Litteratur  von  liUdwig,  Zeitschr.  f.  Math,  und  Phys.,  Bd.  43 
zusammengestellt.) 

Solchen  Bestrebungen  gegenüber  ist  man  zu  der  Erwartung  berechtigt,  dass  der 
Wahrschcinliehkeitsbegriff . von  dem  die  französischen  Analytiker  des  18.  Jahrhunderts 
so  grosse,  vielfach  übertriebene  Hoffnungen  hegten  und  der  dann  in  den  Händen  von 
Gauss  und  seinen  Nachfolgern  zu  einem  mächtigen  Mittel  der  Kritik  auf  dem  Gebiete 
der  Fehleftheorie  geworden  ist.  auch  berufen  sein  durfte,  zu  einer  schärferen  Theorie 
sociologischer  und  biologischer  Massenerscheinungen  hinzufuhren  und  zu  einer  wissen- 
schaftlichen Erkenntniss  des  Wesens  der  Begriffe  Species  und  Typus  vorzudringen. 

Im  Anschluss  an  diese  Ausführungen  bespricht  Geh.  Hofrath  Prof. 
Dr.  G.  Treu  Galton’s  Erfindung,  auf  dem  Wege  photographischer 
Uegistrirung  zu  einer  Darstellung  von  Typen  des  mensch- 
lichen Antlitzes  zu  gelangen  (Inquirios  into  human  faculty,  p.  8ff. 
und  339  ff.). 

Galten  stellte  seine  photographischen  Durchschnitts-  oder  Gattungsbilder  in  der 
Weise  her,  dass  er  Vorderansichten  von  Einzelküpfcn  in  gleichem  Ma.ssstab,  gleicher 
Beleuchtung  und  in  gleichen  ßruchtheilcn  der  zur  Herstellung  eines  Gcsammtbildes 
nötbigen  Evpositionszeit  auf  dieselbe  photograpbi.sche  Platte  anf  einander  projicirte.  Da 
bei  einem  solchen  Verfahren  die  den  einzelnen  Bildern  gemeinsamen  Formen  sich  durch 
Deckung  verstärken,  die  abweichenden  individuellen  Züge  znrücktreten  und  sich  ver- 


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wischen,  ohne  doch  ganz  zu  verschwinden,  so  wird  es  anf  diese  Weise  möglich,  Tjpen- 
hilder  zu  gewinnen,  welche  neben  den  constitnirenden  Hauptzügen  auch  Umfang  und 
Stärke  der  Abweichungen  zur  Anschauung  bringen. 

Galton  hatte  sein  Verfahren  zur  Herstellung  von  Familien-,  Verbrecher-  und 
Krankheitstypen  angewandt.  Fortgeführt  hat  seine  Versuche  namentlich  der  Professor 
der  Physiologie  in  Boston,  Dr.  H.  P.  Bowditch,  und  zwar  mit  der  Herstellung  von 
Standes-  und  Kassentypen  amerikanischer  Studenten  und  Studentinnen,  sächsischer  und 
wendischer  Soldaten  und  dergl.  mehr.  Vergl,  dessen  Aufsatz:  „Are  composite  photo- 
graphs  typical  pictures?“  in  Mc.  Clure's  Magazine,  September  1893,  und  P.  Pumpelly, 
Science  V,  p.  378. 

Eine  hochbedentsame  Eigenschaft  aller  dieser  Typenbilder  ist  die,  dass  sie,  je  mehr 
EinzcUndividuen  sie  umfassen,  nicht  nur  um  so  charakteristischer,  sondern  auch  uni  so 
schöner  erscheinen.  Es  ist  dies  ein  Umstand,  der  die  Vennuthungen  Kant  s über 
die  Ent-stehnng  der  „ästhetischen  Norraalidec“  vom  Menschen  in  schlagendster  Weise 
bestätigt  und  di(!  hiergegen  von  Lotze  vorgebrachten  Bedenken  widerlegt  (Kant,  Kritik 
der  Urthcilskraft,  Bd.  8.  79 ff.  der  Ausgabe  von  Hartenstein;  Lotze,  Gesch.  der 
Aesthetik,  S.  .’)66  f.  und  21  f.).  Jene  photographischen  Gattnngsbilder  geben  uns  in  der 
That  ein  Analogon  für  den  physischen  und  psychischen  Hergang  bei  der  Typen-  und 
Idealbildnng  innerhalb  der  künstlerischen  Phantasie.  Sie  gewinnen  damit  einen  hohen 
und  bisher  noch  nicht  gewürdigten  Werth  für  die  ästhetische  Theorie  des  Schönheits- 
begriffea.  Vergl.  hierüber  die  Ausführungen  von  Treu  im  Jahrbuch  des  K.  Archäo- 
logischen Institutes,  Bd.  V (1890),  Anzeiger  S.  fil  ff. 


Zweite  Sitzung  am  23.  Februar  1899.  Vorsitzender;  Prof.  Dr.  E. 
Kalkowsky.  — Anwesend  48  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  des  Verwaltungsrathes,  Prof.  H.  Engelhardt,  be- 
richtet über  den  Rechnungsabschluss  vom  Jahre  1898  (s.  S.  16)  und  legt 
den  Voranschlag  für  1899  vor.  Als  Rechnungsrevisoren  werden  Bankier 
A.  Kuntze  und  Architect  R.  Günther  gewählt.  Der  Voranschlag  wird 
einstinimig  genehmigt. 

Prof.  H.  Engelhardt  theilt  weiter  mit,  dass  die  Uebergabe  der  Kasse 
an  den  neugewählten  Kassirer,  Hofbuchhändler  G.  Lehmann,  statuten- 
gemäss  erfolgt  sei.  Die  Gesellschaft  beschliesst,  dem  nach  26jähriger 
uneigennütziger  Thätigkeit  aus  seinem  Amte  scheidenden  bisherigen  Kassirer, 
Ilofbuchhändler  H.  Warnatz  ihren  Dank  durch  ein  Schreiben  zum  Aus- 
druck zu  bringen. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  0.  Drude  hält  hierauf  den  angekündigten 
Vortrag;  Pflanzengeographische  Betrachtungen  über  Klima  und 
Flora  der  Eiszeit  in  Mitteleuropa. 


Dritte  Sitzung  am  23.  März  1899.  Vorsitzender  Prof.  Dr.  E.  Kal- 
kowsky. — Anwesend  61  Mitglieder  und  Gäste. 

Nach  Prüfung  des  Rechnungsabschlusses  für  1898  wird  dem  Kassirer 
Decharge  ertheilL 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  hält  einen  Vortrag;  Zur  Geologie  des 
Goldes. 

An  diesen  Vortrag  knüpft  Geh.  Ilofrath  Prof.  Dr.  W.  Hempel  Be- 
merkungen über  die  Entstehung  der  Golderzlagerstätten  in  den 
jungen  Eruptivgesteinen,  den  Propyliten. 


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Tierte  Sitzung  am  27.  April  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kal- 
kowsky.  — Anwesend  64  Mitglieder  und  Gäste. 

Geh.  Hofrath  Prof.  H.  Engels  spricht  über  das  neue  Flussbau- 
laboratorium der  K.  Technischen  Hochschule. 

Der  Vortraffende  schildert  zunächst  die  Einwirkuns;  des  fliesaenden  Wassers  auf 
das  Flussbett,  welche  die  Ausführung  von  Flussbauten  zur  Hegulirniig  der  Wasserliefen 
erforderlich  macht.  Im  Laboratorium,  welches  dazu  bestimmt  ist,  den  Studirenden  am 
Experiment  diese  Wirkungen  vorzufiihren , zeigt  der  Vortragende  dann  au  einer  im 
kleinen  Massstab  ausgefiihrten  Nachbildnng  eines  Theile.s  des  Elblaufes,  wie  das  lüessende 
Wasser  und  seine  Sinkstoffe  das  Flussbett  bei  Hoch-  und  Niederwasser  verändern  und 
welchen  Einfluss  auf  die  Regelung  der  Waasertiefe  die  in  den  Strom  eingebauten 
Buhnen  haben. 


Fünfte  Sitzung  am  18.  Hai  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kal- 
kowsky.  — Anwesend  25  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  H.  Gravelius  spricht  über  die  Vertheilung  des  Regens 
auf  der  Erde. 

An  den  Vertrag  schliesst  sich  eine  längere  Debatte. 


Sechste  Sitzung  am  29.  Juni  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kal- 
kowsky.  — Anwesend  41  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  B.  Pattenhausen  hält  einen  Vortrag  über  die  wissenschaft- 
liche Begründung  des  metrischen  Systems. 

Auf  Antrag  des  Vorsitzenden  des  Verwaltungsrathes,  Prof.  H.  Engel- 
hardt, wird  eine  zum  Neudruck  von  Statuten  bestimmte  Nachtrags- 
forderung zum  Voranschlag  für  1899  einstimmig  genehmigt. 


Teränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  18.  März  1899  verschied  in  Newhaven,  Conn.,  Dr.  Othniel 
Charles  Marsh,  Ehrenmitglied  der  Isis  seit  1881. 

Othn.  Ch.  Marsh  hat  sich  gros.se  Verdienste  um  die  Kenntnias  der  fossilen  Wirbel- 
thiere  Nordamerikas  erworben,  die  Ergebni.s.«c  seiner  UnterBuchungen  sind  in  mehreren 
bedeutenden  Werken  niedergclegf.  Seine  mit  grossen  üclilopfcrn  erworbenen  Samm- 
lungen hat  er  in  hoihherziger  Weise  der  Yale  Üniversity  in  Newhaven  hinterlassen,  an 
welcher  er  seit  18Ö6  abs  Professor  der  Paliluntologie  gewirkt  hat. 

.\m  20.  März  1899  starb  in  Wien  ira  Alter  von  77  Jahren  Hofrath 
Franz  Ritter  von  Hauer,  ein  um  die  geologische  Erforschung  der 
österreichisch-ungarischen  Monarchie  hochverdienter  Gelehrter,  vormaliger 
Director  der  K.  K.  Geologischen  Reichsanstalt,  seit  1885  Intendant  des 
K.  K.  Naturhistorischen  Hofmuseunis  in  Wien.  Unserer  Gesellchaft  gehörte 
der  Verewigte  seit  1857  als  Ehrenmitglied  an. 

Am  26.  März  1899  starb  im  52.  Lebensjahre  K.  Hofbuchhändler 
Heinrich  Warn  atz  in  Dresden. 

Einer  Dresdner  Familie  entstammend,  widmete  sich  II.  Warnatz  nach  dem  Besuche 
ilcr  Kreuzschule  dem  Buchhandel  und  erwarb  im  December  1872  gemeinsam  mit  seinem 


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Freunde  G.  Lehmann  die  alte,  ihren  Ursprung  bia  auf  das  Jahr  1672  zurückfUhrende 
K.  S.  Hofbucbhaudlung  H.  Jlurdach  in  Dresden,  Ans  dieser  Firma  trat  er  im  Juni  1898 
aus,  um  die  grosse  Verlagsbuchhandlung  von  Otto  Hendel  in  Halle  a.  S.,  zu  der  neben 
dem  Buchverlag  auch  der  Verlag  mehrerer  grosser  Tageszeitungen  gehört,  zu  über- 
nehmen. Im  Frühjahr  1899  schwer  erkrankt,  suchte  H.  Wamatz  Genesung  im  Süden, 
wo  ihn  in  Locarno  am  26.  M&rz  d.  J.  ein  plötzlicher  Tod  ereilte. 

Unserer  Gesellschaft  gehörte  der  Verewigte  seit  November  1872  als  wirkliches 
Mitglied  an.  Nach  dem  im  Herbst  jenes  Jahres  erfolgten  Tode  des  früheren  Kassirers 
H.  Burdach  wählte  ihn  die  Isis  zu  dessen  Nachfolger,  und  der  Verewigte  hat  dieses 
Amt  bis  Ende  des  Jahres  1898  mit  grosser  Hingebung  verwaltet.  Unsere  Gesellschaft 
wird  ihm  für  seine  26jährige  uneigennützige  Thätigkeit  immer  ein  dankbares  Andenken 
bewahren. 

Am  26.  April  1899  starb  in  Dresden  Verlagsbuchhändler  Alexander 
Köhler,  wirkliches  Mitglied  seit  1884 

Am  3.  Juni  1899  starb  Fabrikbesitzer  Ernst  Heuer  in  Cotta  b.  Dr., 
wirkliches  Mitglied  seit  1879. 


Als  wirkliche  Mitglieder  sind  aufgenommen: 

Barth,  Gurt,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Dresden,  am  23.  März  1899; 
Contractor,  Noshirvan,  Forststudent  in  Tharandt,  am  29.  Juni  1899; 
Döring,  Carl,  Lehrer  in  Dresden,  am  27.  April  1899; 

Galewsky,  Eugen,  Dr.  med.  in  Dresden,  am  18.  Mai  1899; 

Günther,  Oswald,  Chemiker  in  Blasewitz,  i i inr,r> 

Ilänel,  Paul,  Chemiker  in  Dresden,  I ^6-  Januar  1899; 
Kelling,  Georg,  Dr.  med.  in  Dresden,  am  23.  Februar  1899; 

Pestei,  Rieh.  Martin,  Optiker  und  Mechaniker  in  Dresden,  am  29.  Juni  1899; 
Seidel,  Rudolf,  Kunst-  und  Handelsgärtner  in  Laubegast,  am  18.  Mai  1899; 
Süss,  Paul,  Dr.  phil.,  Assistent  an  der  K.  Technischen  Hochschule,  am 
23.  März  1899; 

Zielke,  Otto,  Apotheker  in  Dresden,  am  23.  Februar  1899. 


Zum  correspondirenden  Mitglied  ist  ernannt: 
Pesch el,  Ernst,  Lehrer  in  Nünchritz,  am  26.  Januar  1899. 

Uebergetreten  sind  in  die  correspondirenden  Mitglieder: 

Kosmahl,  Friedr.,  K.  Oberförster  a.  D.  in  Langebrück; 

Richter,  Conrad,  Realscbullehrer  in  Aue; 

in  die  wirklichen  Mitglieder: 

Schuster,  Oscar,  Generalmajor  z.  D.  in  Dresden. 


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Kassenabschluss  der  ISIS  vom  Jahre  1898. 

Position.  Ehiiiahineu.  Position.  Ausgabeu. 


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Sitzungsberichte 

der 

N atunvisseiischaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 

1899. 


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I.  Section  für  Zoologie. 


Vierte  Sitzung  am  19.  October  1899.  V orsitzcnder;  Oberlehrer 
L)r.  J.  Thallwitis.  — Anwesend  32  iiitglieder. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  legt  vor  und  bespricht  mit  warmer Enipfebliing 

Hftckel,  E.:  Die  Kunstformen  in  der  Natur,  und 

„ „ Welträthsel,  Studien  über  monistische  Philosophie. 

Dr.  J.  Thallwitz  hält  einen  Vortrag  über  Ilefruchtung  und  Zell- 
th  eorie. 


Fünfte  Sitzung  am  7.  December  1899  (in  Gemeinschaft  mit  der 
Section  für  Botanik).  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H.  Nitsche.  — Anwesend 
45  Mitglieder,  und  1 Gast. 

Prof.  Dr.  II.  Nitsche  legt  vor  und  bespricht  kurz  zwei  neue  zoologische 
Prachtwerke 

Becker,  L.:  Les  Arachnides  de  lieleique.  Fol.  3 Theile  mit  70  Tafeln; 

V.  Graff,  h.'.  Mnnngraphie  der  Turhellarien.  II.  I.andplanarien.  Fol.  Mit  einem 
.Atlas  Von  58  Tafeln. 

Derselbe  berichtet  hierauf  über  zoologische  Iteiseeindrücke 
aus  Ungarn,  Bosnien  und  der  Herzegowina,  die  er  gelegentlich 
desJBesuches  des  ornithologischen  Congresses  zu  Sarajewo  im  September 
1899  sammeln  konnte. 

Der  Vortrag  winl  durch  Vorlage  bezüglicher  Pnhiieatiouen,  Photographien  und 
einzelner  Präparate  und  ethnographischer  Gegeustilnde  erläutert. 


II.  Section  für  Botanik. 


Vierte  Sitzung  am  2.  November  1899  (in  Gemeinschaft  mit ' der 
Section  für  Zoologie).  \'orsitzender:  Geh.  Hofratli  Prof.  Dr.  0.  Drude.  — 
Anwesend  42  Mitglieder. 

Zunächst  spricht  Dr.  B.  Schorler  über  das  Plankton  der  Elbe 
bei  Dresden  (mit  Demonstrationen  unter  dem  Mikroskop). 

Es  knüpft  sich  daran  eine  rege  Discussion  über  die  Assimilation  der 
niederen  Algen  bei  trübem  Wetter  und  Sonnenmangel. 


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Darauf  folgt  der  Vortrag  des  Vorsitzenden  Prof.  Dr.  0.  Drude:  Die 
Thiitigkeit  der  biogeograpliischeii  Section  des  Vll.  iiiternatio- 
naleu  Geographeii-Tages  zu  Berlin,  September  bis  October  dieses 
Jahres. 

Redner  stliilderf  zunächst  die  schönen  äusseren  Verhältnisse,  unter  denen  die  Ver- 
sanimlnngen  slattfanden,  sowie  die  innere  Einrichtung  der  internationalen  geographischen 
Congresse,  Einer  der  biographisch  wichtigsten  allgemeinen  Vorträge  war  der 
tlber  die  Deutsche  Tiefsce-Expeditiou  der  ^Valdivia“  von  Prof.  Chnn  aus  Leipzig. 

Einen  Hanptgegenstand  in  den  Sitzungen  der  biogeographischen  Section 
bildeten  die  modernen  Arbeiten  in  der  kartographischen  Pflanzengeogfraphie.  einen  zweiten 
die  liegrilndung  einer  internationalen  Xomenclatur  für  die  pHanzeugeograpbischen  Begriffe 
(Drude,  Warhnrg).  Von  allgemeinerem  Intere.sse  war  auch  ein  Bericht  über  Versuche, 
die  südrussischeii  Stejipeii  wieder  aufznforsten.  von  Prof.  Kra.«snow-Charkow,  Herr  M. 
Ewan  sprach  Uber  die  Anbau-  und  Absatzländer  des  Thees  u.  s,  w. 

Dnter  den  Excursionen  war  eine  der  interessantesten  die  nach  den  Kildersdorfer 
Kalkstcinbröchen  unter  Wahn.schaffe's  Fühlung.  Den  Schluss  bildete  auf  die  Einladung 
der  Hamburger  Gesellscbaft  für  Erdkunde  ein  Ausflug  nach  Hamburg  znr  Besichtigung 
der  dortigen  wissenschaftlichen  Institute  und  des  Hafenverkehrs.  Sehr  beachtenswerth 
ist  das  neue  colonialbotanische  Museum  unter  Prof.  Sadebeck's  Leitung,  dessen  Ein- 
richtung Vortragender  bespricht.  In  der  Seewarte  waren  die  Tiefsee-Mess-  und  -Fang- 
Instrumente  der  „Valdivia^“  aufgestellt. 

Dr.  W.  Bergt  fügt  einige  Bemerkungen  über  die  Itüdersdorfer  Kalk- 
brüche hinzu  und  ladet  zu  der  nächsten  Sitzung  der  geologischen  Section 
der  Isis  ein,  in  welcher  von  einem  Geologen  über  den  Geograpben- 
Congress  berichtet  werden  wird. 


III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 

vierte  Sitzung  am  9.  November  1899.  Vorsitzender:  Privatdocent 
Dr.  W.  Bergt.  — Anwesend  51  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  legt  E.  Treptow;  ..Der  Bergbau“,  W.  Deecke: 
„Geologischer  Führer  durch  Pommern  und  Bornholui“,  E.  Geinitz:  „Geo- 
logischer Führer  durch  Mecklenburg“  und  L.  von  Ammon:  „Geologischer 
Führer  durch  die  Fränkische  Alp“  vor. 

Dr.  L.  Siegert  hält  einen  Vortrag  über  Urströme  in  Nord- 
deutschland. 

Vcrgl.  hierzu  u.  A.  K.  Keilhack:  „Thal-  und  .Secbilduiig  im  Gebiet  des  Baltischen 
Höhenrückens“  (Verhandl.  der  Gesellschaft  für  Enikunde  zu  Berlin,  Bd.  XXVI,  18U9, 
Xo.  2 und  3.  mit  1 Karte). 

Im  Anschluss  daran  spricht  Prof.  Dr.  H.  Nitsche  über  die  Ver- 
breitung des  Fischreihers  in  Sachsen  und  ihre  Beziehung  zu 
Urstromthälern. 

Dr.  II.  Francke  zeigt  und  bespricht  eine  Anzahl  interessanter 
Mineral vorkomm nisse  (Zinnober,  Aragonit,  Boleit,  Sapphir,  Pyrit,  lloth- 
kupfererz)  und  neuer  Mineralien  (Bouglisit), 

Prof  Dr.  E.  Kalkowsky  vom  K.  Mineralogisch-geologischen  Museum 
neuerworbene  paläozoische  Korallen  aus  Nordamerika. 


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21 


Fünfte  Sitzung  am  14.  December  1899.  V orsitzeiuler;  rrivutdocent 
Dr.  W.  liergt.  — Amveseml  30  Mitglieder. 

Dr.  E.  Naumann  spricht  unter  Vorlage  von  Karten  und  Verstei- 
nerungen über  tektonische  Störungen  der  triadischen  Schichten 
in  der  Umgebung  von  Kahla. 

Vergl.  die  Veröffentlichungin  des  Vortragenden  im  Jahrbuch  der  K.  Preussischen 
Cicologischen  I.andesanatalt  fui  1897  98. 

Dr.  W.  Bergt  berichtet  über  ein  neues  Vorkoinraniss  von  Turmalin- 
granit bei  Miltitz  im  Trieliischthal,  welcher  durch  Uebirgsdruck  stufen- 
weise in  Turnialinsericitgneiss-artige  Gesteine  ausgewalzt  ist. 

Die  Umwandlungaerseheinungen  weiilen  an  Hnnd.stücken  und  Diinnschliffjirojectioneu 
vorgetilhrt  und  ihre  ßedentung  fiir  die  Kruge  der  Eutatehung  der  krjstallinen  Schiefer 
kurz  erörtert. 


Sectiou  für  prähistorische  Forschungen. 


Dritte  Sitzuug  am  16.  November  1899.  V orsitzender:  Prof.  Dr.  J. 
Deichmüller.  — .\nwesend  30  .Mitglieder. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  hält  einen  Vortrag  über  das  Hakenkreuz 
(Svastika). 

Das  fast  über  die  ganze  Erde  verbreitete  Hakenkreuz  (der  Svastika)  tritt  in  vor- 
historischer Zeit  wohl  zuerst  in  .Vsien  nördlich  vom  Uimalaya  auf  und  verbreitet  sich 
von  hier  ans,  aber  ohne  nach  Eräu  und  zu  den  semitischen  und  hamitischen  Völkern 
vnrzudringen.  Im  Sanskrit  ist  svastika,  das  .\djectiv  zu  svasti  (su  = wohI;  asti  = esist), 
Wohlsein,  Segen,  zur  Zeit  des  Urammatikers  Fänini  (nra  300  vor  Chr.)  ein  allgemein 
tiekanntes  Wort  und  Symbol;  letzteres  kann  nicht  als  altindischea  Schriftzeicheu , alier 
auch  nicht  als  Bild  der  Sonne  oder  als  das  eines  Feuerzeuges  gedeutet  werden.  Im 
Buddha  - Dien.st  wird  der  .Sva.slika  vielfach  verwendet,  und  in  der  im  ö.  Jahrhundert 
vor  Chr.  entstandenen  .laina-Iteligion  ist  das  Hakenkreuz  noch  heute  gemein  gebräuch- 
lich als  Symbol  für  die  Verbindung  von  Körper  und  Seele. 

In  China  ist  das  Hakenkreuz  seit  alter  Zeit  wahrscheinlich  bei  der  Sekte  der 
taö  ssT.  im  7.  Jahrhundert  nach  Chr.  eine  Zeit  lang  als  Schriftzeichen  für  .Sonne“  und 
gegenwärtig  noch  als  Oniamcnt  mit  dem  Namen  wän,  d.  h.  lOiXKI,  alle,  und  mit  der 
au.sgeaproi  henen  Bedeutung  .langes  Leben,  viele  Jahre,  (ilUck“  im  Gebrauch.  In 
Japan,  Koren.  Tibet  tindet  sich  das  Hakenkreuz  ebenfalls  noch  jetzt,  in  letzterem  Lande 
z.  B.  auf  die  Hand  tatuirt. 

Von  Innerasien  hat  sich  das  Hakenkreuz  nach  den  Kauka.snsländem  (Koban)  und 
nach  Vordera.sien  schon  in  prähistorischer  Zeit  verbreitet.  Reichlich  tindet  cs  sich  z.  Th. 
in  tlilchtigeu  Formen  auf  Gebrauchsgegeustilnden  des  gemeinen  Lebens  (Spinnwirteln) 
in  Ilios;  auf  griechischen  Inseln,  in  Griechenland  (z.  B.  Olympia-Fibel  mit  quadrati.scher 
F'nssplatte)  finden  sich  auch  die  Formen  des  Mäander-  und  .spiralhakenkrenzcs.  Die 
Inschrift  auf  einer  thrakischen  .Münze  (.Mes  und  Hakenkreuz  von  derselben  Höhe)  giebt 
eine  sichere  Deutung,  hier  im  .Staiitnamen  Mesembria  als  .Tag“. 

,\nch  nach  ünteritalien,  Etnirien.  alpinen  Pfahlbaugebicten,  .Südrussland,  Polen, 
Schlesien  hat  das  Hakenkreuz  seinen  Weg  gefunden,  und  ebenso  nach  .Süd-  und  Nord- 
Dentscbland  und  Skandinavien  und  mit  spärlicherer  Verbreitung  nach  dem  alten  Gallien 
und  den  britischen  Inseln.  Ein  ausgezeichnetes  Beiajiiel  für  geschichtUch  nachweisbare 
Wanderung  von  Symbolen  i.st  die  Verwendung  der  sicilischen  Triskele  im  Wappen  der 
Insel  Man;  doch  hat  dies  Zeichen  nichts  gemein  mit  dem  Hakenkreuz. 

Das  Hakenkreuz  hat  sich  spärlich  in  .Vfrika  gefunden,  hier  wohl  von  Aegypten 
her  in  jüngerer  Zeit  durch  Metallverkehr  verbreitet. 

Sehr  auffällig  ist  das  Vorkommen  von  ganz  normalen  Hakenkreuzen  in  vor- 
historischer Zeit  und  bis  in  die  Gegenwart  bei  Indianern  verschiedener  Stämme  in 


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iSorilftiiierikii . z.  Th.  mit  der  gfradezti  Hngegtdiemn  Hedcutung  „tililikl  gut  tiliUkl“ 
iSioher  ist  auch  die  -Angabe,  dass  hei  den  Azteken  ein  dem  nurnialeii  Hakenkreuz  sehr 
nahestehendes  Zeichen  Syiiibid  des  Jahreslaufes  war. 

In  Europa  ist  das  Hakenkreuz  in  vorhistorischer  Zeit  sicher  nicht  bloss  Ümament. 
sondern  ein  hedentungsvolles  Zeichen  gewesen;  sein  (iebrauch  ist  völlig  erloschen:  (d> 
das  Hakenkreuz,  das  noch  in  neuerer  Zeit  als  Steiumetzzeichen  gebraucht  worden  i.st. 
mit  dem  vorhistorischen  .Symljol  zusanunenhängt , oder  ob  es  eine  neue  Ertindung  ist. 
bleibt  ungewiss. 

Instilutslelirer  A.  Peuckert  weist  darauf  liiii,  dass  das  llakeiikreiu 
in  den  Steinnietzzeielien  nicht  selten  vorkommt. 

Prof.  Dr.  J.  Deichmiiller  legt  das  soeben  erschienene  Werk  von 
li.  Wuttke:  „Sächsische  Volkskunde“  vor  und 

berichtet  über  neue  Urnenfunde  auf  Klcinzschachwitzer  Flur, 
auf  dem  Gebiete  der  Haltestelle  Klotzsche  und  in  der  nordnordüstlich 
von  dort  liegenden  Kiesgrube.  (Vergl.  Abhandlung  VI.) 

Zur  Vorlage  kommen  weiter  ein  in  der  liaumschule  von  0.  Poscharsky 
in  Laubegast  gefundener  Steinhammer,  ein  zweiter  von  der  Halte- 
stelle Klotzsche,  welcher  zusammen  mit  schnurverzierten  Gefässen  ge- 
funden worden  ist,  und  ein  hei  Höhlen  bei  liCisnig  ausgeaekerter,  mit 
prachtvoller  blaugrüner  Patina  überzogener  Flachcelt  aus  Hroiize. 
Sämmtliche  Gegenstände  befinden  sich  in  der  K.  Prähistorischen  Samm- 
lung in  Dresden. 


Exenrsion  am  2S.  October  1899  zur  Untersuchung  eines  Urnen- 
feldes auf  Kleinzschachwitzer  Flur.  — Zahl  der  Theilnehmer  19. 

Die  Aufdeckung  mehrerer  Umengräber  gab  hier  den  Theilnehraent  (felegcuheit. 
iii  der  Natur  den  Kau  deiselbcn  mit  ihren  Steiiisctzungen  und  den  Inhalt  un<l  die 
Anordnung  der  (iefilsse  in  ilcn  (Jrühem  nach  Entfernung  der  Stcinhedcckungen  kennen 
zu  lenien.  Oelüuden  wurden  eine  grössere  Anzahl  meist  zerdrückter  Thongefiissc, 
luelirere  Bronzcnadeln  und  Thonperlcu  und  in  der  Steinsetznng  des  einen  Grabes  ein 
tiacher  .Mahlstein  ans  .Syenit.  Das  Gräberfeld  gehört  zur  jüngeren  Gmppe  der  Urnen- 
felder  vom  Lausitzer  Tyjius. 


V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Vierte  Sitzung  am  5.  October  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  F.  Foerster. 
— ;\nwesend  62  Mitglieder  und  (iäste. 

Dr.  G.  P.  Drosshach  spricht  über  die  industrielle  Verwerthung 
der  Elemente  der  Cer-  und  Zirkongruppe. 

Unter  Vorzeignng  zahlreicher  Moiiazitprobcn  mid  Präparate  führt  der  Vortragende 
etwa  Eolgendes  aus: 

Die  Gewinnung  der  sogen,  selteueu  Erden,  d.  li.  der  Oxyde  der  Elemente  der  Cer- 
und  Zirkongrnppe  beginnt  mit  der  Kntwickelnng  der  Gasgiuhlicht- Industrie  und  ist 
heute  noeh  ausschliesslich  von  dieser  abhängig.  .Seit  Zirkonerde  als  LelIehtkül^ler  eine 
xvesentliche  Itolle  nicht  mclir  spielt,  ist  die  Verarbeitung  d(*s  in  den  beiden  Staaten 
Garolina  uinl  t'irginia  nnissenliaft  vnrkominenden  Zirkons  selir  znrUckgegangen  und 
lisn]itsächiicli  di  r Monazit  an  seine  Stelle  getreten  Die  Verwenilliarkeit  dieses  Alinerals 
lieriilit  auf  seinem  Thorium-Gelialt.  Da  der  Monazit  nur  .1— „ Thoriumoxyd  entliält, 
rc.<nltiren  die  restlichen  der  (’ergmiipe  als  znm  Tlieil  lästiges  Ncbcuprodnct. 


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23 


Der  Muiiazit  tiielct  sieh  sowohl  iu  Brasilien  (Bahia),  als  in  den  beiden  Carolina  als 
intejrrirender  Bcstandtheil  des  dortigen  Anirengneisses.  Durch  Vermahlen  nnd  Waschen 
des  tiesteins  wird  der  Monazit  nur  vereinzelt  in  Xord- Carolina  gewonnen,  die  Haupt- 
masse entstammt  dem  durch  Verwitterung  des  Uneisses  entstandenen  Latent,  welcher 
insbesondere  in  den  Bächen  dnrch  einen  natürlichen  Waschprocess  (iu  Brasilien  auch  an 
der  Ktlste)  soweit  in  Bezug  auf  den  specifisch  schweren  Monazit  (spec.  Uew.  = 5,0 — ,ö,3) 
angcreichert  ist.  dass  dessen  Gewinnung  lohnt. 

Die  Monazite  der  verschiedenen  Fundstätten  sind  oft  sehr  verschieden,  die  Brasil- 
inonaz.ite  stellen  sämmtlich  einen  ans  glänzenden  bernsteingelben,  völlig  abgeriebenen, 
hirsekorngrosseu  Mineralindividnen  bestehenden  Sand  dar,  der  vielfach  durch  t^uarz, 
Titanit.  Chromit  nnd  dergleich<‘ii  ventnreinigt  ist.  Sein  Gehalt  an  Tliorininoxyd  s<hwankt 
meist  zwischen  2.5  — 4,5"„,  doch  kommen  in  Sao  Paulo  auch  sechsprocentige  Monazite 
vor.  Der  Monazit  von  SUd-Carolina  bildet  grüngelbe,  der  Monazit  Xorf-Carolinas 
gelbe  bis  dunkelbraune,  wohlausgebildete,  monokline  Krystalle  vermengt  mit  Granat, 
Chromit,  Zirkon,  Columbit,  \’ivianit,  selbst  Gold  und  Platin,  Der  Gehalt  dieser  Monazite 
an  ThorinmoNyil  beträgt  4,5  — 8 “/„. 

Die  Verarbeitung  des  Monazits  selbst  erfolgt  in  der  Weise,  dass  das  feinst  gemahlene 
Mineral  in  geeigneter  Weise  aufgeschlossen  wird.  Obwohl  sich  der  Monazit  mit  So<la 
sehr  leicht  anfscliliessen  lässt,  und  die  zurUckblcibenden  Ozyde  sich  sehr  gut  fractionirt 
lösen  lassen,  verwendet  man  hierzu  ausschliesslich  die  .Schwefelsäure.  Die  .Sulfate  wnr<len 
früher  in  O.valate  verwandelt  (direct  durch  Fällen  mit  freier  Oxalsäure  aus  stark  sattrer 
j/osung)  nnd  diesen  durch  Soda  die  Thorerde  entzogen.  Heute  fractionirt  man  aus  der 
Snlf.itlauge  ilie  Thorerde  direct  als  Phosphat  aus  und  lässt  die  Mutterlauge,  welche 
tä.st  sämmtliches  Cer,  Lanthan,  Didym,  Krbium,  Yttrium  und  Ytterbium  enthält,  fort- 
laufeu,  insofern  nicht  ein  kleiner  Theil  zu  deren  Gewinnung  zurückgehalten  wird.  Der 
Thorphosphat- Niederschlag  kann  nai^h  der  Bunsen’schen  llethodc  weiter  gereinigt  und 
in  Nitrat  übergeführt  werden. 

Die  Gewinnung  des  Cers  ci-folgt  analog  den  älteren  aus  der  Verarbeitung  des  Cerits 
Iiekannten  Methoilen,  Meist  dient  hierfür  sowie  für  die  Gewinnung  aller  übrigen  Klemente 
der  Gruppe  der  mit  dem  Thoriumphosphat  mitgeris.seue  Gemeugtheil. 

Die  Verwendung  des  Thoriums  in  der  tiasglüblicht  lndustrie  erfolgt  in  der  Weise, 
dass  die  aus  Baumwolle  gestrickten  Netze  mit  einer  Lösung  von  Thoriumuitrut  unter 
Zusatz  von  1%  Cerinmnitrat  getränkt,  getrocknet  nnd  verascht  werden.  Killing  und 
Bunte  führen  das  Leuchten  der  Glühkörper  auf  die  Fähigkeit  des  Ceriums.  zwei  (jxyde 
zu  bilden  und  somit  als  Sauerstotlübei träger  wirken  zu  können,  zurück.  Vortragender 
tbeilt  diese  Ansicht  nicht,  sie  steht  im  Widerspruch  mit  der  Thatsache,  dass  nochu.3“„ 
Cer  einen  intensiv  leuchtenden  Glühkörper  bilden,  während  bei  Erhöhung  des  C'ergehalts 
die  Leuchtkraft  rasch  herabgeht.  .Andererseits  wirkt  das  Cerium  nur  im  Gemenge 
mit  Thoriumoxyd,  aber  mit  keinem  anderen  Gxvde.  Da  nun  andererseits  jede  Wärme- 
übertragung als  rein  iihysikalischer  A'organg  heim  Thor-Cer-Gemenge  keine  andere  sein 
kann  als  hei  anderen  Gemengen,  die  Leuchtkraft  aber  von  der  .Amplitude  der  Licht- 
schwingungen abhängt,  so  ist  es  wahrscheinlich,  dass  das  Ceriumoxyd  lediglich  dazu 
dient,  die  Thorinmmolekiile  bis  zur  günstigsten  Kesonanz  mit  den  heissen  Flammengasen 
abzustimmeu.  Dementsprecheinl  wirken  auch  andere  Oxyde  ähnlich,  wenn  auch  (ihrer 
Flüchtigkeit  wegen)  nur  vorübergehend.  So  z.  B.  Umnoxyd,  aber  auch  dieses  nur  im 
Gemenge  mit  Tlioriumoxyd. 

Cer.  Lanthan,  Didym  linden  als  Oxyde  in  der  Glasteehnik  einige  A'erwendung,  sei 
es  zum  Färlam  oder  Eutlärben  <les  Glases.  Die  Balze  des  Didyms  und  Lanthans  sind 
ausserdem  sehr  wirksame,  absolut  ungiftige  Desinfectionsmittel. 

ln  der  sich  anschliessenden  Discussion  wenleti  namentlich  die  An- 
sichten des  Vortragenden  über  die  Rolle  des  Cers  in  den  tilühkörpern 
erörtert  nnd  finden  Zustimtnung. 

Fünfte  Sitzung;  am  23.  November  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  F. 
Foerster.  — Anwesend  54  .Mitglieder  und  üäste. 

Dr.  phil.  W.  11  entschel  hält  einen  Vortrag  über  die  cheinisclien 
Grundlagen  des  Pflanzenbaues. 

Beit  Liebig  hat  sich  die  Erkenntniss  Bahn  gebrochen,  dass  die  hauptsächlichste 
Aufgabe  des  Pflanzenbaues  in  dem  Ersatz  der  mineralisihen  Pflauzennährstofte,  wie  sie 
in  ih  n Pflanzimaschen  vorliegen,  besteht. 


24 


Von  Xatnr  arme,  sanjige  oder  moorige  Ackerflilclieu  sind  iiberhaujjt  erst  iiaiti 
Zufuhr  ausreichender  Mengen  dieser  UlBliehen  mineralischen  lUlngestoffc  zn  einer  den 
Anfor<lerungeu  entsprechenden  l’roduetion  zu  bringen:  hier  erseticinen  jene  als  Roh- 
producte,  während  die  Ackertliiehe  im  Wesentlichen  die  Rolle  eines  Werkzeugs  spielt. 

Reichliche  Zufuhr  von  Kali  und  Kalk  in  erster  l.inie,  in  zweiter  l’hosphorsänre- 
DUngnng  erschlies.sen  hier  durch  V'emiittelnng  stickstoffsammelnder  Pflanzen  den  almo- 
sphärischen  .Stickstoff  und  ermöglichen  so  eine  gesfeigertc  billige  PHanzenproduction 
selbst  auf  änusten  Haidchöden.  die  wie  ein  modernes  Wunder  erscheint. 

Die  reicheren  Rüden  enthalten  oftmals  für  Jahrzehnte  und  .Tahrhuuderte  ausreichende 
Vorräthe  an  mineralischen  Planzeuniihrstofl'en.  Dieselben  können  indessen  nicht  in  dem 
i^wüusehten  Tempo  in  lösliche  Pflanzenkost  übergefubrt  wenleii.  Hier  ist  die  künst- 
liche IMlngung  die  Voranssetzung  der  gerade  auf  diesen  Böden  gebotenen  „intensiven 
Wirthschaft“ ; zugleich  bietet  sie  (lewähr.  dass  die  von  TJebig  zuerst  erkannte  Uefahr 
der  endlichen  Erschöpfung  der  Ackerflächen  für  <lie  Zukunft  niclit  mehr  in  Frage  kommt. 
In  diesem  Sinne  erscheinen  hesondeis  die  endlosen  Schätze  an  Kalisalzen,  die  in 
Deutschland  entdeckt  worden  sind,  als  eine  tlewähr  für  Deutschlands  Zukunft. 

Der  Vortragende  sucht  in  liem  hier  nur  angedeuteten  Rahmen  seines  Vnrtiugs 
besonders  den  Nachweis  zu  führen,  da.ss  der  deutsche  PHanzenhaii  vielfach  im  (legensatz 
zu  ileni  des  Auslandes  auf  der  Höhe  der  Zeit  steht,  dass  es  sich  in  ihm  um  eine  voll- 
werthige  chemische  Technik  handelt,  was  besonders  auch  ans  dem  Zusammenwirken  mit 
einer  durch  vervollkommuete  Forschimgsmethoden  gehobenen  Theorie  zum  Au.sdntck 
kommt. 

An  der  Debatte  betheiligen  sich  Prof.  Dr.  F.  Foerster,  Dr.  A.  Scliloss- 
mann,  Chemiker  M.  Kiininitz  und  der  Vortragende  selbst. 


Sectioii  für  Mathematik. 


Dritte  Sitzung  am  12.  October  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K.  U o h n. 
— Anwesend  IR  .Mitglieder  und  Gäste. 

i’rof.  Dr.  K.  Uobn  spricht  über  die  Anordnung  der  Krystall- 
molekcln. 

Die  Anordmiug  der  Molekeln  eines  Krvstalls  lässt  sieh  als  eine  regelmässige 
ansehen,  imlem  man  annehmen  kann,  dass  jedes  auf  die  Anordnung  der  Xachharmolekeln 
genau  so  einwirkt,  wie  jedes  andere.  Jede  Molekel  ersetzt  man  dnndi  einen  Punkt 
und  erhält  dann  eine  regelmässige  Piinktgruppe  im  Rannt,  die  man  sich  in  nnbegreuzter 
Ausilehimng  vorstellen  kann.  Jeder  Punkt  ilieser  (iruppe  ist  dann  von  allen  übrigen 
genau  in  der  gleichen  Weise  umlagert,  wie  jeder  andere.  Es  bieten  sich  hier  drei 
Möglichkeiten  ilar:  I.  Verschiebt  man  die  tiriippe  parallel,  sndass  der  .Ausgangspunkt 
in  die  Lage  eines  hcliebigen  anderen  gelangt,  so  kommt  die  ganze  (iruppe  mit  sieh 
seihst  zur  Deckung.  2.  Kur  ein  Theil  der  Punkte  hat  die  Eigenschaft,  dass  eine 
Parallidverschiehiing  des  Ausgangspunktes  in  ihre  I.age  die  ganze  (Iruitpe  mit  sieh  zur 
Deckung  bringt,  a.  Für  keinen  Punkt  ist  diese  Eigenschaft  vorhanden.  Es  wird 
gezeigt,  dass  Ilieser  letzte  Fall  nicht  eintreten  kann  hei  regelmässigen  Punktgrnppen, 
deren  N'achbarpnnkte  keine  unemllieh  kleinen  Abstände  anfweisen.  Im  ersten  Falle  ist 
die  Anonlimng  der  Molekeln  die  eines  Pniiktgitters.  Im  zweiten  Falle  ordnen  sich  ilie 
Molekeln  in  mehrere  Piinktgilter  an. 


Vierte  Sitzung  am  14.  December  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  K. 
Pvobii.  — Anwesend  11  .Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  F.  Müller  spricht  über  M'iukeltheilungscurven  und 
Kr  ei  st  hei  luiigsgleicliungen. 

Der  Vortragende  geht  aus  von  der  elementaren  Aufgabe,  die  Beziehung  zwischen 
den  .Seiten  eines  Dreiecks  zn  suchen,  in  welchem  Winkel  t;  = 2 ist.  Die  rationalen 
llreiecke  dieser  Art  hat  hendts  .Schweriiig  untersucht  und  für  seine  .Xufgahensammlniig 


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25 


verwertliet.  Es  lässt  sich  imii  die  Aufgabe  dahin  verallgcineinern.  dass  « = n;f  ist;  doch 
wird  die  allgemeine  Relation  zwischen  den  drei  Seiten,  die  mit  Hilfe  der  Moivre’schen 
Formel  abgeleitet  werden  kann,  filr  die  wirkliche  Aufstellung  der  Beziehungen  in  den 
specicllen  Fällen  sehr  bald  unbrauchbar.  Nun  giebt  es  aber  eine  einfache  Substitution 

1,2  1,  _ ß 

= b„  = , welche  diese  Relation  fUr  den  Fall  n in  die  folgende 

‘‘n  + 1 *11  + 1 


für  den  Fall  n + 1 überführt.  Mit  ihrer  Hülfe  lassen  sich  die  Relationen  für  n = 2,  3, H 

leicht  herleiten;  sie  gewinnen  eine  noch  einfachere  Form,  wenn  man  * **=n,  ^ = v 

° c 0 


setzt.  Die  obige  Aufgabe,  als  kinematisches  Problem:  ,Die  Dnrchschnittspunkte  zweier 
unendlichen  Geraden  zu  linden,  die  sich  um  die  Endpunkte  einer  Strecke  c,  von  dieser 
ausgehend,  mit  den  Winkelgeschwindigkeiten  w und  n.w  drehen“,  führt  auf  die  Winkel- 
theilungscurven,  sectrices  genannt,  weil  sie  einen  gegebenen  Winkel  in  n gleiche  Theile 
theilen.  Diese  Cnrven  sind  schon  1885  von  Schonte,  dann  von  ile  Longchamps,  Brocaird 
u.  A.,  und  kürzlich  von  Heymann,  der  sie  ihrer  Gestalt  wegen  Araneiden  nennt,  unter- 
sucht worden.  Der  Vortragende  stellt  die  allgemeine  Gleichung  derselben  in  recht- 
winkeligen Coordinaten  auf  und  geht  näher  auf  die  Trisectrix  und  die  Slaclaurin'sche 
Transformation  ein.  Alsdann  zeigt  er,  wie  sich  aus  den  zuerst  abgeleiteten  Relationen 
durch  die  Substitution  a = c = l.  b = x auf  sehr  einfache  Weise  die  Kreistheilungs- 
gleichungen  fyn(x)  = 0 herleiten  la.s.«en,  d.  h.  die  Gleichungen  n. Grades,  denen  die  Seite 
des  regelmäsigen  2 (2n -|- 1)- Ecks  genügt.  Mit  Hülfe  der  Moivre’schen  Formel  kann 
man  die  allgemeine  Form  dieser  Gleichungen  aufstellen,  aus  der  sich  die  Gauss’sche 
Kreistheilnn^gleichnng  z»  = 1 ableiten  lä.sst.  Aua  der  allgemeinen  Form  ergiebt  sich, 
dass  unsere  Gleichungen  Abelsche  Gleichungen  sind;  ferner  ergeben  sich  merkwürdige 
Beziehungen  zwischen  den  rationalen  Functionen  einer  einzigen  Wurzel,  als  welche  sich 
die  übrigen  Wurzeln  darstellen  las.seu.  Sic  führen  wieder  zu  einer  neuen  Darstellung 
iler  Function  711  (x). 

Den  .Schluss  des  Vortrags  bildet  der  Nachweis,  dass  durch  geeignete  Gruppining 
der  Wurzeln  der  Gleichung  7s  (x)  - 0 für  die  Seite  des  regelmässigen  34  - Ecks  eine 
sehr  einfache  Construction  des  regelmässigen  17-Eeks  gewonnen  wird 


VII.  Hauptversammlungen. 

Siebente  Sitzung  am  28.  September  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 
Kiilkowsky.  — Anwesend  28  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  J.  Deichin üller  widmet  dem  am  16.  August  d.  J.  ver- 
storbenen letzten  Stifter  der  Isis,  Dr.  med.  Friedrich  Theile  in  Lock- 
witz,  einen  warm  empfundenen  Nachruf. 

Dr.  W.  l’etrascheck  spricht  über  Faciesbildungen  im  Gebiete 
der  sächsischen  Kreideformation.  (Vergl.  Abhandlung  V.) 

Achte  Sitzung  am  26.  October  1899.  Vorsitzender;  Prof.  Dr.  E. 
Kalkowsky.  — Anwesend  67  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  legt  als  Einleitung  für  den  nachfolgenden 
Vortrag  das  Werk  von  Dr.  W.  Bergt;  „Die  älteren  Massengesteine, 
krystallinen  Schiefer  und  Sedimente“,  aus  W.  Ueiss  und  A.  Stübel,  Geo- 
logische Studien  in  der  Republik  Colombia,  Bd.  II,  2,  Berlin  1899  vor. 

Hierauf  hält  Dr.  A.  Stübel  einen  durch  Vorführung  zahlreicher  Licht- 
bilder erläuterten  Vortrag  über  die  Vulkanberge  von  Colombia. 


* 


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26 


Neunte  Sitzung  am  30.  November  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 
Kalkowsky.  — Anwesend  32  Mitglieder. 

Nacli  der  Wahl  der  Beamten  der  Gesellschaft  für  das  Jahr  1900 
(vergl.  die  Zusammenstellung  auf  S.  28)  spricht 

Oberlehrer  Dr.  P.  Wagner  über  die  Schneeverhältnisse  des 
Bayrischen  Waldes. 

Eingclieucle  Untersuclnmgen  Uber  die  Sehncedecke  des  bayriseh-bShiuischen  <irenz- 
gebirges  sind  von  dem  Vortragenden  in  der  ..Iieo]ioMiiia“,  lieft  XXXIIl  — XXXV, 
lSi)7— H!»  verilffenlliiht  worden. 

Prof.  Dr.  11.  Ebert  knüpft  an  diesen  Vortrag  Bemerkungen  über  den 
Zusammenhang  von  Wald  und  Niederschlagsmengen. 


Zehnte  Sitzung  am  21.  December  1899.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E. 
Kalkowsky.  — Anwesend  11.3  Mitglieder  und  Gäste. 

Geh.  Ilofrath  Prof.  Dr.  W.  Ilempel  hält  einen  E.\perimentalvortrag 
über  die  Argongruppe  und  das  Vorkommen  von  Gasen  in  Ge- 
steinen. 


Veränderungen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  5.  August  1899  starb  Privatus  Hermann  Jani  in  Dresden, 
wirkliches  .Mitglied  seit  1871. 

Am  16.  .\ugust  1899  verschied  der  letzte  der  Stifter  unserer  Gesell- 
schaft, l)r.  mcd.  Friedrich  Theile  in  Lockwitz,  Ehrenmitglied  seit  1885. 

Nekrolog  ».  am  Anfang  dieses  Heftes. 

Am  19.  November  1899  starb  in  Meissen  Gymnasiallebrer  a.  D.  Carl 
Sommer,  wirkliches  Mitglied  seit  1898. 

Ara  27.  November  1899  starb  Geheimer  Conimerzienrath  Wilhelm 
von  Baensch,  K.  llofverlagsbuchhändler,  Begründer  und  Senior-Chef  der 
Firma  Wilhelm  Baensch,  Buchdruckerei  und  Verlagshandlung  in  Dresden, 
wirkliches  .Mitglied  seit  1898. 

Am  30.  Deceniher  1899  starb  in  Langebrück  Friedrich  August 
Kosmahl,  K.  Sächsischer  Oberförster  a.  D.,  seit  1882  wirkliches,  zuletzt 
correspondirendes  -Mitglied. 

Neu  aufgenomraene  wirkliche  -Mitglieder: 

Franck,  Paul,  HetUschullehrer  in  Dresden,  am  30.  November  1899; 
Ilentschel,  W.,  Dr.  jthil.,  in  Neugruna, 

Jahr,  Bich.,  Photochemiker  in  Dresden, 

Klähr,  .Ma.vimilian,  Kealschullehrer  in  Dresden, 

Uichter,  Arthur,  Chemiker  in  Blasewitz, 

Secfehlner,  Egon,  Privatdocent  und  Assistent  an 

der  K.  Technischen  Hochschule  in  Dresden, 

Siegert,  Leo,  Dr.  phil.,  Assistent  an  der  K.  Tech- 
nischen Hochschule  in  Dre.sden, 


I am  26.  October  1899; 
I am  30.  November  1899; 


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27 


Specht,  Carl.  Privatus  in  Niederlössnitz, 
Wislicenus,  Adolf,  iJr.  phil.,  Professor  an  der 
K.  Forstakadeniie  in  Tharandt, 


am  21.  Deeemher  189!); 


In  die  correspondirenden  Mitglieder  ist  übergetreten: 
Hering,  Adolf,  Berg-  und  llütten-Ingenieur  in  Freiberg. 


Freiwillige  Beiträge  zur  Gesellscliaftskasse 

zahlten:  Dr.  Amthor,  Hannover,  3 Mk.;  Prof.  Dr.  B achinann,  Plauen  i.  V., 
3 Mk.;  Stadtarchivar  von  Baensch,  Stralsund,  3 Mk.  10  Pf.;  K.  Biblio- 
thek, Berlin,  3 Mk.;  naturwissensch.  Modelleur  Blaschka,  Hosterwitz, 
3 Mk.  10  Pf.;  Privatus  Eisei,  üera.  3 Mk.;  Bergmeister  Hartung,  Lohen- 
steiu,  5 Mk.;  Prof.  Dr.  Hi bsch,  Eiebwerd,  3 Mk.  1 Pf.;  Bürgerschullehrer 
Hofmann,  Grossenhain,  3 Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Lohrmann,  Annaberg, 
3 Mk.;  Stabsarzt  Dr.  Naumann,  Gera,  3 Mk.;  Oberlehrer  Naumann, 
Bautzen,  3 Mk.;  Dr.  lleiche,  Santi.ago,  Chile,  3 Mk.;  Director  Dr.  lleide- 
meister,  Schönebeck,  3 Mk.;  Apotheker  Schlimpert,  Cölln,  6 Mk.;  Prof. 
Dr.  Schneider,  Blascwitz,  10  Mk.;  Oberlehrer  Seidel  1,  Zschopau,  3 Mk. 
15  Pf.;  Hittergutspachtcr  Sieber,  Grossgrabe,  3 .Mk.  10  Pf.;  Fabrikbesitzer 
Siemens,  Dresden,  100  .Mk.;  Chemiker  Dr.  Stauss,  Hamburg,  3 .Mk.; 
Oberlehrer  Dr.  Sterzei,  Chemnitz,  3 Mk.;  Privatdocent  Dr.  Steuer,  Jena, 
.3  Mk.;  Prof.  Dr.  Vater,  Tharandt,  3 Mk.;  Baurath  Wiechel,  Chemnitz, 
3 Mk.  10  Pf.;  Oberlehrer  Wolff,  Pirna,  3 Mk.;  Prof.  Dr.  Wünsche, 
Zwickau,  3 Mk.  — ln  Summa  187  Mk.  56  Pf. 

G.  Lehmann, 
Kassirer  der  „Isis“. 


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28 


Beamte  der  Isis  im  Jahre  1900. 

Vorstand. 

Krster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  !•’.  Kalkowsky. 

Zweiter  Vorsitzender:  Prof.  H.  Hngelhardt. 

Kassirer:  Ilofbuchhämller  G.  1. eh  mann. 


Directorium. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky. 

Zweiter  Vorsitzender:  Prof.  H.  Engelhardt. 

Als  Sectionsvorstände: 

Privatdocent  Dr.  W.  Dergt, 

Prof.  Dr.  .1.  Deiehmüller, 

Geh.  llofratli  Prof.  Dr.  0.  Drude, 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  M.  Krause, 

Prof.  Dr.  H.  Kitsche, 

Oherlehrer  H.  A.  liehen  stör  ff. 

Erster  Secretär:  Prof  Dr.  J.  Deichmüller. 

Zweiter  Secretär:  Institutsdirector  A.  Thümer. 

Verwaltungsrath. 

Vorsitzender:  Prof  11.  Engelhardt. 

-Mitglieder:  1.  Fahrikhesitzer  E.  Kühnscherf, 

2.  Dr.  Er.  Raspe, 

'd.  Prof  11.  Fischer, 

4.  Civil-lngenicur  und  I'ahrikhositzer  Fr.  Siemens, 

5.  Fahrikhesitzer  L.  Guthinann, 

6.  Privatus  W.  Putscher. 

Kassirer:  Hofhuchhändler  G.  Lehmann. 

Bihliothekar:  Privatus  K.  Schiller. 

Secretär:  Institutsdirector  A.  Thümer. 

Sectionsboanite. 

I.  Seotion  für  Zoologio. 

Vorstand:  Prof  Dr.  H.  Kitsche. 

Stellvertreter:  Oherlehrer  Dr.  J.  Thallwitz. 

Protokollant:  Institutsdirector  A.  Thümer. 

Stellvertreter:  Dr.  A.  Naumann. 


n.  Seotion  für  Botanik. 

Vorstand:  Geh.  Hofrath  Prof  Dr.  0.  Drude. 
Stellvertreter:  Oherlehrer  K.  Wohst. 
Protokollant:  Garteninspector  F.  Ledien. 
Stellvertreter:  Dr.  A.  Naumann. 


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29 


m.  Seotion  für  Mineralogie  und  Oeologio. 

Vorstand:  Privatdocent  Dr.  W.  I3ergt. 

Stellvertreter;  Oberlehrer  ür.  K.  Nessig. 

Protokollant:  Dr.  E.  Naumann. 

Stellvertreter:  Dr.  L.  Siegert 

IV.  Seotion  für  prähiatorlBohe  Forsohungen. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 

Stellvertreter:  Lehrer  II.  Döring. 

Protokollant:  Lehrer  O.  Ebert. 

Stellvertreter:  Lehrer  II.  Ludwig. 

V.  Seotion  für  Physik  und  Chemie. 

Vorstand:  Oberlehrer  H.  A.  Heben  stör  ff. 

Stellvertreter:  Prof.  Dr.  R.  Freiherr  von  Walther. 
Protokollant:  Oberlehrer  Dr.  G.  Schulze. 

Stellvertreter:  Dr.  R.  Engelhardt. 

VI.  Seotion  für  Mathematik. 

Vorstand:  Geh.  Ilofrath  Prof.  Dr.  M.  Krause. 
Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  A.  Witting. 

Protokollant;  Privatdocent  Dr.  E.  Nätsch. 

Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  J.  von  Vieth. 


Kedactions  - Coniit^. 

Besteht  aus  den  Mitgliedern  des  Diroctoriums  mit  Ausnahme  des 
zweiten  Vorsitzenden  und  des  zweiten  Secretärs. 


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Bericht  des  Bibliothekars. 


Im  Jalire  1899  wunle  die  Ilibliotliok  der  „Isis“  durch  folgende  Zeit- 
scliriften  und  Bücher  vermehrt: 

A.  Durch  Tausch. 

I.  Lil  IX  I'  o i>  n. 

1.  Dentsohland. 

AUvnhitrg:  Niiturforscliende  Gesellschaft  des  üsterlandes.  — Mitteil.,  neue 
Folge,  8.  Bd.  [Aa  fi9.] 

Annaherij-lituhholz:  Verein  für  Naturkunde.  — .X,  Bericht.  1894—98.  [.\a  50.] 
Angshitr;/:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Sehwahen  uinl  Neuhurg.  — 
33.  Bericht.  [Aa  18.] 

Jiamht'rg:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Bautzen’  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  „Isis“. 

Berlin:  Botanischer  Verein  der  Provinz  Brandenhurg.  — Verhandl.,  .Jahrg.40. 
[Ca  6.] 

Berlin:  Deutsche  geologische  Gesellschaft.  — Zeitschr.,  Bd.  50,  lieft  3 
und  4;  Bd.  51,  Heft  1 uml  ’i.  [Da  17.] 

Berlin:  Gesellschaft  für  Anthropologie,  F.thnologie  und  Urgeschichte.  — 
Verhandl.,  Juni  1898  his  Mürz  1899.  [G  55,] 

Bonn:  Naturhistorischer  Verein  der  preussischen  llheinlande,  Westfalens 
und  des  Ueg.-Bez.  üsnahrück.  — Verh.andl.,  55.  Jahrg.;  56.  Jahrg., 
1.  Hälfte.  [Aa  9.3.] 

Bonn:  Niederrheinische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — Sitzungs- 
her.,  1898;  1899,  1.  Hälfte.  [Aa  3:12.| 

Brannschu  eig:  Verein  für  Naturwissenschaft.  — 11.  Jahresher.  [Aa  ‘J45.] 
Bremen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Ahhandl.,  Bd.  XVI,  Heft  1—2. 
[Aa  2.1 

Breslau  : Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur.  — 76.  Jahresher., 
1898.  [Aa  46.] 

Chemnitz:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 

Chemnitz:  K.  Sächsisches  meteorologisches  Institut.  — Jahrhueh,  XI V.  Jahrg., 
3.  .\l)th.;  .XV.  Jahrg.,  l.u.  2.  .Vhth.  [Kc  57.) 

Danzig:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Schriften,  Bd.  IX,  Heft  3 — 4. 
[Aa  80.] 

Darmslailt:  Verein  für  Krdkundc  und  Grossherzogi.  geologische  Landes- 
anstalt. — Notizhl.,  4.  Folge,  19.  Heft.  [Fa  8.J 
Donaucschingen:  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der  Baar  und 
der  angrenzenden  Landestheile. 

Dresden:  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde. 


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31 


Dremletr.  Gesellscluift  für  llotanik  und  Gartenbau  „Flora“.  — Sitzungsbcr. 

und  Abhandl.,  n.  F.,  Jalirg.  3.  [Ca  20.] 

Dresden:  K.  Mineralogisch -geologisches  Museum. 

Dresden:  K.  Zoologisches  und  Anthrop.-ethnogr.  Museum. 

Dresden:  K.  Oefientliche  Bibliothek. 

Dresden:  Verein  für  Erdkunde.  — Jahresberichte,  Jahrg.  XXIV.  [Fa  6.] 
Dresden:  K.  Sächsischer  Altertumsverein.  — Neues  Ai’chiv  für  Sachs. 
Geschichte  und  Altertumskunde,  Bd.  XX.  [G  75.1  — Die  Sammlung 
des  K.  Säclis.  Altertumsvereins  in  ihren  Hauptwerken.  Lief.  2 und  3, 
Bl.  XI -XXX.  [^G  75b.] 

Dresden:  Oekonomismie  Gesellschaft  im  Königreich  Sachsen.  — Mittheil. 
1898-99.  jlla  9.] 

Dresden:  K.  Thierärztliche  Hochschule.  — Bericht  über  das  Veterinärwesen 
in  Sachsen,  43.  Jahrg.  [Ha  26.] 

Dresden:  K.  Sächsische  Technische  Hochschule.  — Bericht  über  die  K.  Sachs. 
Techn.  Hochschule  a.  d.  Jahr  1898—99.  [Je  63.]  — I’ersoualverz.  Nr. 
XIX— XX.  [Je  63b.] 

Dürkheim:  Naturwissenschaftlicher  Verein  der  Rheinpfalz  „Pollichia“.  — 
LVI.  Jahresber.;  Mitteil.  Nr.  12,  [Aa  66.] 

Düsseldorf:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Elberfeld:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Jahresberichte,  Heft  9. 
[Aa  2,36.] 

Emden:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Kleine  Schriften,  Nr.  XIX. 
[Aa  48b.l 

Emden:  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer. 
Erfurt:  K.  .\kademie  gemeinnütziger  Wissenschaften. 

Erlum/en:  l’hysikalisch-mcdicinische  Societät,  — Sitzungsber.,  SO.Heft,  1898. 
[Äa  212.] 

Frankfurt  a.  M.:  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft. — Bericht 
für  1899.  [Aa  9a.] 

Frankfurt  a.  M.:  Physikalischer  Verein.  — Jahresber.  für  1897 — 98. 

[El.  ,35.] 

Frankfurt  a.  0.:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Regierungsbezirks 
Frankfurt.  — „Helios“,  16.  Bd.;  Societatum  litterae,  Jalirg.  XII, 
Nr.  5-12.  [Aa  282.] 

Freiherg:  K.  Sachs.  Bergakademie.  — Programm  für  das  134.  Studien- 
jahr 1899-1900.  [Aa  32.3.] 

Freiburg  i.  ß.:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Clera:  Gesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaften. 

Giessen:  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  — 32.  Bericht. 
[Aa  26.] 

Görlitz:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Görlitz:  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Neues  Lau- 
sitzisches  Magazin,  Bd.  75,  1.  Heft;  Code.x  diplomaticus  Lusatiae 
superioris,  Heft  4.  [Aa  64.] 

Görlitz:  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte  der  Oberlausitz. 
Greifsieald:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Neu -Vorpommern  und 
Rügen.  — .Mittheil.,  30.  Jahrg.,  1898.  [Aa  68.] 

< Greifsieald:  Geographische  Gesellschaft. 

Gubien:  Niederlausitzer  (iesellschaft  für  .\nthropologie  und  Urgeschichte. — 
Mittheil.,  V.  Bd.,  Heft  8;  VI.  Bd.,  Heft  1.  [G  102.] 


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32 


Onxtrow : Verein  der  Freunde  der  Naturgcscliichtc  in  Mecklenburg. 

Halle  a.  S.:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Halle  a.  S.'.  Kais.  Leopoldino-Carolinisclie  deutsche  .\kademie.  — Leopoldina, 
Heft  XXXIV,  Xr.  12;  Heft  XXXV,  N'r.  1-11.  [Aa  02.] 

Halle  a.  S.:  Verein  für  Erdkunde.  — Mitteil.,  Jahrg.  1899.  IFa  16.] 
Hamhurf):  Xaturhistorisches  Museum.  — Jahrbücher,  Jahrg.  XV,  mit  Bei- 
heft 1 — 2.  [Aa  276.] 

Hamhurq-,  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Verhandl.,  III.  Folge,  6.  Heft. 
1898.  [Aa  293b.] 

Hamhurg:  Verein  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung. 

Hatiati:  Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesammte  Naturkunde.  — 
Berichte  vom  1.  Mai  1895  bis  31.  März  1899.  [Aa  30.] 

Hannover-.  Naturhistorische  Gesellschaft. 

Hannover:  Geographische  Gesellschaft. 

Heidelberg:  Naturhistorisch -medicinischer  Verein.  — Verhandl..  Bd.  VI, 
Heft  1-2.  [Aa  90.] 

Huf:  Nordoberfränkischer  Verein  für  Natur-,  Geschichts-  und  Landes- 
kunde. 

Karlsruhe:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Kassel:  Verein  für  Naturkunde.  — Abhandl.  und  Berichte,  Nr.  41  u.  44. 
[Aa  242.] 

Kassel:  Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde,  — Zeitschr., 
Bd.  24,  1.  Hälfte;  .Mittheil.,  Jahrg.  1898.  [Fa  21.] 

Kiel:  Naturwissenschaftlicher  \ erein  für  Schleswig-Holstein.  — Schriften, 
Bd.  XI,  2.  Heft.  JAa  189.] 

Köln  : Bedaction  der  Gaea.  — Natur  und  Leben,  Jahrg.  35.  [Aa  41.1 
Königsberg  i.  P>.:  riiysikalisch-ökonomische  Gesellschaft.  — Schriften. 

39.  Jahrg.,  1898.  [Aa  81.] 

Königsberg  i.  iV.:  Altertums-Gesellschaft  Frussia. 

Krefeld:  Verein  für  Naturkunde. 

Landshut:  Botanischer  Verein. 

Leipzig:  .Naturforschende  Gesellschaft.  — Sitzungsberichte,  24.-25.  Jahrg. 
[Äa  202.] 

Leipzig:  K.  Sächsische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  — Berichte  über 
die  Verhandl..  mathem.-physikal.  Klasse,  1898,  L.  Bd.,  naturwissensch. 
Theil;  1899,  LI.  Bd.,  mathemat.  Theil,  Heft  1—5.  [Aa  296.] 

Leipzig:  K.  Sächsische  geologische  Landesuntersuchung. 

Lübeck:  Geographische  •Gesellschaft  und  naturhistorisches  Museum.  — 
Mitteil.,  2.  Beihe,  Heft  12  und  13.  [Aa  279b.] 

Lüneburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  das  Fürstentum  Lüneburg. 
Magdeburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Mannheim:  Verein  für  Naturkunde. 

Marburg:  Gesellschaft  zur  Befiirderung  der  gesammten  Naturwissenschaften. 
Meissen:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  „Isis“.  — Beobacht,  d.  Isis- 
Wetterwarte  zu  Meissen  i.  J.  1898.  [Ec  40.]  — ^ Mittheilungen  aus  den 
Sitzungen  des  Vereinsjahres  1898 — 99.  [.\a  319.] 

Münster:  Westfälischer  Provinzialverein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — 
26.  Jahresber.,  Jahrg.  1897  — 98.  [Ca  231.] 

Xeisse:  Wissenschaftliche  Gesellschaft  „l’hilomathie“.  — 29.  Bericht, 
1896-98.  [Aa  28.] 


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33 


NürnlMrif.  Naturliistorische  Gesellschaft.  — .lahresbcr.  für  1891  uml 
1898,  nebst  Abbandl.,  IX.  uiul  XII.  liil.  [Aa  6.] 

Offenbach:  Verein  für  Naturkunde. 

Osnabrück:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — 13.  Jahresber.,  1898.  [Aal77.] 
Passati:  Naturhistorischer  Verein. 

Posen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  — Zeitschr.  der  botan.  Abtheil., 
5.  Jahrg.,  Heft  3;  6.  Jahrg.,  Heft  1—2.  [Aa  316.] 

Eegensburej:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Pegcnsbnrg:  K.  botanische  Gesellschaft.  — Denkschr.,  n.  F.,  1.  Bd.  [Cb  42.] 
Peichenbach  i.  V.:  Vogtländischer  Verein  für  Naturkunde. 

Reutlingen:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Schneeberg:  Wissenschaftlicher  Verein.  — Mitteil.,  Heft  4.  [Aa  236.] 
Stettin:  Ornithologischer  Verein.  — Zeitschr.  für  Ornithologie  und  prakt. 

Geflügelzucht,  Jahrg.  XXIII.  [Bf  57.] 

Stuttgart:  Verein  für  vaterländische  Naturkunde  in  Württemberg.  — Jahres- 
hefte, Jahrg,  55.  [.\a  60.] 

StutUjart:  Württembergischer  Altertuinsverein.  — Württemberg  Viertel- 
jahrsheftc  für  Landesgeschichte,  n.  F.,  8.  Jahrg.  [G  70.] 

Tharandt:  Redaction  der  landwirtschaftlichen  Versuchsstationen.  — Land- 
wirtsch.  Versuchsstationen,  Bd.  LI,  Heft  2 — 6;  LH,  Heft  1—4. 
(In  der  Bibliothek  der  Versuchsstation  im  botan.  Garten.) 

Thom:  Coppernicus -Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — Mitteil., 
XII.  Heft.  [Aa  145.] 

Trier:  Gesellschaft  für  nützliche  Forschungen. 

Ulm:  Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften. 

Ulm:  Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben. 
Weimar:  Thüringischer  botanischer  Verein.  — Mittheil.,  n.  F.,  12.  Heft. 
[Ca  23.] 

Wernigerode:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Harzes. 

Wiesbaden:  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde.  — Jahrbücher,  Jahrg.  52. 
[Aa  43.] 

Würzburg:  Physikalisch-medicinische  Gesellschaft.  — Sitzungsber.,  Jahrg. 
1898.  [Aa  85.] 

Ztiiekau:  Verein  für  Naturkunde.  — Jahresber.  1898.  [Aa  179.] 


2.  Oesterreich- Ungarn. 

Aussig:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Bistritz:  Gewerbelchrlingsschule.  — X.XHI.  Jahresber.  [Je  105.] 

Brünn:  Naturforschender  Verein. — Verhandl.,  Bd.  .XXXVI,  u.  16.  Bericht 
der  meteorolog.  Commission.  [Aa  87.] 

Budapest:  Ungarische  geologische  Gesellschaft.  — Földtaui  Közlönv,  XXVHI. 

köt.,  10.— 12.  füz.;  XXIX.  köt.,  1.,  5—10.  füz.  [Da  25.] 

Budapest:  K.  Ungarische  naturwissenschaftliche  Gesellschaft,  und:  Ungarische 
Akademie  der  Wissenschaften. 

Graz:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steiermark.  — Mittheil.,  Jahrg. 
1898.  [Aa  72.) 

Hermannstadt:  SiebcnbürgischerVerein  für  Naturwissenschaften. — Verhandl. 

und  Mittheil.,  XLVHI.  Jahrg.  [Aa  94.] 

Iglo:  Ungarischer  Karpathen -Verein.  — Jahrbuch,  XXVJ.  .Jahrg.  [Aa  198.] 


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34 


Inmbnak:  Xaturwissensclmftlich-nicdicinisdier  Verein.  — Bericlite,  XXIV. 
Jalirg.  [Aa  171.] 

Khujcufurt-,  Katurliistorisclies  Land  es -Museum  von  Kärnthen.  — Jahrbuch. 
25.  Heft.  [Aa  42.]  — Diagramme  der  magn.  und  meteorolog.  Be- 
obaclitungeii  zu  Klagenfurt  von  1898.  [Ec  94.] 

Knihnr.  Akademie  der  Wissenschaften.  — Anzeiger,  1898.  Xr.  9—10;  1899, 
Xr.  1-7.  TAa  .302.] 

Laibach'.  Musealverein  für  Krain. 

Lim:  Verein  für  Naturkunde  in  Oesterreich  ob  der  Enns.  — 28.  Jahresber. 
[Aa  213.] 

Linz:  Museum  I’rancisco-Carolinum.  — 57.  Bericht  nebst  der  51.  Lieferuiif' 
der  Beiträge  zur  Landeskunde  von  Oesterreich  ob  der  Enns.  [Fa  9.] 
Pra(j:  Deutscher  naturwissenschaftlich -medicinischer  Verein  für  Böhmen 
„Lotos“.  — Sitzungsber.,  Jahrg.  1896,  XVI.  Bd.;  Jahrg.  1897,  XVII.  BO. 
[Aa  6.3.] 

Prag:  K.  Böhmische  Oescllschuft  der  Wissenschaften.  — Sitzungsber., 
mathem.-naturwissensch.  CI.,  1898.  [Aa  269.]  — Jahresber.  für  1898. 
[Aa  270.] 

P-ag:  Gesellschaft  des  Museums  des  Königreichs  Böhmen.  — Pamdtky 
archaeologicke,  dilu  XVIII,  ses.  3 — 5.  [G  71.] 

P-ag:  Lese-  und  Iledehalle  der  deutschen  Studenten. 

P-ag:  Ce.ska  Akademie  Cisare  Frantiska  Josefa.  — Rozpravy,  Trida  II, 
Uocnik  7.  [Aa  313.]  — Bulletin  international,  classe  des  Sciences 
niathematiques  et  naturelles,  Xr.  V.  [Aa  31.3  b.J 
P'esbarg:  Verein  für  Heil-  und  Xaturkunde.  — Vernandl.,  n.  F.,  Heft  10. 
[Aa  92.] 

lieichenherg : Verein  der  Xaturfreunde.  — Mittheil.,  Jahrg.  30.  [.\a  70. J 

isalzburq:  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde.  — Mittheilungen, 
lUi;  XXXIX.  [Aa  71.] 

Temesvär:  Südungarische  Gesellschaft  für  Naturwissenschaften.  — Termes- 
zcttudoiuiinyi  Füzetek,  XXII.  köt.,  füz.  1 und  4;  XXXIII.  köt.,  füz.  3 und  4. 
[Aa  216.] 

Trencsin:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Trencsiner  Comitates.  — 
.lahresheft,  Jahrg.  XI — XII.  [Aa  277.] 

Triest:  iMuseo  civico  di  storia  natur.ale. 

Triest:  Societä  Adriatica  di  scicnze  naturali. 

HVen:  Kais.  .Akademie  der  AVissenschaften. 

Wien:  Verein  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse.  — 
Schriften,  Bd.  XXXIX.  [.Aa  82.] 

IFön:  K.  K.  naturhistorisches  Ilofmuseum.  — Annalen,  Bd.  XIII,  Xr.  2 — 4; 
Bd.  XIV,  Nr.  1-2.  [Aa  280.] 

HVt'W:  Anthropologische  (iesellschaft.  — Mittheil.,  Bd.  XXVIII,  Heft  5— 6; 
Bd.  XXIX,  Heft  1— .5.  [B.l  1.] 

HVcn:  K.  K.  geologische  KeichsanstaU.  — Jahrbuch,  Bd.  XLVIII;  Bd.  XLIX, 
Heft  1—2.  [Da  4.]  — Verh.amlL,  1898,  Xr.  13-18;  1899,  Xr.  1— 10. 
[Da  16.]  — Geologische  Karte  der  Oesterreich-Ungarischen  Monarchie. 
Zone  5,  Col.  XA'I;  Zone  6,  Col.  XVII;  Zone  8,  Col.  XV;  Zone  9, 
Col.  XVI;  Zone  10,  Col.  Xl\  ; Zone  18,  Col.  XVI;  Zone  20.  Col.  XI — XIV. 
[Da  33.] 

KVcm:  K.  K.  zoologisch -botanische  Gesellschaft.  — Verhandl.,  Bd.  XLVIII. 
[Aa  95.] 


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35 


Wien:  Naturwisseiiscliaftliclier  Verein  an  der  Universität. 

Wien:  Central- Anstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus.  — Jahr- 
bücher, Jahrg.  1895,  189G  und  1898.  [Ec  82.] 


3.  Rumänien. 

Bukarest:  Institut  meteorologique  de  Uoumanie.  — Annales,  tome  XIII,  1897. 
[Ec  75.] 

4.  Schweiz. 

Aarau:  Aarg.<iuische  naturforschende  Gesellschaft. 

Basel:  Naturforschende  Gesellschaft. 

Bern:  Xaturforschende  Gesellschaft.  — Mittheil.,  1807,  Nr.  1436  — 1450. 
[Aa  254.] 

Bern:  Schweizerische  botanische  Gesellschaft.  — Berichte,  Heft  9.  [Ca  24.] 
Bern:  Schweizerische  naturfoi’schende  Gesellschaft.  — Verhandl.  der  80. 

(Engelberg  1897]  und  81.  [Bern  1898]  Jahresversammlung.  [Aa  255.] 
Chur:  Naturforschende  Gesellschaft  Graubündens.  — Jahresber.,  n.  I'., 
Jahrg.  XXXIX  und  XLII.  [Aa  51.] 

Frauenfehl:  Thurgauische  naturforschende  Gesellschaft. 

Freihurg:  Societe  Fribourgeoise  des  Sciences  naturelles. 

St.  Oallen:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Bericht  für  1896  — 97.  [Aa  23.] 
Lausanne:  Societe  Vaudoise  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  4.  ser., 
vol.  XXXIV,  no.  130;  vol.  XXXV,  no.  131—132.  [Aa  248.J 
Neuchatel:  Societe  des  Sciences  naturelles.  — Bulletin,  tome  XXI  — XXV. 
[Aa  247.] 

Schaff  hausen:  Schweizerische  entomologische  Gesellschaft.  — .Mittheil., 
Vol.  X,  Heft  5.  [Bk  222.] 

Sion:  La  Murithienne,  societe  Valaisanne  des  Sciences  naturelles. 

Zürich:  Naturforschende  Gesellschaft.  — Vierteljahrsschr.,  Jahrg.  43, 
Heft  4;  Jahrg.  44,  Heft  1 — 2.  [Aa  96.] 

5.  Frankreich. 

Amiens:  Societe  Linneenne  du  nord  de  la  France. 

Bordeaux:  Societe  des  Sciences  physiques  et  naturelles.  — Memoires, 
ser.  5,  tome  IV  et  appendice  au  tome  IV;  proces-verbaux,  annee 
1897  — 98.  [Aa  253.] 

Cherbourg:  Societe  nationale  des  Sciences  naturelles  et  matheuiatiques. 
Dijon:  Academie  des  Sciences,  arts  et  helles  lettres.  — Memoires,  ser.  4, 
tome  VI.  [Aa  138.  | 

Le  Mans:  Societe  d’agriculture,  Sciences  et  arts  de  la  Sarthe.  — Bulletin, 
tome  XXVIII,  fase.  4;  tome  XXIX,  fase.  1.  |.\a  221.1 

Lgon:  Societe  Linneenne.  — .\nnales.  tome  45.  [Aa  132.J 
Lyon:  Societe  d’agriculture,  Sciences  et  industrie.  — Annales,  ser.  7.  tome  5. 

[Aa  133.]  , 

Lyon:  Academie  des  Sciences  et  lettres.  — Memoires,  ser.  3,  tome  6. 
[Aa  139.] 

Rtris:  Societe  zoologique  de  France.  — Bulletin,  tome  XXIll.  [Ba  24.] 
Toulouse:  Societe  Framjaise  de  botanique. 


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6.  Belgien. 

Brüssel:  Societe  royale  malacologique  de  Belgique.  — Aniiales,  lome 
XXXIl.  [Bi  1.]  — Proces-verbaux  des  seaiices.  tome  XXVII,  August- 
Deceniber  1898;  Bulletins  des  seances,  tonie  XXXIV,  pag.  1 — 50; 
meinoires,  tome  XXXIV,  pag.  1 — 16.  [Bi  4.] 

Brüssel:  Societe  entomologique  de  Belgique. 

Brüssel  : Societe  royale  de  botauiciue  de  Belgique.  — Bulletin,  tome  XXXVII. 
rCa  16.1 

Gembloux:  Station  agronoinique  de  l'etat.  — Bulletin,  no.  66.  [11b  75.] 

Lüttich:  Societe  geologique  de  Belgique. 


7.  Holland. 

Qent:  Kruidkundig  Genootschap  „Dodonaea“.  — Botanisch  Jaarboek, 
9. — 10.  Jaarg.  [Ca  21.] 

Groningen:  Naturkundig  Genootschap.  — 98.  Verslag,  1898.  [Je  80.]  — 
Centralbureau  voor  de  Kennis  van  de  Proviiicie  Groningen  en  omgebgen 
streken:  Bejdragen,  deel  I,  stuk  1.  [Je  80b.] 

Harlem:  Mus6e  Tej-ler.  — Arehives,  ser.  II,  vol.  VI,  p.  3 — 4.  [Aa  217.] 
Hartem:  Societe  Hollandaise  des  Sciences.  — Arehives  Xeenandaiscs 
des  Sciences  exactes  et  naturelles,  ser.  II,  tome  II,  livr.  2 — 5;  tome  111, 
livr.  1 - 2.  [Aa  257.] 


8.  Luxemburg. 

Luxemburg:  Societe  botanique  du  Grandduche  de  Luxembourg. 
Luxemburg:  Institut  royal  grand-ducal. 

Luxemburg:  Verein  Luxemburger  Naturfreunde  „Fauna“. 


9.  Italien. 

Brescia:  Ateneo.  — Commentari  per  Tanno  1898.  [Aa  199.] 

Catania:  .Accademia  Gioenia  di  seienze  naturale.  — Bollettino,  fase.  L, 
LI,  LV-LIX.  [Aa  149.] 

Florenz:  R.  Instituto. 

Florenz:  Societä  entoraologica  Italiana.  — Bullettino,  anno  XXX.  IBk  193.] 
Mailand:  Societä  Italiana  di  seienze  naturali.  — Atti,  vol.  XXXVII. 

fase.  4;  vol.  XXXVIII,  fase.  1—3.  [Aa  150.] 

Mailand:  K.  Instituto  Lombardo  di  seienze  e lettere.  — Rendiconti,  ser.  2, 
vol.  XXXI.  [Aa  161.]  — Memorie,  vol.  XVIII,  fase.  6.  [Aa  167.] 
Modena:  Societä  dei  naturalisti.  — Atti,  ser.  3,  vol.  XV,  fase.  1 — 2; 
vol.  XVI,  fase.  1—3.  [Aa  148.] 

lüdtta:  Societä  Veiieto  Trentina  di  seienze  naturali.  — Bullettino,  tomo  VI, 
no.  4.  [Aa  193b.l  — Atti,  vol.  III,  fase.  2.  [Aa  193.] 

Parma:  Redazione  del  Bullettino  di  paletnologia  Italiana. 

Pisa:  Societä  Toscana  di  seienze  naturali.  — Processi  verl)ali,  vol.  XI 
(.3.  VII.  98 — 7.  V.  99';  Memorie,  vol.  XVL  [Aa209.] 

Rom:  .Accademia  dei  Lincei.  — Atti,  Rendiconti,  ser.  5,  vol.  VII,  fase.  11 — 12; 

vol.  VllL  1.  sein.;  2.  sem.,  fase.  1 — 10.  [Aa  226.] 

Rom:  R.  Comitato  genlogico  d’Ualia. 


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37 


Turin:  Societä  nieteorologica  Italiana.  — liollettiiio  mcusuale,  ser.  II, 
vol.  Will,  no.  9—11;  vol.  XIX,  no.  1—7.  [Ec  2.]  — Annuario  storico 
meteorologico  italiano,  vol.  1,  1898.  [Ec  2 o.] 

Venedig:  R.  Instituto  Veneto  di  scienze,  lettere  e arti. 

Verona:  Accademia  di  Verona.  — Memoire,  ser.  111,  vol.  LXXIV,  fase.  1 — 2. 
[Ha  14.) 


10.  Grossbritannien  und  Irland. 

Dublin:  Royal  geologic.al  society  of  Irland. 

Edinlmrg:  Geological  Society.  — Transactions,  vol.  VH,  p.  4.  [Da  14.] 
Edinhurg:  Scottish  meteorological  society. 

Glasgow:  Natural  history  society.  — Transactions,  vol.  V,  p.  2.  [Aa  244.] 
Glasgow:  Geological  society. 

Manchester:  Geological  society.  — Transactions,  vol.  XXVI,  p.  1 — 9. 
[Da  20.] 

Xeucastle-upon-Tgne:  Tyneside  naturalists  field  club,  und:  Natural  history 
society  of  Nortliumberland,  Durham  and  Newcastle-upon-Tyne.  — 
Nat.  histoi7  transactions,  vol.  XII,  p.  1.  [Aa  126.] 


11.  Schweden,  Norwegen. 

Bergen:  Museum.  — Aarbog  for  1898  und  1899.  [Aa  294.]  — Report  on 
Norft'egian  marine  investigations  1895  — 97.  [Ab  87. [ 

Christiania:  Universität.  — Üniversitets- Programm  for  1897.  [Aa  251.] 

Chrisliania:  Foreningen  til  Norske  fortidsmindesmerkers  bevaring.  — Aars- 
beretning  for  1897.  [G  2.]  — Kunst  og  bandverk  fra  Norges  fortid, 
2.  Reihe,  3.  Heft.  [G  81.] 

Stockholm:  Entomologiska  Föreniiigen.  - Entomologisk  Tidskrift,  Arg.  19. 
[Bk  12.] 

Stockholm:  K.  Vitterhets  Historie  och  Antiqvitets  Akademien.  — Antiquarisk 
Tidskrift,  Del  XIV,  1.  [G  135.]  — Mäuadsblad,  1895.  [G  135a.J 

Tromsoe:  Museum.  — Aarsberetning  1895  — 97;  Museums  Aarsheftcr, 
XIX  — XX.  [Aa  243.] 

Upsala:  The  geological  institution  of  the  uiiiversity.  — Bulletin,  vol.  IV,  p.  1 
(no.  7),  1898.  [Da  30.] 


12.  Russland. 

Ekathurinenburg:  Societe  Ouralienne  d’amateurs  des  Sciences  naturelles. 
Helsinyfors:  Societas  pro  fauna  et  Hora  fennica.  — Meddelanden,  Heft  23. 

[Ba  20.]  — Acta,  vol  XIII  — XIV.  [Ba  17.] 

Khurkow:  Societe  des  naturalistes  ä l’universite  imperiale. 

Kiew:  Societe  des  naturalistes. 

Moskan:  Societe  imperiale  des  naturalistes.  — Bulletin,  annee  1898,  no.  2— 4. 
[Aa  134.[ 

Odessa:  Societe  des  naturalistes  de  la  Nouvelle-Russie.  — Memoires,  tome 
XXII,  p.  2.  [Aa  256.] 

Petersburg:  Kais,  botanischer  Garten. 

Petersburg:  Coniite  geologique.  — Bulletins,  vol.  XVH,  no.  6—10;  vol.  XVIII, 
no.  1 — 2.  [Da  23.]  — Memoires,  vrd.  \ lll,  no.  4;  vol.  XII,  no.  3. 
[Da  24.] 


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38 


Pftembim/:  riivsikalischos  Centralobservatüiiiim.  — Aimaleii,  Jalirg.  1897. 

[Kc7.]  ■ 

Petersburg:  Academie  imiieriale  des  Sciences,  — Bulletin,  nouv.  Serie 
tonie  VIH.  no.  5;  toine  IX;  tome  X,  no.  1 — 4.  [Aa  315.] 

Petersburg:  Kaiser!.  Russische  mineralogische  Gesellschaft.  — Verhamil., 
2.  Ser.,  Bd.  30.  |Üa  29.]  — Materialien  zur  Geologie  Russlands, 
XIX.  Bd.  [Da  29h, J 
Biga:  Naturforscher- Verein. 


II.  .A.  in  e I*  i Iz  a. 

1.  Nord-Amerika. 

Albang:  New  York  state  nuiseum  of  natural  history.  — Annual  report  49; 
50.  p.  1.  [Aa  119.] 

Baltimore:  John  Hopkins  university.  — University  circulare,  vol.  XIII, 
no,  108;  vol.  XIV,  no.  115;  vol.  XV,  no.  121;  vol.  XVIII,  no.  137—138, 
141.  [.\a  278.1  — American  journal  of  inatheinatics,  vol.  XX,  no.  4; 

XXI,  no.  1 — 2.  [Ka  38.1  — American  Chemical  journal,  vol.  XX,  no.8 — 10; 
vol.  XXI,  no.  1 — 5.  [rld  60.]  — Studies  in  histor.  and  politic.  scienoe, 
ser.  XI,  no.  7—8;  ser.  XV,  no.  3—5;  ser.  XVI,  no.  10 — 12;  ser.  XVII, 
no.  1—5.  [Bh  125.]  — American  journal  of  philology,  vol.  XIX,  no.  2-4. 
[Ja  64.J 

Berkeley:  Lniversity  of  California. — Departement  of  geology;  Bulletin  II, 
no.  4.  [Da  31.]  — ,\griculturial  experinient  Station:  I’arti.al  report 
1895 — 96,  1896 — 97;  hiennial  report  1896  — 98;  .annual  report  1898. 
[Da  31h.j 

Boston:  Society  of  natural  history.  — Memoirs,  vol.  V,  no.  4 — 5. 
[Aa  106.] 

Boston:  American  academy  of  arts  and  Sciences.  — l’roceedings,  new  ser., 
vol.  XXXIV,  2-23;  XXXV,  1-3.  [Aa  170.] 

Buffalo:  Society  of  natural  Sciences. 

Cambridge:  Museum  of  comi)urative  zoology.  — Annual  report  for  1897—98. 
1898—99;  Bulletin,  vol.  XXXIl,  no.  9 — 10;  vol.  XXXIII;  vol.  XXXIV; 
vol.  XXXV,  no.  1—6.  [Ba  14.] 

Chicago:  Academy  of  Sciences.  — Bulletin,  vol.  II,  no.  2;  40.  annual  report, 
1897.  [Aa  123  b.] 

Chicago:  Field  Columbian  Museum.  — l’ublic.ations  29—39.  [Aa  324.] 

Davenyort:  .\cademy  of  natural  Sciences. 

Halifax:  Nova  Scotian  institute  of  natural  science.  — Proceedings  and 
transaetions,  2.  ser.,  vol.  II,  p.  4.  [;\a  304.] 

Lawrence:  Kansas  University.  — Quarterly,  series  A:  Science  and  mathe- 
matics.  vol.  1,  no.  1,  3,  4;  vol.  11 — IV;  vol.  V,  no.  1 — 2;  vol.  VI— Vll; 
vol.  VIII.  no.  1 — 3.  [Aa  328.] 

Madison:  Wisconsin  Academy  of  Sciences,  arts  and  letters.  — Transactions, 
vol.  XII,  p.  1.  [,\a  206.j 

Mexiko:  Sociedad  cientitica  „Antonio  Alzate“.  — Memorias  y Revista, 
tomo  XI,  cuad.  9 — 12;  tomo  Xll,  cuad.  1 — 10.  |.\a  291.1 

Milwaukee:  Public  Museum  of  the  City  of  .Milwaukee.  --  16.  annual  report. 
[Aa  233.] 


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39 


Montrrul:  Xatuial  liistory  society.  — The  caiiadian  record  of  Science, 
vol.  VII,  110.  8.  [Aa  109.] 

Neiv-Haven:  Connecticut  academy  of  arts  and  Sciences.  — Transactions, 
vol.  X,  p.  1.  [Aa.l24,] 

Netc- Yorlx".  .Academy  of  Sciences.  — Annals,  vol.  XI,  no.  3;  vol.  XII, 
no.  1.  [Aa  101.] 

iVcM'- lorÄ:;  .American  niuseuin  of  natural  liistorj-. 

York:  State  geologist. 

FItiladehthia:  Academy  of  natural  Sciences.  — Procecdings,  1898.  n.  11— III; 
1899,  p.  I.  [Aa  117.] 

Philadelphia:  American  philosopliieal  society.  — l’roceediiigs,  vol.  XXXVII, 
no.  158;  vol.  XXX VIII,  no.  159.  [Aa  283.] 

PItiladelphia:  Wagner  free  institute  of  Science. 

Piiladdphia:  Zoological  society.  — Annual  report  27.  [Ha  22.) 

Itoihester:  Academy  of  Science. 

Rocliester:  Gcological  society  of  America.  — Bulletin,  vol.  IX— X.  [Da  28.] 

Salem:  Essex  Institute.  — Bulletin,  vol.  XXVIII,  no.  7-12;  vol.  XXIX, 
no.  7— 12;  vol.  XXX.  [Aa  16.3.] 

San  Francisco:  California  academy  of  Sciences.  — üccasional  papers, 
vol.  VI.  [Aa  1121).]  — Proceedings,  3.  ser.,  vol.  I,  no,  6 — 12. 
[Aa  112.] 

St.  Louis:  Academy  of  Science.  — Transactions,  vol.  VIII,  no.  8-12; 
vol.  IX,  no.  1 — 5,  7,  [Aa  125.] 

St.  Louis:  .Missouri  botanical  garden.  — 1.,  2.,  4. — 10.  annual  report. 
[Ca  25.] 

Topeka:  Kansas  academy  of  Science. 

Toronto:  Canadian  institute.  — Proceedings,  n.  ser.,  no.  7 — 8,  vol,  2,  p.  1—2. 
[Aa  222.] 

Tafts  College. 

Washington:  Sniitlisonian  institution.  — Ileport  of  tlie  U.  St  nat.  niuseuin, 
1896.  [Aa  120c.] 

Washington:  United  States  geological  survey.  — XVlIl.  annual  report 
1896—97,  p.  1 - 5;  XIX.  annual  report,  1897 — 98,  p.  1,  4,  6.  [De  120a.] 
— Bulletin,  no.  8R  89,  149.  (De  120b.]  — Monographs,  vol.  XXIX 
bis  XXXI,  XXXA’  mit  Atlas.  [De  120c.j 

Washington:  Bureau  of  educ.ation. 


2.  Slid-Ämerika. 

Buenos- Aires:  Museo  nacional.  — Anales,  tomo  VT;  communicaciones, 
toiHo  l,  no.  2— 4.  [.Aa  147b.] 

Buenos-Aires:  Sociedad  cientilica  .Argeatina.  — Anales,  tomo  XLVI, 
entr.  5—6;  tomo  XEVIl;  tomo  XI.VHI,  entr.  1 — 5.  [.Aa  2.30.] 
Cordoha:  Academia  nacional  de  ciencias.  — Boletin,  tomo  XVI,  entr.  1. 
[Aa  2081).] 

Montevideo:  Museo  nacional.  — Anales,  fase.  X — XI.  [.Aa  326.] 

Rio  de  Janeiro:  Museo  nacional. 

San  Jose:  Instituto  tisico-geografico  y del  museo  nacional  de  Costa  Rica.  — 
Informe  1898 — 99.  [,Aa  297.] 


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Sao  Paulo-,  Comnüssao  geographica  e geologica  de  S.  Paulo.  — Dados 
climatologicos,  1893 — 97.  [Aa  305b.] 

La  Plata : Museum. 

Santiaijo  de  Chile:  Deutscher  wissenschaftlicher  .Verein.  — Verhandl., 
Dd.  III,  Heft  6.  [Aa  286.] 


111.  .A.sien. 

Batavia:  K.  naturkundige  Yerceniging.  — Natuurk.  Tijdschrift  voor 

Xederlandsch  Indie,  Deel  58.  [.\a  250.1 

Calciitta:  Geological  survey  of  India.  — Palaeontologia  Indica,  Ser.  XV. 
vol.  1,  p.  3.  [Da  9.]  — General  report  1898 — 99.  [Da  18.]  — Economic 
geology,  P.  1.  [Da  11b.] 

Tokio:  Deutsche  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens.  — 
Mittheil.,  Bd.  VII,  Th.  1 und  2;  Suppletn.:  Khmann,  Japan.  Sprich- 
wörter, Th.  V.  [Aa  187.] 


IV.  Australien. 

Melbourne:  Mining  departnient  of  Victoria.  - - Annual  report  of  the  secretary 
for  niines,  1898.  [Da  21.] 


B.  Durch  Geschenke. 

Albert,  F.:  La  propagacion  de  la  langosta.  Sep.  1898.  [Bl  42.] 

Anders,  J.:  Lic.honologisches  vom  Jeschken.  Sep.  1898.  [Ce  36.] 
Burrande..  J.:  Systeme  silurien  du  centre  de  la  Boheme.  Vol.  VH,  p.  2. 
[Dd  3.) 

Bruxelles:  Societe  beige  de  geologie,  de  paleoutologie  et  dhydrologie.  — 
Proces-verbau.v,  annee  1896,  touie  X.  [Da  34.] 

Central- Commission,  K.  K.,  für  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst- 
und  historischen  Denkmale:  Normative  und  Berichte.  Wien  1898. 
[G  142.1 

Conuvnte,  H.:  Neue  Beobachtungen  über  die  Eibe.  [Cd  106  d.] 

Cory,  Ch.:  The  birds  of  Eastern  North  America,  p.  1:  Waterbirds.  I Bf  72.] 
Damiy,  E.:  Die  llealschul- Wetterwarte  zu  Rocblitz,  1881—98.  [Ec  92.] 
Drcics  und  Hueppe:  Die  Grundlagen  der  geistigen  und  materiellen  Cultur 
der  Gegenwart.  Sep.  1899.  [Ja  79.] 

Engelhardt,  H.:  Tertiärtiora  von  Berand.  [Dd  94  q.] 

Forest  Heald,  F.  de:  Gametophytic  regeneration  as  e.\hibited  by  inosses, 
and  conditions  for  the  germination  of  cryptogam  spores.  Diss.  97. 
[Cb  45  i.]  (Gesell,  v.  Prof.  Engelhardt.) 

Friedrich,  0.:  Die  ehemalige  Entwässerung  Böhmens  durch  die  Südlausitz. 
Sep.  1898.  [De  109  c.] 

Fritsch,  .4.:  Fauna  der  Gaskohle  und  der  Kalksteine  der  Permformation 
Böhmens.  Bd.  IV,  Heft  1 und  2.  [Dd  19.] 


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41 


Gräntz,  F.:  lieber  den  Einfluss  des  Lichtes  auf  die  Entwickelung  einiger 
I’ilze.  Diss.  1899.  [Cb  45b.]  (Gescb.  v.  l’rof.  Engelh.ardt.) 

Graveluis,  H.:  3 Sep.  aus  der  Zeitschrift  für  Gewässerkunde,  1898. 
[Ec  90a — c.] 

Grosse,  J.:  Leuckart  in  seiner  Bedeutung  für  Natur-  und  Heilkunde. 
Sep.  1898.  [Jb  78.] 

Jcntzsch,  A.:  Eine  Tiefbobrung  in  Graudenz.  Sep.  1898.  [De  114bb.[ 
Jifitzsch,  Ar.  Maasse  einiger  llentbierstangen  aus  Wiesenkalk.  Sep.  1898. 
[De  114cc.] 

Isis-Osiris-Bliitter,  Nr.  1—3.  [Ja  78  b.] 

Köhler,  E.:  Zur  Geschichte  des  ehemaligen  Arznei-Laborantenwesens  im 
westlichen  Erzgebirge.  1898.  [Hb  128.] 

Köniy,  II'.:  Goethe’s  optische  Studien.  Festrede,  1899.  [Eb  4G.j 
Königsberg  •.  Preussiseber  botanischer  Verein.  — Flora  von  Ost-  und  West- 
preussen.  1.  Hälfte.  [Cd  119.] 

Li-f'ort,  F.:  Faussete  de  l'idee  evolucioniste.  Sep.  1899.  [De  240.] 
Maiden,  J.:  Botauic  gardens  and  domains  in  Sydney.  Rep.  for  1898. 
[Cd  118.] 

Möhl,  H.:  Die  Witterungsverbältnisse  der  Jahre  1895—98.  Sep.  [Ec  91.] 
München:  71.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte,  mit  2 Beil. 
[Ab  89.] 

Katunatin,  Er.  Tektonische  Storungen  der  triadisclien  Schichten  in  der 
Umgebung  von  Kahla.  Sep.  1897.  |Dc  239.] 

Nehring,  A.:  lieber  Alactaga  saliens  fossilis  Nelir.  Sep.  1898.  [Dd  147.] 
Kitsche,  H.:  Studien  über  Hirsche,  Heft  1;  Untersuchungen  über  melir- 
stangige  Geweihe  und  die  Morphologie  der  Ilufthierliörner  im  All- 
gemeinen. 1898.  [Be  35.] 

Osirisblatt:  Der  Lange.  2.  Jabrg.,  Nr.  15.  [Ja  78.] 

Prag:  Gedenkbuch  zum  50jährigen  Regierungsjubiläum  Kaiser  Franz  I. 
(Czechiscli.)  [.\b  88.] 

Jialcigh:  Elisha  Mitchell  scientific  societv.  — Journal,  vol.  XV — XVI,  p.  I. 
[Aa  300.] 

Sars,  G.:  An  account  of  the  Crustacea  of  Norway,  vol.  H,  p.  13 — 14. 
[Bl  29  b.] 

Schmidt,  A.:  Nachruf  von  Dr.  Gründler.  [Jb  80.] 

Schweder,  G.:  Die  Bodentemperatureu  hei  Riga.  Sep.  [Ec  98.] 

Stossirh,  M.:  Appunti  di  elmintologia.  Sep.  1899.  [Bm  54cc.] 

Stossich,  Mr.  Le  smerahramento  dei  Brachycoeliuni.  Sep.  1899.  [Bin  54dd.] 
Stossich,  M.:  La  sezione  degli  Echinostomi.  Sep.  1899.  [Bm  64ec.] 
Stossich,  M.:  Strongilidae,  lavora  monografico.  Sep.  1899.  [Bm  5411'.] 
Theile,  Fr.:  Gedächtnissrede  von  Pfarrer  Zenker-Lockwitz.  |Jh  79.1 
Thiele,  IL:  Die  Temperaturgrenzen  der  Schimmelpilze  in  verschiedenen 
Nährlösungen.  Diss.  [Cb  45  k.] 

Thonner,  Fr.:  Analytical  key  to  the  natural  Orders  of  flowering-plants. 
[Cd  120.] 

Thonner,  Fr.:  Anleitung  zum  Bestimmen  der  Familien  der  Phanerogamen. 
[Cd  121.] 

Thonner,  Fr.:  Vergleichende  Gegenüberstellung  der  Pfl.anzenfamilien,  welche 
in  den  Handbüchern  von  Bentham-Hooker  und  Engler-Prantel  unter- 
schieden .sind.  [Cb  47. [ 

Thonner,  Fr.:  Im  afrikanisclien  ürwahl.  [Fh  1.32.] 


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42 


Vorelzsch,  M.-.  Festrede  zur  Feier  des  80jährigen  Bestehens  der  natur- 
forschenden  Gesellschaft  des  Osterlandes.  Sep.  1898.  [Aa  69.] 
]\’ashington:  National  academy  of  Sciences. — Memoirs,  vol.  VIII.  [Aa  320.] 


C.  Durch  Kauf. 

Aliliandlun</en  der  Senckenhergischen  naturforschenden  Gesellschaft, 
Bd.  XXI,  Heft  3-4;  Bd.  XXIV,  Heft  4.  [Aa  9.] 

Anzeiger  für  Schweizer  Alterthümer,  Jahrg.  XXXI.  Nr.  4;  neue  Folge,  Bd.  1, 
Heft  1 — 3,  mit  Beil.  [G  1.1 

Anzeiger,  zoologischer,  Jahrg.  XXII,  Nr.  .577 — 604.  [Ba  21.1 
Bromis  Klassen  und  Ordnungen  des  Thierreichs,  Bd.  II.  Abtli.  3 (Echino- 
dennen),  Lief. 22— 28;  Bd.  lll  (Mollusca),  Lief.  35—47;  Bd.  IV  (Vennes), 
Suppl.,  Lief.  14—17;  Suppl.,  Bd.  V (Crustacea),  Ahth.  2,  Lief.  53  — 56; 
Bd.  VI,  Ahth.  5 (Mammalia),  Lief.  54 — 56.  [Bh  ,54.] 

Gebirgsverein  für  die  Sächsische  Schweiz:  Ueber  Berg  und  Thal,  Nr.  245 
bis  262.  [Fa  19.J 

Geradflügler  Mitteleurop.a’s  von  Tümpel,  Lief  1—6.  [Bk  243.] 

Hedwigia,  Bd.  ,38.  [Ca  2.1 

Jahrbuch  des  Schweizer  Alpencluh,  Jahrg.  34.  [Fa  5.] 

Monatsschrift,  deutsche  botanische,  Jahrg.  17.  [Ca  22.] 

Mutter  Erde,  Jahrg.  I — 11.  [Ila  35.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 

Eaehrichten,  entomologische,  Jahrg.  15.  [Bk  235.]  (Vom  Isis-Lesezirkel.) 
Natur,  Jahrg.  47.  [Aa  76.]  (Vom  Isis- Lesezirkel.) 

Ptdaeontographical  societg,  London,  vol.  LH.  [Da  10.] 

Prähistorische  Blätter,  Jahrg.  XI.  [G  112.] 

Wochenschrift,  naturwissenschaftliche,  Bd.  XIV.  [Aa  311.]  (Vom  Isis-Lese- 
zirkel.) 

Zeitschrift  für  die  gesammten  Naturwissenschaften,  Bd.  71,  Nr.  4—6; 

Bd.  72,  Nr.  1—2.  [Aa  98.] 

Zeitschrift  für  Meteorologie,  Bei.  16.  [Ec  66.] 

Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Mikroskopie,  Bd.  XVy  Heft  2 — 4;  Bd.  XVI, 
Heft  1 — 3.  [Ee  16.] 

Zeitschrift,  Oestcrreichische  botanische,  Jahrg.  49.  [Ca  8.] 

Zeitung,  botanische,  Jahrg.  57.  [Ca  9.] 

Abgeschlossen  am  31.  Deceinber  1899. 

C.  Schiller, 
Ilibliotbekar  der  „Uia“. 


Zu  besserer  Ausnutzung  unserer  Bibliothek  ist  für  die  Mitglieder  der 
„Isis"  ein  Lesezirkel  eingerichtet  worden.  Gegen  einen  jährlichen  Beitrag 
von  3 Mark  können  eine  grosse  .\nzahl  Schriften  bei  Sclbstheförderung 
der  Lesemappen  zu  Hause  gelesen  werden.  .Vnmeldungen  nimmt  der  Biblio- 
thekar entgegen. 


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Abhandlungen 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 

1899. 


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I.  Roseiiformen  der  Umgebung  von  Meissen 

Von  A.  M.  Sohlimpert.*) 


Bei  dem  Versuche,  eine  Specialflora  der  Umgegend  von  Meissen  auf- 
zustellen, fiel  mir  der  Fonnenreichthum  unserer  wilden  Rosen  auf,  und 
während  ich  in  derselben  nur  die  wichtigsten  guten  Arten  anführte,  gebe 
ich,  nach  sechsjährigem  Studium  und  nach  über  500  zurückgelegteii 
grösseren  und  kleineren  Excursionen,  eine  Ergänzung  jener  Lücke. 

Wenn  Christ  die  schweizerische  Jurakette  vom  Saleve  bis  zum  Schaff- 
hauser  Hügelland  den  „Rosengarten  Europas“  nennt,  so  dürfte  das  Meissner 
Terrain  ein  herrliches  Bosquet  in  demselben  bilden,  ja  nach  Aussage  einiger 
bekannter  Rhodologen  soll  dasselbe  sogar  jenem  Rosengarten  mindestens 
sehr  nahe  kommen. 

Wohl  mag  unser  Gebiet  nicht  so  viel  Gelegenheit  bieten,  Beobachtungen 
über  den  Einfluss  der  Höhenlage  etc.  anstellen  zu  können,  denn  die  Höhen- 
lage desselben  variirt  nur  von  100  bis  höchstens  260  ra  über  dem  Meere, 
aber  trotzdem  weist  es  auch  seinen  eigenartigen  Charakter  auf. 

So  ist  z.  B.  der  Parallelismus  der  Caninen  bezüglich  der  Bekleidung 
und  Zahnung  schön  ausgeprägt: 


Zahnung  einfach 
Lutetiana  Li^m. 


anderthalbfach 
Swartzii  Fr. 


Nudae  Desegl. 

zweifach 
(Inmalis  Bchst. 


mehrfach 
biserrata  Mer. 


Kelchzipfel  nnd 
Blilthenst.  drüsig 
dolosa  God. 


subcanina  Chr.  svbeanina  t'hr. 
Reuteri  f.  typica  Chr. 


(Uebergangsform.) 

subcanina  Chr.  subcanina  Chr.  — 

complicata  Chr.  myriodonta  Chr.  cabaUicens  Bug. 


Pubescentes  Crep. 

(Uebergangsform.) 

subcollina  Chr.  subcollina  Chr.  subcollina  Chr.  subcollina  Chr.  — 

coriifolia  Fries.  complicata  Chr.  biserrata  Chr.  scaphusiensis  Chr. 

dumetorum  Th.  und  Formen  derselben  — — 


Andegavensis 

Bast. 


Hispidae  Desegl. 

hirtella  Chr.  Kosinsciana  verticillacantha 

„ Ripart  Besser.  Baker. 


•)  Kine  vollständige  Sammlung  der  Belegexemplare  in  Originalbenennung  ist  von 
dem  Verfasser  der  Flora  Saxonica - Abtlieiluiig  des  K.  Herbariums  iu  der  Techiiischen 
Hochschule  als  Geschenk  einverleibt.  (Anm.  d.  Ked.) 


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4 


Benieikenswcrth  ist  das  Auftieten  coniplicirter  Zahnung  fast  aller 
Hosen. 

Bei  der  dumetorum  ist  dies  nicht  ohne  Wichtigkeit,  denn  sie  erhält 
dadurch  den  Charakter  einer  tomentclla  und  führt  zu  irrigen  Bestimmungen. 
So  habe  ich  im  folgenden  Verzeichniss  auch  nur  eine  einzige  Tomentella- 
form  aufgenommen  und  diese  nur,  weil  Hasse,  W'itten,  dieselbe  Form  in 
Westfalen  fand  und  f.  rotundifolia  H.  mod.  Giiglingenais  H.  benannte. 

Diese,  der  tomentella  ähnlichen,  kritischen  Dumetorumformen  sandte 
ich  an  Herrn  l’rof.  Dr.  Christ.  Derselbe  schreibt;  „Ob  Formen  wie 
Ihre  Nr.  x zu  tomentella  oder  zu  dumetorum  zu  rechnen  sind,  darüber 
wiril  man  nie  einig  worden“,  und  weiter:  ,,lhr  Gebiet  zeichnet  sich  aus 
durch  starke  doppelte  Zahnung  aller  Kosen,  besonders  der  dumetorum,  die 
dadurch  schwer  von  tomentella  za  trennen  sind“.  Mons.  Direct  Crepin 
äusserte  sich  über  dieselben  Formen;  „Neben  der  typischen  tomentella 
giebt  es  eine  ganze  Anzahl  von  Formen,  die  man  mit  ihr  nicht  identificiren 
kann,  und  die  man  erst  noch  classificiren  muss.  Dies  erklärt  Ihnen  meine 
Verlegenheit,  die  Varietäten  dieser  Gruppe  aus  Sachsen  genau  zu  be- 
stimmen. Die  E.  tomentella  in  ihrem  echten  Typus  ist  nur  ira  Südosten 
Fiuropas  verbreitet". 

Nachdem  ich  echte  Tomenteilen  mach  Zahnung  und  Drüsigkeit  unter- 
sucht, glaube  ich  kaum  tomentella  im  Gebiet  zu  haben  — es  sind  nur 
Formen  der  dumetorum. 

Von  den  Tomentosen  findet  sich  im  Gebiet  nur  die  f.  dimorpha 
Besser  = f.  subglobom  Baker  = E.  subglobom  Sm.  — alle  anderen  sind 
Formen  der  vennsta  Scheutz. 

Durch  Hochüuthen  wurden  an  den  Elbufern  angeschlemmt:  E.  acati- 
thina  Desegl.  et  üzan.,  E.  amhhjphylla  Kip.,  E.  acutiformis  H.  Br. 

Möge  das  folgende  Verzeichniss  beitragen,  das  Interesse  an  unseren 
wilden  Kosen  anzuregen. 


I.  Sect.  Synstylae.*) 

Vacat. 

H.  Sect.  Indicae. 

Vide  II.  Gruner’s  „praktischer  Blumengärtner“  v.  L.  Reissner;  Wünsche’s 
ExcursionsHora  für  das  Königreich  Sachsen. 

III.  Sect.  Luteae. 

Eosa  lutea  Miller,  dict.  Nr.  11,  cd.  franc.,  1785,  VI,  p.  326  (=  E.  Eglan- 
terki  L.  sp.  1764,  p.  70.3  pr.  part.). 

Eosa  punicea  Miller,  Nr.  13,  1.  c. 

In  Oberspaar  u.  a.  0.  häufig  in  Gärten. 

IV.  Sect.  Fimpinellaefoliae. 

Eosa  jnmpinellifolia  L.  (=  E.  spmosissima  Sm.). 

In  Gärten,  Anlagen  und  an  Hecken  nicht  selten  anzutreffen. 

•)  Sci'tionen  und  .Subscctionen  nach  Crepin  in:  „Die  Kosen  von  Tirol  und  Vorarlberg.“ 


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5 


V.  Sect.  Cinnamonieae  L. 

ßosa  cinnamomea  L.  God.,  tl.,  200,  suppl.  68;  Grenier,  fl.,  233;  Reuter, 
cat.,  65;  Kapin,  Guide,  193. 

f.  foecundissima  Münchh.,  hausT.  V,  279. 

In  Gärten  und  oft  verwildert,  z.  B.  am  Fürstengraben.  In 
Grobem  in  einer  Hecke. 

Jiosa  alpina  L.,  spec.  ed.  II,  p.  703. 

Von  Bienenhof  in  den  Garten  der  Frau  Bücher  in  Coswig 
verpflanzt  worden. 

VI.  Sect.  Oallicae. 

Mosa  gallica  L.  (jodet,  fl.,  207,  und  suppl.  67;  Rapin,  guidc,  197;  Reuter, 
cat.  73. 

(1)  f.  typica  Chr.  (M.  yallica  f.  inimila  L.  fil.  M.  austriaca  Crntz.  bei 

Gren.,  fl.,  223). 

Kommt  in  verschiedenen  Modiflcationen  vor. 

(2)  a)  Blättchen  auf  der  Ünterflächc  entweder  nur  auf  den  Nerven 

oder  auf  der  ganzen  Blattfläche  behaart  und  am  Rande 
gewimpert; 

b)  Blättchen  mehr  oder  w-eniger  behaart,  mit  Subfoliardrüsen; 

(3)  c)  Blättchen  klein,  oval-elliptisch,  13 : 23  mm  breit  und  lang, 

Mittelnerv,  theilweise  auch  die  Nervillen  behaart  und  drüsig. 
Am  Naundörfler  Holz,  Nasse  Aue,  Uberau. 

(4)  f.  data  Chr. 

Kommt  wie  oben  in  den  Modiflcationen  a und  b vor.  Naun- 
dörfler  Holz,  Nasse  Aue,  Wachtnitz. 

(5)  f.  Axmanni  Gmel. 

Griffel  behaart  und  säulenartig  verwachsen  und  hochgehoben. 
Unter  den  vorhergehenden  Formen  im  Naundörfler  Holz. 

Die  Rosa  yallica  ist  sehr  geneigt,  hybride  Formen  zu  erzeugen.  Die- 
selben kennzeichnen  sich  1.  durch  das  .Auftreten  einzelner  borstlicher 
Stacheln  und  Stieldrüsen  zwischen  den  normalen  der  Eltern  auf  den 
Zweigen,  2.  durch  Starrheit  und  seichte  Zahnung  der  grossen  Blättchen, 
die  sitzend  und  meist  an  der  Basis  etwas  herzförmig  sind,  3.  durch  die 
Länge  der  Blüthenstiele  und  4.  durch  eine  auffallend  starke  Entwickelung 
und  Färbung  der  Corolle.  Dies  sind  die  wesentlichen  Merkmale,  die  der 
Bastard  von  der  gallica  ererbt  hat.  Was  die  Ermittelung  des  anderen 
Parens  anlangt,  so  zeigt  sich  dieselbe  im  Allgemeinen  durch  die  Zahnung 
und  die  verschiedenartige  Bekleidung  der  Blattstiele  und  Blättchen.  (Siehe 
Christ,  Rosen  der  Schweiz,  p.  200,  und  Jena’s  wilde  Rosen  von  Max 
Schulze,  p.  43.)  Aufgefunden  wurden  bis  jetzt  die  wenigen  folgenden*): 

R.  canina  L.  var.  Lutetiana  et  dumetorum  x gallica. 

Zwischen  Piskowitz  und  Prositz  rechts  am  Abhange. 

R.  gallica  x glauca  var.  complicata. 

Am  Fusse  des  Wachtnitzer  Abhanges. 


*)  Ks  steht  wohl  sicher  zu  erwarten,  dass  noch  mehr  Hybriden  aufgcfiinden  wcnlen! 


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VII.  Sect.  Caninae. 

1.  Subsect.  Villosae. 

Rosa  pomifera  Ilcrrmann.  Koch,  syn.  ed.  I,  229;  Reuter,  cat.,  p.  67;  Rapin, 
guide,  193. 

f.  rccondita  Chr. 

Bei  Weinböhla,  Bei  Zehren.  Ara  Gartenzaun  und  in  der  Hecke 
der  Rotunde  bei  Thürraer  auf  der  Posel. 

2.  Subsect.  Tomentosae. 

Rosa  tomcntosa  Sm.  Sraith,  fl.  brit.,  1800,  II,  p.  639;  Grenier,  fl.,  233 
bis  234;  Reuter,  cat.,  p.  67  und  68. 

(6)  f.  dimorj)ha  Besser,  apud  Gren.,  fl.  jurassi.,  1864,  69. 

An  der  Strasse  von  Priestewitz  nach  Grossenhain;  iin  Gebiet 
nicht  häufig. 

(7)  f.  cuspidatoides  Crej)in  var.  timhelUßora  Christ,  Flora,  1874,  p.  612 

(=  R.  umbflliflora  Swartz  in  Sched.). 

In  reiner,  der  Diagnose  ganz  entsprechender  Form  kommt 
dieselbe  nicht  vor.  Alle  Sträucher,  die  man  obiger  Form 
angehörig  ansehen  könnte,  befinden  sich  im  Uebergang  zur 
venusta  und  lassen  sich  nach  den  von  Max  Schulze  in  ,,Jena’s 
wilde  Rosen“  aufgestellten  Schema  wohl  placiren.  Solche  Formen 
kommen  vor:  auf  der  Posel,  der  Karlshöhe,  bei  Weinböhla 
an  der  Köhlerstrasse  und  bei  Löbsal. 

(8)  lieber  eine  blendend  weissblühende  Form  von  dem  Spaargebirge 
schreibt  (dirist  in  litt,  den  11.  VIII.  1897:  „Eine  sehr  schöne 
Tomentosen-Form,  meiner  «mAellj/Ior«  „ähnlich“,  während  die- 
selbe von  Anderen  (Hasse  und  Dufl't)  für  die  echte  cristafa  Chr. 
gehalten  wurde.  Diese  Form  deckt  sich  aber  mit  der  Seite  6 
B 1.  b.  in  „Jena’s  wilde  Rosen“. 

(9)  f.  venusta  Scheutz,  Studier  öfver  de  Scandin.  art.  af  sclägtet  Rosa, 

1872,  p.  36.  — R.  pscudoruspidata  Crepin.  Christ,  Flora,  1874, 
p.  612;  id.  Flora,  1876,  p.  371. 

Rein  typische  Formen  bei  Zscheila  und  der  Riesensteinen, 
Klause-Steinberg  und  bei  Weinböhla;  Preuskermühle. 

Ein  hochinteressanter  Strauch,  der  verschiedene  Deutung  erfahren  — 
z.  B.  als  R.  alpina  x tomcntosa  var.  vimiistu,  als  ein  Bastard  etwa  der 
canina  biserrata  X tomcntosa  oder  glatica  tni/riodonta  mit  der  letzteren, 
endlich  als  pomifera  alabreseens'.  — harrt  noch  der  Bestimmung  und  der 
Beobachtung  im  blühenden  Zustande;  nichtsdestoweniger  gebe  ich  vor- 
läufig die  Diagnose  unter  meiner  Herbarnummer: 

,304b.  Strauch  ca.  2 m hoch.  Jüngere  Zweige  blaubereift. 
Stacheln  an  den  Schösslingen  aus  breiter  Basis  (8  mm  lang)  zugespitzt, 
gerade  und  plattgedrückt  bis  12  nun  lang,  gelbbraun;  an  den  Aesten  und 
Blüthenzweigen  zart  pfriemenfünnig,  gerade  oder  nur  leicht  gebogen,  hie 
und  da  dicht  und  gehäuft  stehend.  Nebenblätter  bis  18mm  lang,  aus 
schmaler  Basis  sich  meist  bogig  erweiternd,  auf  beiden  Flächen  kahl  und 


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haarlos,  der  Rand  mit  dunkelbraunen  Stieldrüsen  dicht  gewimpert  bis  fast 
gezähnelt,  Oehrchen  divergirend,  gespitzt.  Blattstiel  dicht  filzig  behaart, 
mit  aus  dem  Filz  hervorragenden  braunen  Stieldrüsen  und  ziemlich  zahl- 
reichen gelben,  gebogenen  Stächelchen.  Blättchen  zu  5,  7 und  „neun“ 
etwas  gestielt,  oberseits  grün  und  kahl,  selten  mit  Spuren  von  Haaren, 
unterseits  hellblaugrün,  auf  den  Nerven  und  Nervillen  kahl  oder  mit  einigen 
braunen  Drüsen  und  nur  dann  auch  mit  einzelnen  Härchen.  Endblättchen 
länglich  eirund  15  : 28  mm  bis  22  : 40  mm  Breite  und  Länge.  Die 
Zahnung  ist  eine  mehrfache,  der  Hauptzahn  mit  brauner  Weichspitze, 
auf  dem  Rücken  mit  ein  oder  zwei  Drüsenzähnen,  vorn  meist  nur  mit 
einem.  Blumenstiele  von  verschiedener  Länge,  10 — 25  mm,  ein-  und 
zweiblütliig,  haarlos  mit  horizontal  abstehenden  Drüsenborsten  mehr  oder 
weniger  dicht  bekleidet.  Brakteen,  obere  lanzcttlich  zugespitzt  oder  oval 
gespitzt,  unterseits  drüsig  und  filzig,  oberseits  kahl,  am  Rande  fast  drüsig 
gezähnelt  und  gewimpert;  untere  oftmals  kräftiger  entwickelt  und  meist 
blatttragend.  Kelchzipfel  aufrecht,  die  reife  Frucht  krönend.  Die  drei 
äusseren  bis  20  mm  lang,  auf  dem  Rücken  dicht  drüsig,  mit  untennischten 
Drüsenborsten  und  zwei  bis  drei  l’aaren  linealen,  6 mm  langen,  dicht 
drüsig  und  haarig  gewimperten  Fiedercheu.  Anhängsel  gestielt,  lanzettlich 
verbreitert  mit  1 — 2 Zähnchen;  die  beiden  inneren  wesentlich  kürzer 
(10  mm),  innen  filzig,  auf  dem  Rücken  drüsig  und  drüsenborstig.  Griffel- 
köpfchen dicht  filzig,  den  Discus  meist  verdeckend.  Frucht  eiförmig, 
seltener  rundlich,  in  einen  Hals  verjüngt,  12  mm  breit  und  16  mm  lang, 
theils  kahl,  theils  mehr  oder  weniger  drüsenborstig. 

f.  farinosa  Bechstoin. 

Diese  Form  soll  nach  Roichenbach  bei  Meissen  Vorkommen, 
der  Diagnose  auch  wirklich  entsprechend  fand  ich  sie  noch 
nicht,  weder  am  rechten  noch  linken  Elbufer, 

3.  Subsect.  Rubiginosae. 

Eosa  rubiginosu  L.  Godet,  fl.,  214,  excl.  var.  ß,  suppl.  77. 

f.  comosa  dir.  {E.  comosa  Ripart.  Gren.,  fl.,  249,  var.  y). 

Am  Waebtnitzer  Abhang  mit  der  nächst  folgenden  Form.  In 
Meissen  an  Hecken. 

(10)  f.  comosa  Chr.  in  transitu  var.  umbelluta. 

Am  Schieritzer  und  Waebtnitzer  Abhänge.  In  Oberau  auf  dem 
Tunnel. 

(11)  f.  umhellata  Chr.  (var.  ß und  y.  Gren.,  fl.,  249,  250;  E.  umhellata 

Leers;  E.  echinocarpa  Ripart.). 

In  rein  typischer  Form,  d.  h.  mit  vollständiger  Heteracanthie 
versehen,  tritt  dieselbe  im  Gebiet  häufig  auf,  z.  B.  an  der 
inneren  Mauer  des  Stadtkrankenhauscs,  auf  der  Karlshöhe  an 
einem  Feldraine,  Oberau  am  Bahndamme  nach  dem  Grenz- 
stein 25,  hinter  der  Kötitzer  Fabrik  und  dem  unmittelbar  an- 
grenzenden Acaziengebüsch,  in  Weinböhla,  im  Triebischtliale 
an  Felsen. 

E.  micrantha  Sm. 

Bisher  nur  an  der  Friedensburg  von  F.  Fritzsche  naebgewiesen 


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B.  graceolens  Gien.,  fl.  jur.,  248.  R.  pulverulenia  Baker,  mon.,  223,  non  M.  B. 

(12)  f.  ti^ka  Chr. 

Nach  der  Poselspitze  zu,  links  am  Wege.  In  Semmelsberg 
unter  dem  Hause  15  b an  der  Strasse.  Am  llafendamme.  In 
der  Gartenecke  der  Bezirksanstalt  in  Bohnitzscb.  Am  Eingänge 
zum  Rottewitzer  Ileuwege.  Auf  der  Proscbwitzer  Hübe. 

(13)  f.  calcarea  Chr. 

Klause-Steinberg  auf  der  Höhe,  an  der  alten  Weinbergsinauer. 
Ara  Wege  zur  Karlsböbe.  Auf  den  Korbitzer  Schanzen.  Am 
Dorfwege  in  Gruben. 

R.  sepkim  Tbuillier,  fl.  Paris,  1799,  p.  252. 

(14)  f.  tijpica  Gremli.  (Jf.  arvatica  Pug.  = f.  arvatica  Chr.) 

Auf  dem  Knorrplateau  ein  einziger  kleiner  Strauch. 

(15)  f.  Oizcllae  Borbas. 

Bei  Zscheila  ein  einziger  Strauch.  (Neuerdings  daselbst  noch 
zwei  Sträucber  aufgefunden.) 

(IG)  f.  inodora  Pries. 

ln  Miilbitz  bei  Grossenhain. 
f.  rohusta  Chr. 

Bei  Dobritz. 


4.  Subsect  Jnndzilliae. 

Rosa  Jnndzilliatm  Besser  ex  Charin  in  Sched.,  1861. 

(17)  Auf  dem  Iloitzscbberge.  Oberspaar  an  der  P’örster’scben 

Weinbergsmauer.  Auf  der  Poselspitze.  Ara  rechten  Elbufer. 
R.  trachyphylla.  Rauenum,  ros.  Wirceburg.,  124. 

(18)  f.  typica  Chr. 

In  der  Nähe  von  Schlechte  auf  der  Posel  links  am  Wege.  Vor 
dem  Tunnel  hei  Oberau.  Nasse  Aue  nach  Grobem  zu  am 
Raine.  Auf  dem  Roitzsebberge  am  Weinberge.  Ara  rechten 
Elbufer  vor  der  Karpfeusebänke.  Am  Wege  nach  den  Kor- 
bitzer Schanzen  vom  Triebiscbtbale  aus.  Am  Tunnel  in  Oberau 
in  der  Nähe  der  Bahmvärterbäuser.  Unmittelbar  hinter  der 
Knorre  am  steilen  l'clsen.  Am  Bahndämme  zwischen  Niederau 
und  Oberau.  Am  Bahndämme  obnweit  des  Bahnhofes  in 
Niederau.  Auf  der  Karlsbühe. 

(19)  f.  nitidiila  Christ.  P'!.,  1875,  p.  294. 

Am  Riesensteine  vor  dem  Bahnübergang.  Auf  der  Proscb- 
witzer Hübe.  .Am  Bretstuble  bis  zur  halben  Höhe  hinauf. 

(20)  f.  virgata  Gremli. 

Im  Walde  hinter  Naundörfel. 

(21)  f.  Aliothü  dir. 

Vor  dem  Winkewitzer  Gastbause  in  der  Stcinhalde  rechts  vom 
Wege.  Am  Waebtnitzer  Abhänge.  In  Ober.au  auf  dem  Tunuel- 
plateau. 


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6.  Subsect.  Encaninae. 

Rosa  ferruginea  Vill.  1799  (=  R.  nibrifolia  Vill.  1789). 
f.  Jurana  Uaudin,  fl.  helv.  111,  347. 

Wird  in  Gärten  und  Anlagen  in  Meissen  und  Cölln  sehr  häufig 
angetrofi’en. 

R.  montana  Chaix. 

ln  Sachsen  wohl  fehlend. 

R.  glauca  Villars  (=  R.  Reuteri  Godet). 

f.  typica  ehr.  (=  R.  montivuga  Desegl.) 

lin  Gebiet  noch  nicht  angetroffen.  Sträucher,  die  man  dafür 
hätte  ansehen  können,  entpuppten  sich  immer  als  R.  globosa 
Desv. 

(22)  f.  complicata  Chr. 

Bei  Weinböhla.  Am  rechten  Elbufcr  eine  Form  mit  auffällig 
langen,  flaschenförmigen  Früchten,  ln  Daubnitz  am  Abhange, 
ln  Diesbar  ohnweit  des  l’avillon.  ln  Oberspaar  an  der  Weinbergs- 
mauer von  Fischer.  Bei  Kotitz.  Am  Uottewitzer  Heuwege. 
Am  Wege  nach  Zscheila. 

(23)  f.  acuiiformis  11.  Braun. 

Am  rechten  Elbufer. 

(24)  f Sandbergi  Chr. 

Auf  dem  Riesenstein,  ohnweit  des  Bahnüberganges,  selten. 

(25)  f.  CdbalUcensis  Chr.  (=  R.  CahaUicensis  Füget). 

Am  Wege  von  Niederau  nach  der  Buschmühle.  Sehr  charak- 
teristisch! Die  Stieldrüsen  sind  zuweilen  auf  den  Blütheustiel 
erstreckt.  Selten. 

(26)  f.  myriodemta  Chr. 

Auf  der  Foselspitze.  ln  den  Proschwitzer  Anlagen. 

(27)  f.  subcanina  Chr. 

Am  Elbufer  bei  Oberspaar.  Hinter  dem  Fichtner’schen  Gut 
in  Zscheila.  Auf  der  Posel  an  der  kleinen  Bingc. 

R.  coriifolia  Fries.  Reuter,  cat,  69. 

(28)  f.  tgpica  Chr. 

Selten  rein  typisch!  Daubnitz,  ohnweit  der  Schule  am  Fusse 
des  Abhanges. 

(29)  f.  frutetonm  Chr. 

Bei  Bockwen  an  der  Strasse.  Am  Wege  nach  der  Korbitzer 
Höhe.  Hinter  Polenz  am  Sandwege.  Nach  der  Foselspitze  zu, 
rechts  an  den  Felsen.  Auf  dem  Tunnel  bei  Oberau  au  mehreren 
Stellen. 

(30)  f biserrata  Chr.  Separat-Abdruck  aus  den  Mittheilungen  des 

Bot.  Vor.  für  Gesammt-Thüringen,  Bd.  V,  S.  84. 

Vom  Rösschen  in  Diesbar  aus,  nach  Löbsal  zu,  rechts  an  der 
Weinbergsmauer.  An  der  Strasse  nach  Bohnitzsch  zu. 


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(31)  f.  Scaphuiiiemis  Clir.  Fl.,  1874,  p.  190;  Jena’s  wilde  Hosen  von 

Max  Schulze,  S.  39. 

Bliitlienstiele  oder  Basis  der  Früchte  hie  und  da  hispid  — 
so  an  der  Uorfstrasse  in  Lindenau.  Selten. 

(32)  f.  subcoUina  Chr. 

Am  Kalkberge  ohnweit  des  Wasserbassins. 

K.  canina  L.  ex  parte. 

var.  Lutetiana  Bemann. 

(33)  f.  glancescens  Desv. 

Am  Wege  zur  Karlshöhe  von  Klause -Steinberg  aus  und  sonst 
verbreitet. 

(34)  f.  syntrichostyla  Hip. 

Bei  Winkewitz  am  Heuwege.  An  der  Priestewitzer  Strasse. 

(35)  f.  nitens  Desv.  (Ist  die  „viridis  Hasse“.) 

An  Rainen  auf  der  Posel.  An  Weinbergsmauern  und  allen 
Süd-  und  nordwestlichen  Abhängen  nicht  selten. 

(36)  f.  globosa  Desv. 

Klause-Steinberg.  Am  Berliner  Eisenbahndamme  in  der  Nähe 
des  Ziegenbusches.  Auf  dem  Tunnelplateau.  .\in  Fahrwege 
in  der  Nassen  Aue.  Am  Wege  nach  Questenberg  zu. 

(37)  f.  fdiformis  Ozanon. 

Am  Abhange  vor  der  Knorre  und  der  Karlshöhe.  Der  Be- 
schreibung Ozanon’s  vorzüglich  entsprechend. 

(38)  f.  oxyodonta  Keni.  in  Sched.  und  Desegl.  in  litter.  ad  Kerner. 

An  dem  Elbufer  bei  N'iederfälira.  (Wohl  aus  Böhmen  an- 
geschwommen.) 


T ransitoriae 

var.  Schwartzii  Fr. 

(39)  f.  (issidens  Borbas. 

(40)  modificat.  acummata  H.  Braun. 

Bei  Oberau  am  Tunnel.  Am  rechten  Elbufer  nicht  selten.  Bei 
der  Knorre.  ln  den  Proschwitzer  Anlagen.  An  den  westlichen 
Abhängen.  In  der  Brombeergasse.  Ueberall  verbreitet. 

(41)  f.  mncronidata  Desegl. 

In  der  Nassen  Aue,  nach  dem  Roitzsehberge  zu.  Spaargebirge. 
f.  finmda  Godet,  suppl.  71  (=  M.  dolosa  Godet,  suppl.  72). 

Am  Bocksberge,  an  mehreren  Stellen.  Am  Fusse  des  Bret- 
stuhlos. 

(42)  f.  spuria  Pug. 

Auf  dem  Spaargebirge,  selten!  Nasse  Aue  an  einem  Haine, 
var.  dumalis  Christ.  (=  R.  dumalis  Bechst.) 

(43)  f.  rotinidifolia  Bräuker,  Deutschlands  wilde  Hosen,  Nr.  113. 

Am  Elbdamme  ohnweit  des  Fürstengrabens. 


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(44)  f.  eriostyla  Rip. 

Bisher  ausschliesslich  nur  längs  des  rechten  Elbufers  nicht 
selten  angetroffeu  und  wohl  daselbst  angeschwemmt. 

(45)  f.  rubelliflora  Rip. 

Im  Naundorf  1er  Gehölz. 

(46)  f.  rubescens  Rip. 

Auf  dem  Knorrplateau  und  den  westlichen  Abhängen  daselbst. 
Im  Naundörfler  Gehölz.  Häufig  i.  G. 

(47)  f.  glaherrima  Du  Mortier. 

Kommt  nicht,  wie  die  von  Sagorski,  die  Rosen  der  Flora  von 
Naumburg,  Seite  37  beschriebene  ochrolnica  mit  gelblich- 
weisser,  sondern  mit  blass-röthlicher  Blumenkrone  im  Gebiete 
vor,  z.  B.  bei  Wiukewitz,  in  den  Garlowitz’schen  Anlagen,  bei 
Lindenau. 

(48)  f.  insiynis  Gren. 

An  dem  rechten  Elbufer. 

(49)  f.  oblonya  Desegl. 

An  den  I’roschwitzer  Stufen.  Auf  Münch’s  Elbwiese.  Bei 
Scharfenberg. 

(50)  f.  sphaeroidea  Rip. 

In  Weinböhla  an  der  Köhlerstrasse.  In  Diesbar  nach  dem 
Pavillon  zu. 

(51)  f.  Schlimperti  Hofmann  (siehe  Anhang  I). 
var.  biserrata  M6rat. 

(52)  f.  typica  bei  Baker,  mon.  228. 

An  der  Knorre.  Am  Bretstuhle.  Bei  Niederau  am  Bahndamme 
Am  Fürstengraben  bei  Niederfähre. 

(53)  f.  Chaboisaei  Gren. 

Bei  Proschwitz. 

(54)  f.  ascita  Desegl.  (Stacheln  hakig). 

An  den  westlichen  Abhängen.  In  der  Nähe  des  Cöllner  Wasser- 
bassins. Bei  Prositz  an  einem  Feldrande.  Auf  dem  Spaar- 
gebirge. 

(56)  f.  squarrosida  Keil.  (Stacheln  gerade). 

Am  Riesenstein.  Unter  der  Poselspitze  mehrere  Sträucher. 

(56)  f.  labilijmda  Keller. 

Auf  dem  Roitzschberge. 

(57)  f.  villosiuscula  Rip. 

Am  Steinbruche  ohnweit  der  Knorre. 

var.  Andegavensis  Bast. 

(58)  f.  Andegavensis  Rapin,  Guide,  196. 

Jlünch’s  Elbwiese.  In  Weinböhla  an  der  Köhlerstrasse.  Am 
Bocksborg.  .4m  rechten  Elbufer.  In  Züchner’s  Weinberg. 


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(59)  f.  Kosinsciana  Hess. 

Auf  dem  Knorrplateau.  Ara  Katzensprung.  Am  Bretstuhle. 
Bei  Zscheila.  In  Weinböhla. 

var.  dumetonim  Thuill. 

(60)  f.  trichoneura  Chr. 

An  den  Abhängen  bei  Daubnitz  nicht  vereinzelt. 

(Gl)  f.  sphaerocarpa  Puget. 

In  Prositz  am  Abhange.  Im  Züchner’scheu  Weinberge  bei 
Zscheila.  Am  Karlshöhenweg.  Hinter  der  Knurre.  Hinter 
Zscheila  nach  dem  heiligen  Grunde  zu. 

(62)  f.  amhlyjthylla  Uip. 

Am  rechten  Elbufer  zwischen  Weiden. 

(63)  f.  urhica  Chr. 

Zwischen  Zscheila  und  Gröbern  an  der  Strasse.  In  Winkewitz 
nach  der  Winzerei  zu. 

(64)  f.  acanthina  Des.  et  Ozan. 

Am  rechten  Klbufer  in  Weidengebüschen  und  wohl  durch  Hoch- 
wasser angeschwemmt. 

(65)  f.  decalvala  Crep. 

Bei  Weinböhla  nicht  selten.  Vor  Sörnewitz  an  der  Strassen- 
mauer.  In  Winkewitz  an  der  Weinbcrgsmauor  von  Krumbiegel. 

(66)  f.  suhatrichostyla  Borb. 

Oberspaar  an  der  Eörster’schen  Weinbergsmauer. 

(67)  f.  suhglahm  Borb. 

Auf  dem  Knorrplateau. 

(68)  f.  interposita  mihi  (siehe  Anhang  II). 

Rottewitzer  Abhang  an  verschiedenen  Stellen, 
var.  tomentdla  Lern. 

(69)  f.  rolundifulia  Hasse  mod.  Güylinyrnsis  Hasse. 

An  der  Lehne  zwischen  der  Knorre  und  Winkewitz, 
var.  .‘‘cahrata  Crep. 

(70)  f.  Miifsniensis  mihi  (siehe  .\nhang  III). 

Im  Triebischthale,  nach  den  Korbitzcr  Schanzen  zu.  Bei  Garse- 
bach. Am  Steinbruche  bei  der  Knorre.  Am  Bretstuhle.  An 
den  westlichen  .Abhängen.  Bei  Wachtnitz.  Bei  Lindenau. 


Anhang  I. 

Rosa  canina  L.  var.  dumalis  Chr.  L Schlimperti  Ilofmann. 

(j’rejiin  in  litt.  <lc  31.  I.  1H97:  ..Eine  smz  eigcnni-tise  Fenn.  Ihr  Gesamintausseben 
erinnert  an  gewisse  zweifellose  Varietäten  von  1{.  sepitim  Tlmill.“  Derselbe  den 
4.  III.  1898;  „Fonn  ans  der  Gnippe  „dtimalis". 

W.  Hasse  den  12.  III.  1897;  — „ist  ein  wunderliebes  Gebilde,  wahrscheinlich  ein 
Bastard,  aber  wovon?“  Dei-selbe  den  1.  A'.  1898;  „f.  multiflora  AVirtg.  Für 
falcata  sind  die  Fruchtstiele  viel  zu  laug  und  die  Griffel  zu  wenig  behaart.“ 


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M.  Schulze,  Jena;  B.  qlavca  Vill.  yar.  falcala  Füget  (Christ  in  Flora,  1874,  p.  472). 

„Eine  sehr  seltene  Form,  die  ich  noch  niemals  selbst  antraf.“ 

C.  Diifft  den  15.  X.  1898:  „Wiii-de  ich  anch  fllr  eine  R.  dumalis  Bechst.,  die  durch 
schattigen  Standort*)  entstellt  ist,  halten,  wenn  die  Kelchzipfel  an  den  Schein- 
früchten znriickgeschlagen  yrären.  Sie  sind  aber  abstehend.“ 

Am  5.  Mai  d.  J.  theilt  mir  Herr  Hofmann,  Grossenhain,  mit:  „Die  mir  seiner  Zeit 
frcnndlichst  übersandte  intere.ssante  Kosenform  habe  ich  an  Herrn  Frof.  Sagorski  ge- 
schickt und  zwar  habe  ich  mir  erlaubt,  dieselbe  als  R.  Schlimperlinna  zu  bezeichnen. 
Herr  Prof  Sagorski  hält  dieselbe  für  eine  der  zahlreichen  Formen  der  dumalia  Bechst.“ 

Strauch  ca.  2'/o  m hoch.  Stamm  stark,  Rinde  desselben  aschgrau. 
Stacheln  des  Stammes  aus  verlängerter  Basis  hakig,  gerundet,  dunkel- 
aschgrau. Zweige  dünn,  bogig  oder  hin  und  her  gebogen,  Rinde  grün. 
Blüthenzweige  unbewehrt,  ein-  und  zwei-,  seltener  dreiblüthig.  Neben- 
blätter beiderseits  kahl,  drüsig  gewimpert,  Oehrchen  ziemlich  lang  ge- 
spitzt. Blattstiel  reichlich  mit  gelben  Stächelchen,  einigen  Stieldrüsen 
und  nur  selten  mit  einzelnen  Härchen  versehen.  Blättchen  etwas  ge- 
stielt, kahl,  vorwiegend  zu  fünf,  seltener  zu  sieben,  meist  18  mm  von 
einander  entfernt,  oberseits  dunkelgrün,  etwas  fettglänzend,  Unterseite 
heller,  bläulich  grün,  hie  und  da  leicht  weinroth  überlaufen.  End- 
blättchen an  ein  und  demselben  Zweige  oft  verschieden  gestaltet.  Vor- 
herrschend ist  die  oviillängliche  Form  von  30 : 60  mm  Breite  und  Länge. 
Das  untere  Blattpaar  misst  gewöhnlich  annähernd  die  Hälfte,  15  : 30  mm 
Breite  und  Länge.  Die  Basis  der  Endblättchen  ist  verschmälert  oder  ab- 
gestumpft. Die  andere  breitovale  Form  der  Endblättchen  mit  mehr  ge- 
rundeter Basis  misst  30 : 45  mm  Breite  und  Länge,  die  ellyptische  dagegen 
meist  18:32  mm  Breite  und  Länge.  Die  Zahnung  ist  doppelt  bis  drei- 
fach. Nebenzähnchen  drüsentragend,  im  Alter  theilweise  vergänglich. 
Brakteen  so  lang  oder  länger  als  die  Fruchtstiele  mit  aufsitzendem  Blatt 
oder  ohne  ein  solches  und  dann  aus  breitovaler  Form,  langgespitzt,  Hand 
drüsig  gewimpert.  Blüthenstiele  kahl,  meist  18  mm  lang,  mittlerer  bei 
mehrblüthigen  sehr  kurz,  im  Allgemeinen  vorwiegend  einblüthig,  seltener 
in  Corymben  zu  sieben  Blütheu.  Kelchzipfel  die  Knospe  überragend, 
die  beiden  inneren  20  mm  lang,  unterseits  ganz,  aussen  bis  zur  Mitte 
filzig,  mit  lanzettlichem,  drüsig  gesägtem  Anhängsel;  die  drei  äusseren 
26  mm  lang,  innen  filzig,  aussen  kahl  mit  drei  bis  vier  Paaren  linealen 
drüsig  gezähnten  Fiedern  und  erweitertem  drüsig  gezahntem  Anhängsel, 
anfangs  zurückgeschlagen,  mit  beginnender  Fruchtreife  theilweise  hori- 
zontal abstehend,  vor  der  Reife  aber  hinfällig.  Discus  breit,  schwach 
kegelförmig.  Griffel  wenig  zahlreich,  in  der  Jugend  leicht  beborstet, 
auf  der  Frucht  etwas  verkahlt  und  säulenartig  gehoben.  Blumenkrone 
hellrosa,  bis  52  mm  im  Durchmesser.  Frucht  rundlich,  oben  eingeschnürt 
oder  oval  bis  tiaschenförmig. 


Anhang  II. 

Rosa  dimetorum  Thuill.  f.  intcfposita  Schlimpert. 

Crepin  in  litt.  1894:  „Eine  interi'S.^iaiite  Fonn  der  Gnippe  dumetorum  Thuill.“ 

— in  litt.  1895:  „Ich  wage  nirlit,  über  diese  Xnmmcr  luiili  ansziisiireclien , weil  die 
Exemplare  mir  nicht  alle  zur  sicheren  Bestimmung  nöthigen  Theile  bieten.“ 

— in  litt.  1897:  „Diese  Nummern  können  wegen  ihrer  weichhaarigen  Blätter  mitraehr 
oder  weniger  drüsig  zusamraengeselztcr  Zahnung  zu  der  .Art  gezählt  werden, 

•)  Standort  sonnig. 


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welche  man  gewöhnlich  mit  dem  Namen  tomentcUa  Ldm.  bezeichnet,  aber  keine 
stellt  die  tyijische  Art  dar.  Sollten  sie  Varietäten  der  tomentel/a  darstellen  V Dies 
ist  möglich,  aber  nicht  sicher.  Man  muss  sic  provisorisch  unter  den  Namen  zur 
lomenfella  var.?  bringen.“ 

Crepin  in  litt.  1898;  „Es  giebt  unter  den  zahlreichen  Fonnen  der  Ji.  canina  eine  Formen- 
grappe mit  mehr  oiier  weniger  behaarten  Blättchen,  manchmal  mit  drüsigen  Secundär- 
ncrven,  mit  drüsigen  zusaimnengesetzten  Zähnen.  Zu  dieser  Gruppe  gehört  die 
R.  tomenlella,  welche  als  eine  Subspceies  der  R.  canina  betrachtet  werden  kann. 
Die  R.  tomenlethi  in  ihrem  echten  Typus  ist  im  Südosten  Europas  verbreitet.  Aber 
neben  der  typischen  R.  lomcnictla  giebt  es  eine  ganze  Anzahl  von  Formen,  die 
man  mit  ihr  nicht  identillciren  kann  und  die  man  erst  noch  classificiren  muss. 
D.as  erklärt  Ihnen  meine  Verlegenheit,  die  Varietäten  dieser  Grappe  aus  Sachsen 
genau  zu  identiüciren.“ 

Max  Schulze  in  litt.  189«;  ,11.  coriifolia  Fr.  var.  subcollina  Ohr.“ 

— in  litt  1897;  „R.  coriifolia  Fr.  var.  complicata  Chr.“ 

— in  litt.  1898;  „R.  tomenlella  var.  affinis.“ 

C.  Dufft  in  litt.  1898;  „Halte  ich  für  eine  Form  der  R dumetorum  Th.  mit  vollständig 
doppelt  gesägten  Blättchen,  sie  scheint  mir  der  var.  juncta  Fuget  (Beck  s Flor, 
v.  Nieder-Oesterrcich,  n.  798)  am  nächsten  zu  stehen  und  von  derselben  nur  durch 
stärker  behaarte  Griffel  abzuweiehen.“  *) 

Christ  in  litt,  den  4.  VI.  1897:  „Schwache  tomenlella  gegen  dumetorum  hin“ 

— in  litt,  den  11.  VIII.  1897;  „ — ist  für  mich  dumetorum  mit  starker  Hinneigung 
zur  tomentella  durch  Dürftigkeit  mid  doppelte  Zahnung  Man  sollte  dieser  Form 
einen  Varietätsnamen  geben  unter  dumetorum  als  Hauptart.“ 

Strauch  l'/j  bis  2 ni  lioch,  gedrungen  und  durch  sein  dunkles 
Colorit  schon  von  Weitem  auffällig.  Blüthenzweige  rechtwinklig  auf- 
strebend, robust,  bis  8 cm  lang  und  meist  wehrlos,  selten  an  der  Basis 
der  Blätter  mit  zwei  kleinen  hakigen  Stachelchen.  Die  starken  Zweige 
dagegen  an  der  Basis  der  Blätter  mit  gepaarten  grossen,  hakigen  Stacheln 
versehen.  Stacheln  der  Aeste  aus  langovaler  Basis  rund,  aschgrau,  hakig. 
Nebenblätter  gerade  gestreckt  mit  gespitzten  Oehrchen,  oberseits  kahl, 
unterseits  dicht  behaart,  am  Rande  drüsig  und  langhaarig  gewimpert 
Blattstiel  dicht  filzig  mit  mehr  oder  wenigeren  gestielten  oder  auch  im 
l'ilze  sitzenden  Drüsen,  stachellos.  Blättchen  fünf  bis  sieben,  lederig, 
kui-z  gestielt,  sich  gegenseitig  meist  deckend,  oberseits  dunkelgrün  mit 
eingesenkten  Nerven,  dicht  angedrückt  behaart,  unterseits  heller,  graugrün 
mit  stark  hervortretendem  Adernetz  und  dichter  Behaarung.  Endblättchen 
oval;  meist  16  ; 25  mm,  seltener  18  : 2(i  mm  breit  und  lang.  Die  Zahnung 
könnte  wohl  eine  vorwiegend  einfache  genannt  werden,  nicht  selten  aber 
hat  der  mit  Weichspitze  versehene  Hauptzahn  noch  ein,  auch  zwei  drüsige 
Nebenzähnchen.  Alle  Zähne  lang  wimperhaarig.  Blüthenstiele  kahl, 
cinblüthige  10  mm  lang,  bei  vier-  bis  fünfblüthigen  die  seitenständigen  bis 
14  mm  lang.  Brakteen  blatttragend,  oberseits  kahl,  unterseits  dicht 
behaart,  am  Rande  drüsig  und  haarig  gewimpert.  Kelchzipfel  vor  der 
Reife  hinfällig;  die  drei  äusseren  15  mm  lang,  aussen  nur  im  oberen 
Drittel,  innen  aber  ganz  behaart.  Fiederchen,  die  unteren  zwei  länglich- 
oval mit  zwei  bis  drei  Stieldrüsen,  das  obere  lineal.  Die  inneren  beiden 
Kelchzipfel  beiderseits  filzig.  Anhängsel  lanzettförmig,  beiderseits  filzig, 
ganzrandig.  Griffel  mässig  behaart,  sich  später  säulenförmig  über  den 
couischen  Discus  erhebend.  Blumeukrone  hellrosa.  30 — 66  mm  im 
Durchmesser.  Frucht  klein,  kugelig,  10  mm  lang  und  breit  oder  etwas 
oval,  10  mm  breit  und  12  mm  lang. 


*)  Blättchen  und  Blüthenzweige  weichen  ebenfalls  ab!  Schlinipert. 


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16 


Anhang  UI. 

Bosa  scahrata  Crepin  f.  Missniensis  mihi. 

Crcpin  in  litt:  „Varietät  aus  der  ürnppe  seabratae.  — Diese  Form  unterscheidet  sich 
von  R.  »cabrata  Cm.  durch  die  behaarten  Blattstiele  nnd  die  Behaarung  — sie 
nähert  sich  der  aclerophylla  Schentz  — aber  sie  kann  nicht  mit  ihr  identilicirt 
werden;  in  der  sclerophylla  sind  die  Blättchen  drüsiger  nnd  von  anderer  Form.“ 
Max  Schulze  in  litt:  „Einzelne  folioli,  auch  die  Zahnung,  erinnern  allerdings  bereits 
an  die  aclerophylla  Schentz.“ 

W.  Hasse  in  litt.;  „var.  acabrata  Crep.  — die  stark  behaarte  Form  müssen  Sie  Miaa- 
nienaa  heissen.“ 

Strauch  ca.  2 m hoch.  Zweige  dünn,  reich  bestachelt.  Blüthen- 
zweige  kürzer  oder  länger,  meist  unbewehrt.  Stacheln  des  Stammes 
aus  langer  Basis  hakig,  plattgerundet,  aschgrau,  an  den  Aestcben  weniger 
gebogen  bis  gerade.  Nebenblätter  breit,  drüsig  gewimpert,  üehrcbcn 
an  der  Spitze  mitunter  leicht  behaart.  Blattstiel  dicht  filzig,  stieldrüsig 
mit  kleinen  Häkchen.  Blättchen  dicklich,  oben  grün,  unten  bläulicb- 
grün.  Endblättcben  länglich-oval,  meist  18:24  mm  breit  und  lang, 
die  verkehrt  eiförmigen,  in  den  Stiel  verscbmälerten  18 : 27  mm  breit  und 
lang.  Mittelnerv  deutlich  behaart  und  drüsig.  Nebennerven  nur 
leicht  behaart  bis  kahl.  Das  Ademetz  unterseits  deutlich  hervortretend 
und  vom  Bande  herein  zerstreut  drüsig.  Die  Zahnung  ist  zwei-  bis 
dreifach;  die  grossen  Zähne  mit  hornartiger  Spitze,  tragen  nach  vorn 
meist  einen,  auf  dem  Rücken  aber  bis  drei  kleine  Drüsenzähne,  Blumen- 
stiel kahl,  14  mm  lang,  ein-  bis  dreiblüthig.  Brakteen  sehr  breit, 
blattig,  dicht  drüsig  und  leicht  haarig  gewimpert.  Kelch zipfel,  die 
beiden  inneren  auch  auf  dem  Rücken  leicht  filzig  behaart,  die  drei  äusseren 
gefiedert,  I'iedern  drüsig  gezahnt  oder  nur  stioldrüsig,  schwach  haarig 
gewimpert.  üriffelköpfchen  säulenartig  gehoben,  deutlich  behaart. 
Discus  nur  wenig  erhaben.  Blume nkroiie  hellrosa,  meist  nur  23  mm 
im  Durchmesser.  Frucht  länglich -eiförmig  oder  oval,  meist  in  einen 
kurzen  Hals  verjüngt. 

Auf  verwittertem  Granit. 


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II.  Neue  Tiefbolii’ungcii. 

Von  Oberlehrer  Dr.  H.  Nesslg. 


Die  in  der  Dresdner  Elbthalwanne  unter  diluvialen  und  alluvialen 
Absätzen  lagernden,  stark  erodirtcn  Pläner  wurden  linkselbisch  durch  den 
artesischen  Brunnen  auf  dem  Antonsplatze  in  16, i m Tiefe,  mit  dem  Bohr- 
loch in  der  Antonstrasse  in  Neustadt  in  16  m Tiefe  erreicht  Dass  die 
Pläner  auch  unter  den  Thal-  und  Haidesaiiden  bis  zum  Granitplateau 
weiterziehen,  beweisen  die  Aufschlüsse  an  den  Hellerbergen,  wo  die  durch 
die  Lausitzer  Hauptverwerfung  stark  zerrütteten  Labiatuspläner  mit  etwa 
45®  nach  SO  einfallen.*)  Neuerdings  ist  nun  eine  Tiefbohrung  von  Inter- 
esse geworden,  w'elche  im  Priessnitzgrunde,  in  der  Nähe  des  Wasserhauses 
rechts  der  Priessnitz  ausgeführt,  die  thonig  verwitterten  Pläner  sowohl 
wie  das  feste  Gestein  in  30,60  m Tiefe  erreichte,  während  eine  andere 
Bohrung  links  vom  Bach  mit  28  m das  Plänergebirge  noch  nicht  auf- 
schloss. Bemerkenswerth  ist  bei  dem  erstcren  Aufschluss  der  Wechsel  in 
der  Eärbung  der  durchteuften  Sandschichten,  weiter  das  Auftreten  von 
festen  Brauneiseusteinschichten  und  schliesslich  das  Gröberwerden  des 
Materials  mit  zunehmender  Tiefe,  so  dass  schliesslich  über  dem  Pläner 
echter  Kies  mit  elbgebirgischen  Gerollen  und  Geschieben  von  Sandstein, 
Basalt  u.  s.  w.  lagert. 

Diese  Verhältnisse  mag  beistehende  Bohrliste  offenbaren: 


Von 


0,0  — 1,20  m Waldboden, 

1,20—  1,60  „ lehmiger  Sand, 

1,50  — 3,70  „ weisser  Sand, 

3,70 — 4,0  „ rother  Sand  mit  Eisenschicht, 

4,0  — 6,40  „ gelber  Sand, 

6,40  — S,2o  „ gelber  Saud  mit  grossen  Steinen, 

8,20  — 16,90  „ feiner,  weisser  Sand  (bei  10, 20  m Eisenschicht), 
16,90  — 19,.tO  „ grauer  Sand, 

19,50  — 23,0  „ grauer  Kies, 

23,0  — 30,70  „ grober  Kies, 

30,70  — 30,so  „ Thonschicht,  ^ 

30,80  — 33,70  „ Letten  und  Felsen  (Pläner). 


*)  SecL  Moritzburg,  S.  46. 


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Eine  weitere  Bohrung  hinter  dem  Waldschlösschen  auf  dem  Exercir- 
platze  des  177.  Regiments  schloss  folgenden  Schichtenverband  auf: 

Von  0,0  — 0,20  m Rasennarbe, 

„ 0,20  — 13,80  „ feiner  Haidesand, 

„ 13,80  — 14,70  „ „ „ mit  Steinen, 

„ 14,70  — 16,0  „ „ „ „ Granitfragmenten, 

„ 16,0  — 18,40  „ gelber  Haidesand  (Wasserzufluss), 

„ 18,40  — 20,80  „ kiesiger  Haidesand, 

„ 20.80  — 22,20  „ brauner  Thon, 

„ 22,20  — 24,50  ,,  grauer,  fetter  Thon, 

„ 24,50  — 25,20  „ Kies, 

„ 25,20  — 26,80  „ Sand, 

„ 26,80  — 28,70  „ grober  Sand, 

„ 28,70  — 30,80  „ feiner  Schwimmsand  (Wasser), 

„ 30,80  — 33,30  „ grober  Sand, 

„ 33,30  — 35,50  „ feiner  Sand, 

„ 35, .50  — 38,60  „ Kies, 

„ 38,60  — 40,10  „ grober  Kies. 

Auffällig  in  dem  gebotenen  Profile  ist  das  Auftreten  der  in  20,80  m 
Tiefe  sich  einstellenden,  3,7o  m mächtigen  Thonschicht,  deren  Vorhanden- 
sein in  Wannen,  Sätteln  und  Linsen  im  Material  des  Haidesandes,  und 
zwar  zumeist  in  der  Höhe  des  heutigen  Elbspiegels,  schon  von  Gutbier*) 
nachweisen  konnte.  Einen  Einblick  in  diese  Verhältnisse  gewährten  s.  Z. 
die  Ausschachtungen  für  das  rechtselbische  Wasserwerk,  die  Kunstbauten 
im  Albrechtsberg  und  die  Brunnenbauten  für  das  Waldschlösschen  und  für 
die  Saloppe.  Der  Thon  wird  von  von  Gutbier  als  mager  bezeichnet,  offen- 
barte aber  in  dem  neuen  Bohrloche  durchaus  nicht  diese  Beschaffenheit. 
Die  obersten  Lagen  waren  bräunlich  durch  Eisensnhuss,  bald  aber  wurde 
das  Material  hellgrau,  von  feinen  schwarzen  Streifen  und  Striemen  durch- 
zogen, fett  und  speckig,  und  ergab  nach  dem  Aufweichen  und  Abschlämmen 
als  Rückstand  nur  wenige  kaolinisirtc  Granitkörner,  Quarze  und  kleine 
Eisenkiesconcretionen.  Die  Behandlung  mit  HCl  ergab  einen  starken  Kalk- 
gehalt, und  nach  dem  Aufschluss  mit  conc.  H„SO,  (nach  Seger)**)  blieb 
nur  ein  minimaler,  feinsandiger  Rückstand.  Eine  Probe  dieses  Thones, 
welche  im  Steingutofen  bei  1200®  gebrannt  wurde,  stand  nicht  im  Feuer, 
sondern  zerfloss  zu  einem  rothbraun  und  strohgelb  gestreiften  und  ge- 
flammten Kuchen,  ein  Verhalten,  welches  auf  den  reichen  Kalkgehalt 
zurückzufübren  ist.  So  erscheint  nun  das  Material  nicht  als  Thon,  sondern 
als  kalkreicher  Mergel,  und  es  entsteht  die  Vermuthung,  dass  diese  Lager 
als  Elbschlicke  über  dem  ältesten,  meist  von  groben  Sanden  und  Kiesen 
ausgefüllten,  alten  Elbbett  zum  Absatz  gelangten  — eine  Ansicht,  die 
dadurch  noch  eine  Stütze  enthält,  dass  über  dem  Thon  echter  Haidesand, 
unter  demselben  nur  schlecht  gerollter,  meist  grober  Sand  und  Kies  mit 
Basalt-  und  Quadersandsteingeschieben  angetroffen  wurde.  Wir  haben  hier 
jedenfalls  das  Elbbett  vor  uns,  welches  nach  den  Trachenbergen  zu  ge- 
richtet war.  Die  Höhenhage  der  Thonschicht  ist  wenig  höher  als  der 

•)  v.  Gutbier;  Die  Sandformen  der  Dresdner  Haide,  S.  37.  ’ — Vergl.  anih  Sect. 
Dresden,  S 71. 

••)  F.  Fischer:  Handbuch  der  chemischen  Technologie,  Leipzig  1893,  S.  778. 


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heutige  Elbspiegel.  Während  Pegel -Null  der  Carolabrücke  105,832  m 
beträgt,  liegt  die  Umgebung  des  Hohrloches  (Höhenbolzen  am  Einnehmer- 
häuscben  an  der  Dresden-Loschwitzer  Stadtgreuze,  Hautzner  Landstrasse) 
in  133,772  m Hohe.  Die  Differenz  von  27,H.to  entspricht  ungefähr  der 
Höhenlage  der  Sandschichten,  in  denen  das  Grund wasser  sich  einstellte, 
welches  nach  Auflassen  der  Hohrung  in  40, lo  Tiefe  ca  10  m hoch  im 
Bohrloche  stand. 


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ni.  ücber  die  Funde  antiker  Bronzen  im  akademischen 
Forstgarten  zu  Tharandt. 

Von  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  F.  Nobbe. 


Im  Herbst  1898  sind  auf  der  höchsten  Kuppe  des  Königlichen  Forst- 
gartens zu  Tharandt  eine  Anzahl  prähistorischer  Gegenstände  aus  Bronze- 
guss und  Stein  — im  Ganzen  20  — ausgegraben  worden. 

Der  genannte  botanische  Garten  liegt  an  den  Hängen  und  auf  der 
Höhe  des  Kiehnherges,  eines  Ausläufers  des  Erzgebirges.  Das  Plateau 
fällt  nordwestlich  zum  „Zeisiggrund“,  südöstlich  zum  Weisseritzthale  steil 
ah;  nach  Osten  dagegen  tragen  die  letzten  zwei  Abstufungen  die  Schloss- 
ruine und  weiterhin  die  Kirche  von  Tharandt 

Die  Höhenlage  des  Forstgartens  schwankt  zwischen  252  m (am  Grenz- 
stein im  Zeisiggrund)  und  331  m (an  den  „Königseichen“)  üb.  d.  Ostsee. 

Der  specielle  Fundort  der  antiken  Bronzegeräthe  ist  ein  sanft  nach 
Osten  geneigter  Hang  dicht  unter  der  Hochfläche,  welche  zwei  von  Sr.  Majestät 
dem  König  Johann  im  Jahre  1855  gepflanzte  „Königseicheu“  und  eine 
im  Frühjahr  1898  aus  Anlass  des  Regierungsjubiläums  Sr,  Majestät  des 
Königs  gesetzte  „König  Albert- Fichte“  {Picea  pungem  var.  glauca 
Hort)  trägt 

Veranlassung  zu  dem  Funde  wurde  dadurch  gegeben,  dass  der  er- 
wähnte Hang,  behufs  seiner  Einbeziehung  in  die  seit  1874  erfolgreich 
angestrebte  systematische  Ordnung  der  Bestände  des  Gartens,  mit  aus- 
ländischen Tannenarten  bepflanzt  werden  sollte.  Zu  diesem  Zwecke  wurde 
die  ganze  etw’a  12  a grosse  Fläche,  nach  Räumung  des  bisherigen  dichten 
und  ungeregelten  Bestandes  von  Fichten,  Wald-  und  Schwarzkiefern  und 
Birken,  gründlich  rajolt.  Die  humose  Bodendecke  überlagert  hier  nur 
‘/j — 7s  ™ stark  in  allmählichem  Uebergange  zu  den  Verwitterungstrümmern 
das  Felsgestein  (Felsitporphyr).  Sämmtliche  antike  Gegenstände  ruhten 
in  geringer  Tiefe,  und  zwar  lagerte  je  ein  Theil  derselben  in  drei  wenig 
von  einander  entfernten  Nestern  dicht  beisammen.  Dieses  Vorkommen 
deutet  wohl  mit  Sicherheit  darauf  hin,  dass  hier  Werthgegenstände  vor- 
liegen, welche  die  Urbewohner  der  Gegend  auf  diesen  einsamen  Höhen 
vor  herannahenden  Feinden  zu  verbergen  wünschten.  Dass  es  sich  um 
eine  Opferstätte  handelte,  erscheint  aus  weiterhin  anzufdhrenden  Gründen 
minder  wahrscheinlich. 

Eine  sehr  feste  Kruste  von  Erde  und  Oxyden  überzieht  die  Bronze- 
körper,  nach  deren  sorgfältiger  Beseitigung  ein  oft  sehr  schöner  blau- 


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grüner,  aus  basisch  koklensaurem  Kupferoxyd  bestehender  Edelrost  zum 
Vorschein  kommt,  welcher  die  an  sich  goldglänzende  Legirung  in  dünner 
Schicht  bekleidet. 

I.  Am  20.  October  1898  wurden  zunächst  folgende  sechs  Gegenstände 
ausgegraben.  Sie  lagen  zwischen  den  Wurzeln  einer  gefällten  Birke,  deren 
Stock  gerodet  wurde,  in  einem  Neste  von  etwa  35  cm  Durchmesser  und 
25  cm  Tiefe. 

No.  1—5.  Sogenannte  „SiclielmeBser“  ans  Bronzegnss  mit  1cm  langem  Stielfortsatz 
zur  Befestigung  des  (nicht  mehr  vorhandenen)  Griffes.  Sie  repräsentiren  zwei 
Formen,  wie  sie  in  den  ethnographischen  Museen  aus  Fundstätten  ganz  Deutsch- 
iauds  Uhereinstirainend  vorhanden  sind. 

No.  1 — 3 sind  imtcr  sich  von  gleicher  Form,  15  cm  lang,  2,5  cm  grösste  Breite,  je  etwa 
78.V  g (zusammen  2.34,7  g)  schwer,  nach  der  Spitze  verjüngt  und  so  stark  ge- 
krümmt, dass  der  Abstand  der  Schneide  von  einer  die  Spitze  und  Basis  ver- 
bindend gedachten  Linie  in  der  Mitte  4 — 5 cm  beträgt.  Die  eine  Seite  der 
Klinge  ist  flach,  die  andere,  welche  den  erwähnten  Stielfortsatz  trägt,  ist  vom 
Kücken  her  plötzlich  verjüngt  und  besitzt  zwei  dem  Kücken  parallel  laufende 
erhabene  Linien,  An  der  noch  ziemlich  scharfen  Schneide  sind  mit  der  Lupe 
Spuren  des  Schärfens  deutlich  erkennbar  und  die  Schneide  ist  durch  ihre  Uand- 
habung  stellenweise  etwas  umgebogen. 

No  4 u.  5 sind  unter  einander  wiederum  von  gleicbcr  Form , aber  länger  und  .scbwäcber 
gekrümmt  als  No,  1—3,  und  an  der  verjüngten  Spitze  scalpellartig  zurück- 
gebogen.  Ihre  Länge  beträgt  18 — 19  cm,  die  grösste  Breite  2,i  cm,  Gewicht 
67,3  bezw.  65,3  g.  No.  4 trägt  auf  der  Unterfläche  eine  erhöhte  Linie  parallel 
dem  Rücken,  No.  5,  welchem  die  Spitze  fehlt,  dagegen  zwei,  wie  die  Sichcl- 
messer  1 — 3.  Der  grösste  Abstand  der  Schneide  von  einer  gedachten  geraden 
Verbindungslinie  beträgt  hier  nur  2,7  cm. 

No.  6,  ein  kleiner  flacher  Bronzering  von  18  mm  Durchmesser,  1,5  mm  Höhe  und  3 mm 
Breite.  Gewicht  0,s  g.  Das  Kinglein  ist  leider  in  zwei  Theile  zerbrochen 
und  nicht  mehr  festzustcUen , ob  es  geschlossen  oder  etwas  klaffend  gewesen. 

II.  Am  5.  November  1898  fand  man,  4 m südöstlich  von  der  ersten 
Fundstätte, 

No.  7,  ein  kreisnmdes  Bronzeschild  von  11  cm  Durchme.sser.  Das  SchUd  ist  schwach 
(etwa  6 mm)  gewölbt,  im  Centrum  iler  concaven  Innenfläche  mit  einer  Ue.se 
(Griff)  versehen.  Gewicht  78, i g.  Dieses  werthvolle  Ftmdstück  ist  namentlich 
an  der  convexen  Oberfläche  von  schöner  glänzender  Patina  überzogen.  Auf 
den  ersten  Blick  erinnert  die  Scheibe  an  einen  Topf-  oder  ümendeckel,  und 
wurde  auch  von  den  Arbeitern  als  „Stürze“  angesprochen.  Wahrscheinlicher 
stellt  sie  ein  Brust  Schild,  jedenfalls  ein  Schmuck.stück  dar. 

III.  Am  3.  December  1898  wurde  am  oberen  (Südwest-)  Ende  des 
Hanges,  etwa  25  m von  dem  eisten  Fundorte  entfernt,  ein  dritter  bloss- 
gclegt.  Auch  dieser  lagerte  in  etwa  25  cm  Tiefe  und  hat  einen  Durch- 
messer von  30  — 40  cm.  Er  enthielt  folgende  9 Gegenstände. 

No.  8.  Eine  wohlerhaltcnc  bronzene  „Spiralspange“.  Sie  licsteht  aus  12  engen 
schrauljenförmigcn  Windungen,  ist  10  cm  hoch  und  — ahgerollt  — 2,so  m lang. 
Ihr  Gewicht  betragt  232,5  g.  Die  Weite  der  Spange  ist  am  unteren  Ende 

6 cm,  am  oberen  5 cm  im  Durchmesser,  würde  mithin,  als  Armspange  gedacht, 
eine  recht  schmächtige  Extremität  voraussetzen.  Das  Band  selbst  ist  unten 

7 mm  breit  und  1,6  mm  dick,  verjüngt  sich  aber  nach  oben  bis  auf  kaum 
4 mm  Breite.  I>ie  letzten  Enden  fehlen  beiderseits.  Die  etwas  convexe  Aussen- 
Seite  ist  in  primitiver  Weise  durch  verticale  Strichelungen  verziert  und  von 
schöner  Patina  ganz  überzogen.  Sie  entspricht  genau  einer  Abbildung  in 
Dr,  B Platz:  „Der  Mensch  etc.“,  3.  Auf!.,  S.  421. 

No.  9.  Eine  der  No.  8 ähnliche  Spiralspange,  aber  mit  nur  sieben  Windungen  und  nur 
6 cm  hoch.  Durchmesser  4,5  cm.  Gesammtlänge  des  Bandes  98  cm,  sein  Ge- 
wicht beträgt  41,7  g-  Das  Band  selbst  ist  auch  hier  in  der  Mitte  am  brei- 
testen (8  mm)  und  veijüugt  sich  nach  beiden  Seiten  bis  auf  mm.  Ver- 
zierungen fehlen. 


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No.  10.  Ein  unretrelmilssig  anfge^vundene.?  Bronzeband  von  206  cm  Eänge,  10  mm 
grösster  Breite,  veijüngt  sich  nach  beiden  Seiten,  um  scliliesslich  in  ein  beider- 
seits 23  cm  langes  stielrundea  Ende  ansziilaufen  Gewicht  204,7  g.  Wahr- 
scheinlich ein  vorläufig  roh  znsammengeschlagenes  Band,  dessen  regelmässige 
Ausformung  zur  Spange  Vorbehalten  blieb,  vielleicht  auch  war  dasselbe  für 
die  Einschmclzung  bestimmt. 

No.  11.  Ein  Bronzeband,  wie  No.  10,  jedoch  nur  l,sim  lang,  241,s  g schwer. 

No.  12, 13.  Zwei  ganz  identische  massive  Bronzeringe  von  6 cm  äusserem  Durch- 
messer. Das  eine  Ende  greift  2,s  cm  über  das  andere  hinaus,  nnd  zwar  aussen 
an  der  Peripherie,  nicht  schraubenfBrmig.  Die  obere  nnd  untere  Fläche  des 
liegenden  Ringes  ist  flach,  die  äussere  etwas  convex  und  in  regelmässigen 
Abständen  vertieal  gestrichelt  in  der  Art,  dass  je  10  — 12  Striche  den  Raum 
von  etwa  7 mm  Breite  einuehmen,  worauf  ein  fast  2 cm  breiter  Zwischenraum 
folgt,  hierauf  wiederum  Strichelung  etc.  Höhe  des  liegenden  Ringes  4 mm, 
Dicke  3 mm.  Ihr  Gewicht  beträgt  20,9  bezw.  17,5  g. 

No.  14.  Ein  massiver  Bronzering,  nach  Entfernung  der  Erdkruste  malachitartig 
glänzend.  Aensserer  Durchmesser  90  — 92  mm  Gewicht  164,5  g.  Die  Ring- 
masse ist  an  einer  Seite  flach ; ihre  grösste  Höhe  beträgt  10  mm ; sie  ist  nach 
beiden  — um  5 mm  klaffenden  — Enden  etwas  veijüngt  und  gerundet  und 
hier  oberseits  fein  schräg  gestrichelt. 

No.  15.  Ein  etwas  klaffender  ma.ssiver  Bronzering  von  124,o  g Gewicht.  Die  Ent- 
fernung der  beiden  abgeplatteteu  Enden  von  einander  beträgt  4 cm.  Dieser 
Ring  ist  nicht  kreisnind,  sondern  etwas  in  die  Breite  gezogen;  der  grösste 
Durchmesser  beträgt  (aussen)  11  cm,  der  kleinere  10, j cm.  Die  Masse  ist  fast 
1 cm  breit,  mit  einer  schraubenförmig  gewundenen  Furche  verziert,  welche  in 
etwa  15  mm  Entfernung  von  beiden  gestrichelten  Enden  aufhört,  und  deren 
Schraubenwindnngen  durch  eine  Abplattung  der  oberen  und  unteren  Fläche 
unterbrochen  iverdeu.  Die  Patina  ist,  wie  bei  No.  14,  sehr  schön  ausgebildet. 
No.  16.  Ein  12  cm  langes  gewundenes  Brouzestück  (Fragment),  der  No.  15  ähnlich. 
Gewicht  53,i  g. 

Von  No.  16  wurde  ein  2 cm  langes  Stück  (5  g)  abgeschnitten,  um 
nach  Entfernung  der  Oxydationsschicht  der  chemischen  Analyse  unter- 
zogen zu  werden.  Diese  im  Laboratorium  der  Königlichen  pflanzen- 
physiologischen Versuchs-Station  zu  Tharandt  durch  Herrn  Assistenten 
Störmer  ausgeführte  Analyse  hat  ergehen: 

91,60  Procent  Kupfer, 

8,60  „ Zinn, 

nebst  unwägbaren  Spuren  von  Blei,  Nickel,  Kobalt  und  Wismuth. 


Schon  in  früheren  Zeiten  — vor  40  — 50  Jahren  und  wiederum  vor 
etwa  25  Jahren  — sind  antike  Bronze-  und  Steingeräthe  an  verschiedenen 
von  den  obigen  entfernten  Punkten  des  Forstgartens  gefunden  worden, 
ein  Umstand,  5velcher  nicht  zu  Gunsten  der  Annahme  spricht,  dass  es 
sich  hier  um  eine  Opferstätto  handelt.  Diese  Gegenstände  — darunter 
Lanzenspitzen  etc.  — sind  s.  Z.  bedauerlich  in  Privatbesitz  übergegangen. 
Einiges  hofife  ich  noch  wieder  beizuziehen.  Bisher  war  es  nur  möglich, 
wieder  zu  erlangen: 

No.  17.  Ein  Steinbeil  von  10  cm  Länge,  4 cm  Höhe  nnd  4,5  cm  Rückenbreite. 

Die  sehr  harte  Ge.'teinsart  scheint  Grünstein  zu  sein,  was  durch  Dünnschliffe 
zn  erörtern  sein  wird  Das  Beil  besitzt  eine  15  mm  weite,  sich  auf  12  mm 
veijüngende  Durchbohrung  für  die  Einführung  des  Stieles. 

Eine  so  enge  Durchbohrung  dürfte  ein  Beweis  dafür  sein,  dass  das  Beil  für  einen 
metallenen  Stiel  bestimmt  gewesen  ist;  ein  hölzerner  würde  eine  kräftige  Handhabung 
nicht  erlaubt  haben;  woraus  dann  folgen  würde,  dass  das  Steinbeil  der  Bronzezeit 
angehürt.  Beispiele  für  ein  Herüberragen  von  Instiumenten  einer  früheren  urzeitlichen 


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22 


Periode  in  eine  apiltcre  sind  ja  überhaupt  nicht  selten,  wie  denn  neuerdings  eine  strenge 
Folge  der  Stein-,  Bronze-  und  Eisenzeit  entschieden  in  Abrede  gestellt  wird.*) 

No.  18—20.  Drei  durch  Wasser  linsenförmig  ahmschliffene  Steine,  der  eine  ans 
Qnarz,  die  anderen  beiden  ans  einem  noch  nicht  näher  bestimmten  Gestein. 
Ihre  Grösse  beträgt: 


Länge 

Breite 

grösste  Höhe 

No.  18 

70 

55 

35  mm. 

» 1» 

60 

48 

30  „ 

n 20 

52 

50 

80  . 

Unzweifelhaft  sind  diese  Steine  aus  dem  Flussthal  an  den  Fundort 
geschaift  worden.  Vielleicht  waren  es  sogenannte  Siedesteine,  welche 
geglüht  und  in  Wasser  geworfen  wurden,  das  in  nicht  feuerbeständigen  Ge- 
fässen  zum  Sieden  gebracht  werden  sollte:  ein  Verfahren,  welches  noch  heute 
bei  manchen  wilden  Völkern  in  Gebrauch  ist.**)  Doch  ist  auch  die  An- 
nahme nicht  ausgeschlossen,  dass  sie  als  Klopfsteine  zur  Zerkleinerung 
von  Getreidekörnern  gedient  haben. 

Die  vorstehend  beschriebenen  Fundstücke  sind  mit  Genehmigung  des 
Königlichen  Finanzministeriums  der  prähistorischen  Sammlung  zu  Dresden, 
als  Beitrag  zur  Vaterlandskunde,  überwiesen  worden.  Da  mit  Wahrschein- 
lichkeit anzunehmen  ist,  dass  der  akademische  Forstgarten  noch  mehr 
dergleichen  ethnographisch  werthvolles  Material  in  seinem  Schosse  birgt, 
wird  keine  Gelegenheit  verabsäumt  werden,  solches  zu  Tage  zu  fördern. 


*)  Vergl.  Dr.  B.  Platz:  Der  Mensch,  sein  Ursprung,  seine  Rasse  und  sein  Alter. 
3.  Aufl.  1898,  S.  415. 

*•)  Vergl.  W.  Boy  d Dawkins:  Die  Höhlen  und  die  Ureinwohner  Europas  (deutsch 
von  J.  W.  Spengel).  1878,  S.  72. 


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IV.  Neue  Urnenfelder  aus  Sachsen.  I. 

Von  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 


Weissbach  bei  Königsbrück. 

Beim  Bau  der  Eisenbahn  Königsbrüok- Schwepnitz  wurde  im  Januar 
1898  auf  Flur  Weissbach  nordöstlich  Königsbrück  ein  Urnenfeld*)  auf- 
geschlossen, welches  dem  Beginn  der  Periode  der  grossen  Urnenfelder, 
flem  älteren  Lausitzer  Typus,  angehört.  Die  Fundstelle  liegt  ca.  0,27  km 
vom  südlichen  Ausgang  des  Dorfes  in  der  Ilichtung  nach  Königshriick 
entfernt,  im  sogenannten  „Grund“,  einer  flachen  Einsenkung  zwischen  dem 
Lindenberg  W Weissbach  und  dem  Wagenberg  ONO  Königsbrück. 

Ueber  die  Auffindung  berichtet  das  Baubureau  Königsbrück  an  die 
K.  Generaldirection  der  Sächsischen  Staatseisenbahnen  unter  dem 
13.  Februar  1899  Folgendes: 

„Die  Urnen  wurden  im  Scheiteleinschnitt  bei  Station  28  -j-  50  südlich 
des  Ortes  Weissbach  etwa  unter  31“  35'  36"  w,  L.  und  61“  16'  45"  n.  Br. 
angetroffen. 

Die  Oberfläche  des  Fundortes  war  mit  Jungholz  — Birken  mit  Kiefern 
vermischt  — bestanden  gewesen,  der  aufgeschnittene  Einschnitt  enthält 
festgowachsene,  sandige  Massen.  Auf  der  Fundstelle  lagen  flache  Haufen 
von  Grauwackensteinen,  welche,  da  derartige  Steine  in  unmittelbarer  Nähe 
nicht  Vorkommen,  zusammengetragen  sein  müssen.  Unter  diesen  Grau- 
wackenhaufen wurden  zumeist  die  Urnenreste  vorgefunden. 

Es  kam  zunächst  eine  40 — 50  cm  starke  Humusschicht,  unter  welcher 
eine  höchstens  5 cm  mächtige  Schicht  grobkörnigen  Kieses  augetroften 
wurde,  die  mitunter  auf  einige  Quadratmeter  gänzlich  fehlte  oder  auf  noch 
kleineren  Flächen  trichterförmig  gesenkt  war.  W'ährend  der  Boden  sonst 
festlagernder  gelber  Sand  über  glacialem  Schotter  war,  war  er  an  den 
F'undstellen  locker  und  rostbraun  gefärbt.  Unter  der  erwähnten  dünnen 
Kiesschicht  lagen  die  Urnen,  fast  alle  bereits  zertrümmert  und  zerbrochen, 
Bodass  die  einzelnen  Scherben  mit  der  Hand  aus  dem  Boden  gezogen 
werden  konnten.  Es  war  jedoch  noch  zu  erkennen,  dass  die  Urnen  meistens 
— nicht  immer  — verkehrt  und  in  Gruppen,  welche  in  sehr  flachen, 
schalenartigen  Becken  lagen,  zusammengesetzt  waren.  Das  ganze  Urnen- 

*)  Die  in  mehreren  Tageszcitnnpen  anfcenommene  Mitthcilnng  von  dem  Fnnde 
von  Skeletten  mit  Münzen  de»  8.  JahrlinnderU  n.  dir.  ist  »piiter  widerrufen  und  he- 
richtigt  worden. 


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24 


feld  dürfte  sich  wohl  noch  über  die  Breite  des  Einschnittes  nach  Osten 
zu  erstrecken. 

Die  Urnen  waren  mit  schwarzem  Boden  fest  ausgestopft,  irgend  welche 
Gebrauchs-  oder  Schmuckgegenstände  wurden  nicht  entdeckt,  an  einigen 
Stellen  lagen  geringe  Knochen-  und  Aschenreste. 

In  der  geringen  Tiefenlage  der  Urnen  unter  der  Oberfläche  dürfte 
wohl  der  Grund  zu  suchen  sein,  warum  dieselben  fast  alle  zertrümmert 
Yorgefunden  wurden,  sie  waren  offenbar  vom  Froste  zersprengt  worden.“ 

Aus  diesem  Berichte  geht  hervor,  dass  die  einzelnen  Grabstätten 
ihrem  Bau  nach  P'lacbgräber  mit  Steinsetzungen  waren,  welche  in  der 
Tiefe  von  wenig  mehr  als  0,n  m unter  der  Oberfläche  in  den  diluvialen 
Decksand  der  Fundstelle  eingesetzt  waren.  Das  Material  zu  den  Stein- 
setzungcn  dürften  die  naheliegenden  untersilurischen  Grauwacken  des 
Linden-  oder  des  Wagenbergs  geliefert  haben.  Leider  ist  der  Direction  der 
prähistorischen  Sammlung  in  Dresden  eine  Anzeige  des  P’undes  nicht  zu- 
gegaugen,  sodass  eine  Untersuchung  einzelner  Gräber  an  der  Fundstelle 
selbst  nicht  mehr  möglich  war;  auch  sind  in  Folge  der  Unkenutniss  der 
beim  Bau  beschäftigten  Arbeiter  und  aufsichtführeuden  Beamten  fast  keine 
unbeschädigten  Gefässe,  nur  eine  Anzahl  grösserer  Bruchstücke  und  ein- 
zelner Scherben  in  die  Dresdner  Sammlung  gelangt.  Aus  diesen  Resten 
wurden  mehrere  Gefässe  fast  vollständig,  andere  so  weit  zusammengesetzt, 
dass  sie  den  nachstehenden  Abbildungen  zu  Grunde  gelegt  werden  konnten. 


Die  Fundstelle  ist  ziemlich  reich  an  verschiedenen  Gefässforroen,  welche 
sämmtlich  zu  den  in  den  älteren  Urnenfeldern  des  Lausitzer  Typus  ge- 
wöhnlichen gehören.  Doppclconische  Näpfe  sind  in  zw'eierlei  Gestalt  vor- 
handen, theils  in  der  häutigen  mit  hohem  Ober-  und  flachem  Untertheil 
(Fig.  1),  theils  in  der  selteneren  niedrigen  und  weiten,  bei  welcher  der 
fast  senkrecht  aufsteigende  obere  Theil  und  der  flache  untere  nahezu  die 
gleiche  Höhe  haben  (Fig.  2).  Auf  die  an  anderen  Fundorten  häufigen 
eiförmigen  Töpfe  mit  umgelegtem  Rand  w’eisen  verschiedene  Bruchstücke 
mit  geglätteter  oder  gerauhter  Aussenwandung  hin.  Die  für  die  älteren 
Urnenfelder  charakteristischen  Buckelgefässe  sind  durch  Bruchstücke  mit 
aufgeklebten  oder  aus  der  Gefässwanduug  herausgeformten,  elliptisch  um- 
randeten Buckeln,  sowie  durch  ein  kleines  napfartiges  Gefäss  vertreten, 
dessen  spitzwarzenförmige  Buckel  von  je  fünf  flachen,  halbkreisförmigen 
P’urchen  umgeben  werden  (Fig.  10).  Unter  den  Gefässen  mit  bauchigem 
Untertheil  und  hohem,  steil  aufsteigendem  Halse  (Fig.  4)  erscheint  auch 
eine  seltenere  Form,  welche  durch  die  Einschnürung  über  der  Standflächo 
pokalartig  wird  (Fig.  3).  Mit  diesen  Gefässen  verwandt  sind  doppelhenkelige. 


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25 


weitbauchige  mit  niedrigem,  senkrechtem  Hals  und  kugeligem  oder  nach 
dem  Hoden  conisch  verjüngtem  Bauch  (Fig.  6 und  6).  Hierzu  kommen 
Näpfe  mit  bauchigem  Untertheil  und  niedrigem,  ausladendem  Kande  (Fig.  7), 
zum  Theil  mit  engem,  ösenartigem  Henkel  (Fig.  8),  halbkugelige  Näpfe  mit 
centraler  Bodenerhebung  (Fig.  16),  breite,  niedrige,  tassenartige  Formen  mit 
■weitoffciiem,  bandartigem  Henkel  (Fig.  9)  und  kegelförmige  Tassen,  deren 
breiter  Henkel  in  der  Mitte  kantig  verdickt  und  deren  Band  beiderseits 
neben  dem  Henkel  höckerartig  erhöht  ist  (Fig.  12).  Grosse  Schalen  oder 
Schüsseln,  welche  vielleicht  als  Deckel  zu  den  Knochenurnen  dienten,  haben 
entweder  flachkegelige  Form  mit  breiter  Standfläche  (Fig.  13 — 15),  oder 
sind  zusammengesetzt  aus  einem  niedrigen  Untertheil  mit  massig  grosser 
Standfläche  und  einem  kurzen,  leicht  concav  geschweiften  Hals  (Fig.  17). 

Die  Verzierungen  der  Gefässe  sind  einfacher  Natur:  die  .Mittclkanten 
doppelconischer  Näpfe  oder  der  Oberrand  einer  Schüssel  sind  durch  mehr 
oder  weniger  scharfe  und  tiefe  Einschnitte  oder  Eindrücke  gekerbt,  die 
Wandungen  mancher  Gefässe  dicht  mit  radial  um  den  Boden  geordneten 
Strichen  oder  mit  horizontalen,  durch  verticale  getrennten  Strichgrup])en 
oder  mit  Gruppen  senkrechter  Striche  zwischen  flachen  Horizontalfurclien 
bedeckt.  Als  plastische  Ornamente  erscheinen  umrandete  Buckel  oder 
höckerartige  Erhöhungen  auf  Gefässrändern. 

Der  zu  den  aus  freier  Hand  geformten  Gefässen  verwendete  Thon 
ist  mit  Gesteinsgrus  gemengt,  die  Gefiissoberflächen  sind  mit  feingeschlämm- 
tem Thon  übei-zt)gen  und  zumeist  sorgfältig  geglättet.  Der  Brand  ist 
massig  hart,  lichte  Farben  wiegen  vor. 

Der  Inhalt  mancher  Gefässe  bestand  nach  dem  angeführten  Bericht 
aus  schwaraer  (holzkohlehaltiger)  Erde  und  aus  gebrannten  Knochenresten; 
Bronze-  und  andere  Beigaben  fehlten.  Welche  (iefässfonnen  als  Knochen- 
behälter gedient  haben,  ist  unbekannt,  weil  Gefässe  mit  Inhalt  nicht  auf- 
bewahrt worden  sind. 

Das  Urnenfeld  von  Weissbach  gehört  zweifellos  zur  älteren  Gruppe 
sächsischer  Urnenfelder  vom  Lausitzer  Tyjms.  Bau  der  Gräber,  Formen 
und  Verzierungswoisen  der  Gefässe  entsprechen  denen,  welche  aus  dem 
zu  Beginn  der  Periode  der  grossen  L'rnenfelder  angelegten  Gräberfelde 
auf  dem  Knochenberge  bei  Niederrödern  in  Sachsen  *)  bekannt  geworden  sind. 


Unterhalb  Yorwerk  Mannewitz  bei  Pirna. 

Von  Pirna  erstreckt  sich  nach  SO  ein  Sandsteinplateau,  die  Pirna- 
Struppener  Ebenheit,  an  dessen  westlichem  Baude,  etwa  1,2  km  südlich 
von  Schloss  Sonnenstein,  über  dem  Gottleubathal  das  Vorwerk  Manne- 
w'itz  liegt.  Von  der  Thalsohle  aufwärts  steigend  überschreitet  man  hier 
ein  sanft  geböschtes  Gehänge,  den  .\usstrich  der  Grünsandsteine  und  Mergel 
der  oberen  Kreideformation,  welche  den  darüber  steil  aufsteigenden 
Brongniarti-Quader  inantelartig  umgeben.  Das  zum  Theil  mit  Obstbäumen 
bepflanzte  Gehänge  ist  in  l’arzellen  getheilt,  welche  als  Acker-  oder 
Wiesenland  benutzt  werden. 

Beim  Umgrabeu  eines  solchen  bisher  mit  Gras  bedeckten  Grundstücks 
wurde  im  März  d.  J.  ein  Urnenfund  gemacht,  von  welchem  ich  durch 

*)  Mittheiluntfen  ans  dem  K.  Mineral. -gcolog.  und  Priiliislor.  Mnsi-nm  in  l're.sden, 
Heft  12  Ka.ssel  IH97. 


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2C. 


Herrn  Seminaroberlehrer  F.  A.  Wolff  in  Pirna  sofort  Kenntniss  erhielt. 
Die  Untersuchung  der  etwa  auf  halber  Höhe  des  Abhangs  liegenden  Fund- 
stelle ergab  das  Vorhandensein  von  Urnengräbern,  welche  aber  leider 
in  Folge  der  wiederholten  Umarbeitung  des  Hodens  bis  auf  wenige  Reste 
zerstört  waren.  Die  Gräber  liegen  so  flach  unter  der  Oberfläche,  dass 
die  Scherben  der  Gefässe  schon  beim  Umwenden  der  Grasnarbe  mit  dem 
Spaten  zwischen  den  Wurzeln  der  Gräser  zum  Vorschein  kommen.  Diese 
aussergewöhnlich  geringe  Tiefenlage  erklärt  sich  ans  der  fortgesetzten 
Abschwemmung  des  Erdreichs  nach  der  'I’halsohle  hin. 

Ausser  einzelnen,  auf  dem  schon  umgegrabenen  Theile  des  Feldes 
umhcrliegenden  Scherben  fanden  sich  noch  zwei  Grabstätten.  In  einer 
derselben  lagen  Hruchstücke  eines  doppelconischen  Napfes  mit  Ueberresten 
des  Kuocheninlialts  und  einer  Deckelschale  oder  -Schüssel.  Das  Erdreich 
war  in  der  nächsten  Umgebung  des  mit  einem  Kranz  grösserer  Sandstein- 
stüeke  umstellten  Grabes  durch  beigemengte  feinere  und  gröbere  Holz- 
kohlenbrückchen  dunkel  gefärbt. 

Nur  wenige  Schritte  davon  entfernt  lag  ein  zweites,  ebenfalls  schon 
stark  beschädigtes  Grab  ohne  Steinsetzung.  Als  Urne  diente  auch  hier 

ein  an  der  .Mittelkante  gekerbter, 
unten  gerauhter  doppelconischer 
Napf  (Fig.  20),  welcher  mit 
calcinirten  Knochen  zwischen 
schwärzlich  gefärbter  Erde  ge- 
füllt war.  Auf  dem  Inhalt  lagen 
Boden-  und  andere  Stücke  einer 
Schüssel  (Fig.  19),  um  die  Urne 
herum  Randstücke  desselben  Ge- 
fässes,  Bronzebeigaben  fehlten. 
Dicht  neben  der  Urne  fanden 
sich  Bruchstücke  eines  umge- 
kehrt gestellten  tassenartigen, 
auf  der  Olierseite  des  Gefäss- 
bauchs  mit  flachen,  schrägen 
Furchen  verzierten  Kruges  (Fig. 
21).  Die  Ausfüllung  der  Grube, 
in  welche  das  Grab  eingesetzt 
war,  bestand  auch  hier  aus  holz- 
kohlereicher, schwarzer  Erde,  die 
sich  von  dem  gelblichen,  lehmigen  Sandboden  der  Umgebung  scharf  abhob, 

Ini  Juni  d.  J.  erhielt  die  Dresdner  prähistorische  Sammlung  durch 
Herrn  Walter  Gebier  in  Pirna  von  derselben  Fundstelle  noch  eine 
grössere  Zahl  Gcfässscherben,  die  sieh  aber  leider  nur  zum  kleinsten  Theil 
zusammensetzen  Hessen,  Ein  durch  seine  Grösse  bemerkenswerther 
doppelconischer  Napf  (Fig.  18)  ist  über  der  durch  aneinander  gereihte 
Eindrücke  perlschnurartig  gekerbten  Mittelkante  mit  sieben  horizontalen 
Furchen  verziert,  auf  der  Unterseite  mit  Gruppen  radial  um  den  Boden 
gestellter  Striche,  deren  genauer  Parallelisinus  nur  mittels  eines  kamm- 
artigen Instruments  erzeugt  sein  kann.  Ein  zweiter  .Napf  der  gleichen 
Form  (Fig.  24)  zeigt  dieselbe  Verzierung  der  Mittclkante  und  gerauhte 
Unterseite.  Ein  kleinerer  (Fig.  22),  dessen  Oberthcil  leicht  nach  aussen 
gewölbt  ist,  trägt  über  der  perlschnurartig  verzierten  Mittelkante  vier 


Fig.  18—24  in  der  natilrlielien  Grösse. 


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27 


seicht  eingezogene  Horizontallinien.  Von  einem  dickwandigen,  grossen 
kesselartigen  Gefäss  aus  grobsandigem  Material  (Fig.  23)  ist  nur  ein  Bruch- 
stück vorhanden,  welches  aussen  roh  gerauht  und  mit  einer  aufgeklebten, 
durch  Fingereindrücke  kettenartig  gekerbten  Thonleise  verziert  ist. 

Alle  hier  gefundenen  Gefässe  sind  dunkel  gefärbt. 

Zu  welcher  Gruppe  der  Urnenfelder  vom  Lausitzer  Typus  das  hier 
beschriebene  gehört,  lässt  sich  bei  der  geringen  Zahl  der  Gefässe  und 
dem  Fehlen  charakteristischer  Formen  nicht  mit  Sicherheit  sagen.  Für 
den  älteren  Abschnitt  der  Periode  der  grossen  Urnenfelder  spricht  die 
Form  der  anscheinend  häufigeren  doppelconischen  Näpfe,  deren  beide  in 
der  Höhe  so  verschiedene  Theile  in  einer  scharfen  Kante  zusammen- 
stossen,  während  die  in  den  jüngeren  Urnenfeldern  Sachsens  vorkommenden 
gerundetere  Form  haben  und  der  obere  Theil  dieselbe,  oft  sogar  geringere 
Höhe  als  der  untere  hat. 

Wie  weit  sich  das  Urnenfeld  in  nördlicher  oder  südlicher  Richtung 
erstreckt,  war  nicht  festzustellen.  Vielleicht  bilden  die  Urnenfunde,  welche 
1886  am  unteren  Gehänge  des  Hausbergs,  im  Garten  des  der  scharfen 
Umbiegung  der  Hausbergstrasse  nach  Norden  gegenüber  liegenden  Grund- 
stücks gemacht  wurden*),  nur  die  nördlichen  Ausläufer  desselben.  Von 
letzterer  Stelle  wird  ein  doppelconischer  Napf  im  Museum  des  Gebirgs- 
vereins  für  die  Sächsische  Schweiz  in  Pirna  aufbewahrt. 


Casabrs  bei  Oachatz. 

Im  October  1898  theilte  mir  Herr  Lehrer  0.  Gutte  in  Casabra  mit, 
dass  beim  Ausheben  von  Erde  zur  Bedeckung  eines  Kartofl'elfeims  Urnen 
gefunden  und  bereits  mehrere  Gräber  von  ihm  aufgedeckt  worden  seien. 
Die  vom  Eigenthümer  des  Feldes,  Herrn  Gutsbesitzer  Henuig  in  Casabra 
bereitwilligst  gestattete  Untersuchung  der  Fundstelle  ergab  das  Vorhanden- 
sein eines  anscheinend  ausgedehnten  Urnenfeldes  vom  älteren  Lausitzer  Typus. 

Dasselbe  liegt  etwa  250  m vom  östlichen  Ausgange  des  Dorfes 
Casabra  links  der  Strasse  nach  Stauchitz,  nur  wenige  Schritte  davon 
entfernt.  Durch  die  zur  Gewinnung  des  Erdreichs  längs  der  Kartoft’elfdmcn 
ausgehobenen  flachen  Gräben  waren  mehrere  Urnengrabstätten  blosgelegt 
und  angeschnitten  worden.  In  einer  derselben,  deren  photographische 
Aufnahme  ich  Herrn  Gutte  verdanke,  hatten  in  einem  Steinkranz  zwei 
grössere,  mit  Knochen  gefüllte  und  mit  Schüsseln  bedeckte  Urnen  und 
eine  Anzahl  grösserer  und  kleinerer  Beigefässe  gestanden;  ein  zweites, 
dicht  daneben  befindliches  Grab  enthielt  einen  doppelconischen  Napf  mit 
Knochenresten,  bedeckt  von  den  Trümmern  eines  Deckelgefässes,  und 
einen  Topf,  über  den  eine  grössere  kegelförmige,  auf  der  Aussenseite  mit 
senkrechten  Strichen  verzierte  Tasse  gestellt  war.  In  einem  dritten  Grabe, 
welches  leider  fast  vollständig  zerstört  war,  fanden  sich  Bruchstücke  eines 
Buckelgefässes  und  einer  mit  schwarzer,  durch  beigemengte  Holzkohlen- 
stückchen gefärbter  Erde  und  mit  Kesten  des  Leichenbrandes  gefüllten  Urne. 

Ziemlich  vollständig  erhalten  waren  zwei  weitere  Gräber  ohne  Stein- 
packungen,  welche  in  den  Wandungen  der  Gräben  zum  Vorschein  kamen. 
Das  eine  derselben  enthielt  als  Urne  ein  doppelhenkeliges  Gefäss  mit 


•)  Sitzungsber.  Isis  Dresden  1885,  S.  40. 


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vier  aus  der  Wandung  herausgeforinten  flachen  Buckeln  (Fig.  33),  das 
von  einer  niedrigen  gehenkelten  Schüssel  (Fig.  32)  überdeckt  war. 
Der  Boden  der  Urne  lag  30  cm  unter  der  Erdoberfläche.  Als  Beigefäss 
stand  neben  der  Urne  umgekehrt  ein  eiförmiger  Topf  mit  niedrigem, 
wenig  ausladendem  Rande  (Fig.  31);  von  einem  zweiten  Topfe  derselben 
Form  waren  nur  noch  einzelne  Scherben  vorhanden.  Im  anderen  Urabe 
standen  ein  weitoffener,  bauchiger  Napf  (Fig.  25)  mit  Leichenbrandresten 
und  drei  Beigefässe;  ein  doppelhenkeliges  Gefäss  mit  seichten,  senkrechten 
Furchen  auf  dem  oberen  Gefässbauch  (Fig.  26),  ein  kleineres  ähnliches 
ohne  Verzierungen  (Fig.  29)  und  ein  kleiner  tassenartiger  Krug  (Fig.  27). 
Die  Bodentiefe  aller  (Jefässe  betrag  46  cm.  Die  Beigefässe  waren  dicht 
an  die  Urne  herangerückt,  zum  Theil  unter  dieselbe  geschoben.  Die  geringe 
Tiefenlago  der  Gräber  mag  wohl  auch  die  L'rsachc  sein,  warum  sämmtliche 
Gefässe  mehr  oder  weniger  zertrümmert  und  zerdrückt  sind. 


Ausser  den  den  letzterwähnten  beiden  Gräbern  entnommenen  Gefä.ssen 
erhielt  die  Dresdner  prähistorische  Sammlung  von  Herrn  Lehrer  0.  Gutte 
noch  einen  grösseren  terrinenartigen  Napf  (Fig.  34),  einen  Krug  mit  ge- 
drückt kugeligem  Untertheil  und  neben  dem  Henkel  zu  niedrigen  Höckern 
ausgezogenem  Rande  (Fig.  30)  und  ein  kleines  birnenförmiges  Näpfchen 
(Fig.  28),  dessen  Oberfläche  im  Brande  rissig  geworden  ist;  andere 
Gefässe  sind  in  den  Besitz  des  Herrn  Rechtsanwalt  Schmorl  II  in  Oschatz 
übergegangen. 

Von  Beigaben  hat  sich  bis  jetzt  nur  ein  wenige  Centimeter  langer, 
angeschmolzener  Bronzedraht  und  das  Bruchstück  eines  flachen  Mahlsteines 
aus  röthlichem  Quarzpor])hyr  gefunden,  doch  ist  zu  erwarten,  dass  fort- 
gesetzte Ausgrabungen  noch  weitere  Beigaben  aus  Bronze  oder  Thon  zu 
Tage  fördern  werden. 

Betreffs  der  Zeitstellung  des  Urnenfeldes  von  Casabra  gilt  das  für  das 
Weissbacher  Gräberfeld  Gesagte.  Formen  und  Technik  der  keramischen 
Erzeugnisse  weisen  auf  den  Beginn  der  Periode  der  Lausitzer  Gräberfelder 
hin,  wenn  sich  auch  in  der  Herstelhingsweise  der  Gefässe  von  Casabra 
geringe,  nur  als  örtliche  anzusehende  Unterschiede  gegenüber  denen  von 
Weissbach  bemerkbar  machen.  So  ist  der  zu  den  Gefässen  verwendete 
Thon  nicht  so  reich  an  groben  Gesteinsbrocken,  sondern  mehr  gleich- 
körnig grobsandig,  und  (lie  an  den  Weissbacher  Urnen  vorherrschenden 
gelben  Farbentöne  sind  hier  durch  weisse,  graue  bis  schwarze,  selten 
röthliche  ersetzt. 


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Ahhandlimgen 

der 

Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 

ISIS 

in  Dresden. 


1899. 


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V.  Studien  über  Faciesbildiingeii  im  Gebiete  der 
sächsischen  Kreideformatioii. 

Von  Dr.  Wilhelm  Fetrasoheok. 


Das  Gebiet  der  sächsischen  Kreideformation  zerfällt  in  zwei  Facies- 
bezirke,  den  des  Quaders  und  denjenigen  des  Pläners.  Die  gegenseitigen 
Beziehungen  beider  zu  einander  zu  verfolgen  und  Zwar  namentlich  fest- 
zustellen, welche  Schichten  des  einen  Complexes  speciell  denen  des  anderen 
entsprechen,  sowie  klar  zu  legen,  in  welchem  .Maasse  mit  den  petro- 
graphischen  Faciesunterschieden  eine  faunistische  Differenzirung  Hand  in 
Hand  geht,  ist  die  Aufgabe  der  folgenden  Untersuchungen. 

Als  Grundlage  für  die  nachstehenden  FJrörterungen  dienten 

1.  H.  B.  Geinitz:  Charakteristik  der  Schichten  und  Petrefacten  des 
sächsisch -höhniischeu  Kreidegehirges.  Dresden  und  Leipzig  1839  — 42. 

2.  H.  B.  Geinitz:  Das  hähthalgehirge  in  Sachsen.  Palacontographica 
Bd.  20,  1871—75. 

3.  Die  nachstehenden  Blätter  und  zugehörigen  Erläuterungen  der 
geologischen  Specialkarte  des  Königreichs  Sachsen,  bearbeitet 
unter  der  Leitung  von  Hermann  Credner: 

Section  Meissen  und  Freiherg  von  A.  Sauer, 

„ Kötzschenhroda  von  Th.  Siegert, 

„ Tharandt  von  R,  Beck  und  A.  Sauer, 

„ Wilsdruff,  Dresden,  Kreischa- Hänichen,  Pirna,  Königstein 
und  Berggiesshühel  von  R.  Beck, 

„ Glashütte -Dippoldiswalde  und  Rosenthal -Hoher  Schnce- 
berg  von  F.  Sc  ha  Ich, 

„ Grosser  Winterberg -Tetschen  von  R.  Beck  und  J.  Hibsch. 

Die  übrige  in  Betracht  kommende  Litteratur  findet  sich  an  der  be- 
treffenden Stelle  citirt. 

Die  von  der  geologiscben  Landcsuntersuchuug  Sachsens  cingeführte 
und  in  deren  Publicationen  kartographisch  und  textlich  zur  Anwendung 
gebrachte  Stufen-Gliederung  der  sächsischen  Kreideformation  ist  auch 
unserer  Arbeit  über  die  Faciesbildungen  der  letzteren  zu  Grunde  ge- 
legt worden. 

Den  erforderlichen  palacontologischen  Studien  süinden  die  reichen 
Sammlungen  des  K.  Mineralogisch -geologischen  Museums  zu  Dresden  und 
der  K.  Sächsischen  Technischen  Hochschule,  sowie  die  Sammlung  der 
K.  Sächsischen  Geologischen  Landesanstalt  in  Leipzig  zu  Gebote.  Das 


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32 


iiuf  solclic  Weise  verfiigl)are  geologische  und  palaeontologische  Material 
wurde  durch  eigene  seit  mehreren  Jahren  angestellte  Beobachtungen  uiul 
sanmilerische  Ausbeutungen  ergänzt  und  vervollständigt. 

Ks  ist  meine  l'tlicht,  aucli  an  dieser  Stelle  meinen  Lehrern,  Herrn 
Geheimen  Bergrath  l’rof.  Dr.  H.  Credner  und  Herrn  I’rof.  Dr.  E.  Kalkowsky 
fiir  die  vielfachen  Förderungen  und  Unterstützungen,  die  sie  mir  hei  der 
Abfassung  vorliegender  Arbeit  zu  Theil  werden  liessen,  meinen  wärmsten 
Dank  auszusprechen.  Auch  den  Herren  l’rof.  Dr.  K.  Beck,  Prof.  Dr. 
J.  Ilibsch  und  Dr.  J.  Jahn  bin  ich  für  schätzenswerthe  Unterweisungen 
selir  zu  Dank  verbunden. 


Innerhalb  des  sächsischen  Kreidegehietes  erscheint  die  Stufe  des 
Inonramus  lahiatus  zur  Prüfung  und  Beantwortung  der  einschlägigen 
Fragen  besonders  geeignet,  weil  gerade  sie  die  ausgesprochenste  petro- 
graphische  Faciesdiflerenzirung  aufweist,  von  der  vorauszusetzen  ist, 
dass  sie  auch  in  faunistischen  Unterschieden  ihren  Ausdruck  finde. 

I.  Die  Quader-  und  Plänerfacies  der  Stufe  des  Inoceramns 

Utbiatutt. 

Das  Unter-Turon,  also  die  Labiatus-Stufe,  ist  in  Sachsen  in  zwei 
einander  schroft’  gegenübersfehenden  pctrographischen  Facies  zur  F.nt- 
wickelung  gelangt,  nämlich  dem  Labiatus- Quader  und  dem  Lahi.atus- Pläner. 
Der  erstere  beschränkt  sich  .auf  das  Verbreitungsgehict  der  Sächsisch- 
Böhmischen  Schweiz,  der  letztere  hingegen  .auf  das  nordwestlich  vor- 
liegende Elhthalareal  von  Mügeln  bis  Meissen.  Zwischen  diesen  beiden 
pefrographisehen  (iegensätzen  wird  ein  Uebergang  durch  kalkige  Quader 
und  sandige  Pläner  vermittelt.  Beck*)  hat  diesen  genau  verfolgt  und 
gezeigt,  dass  der  Kalkgehalt  zunächst  in  den  liegenden  Schichten  auftritt 
und  dann  nach  -\  W in  immer  höhere  (Jesteinsbänke  hinaufsteigt.  Ganz 
allmählich  und  stetig  ändern  die  Quader  utid  Pläner  ihre  Beschatfenheit. 
Bei  Königswahl  im  Eulauer  Thal  in  Böhmen  ist  der  Labiatus-Quader 
niittelkörnig,  er  bleibt  es  bis  in  die  Gegend  von  Klein-Cotta  in  der  süd- 
östlichen Ecke  von  Section  Pirna,  von  hier  ah  beginnt  er  feinsandig  zu 
werden  und  bildet  den  wegen  seines  feinen  und  glcichmässigen  Kornes 
geschätzten  Bildhauersandstein  von  Gross-Cotta,  Rottwerndorf  und  Dohna. 
Weiter  nach  NW  wird  sein  Bindemittel  kalkig,  und  kaum  merklich  geht 
er  in  sandigen  Pläner  über.  Solcher  steht  am  Wege  von  Gross-Sedlitz 
nach  Krebs  an  und  reicht,  immer  ärmer  an  Sand  werdend,  bis  in  die 
Gegend  nördlich  von  Dohna.  Erst  im  (Jehiete  der  Section  Dresden  und 
zwar  zunächst  hei  Leubnitz  ist  die  Lahiatus-Stufe  als  eigentlicher  Pläner 
entwickelt.  Die  Strecke,  auf  der  dieser  ganz  langsame  Uebergang  statt- 
lindet,  entspricht  einer  Entfernung  von  fast  20  km. 

1.  Die  Quaderfaoies. 

Der  Labiatus-Quader  stellt  einen  in  dicke,  1 bis  3 m mächtige  Bänke 
geschichteten,  fein-,  mittel-  bis  grobkörnigen  Sandstein  dar,  der  im 
äussersten  Südosten,  bei  Königswahl,  sogar  einzelne  Gerölle  in  sich  nuf- 

*)  Kilauti  nniKCii  Seel.  Pirim,  S.  lio. 


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33 


nimmt.  Quarz  und  zwar  von  weisser,  grauer,  seltener  von  rötlilicher  Farbe 
ist  bei  weitem  vorwiegend,  daneben  treten  vereinzelte,  ganz  kleine  Glimmer- 
schiippcben,  Glaukonit  und,  jedoeh  nur  als  mikroskopische  llestandtbeile, 
Turmalin,  Zirkon  und  Rutil  auf.*)  Das  Bindemittel  ist  thouig,  im  NW 
kalkig,  seltener  eisenschüssig.  Vom  Carinaten-Quader  unterscheidet  sich 
der  Labiatus- Quader  durch  seine  kleineren  und  spärlichen  Muskovit- 
schüppchen,  vom  Brongniarti-Quader  durch  das  Fehlen  kaolinisirter  Feld- 
spathe,  durch  die  geringere  Zahl  rosarother  Quarze  und  durch  das  Binde- 
mittel, das  bei  letzterem  meist  eisenschüssig  ist.  Diagonalschichtung  und 
Wellenfurchen  kennzeichnen  den  Labiatus -Quader  als  eine  Ablagerung 
des  seichten  Wassers** ••*)). 

Die  Verbandsverhältnisse  des  Labiatus -Quaders  sind  durch  die  tief 
in  die  Kreideschichten  einschneidenden  Flussthäler  wiederholt  klar  auf- 
geschlossen. Sein  Liegendes  wird  von  einem  plattigen,  feinkörnigen 
Sandstein  (Plänersandstein)  gebildet,  der,  wie  später  gezeigt  werden  soll, 
eine  selbständige  obere  Stufe  des  Cenomans  repräsentirt,  ein  Lagerungs- 
verhältniss,  welches  durch  das  von  Herrn  Geheimen  Bergrath  Prof.  Dr. 
11.  Credner  aufgenommene  und  mir  zur  Verfügung  gestellte  Profil  1 

Fig.  1. 


HU&od. 


Auf  den  Carinaten-Quader  (qc)  folgt  die  obere  Stufe  des  Cenomans,  ein  Pläner- 
sandstein (pac),  auf  diesen  der  lanbiatus-t^uader  (ql).  Nach  H.  tlredner. 


veranschaulicht  wird.  Im  Gottleuhathal  bei  Langenhennersdorf  bildet  ein 
blaugrauer  Thon,  der  nach  Geinitz  Inoceramus  labiatm  Schloth.  und 
Ammmiites  peramplus  .Mant.  führt,  das  Liegende,  erst  unter  diesem  folgt 
der  feinkörnige  Sandstein  des  Cenoman.  Das  Hangende  des  Labiatus- 
Quaders  stellt  die  Stufe  des  Inoceranms  Brongiüiirti  dar,  die  an  ihrer 
Basis  insofern  eine  ziemlich  wechselvolle  Ausbildung  zeigt,  als  sie  im 
Gottlcubathal  mit  einem  sandigen  glaukonitischen  Mergel  beginnt,  auf  den 
glaukonitischer  Sandstein  mit  Ithynchondla  bohvniica  Schlönb.  folgt. 


•)  Erhäutcrangen  Sect.  Hosenthal.  S.  IH. 

**)  Erläuterungen  Sect.  (irosser  Winlerberg-Tetschen.  S.  28,  und  Beck:  Ueher 
LitoralbUdungen  in  der  säch.sischen  Kreidefoniiation.  Her.  iiatf.  Ues.  Leipzig  l89.')/9lj,  S.5. 

••*)  .\nini  rkung  zu  Figur  1 : Die  von  uns  zur  Erklärung  aämmtlicher  Texttiguren 
benutzten  Buchstaliensyinb<de  für  die  einzelnen  Schichten  der  sächsischen  Kreide  ent- 
sprechen folgenden , auf  der  geologischen  Specialkarte  des  Königreichs  Sa<’hsen  für  die 
gleichen  Ablagerungen  zur  Anwendung  gebrachten  Symbolen.  Cenoman:  qc  = cl  9, 
pc  = c 1 p,  pjc  = tls.  — Labiatus -Stufe:  ql  = 1 1 s,  pl  = 1 1 p.  — Brongniart  i- 
Stufe;  in  = t 2 ni,  q Yi  = t 2g,  pb,  = t 2 ]i,  q y,  = 1 2 g,  p bj  = 1 2 m ~ t 2 p,  q b 
= t3s.  — Scaphiten-Stufe:  msc  = t 4. 


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34 


wiihrciiil  im  Uielathal  uml  am  l'usse  des  Hohen  Scliiieeberges  dieser 
letztere  den  Lahiatus-Quader  direct  überlagert. 

Der  Labiatus-Quader  bat  eine  betriiclitliclie  Zahl  von  Fossilien  ge- 
liefert, die  hauptsäcldicb  in  den  zablreichen  und  grossen  Steiidjrücben  des 
(iottleubatbales  und  des  Lohmgrundes  gesammelt  wurden.  Oeinitz, 
Deck  und  Scbalcb  citiren  die  folgenden  Arten: 


Callianai^sa  antiqua  Otto.  ss. 
Avmonites  Austeni  Sharpe.  s. 

— peramphis  Mant.  s. 

Lima  canalifera  Goldf.  ss. 

— psetidocardium  liss.  s. 

.Ire«  yluhra  l’ark.  ss. 

IMen  decemcontatus  Münst.  s. 
Pinna  Cottai  Gein.  s. 

— dcciissata  Goldf.  bb. 

— cretacea  Schlotb.  b. 

Inoceramus  lahialus  Scblotb.  bb. 

— Vripsii  .Mant.  8. 

L’xoyyra  tulumha  Dam.  b. 

lihijnchontjlla  hohenüca  Scblönb.  8. 
StvlUxster  albensis  Gein.  ss. 

Hohlster  snborliicularis  Defr.  s. 


Der  unbedeutenden  Spccieszabl  steht  der  Heiebtbum  an  Indiviilueii 
einzelner  Arten  gegenüber.  Inoreramns  htbiaius  Scblotb.  kommt  in 
ausserordentlich  grosser  .Menge  vor;  in  den  llottwerndorfer  Drüchen  bildet 
er  oft  Nester,  am  böbmisclien  Abhang  bei  Königswald  erscheinen  die 
Scbicbtfläcben  zuweilen  wie  damit  gepflastert.  Auch  Ea'ogyra  columba  Dam. 
ist  nicht  nur  in  zablreichen  einzelnen  Exemplaren  anzutreften,  sondern 
tritt  ausserdem  hie  und  da  bankförmig  angereichert  auf. 

2.  Bio  Flänerfaoios. 

Das  Verbreitungsgebiet  der  typischen  Labiatus-I’läner  liegt,  wie  bereits 
bervorgeboben,  nordwestlich  von  dem  des  Quaders  und  breitet  sich  in 
der  Elbthalwanne  zwischen  Mügeln  und  Meissen  aus.  Charakteristisch  für 
den  riäner  ist  seine  Schichtung  in  Dünke,  deren  Mächtigkeit  in  der 
Kegel  zwischen  0,2  und  0.5  m schwankt  und  denen  zuweilen  sebwaebo 
schieferige  Lagen  zwischengeschaltet  sind.  Der  Pläner  ist  sehr  feinkörnig 
bis  dicht,  von  blaugrauer,  aschgrauer  oilcr  bräunlicher  Farbe  und  weist 
meist  bräunliche  oder  graue  Flecken  auf.  Gewöhnlich  ist  er  kalkig, 
ausserdem  noch  thonig  oder  feinsandig.  Spärlich  enthält  er  kleine 
Glimmerblättchen  oder  Glaukonit.  Wenn  auch  der  Carinaten- Pläner  ge- 
wöhnlich zahlreichere  .Muskovitscbüppchen  enthält  als  der  Labiatus- Pläner, 
so  ist  es  doch  nicht  möglich,  beide  lediglich  auf  Gi-und  des  Gesteins- 
habitus sicher  zu  unterscheiden.  Ebensowenig  finden  sich  durchgreifende 
pctrographiscbe  Verschiedenheiten  zwischen  dem  Labiatus- Pläner  und  dem 
Drongniarti  - Pläner. 

Das  Liegende  der  Labiatus-Stufe  der  Dresdner  Fdbthalwanne  besteht 
aus  dem  Carinaten-PIäner.  welcher  durch  eine  O.5  bis  1 m mächtige  Schicht 
von  gelblichem  .Mergel,  die  in  den  Steiiibrüchen  von  Cotta  und  Leutewitz 


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39 


die  Conglomeratc  entwickelt,  die  liier  aus  abgerollten  Porphyr-  und 
tiranititgeschieben  bestehen.  Beides,  das  Pehlen  des  Quaders  und  das 
Auftreten  von  groben  Conglomeraten  ist  eine  Folge  davon,  dass  sich  der 
Untergrund  hier  zu  einer  Klippe  erhebt. 

Südöstlich  von  Dohna  befindet  sich  ini  Bahrethal  ein  von  Beck*) 
erwähnter  .\ufschluss,  welcher  den  auf  Granit  liegenden  Carinaten-Qiiader, 
hierauf  ein  lockeres  Conglotnerat  und  Thon  (zusammen  2 m mächtig), 
sodann  Plänersandstein  zeigt.  Diesen  letzteren  beschreibt  Beck  als 
feinkörnig,  von  thonigem  Bindemittel,  porös,  daher  auffallend  leicht  und 
von  nur  noch  geringem,  durch  Auslaugung  reducirtem  Kalkgehalt.  In  ihm 
fand  Beck  Cidaris  Sorüjneti  Des.  und  betrachtet  ihn  deshalb  mit  Recht 
als  ein  Aeijuivalent  des  Carinaten- Pläners.  Darüber  erst  lagert  der 
Labiatus-Quader,  gerade  so  wie  unterhalb  Dohna  über  dem  Carinaten- 
Pläncr  der  Labiatus -Pläner  folgt.  Am  besten  ist  diese  Ueberlagerung 
an  der  Haltestelle  Langenhennersdorf**)  aufgeschlossen.  Hier  liegt  über 
der  Crednerien-Stufe  der  Carinaten -Quader,  darauf  folgen  lose  Sande 
und  feinkörnige  Sandsteine,  die  dem  Plänersandstein  entsprechen,  und 
hierüber  eine  Schicht  Thon,  die  nach  Geinitz***)  Inoceramus  lahintm 
Schloth.  und  Ammonites  pcrampliis  Mant.  führt,  endlich  der  Labiatus- 
Quader.  Ebenso  bildet,  wie  diis  Profil  1 S.  33  darstellt,  bei  Eiland  ein 
Plänersandstein  das  Hangende  des  Carinaten -Quailers  und  auf  diesen 
folgt  erst  der  Labiatus-Quader. 

In  übersichtlicber  Zusammenfassung  der  obigen  Darlegungen  ergiebt 
sich  also  bei  Dohna  und  südöstlich  davon  folgende  Reihenfülgo  der  Schichten; 

4.  Labiatus-Pläner  oder  -Quader, 

Zwiscbenrnittel:  Tbon. 

3.  Carinaten-Pläner  nach  SO  übergehend  in  Plänersan  dstein. 
Zwischen  mittel:  Conglomerat  und  .Muschelbreccie  in  der 
Nähe  der  Kahlebuschklippe,  sonst  Mergel  oder  Thon. 

2.  Carinaten-Quader,  local,  besonders  am  Fusse  der  Klippe 
fehlend. 

1.  Crednerien-Stufe,  local  fehlend. 

Ganz  analoge  Lagerungsverhältiiisse  sind  südlich  und  westlich  von 
Dresden  und  zwar  am  vollständigsten  bei  Merbitz  und  Leutewitz  zu 
beobachten  t).  Ueber  der  Crednerien-Stufe  liegt  hier  der  Carinaten-Quader 
mit  Peden  asper  Lam  , darauf  folgt,  wie  Beck  in  Erfahrung  gebracht 
hat,  durch  eine  Thonschicht  getrentit  der  Carinaten-Pläner,  darüber, 
wiederum  unter  Zwischenschaltung  einer  Mergelschicht,  der  Labiatus-Pläner. 

An  den  Hängen  des  Plauenschen  Grundes  liegt  der  Carinaten-Pläner 
dem  Syenit  direct  auf.  Er  darf  al)cr  trotzdem  nicht  als  ältestes  Glied 
der  Kreide  aufgefasst  werden,  denn  der  Syenit  bildet  hier,  wie  später 
ausführlicher  gezeigt  werden  wird,  eine  dem  Kahlebusch  und  dem  Gamig- 
hübel entsprechende,  die  untersten  Schichten  der  Kreide  durchragende 
Klippe.  Der  Carinaten-Quader  umlagert  den  Syenit  mantelförmig,  ja 
selbst  vom  Carinaten-Pläner  greifen  nur  die  hängendsten  Schichten  über 
den  Syenit  hinweg,  während  ihn  die  älteren  ebenfalls  in  mantelförmiger 

•)  Erläuterungen  Sect.  Pirna,  S.  50. 

**i  Erläutenineen  Sect.  Berggies.sliiibcl,  .S.  titj  und  Fig.  3. 

•**)  Ell.tlmlgcbirge  II,  S.  VII. 

f)  Erläuterungen  Sect.  Wilsdruff,  S.  51. 


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40 


Umlaserung  umgeben,  wie  aus  dem  steilen  Einfallen  des  Syenits  unter 
den  IMilner  an  verschiedenen  Stellen  hervorgeht.  Itei  Coschütz  und  ebenso 
bei  Döltzschen  liegt,  wie  Profil  2 darstellt,  der  Carinaten- Pläner  über 
dem  Carinaten -Quader  und  wird  von  ihm  durch  mächtige  Conglomerate 
getrennt.  Der  Quader,  der  den  S)'enit  überlagert  und  sich  nach  W an 
dessen  Böschung  auskeilt,  wird  durch  ganz  schwache  Conglomeratschicliten 
in  drei  Bänke  gesondert,  deren  oberste  eine  rasch  wechselnde  Mächtigkeit 
besitzt.  Dieselbe  zeigt  zugleich  stellenweise  discordante  Parallelstructur 


Fig.  2. 

</c  ßiC 


Profil  durch  das  dem  Syenit  aufgelagerte  Cenoman  von  Coschütz 
am  Plauenscheu  Gründe  hei  Dresden. 


S — Syenit,  qc  = (’arinaten-Quadcr,  bei  y einen  Descensionsgang,  den  sogenannten 
Muschelfels  von  Coschütz  bildend,  k c = Conglomerat,  p c = Carinaten  - Pläner. 

und  führt  häufig  Petrefacten,  von  denen  Kudisten  am  interessantesten 
und  gar  nicht  selten  sind.  Von  solchen  fanden  sich  KadioUtes  Saxoniae 
Rüm.  und  liadioUtes  Oermari  üein.,  ausserdem  Patella,  radioUtarum  Gein. 
und  Aledrijonia  carinata  Lam.  Exemplare  von  Inoceramus  striatus  Mant. 
kommen  in  grosser  Menge  nesterweise  vor.  Das  über  dem  Quader 
liegende  grobe  Conglomerat  nimmt  nach  oben  hin  kalkiges  Bindemittel 
auf,  worin  sich  Ostrea  hippopodium  Nilss.  fand.  Noch  höher  geht  es  in 
eine  kalkige,  überaus  harte  Muschel breccie  über,  was  sich  auch  am 
gegenüberliegenden  Thalrande,  an  der  Str.asse  nach  Döltzschen,  beobachten 
lässt.  Die  Schalen  der  Muscheln  sind  vollständig  zertrümmert,  nur  hie 
und  da  kann  man  zwischen  den  unbestimmbaren  Fragmenten  den  Quer- 
bruch eines  CVdam- Stachels  vesindosu),  zuweilen  auch  einen  Pecten 
cf.  doni/ahts  entdecken.  Der  nun  folgende  Pläner  ist  in  dicke  B.änke 
geschichtet,  die  theils  sandig,  theils  so  k.alkreich  sind,  dass  sie  früher 
behufs  Kalkgewinnung  gebrochen  und  gebrannt  wurden.  Er  ist  arm  an 
organischen  Resten  und  lieferte  nur  Aleefnjonia  carinata  Lam.,  Vola 
notabilis  Münst.  mit  ausgezeichnet  erhaltener  OberHächenskulptur  und 
unbestimmbare  Inoceramus-  und  Spondi/lus-lle&ta.  Das  K.  Mineralogisch- 
geologische Museum  zu  Dresden  bewahrt  aus  dem  „unteren  Pläner  von 
Coschütz“  einen  Inoceramus  stnatus  Mant.  und  einen  Pecten  memhranacens 
Nilss.,  die  dem  Gesteinshabitus  nach  zu  schliessen  aus  den  kalkreichen 
Bänken  dieses  Pläners  stammen.  Verniuthlich  und  nach  Analogie  mit 
benachbarten  Vorkommnissen  grilT  dieser  Carinaten -Pläner  früher  von 
hier  ans  über  die  jetzt  zu  Tage  ansstreichenden  Conglomerate  und  Sand- 
steine weg  und  lagerte  dann  direct  auf  dem  Syenit  der  westlich  an- 
stossenden  Kuppe  auf.  Die  uni-egelmässige  Lagerung,  insbesondere  auch 
das  abnorme  nach  OSO  gerichtete  Einfallen  der  Schichten  erklärt  sich 
durch  mantelförniige  Auflagerung  auf  den  Syenit,  der  dort,  wie  mati 
wiederholt  beobachten  kann,  eine  verschiedentlich  auf-  und  absteigende 


^ioogle 


41 


Oberfläche  besitzt,  auf  deren-  tiefer  liegenden  Stellen  der  Quader  zur 
Ablagerung  gelangte,  während  auf  den  Einporragungen  nur  der  Pläner 
liegt.  Nuturgcmäss  wurden  locale  Klüfte  und  kesselartige  Vertiefungen 
des  Syenituiitcrgiundes  ini  Pereiche  des  Quaders  von  letzterem  ausgefüllt, 
so  dass  gangartige  Descensionen  entstanden,  wie  der  Coschützer  Muschel- 
fels vielleicht  eine  solche  vorstellt. 

Nur  in  der  Nähe  von  Coschütz  und  Döltzschen  wird  der  Carinaten- 
Pläner  von  Syenitconglonieraten  unterlagert,  weiter  nach  Westen  treten 
Mergel  an  ihre  Stelle.  Auf  den  Carinaten- Pläner  folgt  bei  Döltzschen 
und  Plauen,  und  zwar  durch  eine  zweite  Mergelschicht  getrennt,  der 
Labiatus- Pläner. 

In  übersichtlicher  Zusammenstellung  ergiebt  sich  hieraus  für  die 
Oegend  südlich  und  westlich  von  Dresden  folgendes,  demjenigen  von  Dohna 
ganz  analoge  Profil: 

4.  Dabiatus-Pläner, 

Zwischenniittel:  Mergel. 

3.  Carinaten- Pläner, 

Zwischenniittel:  Conglomerat  und  Muschelbreccie,  sonst 
Thon. 

2.  Carinaten-Quader,  local  auf  dem  Syenitrücken  fehlend. 

1.  Crednerien-Stufe,  local  fehlend. 

Das  Voretehende  lehrt,  dass  in  der  ganzen  bisher  betrachteten 
(legend,  in  der  das  Cenoman  am  vollständigsten  entwickelt  ist,  zwei  ver- 
schiedene thonige  Zwischenmittel  auftreten,  das  eine  liegt  im  Cenoman 
und  trennt  den  Carinaten-Quader  vom  Carinatcn-Pläner,  das  zweite  bildet 
die  (irenze  zwischen  Cenoman  und  Turon,  gehört  aber  bereits  dem  Turon 
an.  Dei  Vergleichung  von  an  verschiedenen  Orten  diesen  beiden  thonig- 
inergeligen  Schichten  entnonnnenen  Proben,  wobei  besonders  deren  Oehalt 
an  Sand,  Kalk,  Glimmer  und  Glaukonit  berücksichtigt  wurde,  konnten 
keine  durchgreifenden  Unterschiede  zwischen  beiden  Schichten  gefunden 
werden.  Jedenfalls  aber  ergiebt  sich,  dass  man  aus  der  Trennung  des 
Carinaten- Quaders  und  Plänersandsteins  auf  der  Goldenen  Höhe  durch 
eine  Thonschicht  allein  noch  nicht  schlicssen  darf,  dass  letzterer  zuin 
Turon  gehört. 

Ferner  wurde  gezeigt,  dass  nirgends  in  der  besjirochenen  Gegend  das 
Turon,  sei  es  als  (juader  oder  als  Pläner  entwickelt,  direct  auf  dem 
Carinaten-Quader  liegt.  Vielmehr  besteht  die  Heihenfolge  der  Schichten 

im  Plänerareal  (Dohna,  Plauen,  Leutewitz): 

Labiatus- Pläner, 

Carinaten  - Pläner, 

Carinaten  - Quader ; 

im  Plänersandsteinareal  (Zwirtschkau,  Langenhennersdorf, 
Eiland): 

Labiatus  - Quader, 

Carinaten  - Plänersandstein, 

Carinaten  - Quader. 

Da  nun  auf  der  Goldenen  Höhe  der  Plänersandstein  direct  über 
Carinaten-Quader  liegt,  so  ergiebt  sich  mit  zwingender  N'othwendigkeit, 
d.ass  auch  dieser  I’länersandstein  1.  dem  Cenoman  angehört. 


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42 


2.  eine  Faciesbildung  des  Carinaten-Pläners  ist.  Sein  Gesteins- 
habitus und  seine  Fossilien  stehen  damit  völlig  im  Einklang. 

Der  Plänersandstein,  der  auf  der  Prinzenhöhe  und  Goldenen  Höhe, 
ferner  von  hier  bis  nach  Sobrigau  und  Lockwitz  den  Carinaten- Quader 
überlagert,  ist  in  dicke  Bänke  geschichtet.  Auf  der  Prinzenhöhe  zählt 
man  deren  vier  von  je  ca.  1,5  m Mächtigkeit,  bei  Cunnersdorf  sechs  von 
geringerer  Stärke.  Der  Sandstein  ist  sehr  feinkörnig,  reich  an  thonigem 
Bindemittel,  mürbe,  porös  und  daher  auffallend  leicht.  Er  ist  entweder 
schwach  bräunlich  gefärbt  oder  weiss,  und  dann  gewöhnlich  von  vielen 
kurzen  Streifen  oder  kleinen  Flecken  von  brauner  Farbe  durchsetzt;  ausser- 
dem führt  er  zahlreiche  weisse  Glimnierscliüppchen.  Auf  der  Goldenen 
Höhe  und  auf  der  Prinzenhöhe  bemerkt  man  in  seinem  unteren  Niveau 
reihenweise  angeordnete,  von  lockerem  Sande  erfüllte  Höhlungen,  die  be- 
kannten Serpelhöhlen.  Kalk  ist  kaum  noch  nachweisbar.  Dieser  Umstand, 
sowie  die  Porosität  des  Gesteins  und  das  Vorhandensein  der  Höhlungen, 
deutet  darauf  hin,  dass  der  Kalkstein  durch  Auslaugung  seines  kalkigen 
Bindemittels  verlustig  gegangen  ist.  Die  kohlensäurehaltigen  Wässer,  die 
auf  (len  Kalk  lösend  wirkten,  griffen  auch  den  Quarzsand  au,  doch  schied 
sich  die  Kieselsäure  wenigstens  zum  Theil  bald  wieder  aus,  indem  sie  die 
berpeln  verkieselte,  sich  zuweilen  an  die  Stelle  der  eingeschlossenen  Kalk- 
schalen  der  Brachiopoden  und  Zweischaler  setzte  oder  in  kleinen  Krystall- 
aggregaten  auskrystallisirte.  Denn  die  wasserhellen,  scharfkantig  aus- 
geliildeten  Quarzkryställchen,  die  man  nicht  selten  im  Serpelsande  findet, 
können  nichts  anderes  als  derartige  Neubildungen  sein.  Der  Gesteins- 
habitus entspricht  also  durchaus  demjenigen  des  S.  39  beschriebenen 
Plänereandsteins  von  Zuschendorf  und  Liuclenthal  südöstlich  von  Dohna, 
welcher  letztere  auch  von  Beck  als  sandige  Facies  des  Carinaten-Pläners 
betr.aehtet  wird.  Zwar  sind  den  Serpelhöhlen  ähnliche  Gebilde  dort  noch 
nicht  beobachtet  worden,  aber  auch  im  Gebiet  südlich  von  Dresden  sind 
sie  nicht  überall  vorhanden  und  fehlen  z.  B.  im  Steinbruch  bei  Cunners- 
dorf völlig.  Da  der  Carinaten -Pläner  nicht  selten  ein  rein  klastisches, 
fast  kalkfreies  Gestein  ist,  sind  ihm  die  Plänersandsteine  von  der  Goldenen 
Höhe  auch  habituell  etwas  ähnlich. 

Die  Zahl  der  früher  aus  diesem  Plänersandstein  bekannten  Fossilien 
ist  sehr  gering.  Beck*)  führt  nur  Serpula  gordiaU$  Schloth.  an  und 
nennt  den  Samlstein  sonst  fast  versteinerungsleer.  Er  erwähnt  jedoch,  dass 
Günil)el  hier  Protocardiim  hiUanum  Sow.  und  eine  .-IrfcMte  cf.  anomala 
fiow.  gesammelt  habe.  Nachdem  es  uns  vor  einigen  .Tahren  gelungen  war, 
im  Steinljruch  auf  der  Prinzenhöhe  einige  Fossilien  in  dieser  Schicht  auf- 
zufinden,  l)esuchten  wir  seit  Sommer  1897  die  Steinbrüche  dieser  Gegend 
behufs  Aufsammlung  organischer  Reste  regelmässig,  von  denen  uns  bis 
jetzt  folgende  bekannt  geworden  sind: 

Micrabacia  coronulu  Goldf  sp.  2 Exemplare.  Steinbruch  bei  Cunnersdorf. 
ücrpitla  yordialis  Schloth.  lih.  Kommt  nicht  nur,  ebenso  wie  die  folgende 
Art,  in  den  Serpelliöhlen,  sondern  auch  einzeln  im  Sandstein  zerstreut 
vor.  Cunnersdorf,  Prinzenhölie,  llorkenberg,  Welschhufe,  Boderitz. 

— S(pknisuk(tta  Reich,  hb.  Aus  denselben  Orten. 
rioconcgphia  pertusa  Gein.  s.  ln  den  Serpelliöhlen  der  Prinzenhöhe. 

*)  Erläiiteningen  Sect.  Kreisclia.  .S.  7i>. 


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Cihrospongia  heteromorpha  Gein.  ss.  Ebendaher. 

Holdster  mborhimlaris  Defr.  s.  Nesterweise  zusammengeschaart,  von  der 
Prinzenhöhe. 

Terebratula  jihaseolina  Lani.  hh.  Cunnersdorf  und  Prinzenliöhe. 
Rhynchonella  compressa  Lam.  ss.  Prinzenhöhe. 

Exogtjra  columba  Lam.  s.  Horkenberg. 

— haliotoidea  Sow.  h.  Cunnersdorf  und  Prinzenhöhe. 

— lateralis  Nilss.  ss.  Prinzenhöhe. 

Pecten  membranaceus  Nilss.  hh.  Cunnersdorf  und  Prinzenhöhe. 

Vola  notabilis  Münst.  h.  Cunnersdorf  und  Prinzenhölie. 

Lima  pseudocardium  Kss.  s.  Prinzenhöhe,  Cunnersdorf. 

Lima  cenomanense  d’Orb.  h.  Cunnersdorf,  Boderitz,  Prinzenhöhe,  Ilorken- 
berg. 

Unna  cretacea  Schloth.  ss.  Prinzenhöhe. 

— decussata  Goldf.  s.  Cunnersdorf,  Prinzenhölie. 

Avicula  anomala  Sow.  Cunnersdorf. 

Inoceramus  striatus  Mant.  hh.  Bei  Cunnersdorf,  auf  der  Prinzenhölie  und 
am  Ilorkenberge  fanden  sich  eine  grössere  Zahl  von  Exemplaren,  die 
sicher  zu  dieser  Species  gehören.  Nessig*)  will  im  Plänersandstein 
von  Cunnersdorf  ein  Exemplar  von  Inoceramus  labiatus  Schloth.  ge- 
funden haben.  Wir  hingegen  sind  geneigt,  dasselbe  zu  I.  striatus 
zu  stellen,  üeberhaupt  gelang  es  uns  nicht,  1.  labiatus  in  diesem 
Plänersandstein  nachzuweisen;  allerdings  besitzen  wir  ein  Exemplar, 
das  wir  seiner  Unvollständigkeit  halber  nicht  zu  bestimmen  wagen, 
das  aber  allenfalls  I.  labiatus  sein  könnte. 

Area  glabra  Park.  s.  Prinzenhöhe. 

Eriphgla  lenticularis  Sow.  ss.  Cunnersdorf. 

Hierzu  käme  nach  Gümbel**)  noch  Protocardium  hillanum  Sow.  sp. 
Die  Fauna  besitzt  einen  ausgesprochenen  cenomanen  Charakter,  wenn 
auch  einzelne  Arten  derselben  in  höhere  Stufen  hinaufsteigen.  Das  einzige 
Fossil,  das  auf  Turon  hindeutet,  ist  Pintia  cretacea  Schloth.,  doch  ist 
diese  bereits  anderwärts***)  im  Cenoman  gefunden  worden,  und  auch  bei 
Hetzdorf  in  Sachsen  ist  ihr  Vorkommen  im  Carinaten-Quader  wahrscheinlich. 
Sollte  es  noch  gelingen,  Inoceramus  labiatus  Schloth.  in  diesem  Pläner- 
sandstein nachzuweisen,  so  würde  auch  dieser  Fund  nicht  im  Stande  sein, 
die  Bestimmung  dieses  Horizontes  als  Cenoman  zu  ändern,  denn  Söhlef) 
hat  auch  diese  Art  bereits  im  Cenoman  beobachtet. 

Zum  Vergleiche  und  zur  Erhärtung  des  cenomanen  Alters  des  Pläner- 
sandsteins der  Prinzenhöhe  mag  die  Fauna  eines  Aufschlusses  heran- 
gezogen werden,  dessen  cenomanes  Alter  auf  Grund  seiner  Verbands- 
verhältnisse und  Verstoinerungsführung  nicht  zu  bezweifeln  ist.  In  der 
nordöstlich  von  Alt-Coschütz  gelegenen  Seitenschlucht  des  l’lauenschen 
Grundes  war  eine  Zeit  lang  ein  sehr  mürber,  feinkörniger  und  glauko- 
nitischer  Sandstein  entblöst,  der  voraussichtlich  dem  Carinaten- Pläner 

•)  Geologische  Excursionen  in  der  Umgehnng  von  Dresden.  Dresden  1898,  S.  151. 

••)  1.  c.  S.  53. 

•*•)  Sohle;  Geognostische  Anfnainne  des  Laberirebirgcs.  Geognostiwhe  .lahresbefie 
Bd.  IX,  S.  37.  — Nötling:  Fauna  der  balli.seben  (Vnoiuaiigesehiebe.  Damesn.  Kavser. 
Pal.  Abh.  II,  1885,  S.  205. 

t)  I.  c.  S.  38,  Taf  4.  Kiu;  4. 


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eingeschaltet  ist.  Er  führt  eine  der  oben  aufgezählten  Fauna  des  Pläner- 
sandsteins von  der  Goldenen  Höhe  etc.  in  hohem  Grade  gleichende  Thier- 
welt, nämlich : 

Vhcnendcpora  undniatii  Mich.  ss. 

Micrahacia  coronula  Goldf.  s. 

Pijgaster  truncatus  Ag.  ss. 

Ciilaris  vi  i<iciiIosa  Goldf.  ss. 

Serpula  gordialis  Schloth.  hh. 

— septem.iuhata  Ueicli.  hh. 

lihynchonella  compressa  Lani.  s. 

Exoggra  haliotoidca  Sow.  h. 

— sigmoidea  Kss.  h. 

— culumba  Lam.  s. 

J\‘cten  mevtbranacens  Nilss.  h. 

— clongatus  Lam.  s. 

— airvatiis  Gein.  s. 

Vola  notahilis  Münst.  h. 

Lima  Ix’cichenhachi  Gein.  ss. 

— pseudocardium  Kss.  h. 

— cmomatmuis  d’Ürb.  h. 

Inoceramm  striatiis  Mant.  h. 

Pinna  decnssata  Goldf.  ss. 

Avictda  anomala  Sow.  h. 

— Eoxellana  d’Ürb.  ss. 

Modiola  Vottae  Köm.  ss. 

Ammoniten  ManteUi  Sow.  ss. 

und  Zapfen  von  Sequoia  Eekhenhuchi  Gein.  ss. 

Die  grosse  Aehnliehkeit  dieser  Fauna,  die  sich  auch  in  der  relativen 
Häufigkeit  einzelner  Arten  zeigt,  mit  derjenigen  des  Plänersandsteins  von 
der  Goldenen  Höhe,  Prinzeidiöhe  und  Cunnersdorf,  beweist  die  Zugehörig- 
keit des  letzteren  zum  Cenoman. 

Ist  aber  das  cenomane  Alter  des  Plänersandsteins  auf  der  Goldenen 
Höhe,  Prinzenhöhe  und  Cunnersdorf  erwiesen,  so  kann  auch  kein  Zweifel 
darüber  bestehen,  dass  er  ebenso  wie  der  Pliinersandstein  von  Zuschendorf 
ein  Aeipiivident  des  Carinaten- Pläners  ist,  wenn  auch  Alcctrgonia  carinata 
laiiii.  bis  jetzt  noch  nicht  in  demselben  nachgewiesen  worden  ist.  Der 
Plänersandstein  allein  ist  es,  der  nach  Norden  zu  allmählich 
in  Pläner  übergeht,  er  allein  hat  zwei  verschiedene  Facies, 
der  Quader  dagegen  erstreckt  sich  als  solcher  unter  ihm 
weiter,  ohne  diesem  Facieswechsel  unterworfen  zu  sein.  Der 
allniäldiche  IJebergang  des  Plänersandsteins  in  Pläner  lässt  sich  auch 
tbatsäehlich  verfolgen,  insbesondere  wenn  man  im  Auge  behält,  dass  der 
eigentliche  Plänerkalk  immer  nur  in  Form  einzelner  Bänke  oder  Knollen 
zwischen  mehr  sandige  Schichten  eingelagert  vorkommt,  welche  letztere 
man  gewöhnlich  ebenfalls  Pläner  nennt,  wenn  es  auch  richtiger  wäre,  sie 
als  Plänersandsteiu  zu  bezeichnen,  da  weder  chemisch  noch  mikroskopisch 
t'alcit  in  ihnen  nachweisbar  ist. 

Allerdings  beobachtet  man  von  der  Prinzenhöhe  über  Cunnersdorf  in 
der  Kichtung  auf  Coschütz  wandernd,  dass  sieh  auch  der  Carinaten- 
Qu.ader  in  seinem  Habitus  dem  Pläner  nähert,  indem  er  immer  feinkörniger 


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wird.  Er  geht  bei  Cunnersdorf  in  ein  Gestein  über,  das  zwar  dem 
Plänersandstein  sehr  nahe  steht,  dem  aber  die  für  diesen  charakteristische 
dünnbanki»e  Schichtung  und  das  Vorkommen  von  Kalkknollen  fehlt. 
In  diesem  Uehergang  mag  mit  ein  Grund  zu  der  Annahme  Beck’s  gelegen 
haben,  dass  der  Carinaten -Quader  dem  Facieswechsel  unterworfen  sei. 
An  der  Ileidenschanze  bei  Coschütz  und  im  Untergründe  Dresdens  hin- 
gegen ist  der  Carinaten -Quader  wieder  grobkörnig.  Es  beweist  dies,  dass 
bei  Cunnersdorf  nur  eine  locale  Modification,  wie  sie  gerade  der  Carinaten- 
Quader  öfters  zeigt,  vorliegt.  Man  vergleiche,  um  sich  von  der  Häufig- 
keit dieser  Abänderungen  des  Carinaten-Quaders  zu  überzeugen,  nur  die 
in  ihrem  Habitus  grundverschiedenen  Gesteine  von  Malter,  Mobschatz, 
Oberau,  Reinhardtsgrimma,  Tyssa  und  anderen  Orten.  Da  von  Reck 
keine  Fossilien  aus  der  dem  Plänersandstein  ähnlichen  Modification  des 
Carinaten-Quaders  angeführt  werden  und  auch  Nessig*)  daraus  nur 
Hemiaater  mhlucunosm  Gein.  citirt,  mögen  unsere  Funde  kurz  erwähnt 
werden.  Rudolfs  Stoinbruch  bei  Cunnersdorf  lieferte:  Sequoia  Iteichen- 
bachi  Gein.  sp.,  Crihrospongia  heteromorpha  Reuss,  Ithj/ncliotieUa  com- 
jyressa  Lam.,  Aledrtjonia  larinuta  Lam.,  Mytilus  Nepiuni  Goldf.  und 
Ammonites  Mantelli  Sow.  Aus  Mauls  Steinbruch  bei  Cunnersdorf  besitzen 
wir  Inoceramus  sp.,  Mytilus  Neptuni  Goldf.  und  ebenfalls  Hemiaster 
suhlacunostts  Gein.,  von  Boderitz  endlich  Pinna  dcciissata  Goldf. 

Für  die  Lagerungsverhältnisse  der  Kreideforniation  südlich  von  Dresden 
ergeben  die  bisherigen  Untersuchungen  folgendes  schematische  Profil  3. 


Fig.  3. 


S = Syenitrikken  des  PlanensobPii  Grundes,  r = Kofhliefrendes,  qc  = Carinaten- 
Quader,  nic=  Mergel,  local  Conglomerat,  pc  = Carinaten-l’läner  nach  SlUl  übergehend 
in  Plänersandstein  pjc,  ml  = tnroner  Mergel,  pl  = Labiatus- Pläner. 


Der  Carinaten -Quader,  der  nördlich  und  südlich  vom  Syenitrücken  dem 
Rothliegenden  auflagert,  umgiebt  den  Syenit.  Durch  ein  thoniges  in  der 
Nähe  des  Syenits  als  Conglomerat  entwickeltes  Z\vischenmittel  (nie)  ge- 
trennt, folgt  auf  dem  Quader  das  jüngere  Glied  des  Cenoraans,  der 
Carinaten- Pläner,  der  nach  S in  Plänersandstein  übergeht.  Dem  Gipfel 
des  Syenitrückens  liegt  der  Carinaten- Pläner  allein  auf.  Ueber  letz- 
terem breitet  sich,  durch  eine  mergelige  Schicht  getrennt,  der  Labiatus- 
Pläner  aus. 

*)  L c.  S.  15z. 


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2.  Die  Gliedemng  des  Cenomans. 

Aus  dem  Vorstehenden  ergiebt  sich  für  die  Gegend  von  Dresden  eine 
Gliederung  des  über  der  nur  local  entwickelten  Crednerien -Stufe  folgenden 
Cenoinans  in  zwei  Zonen,  eine  ältere,  den  Carinaten-Quader,  und 
eine  jüngere,  den  Cariuaten-l’läner  und  Plänersandstein,  eine 
Theilung,  die  von  Geinitz  schon  längst  im  Princip  erkannt  war  und  die 
auch  auf  der  geologischen  Specialkarte  des  Königreichs  Sachsen  insofern 
zum  Ausdruck  gebracht  ist,  als  beide  Schichten  mit  verschiedener  Farbe 
eingetragen  sind.  Es  fragt  sich  nun  weiter,  ob  und  wie  weit  diese  Zwei- 
theilung auch  in  den  übrigen  Cenomanarealen  Sachsens  durchführbar  ist. 

Da  im  Gebiete  des  Tliaraudter  Waldes  im  Cenoman  bereits  zwei 
Schichtengruppen  unterschieden  werden,  indem  vom  Carinaten-Qu.ader 
ein  jüngerer  aus  glaukonitischem  Plänersandstein  bestehender  Complex 
abgeschieden  wurde,  ist  zunächst  zu  erörtern,  in  welchem  Verhältniss 
dieser  letztere  zum  Carinaten- Pläner  und  Plänersandstein  der  näheren 
Umgebung  Dresdens  steht.  Der  Umstand,  dass  dieser  glaukonitische 
Plänersandstein  dem  Carinaten-Quader  aufgelagert  ist  und  von  ihm  durch 
lockeren  Sand  oder  Sandstein,  hie  und  da  auch  durch  grobkörnige, 
conglomoratartige  oder  endlich  durch  thonige  Zwischenmittel  getrennt  ist*), 
macht  es  wahrscheinlich,  dass  hier  ebenfalls  die  sandige  Facies  des 
Carinaten- Pläners  vorliegt.  An  Fossilien  hat  dieser  Plänersandstein  bis- 
her nur  Cühiris  Sorigneti  Des.  und  Exoggra  cohimha  Lam.  geliefert**), 
denen  wir  noch  Exoggra  lateralis  Nilss.  und  Vribrofqiongia  isoplcura  Reuss, 
beide  aus  dem  Steinbruch  südlich  von  Gross-Opitz,  und  Chenendopora 
undulata  Mich,  von  Grülleuburg  hinzufügen  können.  Die  Serpelhöhleri 
liegen  hier  unter  dem  glaukonitischen  Plänersandstein  und  nicht  in  dem- 
selben  wie  auf  der  Goldenen  Höhe.  Den  wichtigsten  Aufschluss  hierüber 
bot  Knöbers,  leider  jetzt  ganz  verschütteter  und  ausgeglichener  Steinbrucli 
in  Iletzdorf,  der  von  Sauer***)  sorgfältig  auch  in  Bezug  auf  seine 
Fossilien  untersucht  worden  ist.  Nach  der  Häufigkeit  einzelner,  auch  in 
dem  Plänersandstein  der  Goldenen  Höhe  etc.  sehr  gewöhnlicher  Fossilien 
(Serpeln  und  Terehratula  phasrolina  Lam.),  sowie  nach  dem  Vorkommen 
von  Micrabacia  coronula  Goldf.  zu  schliessen,  hat  man  wohl  in  Sauer's 
Profil  dieses  Steiubruches  die  lockeren  Sand-  und  Sandsteinschichten  bis 
zu  den  Serpelhohlen  hinab  zur  oberen,  also  Plänersandstein-Stufe  des 
Cenonians  zu  ziehen. 

Die  glaukonitischen  Plänersandsteine,  die  im  Tharandter  Walde  weite 
Verbreitung  gewinnen,  erstrecken  sich  bis  in  die  Nähe  des  Zschoner  Grundes, 
wo  sie  bei  l’ennrich  aufgeschlossen  sind.  Ueber  dem  lehmigen  Sande  der 
von  Beckf)  erwähnten  Ziegelei  liegt  eine  Sandsteinbank,  die  ihrem 
Habitus  nach  völlig  mit  dem  Grünsandstein  des  Tharandter  Waldes 
ül)ereinstimmt.  Der  Sandstein  ist  wie  dort  stark  thonig,  daher  sehr  zähe, 
feinkörnig  und  von  gelblich-grauer  Farbe,  enthält  in  grosser  Zahl 
Glaukonitkörner  eingesprengt  und  bricht  in  dicken,  unebenen  Platten. 
Da  er  reich  an  organischen  Resten  ist,  Hessen  sich  bei  wiederholtem 
Besuch  folgende  Fossilien  aufsammeln; 

*1  ErläiUernngen  ,Scct.  Freibi'rg,  S.  48,  49. 

**)  Erläiitenuigiai  Sret.  Frtähorg,  S -17.  umi  KrlSiatcruagcn  .Hect.  Tliarantlt.  .S.  7.5. 

•*•)  ErlSufcrmigc'ii  Sect  Kreilwig.  ,S.  44. 

t)  Erlüiiteriiiigen  Si'c.t.  WilsilrulV,  .S.  iVl. 


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47 


Serpula  gordialis  Schloth.  h. 

— septemsulcata  Reicli.  h. 

Osirea  hippopodium  Sow.  ss. 

Kxogyra  haliotoidea  Sow.  s. 

— lateralis  Nilss.  hh. 

Vola  notabilis  Müust.  h. 

Fecten  memhranaceus  Nilss.  hh. 

— nov.  spec.  s. 

Lima  psettdocardiitm  Reuss.  s. 

— cefwmanensis  d'Orh.  h. 

Avicula  RoxeUuna  d’Orh.  s. 

— anomala  Sow.  s. 

Pinna  decussata  Goldf.  ss. 


Die  Fauna  zeigt  namentlich  durch  das  Vorkommen  vieler  Serpcln, 
der  Vola  notabilis  Münst,  des  Pecten  membranaceus  Nilss.  und  vor  Allem 
der  Lima  cenomanensis  d’Orb.  grosse  Üehereinstimmung  mit  der,  die  oben 
aus  dem  Plänersandstein  der  Goldenen  Höhe  etc.  raitgetheilt  wurde, 
weshalb  die  Zugehörigkeit  des  glaukonitischen  Plänersandsteins  zu  der 
durch  den  Plänersandstein  der  Goldenen  Höhe  und  den  Carinaten- Pläner 
gebildeten  jüngeren  Zone  des  Cenomans  nicht  zu  bezweifeln  ist. 

Sauer*)  hält  den  Plänersandstein  des  Tharandter  Waldes  für  eine 
Faciesbildung  des  Carinaten-Quaders,  da  der  erstere  am  Landberge  bei 
Tharandt  in  grosser  Mächtigkeit  auftritt,  während  der  letztere,  also  der 
Carinaten-Quader,  stark  reducirt  erscheint.  Es  lässt  sich  dies  aber  auch 
dadurch  erklären,  dass  sich  der  Plänorsaudstein  unter  dem  Schutze  der 
darüber  liegenden  Rasaltdecke  des  Landberges  in  grösserer  Mächtigkeit 
erhalten  konnte,  als  in  der  Umgebung,  wo  er  dieses  Schutzes  entbehrte. 
Berücksichtigt  man,  dass  der  C'arinaten-Pläner  bei  Uöltzschen  einen  fast 
25  m mächtigen  Schichtencomplex  bildet,  so  wird  man  die  Mächtigkeit 
von  30  m für  den  Plänersandstein  als  nicht  zu  gross  finden,  um  so 
weniger,  als  es  begreiflich  ist,  dass  sandige  Aequivalente  kalkiger  oder 
thoniger  Ablagerungen  mächtiger  als  diese  letzteren  sein  können,  was 
auch  in  anderen  Gegenden  beobachtet  wurde**).  Dass  aber  die  Mächtig- 
keit des  Carinaten-Quaders  gleichzeitig  sehr  reducirt  erscheint,  was,  wie 
oben  erwähnt,  z.  B.  auch  im  Untergründe  Dresdens  der  Fall  ist,  kann 
nicht  auffallen,  fehlt  er  doch  hei  dem  nahen  Gross-Opitz  gänzlich.  Es  ist 
dies  lediglich  durch  die  Contiguration  des  Bodens  zu  erklären,  auf  den 
sich  das  älteste  Glied  der  Kreide,  der  Carinaten-Quader  auflagerte, 
wodurch  die  Unebenheiten  des  Untergrundes  planirt  und  ausgeglichen 
werden. 

Auf  die  Verbandsverhältnisse,  nämlich  Unterlagerung  durch 
den  Carinaten-Quader  und  Trennung  von  ihm  durch  ein  thonig- 
sandiges  oder  conglomeratartiges  Zwischenmittel,  sowie  auf 
die  Fossilien  gestützt,  halten  wir  den  glaukonitischen  IMäner- 
sandstein  des  Tharandter  Waldes  ebenso  wie  den  Plänersand- 
stein der  Goldenen  Höhe  etc.  für  eine  sandige  Facies  des 
Carinaten -Pläners. 


*)  Krlänternnpfn  Sect.  Tliaranüt,  S.  76,  nmi  ErUinterntnrPn  Sect.  Freibortr,  S.  47. 

*•)  Vergl.  Zahalka;  lieber  die  stratiirraplii.icbe  Hedeutimgderliisi  lüUerllebergangs- 
»chii  bteii.  Jalirb.  d.  K.  K.  tieol.  Iteicbsaiist.  IH'.to,  S,  !K). 

«« 


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48 


In  den  übrigen  Verbreitungsgebieten  der  sächsischen  Kreide  ist  das 
Cenoman  niclit  in  der  Vollständigkeit  aufgeschlossen,  wie  in  dem  bisher 
behandelten  Gelände.  Immerhin  sind  aber  genügend  Anzeichen  dafür 
vorhanden,  dass  die  Zweitheilung  durchführbar  ist.  Im  Tunnel  von 
Oberau  füllt  ein  der  Carinaten- Stufe  angehöriger  Grünsandstein  die 
Klüfte  und  Aussackungen  des  Gneisses  aus.  Er  wird  von  Pläner  über- 
lagert, in  dem  Geinitz  unter  anderem  Inoceramus  striatus  Mant.  und 
Äctinocamax  pleniis  lilainv.  fand,  welche  beide  im  K.  Mineralogisch - 
geologischen  Museum  zu  Dresden  aufbewahrt  werden.  Diese  Funde  be- 
weisen, dass  die  untersten  Plänerschichten  des  Tunnels  noch  zur  Carinaten- 
Stufe  gehören  und  nur  die  oberen  Complexe,  in  denen  Sicgert*) 
JwocerawiMS  laifnfMS  Schloth.  nachwies,  zur  Labiatus- Stufe  zu  stellen  sind. 
Es  ist  somit  auch  hier  das  Cenoman  in  zwei  Horizonten  entwickelt,  einem 
unteren,  der  aus  dem  Grünsandstein  gebildet  wird,  und  einem  oberen, 
der  aus  dem  Carinaten -Pläner  besteht. 

Im  Gebiete  der  Sächsischen  Schweiz  ist  die  Zweitheilung  des  Cenomans 
bei  Eiland  und  Tyssa  nachweisbar.  Das  Profil  1 S.  33  zeigt,  dass 
zwischen  dem  Carinaten -Quader  und  dem  Labiatus -Quader  bei  Eiland 
ein  Plänersandstein  vorhanden  ist.  Auch  bei  lieitza  und  Tyssa  wies 
Schalch**)  an  mehreren  Stellen  im  Hangenden  des  Carinaten -Quaders 
und  im  Liegenden  des  Labiatus -Quaders  diesen  feinkörnigen,  mürben, 
stellenweise  glaukonitischen,  stellenweise  porösen  und  glaukonitfreien 
Sandstein  nach  und  fand  in  ihm  Micrahaciu  coronida  Goldf.  und 
Tercbratula  phaseolina  Lam.  Aber  auch  die  für  diesen  Horizont  höchst 
charakteristische  Z/fma  cenomanensis  d’Orb.  ist,  wie  an  einem  von  Schal ch 
geschlagenen  und  in  Leipzig  aufbewahrten  Handstück  dieses  Plänersand- 
steins zu  erkennen  ist,  vorhanden. 

Ist  somit  die  weite  und  allgemeine  Verbreitung  der  beiden  Abtheilungen 
der  Carinaten-Stufe,  als  der  unteren  des  Carinaten-Quaders  und  der  oberen 
des  Carinaten-Pläners  beziehentlich  seines  aequivalenten  Faciesgebildes, 
des  Pläuersandsteins,  nachgewiesen,  so  erübrigt  es  noch  hervorzuheben, 
auf  welche  Weise  sich  beide  Horizonte  faunistisch  unterscheiden.  Zwischen 
der  Fauna  des  Quaders  und  der  des  Pläners  besteht  allerdings  eine  be- 
deutende Verschiedenheit,  doch  ist  einleuchtend,  dass  diese  zum  gi'ossen 
Theil  auf  der  veränderten  petrographischen  Facies  des  letzteren  beruht. 
Zwischen  dem  Quader  und  dem  Plänersandstciu  ist  dieser  Unterschied 
naturgemäss  weit  geringer.  Immerhin  sind  beide  Schichten  durch  etliche 
Fossilien  gekennzeichnet,  von  denen  einige  sicherlich  keine  Beziehung  zur 
Facies  haben  und  darum  als  Unterscheiduugsmittel  werthvoll  sind.  Zu 
diesen  letzteren  gehört  vor  Allem  AcHnocamax  plenus  Blainv.,  der  als  dem 
Nekton  angchörig,  auch  in  einer  Quaderfacies  Vorkommen  könnte  und, 
wie  Funde  von  Belemniten  in  anderen  Gegenden  und  anderen  Formationen 
beweisen,  auch  vorkommt.  Trotzdem  fehlt  er  im  Carinaten-Quader,  also 
in  der  älteren  Abtheiliing  der  Carinaten-Stufe  durchaus,  während  er  in  der 
jüngeren  Abtheilung  derselben  wiederholt,  und  zwar  nicht  nur  im  Pläner 
von  Plauen,  Ocknrwitz  **♦),  Oberau  und  Dohna,  sondern  auch  im  Pläner- 


*)  Erläntomngen  Sect.  Eütz.’rfinntirnda,  .“J.  37. 
**)  Krläiileriingi-n  .Sect.  Koseiitlml,  S.  13  iiml  1.'). 
***)  Nc.<isig,  1.  c.  ,S.  159. 


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49 


Sandstein  von  Goppeln*)  gefunden  wurde.  Ebenso  ist  Cidaris  Sorigneti 
nur  aus  der  oberen  Däner-  und  Plänersandstein -Zone  des  Cenomans  be- 
kannt und  hierin  weit  verbreitet.  Dasselbe  gilt  für  Lhna  cenomanmsis 
d’Orb.  und  Micrabacia  coronula  Goldf.,  die  beide  noch  nicht  mit  Sicher- 
heit im  Carinaten-Quader  nachgewiesen  wurden.  Ferner  begegnet  man 
Pecten  metnbranaceus  Nilss.  und  Vola  notahilis  Münst.  gerade  in  der 
jüngeren  Zone  des  Cenomans  sehr  häufig,  im  Carinaten-Quader  da- 
gegen recht  selten.  Dieser  letztere  führt  jedoch  im  Gegensatz  zur 
Stufe  des  Carinaten- Pläners  und  Plänersandsteins  Ptcrocera  incerta 
d’Orb.,  Vola  aequkostata  Sow.,  Pecten  asper  Lam.  und  Pyyurus  Lampas 
de  la  Beche. 

Wir  bezeichnen  demnach  den  älteren  Coinplex  der  Carinaten-Stufo, 
also  den  Carinaten-Quader,  als  Zone  mit  Pecten  asper  und  Vola 
aequicostata,  den  jüngeren  dagegen,  also  den  Carinaten- Pläner  und 
Plänersandstein,  als  Zone  mit  Actinocamax  plenus  und  Cidaris 
Soriyneti.  Eine  genaue  Vergleichung  und  Parallelisirung  des  sächsischen 
Cenomans  mit  den  drei  ceuomaneu  Zonen,  die  Schlüter  in  Norddeutsch- 
land unterscheidet,  ist  ebensowenig  wie  in  anderen  Gebieten  der  „her- 
cynischen  Kreidebucht“  (Gümbel)  möglich,  da  die  für  diese  drei  Zonen 
charakteristischen  Fossilien,  nämlich  Ammonites  lihotomagensis  Brng., 
Aviada  grgphaeoides  Sow.,  Ilemiaster  Griepenkerli  Stromb.,  Holaster 
mliglobosus  Leske  und  andere  der  Kreide  Sachsens  vollständig  fremd  sind. 
Catopggus  carinatus  Goldf.  dagegen  wurde  bisher  nur  bei  Tyssa  und  zwar 
im  Carinaten-Quader  und  Ammoiiites  varians  Sow.  erst  einmal  bei  Meissen 
gefunden**),  ohne  dass  es  sicher  bekannt  wäre,  welchem  speciellen  Hori- 
zont des  Cenomans  er  entstammt.  Dahingegen  ist  das  Vorkommen  von 
Actinocamax  plenus  Blainv.  ausschliesslich  in  der  jüngeren  cenomanen 
Zone  Sachsens  für  die  Gliederung  des  Cenomans  von  grösster  Bedeutung, 
denn  dieses  Leitfossil  wurde  noch  nirgends  tiefer  als  in  den  jüngsten 
cenomanen  Complexen  gefunden.  Wird  doch  die  nach  ihm  benannte 
Zone  von  manchen  Geologen  (Hebert***)  und  Schlüterf)  bereits  als 
unterstes  Turon  aufgefasst.  In  der  That  beobachtet  man  in  dieser  Zone 
überall,  wo  sie  abtrennbar  ist,  eine  eigenthümliche  .Mischung  cenomaner 
und  turoner  Arten.  So  enthält  sie  in  Frankreich  Inoceramus  labiatus 
Schloth.  und  Terebratula  semiglobosa  Sow.,  in  Nieder -Schlesien  ff) 
RhgnchoneUa  Mantelliana  Sow.  und  plicatilis  Sow.  Auch  in  Sachsen 
zeigt  der  Actinocamax  plenus  Blainv.  führende  Horizont  gewisse  Auklänge 
an  das  Turon,  indem  in  ihm  einige  turone  Arten  auftreten,  was  nament- 
lich von  Pinna  cretacea  Schloth.,  Mutiella  liingmertnsis  Mant.,  Lima 
cenomanensis  d'Orb.  und  Natica  Oetüii  Sow.  gilt.  In  Frankreich  wurde 
die  Zone  des  Actinocamax  plenus  durch  Hebert  fff)  als  solche  erkannt 
und  durch  Barroisf*)  in  den  Departements  Marne,  Ardennes  und  Aisue 
nachgewiesen.  Später  wurde  dieselbe  auch  in  Aube,  Normandie,  Cham- 


•)  Geinitz:  Charakteristik,  .S.  42  und  liH. 

**j  (ieinitz:  Sitzungsberichte  der  Isis  1877,  S.  17. 

♦•*)  Bull,  de  la  Soc.  Ofnlug.  de  France,  3.  .Ser.,  Bd.  16,  S.  485. 
f ) Zeit.  d.  d.  geolog.  Oes.  1879,  Bd.  28,  S.  469. 
ff)  Williger;  Uie  Löwenberger  Kreidemulde.  Jahrb.  der  I’reuss.  geolog.  I.andes- 
anstalt  1881,  S.  69. 

Comptes  renilus  hebd.,  25.  Juni  1866. 

t*)  l.a  Zone  ä lielemnites  plenus.  Ami.  soc.  g4id  du  Nord.  Lille  187.5.  p.  14ti 


(ioogle 


50 


pagnc,  Ilaiiiout  und  liouloiiais  erkannt*),  bis  sie  Coquand**)  als  etage 
carentonien  noch  weiter  verfolgte  und  ihre  Aequivalente  auch  im  Süden 
Frankreichs  constatirtc.  Von  den  64  Arten,  die  Barrois  aus  seiner 
rienus-Zone  namhaft  macht,  kommen  folgende  22  auch  im  obersten,  von 
uns  als  Zone  mit  Actinocamax  plenus  und  Cidaris  Soriyncti  angesprocheneii 
Cenoman  Sachsens  vor: 

Pti/chodiis  mammillaris  Ag. 

Actinocamax  plenus  Blainv. 

Inoceramus  striatus  Mant. 

Vota  qiiiuquecostata  Sow. 

Pvden  curvatiis  Gein. 

— memhranaccus  Nilss. 

— laminosus  Mant. 

— (raüie^inei  d’ürh. 

— elongatus  Lam. 

Spondijlus  stii'alus  Goldf. 

Exoggra  haliotoidea  Sow. 

— sigmoidea  Ueiiss. 

— luteralis  Nilss. 

Serjiula  annidata  Sow. 

— amphisbnena  Goldf. 

Mugas  Oeinitzi  Schliinh. 

TcrehraluUna  striata  Schhith. 

Jilignclionelta  Mnnteltiami  Sow. 

— grasiana  d'Orh. 

Cidaris  vesicutosa  Goldf. 

Epiaster  distinctus  Ag. 

Micrahacia  coronula  Goldf. 

Nach  Barrois***)  sind  sechs  .\rten  für  die  Zone  des  Actinocamax 
plenus  höchst  charakteristisch,  von  ihnen  führt  der  entsprechende  Hori- 
zont t^achsens  Actinocamax  plenus  Blainv.  und  Magns  Oeinitzi  Schlönh., 
die  übrigen  vier  {Ostrea  Xatimanni  Keuss,  Plicatula  nodosa  Duj.,  71re- 
bratulina  rigida  Sow.  und  Vermicularia  umbonata  Sow.)  stellen  sich,  so- 
weit sie  in  Sachsen  überhaupt  bekannt  sind,  erst  in  weit  jüngeren  Schichten 
ein.  Coquand  f)  nennt  ausser  den  von  Barrois  angeführten  noch 
19  weitere  Arten  aus  der  Blenus-Zone;  von  ihnen  sind  im  cenomaneu 
l’läner  und  riänersandstein,  also  dem  wabrseheiulichen  Aequi valent  der 
genannten  Zone,  folgende  sieben  vorhanden: 

Ammunites  Mantelli  Sow. 

Cgprina  quadrata  d'Orb. 

Exoggra  columba  Lam. 

Alectrgonia  carinata  l.am. 

Rbgnchonelta  compressa  Lam. 

Cidaris  Oorigneti  Des. 

Discoidea  subuculus  Lam. 

*)  De  Lapimreiil:  Traite  de  geologio.  p 1156,  11.5H,  1162  und  116.3. 

**)  Evistence  de  l eingc  carentoiiien.  Uull.  sec.  geel.  de  Franee  111,  8,  187U  «0, 
p.  311. 

**•)  I.  c.  p.  187. 

I)  1.  c.  p.  315. 


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61 


Die  Uebereinstinimung  beider  Faunen  ist  demnach  beträchtlich,  und 
es  kann  daher  kaum  zu  bezweifeln  sein,  dass  der  Pläner  und 
Plänersandstein  der  Stufe  der  Alectrijonia  carhiata  in  Sachsen 
mit  der  Zone  des  Actinocamax  plenus  Frankreichs  zu  paral- 
lelisiren  und  somit  aus  dem  Gesammtcomplcxe  der  Carinateu- 
stufe  als  Zone  mit  Actinocamax  plenus  und  Cidaris  Sorigneti 
abzuscheiden  ist.  Dass  diese  letztere  aber  noch  dem  Cenoman,  nicht 
aber  dem  Turon  zugehört,  geht  daraus  hervor,  dass  sie  die  charakteristi- 
schen Leitfossilien  des  sächsischen  Cenomans,  nämlich  Ammonites  Man- 
telli  Sow.,  Nautilus  elegans  Sow.,  Peden  acumiuatus  (iein.,  Vola  phascola 
Lam.,  Inocernmus  sfrialus  Mant.,  Alectrgonia  carinata  Lam.  und  andere 
mit  dem  darunter  lagernden  Quader  gemeinsam  führt.  Auch  Barrois 
und  Coquand  rechnen  die  Zone  ä Belemnitcs  plenus  noch  dem  Ceno- 
man zu. 

Nach  Obigem  erhalten  wir  folgende 


Tabellarische  TJebersiebt  über  die  Stufe  der  Ostroa  carinata 

Sachsens. 


Sandsteinfacies. 

Plänerfacies. 

Klippenfacies. 

c5 

cö 

00 

"ut 

es 

Typus  Sächsische 
Schweiz. 

Typus  Dohna. 

Ty]ins  Kahlebuseh. 
cf.  S 63  u.  f. 

c 

O 

cS 

ü 

'O 

Plänersanilstciii 

IMilner 

M erg  ei,  Kalke, 

s 

von  Tvssa,  Eiliiml, 

von  Dolma,  I’lanen. 

M nschelbreccicn 



es 

o 

Zwirtsclikau,  (iol- 

l.eutewitz,  mit  Acti- 

vom  Kahlehnsch, 

s 

^ o 

(lenp  Hübe,  Cunners- 

nocartia.r  plenus, 

(lamighühel,  Hoher 

p 

X ® 
ei  tß 

(iorf  uud  Tlmrandf, 

Pecten  membrana- 

Stein,  1’l.anen,  mit 

s ‘g 
S cS 

mit  JcHiwcnmax 

ceus,  Vola  notabilis. 

Actinocamaj-  ple- 

-w 

Q 

pienug,  Linui  ceno- 

Ofitrea  carinatn. 

nus,  Oaslropoden, 

0) 

mmiensig,  Pecten 

Inoceranius  stria- 

Pecten,  Modiola, 

membranaceuH^ 

tu8f  Cidaris  Sorig^ 

zahlrciciiCMi  Ausfgrn 

3 

Vo/a  notabilig,  lno~ 

ncti. 

und  Ihacliiopoden, 

a 

ceramus  striatus. 

Cidaris  ISorigneti 

cj 

0) 

Ciilaris  Sorigneti, 

und  vesiculosa. 

s 

Micrabacin  coro- 

Stockkorallen  und 

nula. 

Spongien, 

0 

rH 

© 

n© 

— ’3 

r er 

Ouadersandstein 

von  lianncwitz.  Co- 

Sandstein  der 

Hl 

schütz,  im  Unlergrnndc  Dresdens,  Weissig, 
Dohna,  Malter,  Tjssa,  mit  Alectrgonia 

Klippenfacies  von 
larekwilz  u.  Oberau, 

i 'S  S 

carinata,  Vota  aequieostata  und  phascola, 

mit  Austern,  einigen 

m 

4> 

S fc. 

O 

CI* 

ee 

«e 

Pcctcn  ngpcTf  yautilus  eiegans. 

Gastrojyoden  und 
Cidaris  vesiculosa. 

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52 


S.  Vergleioh  der  Fauna  des  Carinaten -Pläners  mit  derjenigen  des 
Flänersandsteins. 

Wir  hatten  Eingangs  am  Quader  und  Pläner  der  Labiatus-Stufe  Be- 
obachtungen darüber  angestellt,  ob  die  petrographische  Facies  mit  gewissen 
Unterschieden  der  von  ihr  beherbergten  Fauna  Hand  in  Hand  gehe.  Während 
die  Labiatus-Stufe  zur  Prüfung  dieser  Frage  sehr  geeignet  war,  weil  in  ihr 
die  beiden  schroffen  Gegensätze,  Quadcrsaudstcin  und  Pläner,  repräsentirt 
sind,  gilt  dies  nicht  in  gleichem  Maasse  von  der  Plenus-Zone.  Der  Carinaten- 
Pläner  weist  zwar  einen  Wechsel  in  der  Facies  auf,  indem  er  in  Pläner- 
sandstein übergeht,  doch  stehen  sich  beide  nicht  so  direct  gegenüber,  wie 
Pläner  und  Quader.  Der  Plänersandstein  ist,  was  schon  der  Xaine  aus- 
drückt, dem  Pläner  viel  verwandter,  als  der  Quader  dem  Pläner,  er  stand 
ihm  früher  noch  näher,  als  es  uns  heute  erscheint,  denn  er  war  kalkig 
und  hat  seinen  Kalkgehalt  erst  nachträglich  verloren.  Es  ist  einleuchtend, 
dass  in  F'olge  dessen  kein  bedeutender  Unterschied  in  den  Faunen  beider 
Sedimente  zu  erwarten  ist. 

Zwar  kennt  man  aus  dem  Carinaten -Pläner  eine  beträchtliche  Zahl 
von  Fossilien,  doch  wurden  diese  meist  in  einer  ganz  eigenthümlichen, 
sofort  zu  behandelnden  F’.acies,  der  Klippenfacies,  gefunden,  und  dürfen 
deshalb  nicht  zum  Vergleiche  herangezogen  werden.  In  der  eigentlichen, 
in  continuirlicher  und  schwebender  Lage  zur  Ablagerung  gelangten  Pläner- 
facies  sind  bis  jetzt  wenig  organische  Reste  gefunden  worden,  von  denen 
nach  Beck,  Deichmüller,  Geinitz  und  Nessig  nur  folgende  anzu- 
führen sind. 

Actinocamax  i>lenus  Blainv.  s. 

Ammoniten  Manteüi  Sow.  s. 

— Xejdiini  Gein.  ss. 

Hustellitria  l^iikhisoni  Mant.  ss. 

Tiirritella  sp.  ss. 

Area  Gulliennei  d’Orb.  ss. 

Inoceramun  striatus  Mant.  h. 

Avicnla  glahra  Rss.  ss. 

Lima  pseudocardium  Rss.  ss. 

Vota  notahilis  .Münst.  s. 

Pecten  membranaccun  Xilss.  s. 

— curvatus  Gein.  ss. 

— elongatus  Lam.  8. 

Spondghts  truncatm  Lam.  ss. 

Exoggra  lateralin  Xilss.  s. 

Alectrgonia  carinata  Lam.  s. 

Terebratula  pliaseolhia  Lam.  h. 

— capillata  d’Arch.  ss. 

Terebrutidina  striaUda  Wahlbg.  s. 

Ehgnrhonella  comprensa  Lam.  s. 

Cidarin  vesiculona  Goldf.  ss. 

— Sorigneti  Dosr.  8. 

Segphia  inopleara  Rss.  ss. 

Serpida  septvmsidcata  Reich.  s. 

Vergleicht  man  mit  dieser  Fauna  diejenige,  die  S.  42,  44  und  47  aus 
dem,  dem  Carinaten-Pläner  aequivalenten  Plänersandstein  angeführt  wurde. 


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53 


so  fällt  wieder  die  vcrliältnissmässig  grössere  Zahl  von  Lamellibranchiaten 
in  den  sandigen  Schichten  auf.  Vor  Allem  ist  Inoceramus  striatm  Mant 
im  Plänersandstein  viel  häufiger  anzutreffen  als  ira  Pläner.  Auch  ^vurde 
Pinna  wiederholt  im  Plänersandstein,  aber  noch  nicht  im  Pläner  gefunden. 
Nur  aus  letzterem  sind,  wenn  auch  als  Seltenheit,  üastropoden  bekannt, 
Von  den  Terebrateln  lieferte  zwar  der  Pläner  mehrere  Arten , doch  ist 
auffälligerweise  Terebrahda  phaseolina  Lam.  im  Sandstein  häufiger,  wo- 
bei aber  in  Betracht  zu  ziehen  ist,  dass  hier  ein  nachträglich  entkalkter 
Plänersandstein,  aber  kein  eigenllicher  Quadersandstein  vorliegt. 

Wir  kommen  demnach  zu  dem  Resultat,  dass  sich  zwar 
zwischen  dem  Pläner  und  dem  Plänersandstein  der  Pläner- 
stufe  gewisse,  der  verschiedenen  petrographischen  Facies  ent- 
sprechende faunistische  Unterschiede  geltend  machen,  die 
denjenigen,  die  zwischen  Lahiatus-Pläner  und  -tjuader  be- 
stehen, analog  sind,  dass  sie  aber  noch  unbedeutender  sind, 
als  diejenigen  zwischen  diesen  letzteren  beiden  petrographisch 
viel  schrofferen  Gegensätzen. 


III.  Die  Klippenfacies  des  Cenoniuns. 

1.  Wesen  und  Charakteristik  der  Klippenfacies. 

Ueher  die  Verfolgung  der  Südwestküste  des  sich  von  Böhmen  aus 
nach  N und  NW  erstreckenden  ohercretaceischen  Meeres  genaue  Angaben 
zu  machen,  ist  namentlich  aus  zwei  Gründen  sehr  erschwert.  Erstens 
vollzog  sich  nach  Ablagerung  der  oberen  Kreide  und  zwar  voraussichtlich 
in  der  Mitte  der  Tertiärperiode  die  gewaltige  Dislocation,  aus  der  der 
böhmische  Steilabsturz  des  Erzgebirges  hervorgegangen  ist,  durch  welche 
grossartige  Verwerfung  der  Zusammenhang  der  nordböhmischen  Kreide- 
ablagerungen mit  denjenigen  der  Hochfläche  des  heutigen  F’.rzgehirges  und 
seines  N'ordabhanges  aufgehoben  worden  ist.  Zweitens  vernichteten  seit 
der  Ablagerung  und  Trockenlegung  der  am  weitesten  auf  das  Erzgebirge 
vorgeschobenen  cenomanen  Urednerien-Stufe  und  Carinaten-Quaders  bis  in 
die  Diluvialzeit  hinein  intensive  Denudationen  weite  Flächen  dieses  Com- 
ple.xes  und  liessen  nur  local  minimale  Lappen  als  Residua  derselben  zurück. 
Ein  solches  Beispiel  ist  der  auf  dem  Rücken  des  Erzgebirges  gelegene 
Schönwalder  Spitzberg,  auf  dem  sich  unter  dem  Schutze  einer  Basaltkuppe 
der  Carinaten- Quader  erhalten  hat,  und  der  mit  einem  zweiten  jenseits 
der  Karamhöhe  bei  Jungferndorf  gelegenen  Vorkommniss  desselben  Quaders 
die  einzigen  Lappen  auf  einer  Fläche  von  über  100  (jkm  vorstellt.  Ein 
anderes  weit  vorgeschobenes  Kreiderelict  sind  die  Kiese  von  Langen- 
hennersdorf hei  Freiherg,  die  10  km  von  dem  nächsten  Kreidecomplex, 
dem  des  Tharandter  Waldes,  entfernt  liegen.  Auch  dieser  letztere  zeichnet 
sich  durch  grosse  Zerrissenheit  aus  und  ist  noch  ziemlich  isolirt,  da 
seine  Flntfemung  vom  zusammenhängenden  Kreidegebiet  im  Minimum  4 km 
beträgt.  Gleichfalls  ganz  vereinzelte  Lappen  von  cenomanem  Quader  be- 
finden sich  mindestens  5 km  von  der  (irenze  des  geschlossenen  Kreide- 
areals entfernt  zwischen  Rabenau  und  Reinhardtsgrimma. 

Wenn  auch  in  Folge  dieser  vollständigen  Zerstückelung  und  theilweisen 
Vernichtung  jener  Sedimente  ohne  weiteres  keine  südwestliche  Uferlinie 
des  cenomanen  Meeres  zu  ziehen  ist,  so  ergieht  sich  doch  aus  den  fol- 


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genden  Beobachtuugen , dass  alle  diese  Ablagoningen  sieb  ganz  in  der 
Nähe  des  Strandes  vollzogen  haben  müssen,  wonacb  dieselben  wenigstens 
eine  ungefähre  Reconstruction  der  alten  Küste  gestatten. 

(ierade  am  Südrande  der  heutigen  Kreideresidua  ist  die  litorale 
Crednerien- Stufe  nicht  nur  am  häutigsten,  sondern  auch  am  besten  ent- 
wickelt, so  bei  Niederschöna,  Grüllenburg,  I’aulsdorf,  im  Wilischbachthal, 
im  Uahrethal,  bei  Langenhennersdorf  und  bei  Tyssa.  Innerhalb  des  ge- 
schlossenen Kreidegebietes  dagegen  ist  dieselbe  nur  bei  Leuteritz  und 
Dohna  vorhanden.  Der  Reichthum  dieses  Coinplexes  an  wohlerhaltenen 
Resten  der  Blätter  und  Früchte  von  Laubhölzern  weist  demselben  auf  das 
Bestimmteste  die  Uferzone  als  Ablagerungsgebiet  zu.  Ferner  nehmen  an 
diesem,  der  voraussichtlichen  Küste  des  cenomanen  Meeres  entsprechenden 
Südrande  der  Kreiderelicte  Conglomerate  ausserordentlich  weite  Verbreitung 
an,  sie  bilden  nicht  allein  die  Basis  der  cenomanen  Schichten,  sondern 
iinden  sich  auch  in  diese  eingeschaltet.  Ihre  (leschiebe  erreichen  Faust- 
grösse und  bestehen  meist  aus  Quarzit,  oft  auch  aus  silurischem  Kiesel- 
schiefer,  SchloUwitzer  Amethyst,  (^uarzporphyr  und  Gneissen,  welche 
sämmtlich  der  erzgel)irgischcn  HochUiiehe  entstammen  und  im  Beginn  der 
Cenomanzeit  von  dort  aus  der  nahen  Küste  zugefübrt  wurden.  Das  häuäge 
Auftreten  von  discordauter  l’arallelstriictur  in  den  Sandsteinen  des  Süd- 
randes, besonders  schön  am  (.iötzenbüsebgen*)  unweit  Rabenau  und  bei 
Niederschöna**),  sowie  das  \'orkommen  von  wohlerbaltenen  in  ilie  marinen 
Sandsteine  der  Carinaten-Stufe  eingeschwemmten  l’flanzenresten,  z.  B.  bei 
Malter  und  Welschhufe  veranschaulichen  ebenfalls  die  Nähe  der  Küste. 

So  lässt  sich  denn  mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  annehmen, 
dass  die  südwestliche  Grenzlinie  der  cenomanen  Ablagerungen  auf  der 
llocliHäclie  des  jetzigen  Erzgebirges  von  etwa  der  Nollendorfer  Gegend 
in  nordwestlicher  Richtung  südlich  von  Dipimldiswalde  vorüber,  und  von 
hier  aus  in  mehr  westliclier  Richtung  auf  Freiberg  zu  verlaufen  sei.  Von 
dieser  freilich  nur  ganz  im  Allgemeinen  reconstruirbaren  Küstenlinie  aus 
erstreckte  sich  das  Huche  cenomane  Meer  nach  Nord  und  Nordost.  In  der 
Nachbarschaft  jener  Küste  kam  zunächst,  voraussichtlich  als  Deltabildung, 
der  Complex  der  Crednerien-Stufe  zur  Ablagerung,  üeber  diesem  folgt, 
wie  gezeigt  wurde,  in  weiter  und  allgemeiner  Verbreitung  der  cenomane 
tjuader.  Durch  beide  Complcxe  erfolgte  eine  Flanirung  des  Meeresbodens, 
soweit  dessen  Erhebungen  keine  beträchtlichen  Maasse  erreichten.  Höher 
vom  Boden  aiifragende  Rücken  und  Kui)pen  des  felsigen  Meeresgrundes 
blieben  von  diesen  ältesten  Cenoman -Ablagerungen  unbedeckt,  da  auf 
ihren  Gipfeln  die  lockeren  Sande  meist  keinen  Halt  fanden.  In  Folge  dessen 
durchragen  erstere  den  altcenonianen  Com]dex  meist  vollständig,  in  zwei 
Fällen,  bei  Lockwitz  und  bei  Oberau  jedoch  nur  zum  grössten  Theil, 
so  dass  sich  dessen  hängendste  Schichten  über  diese  Emporragung  hinweg 
erstrecken. 

Anders  gestalteten  sich  die  Verhältnisse  in  der  nun  folgenden  oberen 
Stufe  des  Cenoman,  nämlich  im  Carinaten- l’läner  und  l’länersandstein. 
Nicht  nur  auf  den  erst  kürzlich  zur  Ablagerung  gelangten  QuaderHäcben, 
sondern  auch  auf  den  noch  von  Sedimv'nten  freien  Emporragungen  breiteten 
sieb  die  kalkig-tbonigen  Massen  des  l'läners  aus.  In  Folge  -der  durch 

*)  Beck,  Krlänterungen  Sect.  Tharandt,  S. 

**J  Erläuterungen  Sect.  Freiljtrg,  S.  .ä5. 


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diese  felsigen  Pirhebungen  bedingten  örtlichen  Verhältnisse  kommt  inner- 
halb der  jüngeren  cenomanen  Stufe  eine  Localfacies  zur  Ausbildung,  welche 
an  die  Gehänge  und  Gipfel  dieser  submarinen  Erhebungen  gebunden  ist 
Sie  ist  es,  welche  wir  mit  Beck*)  als  „Klippenfacies“  bezeichnen.  Ihre 
Eigenart  giebt  sich  in  folgenden  Merkmalen  kund; 

1.  In  ihren  Niveauverhältnissen,  indem  die  hierher  gehörigen 
Sedimente  in  einem  höheren  Niveau  zur  Ablagerung  gelangt  sind,  als  die 
rings  um  diese  Klippen  verbreiteten,  aequivalenten  jungcenomanen  Schichten. 

2.  In  der  Lagerungsform  und  den  Verbandsverhältnissen, 
indem  die  Sedimente  der  Klippenfacies  verschiedentlich  gestaltete,  zum 
Theil  tief  eingreifende  Unebenheiten  der  Auflagerungsfläche,  als  Kessel, 
sack-  oder  spaltenartige  Vertiefungen  und  Taschen  ausfüllen.  Wie  charak- 
teristisch gerade  diese  durch  die  Unregelmässigkeit  des  Untergrundes  be- 
dingte Lagerungsform  für  die  Klippenfacies  ist,  erhellt  durch  die  That- 
sache,  dass  in  der  übrigen  allgemeinen  Verbreitung  der  cenomanen  Schichten 
eine  höchst  gleichmässige  und  continuirliche,  durchaus  schwebende  Lagerung 
herrscht.  Eine  solche  ist  zu  beohachten  z.  B.  an  der  Auflagerungsfläche 
des  Carinaten-tiuaders  auf  das  Rothliegende  bei  Cunnersdorf  unweit  Üresden, 
ferner  an  derjenigen  auf  Granit  von  z.  B.  Dohna,  Zwirtschkau  bei  l’irna 
und  Niedergrund,  endlich  auf  den  im  Contact  mit  Granit  in  Hornfelse 
umgcwandelten  Grauwacken  bei  Kauscha  unweit  Dresden. 

3.  In  ihrer  petrographischen  Ausbildung,  indem  die  Klippen- 
sedimente kleinere  oder  grössere  (ierölle  des  Untergrundes  in  beträcht- 
licher Zahl  in  sich  aufnehmen.  Diese  erreichen  zuweilen  einen  Durch- 
messer von  1 ni  und  stellen  dann  gewaltige  Rollhlöcke  \'or,  die  fast  stets 
wohl  gerundet  sind  und  augenscheinlich  ihre  Losreissung  und  Abrundung 
dem  Wogenschwall  der  einstigen  Untiefe  verdanken.  Ausserdem  beobachtet 
man,  dass  der  Pläner,  der  den  Klippen  auflagert,  meist  Glaukonit  in 
Gestalt  grösserer  Flecken  und  Flatschen  führt  und  dass  glaukonitische 
Substanz  auch  einen  Theil  der  Petrefacten,  sogar  gewisse  Gerölle  überzieht. 

4.  In  der  Fauna,  indem  die  Ablagerungen  der  Klippenfacies  durch 
das  Ueberwiegen  von  mit  Haftapparaten  ausgestatteten  und  dem  Unter- 
gründe aufwachsenden  Thierfornien,  insbesondere  massenhaften  Austern 
und  Spongien,  sowie  zahlreichen  stockbildenden  Korallen  charakterisirt  sind. 

Ganz  analog  gestalten  sich  die  Verhältnisse  im  Carinaten- Quader, 
dort,  wo  derselbe  wie  an  den  beiden  bereits  genannten  Stellen,  nämlich 
bei  Lockwitz  und  bei  Oberau,  ebenfalls  auf  die  Oberfläche  der  dortigen 
submarinen  Erhebungen  übergreift. 

Derartige  cenomane  Sedimente  vom  Charakter  der  geschilderten  Klippen- 
facies sind  auf  folgenden  Emporragungen  des  Litorals  bekannt: 

auf  dem  Syenitrücken,  welcher  sich  der  cenomanen  Küsten- 
linie  in  nordöstlicher  Richtung  vorlagert  und  jetzt  von  dem  tiefen 
Erosionsthal  der  Weisseritz  durclujuert  wird  und  zwar  bei  Plauen, 
auf  den  Emporragungen  des  sich  weiter  südöstlich  an- 
schliessenden Granitmassivs  am  Gamighübel,  hei  Kauscha  und 
bei  Lockwitz, 

auf  der  Porphyrkuppe  des  Kahlebusches  bei  Dohna, 
auf  dem  Granit  von  Zscheila  bei  Meissen, 
auf  dem  Gneiss  hoi  Oberau. 


■)  Erläuterungen  Sect.  Pirna,  S.  55. 


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Die  Verbältnisse,  wie  sie  sich  der  Beobachtung  auf  diesen  Vor- 
kommnissen der  Klippcnfacics  bieten,  sollen  im  Folgenden  ausführlich 
dargelegt  werden. 


2.  Besohreibung  der  Klippen faoies. 

a)  Die  Klippenfacies  auf  dem  Syenitrücken  bei  Plauen. 

Das  Meissener  Syenitmassiv  erstreckt  sich  von  Meissen  in  südöstlicher, 
also  Lausitzer  Richtung,  südwestlich  von  Dresden  vorüber,  und  bildet  hier 
einen  Rücken,  der  sich  zwischen  der  Elbthalwanne  und  dom  rothliegenden 
Döhlener  Becken  erhebt  und  der  von  der  Weisseritz  in  einem  tiefen  Thal, 
dem  Plauenschen  (irund,  durchschnitten  wird.  Nördlich  und  südlich  vom 
Syenit  verbreiten  sich,  wie  es  das  S.  46  initgetheilte  schematische  Profil 
Fig.  3 veranschaulicht,  die  Schichten  des  Rothliegenden.  Diese  werden 
vom  Carinaten- Quader  überlagert,  welcher  bis  an  den  Syenit  herantritl 
und  auch  noch  eine  Strecke  weit  auf  dessen  Böschung  übergreift,  üeber 
diesen  Quader  und  die  von  letzterem  unbedeckt  gebliebene  Gipfelzoiie  von 
Syenit  lagert  sich  der  Carinaten-Pläner,  wobei  er,  als  Klippenfacies 
ausgebildet,  die  Unregelmässigkeiten  der  Syenitoberfläche  ausfüllt,  und 
mannigfach  in  Taschen  und  Klüfte  desselben  eingreift,  Verhältnisse,  die 
an  den  Gehängen  des  Weisseritzthales  wiederholt  aufgeschlossen  und  zu 
beobachten  sind. 

Eine  deutliche  Vorstellung  von  diesen  Lagerungsverhältnissen  ergeben 
die  Aufschlüsse  an  der  Nordostböschung  des  Syenitrückens.  Bei  Rossthal 
wird  der  Carinaten-Pläner  von  einer  kleinen  Syenitkuppe  durchragt,  während 
der  Aufschluss  bei  Döltzschen  in  nur  600  m südöstlicher  Entfernung  zeigt, 
dass  hier  der  Syenit  ca.  25  m tiefer  liegt  und  zunächst  vom  Carinaten- 
Quader,  dann  von  Conglomerat  und  endlich  vom  Carinaten-Pläner  über- 
htgert  wird,  die  sich  demnach  sämmtlich  bis  auf  den  letzteren  in  der 
Richtung  nach  der  Rossthalcr  Kuppe  zu  an  den  Böschungen  des  Syenits 
auskeilen.  Die  gleichen  Verhältnisse  wiederholen  sich  von  Döltzschen  aus 

Fig.  4. 


(V'iltucbeo.  BegerburR.  IMauenirbcr  Grund. 

PC 

mc  ~ 


Diirchragung  der  unteren  cenomanen  Schichten  durch  den  Syenitrücken 
des  Plauenschen  Grundes.  Nur  die  hängendsten  Schichten  des  üarinaten- 
Pläners  greifen  als  Klippenfacies  entwickelt  Uber  den  Syenit  weg. 

S = Syenit,  (je  = Carina ten- Quader,  kc  = Conglomerat,  mc  = Mergel,  pc  — Cari- 
uatcu-Pläuer. 

in  nordöstlicher  Richtung  an  den  Gehängen  des  sich  hier  sanft  erhebenden 
Syenits  des  Plauenschen  Grundes.  Während,  wie  oben  gezeigt,  das  Cenoman 
bei  Döltzschen  noch  vollständig  entwickelt  ist,  greift  nur  sein  oberster 
Complex  auf  den  Syenitrücken  hinauf,  und  bedeckt  ihn,  als  Klippenfacies 
ausgebildet,  contiuuirlich,  sodass  an  den  beiderseitigen  Steilrändern  des 
Plauenschen  Grundes  unterhalb  der  Brauerei  zum  Felsenkeller  nur  die 


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vcrhältnissmiissig  schwache  Hülle  des  obersten  Cenoman  angeschnitten 
ist,  die  in  der  liegend  des  Hohen  Steins  in  voller  Mannigfaltigkeit  ihrer 
charakteristischen  Merkmale  an  verschiedenen  Tunkten  aufgeschlossen  ist, 
LagerungsverhiUtnisse,  die  das  Profil  4 veranschaulichen  soll.  Noch  weiter 
nach  Dresden  zu  beginnt  die  Syenitoberllächc  sich  wieder  zu  senken,  in 
Folge  dessen  nimmt  das  oberste  Cenoman,  also  der  Carinaten  - Pläner,  in 
gleichem  Schritte  fin  Mächtigkeit  zu,  nahe  an  der  Bienertstrasse  in  Plauen 
wurde  er,  den  Syenit  noch  direct  überlagernd,  erbohrt,  und  erst  beim 
Plauenschen  Lagerkeller  stellen  sich  zwischen  diesem  letzteren  und  dem 
Carinaten-Pläner  Vertreter  des  Carinaten-Quaders  ein. 

Aus  diesem  von  uns  hiermit  verfolgten  Profile  leuchtet  die  Thatsache 
klar  ein,  dass  auf  die  Erhebung  des  sycnitischen  Untergrundes  nur  der 
oberste  cenomane  Complex,  rings  um  diesen  Syenitrücken  aber  und  an 
seinem  Abfalle  das  gesammte  Cenoman  in  seiner  normalen  Entwickelung 
ausgebildet  ist.  Dass  aber  diese  schwache  Cenomanbedeckung  des  Syenit- 
rückens den  Habitus  einer  typischen  Klippenfacies  besitzt,  ergiebt  sich 
aus  den  folgenden  an  den  dortigen  Aufschlüssen  gemachten  Beobach- 
tungen. 

Den  schönsten  Einblick  in  die  der  Klippenfacies  des  Syenitrückens 
eigenthümlichen  Gebilde  bot  ein  Steinbruch,  der  am  Eingang  in  den 
Plauenschen  Grund  dicht  hinter  der  Gasanstalt  gelegen  ist  und  dessen 
prächtige  Profile  jetzt  leider  verschüttet  werden.  Die  Figur  5 vcranschau- 


Fig.  5. 


Auflagerung  des  Carinaten-l’läners  der  Klippenfacies  auf  den  Syenit 
ini  Steinbruch  hinter  der  Plauenschen  Gasanstalt 

S = Syenit,  p c = Carinaten-Pläner. 


licht  einen  Theil  der  felsig  zerrissenen  und  zerspaltenen  Oberfläche  des 
Syenits.  Man  gewahrt  in  diesem  verschiedene  tiefe  und  enge  Spalten, 
von  denen  eine  bei  einer  Breite  von  10 — 16  cm  nicht  weniger  als  H m 
tief  in  den  harten,  kaum  zersetzten  Syenitfels  hineinreicht.  Ausserdem 
weist  die  Oberfläche  noch  etliche  sackartige  oder  ganz  unregelmässig  ge- 
staltete Vertiefungen  auf,  die  mit  grobem  Geröll  erfüllt  sind.  Zahlreiche 
ganz  feine  Spältchen , die  nicht  immer  auf  der  Skizze  dargestellt  werden 
konnten,  durchsetzen  den  Syenit  am  Boden  dieser  Ausbuchtungen.  Daneben 
erheben  sich  steilwandige,  durch  die  Wogen  abgerundete  Buckel  und 
Kämme  bis  zu  mehreren  Metern  Höhe.  Alle  diese  Erscheinungen  ver- 
einigen sich  zum  Bilde  eines  rauhen  uiul  wilden  Klippenuntergrundes 


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des  cenomanen  Meeres.  Vervollständigt  wird  dasselbe  durch  die  An- 
häufung zum  Theil  gewaltiger,  dann  über  1 m grosser  Uollblöcke  des 
Syenits,  welche  sich  namentlich  in  den  Vertiefungen  zwischen  den  Einzel- 
klippen concentriren  und  jetzt  ein  ausserordentlich  grobes,  local  Riesen- 
Conglomerat  repräsentiren.  Ausser  diesen  Syenitgeröllen  fanden  sich  ganz 
vereinzelt  kleine,  ebenfalls  gut  gerundete  Geschiebe  von  anderen  Gesteinen, 
die  zum  Theil  einen  weiteren  Transport  durchgemacht  haben,  z.  B.  horn- 
steinartige aus  dem  Uothliegenden  stammende  Gerölle,  Kieselschiefer  und 
glaukonitiscber  Pläner  von  derselben  Beschaffenheit;'  wie  er  hie  und  da 
in  diesem  Bruche  ansteht.  Alle  diese  letzteren  waren  im  Gegensatz  zu 
den  Syenitgeschieben  von  einer  glaukonitischen  Hülle  umgehen.  Der 
diesen  Klippen  auflagernde  Pläner  weist  grosse  1—2  cm  messende  Fiat- 
scheu von  Glaukonit  auf  und  enthält  ausserdem  stellenweise  zahlreiche 
kleine  Glaukonitkörner,  sowie  einzelne  Schwefelkiespartikelchen  einge- 
sprengt. Unter  dem  Mikroskop  erw'eist  er  sich  vorwiegend  aus  Calcit 
und  Quarz,  ausserdem  spärlich  aus  Biotit,  Pyrit  und  Glaukonit  zusammen- 
gesetzt, neben  dem  man  noch  einzelne  Foraminiferen  gewahrt. 

Der  Pläner  ist,  soweit  er  die  Unregelmässigkeiten  des  Syenits  erfüllt, 
und  soweit  er  als  Conglomerat  entwickelt  ist,  ungescliichtet,  nach  oben 
zu  sondert  er  sich  in  einzelne  Bänke,  die  sich  ungefähr  der  Configuration 
des  Syenitbodens  anschmiegen,  deren  welliger  Verlauf  sich  aber  nach  oben 
beständig  verflacht  und  ausgleicht. 

Namentlich  als  Ausfüllung  der  Klüfte  und  Kessel  des  Syenits  enthält 
der  Pläner  viele  organische  Ueberreste  und  so  hat  dieser  Ort  eine  reich- 
h.altige  und  für  die  Klippenfacies  höchst  charakteristische  Fauna  geliefert, 
die  um  so  besser  bekannt  ist,  als  hier  ein  weit  grösseres  Stück  des  alten 
Meeresbodens  abgedeckt  und  durchforscht  worden  ist,  als  es  hei  allen 
anderen  Fundorten  innerhalb  der  Klippenfacies  der  ^äll  war.  Unter 
Benutzung  der  sehr  umfangreichen,  uns  in  dankenswerther  Weise  zur 
Bestimmung  überlassenen  Sammlung  des  Herrn  Ingenieur  Pohle,  Dresden, 
können  wir  folgendes  Verzeichniss  der  hier  vorgekommenen  Fossilien 
gehen: 

Dimorphastraca  parallela  Reuss  sp.  hh. 

iMÜmaeamlra  Fromenteh  Bölsche.  h. 


Thamnustrava  conferta  M.  Edw.  s. 

Cidaris  vesiculom  Goldf.  ss. 

lilnjyidionella  compressa  Lam.  hh. 

Tcrehmtula  hiplicaia  Sow.  h. 

— phaseoUnn  Lam.  h. 

Odrea  hippopodium  Nilss.  hh. 

AI(‘ctri/onia  carinata  Lam.  ss. 

— diluviana  L.  s. 

E.rogifra  lateraUs  Nilss.  hh. 

— sigmoidea  Reuss.  h. 

— haliotoidea  Sow.  hh. 

Spondglits  striutiis  Sow.  sp.  hh. 

l'ectv.n  lilwtomagensif!  d'tirh.  s. 

— clongatm  Lam.  h. 

— muminaius  Gein.  ss. 

Vola  dit/ilalis  Röm.  ss. 

Modioht  Cottae  Röni.  hh. 


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Modiola  cariUtoidcs  Gein.  s. 

— arcacea  Gein.  s. 

— irregulnris  Gein.  ss. 

Eriphi/la  striata  Sow.  sp.  ss. 

cf.  Protocardium  hillanum  Sow.  sp.  ss. 
Area  Galliennei  d’Orb.  s. 

— gtabra  l’ark.  sp.  8. 

Mutivlla  Ringmn-ensis  Mnnt.  ss. 

Cgprina  quadrata  d Orb.  ss. 

— trapezoides  Riim.  ss. 

Cardium  cenomanense  d’ürb.  s. 

— alternans  Ucuss.  s. 

Psammolna  Zitteliana  Gein.  h. 

cf  TurriMla  granidata  (iein.  ss. 

Plenrolomaria  plauensis  Gein.  s. 

— Gfinitzi  d'Orb.  ss. 

— sp.  SS. 

Natiea  pungens  Sow.  sp.  ss. 

Neritopsis  costidata  A.  Köln.  ss. 

— nodosa  (iein.  ss. 

Stidz7icria  cepacea  (iein.  ss. 

Trochus  Bimeli  d’Arch.  ss. 

Turbo  Geslini  d’Arcli.  s. 

Euchrgsalis  Luuheana  Gein.  ss. 

Vhemnitzia  Reussiana  (iein.  ss. 

Actinocamaa:  plenus  Blainv.  s. 

Gjgrhina  angiistidem  Keuss.  ss. 


Ausser  den  drei  erstgenannten  Stockkorallen  kommt  hier  nach  Nessig*) 
noch  eine  weitere,  nämlich  PsunmtoheUa  granidata  Ilölsche  vor. 

Auf  die  Eigenthiimlichkeiten  dieser  Klippenfauna  wird  später  ein- 
gegangen werden,  hier  soll  nur  auf  die  Häufigkeit  der  Austern,  Brachio- 
poden  und  der  Korallen,  sowie  darauf  hingewiesen  werden,  dass  fast 
alle  Arten  mit  Haftapparaten  ausgestattel  oder  dem  Untergründe  auf- 
gewachsen sind. 

Während  sich  bei  den  meisten  Petrefacten  die  kalkigen  Bestandtheile 
.aufgelöst  und  durch  (ilaukonit  ersetzt  haben,  ist  dies  nie  bei  den  Brachio- 
poden  und  selten  bei  den  Austern,  sowie  bei  manchen  Per.ten-  und  Modiola- 
Arten  der  Fall,  w.as  ganz  mit  analogen  von  Süss**)  mitgetheilten  Be- 
obachtungen übereinstimmt. 

Andere  sehr  schöne  Aufschlüsse  der  Klippenfacies  auf  dem  Syenit 
des  Plauenschen  Grundes  bietet  der  in  der  Nähe  dieses  Ortes  gelegene 
Kathssteinbruch,  in  dem  auf  einer  c.a.  120  m langen  Strecke  die  Auf- 
lagerung des  cenomanen  Pläners  auf  den  Syenit  ersichtlich  ist.  Wir  geben 
eine  Gesamratansicht  derselben  Eig.  6 und  zwei  Dctailprofilo  Fig.  7 und 
Fig.  8 (s.  nächste  Seite)  wieder,  die  ebenfalls  die  auffallend  unregelmässige 
Gestaltung  der  Syenitobertläche  veranschaulichen.  Der  sich  hier  nach  N 
senkende  Syenit  weist  auf  dieser  Linie  vier  buckelartige  Erhebungen  auf, 

*)  1.  e.  S.  122. 

•*)  Der  Bullen  der  Stadt  Wien.  18Ö2.  8.  112. 


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60 


Fig.  6. 


Auflagernng  des  Carinaten-PIKners  der  Klippenfacies  anf  den  Syenit 
im  KaMissteinbrnch  bei  Plauen. 


Fig.  6 Gcsammtprohl  der  Auflagemngsfläi  lip.  Fig.  7 und  Fig.  8 Spedali)rofile  der 
in  Fig.  (>  mit  * bezeicbncten  .Stellen.  S — .Syenit,  p c = Carinaten-Pläner. 


deren  Oberflächen  verschiedene  Vertiefungen  und  Spalten  zeigen.  Zwischen 
diesen  Buckeln  sind  local  üerüllansamralungen  aufgeschlossen.  Die  Syenit- 
geschiebe erreichen  nicht  die  gewaltige  Grösse  wie  im  vorigen  Steinbruche, 
stellenweise  sinken  sie  zu  solcher  Kleinheit  und  Beschaffenheit  herab,  dass  sie 
einen  Syenitgrus  darstellcn,  der  in  grosser  Menge  von  l’läner  eingeschlossen 
und  völlig  zersetzt  ist.  Der  l’läner  gleicht  demjenigen,  der  im  Steinbruch 
bei  der  Gasanstalt  ansteht,  völlig.  Auch  er  ist  in  Bänke  gesondert,  die 
sich  den  grösseren  Unebenheiten  des  Bodens  anschmiegen  und  sich  nach 
oben  ausgleichcn.  Zum  Sammeln  von  l’etrefacten  sind  hier  die  Verhält- 
nisse nicht  günstig,  immerhin  wurden  doch  einige  Gastropoden,  Beeten 
und  Brachiopoden  gefunden. 

Gegenüber  vom  Rathssteinbruch  liegt  das  Forsthaus,  neben  dem 
auch  noch  beute  die  Spaltenausfüllungen  sichtbar  sind,  die  Geinitz  im 
„Elbthalgebirge“  Bd.  I,  S.  13  abbildet  und  die  ihm  in  früherer  Zeit  eine 
Unmasse  verschiedenster,  vor  Allem  auch  winzig  kleiner  Fossilien  geliefert 
haben,  so  dass  Geinitz  von  einer  Uiliputfauna  spricht.  Ein  grauer  oder 
bräunlicher  Bläncr  mit  Glaukonittiecken  erfüllt  diese  Spalten.  Die  in 
denselben  und  zwischen  den  Conglomeratcn  eingescblossene  Fauna  war 
sehr  reich  an  Gastropoden  und  zwar  waren  sowohl  grosse  dickschalige. 


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61 


als  auch  eine  Menge  kleiner  Formen  vorhanden.  Ferner  fanden  sich 
zahlreiche  Austern,  Brachiopoden,  Seeigel  und  Seesterne,  Bryozoen  und 
einzelne  Stockkorallen. 


Kine  ebenfalls  sehr  reichliche  Ausbeute  an  Fossilien  im  Gebiet  der 
Klippcnfacies  wurde  früher  am  nahen  Hohen  Stein  gemacht.  Hier  be- 
findet sich  auf  dem  Gipfel  eines  Syenitbuckels,  auf  dem  der  „Frohberg’s 
Burg“  genannte  Thurm  steht,  eine  etwa  .3  ra  tiefe,  grosse  Einsackung, 
in  die  ein  gelblicher,  sehr  kalkreicher,  zahllose  Fossilien  einschliessender 
Mergel  eingelagert  ist.  Es  ist  das  diejenige  Stelle,  welche  Geinitz  im 


Fig.  9. 


„Elbthalgebirge“  Bd.  I,  S.  11  abbildet, 
und  von  der  wir  die  I’rofildarstellung 
Fig.  9 geben.  Vor  Allem  sind  Austern 
und  zwar  Exoyijra  haliotoidea  Sow., 
sigmoidea  Ileuss,  lateralis  Nilss.,  ferner 
und  zwar  nur  an  dieser  Stelle  in  solch 
grosser  Zahl  Alectnjonia  carinata  Lam. 
und  dütiviana  L.  häufig.  Auch  Stacheln 
und  Tafeln  von  Seeigeln  und  Seesternen, 

Zähne  von  Haifischen  und  vei-schiedene 
Gastropoden,  namentlich  grosse  Ceri- 
thien  und  Pleurotomarien  waren  hier 
sehr  gewöhnlich.  Ungefähr  60  m süd- 
lich von  dieser  Stelle  erhebt  sich  jen- 
seits des  Teiches  eine  niedrige  Syenit- 
wand, an  deren  oberem  Bande  die  Auf-  l’liinefs  als  Ausfüllung  eines  tie- 

lafreriint^fläclie  des  l^läners  deutlich  fen  Ivessels  im  Syenit  au  ,,I*roh- 
lagcrungsnacne  aes  i laners  aeutnen  jjurg«  östlich  vom  Plauen- 

autgeschlossen  ist.  Auch  hier  ist  eine  scheu  Grunde. 

ganz  ähnliche  Einsackung  wie  au  „Froh-  „ „ ,, 

berg  s Burg“  vorhanden.  Das  diese 

erfüllende  Material  hat  eine  mehr  sandige  Beschaffenheit  und  ist  stellen- 
weise hornsteinartig  silificirt.  Petrefacten,  namentlich  Austern  und  Cidaris- 
Stacbel  sind  auch  hier  in  grosser  Anzahl  vorhanden. 


Klippcnfacies  des  Carinaten- 


Am  Wege  neben  der  Begerburg  lässt  sich  gleichfalls  das  Eingreifen 
des  Cariuaten-Pläners  in  mehrere  enge  Spalten  des  Syenits  wahrnehmen. 
Dieselben  werden  theils  von  grauem,  kalkreichem  Pläner  mit  grossen 
Glaukonitfleckcn , theils  von  gelblichem  Hornstein  erfüllt,  welche  beide 
an  organischen  Besten  reich  sind  und  Cidaris  vesicidosa  Goldf.,  Ostrea 
hippopodium  Nilss.,  Exogijra  haliotoidea  Sow.  und  Pecten  elongatus  Ijani. 
lieferten.  — Noch  an  einigen  benachbarten  Stellen  des  Syenitrückens  sind 
diese  der  Klippenfacies  eigenthümlichen  Gebilde  aufgeschlossen,  doch  meist 
nicht  so  schön,  wie  an  den  beschriebenen  Orten,  oft  auch,  wie  am  oberen 
Bande  der  tiefen  Syenitbrüche,  nicht  zugänglich. 


b)  Die  Klippenfacies  auf  dem  Granitit  des  Gamighübels, 
bei  Kauscha  und  bei  Lockwitz. 

Zwischen  Kauscha  und  Leubnitz,  südöstlich  von  Dresden,  erhebt  sieb 
der  sich  unter  der  Kreide  ausbreitende  Granitit  zu  einer  kleinen  Kuppe, 
dem  Gamighübel*),  die  zwar  orographisch  wenig  auffiillt,  die  aber  doch 

*)  ?>läuternngen  Sect  Di-csilen,  S.  49. 


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62 


eine  beträchtliche  Emporragung  des  altcenoinanen  Meeresbodens  darstellt, 
denn  sie  durchragt  nicht  nur  den  gesaramten  Carinaten- Quader  und 
Carinaten-l’läner,  sondern  auch  noch  einen  Theil  des  turonen  Labiatus- 
riäners,  von  welchem  sie  rings  umgeben  wird.  Das  l’rofil  Fig.  10,  das 
unter  Benutzung  der  Aufschlüsse  der  Nachbarschaft  zusammengestellt  ist, 
veranschaulicht  diese  Lagerungsverhältnisse.  Auf  dem  Granitit  und  zwar 
in  Vertiefungen  seiner  Oberfläche  liegt  cenomancr  I’läner  und  ist  dem- 
nach hier  in  einem  höheren  Niveau  zur  Ablagerung  gekommen,  als  sogar 
die  turone  Labiatus-Stufe.  ln  der  etwa  1200  m westlich  vom  Gamighübel 
am  Wege  nach  Gostritz  gelegenen  Grube  ist  die  Auflageningsfläche  des 
Carinaten -Pläners  auf  dem  Carinaten -Quader  blossgelegt,  und  zwar  liegt 
dieselbe  in  einem  20  m tieferen  Niveau  .als  diejenige  der  entsprechenden 
.Schichten  auf  dem  Gamighübel,  ein  Umstand,  der  letzteren  als  Klippe 


Fig.  10. 


Durchragung  des  gesammten  Cenomans  und  des  Labiatua-Pl&ners  durch 
die  Granitit-Klipjie  des  liamigbtUiel s südöstlich  von  Dresden. 

O = Granitit,  qc  = Carinaten-Quader,  mc  = Mergel,  pc  = Carinaten-Pl&ner  auf 
dem  Gipfel  der  Granititkuppe  in  Klippenfacics  entwickelt,  p 1 = Dabiatus  - Planer. 

kennzeichnet.  Der  im  Granitit  dieser  Kuppe  angesetzte  Steinbruch  zeigt 
drei  unregelmässig  wannenförmige  Vertiefungen  in  der  granitischen  Ober- 
fläche, welche  durch  Ablagerungen  der  Plänerfacies  ausgefdllt  sind.  Zwei 
dieser  Kessel  enthalten,  in  einem  gelblichen  Mergel  eingebettet,  vereinzelte 
Granititgeschiebe,  die  theils  abgerollt,  theils  aber  noch  kantig  sind  und 
jedenfalls  dem  granitischen  Grundgebirge  entstammen.  Von  organischen 
Besten  werden  in  diesen  Mergeln  zahlreiche  Spongien  und  Austern  (siehe 
unten)  angetroflen.  Die  dritte,  2 — 3 m tiefe,  an  der  Nordwand  des  Stoin- 
bruches  sichtbare,  von  B eck  in  Fig.  3 seiner  Erläuterungen  zu  Section  Dresden 
abgobildete  Einsackung  hat  einen  ausserordentlich  unregelmässigen  Boden, 
der  sich  theils  zu  kleinen  Buckeln  erhebt,  theils  sich  rasch  auskeilende 
Spalten  in  den  Granituntergrund  entsendet.  Sie  wird  ebenfalls  von  weichem 
gelblichen  Mergel  erfüllt,  dem  zwei  schwache  Bänke  von  hartem  Pläner- 
kalk eingelagert  sind,  die  entsprechend  der  Confignration  ihrer  Basis 
flach  beckenförmige  Lagerung  besitzen.  Dieselben  sind  voll  von  winzigen 
Fischkoprolithen  und  enthalten  ausserdem  eine  Menge  Austern,  H.aifisch- 
zäbne  und  Stoinkerne  unbestimmbarer  Ceritbien.  Die  unter  diesen  Bänken 
liegenden  Mergel  sind  am  reichsten  an  Petreläeten.  Neben  Unmassen  von 
Ejoijip-u  haliotoidea  Sow.  und  sit/moidea  Keuss,  sowie  TervhraUdina  stria- 
iula  Maut,  stellt  sich  häufig  Ah‘drijonia  diluviana  L.  ein;  Ahriryonia  ruri- 
nnta  Lain.  dagegen  ist  seltener,  ln  .Menge  sind  Stacheln  von  Oidaris 
vesinilot<a  Goldf.  und  Horigudi  Des.  vorhanden,  ebenso  Spongien  wie 
Siphovin  piriformis  Goldf.,  SUIUspomjia  plnuriisis  Gein.,  Cupxdospongin 
ixifinidihiiliformis  G(ddf.  und  Kpitheks  rohusiu  Gein.  Nicht  selten  bc- 


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63 


obachtet  man  Steinkerne  von  Cerithien  und  Pleiirotomaria  Oeinitzi  d’Orb., 
sowie  eine  Stockkuralle  tSijnhelia  (jibbom  Miinst.  Auch  Haifischzähnc  sind 
sehr  häutig,  Nessig*)  nennt  vier  Species  derselben.  Namentlich  sind  es 
die  massenhaften  Austern  und  Spongien,  die  dieser  Fauna  ihren  eigen- 
thümlichen  Charakter  verleihen. 

Die  nächste  Stelle,  an  welcher  der  Granitit  in  südöstlicher  Richtung 
vom  Gamighübel  zu  Tage  tritt,  befindet  sich  bei  Kauscha  in  1 km  Ent- 
fernung von  dem  eben  beschriebenen  Aufschlüsse.  Der  Granitit  markirt 
sich  hier  topographisch  in  keinerlei  Weise,  sondern  ist  durch  das  Erosions- 
tbal  des  l’rohliser  Baches  angeschnitten,  also  an  dessen  Gehängen  bloss- 
gelegt worden.  Trotzdem  sind  auch  an  dieser  Stelle,  und  zwar  am  Nord- 
gehünge  des  genannten  Baches,  Reste  einer  einstmaligen  Klippenfacies 
nicht  zu  verkennen.  In  dem  Steinhruche  östlich  von  Kauscha  sieht  man 
von  der  denudirten,  verwaschenen  und  von  Löss  bedeckten  Oberfläche  des 
Granitits  aus  eine  cenomane  Spaltcnausfüllung  2 m tief  hinabsteigen,  die 
den  von  den  Höben  am  I’lauenschen  Grunde  S.  57  beschriebenen  analogen 
Gebilden  in  jeder  Richtung  gleicht.  Dieselbe  besteht  aus  einem  bräun- 
lichen, staubfeinen  Sande,  der  durch  ein  thoniges  Bindemittel  locker  zu- 
sammengehalten wird  und  neben  unbestimmbaren  Resten  von  Austern 
einen  scharfen  Abdruck  von  Cidaris  vesiculosa  Goldf.  lieferte. 

Je  weiter  wir  von  hier  aus  den  Granitit  nach  SO  verfolgen,  desto 
tiefer  sinkt  seine  Oberfläche.  Bei  dem  nur  1,5  km  von  Kauscha  entfernten 
Lockwitz  fallen  deshalb  die  dortigen  Klippenbildungen  bereits  in  die  untere 
Abtbeilung  des  Cenomans,  in  den  Carinaten-Quader,  bei  dem  4,5  km  weiter 
südöstlich  gelegenen  Dohna  lag  sie  so  tief,  dass  der  Quader  und  sein  Han- 
gendes, der  l’läner,  sich  ihr  continuirlich  und  zwar  schwebend  auflagerten, 
während  erst  die  dem  granitischen  Meeresboden  aufgesetzte  Porphyrkuppe 
des  Kahlebusches  von  Neuem  zur  Klippenbildung  Veranlassung  gab. 

Die  Klippenfacies  des  Carinaten  - Quaders  bei  Lockwitz  ist  dicht 
oberhalb  des  Ortes  durch  den  Granitbruch  bei  Adam’s  Mühle  am  oberen 
linken  Thalrande  aufgeschlossen.  Wie 
das  Profil  Fig.  11  darstellt,  erfüllt  der 
Carinaten -Quader  grössere  unregel- 
mässige Vertiefungen  und  die  spaltcn- 
förmigen  Ausläufer  derselben,  wäh- 
rend zugleich  steilbucklige  Köpfe  und 
Kämme  des  Granitits  in  ihn  hinein- 
ragen. Der  Quader  dieser  Ausfül- 
lungen ist  sehr  feinkörmig,  dem  Pläner- 
sandstein ähnlich.  An  den  tiefsten 
Stellen  hat  er  graue,  sonst  graulich- 
weisse  Farbe  und  weist  grössere 
grünliche,  glaukonitische  Flecken  auf. 

Eine  reiche  Fauna  stellt  sich  auch 
hier  wie  an  allen  übrigen  Klippen 
ein,  während  in  derNähedieses Ortes, 
ausserlnalb  der  Klippenfacies  der- 
selbe Quader  überaus  arm  an  Fossilien  ist.  Wir  sammelten  in  diesen 
Quadertaschen: 


•)  1.  c.  9». 


Fig.  11. 


'c  r 

' - 1 I _ 

NW  1 m SO 

KlippenfaciesdcsCarinaten-Quaders 
auf  dem  O raniti  t von  Lock  witz  (Seetion 
Krcischa-Hänicheii). 

6 = Granitit,  i]  c = Cariiiatcu-Qnader. 


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64 


Micriibacia  coromila  Goldf.  ss. 

Serpula  gordialis  Schloth.  h. 

Rhynchonella  comprcssa  Lam.  s. 

Pecten  elovgatus  Lam.  s. 

Vola  notabilis  Münst.  ss. 

Sponih/lus  striatus  Sow.  s. 

Lima  cenomanensis  d’Orb.,  ss. 

vor  Allem  aber  in  grösster  Häufigkeit 

Exogyra  lateralis  Nilss.  hh. 

— haliotoidea  Sow.  hb. 

— conica  Sow.  h. 

sowie  Cidaris  vesiculosa  Goldf.  bb. 


Hieraus  ist  ersicbtlicb,  dass  die  Fauna  dieses  Ortes  derjenigen  der 
oben  beschriebenen  Aufscblüsse  ganz  analog  ist.  Austern  treten  auch  hier 
in  bei  Weitem  überwiegender  Zahl  auf,  ein,  wie  bereits  betont,  charak- 
teristiscbes  Merkmal  der  Klippenfacies. 

c)  Die  Klippenfacies  auf  der  l’orpbyrkuppe  des  Kablebusches*). 

Bei  Dohna  und  nördlich  von  dieser  Stadt  breitet  sich  die  denudirte 
Oberfläche  des  Granitits  durchaus  eben  und  zwar  in  160—170  m Meeres- 
höhe aus.  Ihr  conform,  also  in  fast  schwebender,  nur  flach  nach  N ge- 
neigter Schichtenlage  ist  das  Cenoman,  und  zwar  wesentlich  als  l’läner- 
sandstein  zur  Ablagerung  gelangt  Ueber  diese  Ebenheit  erhebt  sich  bis 
zu  208, (i  m Meereshöhe,  also  ca.  40  in  über  das  Niveau  des  I’läners  eine 
dem  Granitit  aufgesetzte  glockenförmige  l’orphyrkuppe,  der  Kahlebuscli. 
Durch  den  Flauer  bis  in  den  unterlagernden  Granitit  ist  das  Thal  der 
Müglitz  eingeschnitten,  dessen  Gehänge  somit  aus  letzteren  Gesteinen  be- 
steht, während  die  die  Stadt  Dohna  tragende  Hochfläche  von  der  Pläner- 
decke gebildet  wird.  Am  besten  lassen  sich  diese  topographisch-geologischen 
Verhältnisse  von  einem  hoch  liegenden  Funkte  direct  südlich  von  Dohna 
überblicken  und  sind  in  dem  durch  die  geologische  Darstellung  auf  Section 
Firna  sich  zum  plastischen  Bilde  ergänzenden  Textprofil  Fig.  12  wieder- 
gegeben worden.  Die,  wie  erwähnt,  die  Hochfläche  bedeckenden  Fläner- 


Fig.  12. 

Stftdt  Dobna  Kabl«busch 


Profil  vom  Wasserreservoir  westlich  von  Dohna  his  jenseits  der 
Porphyrklippe  des  Kahlebusches. 


(1  = ( iranitit.  Pq  = (Inarzporpliyr,  me  — cenomaner  Mergel,  pc  = Carinaten-l’liiner, 
auf  dem  Gipfel  des  Kahlebusches  in  der  Klippenfacies .'nl.s  Ansfüllung  von  Vertiefungen 
des  Porphyr.s.  Nach  H.  Credner. 


*)  Deichmüller,  I c.  S.  iltl;  Lange,  I.  c.  .S.  10;  Heck,  Erläuterungen  Sech 
Pirna,  8.  55  und  Fig.  5. 


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65 


scliichtcn  ziehen  sich  eine  Strecke  weit  die  Böschung  des  Kahlebusches 
hinauf,  um  sich  dann  auszukeilen.  Erst  auf  dem  äussersten  Gipfel  und 
dessen  Umrahmung,  also  in  einem  Niveau  von  beinahe  40  m über  der 
Stadt  Dohna,  stellen  sich  von  Neuem  ausschliesslich  als  Ausfüllung  von 
Vertiefungen  auf  der  Borphyrklippe  cenomane  Gebilde  ein.  Dieselben 
charakterisiren  sich  durch  ihre  beträchtliche  Höhenlage  über  dem  normal 
ausgebildeten  Cenoman,  durch  ihre  Lagerungsform  zwischen  den  Uneben- 
heiten der  Borphyrklippe,  durch  ihren  petrographischen  Habitus  und  durch 
ihre  Fauna  als  ausgezeichnete  Vorkommnisse  der  Klippenfacies,  für  welche 
diese  letztere  Bezeichnung  von  Beck  zur  Einführung  gelangte. 

Während  früher  eine  grössere  Anzahl  solcher  kessel-  oder  wannen- 
förmigen  Vertiefungen  auf  der  Höhe  des  Kahlebusches  beobachtet  wurden, 
sind  augenblicklich  nur  drei  solche  aufgeschlossen.  Zwei  derselben,  von 
denen  die  eine  2,  die  andere  6 m tief  ist,  enthalten  ein  grobes  Borphyr- 
conglomerat,  dessen  völlig  abgerundete  und  zersetzte,  offenbar  dem  Unter- 
grund entstammende  Rollstücke  10  bis  25  cm  Durchmesser  haben.  Die- 
selben werden  durch  ein  kalkiges  Bindemittel  verkittet,  in  dem  man  nicht 
selten  Fragmente  von  Austern  findet.  Die  dritte,  .S  m breite  und  1,.^  m 
tiefe  wannenförmige  Einbuchtung  der  Borphyroberfläche  liegt  direct  auf 
dem  Gipfel  der  Kuppe  und  enthält  einen  gelblichen,  schwach  glaukonitischen 
Mergel.  In  ihm  sind  Fossilien  in  grösster  Menge  enthalten.  Die  von 
Deichmüller*)  aufgezählte  Fauna  ähnelt  durchaus  derjenigen  der  Klippen 
vom  Gamighübel  und  von  „Frohberg’s  Burg“. 

Vorwaltend  sind  auch  hier  die  folgenden  Austern:  Exoi/ifni  haliotoidea 
Sow.,  sigmaideaReuss,  lateralis  Nilss.,  Ostrea  hippopodinm  Nilss.,  Alectrgonia 
diluriana  L.  und  carinata  Lam.,  ferner  Spongien  und  zwar  namentlich 
Siphonia  piriformis  Goldf.  Sehr  häufig  sind  auch  Bryozoön  und  die 
SÜicheln  von  Cidaris  vesiculosa  Goldf.  und  Sorigneti  Des.  Von  Brachio- 
poden  ist  Terehratulina  striatida  Mant.  am  gewöhnlichsten.  Gastropoden 
dagegen  sind  selten.  Von  Bedeutung  ist  ausserdem  das  reichliche  Vor- 
kommen von  Stockkorallen,  so  von  Synhelia  gibbosa  Münst.,  Isis  tenuistriata 
Reuss,  Stichobothrion  foveolatum  Reuss  sp.  und  Thamnastrvu  conferta 
M.  Edw.,  sowie  dasjenige  von  Rudisten,  von  Stellaster  plaucnsis  Gein., 
Oreaster  thoracifer  Gern,  und  endlich  von  Pentarrinus  lanceolatus  libm.  und 
Actinocamax  plenus  Blainv.  Wiederum  spielen,  das  zeigen  schon  diese  kurzen 
Angaben,  sessile  .\rton  die  hauptsächlichste  Rolle  in  dieser  Klippenfauna. 

Wie  auf  dem  Gipfel  und  an  den  obersten  Abhängen  der  Borphyr- 
kuppe  des  Kahlebusches,  so  haben  die  Schichten  mit  Actinocamax  plenus 
auch  am  Fusse  derselben,  nämlich  auf  der  Böschung  seines  Sockels  eine 
von  der  normalen  abweichende,  in  vielen  Beziehungen  an  die  echte  Klippen- 
facies erinnernde  Ausbildung  angenommen.  So  sieht  man  an  dem  Ein- 
schnitte des  Weges,  der  nach  dem  Steinbruche  des  Kahlebusches  führt, 
<lirect  auf  dem,  die  Basis  der  Borphyrqucllkuppe  bildenden  Granitit  ein 
0,5  m mächtiges,  grusiges  Conglomerat  anstehen,  welches  wesentlich  aus 
bis  kopfgrossen  Geröllen  des  benachbarten  Granitits  und  Borphyrs  besteht, 
auf  welches  ein  0,3  m mächtiger  Blänermergel  folgt.  In  ihm  findet  sich 
eine  Fauna,  in  der  Austern  und  Schwämme  {Crihrospongia  subreücidata 
Münst.  und  Sgphonia  piriformis  Goldf.)  verhältnissmässig  reichlich  ver- 
treten sind. 

•)  1.  c.  S.  100. 


C6 


d)  Die  Klippenfacies  auf  dem  (iranitit  von  Meissen. 

Wie  im  SO,  so  sind  auch  im  äussersten  NW  der  das  sächsische  Elb- 
thalgebirge durchziehenden  Küstenlinie  des  Kreidenioeres  cenomane  Gebilde 
vom  Charakter  der  Klippenfacies  zur  Ablagerung  gelangt.  Ein  derartiges 
Beispiel  lieferte  die  directe  Umgehung  von  .Meissen  und  zwar  von  Zscheibi. 
Dieselben  wurden  von  Gumprecht  im  Beginne  der  30er  Jahre  sorgfältig 
untersucht  und  in  seinen  „Beiträgen  zur  geognostischen  Kenntniss  einiger 
Theile  von  Sachsen  und  Böhmen“,  Berlin  1835,  S.  10  u.  f.  beschrieben  und 
auf  Tafel  1 abgebildet.  Es  galt  damals  naclizuweisen,  dass  die  schein- 
baren Einschlüsse  vom  Pläner  im  dortigen  Granit  thatsächlich  keine  Ein- 
schlüsse seien,  sondern  mit  der  dem  Granit  aufgelagerten  Plänerdecke  in 
directem  Zusammenhang  gestanden  haben,  also  als  Descensionen  zu  be- 
trachten seien.  Wie  bei  Plauen,  so  füllte  auch  hier  ein  grauer  Kalkstein 
mit  Glaukonitflecken  die  spaltenartigen  Unebenheiten  des  Granits  aus. 
Glaukonit  überzog  ebenfalls  die  recht  häufigen  Fossilien,  von  denen  haupt- 
sächlich Brachiopoden,  sowie  einige  Gastropoden  citirt  werden*).  Aehn- 
liche  Gebilde  beobachtete  derselbe  Autor  auf  dem  Syenit  der  Kaths- 
weinberge.  Trotzdem  ihn  die  Fauna  an  <liejenige  der  Felscnrifi'e  der 
heutigen  Meere  erinnerte,  spricht  er  diese  Erscheinui>gcn  nicht  als  Klippen 
an,  sondern  erklärt,  dass  ihre  Entstehung  eine  „wahrscheinlich  nie  zu 
enträthselnde  Ursache“  habe.  Heute  sind  diese  Spaltenausfüllungen  nicht 
mehr  zu  sehen;  bereits  1840,  so  berichtet  Geinitz**),  hatte  der  Eifer 
älterer  Geologen  nichts  mehr  davon  übrig  gelassen.  Später  (1877)  fand 
Dittraarsch  über  dem  Granit  von  Zscheila  rothe,  eisenschüssige,  etwas 
sandige  Mergel,  die  zahlreiche  von  G einitz***)  bestimmte  Fossilien  lieferten, 
darunter  eine  Stockkoralle,  ferner  die  von  den  Kli])pen  bekannten  Brachio- 
poden und  Austern,  Spondi/liiH  striaUis  Sow.,  Pedm  elomiatus  L.ani., 
Opin  bicomis  Gein,,  Modiola-  und  Mtjfilus-Krien,  sowie  einige  Gastropoden, 
eine  Fauna,  welche  für  die  Klippenfacies  dieser  Loc.alablagerung  spricht. 

e)  Die  Klippenfacies  auf  dem  Gneiss  des  Oberauer  Tunnels. 

Zur  Klippenfacies  ge- 
hören endlich  diejenigen 
cenomanen  Ablagerungen, 
welche  nebst  ihrem  aus 
Gneiss  gebildeten  Unter- 
gründe mit  dem  Oberauer 
Tunnel  durchfahren  wur- 
den und  von  denen  G ei- 
nitz in  seiner  „Charak- 
teristik“ Tafel  A eine 
ansch.auliche  Abbildung 
giebt,  der  wir  das  Profil 
Fig.  13  entnehmen.  Der 
Gneiss  stellt  hier  eine 
vielfach  von  Granitgängen 
durchschwärmte  Scholle 

*)  Vergl.  Leonhardt  im  Neuen  .Tahrhuch  18.SJ,  ,S.  140. 

Charakteristik,  S.  li. 

•**j  Sitzuiiffsberii  hte  der  Isis  1877,  ,S.  17  und  74. 


Fig.  13. 


Profil  durch  den  Oberauer  Tunnel  nach 
G einitz  1840. 

gn  — Gneiss,  eine  Sihollc  im  Granit  des  Meissener 
Massivs  bildend,  seine  OberHiiehe  durch  klippenartige  Vor- 
sprünge und  spaltenartige  Klüfte  unregehnüssig  zerrissen, 
qc  = r.arinaten-()undiT,  diese  Unebenheiten  ansfüllend, 
als  Klippenfacies  entwickelt,  pc  = Carinaten-l’läner. 


.i;  vC;„.rglc 


67 


im  Meissener  Syenit- Graiiitmassiv  dar.  Die  Emporragung,  die  dieses 
Grundgebirge  auf  dem  altcenomanen  Meeresboden  bildete,  war  offenbar 
nicht  sehr  bedeutend,  sodass  sie  bereits  vom  Carinaten- Quader  über- 
lagert wurde,  welcher  hier  als  ein  an  Glaukonit  überaus  reicher  Grün- 
sandstein entwickelt  ist.  Ausfüllungen  von  Spalten,  die  sich  zum  Theil 
ähnlich  wie  diejenigen  von  Zscheila  in  der  Tiefe  sackförmig  erweitern, 
ferner  von  kleineren  und  grösseren,  unregelmässig  kesselförmigen  Ver- 
tiefungen, klippen förmige  llervorragungen,  endlich  grosse,  wohlgerundete 
Gerölle,  zuweilen  auch  scharfeckige  Bruchstücke  des  den  Untergrund 
bildenden  Gueiss  und  Granits  kennzeichnen  diese  Ablagerung  als  höchst 
charakteristisches  Gebilde  der  Klippen  facies.  Auch  die  Fauna  zeigte 
Analogien  zu  derjenigen  anderer  Klippenbildungen;  Terehratula  hiplicata 
Sow.,  Rhynchonella  compressa  Lam.,  die  folgenden  Austern:  Exogyra 
lialiotoidea  Sow.,  Oatrea  hippopotliuin  Nilss.,  Alntrijonia  diluviana  L.  und 
curimita  Lam.,  ferner  Trochus  Geinitsi  Reuss,  TurriteUa  yranulata  Gein. 
und  Ideurotomaria  sp.,  auch  kleine  Ilij)puritcn  wurden  meist  recht  häufig 
gefunden. 


3.  Büokbliok  auf  die  Fauna  der  Klippenfaoies. 

Allen  diesen  Klippenbildungen  ist,  wie  schon  ein  Blick  auf  die  ge- 
gebenen  Aufzählungen  der  in  ihnen  enthaltenen  Fossilien  zeigt,  eine  höchst 
charakteristische  Fauna  eigenthümlich,  deren  Eigenart  besonders  durch 
das  Ueberwiegen  solcher  Formen  zum  Ausdruck  kommt,  die  mit  llaft- 
apparaten  ausgestattet  oder  dem  Untergrund  direct  aufgewachsen  waren. 
Analogien  zu  den  Faunen  der  heutigen  felsigen  Meeresküsten  sind  in  der 
fossilen  Thierwelt  der  cenomanen  Klippenfacics  Sachsens  auf  das  deut- 
lichste ausgesprochen.  So  spiegelt  sich  in  diesen  Ablagerungen  die  Vor- 
liebe der  stockhildenden  Korallen,  sieb  an  felsigen  Klippen  in  geringer 
Meerestiefe  anzusiedeln*),  unverkennbar  wieder.  Die  ein  festes  Substrat 
erfordernden  Crinoiden  kommen  gleichfalls,  wenn  auch  als  Seltenheit,  in 
der  Klippenfacies  vor.  Die  Brachiopoden  leben  nach  Walther**)  in  ihrer 
grossen  Mehrzahl  auf  felsigen  Klippen  und  härteren  Bänken,  die  am 
Meeresboden  aus  sandigen  und  schlammigen  Gründen  hervorragen.  Ihre 
reichliche  Verbreitung  in  verschiedenen  Arten  der  Gattungen  Tcrehratidu, 
Tvrvhratidina  und  Rhynchonella  steht  damit  vollständig  im  Einklang. 
Von  den  mit  einer  Schale  aufgewachseneu  Lamellibrancliiaten  sind  die 
Ostreiden  ganz  besonders  zahlreich  vertreten  und  können  wahre  Hauf- 
werke und  bankartige  Vergesellschaftungen  bilden.  Einzelne  Arten  (Exoyyra 
lialiotoidea  und  siynwidea,  auch  lateralis  und  Ostrea  hippopodiiim)  sind 
allerorts  in  der  Klippenfacies  in  solcher  Zahl  vorhanden,  dass  sie  schon 
für  sich  allein  dieser  F’aeies  ein  eigenthümliches  Gepräge  verleihen.  Zu 
diesen  Zweischalern  gehören  ferner  auch  jetzt  noch  dem  Untergründe 
direct  aufsitzende  Individua  von  ISjumdylits  striatiis  Sow.  sp.,  sowie  die 
selteneren  Rudisten  und  Chamen,  weiche  sich  jedoch  nicht  selten  auch  im 
Quader  der  Carinaten-Stufe  vortinden,  der  ja  dort  ebenfalls  eine  Ablagerung 
des  seichten  Meeres  oder  der  Litoralzone  repräsentirt.  Von  den  Gattungen 
2Iytilus,  Modiola  und  Pecten,  die  sich  mit  ihrem  Byssus  befestigen, 

•)  Walther:  Die  Korallenriffe  der  Sinaihalhiusel,  Ahh.  der  sächs.  Ges. 

der  Wiss.  Bd.  1-1,  S.  473. 

**)  Einleitung  etc.  S.  348. 


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68 


kommen  verschiedene  Species  in  der  Klippenfacies  in  grosser  Häufigkeit 
vor,  was  ganz  besonders  für  Modiola  Cottae  Itiim.  gilt.  L)ie  in  den  Felsen 
bohrenden  Lithoilomiis  und  Phohis  sind  durch  mehrere  Allen  vertreten 
und  ebenfalls  gerade  in  dieser  Facies  häutig.  Stellenweise  sind  auch 
Gastropoden  sehr  gewöhnlich  und  sind  viele  derselben  nur  aus  dieser 
Facies  bekannt  geworden.  Als  charakteristisch  sind  die  dickschaligen 
Vertreter  der  Gattungen  Turbo,  TAiorina,  Cmthium,  CUvmnitzia  und 
Nerinea,  sowie  die  an  Felstlächen  aufsitzenden  l’atellen  zu  nennen.  Cepha- 
lopodeu  dagegen  sind  durcliwog  selten. 

Sehr  merkwürdig  ist  es,  dass  in  der  Kli])penfacies  auf  dem  Syenit  des 
Plauenschen  Grundes,  welche  auf  ihre  Fauna  am  besten  durchforscht  ist, 
verachiedene  Fundorte  gewisse,  auffallende  Unterschiede  in  der  Zusammen- 
setzung ihrer  Thierwelt  aufweisen.  Hesondei-s  deutlich  kommen  diese  localen 
Eigcnthümlichkeiten  an  der  von  Geinitz  aus  den  Siialtenausfüllungen  unter- 
halb des  Forsthauses  im  Plauenschen  Grunde  mitgetheilten  Fauna  und 
derjenigen  des  S.  57  genannten,  in  einem  etwas  tieferen  Niveau  gelegenen 
Steinbruches  bei  der  Plauenschen  Gasanstalt  zum  Ausdruck.  I)cr  erste 
Fundort,  also  der  am  Forsthause,  ist  besonders  durch  seinen  Ueichthuni 
an  Gastropoden  ausgezeichnet.  Die  Spalten  waren  ., überfüllt“  von  den 
kleinen  Schalen  derselben,  fast  alle  <lie  im  Hand  1 des  „Klbthalgebirges“ 
abgcbildeten  Arten  stammen  von  dieser  Stelle.  Während  viele  derselben 
recht  selten  waren,  traten  andere  in  um  so  grösserer  Zahl  auf.  Von 
Litorina  f/racilis  Sow.  sammelte  Geinitz*)  gegen  50  Exemplare,  von 
Turbo  lirichi  Gein.  mindestens  60,  auch  Xatica-  und  Chcnuiitzia- Arten 
waren  häutig.  Ausserdem  fanden  sich  noch  ziemlich  zahlreiche  Prachio- 
podeu,  verschiedene  Echinoiden  und  L.imellibranchiaten,  wie  Pvden  und 
Mytilus.  Die  Korallen  waren  hier  selten,  ln  dem  Aufschlüsse  bei  der 
(iasanstalt  hingegen  spielen  die  Gastropoden  eine  untergeordnete  Holle, 
hier  dominiren  die  Hrachiopoden  und  Uaniellibranchiaten,  auch  die  Korallen 
sind  häufig.  Die  Echinoiden  scheinen  dagegen  fast  ganz  zu  fehlen,  gelang 
es  uns  doch  nur  einen  einzigen  CWam-Stachel  aufzutinden.  Es  ist  nicht 
zu  verkennen,  dass  sich  hier  gewisse  Anklänge  an  die  Tiefenzouen,  wie 
man  sie  au  verschiedenen  Küsten  unterschieden  hat**),  offenbaren.  Der 
erste  Fundort,  beim  Forsthause,  ähnelt  den  Regionen  der  Patellen  und 
Korallinen,  während  der  zweite  die  tieferen  Regionen  repräsentiren  könnte. 
Da  jedoch  nicht  vorauszusetzen  ist,  dass  alle  Organismen  an  den  Stellen 
der  Klippen  gelebt  haben,  wo  wir  sie  heute  finden,  und  da  die  Fauna 
des  im  höchsten  Niveau  gelegenen  Fundortes,  „Frohberg’s  Burg“  durchaus 
nicht  mit  den  durch  die  beiden  anderen  l.ocalfaunen  angedeuteten  Regionen 
der  Litoralzone  übereinstimmt,  lässt  sich  über  den  Grund  dieser  Eigeu- 
thümlichkeiten  nichts  Sicheres  aussagen  und  ist  abzuwarten,  ob  auch  an 
anderen  Klippen,  vielleicht  am  Kahlebusch,  ähnliche  Beobachtungen  ge- 
macht wurden. 

Von  der  Fauna  der  sich  in  der  Nachbarschaft  der  Klippen  ausbrei- 
tenden (juader-  und  Plänerfacies  ist  diejenige  der  Klipi)enfacies  ausser- 
ordentlich verschieden.  Wir  gaben  S.  42,  44,  47  und  52  die  Veraeichnissc 
der  im  Caiinaten-Pläner  und  Pläncrsand.stein  aufgefundenen  F'ossilien;  es 
waren  deren  verhältnissmässig  wenige,  und  nur  einige  derselben  sind  häufig. 


*)  Elbthalgehirae,  S.  249  uinl  2.ä3. 

*•)  Walther,  Eiuleituug,  8.  112  u.  f. 


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6» 


Genau  dasselbe  gilt  für  den  Carinatcn-Quader.  Nicht  gross  ist  die  Zahl 
seiner  Arten,  etliche  aber,  besonders  Krofiyra  volumha  laiin.,  Inoceramun 
strintiis  Mant.  und  Vola  phasvula  Lam.  sind  sehr  gewöhnlich  und  kommen 
innerhalb  gewisser  Bänke  und  Nester  sogar  massenhaft  angehäuft  vor. 
An  den  bereits  besprochenen  Faunen  des  Lahiatus- Quaders  und  -Pläners 
machten  wir  wiederum  dieselbe  Beobachtung.  Es  ist  dies  offenbar  ein 
charakteristischer  Zug  der  am  flachen  Meeresboden  erfolgten  Ablagerungen. 
Ganz  anders  verhält  sich  die  Fauna  der  Klippenfacies.  Sie  zeichnet  sich 
durch  die  F’ülle  der  in  ihr  vertretenen  Gattungen  und  Arten  aus,  die 
ebenfalls  zum  Theil  in  grosser  Zahl  der  Individuen  vergesellschaftet  sind, 
ln  dieser  Reichhaltigkeit  und  Mannigfaltigkeit  besteht  <lie  vollste  Analogie 
zu  den  Verhältnissen,  die  heute  am  Boden  wenig  tiefer  Mecrestheile  zu 
bemerken  sind.*j  Auch  hier  findet  sich  an  steil  aufsteigenden  Felsen 
eine  artenreiche,  am  flachen  mit  Sand  oder  Schlick  bedeckten  Boden  hin- 
gegen eine  artenarme,  aber  individuenreiche  Thierwelt.  Dass  auch  die 
Fauna  submariner  felsiger  Erhebungen  von  derjenigen  des  diese  umgebenden 
Meeresbodens  verscliieden  ist,  hat  Walther**)  nachgewiesen.  Der  Um- 
stand, dass  in  der  Klippenfacies  hauptsächlich  sich  am  Boden  anheftende 
Thiere  lebten , unterscheidet  die  Fauna  derselben  ebenfalls  scharf  von 
derjenigen  des  Quaders  und  Pläners,  die  nur  verschwindend  wenige  solcher 
Arten  führen.  Die  Spongien,  Korallen,  Crinoiden,  Brachiopoden,  llryozoen, 
Cirrhipedien  und  Itudisten,  die  fa.st  ausschliesslich  sessil  leben,  haben  im 
Cenoman  Sachsens  ihre  Vertreter  hauptsäclilich  in  der  Klifipenfacies.  Zu 
ilinen  gesellen  sich  viele  Gattungen  der  Lamellibranchiaten  und  einige 
der  Gastropoden***)  (I'utdla  und  Litoriiia)  von  festsitzeuder  Lebensweise. 
Stockbildende  Korallen,  die  in  den  geschilderten  Ablagerungen  durch  die 
Gattungen  Syniiclia,  Tliumnastraca,  Dimorphaxtraea,  Astrocoenia,  Placo- 
xeriit,  Isis  und  SticJiohothrion  vertreten  sind,  gehören  ausschliesslich  der 
Klippenfacies  an.  Auch  gewisse  Asteroiden  (Stdlaster  plauetisis  Gein.  und 
Grellster  sp.)  sind  im  Cenoman  Sachsens  bisher  nur  in  dieser  Facies  nach- 
gewiesen worden  und  hier  nicht  selten.  Von  den  Echinoiden  sind  die 
Cularis-ktien  besonders  häufig,  I^eudodiailema  variolae  Brongn.,  Orthopsis 
gramdosus  .\g.  und  Cyphosoina  cenomaninse  Cott.  sind  bisher  allein, 
wenn  auch  als  Seltenheit,  an  den  beschriebenen  Klippen  beobachtet  worden. 
Anderentheils  aber  zeigt  es  sich,  dass  einige  im  Pläner  und  (juader  sehr 
häufige  Ai'ten  gerade  in  der  Klippenfacies  nur  selten  Vorkommen,  ein 
Verhältniss,  das  bei  Jnoceramus  striatiis  Mant.  und  Exogyra  colnmha  am 
auffälligsten  ist. 

Blicken  wir  auf  die  oben  geschilderten  Eigenthümlich- 
keiten  der  F’auna  der  Klippenfacies  des  sächsischen  Cenomans 
zurück,  so  lassen  sich  diese  in  kurzen  Worten  wie  folgt  zu- 
sammenfassen. Sie  bestehen  1.  in  der  Reichhaltigkeit  dieser 
Fauna,  verglichen  mit  der  formenarmen  Thierwelt  des  nor- 
malen Quaders  und  Pläners,  2.  in  dem  Vorwalten  von  fest- 
gewachsenen oder  mit  Haftapparaten  ausgestatteten  Arten, 
darunter  eine  zum  Theil  grosse  Zahl  von  Spongien,  Brachio- 
poden, Austern,  Rudisten  und  Modiola-Arten,  3.  im  Vorhanden- 


•)  Vergl.  Moebius:  Das  Thierleben  am  Boden  der  Ost-  und  Nordsee. 

••  i Kinleitnng,  S.  iJO. 

*•*)  Walther,  Kinleitung,  8.43!). 


70 


sein  vieler  und  zwar  besonders  grosser  und  dickschaliger 
üastropoden  (Nerinea,  Chemnitgia,  Cerithium  und  Naticu), 
4.  in  dem  auf  diese  Facies  beschränkten  Vertretensein  von  Stock- 
korallen. 

IV.  Die  Faclesgebilde  der  Stnfe  des  Inoceranins  Itrongniarti. 

1.  Die  bisherigen  Ansichten  bezüglich  der  Aequivalenzgebilde  der 

Brongnisrti  - Stufe. 

Der  Broiigniarti- Quader,  der  in  der  Sächsischen  Schweiz  die  all- 
gemeinste W'rbreitung  besitzt,  lässt  sich  in  unveränderter  h'acies  weit  nach 
Böhmen  hinein  verfolgen,  wo  er  einen  Theil  des  Complexes  bildet,  der 
von  böhmischen  Geologen  als  „Iser -Schichten“  bezeichnet  wird.  Ebenso 
ist  das  Aequivalent  des  Broiigniarti- Bläners  von  Strehlen  und  Weinböhla 
längst  und  mit  grösster  Sicherheit  in  den  Pliinerkalken  von  Huudorf  bei 
Teplitz  erkannt  und  ist  der  Typus  der  Zone,  welche  man  als  „Teplitzer 
Schichten“  bezeichnet  hat,  die  ebenfalls  in  Böhmen  eine  grosse  Aus- 
dehnung gewinnen.  Da  sich  beide  Complexe,  Iser-Schichten  und  Teplitzer 
Schichten,  in  ihrer  räumlichen  Verbreitung  ausschliessen,  erwog  man  schon 
längst,  üb  beide  aequivaleute  Faciesbildungen  seien.  Diese  Frage  wurde 
dadurch  complicirt,  dass  in  Böhmen  stellenweise  die  Teplitzer  Schichten 
die  Iser-Schichten  überlagern*)  und  demnach  jünger  als  diese  sein  sollten, 
währcnil  in  .Sachsen  das  Umgekehrte  der  Fall  sein  sollte**),  da  hier  der 
Brongniarti-tjuader  (Iser-Schichten)  über  derjenigen  Bank  von  Brongniarti- 
l’läner  (Teplitzer  Schichten)  lagert,  welche  unter  dem  Namen  des  Krietzsch- 
witzer  Bläners,  des  oberen  Bläners  oder  des  Spinosus-Bläners  der  Säch- 
sischen Schweiz  bekannt  ist.  J.  J.  Jahn’s  Untersuchungen***)  zeigten 
jodocli,  dass  die  erstere  .Annahme  unrichtig  sei,  da  die  in  Böhmen  für 
Teplitzer  Schichten  gehaltenen,  die  Iser-Schichten  überlagernden  Sedimente, 
nicht  diesen  ersteren,  sondern  einer  jüngeren  Stufe  angehören.  Jahn 
machte  es  hierdurch  aufs  Neue  wahrscheinlich,  dass  in  den  Iser-Schichten 
und  Teplitzer  Schichten  aequivaleute  Faciesgebilde  vorliegen.  Aber 
auch  darüber,  dass  in  Sachsen  die  Teplitzer  Schichten  (Brongniarti-Bläner) 
die  Iser-Schichten  (Brongniarti-Quader)  imterlagern  sollen,  herrscht  inso- 
fern keine  völlige  üebereinstimmung,  als  die  oben  erwähnte,  unter  dem 
Brongniarti-Quader  der  Sächsischen  Schweiz  liegende  Bank  von  Brongniarti- 
Bläner  von  den  eineiif)  zu  den  Teplitzer  Schichten,  von  den  anderenfj) 
zu  den  älteren  Malnitzer  Schichten  gestellt  wird. 

In  tabellarischer  Zusammenstellung  würden  sich  diese  bisherigen 
Anschauungen  über  die  Gliederung  und  Aequivalenz  der  Brongniarti-Stufe 
wäe  folgt  ausdrücken  lassen. 


*)  .t.Fritsch:  Studien  in  derbölimisihen  Kreidetörm.  iV:  Die  Teplitzer  Siliiclilcn. 
Archiv  für  die  natnrwi.ss.  J.andesdurehfürrtcliuug  von  Böhmen,  Bd.  7,  S 51. 

**)  Kriiiuterunfri’u  .Scct  Kosentlml.  S.  10. 

•••)  Bcitr,  zur  Kenntn.  der  hühniisclien  Kroidefonn.  Jahrh.  der  K.  K.  geol.  Keiclis- 
anstalt  1895,  S.  Z15. 

f)  (ieinitz:  Elhthalgeh.  IT,  .S.  250:  Beck:  Krläuterungen  Sect.  Uros^er  Wintcr- 
herg,  S 23:  Sclialch;  Erlivmerungen  Sect.  Uuseuthal,  S.  10. 
i't)  Weissenherg.  Schichten,  .S.  48. 


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71 


Sachsen. 


Sachsen. 


Böhmen.  Böhmen. 


(Geologische  I.andcs- 
nntersuchnng) 
Brongniarti- Quader 
= Iser-Schicnten. 
Bron^  11  iarti- Pläner 
von  Krietzschwitz -Hoher 
Schneelierg  = Teplitzer 
Schichten. 


(A.  Fritsch) 

Brongniarti- Quader 
= Iser-Schichten. 
Brongniarti -Pläner 
der  .Sächsischen  Schweiz 
= Malnitzer  Schich- 
ten. 


(X.  Fritsch) 


Teplitzer 

Schichten. 

Iser- 

Schichten. 


(Jahn) 

Teplitzer 
Schichten 
- Iser- 
Schichten. 


Die  uns  vorschwebende  Aufg.ibe  beschränkt  sich  auf  die  Klarlegung 
der  Ausbildung  der  Brongniarti-Stufe  innerhalb  Sachsens.  Hier  und  zwar 
in  der  Sächsischen  Schweiz  gliedert  sich  diese  von  unten  nach  oben  I.  in 
gl.aukonitischen  Sandstein  mit  Bhi/nchonella  hohemica  Schlönb.,  30-40  m 
mächtig*),  2.  in  glaukonitischen  l’lätier  oder  Mergel  {Krietzschwitzer  Pläner 
oder  Brongniarti-Pläner  der  Sächsischen  Schweiz),  20—30  m**),  die  beide 
vielfach  wechsellagern  und  als  ein  einheitlicher  Complex  aufgefasst  werden, 
3.  in  ()uader,  den  Brongniarti -Quader  (bis  250  ra  mächtig),  der  von  der 
Klbe  durchfurcht  wird  und  wesentlich  die  als  Sächsische  Schweiz  bekannte 
pittoreske  Landschaft  liefert.  Kr  wird  von  den  wenig  mächtigen,  schon 
nicht  mehr  zur  Brongniarti-Stufe  gehörigen  Scaphiten-.Mergeln  überlagert. 
Weiter  westwärts,  in  der  Dresdner  Elbthalwanne,  fehlen  die  für  die 
Sächsische  Schweiz  so  charakteristischen  Quadersandsteine,  an  ihre  Stelle 
tritt  die  Brongniarti-Stufe  in  kal  kig-thoniger  Entwickelung,  hauptsächlich 
als  Plänermergel.  Durch  Bohrungen  war  erwiesen,  dass  diese  eine  ganz 
bedeutende  Mächtigkeit  (über  150  m)  besitzen,  doch  war  es  nicht  möglich, 
diese  Pläuermergel  zu  gliedern,  da  es  an  geeigneten  Aufschlüssen  fehlte. 
Ein  solcher  war  früher  bei  Strehlen  vorhanden,  ist  aber  längst  verschüttet. 
Den  hier  gebrochenen  Plänerkalk  betrachtet  Beck***)  als  zur  Brongniarti- 
und  Scaphiten-Stufe  gehörig. 

Bezüglich  der  Aequivalenz  der  Quader-  und  Pläncrfacies  der  sächsi- 
schen Brongniarti-Stufe  ging  die  Ansicht  dahin,  dass  der  Strehlener  Pläner 
dieGesammtheit  der  Brongniarti-Schichteu  der  Sächischen  Schweiz  vertrete, 
wie  cs  folgende,  in  Uredner’s  Elementen  der  Geologie,  8.  Autl.,  S.  G43 
gegebene  tabellarische  Uebersicht  veranschaulicht. 


Stufe  der  Scaphiten. 

Stufe  des  Inoceramus  Brongniarti: 

a 

Brongniarti  - (Quader, 

Im 

o> 

Brongniarti-Pläner  von  Krietzschwitz, 

Glaukonitsandsteine  mit  Rhynchonella 

u 

bohemica. 

Ueber  die  Stellung  der  einzelnen  Complexe  der  Brongniarti-Stufe,  wie 
sie  in  der  Sächsischen  Schweiz  entwickelt  sind,  zu  dem  Gcsammtconiplexe 


•)  Erläiitcningen  Sect.  Rosenthal,  8.  28. 
*•)  Erläuterungen  Ro.senthal,  S.  .'tO. 
*‘*j  Erläuterungen  Scet  Dresden,  .8.  öo. 


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72 


der  Ktrehleiier  I’läiienncrgel  war  man  jedoch  keinesfalls  zu  einer  klaren 
Auffassung  gelangt.  Um  eine  solche  zu  erzielen,  handelt  es  sich  zunächst 
um  die  Feststellung  des  genauen  Horizontes  der  den  Ilrongniarti-Quader 
in  der  Sächsischen  Schweiz  unterteufenden  Hank  von  Hrongniarti-l’läner 
und  deren  Kecoguoscirung  in  der  riänerfacies  der  Gegend  von  Dresden. 


2.  Der  Brongniarti-PlSnor  der  Sächsischen  Schweiz  als  selbständige 
untere  Zone  der  Brongniarti-Stufe. 

Dem  Hrongniarti-l’läner  der  Sächsischen  Schweiz  begegnet  man,  von 
Dresden  kommend,  zunächst  hei  l’irna  (vergl.  Fig.  14,  S.  77).  Er  liegt 
hier  zwischen  zwei  Schichten  von  Griinsandstein,  von  denen  die  untere 
in  ihrem  Liegenden,  die  obere  in  ihrem  llatigcnden  eine  schwache  Mergel- 
schicht führt.  Diese  letzteren  beiden  .Mergel  und  auch  der  über  dem 
l’läner  liegende  Grünsandstein,  keilen  sich  nach  SO  bald  aus,  sodass  nur 
der  Hrongiarti- l’läner  und  der  Grünsandstein  allein  sich  weiter  in  das 
Gebiet  der  Sächsischen  Schweiz  hinein  erstrecken.  Hier  aber  nehmen 
beide  grosse  Verbreitung  an  und  sind  bis  zum  Hohen  Schneeberg,  den  sie 
unterlagern  und  dessen  Fuss  ihr  Ausgehendes  kranztormig  umzieht,  zu 
verfolgen.  Dieser  Erietzschwitz-Schneeherger  l’läner  nimmt  oft  mergelige 
Heschallenheit  an,  ist  dünnbankig  geschichtet,  sandig  und  führt  Glaukonit*). 
Der  ihn  begleitende  Grünsandstein  ist  mittel-  bis  feinkörnig,  besitzt  ein 
kalkiges  oder  kalkig -tboniges  Hindemittel  und  ist  ebenfalls  in  Hänke  ge- 
sebiebtet**).  Heide,  l’läner-  und  (irünsandstein,  scbliessen  sieb  eng  an 
einander  an,  wecbsellagern  wiederholt  mit  einander  und  sind  als  ein  Complex 
zu  betrachten,  der  zum  Liegenden  den  Labiatus-Quader,  zum  Hangenden 
den  Brongniarti-(juader  bat.  Diege  Verbandsverhältnisse  weisen  deutlich 
auf  die  Malnitzer  Schichten  in  Höbmen  bin,  wie  sie  bei  Lippenz  und 
Malnitz  unweit  l’ostelberg  aufgeschlossen  sind  und  von  wo  sie  vielen 
deutschen  Geologen  bekannt  sind.  Hier  liegt  auf  der  kalkigsandigen 
Labiatus-Stufe  ein  zur  Brongniarti-Stufe  gehörender  Grünsandstein,  der  im 
Hangenden  einen  gelblichen,  sandigen  Mergel  führt,  auf  welchen  erst 
die  jüngere  Abtheilung  der  Hrongniarti -Stufe  folgt,  die  hier  nicht  wie 
in  der  Sächsischen  Schweiz  in  sandiger,  sondern  in  kalkiger  Facies  als 
sogenannte  Teplitzer  Schichten***)  entwickelt  ist. 

Der  die  Basis  der  Brongniarti-Stufe  innerhalb  der  Sächsischen  Schweiz 
bildende  Grünsandstein  lieferte  nach  Schalchf)  unter  anderem  Inocerii- 
mus  Brongniarti  Sow.  und  Khijnchondlu  holwmica  Schlönb.  Letztere  ist 
darin  ausserordentlich  häufig  und  wurde  von  Schlönbach -i-j-)  aus  dem 
Exügyrensaiidstein  und  Grünsandstein  der  Malnitzer  Schichten  Böhmens 
beschrieben,  für  welchen  Horizont  sie  charakteristisch  ist.  Schalch’s 
uud  Heck’sftt)  Bemühungen  gelang  es  ferner  auch,  in  den  mit  diesem 
Grünsandstein  vergesellschafteten  Bänken  von  Brongniarti -Pläner  inner- 
halb der  Sächsischen  Schweiz  23  verschiedene  Arten  zu  sammeln,  die  bis 

’)  Krliiuterungen  Sect.  l’irna,  S.  64,  mal  Erläuterungen  Scct.  Rosenthal,  S.  28. 

**i  Erläuterungen  Sect.  Ro.sentlial,  S.  24. 

*•*)  G.  Bruder:  Die  Gegend  uni  .Siuiz  II,  S.  9. 
f)  Erläuterungen  Sect.  Ro.'tenthiil,  S.  26. 

■j"!-)  Kleine  palacontnlogischc  Mittheilungeu.  Jalirb.  d.  k.  k.  geid.  Reichsanstalt  1868, 
Bd.  18,  S.  157. 

Ltt)  Erläuterungen  Sect.  Rosenthal,  S.  29. 


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73 


auf  FtitrlJa  inconstans  Gein.  sänimtlich  in  den  MalnitzLT  Schichten  Böhmens, 
insbesondere  in  der  erwähnten  mergelig-sandigen,  unserem  Pläner  ent- 
sprechenden Schicht  bei  Malnitz  und  Laun  gefunden  wurden.  Von  den 
nach  A.  Fritsch*)  für  die  Malnitzer  Schichten  ganz  besonders  charak- 
teristischen Arten  sind  Ammonites  Wooh/ari  Mant.,  Area  suhglabra  d'Orb. 
und  Bapa  cancellata  Sow.  sp.  auch  aus  dem  Brongniarti-Pläner  der  Säch- 
sischen Schweiz  bekannt.  Es  mag  hauptsächlich  das  Vorkommen  des 
Inoceramus  Bromjniarti  Sow.  und  des  freilich  ausserordentlich  seltenen 
SiMfuIylus  S2mu)siu<s  Sow.  gewesen  sein,  welches  schon  Geinitz  und 
Gümbel  und  später  Beck  und  Schalch  bestimmten,  den  Brongniarti- 
Pläner  der  Sächsischen  Schweiz  mit  den  „Strehlener“  = „Teplitzer  Schich- 
ten“ zu  identificiren.  Allerdings  sind  diese  beiden  organischen  Reste  in  den 
letztgenannten  Schichtcomplexen  sehr  häutig,  jedoch  nicht  ausschliesslich 
auf  sie  beschränkt.  So  erscheint  Inoceramus  Brongniarti  Sow.  in  Böhmen, 
Nieder-Schlesien  und  am  Nordrande  des  Harzes  bereits  in  der  Labiatus- 
Stufe,  ebenso  ist  Spondglus  spinosus  Sow.  von  A.  Fritsch  in  Böhmen  in 
den  unserer  Labiatus-Stufe  entsprechenden  Weissenberger  Plänern  wieder- 
holt angetroffen  worden.  Es  kann  demnach  das  seltene  Vorkommen  des 
letzteren  ebensowenig  wie  dasjenige  von  Inoceramus  Brongniarti  Sow.  als 
Beweis  für  die  Aequivalenz  der  Krietzschwitz- Schneeberger  Plänerbank 
gerade  mit  den  „Strehlener  Plänern“  gelten.  Andererseits  ist  aber  auch 
kein  einziges  der  speciell  für  die  Strehlener,  also  Teplitzer  Schichten 
charakteristischen  Fossilien  in  dem  Brongniarti-Pläner  der  Sächsischen 
Schweiz  vorhanden,  selbst  nicht  die  in  ersterem  Horizonte  so  gewöhnliche 
Terebratula  semiglobosa  Sow.  Es  kann  daher  kaum  einem  Zweifel 
unterliegen,  dass  der  Brongniarti-  Pläner  von  Krietzschwitz  und 
dem  Hohen  Schneeberg  einen  von  dem  Strehlener  Pläner  ver- 
schiedenen Horizont  repräsenti rt.  In  diesem  Falle  weist  seine 
Lage  an  der  Basis  der  gesammten  Brongniarti-Stufe  der  Sächsischen  Schweiz 
von  vornherein  darauf  hin,  dass  sein  Aecjuivalent  im  Liegenden  der 
Strehlener  Pläner  zu  suchen  sein  wird.  Diese  unterste  Zone 
der  Brongniarti-Stufe  entspricht  somit  nicht  den  Teplitzer  Schichten 
(=  Strehlener  Pläner),  sondern  vielmehr,  wie  auch  A.  Fritsch  annimmt, 
(len  Malnitzer  Schichten  von  Postelherg  und  I.aun,  die  in  genannter 
Gegend  direct  unter  den  Teplitzer  Schichten  liegen. 


3.  ITaohweis  der  unteren  Abtheilung  der  Brongniarti-Stufe 
bei  Dresden. 

Aufschlüsse,  aus  denen  unmittelbar  hervorginge,  dass  eine  solche 
unterste  Brongniarti-Zone  die  Strehlener  Schichten  thatsächlich  unterteuft, 
sind  nicht  vorhanden.  Dahingegen  ist  es  im  höchsten  Grade  wahrschein- 
lich, dass  die  kalkreichen,  schwach  glaukonitischen  Plänerraergel,  welche 
in  den  Ziegeleien  von  Bossecker  und  Kehr  zwischen  Plauen  und  Räcknitz 
anstehen,  der  Repräsentant  dieser  untersten  Brongniarti-Zone  sind.  Beck**) 
hat  diese  Plänermergel  auf  Grund  eines  im  K.  mineralogisch-geologischen 
Museum  anfbewahrten  Exemplars  von  Inoceramus  lahiatus  Schloth.,  das 
nach  seiner  Eti(juette  aus  einer  dieser  Giuben  stammen  soll,  als  zur 

*)  Weissenberger  und  Malnitzer  .Sehicliten,  S.  21. 

**)  Erläuterungen  Sect.  Dresden,  S.  üti. 


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74 


Lal)iatus-Stufe  gehörig  betrachtet.  Jedoch  ist  dieser  Fund  ein  sehr  frag- 
licher und  wird  nach  dem  tiesteinshabitus  des  Handstückes  zu  schliessen 
noch  zweifelhafter,  sodass  seine  Verwerthung  zur  Horizontbestimmung  der 
Uäcknitzer  riänermcrgel  unthunlich  ist.  Dahingegen  steht  fest,  dass  die 
genannten,  mithin  in  ihrer  Stellung  noch  fraglichen  Uäcknitzer  Pläner- 
inergel  von  echten  Labiatus- Plänern  unterteuft  werden  und  unter  die 
Strehlener  Plänerkalke  einfallen.  Sie  würden  also  älter  sein  als  der  letztere 
und  genau  dieselbe  geologische  Stellung  eiunehmen,  wie  die  Malnitzer 
Schichten  in  Böhmen  und  die  Krietzschwitzer  Plänerbank  in  der  Sächsi- 
schen Schweiz,  falls,  wie  gezeigt  werden  soll,  der  dortige  Brongniarti- 
Quader  dem  Strehlener  Pläner  entsprechen  sollte. 

Dieser  Uäcknitzer  Plänermergel  lieferte  folgende  organische  Beste: 

Macrojioma  ManteUi  Ag.  ss,  ein  Koprolith.  Von  ferneren  Fisch resten  fanden 
sich  ein  schlecht  erhaltener  Zahn,  vielleicht  von  Corax  heUrodon  Beuss 
und  Flossenstacheln  ähnliche  Gebilde. 

Ammonitcs  WooUgari  Mant.  h,  oft  in  jungen  Flxemplaren,  wie  sie  Geinitz 
im  Elbthalgcbirge  II,  Taf.  33,  Fig.  4 und  6 abbihlet. 

Criocvras  cf.  eUipticum  Mant.  sp.  ss. 

Bamlites  haculoules  Mant.  h.  Schlecht  erhaltene  Exemplare  sind  sehr 
häutig,  doch  fand  sich  auch  eins  mit  deutlicher  Sutur. 

Aporrhais  calcarata  Sow.  s. 

— Eeiissi  var.  meyaloptera  Beuss.  s. 

Cerilliium  sp.  ss.  als  Steinkern.  Auf  12  mm  Länge  kommen  8 kantige 
Umgänge.  Es  entspricht  dem  von  Fritsch.  VVeissenberger  Schichten, 
S.  111,  Ihg.  60  aus  den  Launer  Kalkknollen  abgebildeten  lixemplar. 
Natica  Genta  Sow.  h. 

Tarritella  mulüstriata  Beuss.  s. 

DentuUum  medium  Sow.  h. 

— tstrehlense  Gein.  h. 

Eriphyla  lenticularis  Goldf.  s. 

Ivniis  falia  Sow.  s. 

Nucula  pectinala  Sow.  hh. 

Avicula  yluhra  Beuss.  ss. 

1‘inna  cf.  dccussata  Goldf.  ss. 

Gervillia  solmoides  Defr.  ss. 

Inocerumus  sp.,  verdrückte  und  schlecht  erhaltene  Exemplare,  wahr- 
scheinlich I.  Bronyniarti  Sow. 

Beeten  curvatus  Gein.  h. 

— orhiculuris  Sow.  hh. 

Lima  elonyata  Sow.  sp.  hh. 
iSpotidylus  hystrix  Goldf.  ss. 

Anomia  siditruncata  d’ürb.  ss. 

Exogyrn  lateralis  Nilss.  ss. 

Micraster  cor  testudinarium  Goldf.  ss. 

Jlolasicr  planus  .Mant.  s]>.  s. 

Cidaris  subvesiculosu  d'Orh.  ss.  Stachel. 

Diese  Fauna  zeigt,  dass  man  diesen  Mergel  nicht  zur  L.abiatus-Stufe 
stellen  darf,  namentlich  weist  das  Vorkommen  verschiedener  G.astropoden, 
der  Dentalien,  von  Micraster  uml  Holaster  sowie  Cidaris  subeesiculosa 
d'Orb.  mit  Bestimmtheit  auf  die  Brongniarti-Stufe  hin. 


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75 


Die  geologische  Verbreitung  der  Arten  innerhalb  der  in  Frage  kom- 
menden Schichten  soll  folgende  tabellarische  Uebersicht  veranschaulichen: 


LabiatuB- 

Krietzscbw. 

Malnitzer 

strehlener 

Macropoma  Mantelli  . . 

•Stufe. 

Pläner. 

.Sdiichteu. 

Pläner. 

X 

Ammonites  Woolh/ari 

X 

X 

X 

X 

Crioceras  cf.  ellipticnin  . 

— 

— 

— 

X 

DacuUtos  baculoides  . . 

X 

— 

X 

X 

Aporrhais  calcarata  . . 

— 

— 

— 

X 

— Reussi 

X 

X 

X 

X 

Cerithium  sp 

— 

— 

X 

— 

Natica  Gentii  .... 

X 

X 

X 

X 

l\irriteVa  muUintriata  . 

X 

X 

X 

X 

Dmtalium  medium  . . 

X 

X 

X 

X 

— strehlense  .... 

— 

— 

— 

X 

Eriphtßa  lenticularis  . . 

X 

X 

X 

X 

Venus  faha 

— 

— 

— 

X 

Nucula  pectinata  . . . 

X 

X 

X 

X 

Pinna  cf.  decussata  . . 

X 

— 

X 

— 

Oervillia  solenoidcs  . . 

X 

— 

X 

X 

Avictda  glabra  .... 

— 

— 

X 

X 

Pecten  curvatus  . . . 

X 

X 

X 

X 

— orbicularis  .... 

X 

— 

X 

X 

Lima  clont/ata  .... 

X 

X 

X 

X 

Hpondglus  hystrix . . . 

X 

— 

X 

— 

Anomia  sublmncata  . . 

X 

X 

X 

X 

Exoqyra  lateralis  . . . 

X 

— 

X 

X 

Micraster  cor  testudinarium 

— 

X 

? 

X 

Holaster  jdanus  . . . 

— 

— 

— 

X 

Cidaris  subvesiculosa  . . 

, 

— 

— 

— 

X 

Aus  dieser  tabellarischen  Zusammenstellung  ergiebt  sich,  dass  die 
Fauna  des  Räcknit/er  1‘länermergels  die  grösste  Aehnlichkeit  mit  der- 
jenigen besitzt,  die  als  solche  der  „Strchloner  Schichten“  niifgeführt  zu 
werden  pflegt,  .ledoch  fallen  bei  dieser  anscheinenden  Uebereinstinimung 
folgende  Erwägungen  ins  Gewicht:  1.  fehlen  in  den  Räcknitzer  Mergeln 
gerade  diejenigen  Formen,  welche  für  die  echten  Strehlener  Schicliten 
charakteristisch  sind,  so  z.  R.  Hi/])so(hm  Lewesieims  Ag.,  T'roihus  armatus 
(iein.,  Cardita  teniiicosta  Sow.,  Lima  Hoperi  Mant.,  Scaphites  Qeinitzi 
d’Orb.  u.  a.,  vor  Allem  aber  auch  die  dort  so  häufige  Tirchratula  simii- 
glohofd  Sow.  2.  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  dass  in  den  früheren,  jetzt 
längst  verschütteten  Strehlener  Steinbrüchen  nicht  nur  der  echte  Strehlener 
l'läncr,  sondern  auch  an  deren  Rasis  die  hängendsten  Schichten  gerade 
jener  Stufe  aufgeschlossen  waren,  die  als  unterste  Rrongniarti-Zone  auf- 
gefasst werden  muss  und  in  der  wir  gesammelt  haben.  Da  damals  die 
palaeontologische  Ausbeute  nicht  nach  ihrer  Herkunft  Schicht  für  Schicht 
getrennt  gehalten  wurde,  mag  eine  Vermischung  der  Fossilien  beider 
Horizonte  stattgefunden  haben.  Diese  Venmithung  wird  durch  die  Re- 
merkung  Schlönbach's*)  be.stärkt,  dass  in  den  tiefsten  Schichten,  die  in 


*)  .Jalirb.  der  k.  k.  geolog.  ReidisansUilt  1SH8,  Bd.  18,  S.  Mo. 


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76 


früherer  Zeit  in  den  Strehlener  Kalkbrüchen  zugänglich  waren,  Ammonites 
WooUgari  Mant.  in  solchen  Exemplaren  häufig  war,  die  ebenso  wie  die- 
jenigen der  Malnitzer  Schichten  früher  für  Ammonites  Ehotomagensis 
llrougn.  gehalten  wurden.  Ebendieselben  Formen  liegen  uns,  und  zwar 
in  grösserer  Zahl  aus  den  Ziegelgruben  von  Kücknitz  vor.  Da  dieser 
Auimonit  nirgends  in  den  Teplitzer  Schichten  Böhmens  und  auch  bei 
Weinböhla  nicht  gefunden  wurde,  ist  es  wahrscheinlich,  dass  er  nur  in 
diesen  liegendsten  Schichten  Strehlens  vorkam.  Die  üehereinstimmung 
der  Fauna  des  Käcknitzer  I’länermergels  mit  derjenigen  des  Krietzschwitz- 
Schnceherger  Brongniarti- Pläners  ist  zwar  eine  sehr  geringe,  immerhin 
ist  aber  bedeutungsvoll,  dass  alle  bei  Kücknitz  häufigeren  Arten  auch  ini 
Krietzschwitzer  Pläner  nachgewiesen  sind,  und  dass  in  letzterem  wie  bei 
Kücknitz  Ammoniien  WuoUgnri  Mant.  mit  Imceramm  Brongniiirti  Sow. 
und  Miaaster  cor  tesUulinarium  Goldf.  vergesellschaftet  ist.  Mit  den 
Malnitzer  Schichten  Böhmens  zeigt  dagegen  die  l'auna  von  Räcknitz  grosse 
Verwandtschaft, 

Durch  obige  Beobachtungen  und  Erörterungen  dürfte  nach- 
gewiesen sein,  dass  sowohl  in  der  Sächsischen  Schweiz,  wie 
bei  Dresden  im  Hangenden  der  Labiatus-Stufc  ein  bisher  nicht 
abgeschiedener,  zur  Brongniarti-Stufe  gehörender  Complex  vor- 
handen ist,  welcher  einen  untersten  Horizont  der  letzteren  re- 
präsentirt,  also  älter  ist  als  der  Strehlener  Pläner. 

Es  ist  zu  erwarten,  dass  sich  diese  Beziehungen  später,  wenn  in  ver- 
schiedenen anderen  Ziegeleien,  z.  B.  bei  Leubnitz  etc.,  dieselben  Pläner- 
mergel besser  aufgeschlossen  sein  werden,  weiter  begründen  und  erhärten 
lassen.  So  wird  bei  Klein-Luga  unweit  Niedersedlitz  ein  Mergel  gegraben, 
aus  dem  Beck*)  Micraster  cor  festudinarium  Goldf.  sowie  Lima  elnngata 
Sow'.  nennt,  denen  wir  noch  TurriUdla  multidriata  Keuss  und  Natica 
Oentii  Sow.  zufügen  können.  Wegen  seiner  Lagerung  im  Hangenden  der 
Labiatus-Stufe,  sowie  der  Häufigkeit  der  auch  bei  Kücknitz  reichlich  ver- 
tretenen Lima  dongata  Sow.  und  der  oben  genannten  Xatica,  dürften  die 
.Mergel  von  Luga  dem  nämlichen  Horizonte  angehören  wie  die  von  Räck- 
nitz. Dahingegen  repräsentiren  die  bei  Zschertnitz  aufgeschlossenen  Mergel 
ein  jüngeres  Niveau.  Wenn  sie  auch  an  dieser  Stelle  nur  sehr  w'enige 
und  zur  Horizontbestimmung  nicht  geeignete  Fossilien  lieferten,  so  ent- 
hielten doch  die  direct  in  ihrem  Liegenden  durch  einen  Brunnen  erreichten 
Mergel  Vertreter  der  typischen  Strehlener  Fauna  und  zwar,  wie  Geinitz**) 
berichtet,  u.  a.  Lima  Hoperi  Mant.,  Inoccramus  Brongniarti  Sow.,  Tere- 
hratula  semiglohosa  Sow,  und  Terehratidina  gradlm  Schloth.,  weshalb 
diese  und  die  ihr  unmittelbares  Hangende  bildenden  erst  erwähnten  Mergel 
Von  Zschertnitz  zu  den  Strehlener  Schichten  zu  stellen  sind. 


4.  Ser  Brongniarti-Quader  und  der  Strehlener  Pläner  als  aequivalente 

Faoiesgebilde. 

Haben  wir  somit  erkannt,  dass  über  demselben,  den  untersten  Hori- 
zont der  Brongniarti-Stufe  bildenden  Complex  von  Plilnern  und  Pläiier- 
mergeln  im  Gebiet  der  Sächsischen  Schweiz  der  Brongniarti -Quader,  bei 

•)  Krläutcruiifreu  Sect.  Kreisclio,  S.  74. 

*•)  Sitzuiigsberiilile  ilcr  Isis  18(>"),  S.  nö. 


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77 


Dresden  dagegen  der  Brongniarti- Pläner  folgt,  so  kann  kein  Zweifel  ob- 
walten, dass  beide  letzteren  gleiches  Alter  besitzen  und  demnach  aequivalcute 
Faciesgebilde  repräsentiren. 

Der  Brongniarti-Quader  der  Sächsischen  Schweiz  und  der  Brongniarti- 
Pläner  von  Strehlen  schliessen  sich  räumlich  aus  und  gelangen  nur  in 
einer  in  nord-südlicher  Richtung  ül)cr  Pirna  verlaufenden  schmalen  Zone 
zur  Vergesellschaftung.  Aus  Beck’s  genauer  Aufnahme  und  Kartirung 
dieses  Striches  lässt  sich  schliessen,  dass  hier  nicht,  wie  es  bei  den  bisher 
behandelten  Stufen  des  Inoceramus  labiatus  und  des  Actinommax  pUmus 
der  Pall  war,  ein  allmählicher  Uebergang,  sondern  vielmehr  eine  aus- 
keilende Wechsellagerung  zwischen  beiden  Facies  besteht. 

Eine  solche  auskcilende  Wechsellagerung  findet  aber  nicht  nur  zwischen 
den  eben  genannten  beiden  Faciesgebilden  der  oberen  Brongniarti -Stufe, 
also  zwischen  dem  Quader  und  dem  Strehlener  Pläner,  sondern  auch 
innerhalb  der  im  vorigen  Abschnitt  betrachteten  untersten  Abtheilung  der 
Brongniarti -Stufe  statt,  indem  sich  die  in  der  Sächsischen  Schweiz  im 
engsten  Verbände  mit  dem  Krietzschwitzer  Brongniarti  Pläner  auftretenden 
Grünsandsteine  nach  NW  auskeilen,  so  dass  in  der  Dresdner  Gegend,  wie 
oben  dargethan,  die  gesammte  Zone  aus  Plänermergel  besteht.  Zur  Er- 
läuterung der  angedeuteten  Verbandsverhältnisse  der  einzelnen  Glieder 
der  Brongniarti-Stufe  diene  das  beistehende  schematische  Profil  Fig.  14. 

Fig.  14. 

Firna 


j6 


Scüema.tisches  Profil  der  Brongniarti-Stufe  in  der  Pirnaer  Gegend  znr 
ErlSute'rung  der  Verknüpfung  der  Quader-  und  Pliinerfacies  dieser 
Stufe  durch  auskeilende  Wechsellagerung*). 

Labiatus-Stufe:  ql  = Labiatus- Quader,  pl  = Labiatus -Pläner,  in  einander 
übergehend.  — Untere  Brongniarti-Stufe:  pb,  ^ unterer  Brongniarti-l’länermergel 
und  -Pläner,  m=  Mergel  im  Liegenden  vou  qj',,  qy,  = unterer  GrUnsandstein,  qy, 
= oberer  Grünsandstein.  — Obere  Brongniarti-Stufe:  pbj  = oberer  Brnngniarti- 
Plänermergel,  q b = Brongniarti  - Quader.  — Scaphiten-Stufe:  msc  = Seapbiten- 
Mergel. 

Jlati  sieht  auf  demselben  zu  unterst  die  I-abiutus-Stufe,  die  von  SO  nach 
NW  aus  dem  Quader  ((jl)  in  den  Pläner  fplj  übergeht,  ferner  als  Han- 
gendes des  gesammten  zur  Darstellung  gebrachten  Schichten -Complexes 
die  Scaphiten- Mergel  (msc),  zwischen  beiden  die  verschiedenartigen  Ver- 
treter der  Brongniarti-Stufe,  zunächst  deren  untere  Abtheilung,  und  zwar 
rechts  in  der  Entwickelung  der  Sächsischen  Schweiz  die  Grünsandsteine  (iiyi) 
und  (ii/,),  den  Brongniarti -Pläner  (pb,)  und  den  untersten  Mergel  (m), 
säinmtlich  in  Wechsellagerung.  Nach  NW  zu,  also  im  linken  Thcile  des 


*)  Siehe  die  .\umerkiing  auf  S.  3d  ül»er  die  Bm-hstabensymbole. 


Digiti 


78 


Profils,  tindet  eine  allmähliche  Auskeilung  der  Grünsandsteine  statt,  so 
dass  die  Pläner  und  Mergel  allein  zur  lleri-schaft  gelangen.  Das  gleiche 
Verhältniss  lierrecht  innerhalb  der  oberen  Ahtheilung  der  Brongniarti-Stufe, 
dem  Brongniarti -Quader  der  Sächsischen  Schweiz  (qb)  und  dem  oberen 
Brongniarti-Pläner,  also  dem  Strehlener  Pläner  (pbj). 

innerhalb  der  unteren  Brongniarti-Stufe  ist  der  obere  Grünsand- 
stein (qy!)  nur  von  localer  Bedeutung,  er  steht  bei  llottwerndorf  und 
Krietzschwitz  als  /wischenmittel  zwischen  dem  unteren  (qb,)  und  dem 
oberen  (pb,)  Plänermergel  an,  keilt  sich  aber  nacli  jeder  Kichtung,  nach 
der  er  sich  verfolgen  lässt,  bald  aus.  Der  untere  Grünsandstein  (qy,) 
dagegen  bleibt  im  Gebiet  der  Sächsischen  Schweiz  allerwärts  im  Liegemlen 
des  dortigen  Brongniarti-Pläners  (pb,),  also  des  Krietzschwitz-Schneeberger 
Pläners  entwickelt  und  greift  auch  am  weitesten  von  allen  turonen  Sand- 
steinen nach  NW  über.  Während  er  am  Gottaer  Spitzberg  und  von  hier 
bis  in  die  Gegend  von  Pirna  noch  mehrfach  mit  Plänerraergeln  (m)  wefhsel- 
lagcrt,  die  sich  dort  zwischen  ihn  und  die  Labiatus -Stufe  einschieben*), 
findet  bei  Hinterjessen  das  gleiche  Verhandverhälfniss  zwischen  ihm,  dem 
Grünsandstein  und  ilem  sein  directes  Hangendes  bildenden  Krietzschwitzer 
Pläuermergel  statt**).  Hierin  kommt  die  auskeilende  Wechsellagerung 
zum  Ausdruck,  in  Folge  deren  der  Grünsandstein  von  der  Gegend  von 
Pirna  aus  gänzlich  durch  den  Pläner  und  Plänermergel  ersetzt  wird,  ln 
dem  nordwestlich  sich  anschliessenden  Plänergebiet  selbst  ist  derselbe 
nirgends  aufgeschlossen  oder  erhohrt  worden. 

Aehnliche  Verhältnisse  wie  in  der  unteren  Abtheilung  der  Brongniarti- 
Stufe  herrschen  in  deren  oberen  Abtheilung,  also  zwischen  dem 
Brongniarti- Quader  (qb)  der  Sächsischen  Schweiz  und  dem  bei  Dresden 
als  Strehlener  l’läner  entwickelten  oberen  Brongniarti-Pläner  und  Pläner- 
niergel  (pb,).  Letzterer  schiebt  sich  bereits  in  der  Gegend  von  Neundorf 
und  Krietzschwitz  zwischen  ilie  hier  local  entw-ickelte  obere  Grünsandstein- 
bank der  unteren  Stufe  und  den  normalen  Brongniarti -Quader  ein,  lässt 
sich  von  hier  aus  am  rechten  Thalgehänge  der  Gottleuba  bis  jenseits 
i’irna  verfolgen,  ist  bei  Copitz  und  Hinterjessen  unmittelbar  im  Liegenden 
des  Brongniarti -Quaders  aufgeschlossen  und  in  der  Klbniederung  bei 
Birkwitz  durch  eine  ausgedehnte  Grube  blossgelegt.  Von  hier  aus  bis 
in  die  Dresdner  Gegend  fehlen  .\ufschlüsse  dieses  oberen  kalkigen  Com- 
j)lexes  der  Brongniarti-Stufe,  erst  bei  Strehlen  war  derselbe  in  früheren 
Jahrzehnten  durch  die  dortigen  Steinbrüche  blossgelegt  und  hat  eine  so 
reiche  paliieontologische  Ausbeute  geliefert,  dass  die  ganze  Zone  nach 
diesem,  ihrem  günstigsten  Aufschlussorte  die  Bezeichnung  „Strehlener 
Pläner"  erhalten  hat.  Dass  die  Plänermergel,  welche  sich  von  Birkwitz 
und  Hinterjessen  aus  unter  den  sich  hier  bereits  auskeilenden  Brongniarti- 
tjuader***)  einschieben  und  sich  ebenfalls  bald  auskeilen,  in  der  That  dem 
Horizonte  der  Strehlener  Pläner  entsprechen,  geht  daraus  hervor,  dass 
ilicse  Mergel,  trotzdem  es  dort  an  günstigen  Aufschlüssen  fehlt,  ausser 
Foraminiferen  die  folgenden  typischen  Vertreter  der  Strehlener  Fauna 
geliefert  haben f): 

*)  Erläuterungen  Sect,  l'irna,  S.  (i‘i. 

**)  Erläuterungen  ,Se<  t.  Pim.v,  ,S.  «6. 

*•*)  Erläuterungen  Scct.  Pinia.  ,S  71. 

•fl  Mach  (ieinitz;  Charakteristik,  S.  106;  Bcck:  Erläuterungen  Sect.  Pirna,  ,S.  67. 
und  eigenen  Funden. 


79 


Hifpsodon  Lewcsiemin  Ag. 

(J.ri/rhina  MantelU  Ag. 

Corax  hetorodon  Iteuss. 

Knoplodi/tia  Leachi  Mant. 

&aphiten  Geinitzi  il'ürb. 

yaatilus  siiblaevigalus  d’Orb. 

Tniclius  armatus  d’Orb. 

Curdita  tenuicosta  Sow. 

T'c-niis  öoldfussi  Gein. 

Inoctramus  latus  Mant. 

Pectcn  Nilssoni  Goldf. 

Exogijra  lateralis  Nilss. 

Micrastvr  cor  testndinarium  Goldf.  sp. 

Cidaris  suhvesiculosa  d’Orb. 

Aus  der  Tliatsache,  dass  diese  dem  Strehlener  Horizonte  entspret'benden 
I’länermergcl  von  der  Gegend  südlich  und  östlich  von  I'irna  aus  durch 
den  sie  hier  überlagernden  llrongniarti -Quader  alltnählich  bis  zu  ihrem 
Verschwinden  verdrängt  werden,  da'-s  sie  andererseits  nach  NW,  also  nach 
Dresden  zu,  an  Mächtigkeit  zunclinien  und  zugleich  der  Quader  vollständig 
verschwunden  ist,  — aus  diesen  Thatsachen  lässt  sich  bereits  schliessen, 
dass  der  Brongniarti- (Quader  der  Sächsischen  Schweiz  und  die  oberen 
d.  h.  Strehlener  l’länermergel  und  Pläner  der  Dresdener  Klbthalwanne 
aequivalente  Faciesbildungen  der  oberen  Abtlieilung  der  Brongniarti-Stufe 
sind.  Es  fragt  sich  nun,  ob  diese  Schlussfolgerung  durch  den  Vergleich 
der  beiderseitigen  Faunen,  also  derjenigen  des  Brongniarti -Quaders  mit 
derjenigen  des  Brongniarti-riäners  von  Strehlen,  eine  Unterstützung  tindet. 
Ob,  mit  anderen  Worten,  beide  trotz  der  herrschenden  Faciesvcrschieden- 
beit  eine  genügende  Aehulichkeit  aufweisen. 

Aus  dem  jJrongniarti-Quader  der  Sächsischen  Schweiz  sind  bis  jetzt 
folgende  Fossilien  bekannt  geworden*): 


Bergx-  nmatus  Ag.  (St.) 

AmmoHites  peramplus  Sow.  (St.) 
Jdioladomga  nodutifera  Münst.  (St.) 
Glgcimeris  Geinitzi  Holzapfel.  (St.) 
cf.  Fenns  faha  Sow.  (St.) 

Eriphgla  lenticularis  Goldf.  (St.) 
Finna  cretarea  Schlötb.  (St.) 

— decussata  (ioldf.  (St.) 

cf.  Modiola  Cottae  Rom.  (St.) 

Inoceramns  Brongniarti  Sow.  (St.) 

— Lumarcki  i’ark.  (St.) 

Lima  pseudocardium  Heuss.  (St.) 

— semistdeata  Nilss.  (St.) 

— Boperi  Mant.  (St.) 

— ranalifvra  Goldf.  (St.) 

Pectcn  laevis  Nilss.  (St.) 

— cretosus  Defr.  (St.) 


*)  Geinitz  in  SitznngHliericlite  der  Isis  lH7rt.  .S.  HJ.  u.  1882,  S.  70.  Die  Ori- 
ginale beKnden  sieh  theils  iui  K.  Jlaseum.  theiis  in  der  Terlinisclien  Hocbschnle. 


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Vola  qiiadricostafa  Sow.  (St.) 

Kxo(/!/ra  columha  Lai«.  (St.) 

Rhi/nchondla  plicdtiUa  Sow.  (St.  ( 

Cidaris  siihvesiculosa  il'ürb.  (St  ) 

Ci/phnsoma  rudiatum  Sorg«.  (St.) 


Ötrdutsler  anatichi/tin  Lfske. 

Catop!/!iug  albensis  (iein. 

Stell(wier  Scliuhii  Uoicli. 

— allends  Gein. 

Die  überwiegende  iMelirzahl  derselben,  niimlich  die  durch  (St.)  ge- 
kennzeichneten Formen,  kommt  auch  im  Strehlener  Pläner  vor.  Das 
Fehlen  einiger  dieser  Qnaderfossilien  im  Pläner,  so  von  Finna,  Car- 
diasfer,  Catopyi/us,  Sttdluster  sp.,  wohl  auch  der  im  Quader  freilich  über- 
aus seltenen  Flioludomya,  dürfte  dadurch  zu  erklären  sein,  dass  diese 
Formen  die  sandige  Facies  bevorzugen.  Auch  die  sonstigen  Verschieden- 
heiten, die  sich  in  den  Faunen  des  Quaders  und  des  Strehlener  Pläners 
und  zwar  in  erster  Linie  in  der  grösseren  Reichhaltigkeit  des  letzteren 
kundgeben,  sind  wesentlich  Folgen  der  Faciesverschiedeuheit  beider  Ge- 
bilde. So  ist  der  Strehlener  Pläner  ausgezeichnet  durch  zahlreiche  Fisch- 
roste, wie  sie  im  Quader  fast  nie  erhalten  sind,  wo  nur  Wirbel  als  grosse 
Seltenheit  gefunden  werden,  so  solche  von  lirryx  ornatw>  Ag.,  einer  der 
charakteristischen  Arten  des  Strehlener  Pläners.  Der  häutigste  der  Streh- 
lener Cephalopodcn,  Ammonites  perumplus  Sow.  ist  im  Quader  vorhanden. 
Dass  in  letzterem  Gastropoden,  von  denen  namentlich  JioateUaria  in  Strehlen 
häutig  war,  fehlen,  kann  nicht  befremden,  da  solche,  wie  S.  3G  und  53 
erörtert,  kalkig-tlionige  Sedimente  bevorzugen.  Auch  die  V’erbreitung 
mancher  Lamellibranchiaten  ist  von  der  Art  der  Facies  abhängig.  So  ist 
z.  1!.  der  in  Strehlen  sehr  häutige  Spondi/lns  ftjiinoifits  Sow.  noch  nirgends 
im  Q>uadersandstein  gefunden  worden,  ist  er  doch  durch  seine  langen 
Stacheln  als  eine  Form  gekennzeichnet,  die  milden  schlammigen  Roden 
liebt.  Untel-  den  sonstigen  Zweischalern  Strehlens  befinden  sich  viele  mit 
dünner  Schale,  die  entweder  überhaupt  nicht  im  Quailer  auftreten,  oder 
in  ihm  nicht  erhalten  blieben.  Als  höchst  charakteristisch  für  den  Streh- 
lener Plänerkalk  gelten  ferner  Ihrbratula  mninlobom  Sow.  und  Tere- 
bratidma  grarilis  Schloth.,  welche,  wie  S.  3(i  gezeigt,  ebenfalls  nicht  in 
dem  meist  grobkörnigen  Quadersandstein  erwartet  werden  können.  Ferner 
dürfte  das  Fehlen  von  Micrader  und  Holasler  im  Quader  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit  auf  den  Finfiuss  der  Facies  zurückzuführen  sein,  da 
beide  sowohl  in  den  Pläncrniergeln,  die  älter  als  der  Rrongniarti-Quader, 
als  auch  in  denen,  die  .jünger  als  dieser  letztere  sind,  Vorkommen.  End- 
lich waren  die  Foraminiferen,  wie  sie  im  Strehlener  Pläner  zahlreich  vor- 
handen sind,  zur  Erhaltung  im  Quader  nicht  geeignet  und  voraussichtlich 
in  seinem  .Vblagerungsgebiet  überhaupt  nicht  vertreten.  jMit  Rcriicksich- 
tigung  dieser  faunistischen  Faciesuntcrschiede  zeigt  es  sich,  dass  die  Fauna 
des  l$rongniarti-()uaders  derjenigen  des  Strehlener  Pläners  analog  ist  und 
dass  beide  eine  Anzahl  charakteristischer  Leitfossilien,  so  Ammoniten 
j/eramphis  Sow.,  Inocvramiis  Brongniarti  Sow.  unil  Lamarchi  Park.,  Lima 
Hoperi  .Mant.  und  Vgphosoma  radiutum  Sorgn.  gemeinsam  haben.  Auch 
aus  palaeon tologischen  Gründen  kann  es  somit  nicht  zweifel- 
haft sein,  dass  beide  Sedimente,  der  Rrongniarti-tjuader  der 


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81 


Sächsischen  Schweiz  und  der  Strehlener  Plänerkalk  als  gleich- 
alterige  Faciesgebilde  zu  betrachten  sind. 

Das  Ergebniss  der  vorstehenden  Untersuchungen  lässt  sich  dahin  zu- 
samnaenfassen,  dass  in  der  Brongniarti-Stute  Sachsens  eine  Gliederung  in 
zwei  Zonen  durchführbar  ist.  Die  ältere,  direct  auf  die  Labiatus- 
Stufe  folgende  Zone  umfasst  einerseits  den  als  Krietzschwitzer  Pläner 
bekannten  Brongniarti- Pläner  und  den  früher  als  Copitzer  Griinsandstein 
bezeichneten  Glaukonitsandstein  der  Sächsischen  Schweiz,  anderentheils  als 
dessen  reine  Kalkfacies  einen  bisher  als  zur  I.abiatus- Stufe  gehörig  be- 
trachteten Pläuermergel,  der  augenblicklich  bei  Räcknitz  und  Klein-Luga 
aufgeschlossen  ist.  Charakterisirt  ist  diese  Zone  ausser  durch  Inoce- 
ratnus  Brongniarti  Sow.  durch  Ammonites  Woollgari  Maut.,  Lima  dongata 
Sow.,  ..4rca  snbglabra  d’Orb.  und  Bapa  cancellata  Sow.  sp.  Sie  ist  sowohl 
in  der  Sächsischen  Schweiz,  wie  bei  Dresden  als  Pläner  und  Pläuermergel 
entwickelt,  mit  denen  sich  irn  erstgenannten  Gebiete  noch  Grünsandsteine 
vergesellschaften.  Die  jüngere  Zone  der  Brongniarti-Stufe  besteht 
aus  jenen  Plänern  und  Plänermergeln,  denen  der  Brongniarti-Plänerkalk 
von  Weinböhla  und  Strehlen,  der  Plänermergel  von  Birkwitz  und  Ilinter- 
jessen  im  Wesenitz -Grunde  zugehören,  andererseits  aus  dem  sie  in  der 
Sächsischen  Schweiz  vertretenden  Brongniarti-Quader.  Als  für  diese  Zone 
charakteristische  Fossilien  sind  u.  a.  Inoceramns  Brongniarti  Sow., 
Ammonites  peramplns  Sow.,  Lima  Hoperi  Mant.,  Terebratula  semigJobosa 
Sow.  und  Cgphosoma  radiatnm  Sorgn.  zu  nennen.  Dieser  Comple.v  zeigt 
die  ausgesprochenste  Faciesdifferenzirung,  indem  er  in  dem  einen  Gebiet 
als  Quader,  in  dem  anderen  als  Pläner  und  Pläuermergel  auftritt.  Beide 
Facies  sind  durch  auskeilendc  Wechsellagerung  verbunden. 

Nicht  im  Einklang  mit  dieser  Zweitheilung  scheint  auf  den  ersten 
Blick  der  Umstand  zu  stehen,  dass  bei  Tetscheu  ein  Brongniarti -Quader 
dem  Labiatus-Quader  direct  auflagert,  ohne  dass,  wie  bei  Pirna  und  am 
Hohen  Schneeberg  der  aus  Grünsandstein  und  Pläner  bestehende  untere 
C'omplex  der  Brongniarti-Stufe  beiden  zwischengeschaltet  ist.  Oflenbar 
findet  hier  eine  Vertretung  auch  dieser  unteren  Abtheilung  der  Brong- 
niarti-Stufe durch  den  Quader  statt.  Bereits  auf  Section  Rosenthal  hat 
der  Krietzschwitz  - Schneeberger  Pläner,  wie  Schalch*)  berichtet,  die 
Tendenz,  sich  in  nördlicher  Richtung  auszukeilen:  ebenso  verliert  der 
Grünsandstein  mehr  und  mehr  seinen  Glaukonitgehalt,  bis  er  endlich  in 
der  Nähe  der  Elbthalrinne  glaukonitfreie  Ausbildung  erlangt  bat**).  Dort 
wo  diese  GrUnsandsteine  und  Pläner  fehlen,  also  in  der  Gegend  von 
Tetschen  und  Elbleiten,  weist  der  Brongniarti-Quader  zwei,  je  nach  ihrem 
Niveau  verschiedene  Ausbildungen  auf***).  Der  untere  Complex  ist  fein- 
körnig, weich,  plattig  oder  bankig  geschichtet  und  giebt  einen  bindigen 
Verwitterungsbollen,  der  obere  hingegen  ist  grob-  bis  niittelkörnig,  dick- 
bankig  geschichtet  und  verwittert  zu  Sand.  Da  der  erstere  auch  in  seiner 
Mächtigkeit,  nämlich  30  — 60  m,  völlig  dem  Complex  des  Krietzschwitz- 
Schneeberger  l’läners  und  Grünsandsteins  entspricht,  der  zweite,  darüber 


*)  Erläuterungen  Seit.  Kosenthal,  S.  .14. 

•*)  Erläutemngeii  Seit.  Rosenthal,  S.  Z7,  u.  Erläuterungen  Sect.  Oro.sser  Winterberg- 
Tetsi'hen,  S.  31. 

***)  Erläuterungeu  Sect.  Grosser  Wiuterberg-Xetschen,  S.  34. 


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82 


folgende  aber  viel  grössere  Mächtigkeit  besitzt,  ist  es  sehr  walir- 
scbeiiilich,  dass  dieser  untere,  feinkörnige  Ürongniarti-Quader 
eine  rein  sandige  Facies  des  Krietzschwitz  - Schneeberger 
Brongniarti-l’läners  und  (irünsandsteins,  also  der  unteren  Ab- 
theilung der  Brongniarti-Stufe  vorstellt,  und  dass  mir  der  obere, 
grobkörnige  Bningniarti- (Quader  die  Fortsetzung  des  zwischen  Pirna  und 
dem  Hohen  Schneeberg  über  dem  Krietzschwitzer  Planer  liegenden  Brong- 
niarti-Quaders  ist  und  somit  allein  die  obere  Abtheilung  der  Brongniarti- 
Stufe  repräsentirt.  Zahalka*)  constatirte  bei  liaudnitz  in  Böhmen  ganz 
ähnliche  Verhältnisse,  indem  er  zeigte,  dass  die  unteren  Quader  der  Iser- 
Scbichten  einem  gewissen  Horizont  der  Malnitzer  Schichten  entsprechen. 

In  der  Gegend  von  Dresden  und  derjenigen  von  Totschen-Elbleiten 
würden  also  die  Extreme  der  Faciesuntcrschiede  innerhalb  der  gesammten 
Brongniarti-Stufe  zu  suchen  sein,  in  ersterem  Gebiet  die  rein  mergelig- 
kalkige,  in  letzterem  die  rein  sandige  Facies. 

*)  1.  c.  S.  85. 


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Stale  fies  Inocei’amus  Hi'onj^niarti. 


83 


Nach  Obigem  erhalten  wir  folgende 

Tabellarische  XJebersleht  über  die  Gliederung  der  Brongniarti-Stufe 

Saohsens. 


Kein  sandige 

Sandig-kalkige 

Rein  kalkige 

Aequiva- 

Facies. 

Facies. 

Facies. 

lentc  in 

Ty]ius  Tetschen. 

Typus  Hoher 
.Sclmeeberg. 

Typus  Dresden. 

Biihraen. 

1 

Grobkörniger 

lOiadersandstcin 

Plänerkalk  nml  ^ 

QuadersaniUtein 

der  Sächs.  Schweiz 

• Merisel  von  Wein* 

von  Tetsclicn  ninl  1 

von  I’irna  bis  zum 

hohla,  Strehlen  nnd 

1 3 

Klbleiten,  mit  /«o* 

Hohen  Schneeberg, 

Birkwitz  mit  Ino- 

1 « 

cmmiiis  Broufj^ 

mit  Inoceramus 

Cframus  Brong- 

Teplitzer 

1 JS 

niarti  niid  Lima 

Brongniarfi,  Lima 

niarti , Lima  Ho- 

1 ^ 

ca«rt/i/ern.  ' 

canalifera  und  Ho- 

peri,  Spondylus  «/n- 

Schichten 

peri.Ct/phosoma  r«-! 

nosus,  Terebraluin 

und 

1 ^ 

(lialum  nnd  Ammo- 

gemigloboga,  Cypho- 

1 s 

1 

niteg  peramptus. 

8oma  radiatum,  Mi- 

Iser- 

cragter  cor  testmti- 

I O 

narium,  Anmioniteg 
peraniplug  und  Xep- 
luni,  Heteroeerag 
Hengginnum,  Sca- 
phiteg  Geinitzi  und 
/I  cfinocamnj-  gtreh- 

Schichten 
z.  Tb. 

lense.  | 

Feinkörniger 

Plänern.  -Mergel 

Plänermergel 

Quadcrsandstein 

von  Krietz.«chwitz, 

von  Räcknitz,  Klein- 

bb 

0 

von  TeUclien  und 

Langenliennersilorf 

I.nga  nnd  im  Unter- 

Elbleiten  mit  Ino- 

nnd  Schneeherg.  mit 

gnindc  von  Drt‘.sden 

Iser- 

SS 

0) 

ccranius  Brony- 
niarti. 

fnoceratnns  Brong- 
fiiarti,  Lima  eloti- 

mit  Mieraster  cor 
tesfudifinrium,  Ho- 

Schichten 

JA 

gnta,  Area  eub- 

lasfer  planus,  Lima 

z.  Th. 

JS 

glabra,  Hapa  can- 

e/ongata,  .-Immom- 

und 

ceUata^  Ämmonites 

teg  ifoollgari. 

V 

u, 

Woollgari,  u.(t  r ü n - 

Malnitzer 

O) 

.Sandstein  mit 

Schichten. 

Inoceramtis  Brony- 

i 

5 

niarti f Area  8ub- 
glnhra,  Rhyncho- 

nella  bohemica. 

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84 


Inhalts-VerzeichnisB. 

8cil« 

Kinleitendp  Benierkmigeii 31 

I.  Hie  Qnftiier-  und  IMHiierfnoies  der  Stufe  des  Inocernmu»  Inliiatus  32 

1.  Die  Quaderfaeies  (Profil  11 32 

2.  Die  Plänerfat-ies 34 

3.  Vergleich  der  Faunen  beider  Facies 35 

II.  Das  obere  Cenoman  und  seine  Faciesverschiedenheiten  ....  37 

1.  Da.s  Verbältniss  des  Carinaten-t:iuader8  zum  (‘arinaten-Pläner  (Profil  2 und  3)  37 

2.  Die  Gliederung  des  Cenomans 46 

3.  V'ergleieh  der  Fauna  des  Carinaten- Pläners  mit  deijeuigen  des  PlSner- 

sandsfeins »52 

III.  Die  K lippenfaeies  des  Cenomans 53 

1.  IVesen  und  Cliarakteristik  der  Klippenfaiies 53 

2.  Beschreibung  der  Klippenfaeies .56 

a)  Die  Klippenfaeies  auf  dem  .Syenitrücken  bei  Planen  (Profil  4—9)  . 56 

b)  Die  Klippenfaeies  auf  dem  Granitit  des  Gamighübela,  bei  Kauscha 

lind  bei  l.ockwitz  (Profil  10  und  11) 61 

c1  Die  Klippenfaeies  auf  der  Porphyrknpiie  des  Kahlebusches  (Profil  12)  64 

d)  Die  Klippenfaeies  anf  dem  Granitit  von  Meissen 66 

e)  Die  Klippenfaeies  auf  dem  Gneiss  des  Oherauer  Tunnels  (Profil  13)  66 

3.  KHckblick  auf  die  Fauna  der  Klippenfaeies 67 

IV.  Die  Faciesgebilde  der  Stufe  des  Inoceramus  Brongniarti  ....  70 

1.  Die  bisherigen  .\nsichten  bezüglich  der  Aeqnivalentgebilde  in  der  Brong- 

uiarti- Stufe 70 

2.  Der  Brongniarti -Pläner  der  Sächsischen  Schweiz  als  selbständige  untere 

Zone  der  Brongniarti- Stufe 72 

3.  Nachweis  der  unteren  Abtheilung  der  Brongniarti -Stufe  bei  Dresden  . . 73 

I.  Brongniarti  - (piader  und  Sirehlencr  Pläner  als  aeiinivalcnte  Faciesgebilde 

(Profil  14; 76 


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VI.  Neue  Unieiifelder  aus  Sachsen.  II. 

Von  Prof.  Dr.  J.  Deichmüller. 


Haltestelle  Klotzsche. 

Ira  Frülijaltr  1884  wurde  beim  Bau  der  Secuiidäreisenbabn  Klotzsclie- 
Köriigsbrück  an  der  Stelle,  wo  dieselbe  von  der  Dresden-Görlitzer  Haupt- 
bahn abzweigt,  in  unmittelbarer  Nähe  der  Haltestelle  Klotzsche  eine 
Anzald  Urnengräber  aufgefunden,  über  deren  Aufdeckung  und  Inhalt 
H.  Wiechel  in  der  „Festschrift  der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  Isis“ 
1885,  S.  125  u.  flg.  einen  kurzen  Bericht  veröffentlichte.  Aus  diesem  geht 
hervor,  dass  an  dem  Fundort  ein  Gräberfeld  der  älteren  Gruppe  der 
Urnenfelder  vom  Lausitzer  Typus  angeschnitten  worden  ist,  dessen  Zeit- 
stellung durch  das  mehrfache  Vorkommen  von  Buckelurnen  bestimmt  wird. 
Eine  vom  Verfasser  jenes  Berichtes  in  Aussicht  gestellte,  ausführlichere 
Veröffentlichung  über  die  Ausgrabung  mit  beigegebenen  Abbildungen  ist  nicht 
erfolgt,  die  Funde  selbst  gelangten  auch  nur  zum  Theil  und  zumeist  zer- 
brochen in  den  Besitz  der  prähistori- 
schen Sammlung  in  Dresden.  Die 
wenigen  besser  erhaltenen  Gefässe 
sind  in  den  nebenstehenden  Figuren 
1 — 7,  die  Bronzebeigaben  in  Fig.  16, 

17,  19  und  20  nach  Skizzen  dar- 
gestellt, welche  sich  bei  einem  von 
H.  Wiechel  an  das  Königliche  Finanz- 
ministerium erstatteten  Berichte  über 
die  Funde  von  Klotzsche  befinden. 

Unter  den  Gefässen,  deren  Fonnen 
zu  den  in  den  ältesten  Urnenfeldern 
Sachsens  sehr  häufigen  gehören, 
fallen  durch  ihre  Verzierungen  zwei 
Bruchstücke*)  auf,  deren  eines  (Fig.4) 
mit  eingefurchten  parallelen  länien 
und  dazwischen  gestellten  Reihen 
scharf  eingestochener  Punkto  ver- 
ziert ist,  während  das  andere  (Fig.  5)  am  Gefässhals  eine  horizontal  vor- 
stehende breite  Thonleiste  mit  Henkelansatz  trägt  — üriiamente,  welche 
vorher  aus  sächsischen  Urnenfeldern  nicht  bekannt  waren. 


♦)  An.s  Grab  1 kü  H.  Wiechel,  a.  a.  0.  .8.  126. 


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86 


11.  Wiechel  sprach  a,  a.  O.  S.  126  die  Verinuthuiig  aus,  dass  sich  das 
Gräberfeld  wohl  auch  über  den  Theil  des  liahnhofsareals  erstrecken 
dürfte,  auf  welchem  die  Geleise  der  Dresden-Görlitzor  Eisenbahn  und  die 
Anschlussgeleise  der  Sccundärbahn  Klotzsche- Kiinigsbrück  gelegt  sind  — 
eine  Vermuthung,  die  in  neuester  Zeit  durch  weitere  Urnenfunde  auf  der 
östlichen  Seite  des  Bahnhofsgebietes  bestätigt  worden  ist.  Wenig  mehr 
als  100  in  von  der  älteren  Fundstelle  in  südlicher  Richtung  entfernt 
wurden  im  Herbst  1899  bei  den  Vorarbeiten  für  eine  ausgedehnte  Central- 
weichenanlage in  dem  lockeren  Sandboden  wiedeiaini  versebiedene  Urnen- 
gräber aufgedeckt,  die  Gefässe  aber  in  Folge  der  Unkenntniss  der  Arbeiter 
bis  auf  wenige,  jetzt  in  der  Dresdner  prähistorischen  Sammlung  aufbewahrte 
Reste  vernichtet.  Von  grösseren  tiefässen  waren  nur  einzelne  Bruchstücke 
erhalten,  u.  a.  auch  solche  von  Buckelurncn.  Als  Deckel  zu  Urnen  mögen 
wohl  die  beiden  Schüsseln  (Fig.  1.8  und  14)  gedient  haben,  deren  eine 
gehenkelt,  <am  mittleren  Umfange  mit  perlschnurartig  an  einander  gereihten 
Hachen,  elli])tischen  Tupfen  geziert  und  auf  der  Unterseite  durch  Gruppen 
radi.al  gestellter  Striche  in  einzelne,  mit  horizontalen  Strichen  ausgefülltc 
F’elder  getheilt  ist.  Weiter  vorhanden  sind  ein  kleines  doppelheukeliges 
Gefäss  (Fig.  9)  und  mehrere  halbkugelige  oder  fluchgewölbte  Näpfchen 
(Fig.  8,  10  und  12).  Das  eine  in  Fig.  8 abgebildete  ist  am  Rande  mit 
einem  griffartigen  Ansatz  versehen  und  war  mit  feinem,  durch  reichlich 
beigemengte  llolzkohlentheilchen  dunkelgefärbtem  Sand  gefüllt.  Zu  den 
selteneren  Formen  gehört  ein  durch  seine  geringe  Grösse  auffallendes 
enghalsiges  Gefäss  (Fig.  11).  Von  Beigaben  wurden  gefunden  eine  scheiben- 
förmige Thonperle  (Fig.  15)  und  eine  Bronzenadel  mit  quergerippteni, 
scheibenförmigem,  nach  oben  fiaclikegelig  erhöhtem  Kopf  (Fig.  18). 

Üeher  die  Grabanlagen  selbst  konnte  nur  wenig  in  Erfahrung  gebracht 
werden;  alle  Gräber  waren  in  geringer  Tiefe  unter  der  Oberfläche  gefunden 
worden,  einzelne  mit  flachen  Bruchstücken  des  in  der  Nachbarschaft  überall 
auftretenden  Lausitzer  Granits  umstellt  gewesen,  in  mehreren  Gefässen 
hatten  sich  gebrannte  Knochen  befunden. 

Zweifellos  gehören  die  neuesten  Funde  derselben  Zeit  an  wie  die- 
jenigen aus  dem  J.ahre  1884;  nach  den  örtlichen  Verhältnissen  kann  als 
sicher  angenommen  werden,  d.ass  dieselben  nur  die  südlichen  Ausläufer 
desselben  Gräberfeldes  sind,  dessen  nördlicher  Rand  an  der  Secundär- 
eisenbahn  nach  Königsbrück  angeschnitten  wurde,  wenn  auch  über  das 
Vorkommen  von  Urnengräbern  in  dem  zwischenliegenden  Gebiete  nur 
unsichere  Angaben  vorhanden  sind*). 


Batin-Kiesgrube  NNO  Haltestelle  Klotzsche. 

In  Abtheilung  6.8  des  Langebrücker  Staatsforstreviers,  etwa  1,5  km 
nordnordwestlich  der  Haltestelle  Klotzsche,  zwischen  der  Dresden- 
Görlitzer  Flisenbahn  und  der  Strasse  von  Klotzsche  nach  Langebrück  ist 
vor  längerer  Zeit  zur  Gewinnung  von  Schüttungsmassen  für  Eisenbahn- 
bauten eine  Kiesgrube  angelegt  worden,  ln  dieser  wurde  im  September 
1899  beim  Abräumen  der  oberfläcblichen,  humusreichen  Erdschicht  durch 
Aufdeckung  zweier  Urnengräber  ein  neues  Urneufeld  aufgeschlossen,  welches 


•)  H.  Wiechel,  a.  a.  ü.  8.  1!16. 


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87 


sich  nach  Lage  der  Grabstellen  in  östlicher  liichtiing  nach  der  Klotzsche- 
Langehrücker  Strasse  hin  zu  erstrecken  scheint.  Die  Urnen  standen  in 
CU.  60  cm  Tiefe  unter  der  Dodenobertläche  und  waren  nach  Angabe  des 
den  Betrieb  der  Kiesgrube  überwachenden  Schachtineisters  mit  grösseren 
Steinen  umstellt.  Das  eine  Grab  enthielt  nur  eine  grössere,  mit  Knochen 
gefüllte,  doppelhenkelige  Urne  (Fig.  '21)  mit  hohem,  nach  der  Mündung 
nur  massig  verengtem  Hals  und  in  der  Mitte  stumpfkantig  gebrochenem 
Gefässhauch;  in  dem  anderen  standen  um  die  leider  gänzlich  zerstörte 
Urne  iin  Kreise  vier  Beigefässe  herum,  unter  denen  sich  ein  henkelloser, 


eiförmiger  Topf  mit  verhält- 
nissmässig  hohem,  einge- 
schnürtem Hals  und  nach 
aussen  umgelegtem  Rand  (Fig. 
il2),  ein  hoher  Krug  mit  wei- 
tem, bandförmigem  Henkel 
(Fig.  2S)  und  zwei  kleinere 
krugartige  Tassen  (Fig.  24 
und  25)  befinden.  Als  Beigabe 
Lag  in  einem  der  beiden  Grä- 
ber eine  zusaminengebogene 
Bronzenadel  aus  rundem 


Fig.  21—25  in  ’ Fig.  26  in  ’/j  rler  natürlichen 
Griisse. 


Draht,  deren  oberes  Endo  flach  gehämmert  und  spiralig  eingerollt  ist 
(Fig.  26).  Die  Fuiulgegenstände  werden  in  der  prähistorischen  Sammlung 
in  Dresden  aufbewahrt. 


Wenn  auch  in  diesem  Funde  von  den  für  die  älteren  Gräberfelder 


vom  Lausitzer  Typus  um  meisten  charakteristischen  Gefässformen,  den 
Buckelgertissen,  doppelconischen  Näpfen  und  henkellosen  eiförmigen  Töpfen 
nur  die  letztere  vertreten  ist,  so  weisen  doch  die  übrigen  Formen,  welche 
bisher  in  Sachsen  nur  in  den  ältesten  Urnenfeldern  gefunden  worden  sind, 
darauf  hin,  dass  die  Urnengräher  in  der  Bahnkiesgrube  auch  zu  Beginn 
der  Periode  der  grossen  Urnenfelder  angelegt  und  gleichalterig  mit  den 
an  der  Haltestelle  Klotzsche  uufgedeckten  sind.  Wegen  der  weiten,  mehr 
als  1 km  betragenden  Entfernung  von  letzterer  F’undstelle  können  beide 
Fundstätten  kaum  mit  einander  in  Verbindung  gebracht  werden.  Es  ist 
sicher  zu  erwarten,  dass  beim  Fortschreiten  des  Abbaues  der  Kiesgrube 
in  östlicher  Richtung  weitere  Urnengräher  aufgefundeu  werden. 


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VII.  Das  ei*ste  Aiiliydritvorkominniss  in  Sachsen 
(und  Böhmen). 

Von  Dr.  W.  Bergt. 


Im  l’hoiiolithbrucli  von  Schlössel  bei  Uammer-l'iiterwiesentlial*) 
fand  Herr  Lehrer  H.  Döring  zu  Dresden  im  Jahre  1896  ein  MineraL 
welches  nach  mehreren  Seiten  grösseres  Interesse  hcansprucht.  Der  basalt- 
ähnliche, augitreiche  l’honolithstock  des  genannten  Ortes  ist  durch  einen 
tiefen  Einschnitt  der  Bahn  und  durch  einen  in  lebhaftem  Gange  befind- 
lichen Steinbruch  sehr  gut  aufgeschlossen.  Er  zeichnet  sich  durch  prächtig 
entwickelte,  säulenförmige  Absonderung,  radialstrahlige  Stellung  der  Säulen 
und  senkrecht  zu  diesen  durch  ebenplattige  Auflösung  hei  der  Verwitterung 
aus.  In  den  im  Bruch  aufgehäuften  l’honolithblöcken  und  -stücken  findet 
mau  stets  zum  Theil  recht  hübsch  ausgebildete  Zeolithdrusen.  Die  Er- 
läuterung zu  Blatt  Kupferherg  führt  Natrolith,  Analciin,  VSkolezit,  ?Thom- 
sonit  und  Kalkspath  an. 

Das  von  Herrn  Döring  hier  gefundene  Mineral  ist  blauer  Anhydrit. 
Er  scheint  eine  kugelige  oder  ellipsoidische,  mandelähnliche  Masse  von 
beträchtlicher  Grösse  im  Phonolith  gebildet  zu  haben.  Denn  mehrere 
Proben  zeigen  den  Anhydrit  in  festem  Zusammenhang  mit  dem  Gestein; 
an  einem  90  X 70  mm  grossen  Handstück  .stellt  die  scharfe  Grenze  zwischen 
Mineral  und  Gestein  eine  leicht  gekrümmte  Fläche  mit  grossem  Krümmungs- 
radius dar,  vielleicht  den  Ausschnitt  aus  der  breiten  flachsten  Stelle  eines 
Ellipsoides. 

Das  Mineral  ist,  wie  eine  qualitative  und  ijuantitative  Analyse  ergab. 
Anhydrit  von  lebhaft  und  schön  smalteblauer  Farbe,  ln  seinem  groben 
Korn  und  seiner  meist  stengelig-strahligen  Structur  gleicht  es  z.  B.  der  in 
den  Sammlungen  verbreiteten  gelblichen  und  röthlichen  grobkörnigen  Aus- 
bildung von  Hallein.  Nach  den  Grenzen  zum  Phonolith  hin  nimmt  unser 
Anhydrit  meist  eine  weisse  Farbe  an,  weisse  Partien  schiessen  unregel- 
mässig strahlenförmig  in  die  blaue  .\nhydritmasse  hinein.  Während  diese  die 
dem  Mineral  eigenen  rechtwinkeligen  Spaltbarkeiten  nach  o&Poo,  ocPco 
und  nach  oP  deutlich  zeigen,  bemerkt  man  beim  Uebergang  in  die  er- 
wähnten weissen  Stellen  eine  allmähliche  Verwischung  der  .Anhydrit- 
spaltbarkeit, ebenso  eine  Umwandlung  der  grobkörnigen  in  eine  feinkörnige 
Structur  und  eine  Abnahme  der  Härte  des  Anhydrites  von  3—8,5  bis  zur 

•)  Gi'olugische  Spicialkarte  des  KiSnigreichs  Sachsen.  Watt  Kujiferberg  Xo.  118 
von  X.  Sauer.  1882.  S.  65. 


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Härte  2.  Eine  chemische  Untersuchung  bestätigte,  dass  diese  Erscheinungen 
die  bekannte  Umwandlung  des  Anhydrites  in  üyps  darstellen.  Während 
der  blaue  Anhydrit  einen  (Jlühverlust  (Wasser)  von  0,37  “o  zeigte,  ergaben 
zwei  Bestimmungen  der  veränderten  Substanz  2,54  “ i,  und  19,67  “o  Wasser. 
Dieser  letzte  Wassergehalt  kommt  dem  des  (jypses  mit  20,9.5  “ o fast  gleich. 
Zwei  über  wallnussgrosse  Proben  weissen  grob-  bis  feinblätterig  körnigen 
Gypses  aus  dem  gleichen  Steinhruch  dürften  zu  diesem  Vorkommniss 
geboren  und  ebenfalls  aus  .\nhydrit  entstanden  sein. 

Anhydrit  hez.  Gyps  stossen  aber  nicht  unmittelbar  an  den  Phonolith, 
vielmehr  schiebt  sich  zwischen  sie  eine  die  W’ände  des  Hohlraumes  aus- 
kleidende schmale  Schicht  dichten  weissen  Kalkes,  der  unter  dem  Mikro- 
skop ein  ziemlich  gleichmässiges  gröberes  Korn  zeigt. 

Anhydrit  scheint  in  dem  Phonolith  von  Schlüssel  nur  äusserst  selten 
aufzutreten;  ja  das  von  Herrn  Döring  aufgefundene  Vorkommen  dürfte 
bisher  das  einzige  bekannte  sein.  Das  mineralogische  Le.xikon  für 
das  Königreich  Sachsen  von  A.  Erenzel  (1874)  und  die  Erläuterung  zu 
Blatt  Kupferherg  berichten  davon  nichts,  auch  sonst  sind  dem  Verfasser 
keine  Nachrichten  darüber  bekannt.  Als  der  Verfasser  im  Jahre  180.8 
den  Bruch  besuchte,  waren  nur  Zeolithe  zu  finden.  Auch  ein  von  Herrn 
Döring  vcranlasstes  N’achforschen  nach  weiteren  Anhydritproben  in  den 
Jahren  1897  und  1898  blieb  erfolglos. 

Das  Vorkommen  von  Anhydrit  im  Phonolith  von  Schlüssel  beansprucht 
aus  zwei  Gründen  noch  besondere  Beachtung,  1.  weil  es  das  erste  Auhydrit- 
vorkommniss  für  Sachsen  hez.  Böhmen  überhaupt  zu  sein  scheint,  2.  wegen 
der  Frage  nach  seiner  Entstehung. 

1.  Der  Phonolithhruch  von  Schlüssel  liegt  unmittelbar  an  der  säch- 
sischen Grenze  auf  böhmischem  Gebiet.  Politisch  gehört  also  unser  An- 
hydrit unbestritten  zu  Böhmen.  Da  aus  diesem  Lande  weder  im  minera- 
logischen Le.xikon  für  Österreich  von  V.  v.  Zepharovich  (3  Bde.  1859, 
1873,  1893)  noch  in  der  Geologie  von  Böhmen  von  F.  Katzer  (1892)  An- 
hydrit aufgeführt  wird,  so  scheinen  wir  das  erste  Auhydritvorkommen 
in  Böhmen  vor  uns  zu  haben. 

Wissenschaftlich  aber  kann  man  den  Anhydrit  von  Schlüssel,  von  der 
unmittelbaren  Nachbarschaft  abgesehen,  deshalb  auch  für  Sachsen  in  An- 
spruch nehmen,  weil  das  genannte  Gebiet  zugleich  im  Bereiche  der  sächsi- 
schen geologischen  Karte  liegt.  Für  Sachsen  sind  nun  die  den  Anhydrit 
betreffenden  Verhältnisse  recht  merkwürdig,  ln  dem  mineralogischen  Lexikon 
von  A.  Frenzei  (1874)  fehlt  Aidiydrit  ganz,  und  in  den  Erläuterungen  zur 
sächsischen  geologischen  Specialkarte  wird  das  Mineral,  soweit  dem  Ver- 
fasser bekannt,  nicht  aufgeführt.  Dagegen  sind  schon  lange  zahlreiche, 
auf  Erzgängen  vorkommende  Pseudoiuorphosen  nach  Anhydrit  bekannt. 
J.  Roth*)  gieht  folgende  Zusammenstellung  mit  Litteraturangahen:  Pseudo- 
morphosen  nach  Anhydrit  von  Tautoklin  (Braunspath)  von  Kurprinz 
Friedrich  August  bei  Freiherg  nach  Breithaupt,  von  Spatheisen  von  Kur- 
prinz bei  Freiberg  nach  Dana  (Sideroplesit  nach  Frenzei),  von  Quarz  in 
Geyer,  Grube  Kurprinz  bei  Freiberg,  Frisch  Glück  bei  Blaucnthal  und 
Spitzleite  im  Eibenstöcker  Revier  nach  Blum,  Gemenge  von  Quarz  und 
Rotheisen  von  der  Spitzleite  nach  Breithaupt,  von  Rotheisen  auf  der  Grube 


*)  Chemische  (ieologie  I,  1879,  ,S.  19Z.3;  s.  anih  A.  Fretizel:  Mineralngischcs 
Lexikon,  8 83,  1.51,  ilöl,  Z9<J. 


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Frisch  Glück  bei  Eibenstock  nach  Zepharovicb,  Gemenge  von  Eisenkies 
und  Kalkspatb  von  der  (irube  Neue  Ilofinung  Gottes  bei  Brilunsdorf  nach 
Breitbaupt.  Bagegen  ist  dem  Verfasser  keine  Nachricht  über  stofflich 
erhaltenen  Anhydrit  bekannt,  ein  Umstand,  welcher  Zweifel  darüber 
aufkommen  lässt,  ob  alle  Deutungen  der  genannten  Pseudomorphosen 
nach  Atdiydrit  richtig  sind*). 

Wir  hätten  demnach  auch  für  den  Bereich  der  sächsischen 
geologischen  Karte  stofflich  das  erste  Auftreten  des  Minerales. 

2.  .Anh}'drit  und  mit  ihm  Gyps,  welche  aus  einander  hervorgehen, 
sind  als  Mineralien  und  Gesteine  an  drei  verschiedene  Lagerstätten  ge- 
bunden. Die  allermeisten  Vorkommnisse  mit  den  grössten  .Massen  tindeii 
sich  in  den  Sedimentformationen  vei-schiedenen  Alters  als  Begleiter  des 
Steinsalzes.  Man  hielt  sie  hier  bis  etwa  zur  Mitte  dieses  Jahrhunderts 
auf  der  einen  Seite  für  platonisch,  auf  der  anderen  für  nmgewandelte 
Kalke  (durch  Schwefelverbindungen,  besonders  schwefelige  und  Schwefel- 
säure), während  heute  allgemein  eine  nicht  inetaraorphe  Bildung,  ein  ur- 
sprünglicher .Absatz  aus  dem  .Meereswasser  für  sie  angenommen  wird. 
Diesem  lager-  oder  Hötzförmigen  .Auftreten  gegenüber  bergen  die  beiden 
anderen  Arten  auf  Erzlagerstätten  und  in  vulkanischen  tjcbicten  nur 
verschwindende  .Mengen  dieser  Mineralien.  An  A'ulkanen  entstehen  sie 
durch  Einwirkung  von  Schwefelverbindungen  auf  sublimirte  Chloride. 
Wie  oben  erwähnt,  giebt  es  in  Sachsen  verhältnissmässig  zahlreiche 
Vorkommnisse  von  Anhydrit  auf  Erzgängen,  freilich  nur  noch  der  Form 
nach,  nicht  stofflich.  L'nd  aus  vulkanischen  Gebieten  wird  Gyps  häutig, 
Anhydrit  dagegen  sehr  selten  und  .ausdrücklich  als  sehr  selten  auftretend 
erwähnt.  Einige  der  wenigen  dieser  Anhydritvorkommnisse  sind:  Einschlüsse 
in  der  Lava  von  Aphroessa  bei  Santorin,  in  Auswürflingen  des  Vesuvs,  au 
den  Soffionen  in  Toskana,  in  Kalinka  in  Ungarn  (nach  llaidinger  hier  durch 
Einwirkung  von  Schwefelwasserstoff  auf  Augitandesit  entstanden)**). 

Für  die  Entstehung  des  Anhydrites  im  l'honolith  von  Schlüssel 
kommen  zwei  Möglichkeiten  in  Betracht.  Entw'eder  ist  das  Mineral 

A.  eine  Neubildung  im  Gestein  wie  die  Zeolithe,  oder 

B.  ein  fremder  Einschluss. 

A.  „.Als  secundäres  neptunisches  Mineral  in  den  Leucitgesteinen“ 
erwähnt  J.  Both***)  Gyps,  „dessen  Schwefelsäure  aus  dem  Hauyn  her- 
rührt"; und  „unter  den  Verwitterungsproducten  der  schwefelsäurehaltigen 
Ilauyne  findet  sich  Gyp.s“T).  ln  gleicher  Weise  würde  die  Schwefelsäure 
unseres  Anhydrites  auf  den  llauyn  zurückzuführen  sein.  Dabei  muss 
aber  die  merkwürdige  Thatsache  berücksichtigt  werden,  dass  Hauyn  in 
den  Gesteinen,  Phonolithen  wie  Basalten,  des  Gebietes  (vergl.  Blatt 
Kupferberg  14S  und  Blatt  Wiesenthal  147)  zwar  ganz  allgemein  und 
zum  Theil  sehr  reichlich  verbreitet  ist,  dass  aber  gerade  der  Phonolith 
von  Schlüssel  ebenso  wie  die  drei  Phonolithlappen  von  Hammer- Untcr- 

*1  Die  Herren  Oberbergrath  Prof.  I)r.  Wei.sstiacb  uinl  Dr.  .A.  Freiizel  in  Frei- 
berg  halten  die  Frenndlichkeit,  dem  Verfasser  auf  seine  Anfrage  niitzntbeilen , dass 
ihnen  auch  kein  .Anhvdritvorkommniss  in  .Sachsen  hekaiiut  sai.  Herr  Dr.  Frenzei  be- 
zweifelt ehenfalla  die  l’seudoinorphoscn  Itreithanpl's. 

Vergl.  auch  .1.  Koth:  Chemische  Oeedogie  III.  Is90.  S.  103,  282.  297/8,  301. 

**')  Chemische  Oeologie  II,  .S.  208. 

t)  Khenda,  S.  2.')4,  Ztkj 


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wiesenthal  nach  den  Ausfulirunf;en  in  der  Erläuterung  zu  Blatt  Kupler- 
berg  frei  von  Hauyn  sind.  Dieser  ITinstaiul  bildet  aber  keinen  end- 
gültigen Beweis  gegen  die  Annahme  nachträglicher  Entstehung  des  An- 
hydrites.  Ist  es  doch  zur  Genüge  bekannt,  wie  wechselnd  selbst  in 
kleinen  Eruptivniassen  und  -gebieten  die  petrographische  Zusammensetzung 
häutig  ist.  So  wird  der  nicht  weit  nordwestlich  von  unserem  Phonolith 
im  Kalk  aufsetzende  Phonolithgang  ;ils  hauyuhaltig  angegeben.  Unter 
den  Bruchstücken  an  dem  Gehänge  dem  Kalkberge  gegenüber  (Bl.  14H) 
finden  sich  hauynarme  und  haiiynreiche  Phonolitbe,  darunter  solche,  in 
denen  erbsengrosse  zahlreiche  Hauyue  allein  den  porphyrischen  Geineng- 
theil  ausmachen. 

Man  könnte  vermutben,  dass  sich  bei  wässeriger  Bildung  nicht  das 
wasserfreie  Sulfat  Anhydrit,  sondern  das  wasserhaltige  Gyps  ausscheiden 
würde.  Diesem  Einwand  gegenüber  ist  zu  berücksichtigen,  dass  man  den 
Anhydrit  in  den  Sedimentforniationen  ebenfalls  für  eine  ursprüngliche 
neptunisebe  Bildung  hält  und  zwar  gestützt  auf  Erscheinungen  in  der 
Chemie  und  auf  Experimente,  welche  zeigen,  dass  unter  gewissen,  aller- 
dings noch  nicht  ganz  geklärten  Verhältnissen  (bedingt  durch  Druck, 
Temperatur  und  Gegenwart  von  Cblornatrium)  nicht  Gyps,  sondern  An- 
hydrit entsteht*). 

B.  Scheint  so  die  Möglichkeit  der  nachträglichen  wässerigen  Bildung 
unseres  Anhydrites  zu  bestehen,  so  si)rechen  zwei  Umstände  für  die  zweite 
Annahme,  für  die  Einscblussnatur.  Die  beiden  Umstände  sind:  1.  Der 
einschliessendc  Phonolith  zeigt  auch  in  der  Nachbarschaft 
keine  Zersetzungs-  und  Auslaugungserscheinungen,  er  ist  bis 
an  den  Einschluss  heran  frisch,  und  2.  an  der  unter  dem  Mikro- 
skoi>  buchtig  erscheinenden  Grenze  von  Gestein  und  Mineral, 
auch  frei  iin  Mineraleinscbluss  schwimmend  findet  man  zahl- 
reiche kleine  runde,  etwa  stecknadelkopfgrosse  Phonolith- 
bröckchen,  welche  ebenfalls  unverändert,  höchstens  durch  die 
nachträgliche  Wasserzufubr  beeinträchtigt  sind.  Als  endogene 
Contaetwirkung  müssen  aufgefasst  werden  die  feinblasigc 
(mikroskopisch)  Beschaffonlieit  und  die  abweichende  Structur 
einer  etwa  1 — 2 mm  breiten  Grenzzone  des  Phonolithes.  In 
dieser  findet  eine  Verdichtung  des  Gesteins  statt,  ausserdem 
nehmen  die  Grundmassenfeldspät he  eine  schärfere  und  zwar 
nadelförmige  Gestalt  und  eine  ausgeprägt  radialstrahlige  An- 
ordnung an.  Die  gleiche  Erscheinung  bemerkt  man  an  den 
erwähnten  Bröckchen  der  Grenzschicht. 

Bei  der  zweiten  .\nnahme  bieten  sich  wiedernm  zwei  Möglichkeiten; 
entweder  ist  der  Anhydrit  ein  ursprünglicher  unveränderter  Eremd- 
einschluss  oder  ein  metamorphes  Gebilde. 

Dass  Anhydrit  in  Sachsen  und  Böhmen  bisher  unbekannt  ist,  wurde 
schon  oben  erwähnt.  Wir  befinden  uns  hier  in  einem  rein  archäischen 
Gebiet,  in  der  Glimmerschieferformation,  in  der  bisher  unbekannt  ge- 
bliebene Anbydriteinlagerungen,  denen  unser  Einschluss  entnommen  sein 
könnte,  so  gut  wie  ausgeschlossen  erscheinen.  Ebensowenig  ist  hier  in  dem 
nur  aus  Basaltconglomerat  und  -tufl'  bestehenden  Tertiär  .\nhydrit  bekannt. 

*)  Vergl.  F.  Zirkel:  Petrographie  III.  1894.  S.  .523  4.  — .1.  Roth:  Chemische 
üeologie  I,  1879,  S.  6.52. 


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0> 


Eine  Möglichkeit  wäre,  dass  sich  in  kalkigthonigen  Tertiärschichten, 
ähnlich  wie  hei  den  oben  erwähnten  Soflionen  von  Toscana,  Anhydrit 
gebildet  hätte,  der  dann  vom  Phonolith  aufgenominen  wurde. 

Eine  nicht  von  der  Hand  zu  weisende  Annahme  ist  endlich,  dass  der 
Anhydrit  umgowandelter  Kalk  ist. 

Bereits  oben  wurde  die  bis  zur  Mitte  dieses  Jahrhunderts  vertretene 
Ansicht  erwähnt,  der  Elötzanhydrit  und  -gyps  wäre  durch  Schwefel- 
verbindungen umgewandelter  Kalk.  Wenn  auch  diese  Ansicht  der  neueren 
hat  weichen  müssen,  so  sind  doch  eine  ganze  Anzahl  von  kleineren  Gyps- 
und  Anhydritvorkominnissen  nacliweisbar  durch  vulkanische  Gase,  durch 
Schwefelwasserstoff  und  Scbwefel<iuellen  umgewandelte  Kalke  und  Uolo- 
mite  (Gyps  bei  Selvena  in  Toscana  nach  Coquand  1849,  Gyps  von  Aix  in 
Savoyen  nach  Murchison , die  Anhydrite  von  Modane  in  Savoyen  nach 
Ues  Cloizeau.x  1895,  Gypse  von  Tarascon  in  den  Pyrenäen  nach  Zirkel  und 
Pouech  1867  und  1882  u.  s.  «’.)*).  Für  eine  derartige  Entstehung  des 
Anhydrites  von  Schlüssel  bieten  sich  folgende  Anhaltspunkte.  Die  Gliminer- 
scliieferformation  unseres  Gebietes  ist  sehr  reich  an  Kalkeinlagerungen. 
Der  Kalkbcrg  südlich  von  Schlüssel  dürfte  den  zahlreichen  Kalkvorkomni- 
nissen  seinen  Namen  verdanken.  Wenig  über  1 km  nordwestlich  von  dem 
Phonolith  von  Schlüssel  streichen  bei  den  Berghäusern  sechs  kleinere  und 
grössere  Kalklager  zu  Tage  aus.  Das  südöstliche  Hauptlager  setzt,  wie 
man  durch  einen  Stölln  weiss,  noch  wenigstens  100  m unter  dem  Dasalt- 
tuff  fort**),  also  auf  den  Phonolith  von  Schlüssel  zu.  Es  liegt  so  durchaus 
in  dem  Bereich  der  W'ahrscheinlichkeit,  dass  der  Phonolithstock  von 
Schlüssel  eine  solche  Kalkeinlagerung  berührt  und  Gestein  davon  los- 
gerissen hat,  welches  dann  durch  die  im  Phonolithmagma  enthaltene 
Schwefelsäure  in  Anhydrit  verwandelt  wurde. 

Merkwürdigerweise  bietet  die  nächste  Umgebung  hierfür  das  allerbeste 
Beispiel.  Die  eine  von  den  sechs  Kalkeinlagerungen  bei  den  Berghäusern 
wird  von  einem  2 m mächtigen  Phonolithgang  durchsetzt.  Dieser  Phono- 
lith enthält  nun  Bruchstücke  des  Nebengesteines,  des  krystallinischen 
Kalkes,  die  stellenweise  so  häutig  werden,  dass  eine  durch  Phonolithceinent 
verbundene  Breccie  entsteht***). 

Bemerkenswerth  und  für  die  obige  .\nnahme  scheinbar  ungünstig  ist 
hier  nun  das  in  der  Erläuterung  zu  Blatt  Kupferberg  (148.  S.  69)  er- 
wähnte Ausbleiben  von  Contacterscheinungen:  „Die  Kalkeinschlüsse  schei- 
nen keine  Veränderungen  erlitten  zu  haben.“  Aber  auch  dafür  giebt  es 
in  der  grossen  Litteratur  der  Contactmctamorphose  zahlreiche  Beispiele. 

Aus  den  Erörterungen  geht  zur  Genüge  hervor,  welche  Bedeutung 
dem  an  sieh  geringfügigen  Anhydrit  im  Phonolith  von  Schlüssel  zukommt. 
Vielleicht  sind  weitere  Funde  und  Untersuchungen  (z.  B.  der  zuletzt  er- 
wähnten Kalksteinschlüsse)  in  dem  Gebiet  geeignet,  die  hier  gepflogenen, 
mehr  hypothetischen  und  theoretischen  Erörterungen  auf  sicherere  Füsse 
zu  stellen. 


*1  F.  Zirkel:  Petrugrnphie  III.  1894,  S.  5Z4  5. 
*•)  m 148.  S 48. 

Bl.  148,  S.  68  9. 


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der 


Naturwissensehaftliehen  Gesellschaft 

^ ISIS 

in  Dresden. 

Uerausgegeben 

von  dem  Redactions-Gomitö. 
Jahrgang  1900. 

Mit  K Tafeln  lud  Vi  Abbildungen  im  Text. 


Dresden. 

In  Commission  der  K.  Sachs.  Hofbuchhandluug  H.  Bnrdach. 

1901. 


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Inhalt  des  Jahrganges  1900. 

Hanns  Brnno  fleinitz  | S.  V. 


A.  Sitzungsberichte. 

I.  Sectlon  für  Zoolog^le  S.  3 und  21.  — Bär,  W.:  Zwei  für  die  Omis  DenUchlands 
neue  Vogelarten  8.3.  — Drude,  O.;  Ueber  F.  Unger's  „Die  Pflanze  im  Moment  der 
Thierwerdung“,  mit  Bemerkungen  von  H.  Xitache,  8.  4;  neues  Mikroskop  der  Firma 
Seibert  S.  22;  Vorlagen  8.  4;  neue  I.itteratur  S.  4 und  22.  — Ebert,  R.:  Die  Fauna 
der  Tiefsee  im  .\llgemeinen  8.3;  Zunabme  einhcimi-siher  Vögel  8.4;  Chun’s  Tiefsee- 
Ezpedition  8.  22.  — Heiler,  K.;  Biologie  der  (.'opropliagen , über  eine  bei  Oi-öditz 
gefangene  8childkrötc  8.  21.  — Nitscbe,  H.;  H.  B,  Oeiiiitz  -j-,  .Sehwungfedern  des 
Kasuars  8.  3;  verschiedenartige  Ausbildung  der  oberen  Eckziibne  bei  den  verschiedenen 
Formen  der  recenten  Hirsche,  Vorkommen  dos  Wasserschmätzers  in  Sachsen  8.  4, 
Aussetzung  nichtsächsLscher  Amphibien  bei  Tharandt,  Schädel  einer  vierhörnigen 
iTabelantilone  8.21;  ornithidogische  Beobachtungen  im  Engadin  8.  22;  neue  Littcratnr 
8.  21.  — Schiller,  K.:  Neue  Lilteratur  8.  3,  4 und  21.  — Schöpf,  A.:  lieber 
sibirisches  Rehwild,  Vorlagen  8.  22.  — Schorler,  B.;  Neue  Litteratur  8.  22.  — 
Thallwitz,  J.:  Ueber  Höhleuthiere  8.4;  Missbrauch  beim  Verkauf  von  Krammets- 
vögeln  S.  22. 

II.  Sectlon  für  Botanik  8.  5 und  23.  — Drude,  O.:  Einrichtung  von  Herbarien  für 
pflanzengeo^phische  Demonstrationen,  vorläniige  Bemerkungen  (Iber  die  floristi.sche 
Kartographie  von  Sachsen  >S.  5;  phänologiscbe  Bemerkungen  Uber  die  Ketardation 
des  Frühlings  im  Jahre  IHOO  S.  B;  Ueberwinterung  immergrüner  Gewächse,  Aufblüh- 
geschwindigkeit  der  Biuthen,  Anordnung  der  Vegetation  im  Karwendelgehirge  8.7; 

neue  Litteratur  8.5,  6 und  23; und  Schorler,  B.:  Floristische  Arbeiten 

und  Ezeursionen  im  Sommer  1900  8.23.  — Ostermaier.  ,T.:  Vorlage  von  Ab- 
bildungen von  Alpenpflanzen  8.  ,5;  .Schutz  der  Alpenpflanzen,  Eintritt  der  Frühlings- 
flora  von  Überammergau  8.  6.  — Schiller,  K. : Neue  Litteratur  8.  5 und  23.  — 
Schorler,  B.:  Referat  über  Gradraann's  „Pflanzenleben  der  Schwäbischen  Alb“, 
neue  Litteratur  8.  .5.  — Wobst,  K.:  Vorlage  verschiedener  Ro.seuformeii  8.  5. 

III.  Sectlon  für  Hineralogic  und  Geologie  8.  8 und  23.  — Bergt,  W.;  Anhydrit 
ans  dem  Phonolith  von  Schlössel,  über  Mikromineralogie  8.  8,  neue  Litteratur  8.  8 
und  23.  — Engelhardt,  H.:  Neue  Litteratur  8.8.  — Kalkowsky.  E.:  Kieselige 
Sandsteine  aus  den  „Salzpfannen“  Südafrikas  8.21  — Menzel,  P.:  Entstehung  der 
Alpen  und  Bildung  des  .Mittelmeeres  8.8.  — Naumann.  E.:  Neues  Kalkspath- 
vorkommniss  vom  Zwieseler  Erbstolln  ,S.  24.  — Excursion  in  die  RathssteinbrUebe 
bei  Planen  8.  9. 

IV.  Section  für  prflhlstorisrhe  Forschnngen  ,S.  9 und  24.  — DeichmUller,  .1.: 
Bemalt.!  Geschiebe  aus  der  Höhle  von  .Mas  d'Azil  8 9;  neolithiache  Gefässe  von 
Klotzsche,  NUnchritz  und  t'ossebaude,  spät.slavisches  Skelcttgräberfeld  von  Nieder- 
sedlitz. Vorlage  von  .Steingerätlien  8.  II  ; der  12.  internationale  Anthropologencongress 
und  die  prähistorischen  Sammlungen  in  Paris  8.  24;  schnurverzierle  Gefässe  aus 
Sachsen  8.  25,  neue  Litteratur  8.  10,  24  und  25.  — Döring,  H.:  Feuersteinwerk- 
stätten auf  Rügen,  Nationalmnseum  nordischer  Alterthümer  in  Kopenhagen,  Fener- 
steingerüthe  aus  sächsischen  Fundorten  8.  9;  Funde  von  den  Burgwällcn  bei  Alt- 
coschütz, Niederwartha,  Lockwitz,  Altoschatz,  Leckwitz  und  Löbsal,  von  den  neo- 
lithischen  Herdstellen  in  Lockwitz,  neuer  .Steinzeitfund  aus  Lackwitz  8.  10;  über 
Kinderklappem  aus  Sachsen  8.24;  Vorlage  von  Steingeräthen  .S  24.  — Ebert,  O.: 
Vorgeschichtliche  Wandtafeln  für  Westpreussen  und  lUr  die  Provinz  Sachsen  8.  II. 
— Engelhardt,  H : Vorlage  eines  Steinbeils  .8.  25.  — Kalkowsky.  E : Prä- 
historisches aus  Ungarn  S 25.  — Ludwig,  H. ; Vorlage  eines  Mahlsteins  von  Kan.scha 


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IV 


S.  11;  vorgesehiclitliche  Xiederlassuiig  bei  Obcrpovritz  S 24.  — Wagner,  P.:  Neue 
Litteratnr  S.  24 

V.  Sectlon  für  Phjalk  und  Chemie  S.  II  und  25.  — Kevthien,  A.;  lieber  Geheim- 
mittel und  Nährpräparate  S 27.  — Hallwaehs.  W.:  Die  elektrolythiache  Leitung 
in  festen  Körjiem  und  deren  Anwendung  bei  der  Nemstlampe  S.  12.  — Heger,  R. ; 
lieber  Kueraetik  ini  Unterricht  S.  2ti.  Meyer.  E.  von:  Rückblick  auf  die  wich- 
tigsten Entwickelnn^phn.sen  der  Chemie  im  19.  Jahrhundert  S.  11.  — Pinnow,  J.: 
Unterscheidung  von  Talg  und  Schmalz  S 28.  — Rehenatorff,  H.  HersGlInng  der 

f rauen  Modilication  des  Zinns,  Beobachtung  vagabondirender  Ströme  S 12;  neue 
orm  des  Cartesianischen  Tauchers  S.  12  und  2.5;  Vorführung  physikalischer  und 
chemischer  Versuche  S.  25;  über  eine  neue  der  Taucherglocke  ähnliche  Vorrichtung, 
Elfindung  der  Taucherglocke,  Geschichte  der  Erlindung  des  Thermometers  S.  25  — 
Wolf.  C. : Zerstörung  der  Salpetersäuren  Salze  durch  Bakterien  8.  II. 

VI.  Sectlon  für  Mathematik  S.  13  und  27.  — Heger,  R.:  Berührungsaufgaben  und 
Kreisverwaiidt.schaft  S.  13;  Kugelberührnngsaufgaben  und  Kugelverwandtschaft  S.  27. 
— Helm.G.:  Ueber  Mathematik  und  Chemie  S 29.  — Krause,  M : Ueher  graphischen 
Calcül  .S.  13  — Müller,  F.:  Tabelle  zur  Kalenderhcsiimmung  S.  13.  — Nätscli,  E.: 
Ueher Translationsflächeu  S.  27.  — Pestel,  R.  M.:  Sphärometer  für dioptrische  Zwecke 
S.  28.  — Vieth,  .1  von:  Ueher  Ceniralhewegung  S.  13.  — Witting,  A.;  Fadeu- 
modell  der  abwickelbaren  SchraubenHäche  S.  14.  — . 

VII.  Hanptversammlungen  .S  14  und  29.  — Veränderungen  im  Mitgliederbestände  S.  15 
uud  30.  — tiedenkfeier  für  H.  B.  Geinitz  S.  14.  — Beamte  im  Jahre  1901  S.  32.  — 
Beschluss  über  8 ühr-Beainn  der  .Sitzungen  S.  30.  — Rechenschaftsbericht  für  1899 
8.  14,  15  und  18.  — Voranschlag  für  1900  S.  14.  — Freiwillige  Beiträge  zur  Kasse 
S.  80.  — G uthmauu- Stiftung  S.  14.  — Bericht  des  Bibliothekars  S.  34.  — Deich- 
milller,  J.:  Ueber  megalithische  Denkmäler  S.  .30  — Drude,  O.i  Entwickelungs- 
geschichte der  mitteldeutschen  Hügelflora  S 30.  — Engelhardt,  H.:  Neue  IJttera- 
tur  S.  29.  — Kalkowsky.  E.:  Uand  uud  läiute  von  Nordwales  S 14;  Oclächtniss- 
rede  auf  H,  B.  Geinitz  .S.  1.5.  — Michael,  E.:  Formen  uud  Ursprung  der  Uorfanlageu 
und  der  Flurauftheilung  in  Sach.<eu  S.  1.5.  — Ostermaier,  .1.:  Vorlagen  8.30.  — 
Pohle,  R.:  Reiseschilderuiigeu  aus  Nordrussland  S.  15.  — .Schlussmann,  A.:  Bei- 
trag zur  praktischen  Ernährungslehre  8.  14.  — Schneider,  O.:  Pillenwälzende  Käfer 
und  ihre  Bedeutung  für  die  ägypti.sche  Mythologie  S.  29.  — StUbel,  A.;  Rückblick 
auf  den  vulkanischen  Ausbruch  des  .lahres  1866  im  Golfe  zu  Santorin  S.  .30.  — Toepler, 
M. : Kathoden-  und  Becquerel- Strahlen  S.  1.5.  — Exenrsion  nach  Nossen  S.  1.5. 

ü.  Abhandlungen. 

Bergt,  W.;  Der  Plänerkalkhrnch  hei  Weinböhla.  Mit  Tafel  I.  S.  .37. 

Bergt.  W.;  Lausitzer  Diabas  mit  Kantengeröllen.  Mit  Tafel  VI.  S.  111. 
Deichmüller.  .1.;  Zwei  neue  Funde  neolithischer  achnurverzierter  Gefässe  aus  Sachsen. 
Mit  3 Abbildungen.  S.  18. 

Deichmüller.  J.:  Spätslavisches  Skelettgräberfeld  hei  Niedersedlitz.  Mit3  Abbild.  S 22. 
Düring.  H. : Ueber  Feuersteingeräthe  aus  sächsischen  Fundorten.  S.  15. 

Drude,  0.:  Vorläufige  Bemerkungen  über  die  floristische  Kaidographie  von  Sachsen.  S.26. 
Drude,  0.:  Die  posiglaciale  Entwickelungsgcschichte  der  hercynischen  Hügelformationen 
und  der  monfanen  Felstlora.  S.  70. 

Menzel,  P.;  Die  Gymuospermen  der  uordbfihmischen  Braunkohlenfomiation. 

Theil  I.  Mit  Tafel  II -IV  S.  49. 

Theil  II  Mit  Tafel  V und  1 Abbildung  im  Text.  S.  8.5. 

Nitsche,  H.:  Bemerkungen  über  das  Vorkommen  des  schwarzbäuchigen  Wasserschmätzers 
uud  einiger  anderer  seltenerer  Vögel  im  Königreiche  Sachsen  S.  32. 
Rebenstorff,  H.:  Schulversuche  mit  dcni  Gartesianischen  Taucher.  Mit  5 Abbildungen. 
S.  3. 

Die  Autoren  sinU  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 
Abhandlungen. 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  auf 
besondereu  Wunsch  25  Sonder- Abzüge  gratis,  eine  grössere  Anzahl  gegen  Erstattung 

der  Hcrstelluugakosten. 


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t 

Hanns  Bruno  Geinitz. 


Die  Arbeit  seines  Lebens. 

Rede  in  der  öffentlichen  Sitzung  der  Isis  am  22.  Febmar  1900 

ruD 

Prof.  Dr.  Ernst  Ealkowsky. 


In  Hanns  Bruno  Geinitz  hat  die  naturwnssenschaftliche  Gesellschaft 
Isis  vor  wenigen  Wochen,  am  28.  Januar,  ihren  Ehrenvorsitzenden  verloren. 
Er  ist  der  Einzige  gewesen,  dem  die  Isis  dieses  in  ihren  Satzungen  nicht 
vorgesehene  Ehrenamt  übertragen  hat  in  der  Erkenntniss,  dass  diese  Ehre 
einem  um  die  Gesellschaft  hochverdienten  Mitgliede  und  einem  welt- 
bekannten Gelehrten  erwiesen  wurde.  Obwohl  Geinitz  als  stiller  deutscher 
Gelehrter  niemals  vor  die  breite  Oeffentlichkeit  getreten  ist,  obwohl  er 
niemals  anderswo  als  in  Dresden  gewirkt  hat,  ist  sein  Name  doch  überall 
auf  der  Erde,  wo  Naturwissenschaft  getrieben  wird,  bekannt  und  geehrt; 
durch  seine  eigene  Arbeit  hat  er  sich  unvergänglichen  Ruhm  erworben. 

Erst  in  hohem  Alter,  im  86.  Lebensjahre,  ist  er  am  Ende  seiner  Lauf- 
bahn angelangt;  vor  63  Jahren  begann  er  seine  wissenschaftliche  Thätig- 
keit,  ununterbrochen  folgte  ein  Werk  dem  .anderen,  er  erreichte  den  Gipfel 
seines  Wirkens  und  hatte  dann  noch  Jahre  lang  ordnend  und  ergänzend 
auf  d.as  Werk  seines  Lebens  zurückblicken  können,  geehrt  von  Allen,  die 
mit  ihm  in  Berührung  kamen.  Jetzt  gehört  seine  Thätigkeit  der  Geschichte 
an,  und  als  eine  Huldigung  mag  es  betrachtet  werden,  wenn  wir  im  Schoosse 
unserer  Gesellschaft  seine  Arbeiten  und  seine  Leistungen  an  uns  vorüber- 
ziehen lassen. 

ln  diesem  Hörsaale,  von  dieser  Stelle  aus  hat  H.  B.  Geinitz  vor  nun- 
mehr sechs  Jahren  zuletzt  zu  seinen  Studenten  gesprochen,  ihnen  von 
seinen  reichen  Kenntnissen  und  Erfahrungen  mittheilend  und  selbst  immer 
wieder  Kraft  ziehend  aus  dem  Verkehr  mit  der  .Jugend.  Wer  nicht  selbst 
sein  Schüler  gewesen  ist,  kann  über  seine  Lehrerfolge  und  seinen  Einfluss 
auf  die  Studirenden  nicht  urtheilen,  aber  alle  seine  Schüler  haben  ein- 
müthig  ihre  Anhänglichkeit  und  ihre  Dankbarkeit  zum  Ausdruck  gebracht, 
als  er  hochbetagt  aus  dem  Lehramte  schied,  um  bei  Gelegenheit  der  Er- 


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VI 


richtung  eines  vergrösscrten  mineralogisch-geologischen  Institutes  in  einem 
neuen  Gebäude  selbstlos  der  Zukunft  freie  Ilahu  zu  lassen.  Auf  Tauseude 
unserer  Studenten  hat  er  als  Lehrer  gewirkt,  sie  ausgestattet  im  Ilörsaal 
mit  mannigfaltigen  Kenntnissen  für  den  Bedarf  in  ihrer  Stellung  im  prak- 
tischen Leben,  sie  eingefübrt  auf  Ausflügen  in  die  Erkennung  des  Scbalfens 
der  Natur  in  unendlichen  Zeiträumen.  Und  mit  Freude  durfte  er  darauf 
hinweisen,  dass  es  ihm  auch  gelungen  war,  trotz  der  dem  nicht  günstigen  Auf- 
gaben der  Technischen  Hochschule,  einige  seiner  Schüler  für  seine  Wissen- 
schaften so  zu  begeistern,  dass  sie  ihre  Thätigkeit  dem  rein  wissenschaft- 
lichen Betriebe  der  .Mineralogie,  Geologie  und  Prähistorie  gewidmet  haben. 

Diesen  Wissenschaften  widmete  er  ja  selbst  sein  Leben  ausschliesslich, 
als  die  Zeit  dafür  gekommen  war.  Zuerst  aber  hatte  er  sich  mit  allen 
Naturwissenschaften  in  umfangreichem  Maasse  bekannt  gemacht,  wie  dies 
in  den  dreissiger  Jahren  für  joden  Naturforscher  selbstverständlich  und 
damals  eben  auch  noch  leichter  möglich  war,  ohne  eine  besonders  lange 
Lehrzeit  durchmachen  zu  müssen.  Wir  wollen  aber  auch  nicht  vergessen, 
dass  er  überhauiit  damals  einer  der  Wenigen  war,  die  sich  ganz  und  gar 
den  Naturwissenschaften  zu  widmen  wagten  zu  einer  Zeit,  als  die  Gegen- 
stände dersell)en  als  blosse  „Curiositäten“  bezeichnet  wurden.  Seine  all- 
seitige naturwissenschaftliche  Bildung  hat  er  dann  auch  in  seinem  Special- 
fache in  reichlichem  Maasse  verwenden  können. 

Nicht  etwa  in  allen  l)isci|)linen,  die  er  amtlich  zu  vertreten  hatte, 
ist  Geinitz  gleichmässig  als  Forscher  thätig  gewesen,  üeber  einzelne 
Mineralien  hat  er  sich  nur  gelegentlich  geäussert,  und  doch  war  er  auch 
Mineralog.  Davon  zeugen  die  prachtvollen  Stufen,  die  er  für  das  K.  Mine- 
ralogische Museum  ausgewählt  hat;  sie  beweisen,  wie  allgemein  anerkannt 
worden  ist,  dass  er  einen  vorzüglichen  Blick  hatte  für  lehrreiche  und 
werthvolle  Stücke.  Und  besondei-s  hervorgehoben  muss  es  werden,  dass 
er  auch  schon  vor  langen  Jahren  die  Mineriilien  nach  seinem  eigenen 
Systeme  angeordnet  hatte,  das  durchaus  .als  N'orläufcr  des  jetzt  allgemein 
und  allein  gültigen  Systems  der  Aufeinanderfolge  nach  rein  chemischen 
Grundsätzen  gelten  muss. 

Auch  in  der  Lehre  von  den  Gesteinen  hat  II.  B.  Geinitz  nur  wenig 
selbständig  gearbeitet;  immerhin  verdanken  wir  ihm  auch  einige  wichtige 
Beobachtungen  über  Kohlen  und  andere  Sedimentgesteine.  Die  „Uebersiclit 
der  im  Königreiche  Sachsen  zur  Chaussee- Unterhaltung  verwendeten  Stein- 
arten“, die  er  mit  C.  Th.  Sorge  „zusammenstellte“,  wie  es  im  Titel  heisst, 
verfolgte  mehr  praktisch -technische  Zwecke;  sie  hat  keinen  rein  wissen- 
schaftlichen Werth,  wohl  aber  die  Bedeutung,  dass  hier  den  Ergebnissen 
der  Wissenschaft  Beachtung  in  der  Praxis  erobert  wurde. 

Ueberall  in  11.  B.  Geinitzens  Werken  linden  wir  die  Spuren,  dass  er 
den  Problemen  der  allgemeinen  und  der  dynamischen  Geologie  rege  Theil- 
nahme  entgegenbrachte,  und  dass  er  mit  dem  bekannt  war,  w.as  Andere 
erforscht  hatten;  aber  diese  Gegenstände,  mit  denen  vor  40  und  50  Jahren 
leider  oft  genug  wenig  wis.senschaftlich  und  wenig  ergebnissvoll  gespielt 
wurde,  waren  vielleicht  eben  deshalb  nicht  gerade  nach  seinem  Geschmack. 
Fis  berühren  uns  dennoch  jetzt  manche  seiner  Darstellungen  recht  ab- 
sonderlich, z.  B.  die  über  lirhaltung  von  Versteinerungen,  die  auffällige 
Fehler  in  der  palaeontologischen  Behanillung  zur  Folge  hatten,  die  Angaben 
über  die  Firhebung  der  Gesteinsschichten  und  Th.albildung  durch  Basalte 
und  .\nderes.  Manche  solcher  bis  in  die  letzte  Zeit  festgehalteuer  Au- 


VII 


Behauungen  galten  längst  als  veraltet,  jedoch  um  ihretwillen  nimmt  man 
auch  nicht  seine  Werke  in  die  Hand.  Immerhin  hleiht  es  höchst  charak- 
teristisch, wie  H.  B.  Geinitz  sich  in  solchen  Fragen  nicht  selten  sehr 
vorsichtig  ausdrückt  und  sich  den  Rückzug  deckt  für  den  Fall,  dass  eine 
andere  Ansicht  als  die  seine  sich  doch  als  die  richtige  erweisen  sollte. 

Dass  H.  B.  Geinitz  trotz  seiner  so  umfangreichen  geologischen  Arbeit 
für  allgemeine  Geologie  kaum  etwas  geleistet  hat,  hängt  mit  seiner  Sinnes- 
art und  vor  Allem  mit  seinem  eigensten  Forschungsgebiete  zusammen. 
Wer  ihn  aber  jetzt  gerecht  beurtheilen  will,  muss  sich  bemühen,  nicht 
von  der  Gegenwart  aus  zu  urtheilen;  er  muss  sich  bemühen,  die  An- 
schauungen von  vor  40  Jahren  zur  Richtschnur  zu  nehmen  und  dabei 
noch  im  Auge  behalten,  dass  H.  B.  Geinitz  stets  innerlich  ebenso  fest 
und  unveränderlich  blieb,  wie  er  äusserlich  als  eine  höchst  charakteristische 
Persönlichkeit  allen  jüngeren  Geologen  stets  unverändert  vor  Augen  stand. 

Eine  Aufgabe  hatte  er  sich  bei  dem  Beginn  seiner  Thätigkeit  in 
Dresden  gestellt,  und  daran  hat  er  sein  ganzes  Leben  lang  mit  aller  Kraft 
und  ohne  alle  Abschweifungen  festgehalten,  die  Aufgabe,  um  seine  eigenen 
Worte  in  seiner  letzten  Veröffentlichung  vom  December  vorigen  Jahres 
zu  gebrauchen,  „die  Urgeschichte  Sachsens  in  allen  ihren  einzelnen  Epochen 
zu  erforschen  und  in  dem  wohlgeordneten  Museum  zu  verewigen“.  Dieses 
Ziel  hat  er  hartnäckig  verfolgt,  nicht  nur  mit  aller  seiner  Arbeit,  sondern 
auch  mit  Hülfe  seiner  ausgebreiteten  Bekanntschaft,  mit  Hülfe  seiner 
Kenntnisse,  seiner  Besuche  in  in-  und  ausländischen  Museen  und  seiner 
wissenschaftlichen  Reisen  in  Deutschland  und  in  fremden  Ländern.  Und 
dieses  Ziel  hat  er  auch  verfolgt  selbstbewusst  und  sich  wohl  bewusst, 
dass  er  das  als  einzelner  Mann  geleistet  hatte,  was  in  anderen  Gebieten 
auch  viele  Andere  nicht  zu  Stande  gebracht.  Als  ein  in  sich  abgeschlos- 
sener Charakter  verhielt  er  sich  Neuerungen  gegenüber  stets  sehr  zurück- 
haltend; er  war  daher  auch  nicht  geneigt,  sich  von  Anderen  belehren  zu 
lassen,  bis  er  seinen  Sinn  durch  eigenes  Studium  geändert  hatte.  Wenn 
er  dieses  nicht  durchführen  konnte,  blieb  er  standhaft  bei  seiner  Ansicht 
oder  doch  bei  seinen  Zweifeln;  aber  oft  hat  er  sich  auch  selbst  verbessert. 
Seiner  Zähigkeit  entspricht  es  auch,  diiss  er  mehrfach  denselben  Gegen- 
stand nicht  in  einer  neuen  Auflage  seines  Werkes,  sondern  in  einem  ganz 
neuen  behandelt  hat,  sobald  durch  anhaltenden  Sammeleifer  und  erneute 
Untersuchungen  für  sein  Thema  ein  neues  Gewand  gerechtfertigt  war, 
wie  dies  besonders  für  die  Werke  über  Kreideformation  in  Sachsen  gilt. 
Wer  in  günstigen  Verhältnissen  lebt,  ist  eher  geneigt,  sein  Thema  auf- 
zugeben, anderen  nachzugeben,  als  wer  durch  unablässige  harte  Arbeit 
mit  mancherlei  äusseren  Schwierigkeiten  kämpfend  allmählich  vorwärts 
dringt.  Und  hart  gearbeitet  und  brav  gekämpft  hat  H.  B.  Geinitz  in  der 
That  wie  wenig  Andere.  Wenn  man  ihm  nicht  lange  persönlich  nahe  ge- 
standen hat,  kann  man  überhaupt  gar  nicht  ausmachen,  wie  viel  er  in 
Wirklichkeit  gearbeitet  hat:  aber  was  der  Fremde  übereehen  kann,  wenn 
er  das  ganze  Lebenswerk  an  sich  vorüberziehen  lässt,  zeigt  doch  unzweifel- 
haft — unwillkürlich  drängt  sich  liier  eine  Uebertreibung  auf  — er  hat 
die  Arbeit  geleistet  von  zwei  Menschen.  Menschlich  ist  es  da  nur,  wenn 
er  auch  öfters  geirrt  hat,  wenn  er  manches  Mal  anderen  Forschem  nicht 
gerecht  geworden  ist.  Hundert«!  von  Geologen  haben  mit  seinen  Leistungen 
sowie  mit  seinen  Irrthümern  zu  thun  gehabt,  und  viele  werden  sich  auch 
noch  weiter  mit  dem  Werke  seines  Lebens  zu  beschäftigen  haben. 


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VIII 


Eine  eines  hervorragenden  Mannes  würdige  Beurtheilung  darf  seine 
Irrthümer  nicht  verschweigen;  auch  nach  Abzug  dieser  enthalten  seine 
Leistungen  immer  noch  so  sehr  viel,  dass  er  mit  Fug  und  Recht  als  einer 
der  verdienstvollsten  Gelehrten  unseres  Vaterlandes  für  alle  Zeiten  gelten 
muss.  Die  Gelehrtenwelt  hat  ja  auch  stets  sein  Wirken  voll  anerkannt 
und  ihm  ihre  Würden  und  Ehren  zu  Theil  werden  lassen  in  Deutschland 
wie  im  Auslande.  Die  letzte  Ehrung  hat  ihm  in  feiner  und  stiller  Weise  die 
Societe  geologique  de  France  in  Paris  erwiesen.  Vor  zwei  Jahren  glaubte 
er  seine  langjährige  Mitgliedschaft  bei  derselben  aufgeben  zu  müssen: 
man  antwortete  ihm,  dass  die  Societe  geologique  leider  keine  Ehren- 
mitglieder ernenne;  sie  wolle  es  sich  aber  zur  Ehre  anrechnen,  ihn  als 
Mitglied  in  ihren  Listen  weiter  zu  führen,  auch  wenn  er  ihr  nicht  mehr 
die  jährlichen  Leistungen  zukommen  Hesse. 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  die  Aufgabe,  die  sich  H.  B.  Geinitz 
für  seine  Lebensarbeit  gestellt  hatte,  nicht  ganz  so  umfangreich  war,  als 
wie  er  sie  mit  seinen  vorhin  angeführten  Worten  bezeichnete.  Er  wollte 
die  in  Sachsen  vorkomnienden  geologischen  Formationen  vom  palaeonto- 
logischen  Standpunkte  aus  durchforschen  und  die  in  den  verschiedenen 
Epochen  auftretenden  Formen  des  thierischen  und  pflanzlichen  Lebens 
schildern.  Die  ])alaeontologische  Geologie  in  Sachsen,  das  war  sein  un- 
beschränktes Reich.  Obwohl  in  Sachsen,  dem  in  vieler  Beziehung 
klassischen  Lande  der  Geologie  in  Deutschland,  im  ganzen  19.  Jahrhundert 
viele  Mineralogen  und  Geologen  gewirkt  haben,  die  auf  den  verschieden- 
sten Gebieten  Hervorragendes  leisteten,  so  hat  doch  Niemand  das  palaeonto- 
logische  Material  dieses  Landes  auch'  nur  annähernd  so  eingehend  be- 
handelt, wie  H.  B.  Geinitz:  mau  darf  selbst  sagen,  dass  auf  diesem  Ge- 
biete seinen  Leistungen  gegenüber  alles  Andere  verschwindet.  Ihm  stand 
ein  überwältigendes  .Material  zur  Verfügung,  das  er  selbst  gesammelt  und 
das  ihm  in  noch  viel  reicherem  Maasse  von  allen  Seiten  zur  Verfügung 
gestellt  wurde.  Er  konnte  dann  aus  dem  Vollen  schöpfen:  er  bestimmte 
es,  beschrieb  es,  bildete  es  ab,  inventarisirte  es.  Einmal  in  dieser 

Weise  bei  der  Arbeit,  hielt  er  auch  alles  Material  fest,  um  es  selbst  zu 
verarbeiten. 

H.  B.  Geinitz  erstrebte  die  Beschreibung  und  Abbildung  aller  in 
Sachsen  vorkomnienden  l’etrefacten;  viele  derselben  stellten  sich  als  bis- 
her unbekannte  Species  heraus,  und  die  seinen  Autornamen  tragenden 
Species  zählen  nach  Hunderten.  Der  Vergleichung  wegen  ging  er  aber 
auch  oft  über  Sachsen  hinaus  in  andere  Gebiete  Europas  und  auch  Nord- 
amerikas nach  pei-sönlichen  Studien  an  Ort  und  Stelle  und  nach  dem 
Material,  das  ihm  als  dem  dafür  Geeignetsten  von  anderer  Seite  zur 
Bearbeitung  überwiesen  wurde.  Hierbei  beschränkte  er  sich  durchaus 
auf  die  l’etrefacten  führenden  geologischen  Formationen,  die  im  Gebiete 
Sachsens  zur  Ablagerung  gelangt  sind:  er  hat  niemals  die  archäische 
Gruppe,  die  .Jura -Formation,  die  untere  Kreide,  das  Tertiär  und  das 
Diluvium  in  den  Bereich  seiner  eingehenderen  Studien  gezogen. 

Vor  der  Besprechung  seiner  Werke  muss  noch  eines  Verhältnisses 
gedacht  werdgn,  das  jene  erst  voll  verstehen  lehrt.  Es  ist  schwer,  sich 
hierüber  knapp  auszudrücken,  ohne  ein  Missverständniss  befürchten  zu 
müssen.  Eis  mag  paradox  klingen:  H.  B.  (ieinitz  w.ar  weder  (Jeolog  noch 
Palaeontolog;  er  war  eben  beides  zugleich,  palaeontologischer  Geologe 
oder  geologischer  Palaeontologe,  wenn  man  so  sagen  darf.  Nie  hat  er 


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IX 


kartirt  oder  auch  nur  Skizzen  veröffentlicht,  die  die  Ergebnisse  seiner 
Studien  und  seiner  Wanderungen  leichter  verständlich  gemacht  hätten 
und  dazu  beigetragen  hätten,  seine  Arbeiten  seihst  zu  klären.  Die 
einzelnen  geologischen  Horizonte  im  Gelände  streng  und  Schritt  für  Schritt 
zu  verfolgen,  war  ihm  nicht  genehm;  doch  muss  man  auch  hierbei  wieder 
eingedenk  bleiben  der  Art  und  Weise,  wie  diese  Verhältnisse  vielfach  von 
seinen  älteren  Zeitgenossen  aufgefasst  wurden.  Was  heute  nicht  mehr 
erlaubt  ist,  galt  damals  für  selbstverständlich  und  natürlich.  Ferner: 
obwohl  H.  B,  Geinitz  es  wesentlich  immer  nur  mit  organischen  Formen  zu 
thun  hatte,  hat  er  unsere  Kenntniss  der  einzelnen  Gruppen  ausgestorbener 
Lebewesen  doch  fast  niemals  durch  rein  palaeontologische  Forschungen 
anders  gefördert,  als  durch  eingehendere  Schilderung  einzelner  Formen; 
dabei  hat  er  selten  die  Kunst  der  Präparation  zu  Hilfe  genommen. 
Wesentlich  bezog  er  immer  nur  die  organischen  Reste  auf  die  geologischen 
Formationen.  Auch  hierin  war  er  ein  Sohn  seiner  Zeit;  die  Lehre  von 
der  allmählichen  Umwandlung  der  Arten  hat  sich  ja  zunächst  den  Palaeonto- 
logen  aufgedrängt,  aber  die  zielbewusste  Verfolgung  ihrer  Grundsätze  hat 
doch  erst  in  den  siebziger  Jahren  begonnen,  als  H.  B.  Geinitz  die  Haupt- 
arbeit bereits  hinter  sich  hatte.  In  seinem  „Grundriss  der  Versteinerung.s- 
kuude“  von  1846  wollte  er  den  Zeitgenossen  die  bisherigen  Ergebnisse 
der  palaeontologischen  Forschung  leichter  zugänglich  machen;  in  dieser 
ergebuissreichen  Zeit  der  Beschreibung  immer  wieder  neuer  Formen  er- 
schienen noch  mehrere  gleiche  Zwecke  verfolgende  Werke,  über  die 
die  Geschichte  das  hart  scheinende  ürtheil  fällen  musste,  dass  sie  kurz 
nach  ihrem  Erscheinen  veraltet  waren.  So  hat  auch  11.  B.  Geinitz’  um- 
fangreicher „Grundriss“  keine  weitere  Auflage  erlebt,  zumal  die  Zahl 
seiner  Schüler,  die  dafür  Interesse  hatten  und  die  Zahl  derjenigen,  die 
sich  mit  diesen  Dingen  tiefer  beschäftigten,  doch  nur  verhältnissmässig 
gering  war. 

Wollen  wir  die  lange  und  äusserst  umfangreiche  Reihe  der  Abhand- 
lungen und  Werke,  die  H.  B.  Geinitz’  Namen  tragen,  hier  nur  im  Allge- 
meinen überblicken,  so  müssen  wir  einmal  alle  kleineren  Veröffentlich- 
ungen übergehen,  und  uns  andererseits  an  die  Reihenfolge  der  Formationen 
halten,  um  die  auf  diese  bezüglichen  Werke  zu  würdigen. 

Die  ältesten  versteinerungsführenden  Formationen  finden  sich  in 
Sachsen  namentlich  im  Vogtlande  und  in  dem  sich  ostwärts  anschliessenden 
Gebiete  Ost-Thüringens  sowie  im  Fichtelgebirge.  Dort  treten  die  Schichten 
der  Cambriuras,  Silurs,  Devons  und  Untercarbons  auf  in  stark  gestörter 
Lagerung  und  nur  an  vereinzelten  Punkten  petrefactenhaltig.  Auch  trotz 
neuerer  sorgfältiger  Kartirungsarbeiten  ist  es,  wie  es  scheint,  noch  nicht 
gelungen,  völlige  Klarheit  in  die  Verhältnisse  des  ganzen  grossen  Gebietes 
zu  bringen;  so  ist  es  auch  nicht  wunderbar,  dass  H.  B.  Geiuitz  die  hier 
vorhandenen  Aufgaben  durch  die  Veröffentlichung  seines  Werkes  „Die 
Versteinerungen  der  Grauwackenformation  in  Sachsen  und  den  angrenzen- 
den Länderabtheilungen“  in  den  Jahren  1852  — 53  nicht  lösen  konnte. 
Wir  finden  hier  die  Petrefacten,  die  schon  aus  anderen  Ländern  be- 
schrieben waren,  bestimmt  und  auf  26  Steindrucktafeln  abgebildet.  Das 
Fossilien -Material  ist  wenig  gut  erhalten,  und  seit  H.  B.  Geinitz  ist 
unsere  Kenntniss  nur  durch  wenige  Einzeldarstellungen  vermehrt  worden, 
in  diesem  Werke  hat  11.  B.  Geinitz  besonders  auch  die  Graptolithen  be- 
handelt, damit  aber  wenig  Glück  gehabt;  bei  seinem  scharfen  Auge  für 


X 


Thierformen  erecheint  es  uns  ganz  befremdend,  dass  er  die  sogenannten 
Nereiten  und  ähnliche  schwer  deutbare  und  ziemlich  undeutliche  Gebilde 
zu  der  doch  sonst  scharf  und  klar  definirten  Gruppe  der  Graptolithen 
rechnete.  Er  hat  es  wohl  selbst  gefühlt,  dass  die  in  Sachsen  auch  nicht 
sonderlich  gut  erhaltenen  echten  Graptolithen  einer  erneuten  Untersuchung 
bedurften,  die  er  1890  in  einer  Abhandlung  über  „Die  Graptolithen  ira 
K.  Mineralogischen  Museum  in  Dresden“  gab.  Aber  auch  hiermit  dürften 
die  Acten  über  die  sächsischen  Graptolithen  noch  nicht  geschlossen  sein. 

Ein  grösserer  Formenreichthum  von  organischen  Resten  und  zwar 
von  Pflanzen  tritt  uns  in  der  productiven  Steinkohlenformation  in  Sachsen 
entgegen.  Das  reichliche  Material  aus  Sachsen  und  umfangreiches  V'er- 
gleichsmaterial  aus  anderen  deutschen  und  ausländischen  Gebieten  ging 
H.  B.  Geinitz  in  grosser  Fülle  zu,  und  er  hat  die  Pflanzenformen  fast 
aller  einzelnen  Gebiete  untersucht  und  bestimmt  in  der  Art  und  Weise, 
wie  (las  seiner  Zeit  alle  Geologen  machten.  Die  Phytopalaeontologie  aber 
ist  gerade  eines  der  dem  geologisch  geschulten  Forscher  am  schwersten 
zugänglichen  Gebiete,  das  auch  in  seinen  Bereich  hineinragt;  erst  in 
neuerer  Zeit  ist  man  zu  der  Ueberzeugung  gekommen,  dass  die  fossilen 
Pflanzen  von  botanisch  geschulten  Specialisten  untersucht  werden  müssen, 
nicht  nur  um  ihre  Stellung  im  natürlichen  System  der  Pflanzen  zu  be- 
stimmen, ihre  Verwandtschaftsverhältnisse  aufzuklären,  sondern  auch  um 
ihren  Werth  für  die  geologische  Stratigraphie  festzustcllen.  Dem  Scharf- 
blick H.  B.  Geinitzens  gelang  es  aber  doch,  bei  seinen  eingehenden 
Prüfungen  der  aus  den  verschiedenen  Teufen  herstammenden  Pflanzenreste 
schon  1856  in  seiner  „Geognostischen  Darstellung  der  Steinkohlenformation 
in  Sachsen“  mit  48  Steindrucktafeln  in  Folio  zu  erkennen,  dass  im 
Zwickau-Chemnitzer  Becken  verschiedenartige  Floren  auf  einander  folgen, 
die  er  von  unten  nach  oben  als  Sigillarien-,  Cal.amiten-,  Annularien-  und 
F’amenzone  bezeichnete.  Allerdings  wissen  wir  heute,  dass  eine  solche 
Gliederung  nur  localen  Werth  besitzt,  und  dass  es  nöthig  ist,  für  eine 
allgemeine  Gliederung  der  productiven  Steinkohlenformation  ein  anderes 
Schema  aufzustellen.  H.  B.  Geinitz  war  auch  selbst  überzeugt,  dass  mit 
seinen  Untersuchungen  über  die  Pflanzen  der  sächsischen  Steinkohlenfelder 
dieses  Thema  noch  nicht  erschöpft  war,  und  in  den  letzten  Jahren  seines 
arbeitsamen  Lebens  tiug  der  nie  rastende  Gelehrte  von  Neuem  an,  hier- 
über zu  arbeiten,  um  von  Neuem  zu  prüfen,  was  ihm  vor  langen  Jahren 
bei  der  Fülle  des  zu  bewältigenden  Materiales  vielleicht  zu  flüclitig  durch 
die  Hände  gegangen  war. 

Die  steigende  Bedeutung  der  Steinkohlen  für  unser  ganzes  wirth- 
schaftliches  Leben  bewog  II.  B.  Geinitz  1865  mit  Fleck  und  Hartig,  das 
gross  angelegte  Werk  „Die  Steinkohlen  Deutschlands  und  anderer  Länder 
Europas“  in  Angriff  zu  nehmen,  von  dem  er  den  ersten  Band,  die 
„Geologie“,  mit  einem  Atlas  von  28  Karten  herausgab  unter  der  Mit- 
wirkung von  mehreren  Dutzend  Gelehrten  und  Bergleuten.  Es  ist  seit- 
dem kein  ähnliches  umfassendes  Werk  mehr  erschienen,  und  man  muss 
staunen,  mit  welch  bedeutender  Kenntniss,  mit  welcher  Mühe  und  Sorg- 
falt nach  äusserst  beschwerlicher  und  weitschichtiger  Correspondenz 
II.  B.  Geinitz  hier  ein  Bild  der  rein  wissenschaftlichen  wie  auch  der 
technisch -bergbaulichen  Verhältnisse  zu  Stande  zu  bringen  bemüht  ge- 
wesen ist.  Wir  sehen  ihn  hier  in  ganz  hervorragender  Weise  auf  dem 
Gebiete  der  gleichzeitigen  Behandlung  von  Wissenschaft  und  Praxis  sein 


XI 


reiches  Wissen  und  Können  verwerthen,  und  wem  nicht  genaue  Kenntniss 
seines  Verkehrs  und  seiner  persönlichen  Beziehungen  und  auch  seiner 
Correspondenz  zur  Verfügung  steht,  der  kann  nur  ahnen,  welchen  Ein- 
fluss er  auch  auf  die  Entwickelung  des  Kohlenbergbaues  in  Sachsen  ge- 
habt hat.  Zur  Genüge  aber  ist  cs  Allen  bekannt,  wie  er  auf  Grund 
seiner  geologischen  Kenntnisse  vor  vergeblichen  Bohrungen  auf  Kohle 
gewarnt  hat,  leider  ohne  dass  auf  seine  Stimme  gehört  wurde. 

Da  die  Pflanzenreste  führenden  Schichten  des  Carbons  zum  Theil 
ganz  allmählich  in  die  des  Rothliegenden  übergehen,  so  erstreckten  sich 
die  Arbeiten  von  H.  B.  Geinitz  auch  auf  die  Floren  dieses  Systems,  und 
von  den  geringen  Ueberbleibseln  des  folgenden  Zechsteins  in  Sachsen  aus 
gelaugte  er  zum  Studium  des  Thüringer,  des  deutschen  Zechsteins,  des 
Zechsteins  in  anderen  Ländern.  Das  Perm  oder  die  Dyas,  welch’  letztere 
von  Marcou  eingeführte  Bezeichnung  II.  B.  Geinitz  aufnahm,  erhielt  durch 
ihn,  den  „besten  Kenner  dieser  Formation“,  die  umfassendste  Darstellung. 
Nach  vielen  Einzeluntersuchungen  und  kleineren  Abhandlungen  gab  er 
1861 — 62  das  grosse  Werk  in  zwei  Abtheilungen  „Dyas  oder  die  Zech- 
steinformation und  das  llothliegende“  heraus,  das  für  lange  Zeit  noch 
das  Grundwerk  bleiben  wird  für  die  faunistischen  Studien  über  diese 
Formationen.  Die  erste  Abtheilung  mit  23  Steindrucktafeln  behandelt 
die  animalischen  üeberreste,  die  zweite  Abtheilung  mit  42  Steindruck- 
tafeln die  Pflanzen  der  Dyas  und  Geologisches.  Eine  grosso  Anzahl  von 
Versteinerungen  ist  hier  besclirieben  und  abgebildet  worden,  viele  davon 
als  neue  Formen  zum  ersten  Male.  In  dem  geologischen  Theil  finden 
wir  ausführliche  Schilderungen  der  einzelnen  Verbreitungsgebiete  der  Dyas 
in  Deutschland  und  in  England,  wo  H.  B.  Geinitz  selbst  Beobachtungen 
angestellt  und  gesammelt  hatte.  Die  Beiträge  von  anderer  Seite  in 
diesem  grossen  Werke  sind  unbedeutend  gegenüber  der  persönlichen 
Leistung  von  H.  B.  Geinitz. 

Nach  seinen  eigenen  Untersuchungen  hatte  er  sich  über  die  Gliederung 
der  Dyas  eine  feste  Vorstellung  gebildet,  an  der  er  festhielt,  auch  als 
durch  neuere  Foi-schungen  namentlich  auch  in  entfernteren  Gebieten  un- 
zweifelhaft dargethan  war,  dass  schon  allein  der  Name  „Dyas“  nicht 
mehr  das  Richtige  traf.  Der  Streit  nm  ,,Dyas“  und  „Perm“  und  um  die 
specielle  Gliederung  dieser  Schichtengruppe  hat  ihm  bitteren  Aerger  und 
Kummer  bereitet. 

lieber  die  triassische  Schichtenreihe  hat  H.  B.  Geinitz  wenig  ver- 
öftentlicht;  hierher  gehört  aber  seine  Jenaer  Inaugural- Dissertation  vom 
Jahre  1837  „Beitrag  zur  Kenntniss  des  Thüringer  Muschelkalkgebirges“. 
Diese  erste  Arbeit  mag  besonders  genannt  werden,  um  die  Anhänglichkeit 
und  Vorliebe  zu  erwähnen,  die  H.  B.  Geinitz  stets  für  Jena  bewiesen  hat. 
Eine  grosse  Freude  war  ihm  die  Erneuerung  des  Doctor- Diploms  nach 
50  Jahren,  und  rührend  und  zugleich  für  ihn  höchst  bezeichnend  war 
es  zu  sehen,  wie  er  1890  auf  einer  E.\cursion  mit  Studirenden  der 
Hochschule  nach  Jena  kam  und  seine  dort  auch  noch  lebende  Wirtbin 
aus  der  Studienzeit  in  seiner  alten  Wohnung  besuchte,  als  wäre  das 
etwas  Alltägliches. 

In  Dresden  und  im  Elbthale  fand  H.  B.  Geinitz  sich  anf  dem  Boden 
der  Kreideformation  mit  ihrem  in  mehreren  damaligen  Aufschlüssen  er- 
staunlichen Fossilien- Rcichthum.  Hier  sammelte  er  selbst  und  hier 
gingen  ihm  von  vielen  anderen  Sammlern  grosse  Mengen  von  Petrefacten 


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XII 


zu : sind  doch  aus  den  Terhältnissmässig  kleinen  Kalkbrüchen  bei  Strehlen 
gegen  200  verschiedene  Thiere  gekommen  von  der  jetzt  völlig  bebauten 
Stelle,  die  nichts  mehr  ergiebt.  Dieses  Kreidegebiet  wurde  nun  von 
H.  B.  Geinitz  in  allen  Beziehungen  durchforscht  und  in  mehreren  zu- 
sammenfassenden Werken  wiederholt  beschrieben.  Die  complicirten  \^er- 
hältnisse  der  Kreideformation  in  Deutschland  wurden  nur  schrittweise 
klargelegt;  H.  B.  Geinitz  nahm  daran  auf  Grund  seiner  Untersuchungen 
an  Ort  und  Stelle  regen  Antheil,  kam  aber  auch  bald  mit  anderen 
deutschen  Geologen  in  Widerspruch,  bis  er  sich  dann  auf  die  Durch- 
forschung der  Kreideformation  in  Sachsen  beschränkte,  immer  aber  noch 
den  Namen  Ouadersandsteinformation  als  allgemeine  Bezeichnung  ver- 
theidigend,  ohne  sich  überzeugen  zu  lassen,  dass  diese  Bezeichnung 
genau  so  wenig  zutreffend  ist,  wie  der  gemeinübliche  Name  der  Kreide. 
Die  l’etrefacten  aber  hat  er  immer  wieder  von  Neuem  und  mit  neuen 
litterarischen  und  Sammlungshilfsmitteln  durchgearbeitet  und  bestimmt, 
sich  selbst  in  zahlreichen  Fällen  verbessernd,  bis  er  seine  Arbeit  zu 
einem  gewissen  Abschlüsse  brachte  in  dem  umfangreichen  zweibändigen 
Werke  1871 — 75  „Das  Filbthalgebirge  in  Sachsen“  mit  zusammen  113  Taf^eln 
Abbildungen  von  Fossilien.  Das  ist  ein  weiteres  hervorragendes  Werk 
H.  B.  Geinitzens,  das  noch  durch  manches  Geologen  Hände  gehen  und 
noch  manche  weiteren  Untersuchungen  veranlassen,  manche  Bestätigungen 
und  manche  Verbesserungen  erfahren  wird. 

Das  „Klbthalgebirge“  war  sein  letztes  grosses  Werk,  aber  seine 
Forschorarbeit  ging  noch  rastlos  weiter;  lange  nicht  Alles,  was  er  be- 
arbeitet hat,  konnte  erwähnt  werden  — und  noch  nicht  genug,  noch 
andere  Seiten  seiner  wissenschaftlichen  Thätigkeit  müssen  erwähnt  werden. 

Im  Jahre  18G3  trat  II.  B.  Geinitz  nach  dem  Tode  Bronn’s  in  die 
Redaction  des  Neuen  Jahrbuches  für  Mineralogie,  Geologie  und  l’alaeonto- 
logie  ein;  16  Jahre  lang  hat  er  sich  dieser  Thätigkeit  gewidmet  bis  zum 
Tode  seines  treuen  Mitarbeiters  Leonhard.  Als  1879  die  Redaction  dieser 
Zeitschrift  in  amlere  Hände  überging,  mussten  alsbald  zahlreiche  Mit- 
arbeiter für  dieselbe  herbeigezogen  werden.  Was  H.  B.  Geinitz  allein  zu 
bewältigen  versucht  hatte,  fiel  nun  auf  die  Schultern  einer  grossen  An- 
zahl von  Gelehrten.  Die  Referate  über  Geologie  und  Palaeontologie  in 
den  16  Jahren  sind  nicht  unterzeichnet;  es  lässt  sich  nicht  erkennen,  wie 
viele  gerade  in  der  Abtheilung  für  Geologie  von  H.  B.  Geinitz  herrühren, 
aber  eine  einfache  Durchsicht  der  16  Bände  ergiebt  doch,  dass  ungefähr 
3 — 400Ü  Referate  aus  seiner  Feder  stammen.  Welche  ungeheure,  müh- 
same und  oft  undankbare  Arbeit  steckt  in  diesen  Artikeln  und  in  der 
Correspondenz,  die  die  Redaction  mit  sich  brachte.  Es  erscheint  geradezu 
unbegreiflich,  wie  er  auch  noch  diese  Arbeit  neben  all  seiner  sonstigen 
Thätigkeit  leisten  konnte.  Dafür  musste  es  aber  auch  mit  Dank  an- 
erkannt werden,  dass  H.  B.  Geinitz  in  Dresden  seiner  Zeit  geradezu  ein 
j)ersönlicher  Centralpunkt  für  alle  geologische  Arbeit  in  Deutschland  war. 

Und  noch  nicht  genug!  Hand  in  Hand  mit  dieser  Thätigkeit  als 
Forscher  und  als  Lehrer  ging  noch  seine  Verwaltung  des  Königl.  .Minera- 
logisch-geologischen .Museums,  das  er  ja  in  den  51  Jahren  seiner  Leitung 
nicht  bloss  verwaltet,  sondern  zum  grössten  Theile  erst  geschalTen  hat. 
Alles  was  er  selbst  gesammelt  hatte,  was  ihm  von  so  vielen  Freunden 
und  Fachgenossen  niitgetheilt  wurde,  ist  schliesslich  in  dieses  Museum 
gekommen,  dessen  Schätze  die  Bewunderung  und  Anerkennung  aller 


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XIII 


Kenner  finden.  Und  nicht  bloss  Material,  das  ihm  leicht  zufloss,  hat  er 
hier  in  dem  Museum  aufgehäuft,  unter  beschränkten  Verhältnissen  hat 
er  auch  durch  zahlreiche  Tauschgeschäfte,  ja  selbst  durch  Handel  die 
Sammlungen  vermehrt,  stets  alles  ordnend,  bestimmend,  mühsam  kata- 
logisirend.  In  den  mittleren  Jahrzehnten  des  19.  Jahrhunderts,  als 
I’etrefacten  und  Mineralien  in  Deutschland  oft  genug  noch  als  gemeine 
Waare  angesehen  werden  konnten,  gelangte  so  viel  Material  in  das 
Museum,  dass  es  uns  nicht  Wunder  nehmen  kann,  wenn  II.  B.  Geinitz 
nun  auch  bemüht  war,  in  den  immerhin  beschränkten  Bäumen  möglichst 
viel,  möglichst  vielerlei  dem  Publikum  zugänglich  aufzustellen,  jedem 
Laien  ein  solches  Fassungsvermögen  ziimuthend,  wie  er  es  seihst  hesass. 
Und  nicht  bloss  Mineralogie  und  Geologie  brachte  er  in  dem  Museum 
zur  Anschauung,  er  bereitete  dort  seit  Mitte  der  siebziger  Jahre  auch 
noch  der  jüngsten  in  die  Culturgeschichtc  verlaufenden  Periode  der  Erd- 
geschichte, der  Periode  des  vorhistorischen  Menschen  eine  würdige 
Stätte,  auch  auf  diesem  Gebiete  seihst  litterarisch  thätig. 

Und  noch  nicht  genug!  Nicht  nur  im  engeren  Kreise  der  Fach- 
wissenschaft hat  II.  B.  Geiuitz  gewirkt,  sondern  auch  noch  als  Mitglied 
gemeinnütziger  Gesellschaften  in  Dresden,  im  Gewerbe -Verein,  in  der 
Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde,  in  dem  Sächs.  Ingenieur-  und 
Architekten-Verein  und  vor  allem  in  unserer  Isis,  Jahrzehnte  lang  deren 
rührigstes  Mitglied.  Fast  zwei  Jahrzehnte  lang  war  er  zweiter  V' ersitzender 
und  dann  viermal  1868,  1874 — 76,  1881 — 82,  1885  — 86  erster  Vor- 
sitzender und  inzwischen  fast  stets  Vorstand  der  Section  für  Mineralogie 
und  Geologie  oder  der  von  ihm  ins  Leben  gerufenen  prähistorischen 
Section.  Unzählige  Vorträge  hat  er  in  den  Sitzungen  der  Isis  gehalten 
und  sehr  oft  auch  Excursioncn  veranstaltet:  mehrere  seiner  kürzeren 
Abhandlungen  gereichen  den  Veröffentlichungen  der  Gesellschaft  zur  Zierde. 
Ueberdies  verdankt  es  ihm  die  Isis  auch,  dass  ihr  zur  Förderung  ihre